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Salter, James - Lichtjahre




Salter, James - Lichtjahre

Beitragvon Krümel » 30.06.2008, 11:12

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Ein Buch, welches mich teilweise gelangweilt, vom Stil her beeindruckt, und über das Lesen hinaus zum Nachdenken angeregt hat.

Der Inhalt ist schnell erzählt.
New York Ende der 50 er, eine Familiengeschichte. Das Ehepaar Berland lebt in einem alten Haus am Hudson außerhalb von der Metropole. Ein wunderbares Stück Land, ein Familienidyll mit Pferd, Hund und Kaninchen.
Viri, der Protagonist, ist Architekt und betreibt in New York sein Büro. Das Ehepaar hat zwei Töchter, viele Partys und Einladungen, sie gehen ins Theater, haben viele Künstler im Bekanntenkreis, und es wird viel gelesen.
Nedra, die Protagonistin, ist eine hervorragende Köchin, Gärtnerin, ja die perfekte Hausfrau, Mutter und Gattin. Finanziell steht dieses amerikanische Vorzeigeehepaar gefestigt da, es könnte durchaus mehr sein, aber auf Luxus brauchen sie auch nicht zu verzichten.
Die Kehrseite, Viri und Nedra gehen beide fremd, und der jeweils andere weiß davon, es wird akzeptiert, aber nicht darüber gesprochen.

Und damit wären wir schon beim Stil.
Der Erzähler kann in jede Figur schlüpfen, aber nur von außen, die Innenansicht ist ihm verwehrt. Das bewirkt, dass die Oberflächlichkeit, ein großes Motiv im Roman, gut transportiert wird. Es finden viele Dialoge statt, man sitzt zusammen mit den Kindern, oder mit Freunden, es wird viel getrunken und geplaudert, aber in die Tiefe reicht es nicht. (In den letzten zwei Teilen ändert sich das ein wenig.)
Ober beispielsweise der Name des männlichen Protagonisten Viri, den ich ständig als weiblich empfand, wird erst sehr spät im Buch erklärt oder aufgedeckt.
Auch Nedras Gedanken, die sich oft um Geld drehen (ihr ist es zu wenig, sie will mehr) und ihre Fixierung auf Äußerlichkeiten unterstreichen diese Oberflächlichkeit. Ihr Aussehen und ihre Garderobe werden auch ständig beschrieben. Als dann erste Alterserscheinungen an ihr auftauchen, das Vergängliche sich an ihr zeigt, stellt sich eine nichtstillende Unzufriedenheit in ihr ein. Denn das ist das zentrale Motiv im Werk: die Vergänglichkeit, der Tiere, der Menschen, des Hauses.
Nedra möchte aus diesem Wahn, der ihr wie ein Gefängnis erscheint, ausbrechen! Mit allen Mitteln versucht sie dieses Unwiderrufliche zu bekämpfen. Und so kommt es zur Scheidung.
Sie sucht danach ihre Freiheit im Yoga, in sich selbst, in der Abgeschiedenheit, oder im Kreise von Schauspielern, aber ihre Unzufriedenheit kann sie nicht abschütteln, weil für sie Äußerlichkeiten und Materielles wichtig bleiben, sie bleibt darin verhaften.

Von der Sprache her war ich direkt begeistert, weil Salter Lebens.- oder Naturbeschreibungen sehr poetisch beschreibt.
Assoziationssprünge wie - Die Blätter fielen, die Aktien auch. - reichern den Roman an und weisen ständig auf die Beweggründe der Figuren hin.
Die ersten drei Teile des Buches lesen sich im Zeitraffer, die Jahre vergehen, und die Jahreszeiten fliegen dahin.
Insgesamt hat mir das Werk gut gefallen, obwohl ich mit den Gedanken der weiblichen Protagonistin wenig anfangen konnte. Und das ist das Gute an Literatur, sie vermittelt oft Welten, die einem selber verschlossen sind.

Zum Autor:
James Salter wurde 1925 in New York geboren, er studierte in West Point, trat 1945 in die Air Force ein und diente in Europa sowie Korea. Seit 1957 lebt er als freier Schriftsteller, er gilt als moderner Klassiker der amerikanischen Literatur.

Bewertung: :stern: :stern: :stern: :stern:
Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
BildLiebe Grüße,
Krümel



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