Die WT - wieder einmal verantwortungsscheu

Nachtperle's Plauderecke
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    Re: Die WT - wieder einmal verantwortungsscheu

    Xantos - 05.01.2008, 23:58

    Die WT - wieder einmal verantwortungsscheu
    Die Wachtturm-Gesellschaft - wieder einmal verantwortungsscheu
    WT vom 15.08.1998, bezeichnenderweise betitelt "Warum die Vertrauenskrise?"

    Die Scheu der Wachtturm-Gesellschaft (WTG), Verantwortung zu übernehmen für falsche Lehrentscheidungen oder andere Entscheidungen in der Vergangenheit, ist gut bekannt und wurde auch schon wiederholt dokumentiert. Sie gebraucht dabei vor allem zwei Methoden:

    1. sie erhält ‘neues Licht’; für das alte, irrige Licht ist ja dann nicht sie verantwortlich, sondern der Lichtgeber, also nach ihrem Verständnis letztlich Gott. Manchmal ermahnt sie dann noch zur Dankbarkeit ‘selbst für die Fehler’;

    2. sie überträgt die Verantwortung auf das ‘Volk Gottes’, das heißt auf alle Zeugen Jehovas, die entweder zu viel erwartet oder letztendlich nach ihrem eigenen Gewissen entschieden hätten.

    Der Wachtturm (WT) vom 15.08.1998, bezeichnenderweise betitelt ‘Warum die Vertrauenskrise?’ - die Fragestellung bezieht sich natürlich nicht auf die WTG -, enthält ein neues, verletzendes Beispiel von Verantwortungsscheu.

    Wie als bekannt vorausgesetzt werden darf, wurde mit dem WT vom 01.05.1996 die Ableistung des Wehrersatzdienstes (Zivildienstes) ‘gleichsam erlaubt’, d.h. ein Zeuge Jehovas, der diesen Dienst annähme und verrichtete, hätte damit nicht mehr ‘die Gemeinschaft verlassen’ und müsste nicht mehr wie ein Ausgeschlossener behandelt werden, sondern wäre anzusehen wie ein Christ, der in gutem Ruf stünde. Dies war eindeutig eine Entscheidung ‘von oben’, und den örtlichen Ältesten wurde diese Entscheidung auch noch mit einem besonderen Brief mitgeteilt. Der Grund der Änderung sei ein neues Verständnis auf Grund eines intensiveren Studiums von Römer 13 gewesen. Die Entscheidung erregte den Unmut und die Entrüstung nicht weniger Zeugen, die nun einsehen mussten, wegen ihres Gehorsams gegenüber Organisationsentscheidungen oder Entscheidungen des ‘treuen und verständigen Sklaven’, der ‘Leitenden Körperschaft’, unnötigerweise Opfer, vielleicht sogar Gefängnis - verbunden mit allen möglichen Begleiterscheinungen und Folgen - auf sich genommen zu haben. Diese Erregung führte wohl auch, wie der WT vom 15.08.1998 erwähnt, zu brieflichen Anfragen, zu Zweifeln, vielleicht zu einer gewissen ‘Vertrauenskrise’, zum Verlust der Zuversicht (S.15, Abs.2).

    Bestimmt waren da nicht nur ‘gelegentliche Briefe’, denn wegen gelegentlicher Briefe pflegt die WTG keinen WT-Studienartikel für ein weltweites Studium zu schreiben. Es muss sich vielmehr als notwendig erwiesen haben, die Zuversicht in ‘Jehovas Organisation’ zu stärken. Dies versucht man u.a. mit den Worten in dem angeführten WT zu erreichen:

    "Für uns heute bedeutet es, sowohl dem ‘,treuen und verständigen Sklaven" zu vertrauen, der eingesetzt wurde, um uns geistige Speise zur rechten Zeit zu geben, als auch den Männern aus seinen Reihen, die die leitende Körperschaft bilden (Matthäus 24:45)." (S.12, Abs.11).
    "Jehovas Wahl nicht im Nachhinein kritisieren" (S.12).
    "Wir sollten uns bemühen, eine von Gott getroffene Wahl nicht im Nachhinein kritisieren (S.14, Abs.19).
    Ohne Vertrauen in unsere christlichen Brüder, in Jehovas Organisation und vor allem in Jehova selbst ist kein Überleben möglich" (S.19, Abs.15).’

    Das sind nur einige Beispiele der massiven Forderung auf absolute Anerkennung der Lehr-autorität und Entscheidungsbefugnis der WTG, die in diesem WT zum Ausdruck gebracht wird, ohne dass jedoch der Versuch unternommen würde zu beweisen, dass Jehova diese Gruppe von Männern wirklich auserwählt hätte.

    Nachdem man so bemüht war, die Autorität der WTG abzusichern, konnte man dann gezielt die möglichen Vorwürfe auf die Fragesteller zurückwerfen und ihnen die Verantwortung für Entscheidungen in der Vergangenheit selbst zuschreiben. Zwar wird gesagt:
    "Jehovas Organisation missbilligt keinesfalls aufrichtige, zeitgemäße Fragen, wie einige Gegner fälschlicherweise behaupten".

    Wie schön, doch was aufrichtig und zeitgemäß ist, bestimmt die WTG, denn:
    "Die Organisation folgt dem Beispiel Jesu. Er ging nicht auf Fragen ein, für deren Beantwortung die Zeit noch nicht gekommen war".

    Jesus hat allerdings unliebsame Fragesteller nicht exkommuniziert, ausgeschlossen als ‘Abtrünnige’, mit allen Folgen der von der WTG ‘liebevoll’ vorgesehen sozialen Ächtung. Es trifft auch nicht zu, dass die Organisation bezüglich der Beantwortung von Fragen dem Beispiel Jesu folge. Das tut sie nur, wenn es in ihre Politik passt. Sie hat schon oft (selbst gestellte) Fragen beantwortet, für die die Zeit noch nicht gekommen war, und musste dann später ‘neues Licht’ zur Korrektur und Veränderung bemühen. Wenn einfache Zeugen Jehovas unliebsame Fragen stellen und sich mit einfachen, schnellen, jedoch unbegründeten Antworten nicht zufrieden geben - sofern sie überhaupt eine Antwort erhalten -, dann wurden sie oft als Kritiker bezeichnet, ja sogar als Wölfe im Schafspelz, sie wurden manchmal - wenn auch ohne Nennung ihres Namens - öffentlich gebrandmarkt. Der Verfasser hat das des Öfteren erlebt.

    Wie entlastet sich nun die WTG von ihrer Verantwortung für die vor 1996 herrschende Diffamierung von Ersatzdienstleistenden? Sie geht auf die damalige Diffamierung gar nicht ein, vielmehr weist sie die Verantwortung für die Handlungsweise und die Entscheidungen den Betroffenen zu. Der WT im Originalton:

    "In der Vergangenheit haben einige Zeugen Jehovas leiden müssen, weil sie eine Tätigkeit ablehnten, die ihr Gewissen heute zulassen würde. Das könnte zum Beispiel mit der Entscheidung zusammenhängen, die sie vor Jahren hinsichtlich bestimmter Formen von zivilen Diensten getroffen haben. Ein Bruder ist inzwischen womöglich zu der Überzeugung gelangt, er könne mit gutem ‘Gewissen solche Dienste verrichten,..." (S.17, Abs.6).

    "War es von Seiten Jehovas ungerecht, zuzulassen, dass jemand leiden musste, weil er etwas ablehnte, was er heute ohne weiteres tun könnte? - Die meisten, denen es so erging, sehen das anders. Sie freuen sich vielmehr ... Aus welchem Grund sollten sie es bedauern, ihrem Gewissen gefolgt zu sein...." (S.17, Abs.7)

    "In der Neuzeit gab es einige Zeugen Jehovas, die sehr streng mit sich selbst waren, was sie tun oder nicht tun durften. Aus diesem Grund hatten sie mehr zu leiden als andere. Später half ihnen eine vermehrte Erkenntnis, die Dinge ausgeglichener zu sehen. Aber es gibt für sie keinen Grund, zu bedauern, dass es seinerzeit womöglich zusätzliches Leid bedeutete, im Einklang mit ihrem Gewissen zu handeln". (S.17, Abs. 9)

    Man muss wohl zugeben, dass sich die leitende Körperschaft hier ‘windet wie ein Aal’, um ihrer Verantwortung zu entgehen. Sie schiebt in gewohnter Weise die Verantwortung auf die einzelnen Zeugen. Aber würde ein Zeuge, der wirklich selbstständig und unabhängig nach seinem eigenen Gewissen entschied, nun Briefe an die WTG schreiben mit Fragen und Vorwürfen? Das tut doch nur jemand, der aus Gehorsam gegenüber dieser Organisation entschied, der Anweisungen befolgte, ohne sie selbst begründen zu können oder sie zu verstehen. Wie sollten denn auch jetzt - von einem Tag auf den anderen - alle Zeugen gleichzeitig ihr Gewissen verändert haben, es sei denn, es gäbe ein ‘Zentralgewissen’ in Form der leitenden Körperschaft? Ich erinnere mich selbst an ein Argument aus der Zeit vor 1996, das als Antwort auf die Frage nach der Schriftwidrigkeit des Ersatzdienstes gebraucht wurde: ‘glaubst du, dass die leitende Körperschaft vom Heiligen Geist geleitet wird? (Welcher Zeuge hätte dies gegenüber einem hohen Funktionär schon bestritten?) Dann brauchst du ihre Entscheidungen nicht mehr zu hinterfragen. Es genügt, schnell zu gehorchen!’

    Und heute? Eigene Gewissensentscheidungen? Wenn die WTG heute ihre (neue) Auffassung wieder änderte, wären sofort wieder alle Gewissen umgeschaltet! Gehorsam ist gefragt! Es ist kein Wunder, dass viele Brüder empört sind, wenn sie sich auch aus Furcht nur im vertrauten Kreis äußern, denn sonst würden sie ja die Einheit der Organisation gefährden, und das wäre ein zu disziplinierendes Vergehen!

    Wie schön schrieb doch der WT vom 15.09.1996 über die Frage, ob Entschuldigungen ggf. eine angebrachte Verhaltensweise, eine gute Gepflogenheit wären:
    "Entscheidend ist die Demut, ... macht sich ein demütiger Christ Gedanken über seine eigenen Fehler und ist bereit, sie einzugestehen" (S.23)

    "....statt sich zu winden wie ein Aal, um nur keinen Fehler zugeben zu müssen? Sich zu entschuldigen ist kein Zeichen von Schwäche,... sondern verrät in Wirklichkeit christliche Reife. Natürlich wollen wir nicht denen gleichen, die einen Fehler wohl einräumen, ihre Verantwortung dafür aber herunterspielen" (S.24).

    "Die Frage, ob es wirklich nötig ist, sich zu entschuldigen, lässt sich also eindeutig mit Ja beantworten. Wir sind es uns selbst und unseren Mitmenschen schuldig." (S.24)

    Was lässt sich aus diesen guten Ausführungen nun bezüglich der leitenden Körperschaft folgern, die nicht einmal ihre Fehler einräumt und sich so gut wie nie entschuldigt? (Ich selbst erinnere mich nur an eine einzige, äußerst ‘dünne’ Entschuldigung in einem WT, etwa um 1980, bezogen auf die ‘Erwartungspleite’ von 1975; aber diese Entschuldigung kam so spät, dass sie allein dadurch schon entwertet und kraftlos wurde!).

    Folgendes muss gefolgert werden: nach ihren eigenen Ausführungen im WT vom 15.09.1996 ist die WTG bzw. ihre leitende Körperschaft

    1. in keiner Weise demütig; sie gesteht ihre tatsächliche und alleinige Verantwortung nicht ein!

    2. unehrlich und, nach eigener Darstellung, ‘ohne christliche Reife’

    3. verantwortungsscheu.

    Leider aber ist sie, was der WT vom 15.08.1998 erneut deutlich macht, in gleicher Weise und nach wie vor autoritätssüchtig und machtbesessen. Sollte dies der Sklave sein, den der Herr Jesus uns geben würde? Bleiben wir doch gleich bei Ihm, denn Er ist sanftmütig und von Herzen demütig.

    Er ist auch ehrlich, denn er ist ‘die Wahrheit’ (Joh. 14:6), und sind wir in Ihm, dann sind wir in der Wahrheit. Möge Gottes Heiliger Geist uns dazu verhelfen!



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