Glaube: Werke

Nachtperle's Plauderecke
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    Re: Glaube: Werke

    Xantos - 05.01.2008, 23:38

    Glaube: Werke
    Glaube: Werke

    Viele Zeugen sagen zu der Aussage 'wir können durch eigene Leistung nichts hinzufügen' und zu Joh. 6:29 folgendes aus:

    "Glaube ohne Werke ist tot, Werke ohne Liebe ist nichts." Jesus sagte: 'Ich werde meinen Glauben durch meine Werke zeigen'. Glaube ist ein tätiger Glaube. Man muß durch seine Lebensweise zeigen, daß man den Willen Gottes tut, daran sind seine Anbeter zu erkennen."

    Sie haben völlig recht, ich bin ganz ihrer Meinung, aber sie haben offensichtlich meine Ausführungen in diesem Punkt völlig mißverstanden. Das wundert mich nicht. Ich bekomme in vielen Gesprächen über unsere Rettung von aufrichtigen Zeugen Jehovas spontan immer wieder die gleiche Antwort, den Text aus Jakobus 2:26, nämlich 'Glaube ohne Werke ist tot.'

    Letzthin las ich in einer Broschüre, die Menschen entsprächen in unterschiedlicher Weise Gottes Anforderungen, von 0% bis über 90%, und der Unterschied bis zu den von Gott geforderten 100% würde durch Jesu Loskaufoper, durch sein Lösegeld hinzugefügt. Hier kommt wieder das Verlangen nach der menschlichen Leistung durch, die ihr Leben sich mehr oder weniger selbst verdanken will. Das war ja schon das Problem des Pharisäers in Jesu Erzählung nach Lukas 18:9-14. Doch wie sieht uns Gottes Wort?

    In Römer 1 und 2 zeigt Paulus, daß alle Menschen, sowohl die Nichtjuden, ob sie nun nicht auf Gott achten oder doch noch auf die Stimmes des Gewissens hören, wie auch die Juden in ihrer Gesetzesstrenge ohne Entschuldigung vor Gott sind; dies gilt daher auch für uns selbst. Nach Römer 3:9-12 sind wir alle unter der Sünde verurteilt, tot in unseren Sünden. Würde jemand seine Rechtfertigung 'verdienen' wollen, dann müßte er das Gesetz, und zwar das ganze Gesetz (Jakobus 2:1) halten, was unmöglich ist (Apg.15:10; Röm. 3:20). Und es gibt auch keine anderen Werke, die wir Gott zu unserer 'Rechtfertigung', zu unserer Rettung vorweisen könnten (Eph. 2:5+8-9). Wir haben nicht 1% Verdienst vor Gott (was nicht bedeuten soll, daß Gott nicht auf unser Tun, auf unsere Werke achten würde).

    Gott aber hat uns aus Gnade, oder, wie die Neue-Welt-Übersetzung sagt, aus 'unverdienter Güte' gerechtfertigt (Güte, wenn unverdient, ist ja Gnade; beide Begriffe sind hier Synonyme; ich bleibe hier aus Gründen der Wortkürze bei 'Gnade'). Gott hat uns jedoch nicht einfach auf Grund seiner Allmacht gerechtfertigt; die Bibel zeigt: Gott ist ein heiliger Gott, der Sünde nicht einfach 'unter den Teppich kehrt'; Sünde wird verurteilt, bestraft, und er wird auch seine eigene Gerechtigkeit nicht verletzen. Doch hat Gott den gesandt, der uns unsere Sünden abnahm - deshalb führen die Zeugen Jehovas ja zu Recht an, daß wir die Rettung unserem Gott verdanken -, für sie verurteilt wurde und sie sühnte, somit ist die Rettung Gottes Angebot und Geschenk in Christus Jesus an die, welche glauben (Römer 3:24). Hat hier Gott seine Gerechtigkeit verletzt? Nein, er hat sie erwiesen (Röm. 3:25-26). Denn die Sünden wurden verurteilt, bestraft, ein Sühnopfer wurde bestellt. Daher können sich die Sünder jetzt Gott nahen, bekleidet in der Gerechtigkeit Christi, nicht in eigenem Verdienst (2.Kor.5:21).

    Ein Beispiel zur Erläuterung:
    Ein Angeklagter steht wegen eines schweren Vergehens vor Gericht. Die volle Schwere des Gesetzes wird angewandt; er wird verurteilt; doch steht es außerhalb seiner Möglichkeiten, die Strafe zu bezahlen. Der Richter aber, nachdem er Recht gesprochen hat, steigt vom Richterstuhl herab und bezahlt die Schuld des Verurteilten. Dieser verläßt als freier Mann das Gericht. Er ist gerechtgesprochen, dem Gesetz und der Gerechtigkeit sind Genüge getan; er kann nicht wiederum angeklagt werden, seine Schuld ist bezahlt. Er lebt von jetzt an zwar nicht in seiner eigenen, jedoch in der Gerechtigkeit eines anderen; deshalb gibt es auch jetzt (wie alle Bibelübersetzungen aussagen, auch die Interlinear-Übersetzung der Neuen-Welt-Übersetzung) keine Verurteilung mehr für jene, die in Christus Jesus sind (Römer 8:1). Natürlich könnte jemand dieses Lösegeld ablehnen und sagen, er will die Schuld durch eigene Leistung bezahlen - so wie viele Juden der Tage Jesu entschieden. Dann wäre ein solcher Mensch immer noch der Verurteilte. Aber wenn er das Lösegeld annimmt, bedarf er keiner eigenen Anstrengungen mehr, um freigesprochen zu werden; er ist freigesprochen. Ihm wurde Gerechtigkeit geschenkt.

    Jesus hat die Sünden der Menschen vor Gott gesühnt; Gott hatte ihn zu diesem Zweck gesandt. Es war Gottes Geschenk, was auch einschloß, daß jene, die es annahmen, Vollmacht haben, Gottes Kinder zu sein (Joh.1:12).

    Die Frage 'tue ich genug, um gerettet zu werden?' geht also an den biblischen Wirklichkeiten vorbei; ja noch mehr: Paulus warnt davor, durch Werke gerechtgesprochen werden zu wollen, weil wir dadurch das Lösegeld Christi sogar geringschätzen könnten (Gal. 5:4; Röm. 11:6; 2.Tim. 1:9; Tit. 3:7). Wenn du meinst, daß deine Werke zu deiner Rettung beitragen müßten, dann hälst du das Opfer Christi nicht für ausreichend; du erwartest Lohn, nicht Gnade (Römer 4:4-5), und stehst beständig unter einem Druck, deine Rettung zu erarbeiten.

    Soll das aber heißen, daß Christen keine Werke haben sollten? Das sei ferne! Hier stimmen Paulus und Jakobus völlig überein. Paulus machte deutlich, daß wir uns nicht selbst durch Werke erretten, sondern daß Gerechtsprechung aus Glauben kommt, er zeigt dies auch am Leben Abrahams (Römer 1:17 und 4:3,18-22). Auch Jakobus spricht vom Glauben, von dem gleichen Glauben; er spricht auch von Werken, aber er stellt die Werke nicht neben den Glauben als zusätzliches Erfordernis, sondern zeigt, daß Glaubenswerke Ergebnisse und Bestandteil eines bereits vorhandenen Glaubens sind. Auch für Jakobus genügt zur Rettung der Glaube; darum geht es ihm von Anfang an (Jak.1:3), sein Anliegen ist ein lebendiger Glaube, der sich im Tun bewährt, in Alltagssituationen, in Versuchungen und Herausforderungen der Zeit. Das Tun ist ein Kriterium für das Vorhandensein lebendigen Glaubens. Dabei dürfen Baum und Früchte, Glauben und Werke nicht verwechselt werden. Früchte existieren nicht zusätzlich zum Baum, sondern sind Teil des Baumes, so wie Werke Teil des Glaubens sind. Nicht die Werke machen den Glauben, und gute Werke machen nicht den Glauben gut. Es ist wie beim Barometer: Es gibt nicht gutes Wetter, weil das Barometer steigt, sondern wir sehen an dem steigenden Barometer, daß es gutes Wetter gibt.

    Paulus denkt übrigens hier nicht anders als Jakobus. Zwar ist er eindeutig und unnachgiebig, wenn es um die Frage der Rettung aus Glauben allein, um die Stellung Christi geht, denn hier geht es um das Heil, um die Kernfrage der guten Botschaft, des Evangeliums (1.Kor. 2:2; Gal. 2:5); ein verfälschtes Evangelium wollte er nicht hinnehmen (Gal. 1:6-9); für ihn gab es nur das Evangelium der Rettung aus Glauben an den Sohn Gottes, der für Sünder starb.

    Dennoch hatte Paulus eine klare Sicht bezüglich der Werke. Werke können zwar nicht zum Sühnopfer Christi und damit zur Rettung beitragen - Gott sei Dank dafür, denn wer könnte je beurteilen, wann unsere Werke dazu ausreichen? Sie würden es nie! -, denn sie heben die Sünde nicht auf und ersetzen nicht das Sühnopfer; Christi Opfer ist dazu völlig ausreichend. Aber unmittelbar, nachdem Paulus gesagt hat, daß wir nicht aus Werken gerettet werden (Eph. 2:8-9), fügt er in Vers 10 hinzu, daß wir aber z u guten Werken bestimmt sind; auch in Röm. 12:1,9-22 spricht er davon, daß Christen ihre Leiber als lebendige Schlachtopfer darstellen, indem sie die dort angeführten Werke (und andere) verrichten. Er erklärt auch, daß wahrer Glaube in der Liebe wirksam wird (Gal. 5:6; 6:10). Wirken hat die gleiche sprachliche Wurzel wie Werk. Auch Jesus selbst, der sagte 'Wer an den Sohn glaubt, wird leben', spricht von den Früchten, an denen wir seine Nachfolger erkennen könnten.

    Auch das Bekennen des christlichen Glaubens gehörte nach Röm. 10:9-10 zu den Merkmalen eines Christen, doch müssen sich solche Bekenntnisse im Tun verwirklichen (Jak.2:15-17). Für Jakobus ist der Glaube zur Rettung nicht ergänzungsbedürftig; für ihn ist dieser Glaube ein Ganzes; Glaube bildet mit den Werken eine Einheit; durch sie wird der Glaube gleichsam nach außen sichtbar, er kommt in ihnen zur Erfüllung.

    Somit hat Jakobus keine andere Einstellung als Paulus. Der Glaube ist - allein - entscheidend für die Rettung aus Gnade. Die Werke sind nicht Voraussetzung für den Glauben, sondern seine Frucht, sie sind nicht Bedingung für die Rettung, sondern der Erweis der Rettung. Sie sind Ausdruck des Dankes und Lobpreises für Gnade, nicht ein Kaufpreis. Den hat unser Herr, Jesus Christus, schon lange erbracht.

    Ich möchte noch ein Beispiel geben; stelle Dir vor, du siehst in einer Familie ein Kind fleißig bei der Hausarbeit und anderen anfallenden Tätigkeiten helfen; es verrichtet viele 'gute Werke'. Wenn Du fragst, warum es dies alles tut, wie wird es wohl antworten? Vielleicht wird es sagen: 'Ich tue das, damit mein Vater mich liebt, also um mir die Liebe meines Vaters zu verdienen' oder es wird sagen 'Ich tue das, denn ich gehöre zur Familie, ich habe einen Vater, der mich liebt; ich bin beständig bei ihm, und ich möchte ihm Freude machen; ich gehöre zu ihm, und er ist stets für mich da'. Wie würde wohl ein Christ über sein Tun denken, wenn er weiß, daß seine Schuld von Gott in Christus bezahlt, daß ihm voll vergeben wurde und er ein Glied in der Familie des Vaters ist?

    Lebendiger Glaube wird Frucht tragen, so wie die Samen, denen Gott Wachstum gibt, Frucht tragen. Nicht dem Samen gebührt die Ehre, sondern dem, der Wachstum gibt, nicht dem Glaubenden, sondern dem schenkenden Gott und gnädigen Vater wie auch dem Sohn, unserem Herrn (Joh. 5:23).



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