Sylvie greift zum rettenden Strohhalm

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    Re: Sylvie greift zum rettenden Strohhalm

    Anonymous - 12.02.2013, 12:40

    Sylvie greift zum rettenden Strohhalm
    Hallo zusammen,

    gestern abend und heute früh habe ich hier viele Beiträge gelesen und mich in sooooo Vielem wiedererkannt. Daher habe ich beschlossen, mich hier mal anzumelden und zu schauen, ob mir das hilft.

    Zunächst mal muss ich sagen, dass es mir ganz furchtbar schwer fällt, wirklich offen und ehrlich über mich zu schreiben, obwohl das hier ja anonym ist und alle mehr oder weniger massiv "neben der Spur" sind.

    Also, ich bin 50 Jahre alt, Single (praktisch seit meiner Scheidung vor 13 Jahren), arbeite freiberuflich zu Hause (Kundenkontakt nur über E-Mail/Telefon) und lebe in einer 3-Zimmer-Wohnung mit 2 Balkonen und Abstellkammer.
    Private Kontakte habe ich keine mehr, weil ich allen Freunden/Bekannten/Verwandten so oft gesagt habe "lasst mich bitte in Ruhe", dass es schließlich auch alle getan haben (mit 1 Ausnahme, aber selbst mit diesem Freund habe ich seit 3 Jahren nur noch hin und wieder telefoniert).

    Das Chaos ist in meinem Leben fast allgegenwärtig. Das einzige, was ich (noch) auf die Reihe bekomme, ist meine "eigentliche" Arbeit, d. h. die Aufträge von Kunden bearbeiten. Das ganze "selbständige Drumherum", meine Finanzen, mein Schreibtisch, meine Wohnung generell, meine Selbstorganisation - alles Horror. Oft kann ich nachts nicht schlafen, liege in der Dunkelheit und fühle mich elend, weil die Kette meiner Probleme immer länger wird und ich immer weniger Hoffnung habe, das Ganze irgendwann noch mal in den Griff zu bekommen.

    Nach meiner Selbstanalyse sind es folgende Dinge, die mich lähmen:

    1. Aufschieberitis: ich lasse Dinge solange schleifen, bis aus einer simplen "Aufgabe" ein "Problem" wird, wobei diese unerledigte Aufgabe ständig in meinem Kopf rumspukt - das bringt mich aber nicht zum Handeln. Beispiele: Steuererklärungen Monate zu spät abgeben, Altglas/Altpapier über Jahre nicht wegbringen, Rechnungen erst nach Wochen schreiben, Briefkasten wochenlang nicht leeren - daraus resultieren dann Ärger mit Steuerberater/Finanzamt, Altglas/Altpapierberge, Geldknappheit/Mahnkosten....;

    2. Perfektionismus: wenn ich die Küche putze, dann aber auch richtig, also inklusive aller Schrankinhalte u. s. w. - In der Praxis sieht das dann so aus, dass ich entweder gar nichts mache oder auf halbem Wege stecken bleibe. Dann steht z. B. der halbe Küchenschrankinhalt "vorrübergehend" im Esszimmer (und damit auch gleichzeitig im Wohnzimmer, weil ineinanderübergehend), damit ich "besser putzen kann", wobei "vorrübergehend" durchaus 3 Monate sein können. Oder ich wasche sämtliche Klamotten und Heimtextilien auf einen Rutsch, habe dann einen Riesenbügelberg, der dann - nebst vorsorglich aufgebautem Bügelbrett - wahlweise Schlafzimmer oder Wohn/Esszimmer ruiniert, häufig wochenlang.

    3. Scham: die Lösung meiner Probleme kann nur teilweise in der Abgeschiedenheit meiner vier Wände erfolgen. Zum Entmüllen und Entrümpeln muss ich vor die Türe, für manche Dinge wahrscheinlich sogar irgendwann mal einen Entrümpeldienst ordern. Ich müsste bei der Hausverwaltung anrufen und verlangen, dass bestimmte Dinge in meiner Wohnung, die Sache des Vermieters sind, in Ordnung gebracht werden bzw. selbst einen Handwerker für bestimmte Sachen bestellen. Irgendwie beißt sich die Katze da in den Schwanz: es ist schlimm, weil ich nichts unternehme, und ich unternehme nichts, weil es so schlimm ist.

    4. Kein Zutrauen in mich selbst: ich glaube mir langsam selber kein Wort mehr. Seit Jahren fasse ich abendliche Entschlüsse, dass "ab morgen alles anders wird" - aber am nächsten Tag ist es genauso wie immer, meistens nur noch ein bisschen schlimmer.

    5. Praktische Probleme: ich wohne im 4. Stock, habe weder Auto noch Führerschein, die Mülltonnen im Haus fassen kaum den normalen Hausmüll (da muss man schon flott sein), es gibt keine hauseigene Altpapier- oder gelbe Tonne, die nächsten Glas/Altpapiercontainer liegen 500m entfernt, ich kann handwerklich nicht das Geringste.

    Ich will aber nicht aufgeben und kann so auch nicht mehr weiterleben.

    Der momentane Zustand ist so:

    Küche, Bad, Wohn/Esszimmer/Diele (das geht ineinander über), Schlafzimmer sind frei von "Ansammlungen" (also z. B. Müll, Schmutzwäsche, schmutziges Geschirr, herumliegendes Zeug) - man darf nur nicht näher hinsehen oder Schränke/Schubladen öffnen. Schmuddelzustand: so wie bei einem Normalo, der seit 8 Wochen nur noch das Nötigste im Haushalt erledigt hat.
    Arbeitszimmer: Katastrophe
    Abstellkammer: Super-GAU - hier und im Arbeitszimmer ist mein Altpapier/Altglas gehortet (dazwischen Kleinwerkzeug und teilweise kaputter Krempel)
    Balkon: Hilfe (kaputte Großpflanzen, morsche Holzbalkonmöbel)
    Keller: proppenvoll mit alten Kartons/kaputten Kaffeemaschinen/Staubsaugern/Lampen/Brettern....
    Ich selbst: auch furchtbar, immerhin war ich vor 2 Wochen beim Friseur (ist aber nicht gut geworden)

    Finanzen/Buchhaltung/Erledigungskram: teils/teils - Finanzen sind miserabel, muss mal wieder heftig mit Rechnungen jonglieren und überlegen, welche Zahlung ich wie lange rauszögern kann, bevor ernsthaft was passiert - Buchhaltungsunterlagen diesmal pünktlich eingereicht, Briefkasten ist geleert, ansonsten erledige ich gerade so viel, wie neu anfällt, ohne die Altlasten abzuarbeiten.

    Danke fürs Zuhören.

    Wie gehe ich denn jetzt am besten vor? Ich möchte mir gerne täglich einige Punkte vornehmen, so dass ich langsam einen Fortschritt sehe.

    LG Sylvie



    Re: Sylvie greift zum rettenden Strohhalm

    Shelby - 12.02.2013, 16:30

    Willkommen!
    Herzlich Willkommen bei Klaraputzich :D

    Toll, dass Du Dich gleich so detailliert vorgestellt hast. Du hast es ja schon selbst gelesen, Du bist nicht allein mit Deinen Sorgen und Ängsten.
    Aufschieberitis und Perfektionismus sind zwei unserer ärgsten Feinde und doch treffen wir sie täglich.

    Kleine Schritte helfen den meisten von uns am ehesten. Kleine Ziele auswählen zB. eine Tüte Altglas in der Mittagssonne zum Container bringen.
    Am nächsten Tag die nächste Tüte. Da Du von zu Hause arbeitest und keine Freunde (mehr) hast, gehst Du wohl nicht oft raus?
    So ein kleiner Marsch an frischer Luft wird Dir gut tun :hug: wie meine Ma immer sagt :)

    Bitte mach Dich nicht kleiner als Du bist. Du bist selbständig tätig, also leistet Du jeden Tag ne ganze Menge, bist organisiert und hast Selbstdisziplin.
    Hut ab! Ich würd wahrscheinlich mehr Zeit vertrödeln als produktiv zu sein.
    Deiner Beschreibung nach zu urteilen ist Deine Wohnung besuchstauglich aufgeräumt, erfüllt aber was das Saugen und Wischen angeht
    nicht Deine eigenen Vorstellungen. Handwerker sehen ne ganze Menge an unterschiedlichen Wohnungen und ich denke, solange Du
    keinen Stinkemüll hast kannst Du in Deine Wohnung bestimmt einen Handwerker reinlassen. Heizung reparieren ist wichtig, wie warm/kalt ist es denn bei Dir?

    Was auch immer Dich damals bewegt hat alle Kontakte abzubrechen, es ist gut, dass Du Dich hier nun mit Gleichgesinnten austauschen möchtest.
    Vielleicht magst Du nach einer Weile auch wieder reale Menschen, die Dir Freude und Hilfe geben können, in Dein Leben lassen.



    Re: Sylvie greift zum rettenden Strohhalm

    Pearl - 12.02.2013, 16:51


    Hallo, Sylvie :wave:

    Da kann ich mich Shelby nur anschliessen.
    Und wo Du loslegen sollst - mit einem Auge sehe ich - das hast Du ja schon getan :super: !
    Bleibt also erstmal nur zu wünschen - Gutes Wirbeln ;) !



    Re: Sylvie greift zum rettenden Strohhalm

    Messina - 12.02.2013, 19:07


    :herz: -lich Willkommen liebe Sylvie!
    Was du schreibst, kennen wir alle so ähnlich, du bist nicht allein! :hug:
    Zitat: 2. Perfektionismus: wenn ich die Küche putze, dann aber auch richtig, also inklusive aller Schrankinhalte u. s. w. - In der Praxis sieht das dann so aus, dass ich entweder gar nichts mache oder auf halbem Wege stecken bleibe. Dann steht z. B. der halbe Küchenschrankinhalt "vorrübergehend" im Esszimmer (und damit auch gleichzeitig im Wohnzimmer, weil ineinanderübergehend), damit ich "besser putzen kann", wobei "vorrübergehend" durchaus 3 Monate sein können. Oder ich wasche sämtliche Klamotten und Heimtextilien auf einen Rutsch, habe dann einen Riesenbügelberg, der dann - nebst vorsorglich aufgebautem Bügelbrett - wahlweise Schlafzimmer oder Wohn/Esszimmer ruiniert, häufig wochenlang.
    Ach ja, da hab ich mich auch gleich wieder erkannt, ich hab mich auch immer wieder vollgerumpelt.
    Da muss ich heut auch immer noch aufpassen, dass ich "kleine Brötchen" backe!

    Du schreibst:
    Zum Entmüllen und Entrümpeln muss ich vor die Türe.
    Zum Einkauf musst du doch auch raus, oder?

    Mein Tipp: :idea:
    Ich sammle Leergut und Altpapier immer in der einen oder anderen Einkaufstasche,
    dann entsorge ich sie gleich beim Einkauf. :idea:
    Aber bis das zur Gewohnheit geworden ist, hat das ganz schön gedauert! :roll:

    Viel Erfolg hier bei uns und vor allem viel Geduld mit dir selbst! :super:



    Re: Sylvie greift zum rettenden Strohhalm

    Anonymous - 12.02.2013, 20:43


    Vielen lieben Dank für die freundlichen Worte. Es ist schön, mal "gnadenlos alles auspacken" zu können.

    Mich hier angemeldet zu haben, hat meinem Ich sozusagen direkt neuen Schwung verliehen - eigentlich dachte ich, meine neue Frisur würde das bewerkstelligen, aber das war ja leider nix.

    Zu den Handwerkern: zuletzt waren im Januar diesen Jahres Handwerker der Hausverwaltung in meiner Wohnung, weil in Bad und Küche Wasseruhren angebracht werden mussten. Der Termin wurde 4 Tage vorher angekündigt - Shocking!!! Zum Glück befanden sich alle einsehbaren Räume zu diesem Zeitpunkt schon wieder in einem Zustand, an dem ein eher desinteressierter Besucher keinen Anstoß nehmen würde, und ein Intensivputzeinsatz hat das Übrige getan. Das "Krisenzimmer" = Arbeitszimmer mit angrenzender Abstellkammer" hatte ich wohlweislich abgeschlossen, damit nicht aus Versehen jemand da rein rennt.
    Nur - bei einer Wartung/Reparatur der Heizung müsste ich eben doch jemanden genau da reinlassen. Und außerdem ist das kein Zustand. Ich muss unbedingt die "Leichen in meinem Keller" loswerden.
    Temperaturmäßig geht es ganz gut - die Wohnung wird teilweise von den Nachbarn mitbeheizt).



    Re: Sylvie greift zum rettenden Strohhalm

    Anonymous - 14.02.2013, 18:47


    Hallo Sylvie,
    du sprichst mir wirklich aus der Seele, ich habe mich heute hier angemeldet und fühle mich heute richtig elend.

    Ich muss hier noch einiges lesen, finde es aber sehr anstrengend, weil es mich so aufwühlt. Ich möchte aber jetzt nicht deinen Vorstellungsthread missbrauchen.



    Re: Sylvie greift zum rettenden Strohhalm

    Miss Molly - 14.02.2013, 20:15


    Ich versuche die neue Post gleich zu öffnen.
    Ansonsten - vielleicht liest du in meinem Tagespensum nach . versuche ich jeden Tag 5 Briefe alte Post zu öffnen.

    Ich schreibe immer erst rein, wenn ich was erledigt habe und dann gibt es ein :done: .

    Bei mir hat sich im letzten Jahr soviel Schlimmes ereignet, was aber nichts mit meiner Ordnung zu tun hat, dass ich fast nur von Tag zu Tag mich weiter wurschtel.
    War aus Zeitgründen jetzt gerade selten hier und ich merke sofort, dass ich dann etwas schlampig werde.

    Setz dir kleine Ziele, die sind leichter zu erreichen.

    LG Miss Molly



    Re: Sylvie greift zum rettenden Strohhalm

    Anonymous - 14.02.2013, 23:02


    möchte dich auch recht herzlich willkommen heißen.

    Vieles in deiner Vorstellung deckt sich mit meinen Erfahrungen, und
    nicht nur mit meinen.
    Wir sind ja hier, um uns gegenseitig anzufeuern und wenn nötig,
    Mut zuzusprechen, zu trösten,aber vor allem auch zu loben,
    wenn etwas gut gelungen ist.

    In diesem Sinne, fang an oder frag, was du noch wissen möchtest.

    Bis bald :ballon:



    Re: Sylvie greift zum rettenden Strohhalm

    Kellervoll - 16.02.2013, 19:37


    Dir auch ein herzliches Willkommen!

    Sonst melde ich mich schneller, aber diesmal hat mir die Technik einen Strich durch die Rechnung gemacht ... :lol2:



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