Führerschaft-bei der Wachtturm-Gesellschaft

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    Re: Führerschaft-bei der Wachtturm-Gesellschaft

    Xantos - 05.01.2008, 23:44

    Führerschaft-bei der Wachtturm-Gesellschaft
    Führerschaft-bei der Wachtturm-Gesellschaft wie gehabt
    (Nachbetrachtung des WTs vom 15.03.2002)

    Als ich den Wachtturm (WT) vom 15.03.2002 erhielt, der die Thematik der Führerschaft behandelt und dabei den Anspruch der Führerschaft Jesu Christi für Jehovas Zeugen, ihre Leitende Körperschaft (LK) und ihre Organisation, die WTG, erhebt, stellte ich mir die Frage, ob hier gegenüber den bisherigen Praktiken tatsächlich eine Veränderung zu erwarten sei oder ob wieder nur ein ‘Potemkinsches Dorf’ aufgebaut werden solle, das mit der realen Führerschaft nur wenig zu tun habe.

    Zwar war der Anspruch der Führerschaft Jesu Christi nicht neu; schon im Handbuch Organisiert, unseren Dienst durchzuführen, wird auf S.20 gesagt: ‘Wir brauchen heute genau so wenig einen menschlichen Führer wie die Christenversammlung im ersten Jahrhundert. Jesus Christus ... dient auch im 20. Jahrhundert liebevoll als Haupt der Versammlung. Er leitet sie durch den heiligen Geist, durch die Heilige Schrift und durch befähigte Unterhirten....’. (Übrigens: der heilige Geist - mit kleinem H geschrieben -, die Heilige Schrift - mit großem H geschrieben -, ist original). In der Praxis weiß jeder, dass der Führungsanspruch der ‘Unterhirten’ absolut ist, und dass sich ihnen kein Zeuge mit Berufung auf den Heiligen Geist oder die Heilige Schrift widersetzen kann oder darf. Wieso sie bei der ihnen gegebenen Autorität keine menschlichen Führer sein sollen, worin z.B. der prinzipielle Unterschied zwischen einer Leitenden Körperschaft und einem Kardinalskollegium bestehen sollte, bleibt für den normalen Verstand unergründlich!

    Jedenfalls las ich den WT genau durch, und dabei sind mir einige Äußerungen aufgefallen, die ich nicht undokumentiert lassen möchte.

    S.6 und S.11: ‘Führungspersönlichkeiten müssen sich selbst so verhalten, wie sie es von ihren Gefolgsleuten erwarten... ja, ein guter Führer praktiziert selbst, was er anderen predigt, es fällt ihm [einem Ehemann als Haupt der Familie] nicht schwer, zu sagen: "Es tut mir Leid", oder: "Du hast Recht gehabt", wenn er Unrecht hatte’.

    Wie steht es da mit der WTG und ihrer LK, gemessen an diesem von ihr selbst aufgestellten Anspruch? Nur ein Beispiel: von Jehovas Zeugen wird absolute politische Neutralität verlangt, bis hin zum Einsatz des eigenen Lebens, wie sich in Malawi vor einigen Jahrzehnten gezeigt hat; doch die WTG war jahrelang assoziiertes Mitglied der Vereinten Nationen, und bis heute versucht sie, diese Mitgliedschaft mit fadenscheinigen Ausreden zu begründen; das einfache Eingestehen von Unrecht, Fehlern und Irrtümern ist nicht ihre Sache. Es ist ja auch viel einfacher, Irrtümer als von Jehova kommendes ‘neues Licht’ darzustellen, welches das falsche alte Licht ersetzt, und dann dafür noch gepriesen zu werden. Beispiele dafür kann jeder Zeuge und ehemalige Zeuge genügend anführen; deshalb möchte ich an dieser Stelle von Schilderungen weiterer entsprechender Verhaltensmuster der WTG absehen. Wie ein Kreisaufseher sagte: ‘der Sklave hat es nicht nötig, sich zu entschuldigen’.

    S.14 Abs.4: ‘Der ‘Herr’ ist unser Führer, Jesus Christus, und er hat den ‘treuen und verständigen Sklaven’ - die Gemeinschaft der gesalbten Christen auf der Erde - über alle seine irdischen Interessen gesetzt’.

    Man sieht - Anspruch wie gehabt! Diese Aussage wird apodiktisch, ohne Widerspruch zu dulden, aber auch ohne jeglichen Beweis, in den Raum gestellt. Sie ist einfach zu glauben. Zwar wurde schon früher gesagt, die Einsetzung des ‘Sklaven’ hinge chronologisch mit der ‘Einsetzung Jesu Christi im Jahre 1914’ und den daraus folgenden Ereignissen zusammen; doch wenn 1914 nicht stimmt - und der Zeitpunkt, diesen Irrtum durch neues Licht ersetzen zu müssen, rückt bedrohlich näher, denn auch der ‘Sklave’ weiß, dass die Berechnungsgrundlage, das Jahr 607 v.Chr. als Datum der Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier, nicht stimmt -, gibt es dann überhaupt einen solchen kollektiven Sklaven? Im WTG-Buch Die herannahende Weltregierung - Gottes Königreich wird zwar auf den S.158 und 159 ausgeführt, dass Jesu Worte in Matthäus 24 und Lukas 12 über den Sklaven nur ein Gleichnis seien, das auf alle Jünger Christi zuträfe; doch fragt man sich: war diese Darstellung nur ein ‘Fehltritt’ des Autors, ein ‘Ausrutscher’, oder sichert man sich hier schon die Möglichkeit ab, später einmal zu sagen, man habe ja dieses Verständnis schon immer gehabt? Als Gott Israel erwählte, als Jesus den Geist auf die Christenversammlung ausgoß, geschah dies unmißverständlich und unzweideutig; warum gab es nichts Vergleichbares bei der Wahl des Sklaven, so dass dieser selbst Jahre brauchte, um seine Erwählung und Einsetzung überhaupt zu bemerken, und heute seine ‘Einsetzung’ immer wieder ins Bewußtsein der Zeugen und einer ungläubigen Öffentlichkeit hämmern muß? Die wesentliche Behauptung der LK über ihre Führerschaft - ohne jeglichen Beweis!

    S.14, Abs.6: ‘Die ‘sieben goldenen Leuchter’ [aus Offenbarung 1] stellen alle Versammlungen echter Christen dar, die an dem seit 1914 andauernden ‘Tag des Herrn’ bestehen. ‘Ja, es war Christus Jesus, der den kollektiven Sklaven leitete’.

    ‘Echte Christen’ sind natürlich nur die Glieder der Gemeinschaft von Jehovas Zeugen, nicht etwa Glieder anderer Gemeinschaften, sie mögen so aufrichtig und ‘echt’ sein, wie sie wollen; doch wer unbefangen den Text aus Offenbarung 1 in der Bibel liest, fragt sich, wie hier jemand auf 1914 kommen kann und wie man den von der WTG und ihrer LK herausgestellten ‘Sklaven’ hier ‘hineinlesen’ kann. In der Fußnote wird dazu gesagt, die Zahl ‘sieben’ bezeichne göttlich festgelegte Vollständigkeit, sei also symbolisch; man fragt sich, wieso dann nicht auch die Zahl 144000 - aus Offenbarung 7 und 14 - nicht göttlich festgelegte Vollständigkeit einschließt, also symbolisch zu verstehen ist? Doch das sind wohl die Geheimnisse der WTG. Christus leitete den Sklaven, seit 1918 oder 1919, dem Zeitpunkt der Einsetzung: man muß sich wundem, auf wie vielen Irrwegen er seinen Sklaven leitete, so dass beständig neues Licht nötig wurde; als Mensch auf Erden brauchte sich Jesus nie zu korrigieren; doch in seiner jetzigen Position scheint das beständig erforderlich zu sein.

    S.14, Abs.7: ‘eine kleine Gruppe befähigter Männer . . vertritt den kollektiven Sklaven. Unser Führer gebraucht diese leitende Körperschaft...’.

    Angesichts der vielen Veränderungen und auch ‘Pannen’ - siehe die Angelegenheit mit den Vereinten Nationen - bedarf die LK wohl der Stärkung ihres Autoritätsanspruchs; es trifft zu, dass der kollektive Sklave, der ‘Überrest’, mit der Leitung der Organisation de facto nichts zu tun hat; seine Mitglieder werden weder befragt noch zu Rate gezogen; aber hat er wenigstens seine ‘Vertretung’, die Leitende Körperschaft, beauftragt oder gewählt? Es gibt nicht den geringsten Hinweis für einen solchen Auftrag durch den Überrest. Hier wird wirklich ein ‘Potemkinsches Dorf’ aufgebaut.

    S.14, Abs.8: unter Bezugnahme auf Matthäus 13:37-41 wird die Unterstützung der Engel für die ‘echten Christen’, also Jehovas Zeugen, in Anspruch genommen. Dabei geht man großzügig über die Tatsache hinweg, dass Jesus von der Erntezeit als vom Ende der Welt sprach, wenn er seine Engel zum Einsammeln der Auserwählten aussenden werde; nach Matthäus 24:30-31 würden alle Geschlechter der Erde das Zeichen des Sohnes des Menschen erkennen, ihn ‘kommen sehen’, und erst dann würde er seine Engel aussenden; auch die WTG lehrt, dass diese Ereignisse noch in der Zukunft liegen; welche ‘Engel’ unterstützen dann aber heute die WTG? Übrigens sind solche Ansprüche auch von anderen bestimmten Gemeinschaften bekannt; ein Anspruch macht noch lange keinen Beweis, auch nicht seine ständige Wiederholung.

    S.15, Abs.9: ‘Wie beruhigend zu wissen, dass Jesus Christus seine Jünger heute durch die leitende Körperschaft, den heiligen Geist und die Engel führt’.

    In dieser Reihenfolge! So wird es den Zeugen eingeprägt! Und wenn die LK führt, spielen dann der Heilige Geist und die Engel noch eine Rolle? Können sie die LK etwa ‘überstimmen’? Kann und darf sich ein einzelner Zeuge mit Berufung auf sie einer Entscheidung oder einer Lehre der LK widersetzen? Keineswegs! Zwar bleibt der LK stets der Schutz ihrer ‘Unvollkommenheit’ (Abs.11), falls es nötig wird, sich bei offenkundigen Fehlern oder bei ‘Bloßstellungen’ dahinter zurückzuziehen, aber bei ihrem Führungsanspruch gegenüber den Zeugen verlangt sie absolute Autorität. Deshalb wird - gleichfalls in Abs.11 - auch sofort Nachdruck gelegt auf die Loyalität und Unterwürfigkeit gegenüber der ernannten Autorität. Hier spielen die Beispiele Israels und Jesu keine Rolle! Die Propheten z.B. haben sich der ernannten Autorität nicht unterworfen, wenn diese ihre Stellung und Macht mißbrauchte; auch Jesus anerkannte die gesetzmäßige Autorität, wie z.B. in Lukas 17:14; aber er wies sie konsequent zurück, wenn die Autorität mißbraucht wurde. Eine solche Verhaltensweise kann sich kein Zeuge ungestraft erlauben! Und um auch schon solchen Gedanken vorzubeugen, werden - in Abs.12 - auch gleich die üblichen Rebellen und Aufrührer wie auch ihre Geschicke angeführt und vor ‘Nachahmung’ gewarnt. Zwar wird im Abs.14 der schöne, von Paulus angeführte Grundsatz erwähnt, dass christliche Leiter nicht Herren über den Glauben ihrer Brüder seinen, indem sie versuchten, über ihr Leben zu bestimmen; doch angesichts der im WT besprochenen Gedanken über Führerschaft und auch nach der allzu bekannten Praxis bleibt dies nur Schönrederei!

    Zuletzt wird auf S.18, Abs.20 noch gesagt, es sei höchst wichtig, in der Führerschaft Christi zu bleiben. Wahrlich eine gute Aufforderung! Doch um in etwas zu bleiben, muß man erst einmal hingelangen. Hier jedoch wird der Anspruch der ‘liebenden Mutterorganisation’ und ihrer LK gestärkt, werden Menschen mit kritischen Gedanken eingeschüchtert, wird meines Erachtens der Name Jesu Christi mißbraucht. Man richtet die Gläubigen nicht auf Christus, sondern auf die Organisation aus. Wie ein Zeuge bemerkte: sie sagen Jehova und meinen die Organisation, sie sagen Jesus Christus und meinen die Leitende Körperschaft. Man versucht, die ‘Schafe zusammenzuhalten’ in Demut, man zementiert den ‘Status quo’; also: im Bereich der WTG ‘alles wie gehabt’, nichts Neues unter der Sonne (Prediger 1:9).



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