Bemerkungen zum "Daniel"

Nachtperle's Plauderecke
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    Re: Bemerkungen zum "Daniel"

    Xantos - 06.01.2008, 00:03

    Bemerkungen zum "Daniel"
    Bemerkungen zum "Daniel"
    -WT-Buch und zum Bibelbuch DANIEL

    Zuerst zum neuen "Daniel"-Buch der WTG:
    Ob es eine stilistische Verbesserung des alten Buches Dein Wille geschehe auf Erden darstellt; möchte ich nicht beurteilen. Die vielen im alten Buch angeführten historischen Einzelheiten der Neuzeit sind sehr gerafft - aus verständlichen Gründen, nachdem der kommunistische Nordkönig nicht im Sinne der WTG mitgespielt hat und einfach 'abgetreten' ist. Dabei wurde noch auf Seite 300 des alten Buches ganz positiv angekündigt: "Jehovas Engel sagte voraus, daß von Seiten des kommunistischen Königs des Nordens weitere Aggressionen folgen werden, ehe sein Ende in Harmagedon kommt." Kein Wunder, wenn die Ära der Prophetie vorbei zu sein scheint und die Zeit der Verwaltung gekommen ist. Ich denke, dass unter der Hand, so in privaten Gesprächen unter Zeugen, und auch angeregt durch das Schüren der Naherwartung durch die Publikationen der WTG, immer noch tüchtig 'prophezeit' wird; aber da das 'Orakel von Brooklyn', Fred Franz, gestorben ist, muß man abwarten, wer sich den 'Prophetenmantel' anziehen wird. Dazu darf man ja nicht vergessen, dass die 'Ära der Prophetie' im wesentIichen doch aus 'Falschprophetie' bestanden hat.

    Es sind in dem neuen Daniel-Buch auch mehr Änderungen enthalten als nur das Verschwinden des Nordkönigs: so wird z.B. das 'Aufstehen Michaels' in Daniel 12:1 von 1914 (Dein Wille geschehe auf Erden) auf Harmagedon verlegt; ferner werden die in Daniel 8:13-14 genannten 300 Tage in ihrer Erfüllung vom Mai 1926 bis Oktober 1932 nach dem alten Buch jetzt auf die Zeit vom Juni 1938 bis Oktober 1944 verlegt; am 2. Oktober 1944 wurde lt. neuem Daniel-Buch die Satzung der WTG geändert, ein Ereignis, das wohl schon die Sendung eines Engels zur prophetischen Ankündigung rechtfertigt! Das sind nur die wesentlichsten Dinge, die geändert wurden, im Detail ergeben sich bei einem Vergleich mit dem alten Buch noch mehrere interessante 'neue Lichtstrahlen'.

    Doch nun zur allgemeinen Betrachtung der historischen Zuverlässigkeit und der Glaubwürdigkeit des Bibel-Buches Daniel:

    1. Die Bezugnahme Hesekiels auf Daniel wird mit dem Hinweis abgewiesen, weil dieser die Personen Daniel mit Noah und Hiob zusammen erwähnte, müßte dieser genannte Daniel ein Zeitgenosse von Noah/Hiob sein und nicht von Hesekiel.

    2. Das Argument von Fachbüchern, das der "Danielfälscher" sich auf Unterlagen des echten Daniel stützte, läßt man auch nicht gelten.

    3. Die Hinweise des Josephus, dass im 3.Jhd. vor Chr. schon auf Daniels Prophetie verwiesen wurde, wird mit der historischen Unzuverlässigkeit von Josephus abgewiesen.

    4. Jesu Hinweis auf Daniel in Matth 24 wird in Zweifel gezogen, ob Jesus dies auch wirklich so sagte.

    Auch mir sind auseinanderklaffende Beurteilungen durch Akademiker verschiedener Fakultäten bekannt, aber gerade diese Unterschiede machen eine kritische Untersuchung der jeweiligen Argumente erforderlich. Das haben nun andere auf viel kompetentere und tiefergehende Weise getan als ich es zu tun vermöchte (siehe Beilage); es zeigt sich jedoch, dass gerade Historiker und Archäologen (und auch zahlreiche Theologen des nichtdeutschen Sprachraums) sich darüber sehr viel positiver äußern (gerade in der Gegenwart wieder) - als im vergangenen Jahrhundert. Von einer Unkenntnis neubabylonischer und medopersischer Geschichte im Buche Daniel ist da keine Rede mehr. Allerdings muß man berücksichtigen, dass das Buch Daniel kein neubabylonisches Geschichtswerk sein will, sondern eine Botschaft an Daniels Volk. Aber dennoch zeigen die Angaben, die Geschichte, Sitten und Bräuche von damals betreffend genaueste Kenntnisse des Verfassers. Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass sehr viele ihren Standpunkt in der Beurteilung wählen nach ihrem inneren Wunsch (der Wunsch als Vater des Gedankens), wobei ich für mich zugeben muß, dass mir die Argumente der Verteidiger des Buches Daniel fundierter wirken.

    Ich habe auch den Eindruck, dass man dem Buch in einer unfairen Weise gegenübertritt. Es wird immer gesagt, man solle einer Bibelhandschrift des Altertum gegenübertreten wie einer anderen Schrift aus jener Zeit. Dem kann ich nur zustimmen. Doch wie ist bei einigen - nicht bei allen - die Ausgangsbasis?

    Wenn z.B. ein Thukydides in seiner 'Geschichte des Poloponnesischen Krieges' davon berichtet, dass der griechische Feldherr Themistokles vom Perserkönig Artaxerxes aufgenommen wurde, nachdem dieser erst kürzlich König geworden war, dann wird diese Aussage erst einmal anerkannt, bis etwaige andere begründete Beweise sie als unzutreffend erweisen; ähnlich geht man vor bei Schriften des Cäsar - obwohl man weiß, dass dieser die Neigung hatte, sich etwas 'herauszustellen' - und selbst bei den Inschriften der Ägypter, deren Selbstlob bekannt ist: man anerkennt erst einmal den Anspruch eines Buches oder einer Inschrift und korrigiert beim Vorliegen echter Beweise!

    Bei der Bibel scheint mir die Vorgehensweise oft umgekehrt: man bezweifelt ihre Aussagen, bis sie außerbiblisch bestätigt werden. Das war bezüglich der Existenz selbst eines Pilatus oder eines Belsazar so, und Jesu Worte werden hinsichtlich ihrer Echtheit so zerpflückt, dass sich selbst die Kritiker nicht mehr einigen können, welche Worte denn jetzt wirklich von ihm sind oder nicht. Eine solche Verfahrensweise scheint mir nicht mehr objektiv, schon gar nicht wissenschaftlich. Ist hier nicht auch die vorgefaßte Meinung die Leitschnur?

    Für die Datierung des Buches Daniel erscheint mir bei den 'Spätdatierern', die eine Niederschrift vor dem 3.Jhd. als unmöglich und nicht nachweisbar halten - was dann auch für viele andere Bibelbücher gelten würde -, ein Argument entscheidend zu sein, das schon als das Maßgebende bei dem 'alten Porphyrius' (zirka 304 n.Chr.) zu finden ist: 'Prophetie kann es nicht geben! Ein Buch muß nach den darin geschilderten Ereignissen geschrieben worden sein!' Dieses gleiche Argument lebte besonders in der Aufklärung wieder auf und hat sich bis heute in den Kreisen vieler Kritiker gehalten. Wenn ich eine derartige Aussage als Voraussetzung annehme - also die Abweisung jeglicher göttlichen Fähigkeit, Dinge durch Menschen im Voraus ankündigen zu lassen -, dann ist die Spätdatierung zwingend. Ich beweise hier aber durch eine Voraussetzung, was ich eigentlich beweisen soll: weil es keine Prophetie gibt, kann das Buch Daniel nicht vor dem 3.Jhd. v.Chr. geschrieben worden sein; und weil es demnach nicht früher geschrieben worden ist, kann es keine echte Prophetie enthalten! Ein klassischer Zirkelschluß - aber kein überzeugender Beweis!

    Dabei sollte man nicht vergessen, dass ein Hesekiel in seinen Worten an sein Volk und zu seiner Zeit - er war ein Zeitgenosse Daniels - diesen Daniel in seinem Buch, Kapitel 14, mehrfach erwähnt und dabei offensichtlich von der Voraussetzung ausgeht, dass er den Lesern oder Hörern bekannt war.

    Für mich als Christen ist jedoch noch etwas anderes mitentscheidend: die Stellungnahme Jesu Christi in dieser Frage. Dass er Daniel als Propheten anerkannte und seine Lektüre den Jüngern empfahl, ist bekannt. Es gibt nun zwei Erklärungsversuche, um diese Stellungnahme Jesu zu entkräften:

    1. Jesus hat es als Mensch seiner Zeit nicht besser gewußt als die Juden allgemein; er irrte sich.

    2. Jesus wußte es besser, hat sich aber in die allgemeinen jüdischen Anschauungen gefügt,

    zu 1.: Wenn Jesus, der den Anspruch erhob, der Menschensohn, der Messias, der Sohn Gottes und der Erlöser zu sein, der vom Himmel herabgekommen war, von Gott gesandt, wenn dieser Jesus sich irrigen Auffassungen mangels besseren Wissens anschloß, dann waren alle seine Ansprüche falsch; er war nicht, was er zu sein vorgab, und hat für uns nicht die Bedeutung, die ihm gläubige Christen zu allen Zeiten zuschrieben;

    zu 2.: Jesu Leben zeichnete sich gerade dadurch aus, dass er sich den allgemeinen jüdischen und auch pharisäischen Anschauungen nicht opportunistisch anschloß; sein Wort war immer: "Ich aber sage euch...". Er war eigentlich fast immer auf Konfrontationskurs, weil er den eigentlichen Sinn des Gesetzes erfüllte, nicht seine oberflächlichen Formen; ein Mann, dem auch von anderen bestätigt wurde, dass er stets die Wahrheit lehrte, von dem gesagt wird, dass er die 'Wahrheit' ist, sollte sich hier falschen Anschauungen wider besseres Wissen gefügt haben? Ich könnte leichter dem Orakel von Delphi glauben als solch einer 'fundierten' Aussage!

    Iin der Beilage wird man eine ganze Reihe von Argumenten beider Seiten kennen lernen; in der Öffentlichkeit ist oft nur die eine Seite sehr lautstark zu hören; doch Stimmstärke und auch vermeintliche Fachautorität ersetzen keine Argumente. Man könnte hier an einen Vers denken, den ein Dichter aus unserer Region in ganz anderem Zusammenhang schrieb:

    Die Bedeutung einer Sache
    richtet sich nicht nach dem Krache,
    dem Spektakel und Radau,
    dem Gepolter und Klamau,
    den sie von sich selber macht,
    noch nach ihrer äußern Pracht,
    sondern nach dem innern Wert,
    wie das schon die Bibel lehrt.

    Ich verstehe, dass man Neigungen zu einem Standpunkt haben kann; aber das sollte uns nicht hindern, bei der Wertung von Beweisen oder Aussagen sachlich zu bleiben und Wunschvorstellungen oder auch einleuchtende, aber unbewiesene Behauptungen außen vor zu lassen. Theorien darf man gern aufbauen; aber Theorien sind deshalb noch keine Wirklichkeiten, und was ich nicht für denkbar halte, muß deshalb noch nicht undenkbar sein.

    Beilage: ein paar Zitate aus dem Buch "Geschichte der Auslegung".

    "Besondere Beachtung fand das Danielbuch bei dem bekannten jüdischen Schriftstellers Flavius Josephus...Wie wichtig Daniel für Josephus war, ersieht man daraus, daß er ihm in seinen 'Jüdischen Altertümern' fast 100 Paragraphen widmet (Ant.X, 186-281)...Eindeutig ist für ihn, daß Daniel im 6. Jh. lebte, daß es sich um geschichtliche Berichte handelt, daß Daniel mit Gott sprach, daß er die Zukunft mit Genauigkeit voraussagte und daß er auf Gottes Anweisung schrieb. Der Verfasser des Buches ist also Daniel selbst. Weil das Buch so alt ist, konnte man es im Jahre 332 v. Chr. Alexander d. G. zeigen, als dieser bei seinem Eroberungszug durch Palästina kam A. habe sich selber als der 'König von Griechenland' nach Dan 8,21 erkannt – Ant.XI, 337"

    Der erste Angriff auf die Echtheit des Buches erfolgte durch Porphyrius (gest. ca. 304 n. Chr.) Er schrieb ein 15 Bücher umfassendes Werk 'Gegen die Christen'. Im 12. Buch behauptet er nun die "Danielfälschung". "Die entscheidende Überzeugung des Porphyrius ist die: das Zukünftige zu wissen ist unmöglich. Für P. gab es deshalb keine prophetische Enthüllung der Wege Gottes ... Hieronymus hat sich dagegen zur Wehr gesetzt. Andererseits stimmen moderne christliche Ausleger dem Porphyrius ausdrücklich zu ..."

    Was ist zur 70. Woche aus Daniel 9 zu sagen?

    Mir sind die Auffassungen anderer christlicher Brüder aus evangelikalen Kreisen bekannt; sie schließen die Berechnung der Jahrwochen mit der 69 Jahrwoche ab; dann unterbrechen sie den Ablauf der Wochenjahre, setzen gleichsam das Evangeliumszeitalter zwischen die 69. und die 70. Jahrwoche, die sie als Woche des Antichristen – noch in der Zukunft und, wenn ich recht verstanden habe, nach der Entrückung der Leibesglieder Christi – sehen. Ich habe mich noch nicht näher damit befaßt, aber es ist sicher eine mögliche Deutung.

    Andererseits schien mir die Deutung der WTG, die 70. Woche unmittelbar an die 69. anzuschließen, und ihr Verständnis der darin vorkommenden Ereignisse lange Zeit als logisch, mit der Einschränkung, daß natürlich das 20. Jahr des Perserkönigs Artaxerxes nicht 455 v.Chr., sondern 445 v.Chr. war; auch die WTG hatte in einem Erwachet! das Todesjahr des Königs Xerxes mit 465 v.Chr. angegeben; um auf ihr Jahr – 455 v.Chr. – zu kommen, unterstellte sie eine 10jährige Doppelherrschaft; dafür gibt es aber weder biblische noch archäologische oder historische Beweise. Doch ist ja die ganze Chronologie der WTG ein Kartenhaus, vor allem, was 1914 oder 1919 betrifft.

    Ich habe in Bezug auf die 70. Jahrwoche für mich noch keine Stellung bezogen; vor allem frage ich mich, wie all das, was man in die 70. Woche an Ereignissen hineinlegt, innerhalb von 7 Jahren geschehen soll. Im Augenblick warte ich da noch ab.



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