Projekt Zukunft

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    Re: Projekt Zukunft

    stefbeck - 29.01.2006, 18:37

    Projekt Zukunft
    Nach der Existenzkrise keimt bei Borussia Dortmund wieder Zuversicht: Trainer Bert van Marwijk hat die anspruchsvollen Fans mit einem stark verjüngten Team zurückgewonnen. Weil das Publikum sich mit den Profis aus der Region identifiziert, verzeiht es auch Niederlagen.

    Das Training der Profis von Borussia Dortmund war auf Freitag um 15 Uhr angesetzt, doch Lambertus van Marwijk, 53, den alle nur Bert nennen, traf in seinem VW Touareg eine Stunde früher an der Anlage ein. Der Coach wollte den Rasen testen, der vom Dauerregen der vergangenen Tage aufgeweicht war. Schon nach wenigen Schritten über das glitschige Grün wusste der Niederländer, dass er mal wieder improvisieren müsste,
    als wäre er nicht der Trainer eines ambitionierten Erstligisten, sondern eines Waldund Wiesenvereins im Hochsauerland – denn auf dem Trainingsgelände des BVB 09, das hinter dem zum Signal Iduna Park umbenannten Westfalenstadion liegt, gibt es keinen zweiten Übungsrasen. Einen Ausweichplatz hatte van Marwijk schnell organisiert. Knapp zehn Kilometer nordöstlich, in Brackel, errichten die Stadtwerke auf einem brachliegenden Areal für den BVB ein modernes Trainingszentrum. Es soll im Frühjahr fertig sein, der hochverschuldete Club kann die Investition nicht stemmen. Dort war der Rasen in perfektem Zustand. Das Problem war die Kabine. Weil es noch keine Duschen gibt, mussten die Berufsfußballer nach anderthalb Stunden harter Schicht bei Temperaturen um den Gefrierpunkt verschwitzt und verdreckt wieder in den Bus einsteigen. Es gab Zeiten, da hätten Spieler des BVB 09 derartige Arbeitsbedingungen zu einem Fall für Menschenrechtsorganisationen erklärt. Die Belegschaft von 2006 indes verlor keinen Ton. Coach van Marwijk
    wertet das „mit als das größte Kompliment“ seiner Arbeit. Denn es verdeutlicht den Sinneswandel, der sich seit seinem Amtsantritt im Sommer 2004 in der Mannschaft des Traditionsclubs durchgesetzt hat.
    Noch vor anderthalb Jahren galt das Team der Borussen selbst bei den eigenen Anhängern als eine Ansammlung von „Scheiß-Millionären“ und Spezialisten im Abzocken, die sich, befeuert von den enthemmten
    Vereinsbossen Gerd Niebaum und Michael Meier, die Taschen voll stopfen konnten. Niemals zuvor waren Habgier, Größenwahn und Dilettantismus in der Branche eine derart monströse Allianz eingegangen.
    Doch nun steht Dortmund als Beleg dafür, wie schnelllebig das Geschäft mit dem Ball ist – und wie rasch sich Krisenund Untergangsszenarien in der Gefühlswelt der Bundesliga zu Erfolgsgeschichten
    wandeln. Eben weil die börsennotierte Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA trotz aller Fortschritte bei der Sanierung noch jahrelang an strikte finanzielle Auflagen durch ihre Gläubiger gebunden sein wird, erstrahlt van Marwijks Wirken in einem noch grelleren Licht: Es ist das interessanteste Projekt, das die Bundesliga derzeit
    zu bieten hat.Denn keine Mannschaft ist jünger als die des BVB (siehe Grafik); keine Mannschaft hat mehr Talente aus dem eigenen Nachwuchs übernommen; und keine Mannschaft bietet ihren Fans – bei Heimspielen
    mit durchschnittlich 75 000 so viele wie nirgendwo sonst in Europa – mit den Biografien ihrer Youngster derart pralle Identifikationsmöglichkeiten.

    Der Abwehrspieler Uwe Hünemeier, 20, etwa kommt aus Bokel bei Gütersloh, der Mittelfeldspieler Sebastian Tyrala, 17, aus dem westfälischen Kurort Bad Sassendorf und der Angreifer Salvatore Gambino, 22, aus dem Schwerter Stadtteil Westhofen. „Das sind alles Jungs aus der Nachbarschaft“, konstatiert Stefan Reinke, 34, einer der Sprecher des Dortmunder Fanorgans „Schwatzgelb“. Der Spieler, dessen kometengleicher Aufstieg den Stimmungsumschwung beim BVB am deutlichsten widerspiegelt, ist jedoch Nuri ¸Sahin, 17, Sohn einer türkischen Familie aus Meinerzhagen im Sauerland. Bei seiner ersten Partie im August des vorigen Jahres wurde er im Alter von 16 Jahren und 335 Tagen zum jüngsten Akteur in der Geschichte der Bundesliga, bei seinem ersten Treffer gegen Nürnberg im vergangenen November avancierte er selbstredend zum jüngsten Torschützen aller Zeiten. Welches Ausmaß der Hype um den schmächtigen Techniker mittlerweile angenommen hat, den Arsenal Londons Trainer Arsène Wenger als „Europas größtes Talent“ bezeichnet, erlebten die Borussen- Bosse Anfang des Jahres beim Trainingslager in der Türkei. Als BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Pressesprecher Josef Schneck den Jungstar zu einer Ehrung durch den türkischen Fußballverband in den Küstenort Antalya begleiteten, wurde ¸Sahin von hysterischen Gästen in dem Luxushotel bedrängt, als verkörpere er eine Mischung aus George Clooney und Diego Maradona. Auch in Deutschland wird der türkische Nationalspieler längst auf Schritt und Tritt verfolgt – bei jedem Training der Borussen
    sind Kamerateams vor Ort, die auch ¸Sahins Elternhaus immer wieder belagern. Dass Spieler wie Christoph Metzelder, 25, und Sebastian Kehl, 25, bereits als Routiniers gelten und dass sich Jungprofis wie David Odonkor, 21, oder Marc-André Kruska, 18, als Stammkräfte etabliert haben, ist freilich nicht Resultat eines langfristigen Plans. Es ist Ausdruck einer Zwangslage – 98 Millionen Euro Verbindlichkeiten im März 2005 nötigten die neue Clubführung, sich von teuren Kickern zu trennen und den Spielbetrieb mit preiswertem
    Personal fortzuführen. Den Stilwandel hat das anspruchsvolle Dortmunder Publikum angenommen:

    Selbst wenn die Mannschaft unter Niveau spielt, wird sie über Niveau beklatscht. Etliche Bundesligisten beobachten die junge Welle in Schwarz-Gelb mit Sympathie – in Frankfurt etwa sieht man sich auf gleichem Kurs. Doch Zweifel bleiben, ob das Verlegenheitsmodell die Borussen auch ins internationale Geschäft
    führen kann. Tatsächlich zeigen sich etwa bei Nuri S¸ahin auf dem Spielfeld schon erste Anzeichen von
    Überforderung. Und so wird sich vor allem an seiner Entwicklung der nächsten Monate erweisen, ob der BVB wirklich die von vielen Experten prognostizierte glänzende Zukunft hat – oder ob die nach oben katapultierten Talente unter dem zunehmenden Erwartungsdruck ganz schnell zermürbt werden. „Das zu beeinflussen und in
    die richtigen Bahnen zu bringen ist mit der wichtigste Teil meines Jobs“, sagt Trainer Bert van Marwijk, der ein einwandfreies Deutsch mit Rudi-Carrell- Einschlag spricht, „mein Ehrgeiz besteht darin, dafür zu sorgen, dass die Jungens ihre Stärken stabil abrufen können und weiter konsequent an ihren Schwächen arbeiten.“
    Entspannt sitzt der Holländer in der Lounge des Dortmunder Hotels Lennhof, wo er ein 45-Quadratmeter-Apartment bezogen hat, bei einem Glas Rosé. Bis zur Finanzkrise gehörte das Haus dem BVB, der mit der Immobilie seine Börsenstory aufhübschen wollte. Noch heute erinnern Porträts ehemaliger Borussen-Helden wie Jürgen Kohler, die in barocken Rahmen über den Gästebetten hängen, an die Ära, in der den Club Blender wie Niebaum und Meier fast zu Grunde richteten. Die ehemaligen Borussen-Bosse waren es auch, die van Marwijk nach Dortmund gelockt hatten. Damals glaubte der Trainer noch, bei einem Top-Club angeheuert
    zu haben, der sich Ausnahmekönner wie den Holländer Mark van Bommel vom PSV Eindhoven leisten könnte, seinen Schwiegersohn, der heute beim FC Barcelonaspielt. Dass seine Vorgesetzten nur geblufft hatten,
    erkannte van Marwijk erst später. Ende 2004 musste die Borussia beim Poker um van Bommel endgültig passen, obwohl der Mittelfeldmann einem Wechsel nach Dortmund zugestimmt hatte und für drei Millionen Euro Ablöse zu haben gewesen wäre – ein Schnäppchen verglichen mit den 25 Millionen Euro, die der BVB einst für den Brasilianer Amoroso verpulvert hatte. „Da ahnte ich“, sagt van Marwijk, „wie schlimm es um den Verein stand.“ Es war die Zeit, in der der Trainer morgens die grotesk große BVB-Geschäftsstelle am Dortmunder Rheinlanddamm betrat, ein weiteres Denkmal Niebaumschen Realitätsverlustes, „und ich in den Gesichtern fast aller Angestellten Existenzängste ablesen konnte“, wie er sich erinnert. Dass van Marwijk in Dortmund längst Kultstatus genießt, verdankt er vor allem seinem Auftreten in jenen Krisentagen. Er konzentrierte sich auf seine Arbeit und strahlte als einer der wenigen eine innere Unabhängigkeit aus. Selbst als der BVB-Großaktionär Florian Homm öffentlich Stimmung gegen ihn machte und einen anderen Trainer
    forderte, ließ sich van Marwijk nicht provozieren. Den leicht großmäuligen Investor kanzelte er in einem Satz ab: „Ich habe null Respekt vor diesem Mann.“ Es war kein Zufall, dass van Marwijks Mannschaft von Januar bis Mai 2005 auf die Rekordausbeute von 37 Punkten kam – ausgerechnet in jener Phase, in der fast das gesamte Umfeld des Clubs in eine tiefe Depression zu verfallen schien. Auch van Marwijk, den „die unterkühlte Aura
    eines hohen Militärs“ („Süddeutsche Zeitung“) umweht, haben diese Monate offensichtlich geprägt. „Ich empfand ein ähnliches Glücksgefühl wie im Mai 2002 nach dem Uefa-Pokalsieg mit Feyenoord Rotterdam“,
    sagt er heute. Zuletzt war es der VfB Stuttgart unter dem heutigen Bayern-Trainer Felix Magath, der den Nachweis erbrachte, dass Vereine trotz ärgster finanzieller Sorgen durchaus zu Großem fähig sind. Auch bei
    den Schwaben herrschte damals die pure Not, die Magath mit seinen vielgepriesenen „jungen Wilden“ wie Timo Hildebrand,
    Kevin Kuranyi, Philipp Lahm, Andreas Hinkel oder Aliaksandr Hleb geschickt kompensierte. Mehr noch: Alle
    wurden Nationalspieler. Der Coach aus Holland scheint auf einem ähnlichen Weg. Wie Magath hat er
    sich mit konsequent vertretenen Entscheidungen bei den Spielern Respekt verschafft; wie Magath geht er mit seiner Mannschaft in jeder Übungseinheit an das Limit; wie Magath beobachtet und entschlüsselt er auch die versteckten Botschaften und Gesten in der Kabine; und wie Magath gehört van Marwijk zu den Trainern, die ihre taktischen Vorstellungen klar definiert haben. „Für mich ist van Marwijk ein Fußball-Lehrer, der jeden einzelnen Spieler besser macht“, sagt BVB Sportdirektor Michael Zorc. Längst ist auch die zahlungskräftigere
    Konkurrenz auf den Mann mit dem markanten weißen Haar aufmerksam geworden, ausgerechnet bei den Rivalen in Gelsenkirchen – am Samstag Gegner im Westfalen- Derby – scheint van Marwijk ganz oben auf der Wunschliste zu stehen. Beim BVB sieht man möglichen Abwerbeversuchen indes gelassen entgegen. Geschäftsführer Watzke jedenfalls spöttelt: „Ein Anruf aus Gelsenkirchen kostet zwar nur etwas mehr als ein Ortsgespräch, aber die paar Cent können sich die Schalker sparen“ – van Marwijk ist bis Juni 2007 in Dortmund gebunden.

    Jugend forsch
    Altersdurchschnitt der eingesetzten Bundesligaspieler, Hinrunde Saison 2005/2006

    DIE JÜNGSTEN:

    Borussia Dortmund 24,3
    1. FC Köln 25,2
    1. FC Nürnberg 25,7

    DIE ÄLTESTEN:

    Arminia Bielefeld 27,7
    Bayern München 28,2
    MSV Duisburg 28,7



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