Nazi Seiten im Web

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  • Alle Beiträge und Antworten zu "Nazi Seiten im Web"

    Re: Nazi Seiten im Web

    mysterytrain - 20.01.2006, 22:33

    Nazi Seiten im Web
    Warum Nazi-Seiten hacken eine Gute Sache ist


    Dürfen die das? "...ja, das dürfen die..."


    ...antwortet ein guter Freund von mir bisweilen auf die rhetorische Frage der Ärzte (aus Berlin!...). Und nachdem in schöner Regelmäßigkeit einige Nazipeinlichkeiten im Web ein erfrischendes Redesign erhalten, fallen regelmäßig die Fragen: dürfen die das, bringt das etwas, ist das nicht genausoschlimm wie...

    Das dürfen die, das ist auch gut so und verdient, nachgeahmt zu werden. Und warum sich das so verhält, kann man auch durchaus schlüssig begründen.

    Auf die üblichen Versuche der Rechten, die immer noch mit Regelmäßigkeit stattfindenden Morde und Misshandlungen durch Nazis mit "linken Chaoten" und Geschichten vom armen, von der Antifa unterdrückten Fascho zu relativieren, sei an dieser Stelle nicht eingegangen.

    Aus vielen Perspektiven gesehen ist das Ablehnen der Defacements nicht nachvollziehbar. Technische Aspekte sollen hier jedoch außen vor gelassen werden - das Finden und Demonstrieren von Sicherheitslücken und Webmasterfehlern stößt in anderen Kontexten oft auf weitaus gelassenere Reaktionen, um diese geht es im Kontext des Naziseitenhackens in der Regel auch nicht. Von der Metapher des "Angriffs auf ein technisches System" soll hier abgesehen und stattdessen an den Charakter des Internet als öffentlichen Raum erinnert werden, den es inzwischen unbestreitbar darstellt. Aus dieser Perspektive nun zu den regelmäßig vorgebrachten Thesen gegen das Hacken rechter Seiten.

    Defacen ist nichts Bewunderungswürdiges.

    Das ist völlig richtig. Es ist ebensowenig bewundernswert, wie es wenig bewundernswert ist, wenn ich einen "Gegen Nazis" - Spucki an eine Ampel klebe. Niemand klebt "Gegen Nazis" - Spuckis, um dafür bewundert zu werden. Es reicht völlig, wenn man dabei Spass hat und sich die richtigen Leute ärgern, weil man ihnen ein wenig öffentlichen Raum genommen hat.

    Aktionismus dieser Art ändert nichts in den Köpfen.

    In den Köpfen der Seitenmacher vermutlich nicht. Abgesehen vom bedauerlichen Fakt, dass in den Köpfen von Faschos ohnehin eher selten überhaupt etwas vor sich geht, ist das Ziel solcher Aktionen im öffentlichen Raum nie das Bewegen der Nazis zum Umdenken. Es geht um die Mehrheitsbevölkerung und um die von den Nazis bedrohten Menschengruppen. Und es verändert sich etwas im Kopf von jemandem, der manchen Leuten nicht deutsch genug aussieht, wenn er aus einem Stadtteil in einen anderen geht und statt der "Gegen Nazis!" - Spuckis an den Ampeln "Juda verrecke" an der Hauswand gesprüht sieht. Es stellt ein bedeutendes Stück Lebensqualität dar, sich in einer Öffentlichkeit bewegen zu können, der man die Ablehnung von Nazipositionen ansieht.

    Die Linken sind da auch nicht besser als die Rechten.

    Abgesehen davon, dass das Argument ein recht zuverlässiger Trollindikator ist und man das Gespräch mit Menschen, die solchen Nonsense absondern, der eigenen Intelligenz zuliebe vermeiden sollte: Das ist Quatsch. Rechte Aktion und rechte Gewalt richtet sich gegen Angehörige beispielsweise ethnischer oder sexueller Minderheiten: Gruppen, deren Angehörige allein wegen ihres "So-Seins" angegriffen werden, an dem sie jedoch herzlich wenig ändern können. Linke Aktion richtet sich gegen Überzeugungen und soziale Praxis: ihre Zielgruppe kann leicht entsprechende Überzeugungen ablegen, entsprechende Praxis einstellen, und schon hat sie ihre Ruhe. Unterschied klar? Fein.

    Man bekämpft Symptome, keine Ursachen und steht mit seinem Aktionismus in einer Reihe mit Politikern, die auch lieber inszenieren anstelle konsequent zu handeln.

    Man mag sich streiten, was alles Ursache, was Symptom sei, und was überhaupt Ziele eines Kampfes gegen Rechts sein müssen. Das Zurückdrängen der Nazis? Sicher lobenswert. Die Schaffung einer Kultur, in der Nazis und ihre Überzeugungen und Ziele einfach absurd werden? Eine etwas anders gelagerte, aber gute Sache. Aber eine solche Kultur äußert sich auch im öffentlichen Raum, sie muss sich im öffentlichen Raum äußern, sonst bleibt sie Inszenierung und Lippenbekenntnis. Und was im öffentlichen Raum passiert, mag bisweilen unbequem sein und manche Saubermänner stören. Manchem ist es lieber, wenn das Hakenkreuz rückstandfrei von der Hauswand geschrubbt wird. Klar, hier gibts Nazis. Braucht aber keiner wissen. Eine Gesellschaft, in der das Hakenkreuz eine Nacht später durchgestrichen und mit einem "Faschos raus" kommentiert wurde, ist weiter fortgeschritten im Kampf gegen rechts und steht vor allem öffentlich dazu: die gibt es hier, wir haben was gegen die, und das darf jeder sehen.

    Fazit: Öffentlichen Raum gestalten!

    Wie der öffentliche Raum in der Stadt ist das Netz ein öffentlicher Raum, der sich jedoch aus einer Masse privater Orte zusammensetzt - die Grenzen zwischen statischer, eigener Webseite und offenem Chatraum, den die Community gestaltet, sind völlig fließend. Im Netz wie im öffentlichen Raum sind weite Flächen kommerzialisiert, muss der Ausverkauf öffentlich wahrgenommener Fläche an den Kommerz hingenommen werden. Und wie im öffentlichen Stadtbild etablieren sich andere Inszenierungen von Meinung, unterschiedliche Wiederaneignungsstrategien, durchaus mit unterschiedlichem Status in der Legalität.
    An der Zusammensetzung dieser Selbstinszenierungen der Öffentlichkeit macht sich Lebensqualität fest. Schlußendlich sind es nicht zuletzt diese Selbstinszenierungen, die einen weltoffenen und toleranten Stadtteil von einer national befreiten Zone unterscheiden - und einen gut erkennen lassen, wenn man vom einen in die andere kommt, auch wenn gerade kein Nazi mit Baseballschläger einer alten Frau über die Straße hilft.
    Nicht anders verhält es sich im Netz. Es mag konkret weder das Netz noch die Nazis verändern, wenn ein paar Seiten angegriffen wurden. Solche Aktionen sind jedoch Teil der Selbstinszenierung der Gesellschaft, deren Gesamtwirkung man nicht unterschätzen sollte.

    Es mag manchen Leuten lieber sein, dass entsprechende Seiten gesperrt werden, damit das Netz schön sauber aussieht. Andere sehen das Thema Zensur und ihre steigende Akzeptanz (zurecht) als ein wachsendes Problem - aber ebensowenig wie ein einschlägig kommentiertes Hakenkreuz an der Hauswand ist ein temporäres Defacement im WWW Zensur. Der öffentliche Raum war schon immer ein umkämpfter Raum, die Spannweite der Methoden dieses Kampfes reichten schon immer über die Grenzen des Legalen hinaus, und dennoch war und ist es auch immer mitbestimmt durch den Stand dieses Kampfes, wer sich im entsprechenden Raum willkommen und akzeptiert fühlen konnte.

    "Ist das nicht irgendwie verboten?
    Wird man dafür nicht bestraft?
    Was ist das bloß für eine Welt, in der man solche Sachen darf?
    Dürfen die das?"

    Das dürfen die, und die Welt ist ein klein wenig besser.



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