Die Seligpreisungen

Nachtperle's Plauderecke
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    Re: Die Seligpreisungen

    Xantos - 06.01.2008, 00:09

    Die Seligpreisungen
    Die Seligpreisungen

    (Matthäus 5:3-11)

    Mit den Seligpreisungen gemäß Matthäus 5: 3-11 eröffnet Jesus gleichsam wie mit Fanfarenstößen seine Bergpredigt, die für viele Christen (und auch für viele Nichtchristen) wohl berühmteste Predigt der Welt. Er zeigt darin auch seine Verbundenheit mit den Benachteiligten, Schwachen und Sanftmütigen und macht deutlich, welche Art von Menschen Gottes Wohlgefallen haben.

    Doch wenn man den Text gelesen und darüber nachgedacht hat, dann fragt man sich, ob diese Aussagen realistisch sind; ich habe zwar eine hohe Achtung vor Menschen, die in ihrem öffentlichen Leben oder in ihrem Privatleben nach den Grundsätzen der Bergpredigt zu leben sich bemühen, aber man beobachtet doch immer wieder, dass sie in diesen Bemühungen auf Dauer scheitern. Darum haben nicht wenige Kritiker die Worte Jesu als ein Vertrösten der benachteiligten Menschen auf ein besseres, weil ausgleichendes Jenseits verstanden und ausgelegt; Tatsache ist ja, dass jahrhundertlang unterdrückte und missbrauchte Menschen auf ein solches Jenseits vertröstet wurden. Aber will Jesus das mit seinen Worten sagen? War er nur ein weiterer Lehrer, der – ganz im Sinne der Mächtigen – die Menschen zu Geduld und Langmut aufforderte mit Verheißungen, die in ihrem Leben in keiner Weise Wirklichkeit wurden und werden? Betrachten wir die Worte Jesu doch etwas ausführlicher!

    Das griechische Wort ‚Makarios‘, das manche Übersetzungen mit selig (Luther, Schlachter, Menge, Albrecht, Zürcher, Keppler, Rösch, Stage, Allioli)), andere mit glückselig (Meister, Elberfelder, Konkordante), Wohl denen (Bruns),wie gesegnet (das jüdische neue Testament), Heil denen (Pfäfflin) wiedergeben - die Neue-Welt-Übersetzung der Wachtturm-Gesellschaft übersetzt das Wort mit ‚glücklich‘ -, hat gemäß dem ‚The complete Wordstudy Dictionary – New Testament‘ folgende Bedeutungsinhalte: ‚gesegnet, die Gunst Gottes besitzend, jener Zustand, der durch die Fülle von Gott her gekennzeichnet ist. Es deutet den Zustand des Gläubigen in Christus an.... Makarios unterscheidet sich von dem Wort ‚glücklich‘ in der Weise, dass eine Person glücklich ist, wenn sie Glück hat (von einer Wortwurzel, die Glück als günstige Umstände deutet); Makarios zu sein, gesegnet, ist gleichwertig der Aussage, Gottes Königreich im Herzen zu haben‘

    Das Theologische Wörterbuch zum Neuen Testament von Gerhard Kittel sagt zu ‚Makarios‘: ‚....Makarios .... hat im Neuen Testament die Besonderheit daran, dass sie ganz überwiegend auf die einzigartige religiöse Freude bezogen ist, die dem Menschen aus dem Teilhaben am Heil des Reiches Gottes erwächst. .... Die...Seligpreisungen nennen Menschen, deren Gesinnung inhaltlich dem höheren Gesetz des Reiches Gottes entspricht‘.

    Demnach sind diese Seligpreisungen auf Menschen in ihrer Beziehung zu Gott bezogen, nicht allein auf ihre persönlichen Verhältnisse und aktuellen Situationen. Und es ist ja zutreffend, wie wir im einzelnen noch sehen werden, dass Menschen, die trauern oder nach Gerechtigkeit trachten, keineswegs stets getröstet oder zufriedengestellt werden. Die Wirklichkeit beweist eher das Gegenteil. Betrachten wir also die Texte im einzelnen!

    Obwohl Jesus vor vielen Menschen redete, geht aus dem Text hervor, dass er hier besonders seine Jünger ansprach; sie traten zu ihm, und er lehrte sie (Matthäus 5:1-2).Das erste, was er ihnen sagte, war:

    Selig sind die geistlich Armen .......(Matthäus 5:3)

    Dass es hier nicht um materiell Arme geht, braucht nicht besonders erwähnt zu werden; Jesus hat materiellen Besitz nie verurteilt, sondern allenfalls die Art, wie man ihn verwendet und wie man zu ihm eingestellt ist. Doch wie ist der Ausdruck ‚geistlich Arme zu verstehen? Ist es ein Verdienst, unwissend zu sein? Keineswegs!

    Die Neue-Welt-Übersetzung von Jehovas Zeugen gibt – in deutscher Übersetzung – den Text wie folgt wieder: ‚Glücklich sind die, die sich ihrer geistigen Bedürfnisse bewusst sind‘.. Doch diese Wiedergabe geht am Kern des Satzes vorbei; das Wort ‚Arme‘ oder ‚arm‘ wird völlig fallen gelassen, umgangen. Ein jeder, der kulturelle Bedürfnisse hat, würde unter diesen Satz fallen, denn kulturelle Bedürfnisse sind geistige Bedürfnisse. Sollten aber ‚geistliche‘, das heißt religiöse Bedürfnisse gemeint sein, dann würde damit gesagt, dass jemand glücklich zu nennen ist, der solche Bedürfnisse entwickelt. Das scheint mir ein ‚Wink mit dem Zaunpfahl‘, denn Jehovas Zeugen wird der Gedanke vermittelt, dass ihre Organisationsleitung sie mit regelmäßiger geistiger Speise zur rechten Zeit versorgt, und wer danach kein Bedürfnis empfindet, ist nicht glücklich zu nennen. Wie bist du eingestellt?

    Dass diese Wiedergabe nicht korrekt – wenn nicht gar tendenziös – ist, zeigt sich in der englischen Neuen-Welt-Übersetzung, nämlich in der Interlinear-Ausgabe. Während in der rechten Spalte – im geläufigen englischen Text – die gleiche Übersetzung zu finden ist wie in der deutschen Ausgabe, sagt die Wort-für-Wort-Übersetzung aus dem Griechischen in der Zwischenzeile: ‚Glücklich die Armen in Bezug auf den Geist ...‘. Warum lässt man also das Wort ‚Arme‘ im laufenden Text aus? Ich kann nur vermuten, dass man den Gläubigen ein positives Gefühl vermitteln wollte, da sie ja zu denen gehören, die ihre geistigen Bedürfnisse erkannt haben – also besser sind als die so ungeistigen Weltmenschen -, aber man wollte (oder konnte?) ihnen wohl nicht erklären, dass sie ihre geistliche Armut erkennen müssten.

    Das ist hier nämlich der Kernpunkt. Die Übersetzung von Jörg Zink gibt den Text wie folgt wieder: ‚Selig sind, die arm sind vor Gott‘; diese Wiedergabe ist zwar frei, trifft aber den Punkt. Die geistliche Armut,, die es zu erkennen gilt, ist die Armut vor Gott. Der Kommentator Lenski schreibt, dass das Wort sogar den Sinn von ‚bettelarm‘ habe. Dabei fällt mir das Gleichnis Jesu vom Pharisäer und dem Zöllner ein (Lukas 18:9-14). Der erstere erkannte sich gewiss nicht als ‚geistlich arm vor Gott‘; er hielt sich für ‚wohlhabend‘ vor Gott und führte alle seine ‚Besitztümer‘ an; er rühmte sich vor Gott. Jesus sagte nicht, er habe gelogen; nein, er hatte gewiss all das getan, was er da anführte. Er sah seine Leistungen, jedoch n u r seine Leistungen; er sah nicht sein Versagen, seine Unreinheit, seine Verlorenheit vor Gott. Der Zöllner sah nur diese; er fand selbst nichts Gutes mehr an sich; er erkannte sein Bedürfnis nach göttlicher Gnade, erkannte sich als arm im Geiste. Das Urteil Jesu ist bekannt.

    Jesus sprach seine Worte gezielt zu seinen Jüngern; als eine Botschaft für Menschen, die sich zu Christus bekennen. Man wird nicht zum Christen, weil man die Bergpredigt schätzt; aber wer sich zu Christus bekennt, der wird diese Predigt gleichsam zu seiner Haus- und Gemeindeordnung machen, auch wenn uns dazu immer wieder viel fehlt, eben weil wir erkennen, dass wir ‚geistlich arm‘ sind.

    Jesus sprach nicht von einer Armut des Intellekts oder der Vernunft, sondern er sprach von geistlicher Armut. Gott ist Geist. Um mit ihm Gemeinschaft zu haben, gab er uns auch einen Geist, einen gesunden und reinen Geist, durch den der Mensch Gemeinschaft mit ihm pflegen konnte. Doch brach die Sünde herein, und die Gemeinschaft mit Gott wurde unterbrochen. Seither ist der Mensch geistlich tot (Epheser 2:1; Kolosser 2:13; Römer 3:10-12). Paulus schildert diesen Zustand in 1.Korinther 2:14:: Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geist Gottes ....! Dem adamischen Menschen ging die geistliche Beurteilungskraft verloren. Er ist geistlich arm gegenüber dem lebendigen Gott. Es fehlt ihm vieles, was der Mensch Gottes haben sollte: Gerechtigkeit, Heiligkeit, Moral, Glauben, Gottvertrauen. Für viele ist das hier Gesagte Torheit. In Wirklichkeit ist aber diese geistliche Armut unser Tod! Doch wie konnte Jesus sagen, solche Menschen wären glücklich? Die Glückseligkeit dieser Armen liegt in der Tatsache, dass sie zur Selbsterkenntnis, also zur Erkenntnis ihres Elends bezüglich ihrer Stellung vor Gott gekommen sind.

    Diese Stellung vor Gott zu erkennen, ist der erste Schritt zur Hilfe. Aber das fällt vielen schwer. Der Mensch von heute ist auf seine Leistungen stolz und auf seine Unabhängigkeit. Er hat auch viel geleistet; aber es klappt nicht! Er hat den grundlegenden Fehler nicht erkannt, seine Selbstüberschätzung, unsere Trennung von Gott. Darum fordert Jesus ja auch zur Buße (Umkehr) auf, und darum sind die Menschen selig, denen ihre geistliche Armut bewusst geworden ist, und die deshalb umkehren; ‚denn ihrer ist das Himmelreich!‘ Nicht ‚es wird sein‘, sondern ‚ihrer ist‘, weil solche Menschen durch Christus Bürger dieses Reiches s i n d! (Galater 4:26; Kolosser 1:13). Und darum sind sie jetzt schon ‚selig‘ oder ‚glückselig‘ zu preisen!

    Doch wie kommen wir zur Erkenntnis unserer geistlichen Armut und Elends? Durch Gottes Gnade, der uns einlädt, unser Leben im Lichte des Wortes und Willens Gottes zu sehen. Der Hochmut und die Selbstherrlichkeit des Menschen sind die größten Hindernisse. Und die menschliche Heuchelei. Diese Heuchelei wurde von Jesus an den scheinbar geistlich Reichen scharf kritisiert, doch den Demütigen schenkte er Gnade. Du magst vieles an Dir sehen, was Dir gefällt, und wir freuen uns ja auch alle über Anerkennung und Achtung. Wir sehen uns gern im besten Licht! Doch lasst uns lernen, uns mit Gottes Augen zu sehen. Vor Gott haben wir nichts vorzuweisen; wir brauchen eine Erlösung, die e r schafft. Wir können vor Gott nicht bestehen, wenn wir nicht unsere geistliche Armut erkannt haben. Doch glückselig der, welchem diese Erkenntnis gewährt wurde.

    Das spricht nicht gegen gute Werke, zu denen Christen aufgefordert sind (Epheser 2:10). Aber alle unsere Werke, selbst die besten, sind keine Vorzeigewerke für Gott; wir haben Grund dankbar zu sein, dass wir sie tun dürfen. Paulus, der große Apostel, schrieb alle seine Werke Gott dem Höchsten zu. Was haben wir denn, was uns nicht gegeben worden wäre? Gott schaut auf den Geist, auf das Herz eines Menschen (Jesaja 57:15). Zu den geistlich Armen im Gleichnis Jesu von den Schafen und Böcken sagte Jesus: ‚Kommt her, Gesegnete meines Vaters, ....‘. Sie hatten ihre guten Werke nicht hinausposaunt, ja sie hatten diese nicht einmal bemerkt.

    Deine Armut im Geiste wird Dir auch helfen, andere anzuerkennen, die vielleicht nicht in allen Punkten Deiner Meinung sind. Wir alle erkennen stückweise, wie Paulus in 1.Korinther 13 schreibt. Darum bleibe immer Lernender aus Gottes Wort. Vielleicht hast Du eine große Bibelkenntnis; dann freue Dich darüber, aber werde keinesfalls stolz und überheblich, denn dann würdest Du im Geist ‚aufgebläht‘ und würdest Deine richtige Stellung vor Gott nicht mehr sehen. Echte Erkenntnis bringt Dich auf die Knie, zum Danken. Wahre Erkenntnis führt zur Einsicht über unsere geistliche Armut. Je näher Dich der Heilige Geist zu Gott führt, desto überwältigter bist Du, und Du verstehst, dass Menschen aus eigener Kraft oder Weisheit Gott nicht erkennen können. Selbst die Pharisäer, welche Bibeltexte auf ihren Gewändern trugen , in den Schriften forschten und auf den Messias warteten, erkannten ihn nicht, als er kam.

    Darum, wenn wir nicht alle bewusst und ernsthaft ‚arm im Geist‘ sind, wird das Himmelreich niemals unser sein. Aber selig jene, die ihre Armut im Geist vor Gott erkannt haben und demütig geworden sind im Heiligen Geist durch die Gnade Gottes. Lasst uns arm werden im Geist, indem wir erkennen, wie wir wirklich vor Gott stehen, und dass wir so, wie wir sind, nicht vor ihm bestehen können; bittet Gott, dass er uns löse von unserem Ego, und vertrauen wir auf die Gnade und Barmherzigkeit Gottes in Christus, denn, wie geschrieben steht, den Demütigen gibt er G n a d e zum ewigen Leben.



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