Komm, drück mich mal wieder

Nachtperle's Plauderecke
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    Re: Komm, drück mich mal wieder

    Nachtperle - 06.01.2008, 21:33

    Komm, drück mich mal wieder
    Ärzte orten Seltsames:
    Immer mehr Menschen werden krank,
    weil man das Streicheln verlernt hat.


    Komm,
    drück mich mal wieder

    Das Bündnis zwischen Ich und Du hat einen Knacks bekommen. Man redet nicht mehr miteinander, vergisst auf Blickkontakte, ein liebes Lächeln meidet zärtliche Berührungen. Univ. Prof. Dr. Peter Gathmann von der Psychiatrischen Universitäts-Klinik in Wien berichtet von einer Mutter, die sich Handschuhe anzog, wenn sie ihr eigenes Kind mit einer Salbe einschmieren sollte.

    Was Ist nur passiert mit uns? Die Erklärungsversuche reichen von Achselzucken bis zum Suchen historischer Wurzeln in den seelischen Erschütterungen zweier Weltkriege. Doch in einem sind sich Kenner der Szene einig: Menschliche Kälte steigt proportional zum wachsendem Wohlstand. Was für Prof. Gathmann eine Milchmädchenrechnung ist;
    „Solange die Menschen hungern, in dürftigen Verhältnissen leben, brauchen sie gegenseitige Nähe. Wenn jeder hat, was er will, kann er auf den Nächsten verzichten und schafft automatisch Distanz“.

    Gunstgewerbe 2000

    Damit, so beobachten die Ärzte, greift eine ganz neue Mangelkrankheit massiv um sich; Hunger nach Streicheln und Zärtlichkeit. Der Mensch anno 1999 weiß das und hilft sich. Er kauft, was fehlt. So vergrößert sich denn das weite Feld der Dienstleistungsbranche um bezahlte zwischenmenschliche Beziehungen – Gunstgewerbe anno 2000. Univ. Prof. Dr. Radvan Urbank, Chef der Wiener Universitäts-Kinderklinik ortet keine Entwicklung hin zu einer Rabengesellschaft, sondern vielmehr wachsende sozialen und gesellschaftlichen Druck in Richtung Job und Karriere. „Es gibt gar nicht so wenige Eltern, die eher bereit sind, Geld für Tagesmutter, Kindergarten und Privatschule auf den Tisch zu legen, als ihren Job einzuschränken“. Erziehung, Zeithaben und Zuwendung wird außer Haus gegeben. So mancher Nachhilfelehrer stellt fest, dass sein Schüler weniger Erklärungen in Mathe braucht, als vielmehr einen Menschen, mit dem er reden kann.

    Das bezahlte Gespräch

    Wer als Kind das Streicheln nicht lernt, kann es auch als Erwachsener nicht. So beschäftigen sich denn auch Ehepaare, Lebenspartner mehr mit anderen Dingen als miteinander, ziehen organisierte Abende, Fitnessstudios und Partys der Gesprächsstunde beim Abendessen zu zweit vor. In zunehmendem Maße werfen sich Frauen und Männer auch im Urlaub lieber in die Arme des Animateurs als auf die Auffrischung ihrer Partnerbeziehung. Was sich nicht zuletzt auf das Sexualleben auswirkt – der Liebesakt wird zur mechanischen Praktik.

    Und um den Generationspakt mal anders zu strapazieren: Auf das Streicheln von Oma und Opa vergessen so manche Berufstätige schon lange. Nicht, dass man sich nicht kümmert – doch statt für sie zu kochen, berappt man den Schweinsbraten auf Rädern. Das Stück Zucker mit den Herztropfen reicht nicht die Hand der Tochter, sondern jene der Pflegerin. Für Oma ist das “bezahlte“ Gespräch mit Krankenschwestern und Aufräumfrau allemal wichtiger als die Dienste, für die sie eigentlich zuständig sind.

    Liebe macht Ärzte brotlos

    „Warum glauben sie sind unsere Wartezimmer so voll?“ fragt Prof. Gathmann. Das Manko an menschlicher Wärme führt immer mehr Patienten in Depression, Psychosen und Neurosen. Mehr Liebe, so Gathmann, würde jedenfalls eine ganze Reihe von Ärzten arbeitslos machen. Denn Kälte führ nicht nur zu psychischen, sondern auch zu somatischen Leiden. Dazu gehören.

    *Bauchschmerzen

    *Kopfschmerzen

    *Magenschmerzen

    *Rücken – oder Kreuzschmerzen

    *Übelkeit

    *Reizbarkeit

    *Nervosität

    *Schlafstörungen

    *Asthma, Bronchitis

    *Herzrhythmusstörungen

    um nur einige zu nennen.

    Ein wiener Hautarzt entdeckte, dass eine Verschlechterung der kindlichen Dermatosen (Schuppenflechte, Neurodermitis, Ekzeme) zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass die Sprösslinge per Haut gegen das Streicheldefizit protestieren. Er verschrieb kurzer Hand eine Salbe, mit der die Mütter dreimal täglich ihr Kind einreiben mussten. Der Arzt mit Erfahrung wusste, was er tat - seine Rezeptur bekam mit der zeit den Nimbus eines Wundermittels. Die Kinder gesundeten, weniger wegen der Salbeninhaltsstoffe, sondern vielmehr durch die „verordnete“ liebevolle Berührung mit der Mutterhand.

    „Wir müssen aufpassen“

    Speziell Hausärzte berichten in zunehmendem Maße über Zuwendung per Krankenschein. Nicht wenige Senioren flüchten vor der Einsamkeit in die Arztpraxis.
    Dr. Wolfgang Grabner, praktischer Arzt in St. Georgen im Attergau, Oberösterreich:
    „Speziell in der kalten dunklen Jahreszeit ist der Warteraum voll. Ältere Leute sind in der Wintersaison ans Haus gefesselt, vermissen den täglichen Spaziergang mit Tagestratsch und versuchen, ihr Kontaktmanko in der Ordination zu kompensieren.“
    Den älteren Patienten, so weiß Dr. Grabner zu berichten, macht es gar nichts aus, lange zu warten. Sie sind sogar enttäuscht, gleich dranzukommen – je länger es dauert, umso mehr können sie plaudern. Und die Behandlung selbst muss neben dem Blutdruckmessen und Herz abhorchen auch „Reden lassen“ umfassen.

    „Wir müssen aufpassen,“ mein Prof. Gathmann, „dass unsere zwischen menschlichen Kontakte nicht verhungern. Wenn wir lieben lassen statt zu lieben, gehen wir am schönsten Teil des Lebens vorbei. Eine nicht geringe Gefahr sieht der Psychiater in Fernsehen und Computertechnik. „Das bringt die Pervertierung zu Kontaktsurrogaten.“ So gibt es schon eine Reihe von Patienten, die Schwierigkeiten mit einem normalen Sexualleben haben, weil sie mit Cybersex aus dem Internet Wünsche befriedigen können, mit denen die eigene Frau nicht mehr mitkommt.

    Wie schön, dass die Jugend da schon wieder aus der Reihe tanzt. Laut neuesten Umfrage – Ergebnissen rangieren bei den Teenies Zärtlichkeit und Partnerharmonie in der Werteskala ganz oben.

    Prof. Gathmann stellte fest, dass viele Menschen das Streicheln einfach verlernt haben. Berufsstress, totale Technisierung des täglichen Lebens, der Kampf der Geschlechter ( Emanzipation gegen Machotum) sind der Feind der Zärtlichkeit.

    Alleinstehenden Senioren (gilt auch für junge Singles), die unter Berührungsdefiziten leiden, rät Prof. Gathmann: Verlassen sie ihre vier Wände. Gehen sie auf andere zu, suchen Sie das Gespräch, mit ein paar humorigen Bemerkungen öffnen sich Ihnen Tür und Tor. „Sobald man Deine Autonomie in der Herstellung von Kontakten entdeckt hat, beginnen die Dinge zu rollen“, erklärt der Psychiater. „Einer unter Berührungsmangel leidenden 62jährigen Patientin „verschrieb“ ich wöchentliche Massagen. Das Ergebnis: Sie fühlte sich schon nach ein paar Wochen körperlich und esslisch besser, war so gut aufgelegt, dass sie bald darauf auch wieder Freundschaften schloss.“

    Von Dr. Monika Berthold

    Medizin Populär *11 – 12/97



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