Musikreferat "minimal music"

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    Re: Musikreferat "minimal music"

    raines - 09.02.2006, 20:17

    Musikreferat "minimal music"
    coming soon ...



    Re: Musikreferat "minimal music"

    raines - 10.02.2006, 01:21


    after weeks of hazardous work with this strange topic, now i´m able to present the fucking ..., scheiss englisch ich habe mich nicht auf den Test vorbereiten können weil ich die ganze Zeit dieses Referat getippt habe ..., Musikreferat, named "minimal music"!

    Oki, mein Referat ist voller Features, deswegen fangen wir ganz langsam an, und zwar mit dem Word Dokument:

    "Wörd Dokument"

    Aber das Wörd-Dokument ist ja eigentlich nur Printausgabe, hier kommt die Screen-Ausgabe, nämlich das Html-Dokument mit Audio-Beispielen:

    Html-Dökument-Teil1

    Html-Dökument-Teil2

    Der Gack: Mit 57mb liege ich genau 7mb über rapidshare-maximum, daher kommt alles in einem Split-archiv, einfach beide .rar-Dateien in den selben Ordner entzippen und voilá

    wobei, wo ich grade die uploadzeit und die uhrzeit sehe, stelle ich fest, dass ihr das Rest erst morgen bekommt, sonst schlaf ich morgen im unterrrrricht ein



    Re: Musikreferat "minimal music"

    annama - 12.02.2006, 18:26


    joa "hört" sich ja toll an...
    habe jetzt mein referat auf cd, weiss aber nicht, wie ichs hier reinstellen soll...(guuuuut, ich hab auch nicht DIE motivation, rauszufinden,wies geht).
    *, du wolltest mir noch die buenavista...cd brennen (soll ich dir n rohling mitbringen, damit du erinnert bist? :mrgreen: )



    Re: Musikreferat "minimal music"

    raines - 22.03.2006, 20:43


    Zitat: minimal music

    Begriff: Die Begrifflichkeit der „minimal music“ ist umstritten, bzw. wird angewendet auf Komponisten und Künstler, die diesem Begriff nicht entsprechen. Der Begriff entstand als Analogie zur „minimal art“ der 1960er Jahre und versucht die auf diese oder jene Art und Weise reduzierte Musik: repetitive music, hypnotic music, pulse music, pattern music, trance music, process music, modular music und systematic music unter einen Begriff zusammenzufassen, da einige Ähnlichkeiten bestehen können. Doch sie haben keinen gemeinsamen Kern oder eine Systematik, die sie zu Recht zusammenfassen würde.

    Die entscheidenden Komponisten sind im Rückblick La Monte Young, Terry Riley, Steve Reich und Phillip Glass. Doch gerade jene Beispiele die eigentlich als die Komponisten der „minimal music“ angesehen werden, unterscheiden sich in ihrer Kompositionsweise so stark vonein-ander, dass es zum Teil schwer fällt Gemeinsamkeiten zu sehen, die sie zu Komponisten eines Stils machen würde. Steve Reich z.B. sah seine Musik nicht als „minimal music“, sondern als „music as a gradual process“ (Musik als gleichmäßig geregelt verlaufender Prozess). Dabei ist es gerade Reichs Musik, die als Definitionsbasis für „minimal music“ dient.

    In vielen Werken kann man aber Merkmale wie andauernde Wiederholung, Statik der Elemente, allmähliche Reduzierung des musikalischen Mate-rials, Verzicht auf Expressivität im traditionellen Sinn (z.B. Schön-berg), ein streng regulierter Ablauf und, was bedeutend ausfällt, der Verzicht auf eine Gesamtwirkung, welche durch das Stück vermittelt werden soll, sehen. Allerdings sind dies nicht exklusive Eigenheiten der „minimal music“, sondern werden auch in anderen Stilen verwendet. Umso überraschender ist es, dass bei einem Kompositionsstil der sich ausdrücklich über seine Form und nicht über seinen Inhalt definiert, zumindest nach dem Urteil der Betrachter, dieser relativ willkürlich, bestimmten Musikern attestiert wird.

    Entwicklung: Auch wenn der Name dieses scheinbar schwer definierbaren Stils von der „minimal art“ stammt und auch immer wieder der Einfluss dieser auf die Musik verlautet wird, hat die „minimal art“ wohl doch eher einen nachrangigen Stellenwert in der Entwicklung der „minimal music“.

    Vielmehr hat die „minimal music“ große Einflüsse aus dem Free Jazz, sowohl Reich als auch Riley standen dem Jazz nahe und nahmen viele Entwicklungen aus diesem auf. Reich schöpft aus Bach und Stravinskis repetitiven Werken wie auch Einflüsse aus dem frühen Pop, La Monte Young orientiert sich an der Fluxus-Bewegung (steht dem Dadaismus nahe), Glass wiederum übernimmt später klassische Strukturen in seine Werke.

    Die vier Komponisten Young, Riley, Reich und Glass genossen eine umfassende musikalische Ausbildung an den amerikanischen Musik-hochschulen, zudem orientierten sie sich praktisch an neuen Bereichen, z.B. indischer Musik oder Afrikanischer. Reich ging nach Afrika und forschte dort musiktheoretisch im Stamm der Ewe und ihrer Musik, wodurch er auch auf neue Kompositionsweisen kam. Der Afrikanist Arthur Morris Jones hatte schon vorher den Begriff „resultant pattern“ erschaffen, als Ergebnis seiner Forschung in Afrika. Diesen Begriff nahm Reich später auf, er bezeichnet psychoakustische Effekte von Überschneidungen der Musik, welche stark in der „minimal music“ vertreten sind.

    Die ersten technischen Hilfsmittel waren sowohl für Reich als auch für Terry Riley Tonbandgeräte, über die Beide die Phasenverschiebung (siehe siehe auch Piano Phase, Phasenverschiebung) erprobten. Dieses Prinzip übertrug Reich zum ersten Mal in der „Piano Phase“ (1967) auf Instrumente.

    Auch wenn die Komponisten einen ähnlichen musikalischen Ursprung und Anfang hatten, so entfernten sie sich doch bald in ihrer Kompositions-weise stark voneinander. La Monte Young komponierte z.B. Stücke, die eigentlich dem Aufbau nach serialistisch sind, Riley komponierte „minimal music“, die so ausufernd ist, dass sie kaum noch als solche erkannt werden kann, während nur Reich zunächst bei seinem strengen Muster blieb, und seine Musik minimalem Grundstoff entsprang.

    Terry Riley verhielt sich dieser Tendenz, des Schöpfens aus Minimalem und der minimalen Variation, nahezu gegensätzlich, während Reich aus einem minimalen Ursprung unendliche Klangvariationen hervorbrachte, arbeitete Riley mit unzähligen eigenständigen Variationen und einer Vielfalt von Ausgangsmaterial. Riley komponierte so, dass die einzel-nen kleinen Elemente schon Parallelen zum Gesamtwerk hatten, welches aus diesen resultierte. Auch ist die Musik Rileys stärker auf Improvisation ausgelegt, was bei Reichs Musik unmöglich ist.

    Doch Terry Riley´s „In C“ ist der Beginn der minimalen Musik, es wird meist als das erste Stück dieser Art angesprochen. An ihm wirkte im übrigen Auch Steve Reich mit.

    La Monte Young wiederum ging einen Weg, in welchem er den Klang emanzipieren wollte, losgelöst von Melodie, Harmonik oder Rhythmik. Er dehnte Töne in das Unendliche oder wiederholte eine Tongruppe immer weiter, so dass es scheinbar keine zeitliche Dimension in der Musik mehr gibt und diese sich auf einen reinen Klang reduziert. Beispiel-haft ist „Composition 1960#7“ welche nur aus einer einzigen Quinte besteht, als Anweisung steht „to be held for a long time“!

    Philip Glass ging zunächst einen extremen Weg, indem er nicht wie Reich aus einem minimalen Ursprung noch variierte, sondern bei diesem bleibt und keine Veränderungen hinzu fügt (Two Pages, Music in Fifths, Music in similar Motion und Music in contrary Motion, alle 1969). Diese auf die Spitze getriebene Minimalität hielt bei ihm aber nicht lange an, vielmehr ging er davon fast völlig weg, komponierte mit verschiedenen harmonischen Systemen, nahm sogar traditionelle Strukturen wie die Concerto-Form in seine Stücke auf.

    Durch seine gemäßigte, vielleicht weniger theoretisch-philosophische Ausrichtung, welche Stücke produziert, die mehr als „Musik-Denken“ sind und wieder mehr auf den unterhalterischen Wert achten, war er wohl der populärste Minimalist. So gelang ihm der Durchbruch mit seiner Oper Einstein on the Beach, für den Kunstfilm Koyaanisqatsi machte er die Filmmusik, die sich perfekt in die Bilder einpasst.

    Die Einflüsse der Minimal Music gingen in die Alltagsmusik über, nachdem sie populärer wurde. Zwar kann man nicht von richtiger Minimal Music sprechen, da diese sich ja eher durch ihre philosophischen, theoretischen Hintergedanken definiert und eben nicht durch die Form. Doch diese Form des wiederholenden und überlagernden Minimalen hat nach dem Durchbruch der Minimal Music vor allem im Pop aber auch in Werbejingels prägenden Charakter gehabt. Im Techno wird die Wieder-holung von Rhythmen und Melodien und das körperliche Empfinden dieser zum Inhalt. Psychoakustische Phänomene, wie Reichs „resulting patterns“, sind ebenfalls wichtige Elemente. Die Einflüsse der Minimal Music sind nahezu überall zu finden, wenn auch immer nur in kleinen Teilen.

    Abschließend bleibt zu erwähnen, dass die „minimal music“ trotz ihrer speziellen Art der Musikindustrie erstaunlich hohe Gewinne einbrachte, was auf die doch nicht zu unterschätzende Popularität schießen lässt.



    Re: Musikreferat "minimal music"

    raines - 22.03.2006, 20:46


    Zitat: - Steve Reich, seine „minimal music“ und ihre Entwicklung -

    Steve Reich wird am 3. Oktober 1936 in New York geboren. Seine Eltern scheiden sich als er 1 Jahr alt ist. Schon früh lernt er Klavier spielen, bis er 14 ist hört er die „middle class favourites“(Reich), es sind Stücke von Beethoven, Schubert und Anderen, aber keine Musik von vor 1750.

    Mit 14 Jahren entdeckt er Musik die er vorher nicht gehört hat, diese ist für ihn der Wandel und der Ursprung seines späteren Stiles. Er hörte Miles Davis, Charlie Parker und Kenny Clark, ihm eröffnete sich zu diesem Zeitpunkt eine ganz neue musikalische Welt:

    Reich:

    „it was very much as if you’d lived in a house and someone said, “Well, you’re 14 now and there’s a room in the house you haven’t seen.” They opened the door, I walked in the room, and I never really left.”

    Nun begann er die ihm bis jetzt nicht bekannte Musik zu erkunden, z.B. Bach und die Musik vor 1750. Stravinsky faszinierte ihn und über ihn gelang er zu Bela Bartok, Arnold Schönberg und der Musik des 20. Jahrhunderts. Mit 14 Jahren lernte er Trommel zu spielen, welche ihn als Instrument von nun an sehr bestimmen sollte.

    Auf der Highschool hörte er weiterhin all diese Musik und spielte zusammen mit seinen Freunden Jazz. Er stellte zwar seine Leidenschaft zur Musik fest, doch dachte, dass er nicht mehr erfolgreicher Komponist werden könne, da er schon zu alt war (17 Jahre, im Vergleich zu Mozart, der 4 Jahre alt war).

    Er studierte 1953-57 Philosophie an der Cornell University. Hier las er besonders Ludwig Wittgenstein, seine Musik hat auch später stark philosophischen Charakter. Während dieses Studiums belegte er auch Musikkurse. Als er 1957 sein Studium beendet nimmt er zunächst privaten Kompositionsunterricht, um schlussendlich doch noch Musik zu studieren, er beginnt 1958 auf der „Julliard School of Music“ in New York. 1962 wechselt er auf das „Mills College“ in Oakland/Kali-fornien, wo er unter Darius Milhaud und Luciano Berio Komposition lernt.

    In dieser Zeit stärkt sich auch sein Interesse an afrikanischer Musik. Als er 1962/63 als promovierter Student mit seinem Lehrer Luciano Berio auf das „Ojai Festival“, welches von Stravinsky gegründet wurde, ging, erfuhr er von einer Studie über afrikanische Musik, in welcher diese in westliche Systeme umgesetzt wurde. Dies war sozusagen der Beginn seiner afrikanischen Ausrichtung, die sich weiterhin durch sein Leben ziehen sollte.

    In seinem Kompositionsstudium unter Luciano Berio arbeitete er natürlich auch mit der 12-Ton-Technik und schrieb Reihen. Als er dabei die Reihe nicht wie üblich variierte sondern über und über wiederholte um so einen bestimmten Klang zu erzeugen, fragte ihn Berio, warum er denn nicht tonale Musik komponieren wolle, wenn er die Reihen nicht variiere. Reich erwiderte: „That’s what I’m trying to do“. Dies war der Anfang seiner Minimal music.

    Während seines Studiums suchte Reich nach seiner musikalischen Orientierung, welche er nicht leicht finden sollte. Denn zu dieser Zeit gab es vor allem eine europäische Ausrichtung an den amerikanischen Hochschulen. Der Zeitgeist war entweder Stravinsky´s Serialismus oder John Cage´s Aleatorik. Doch auch wenn er beide Ansätze verstand und respektierte, fand er in ihnen doch keine Befriedigung. Als er von Junior Walker das Pop-Lied „Shotgun“ hörte, welches einen durchgehend gleich bleibenden Bass hatte, war es für ihn wie eine Erlösung. Auch Bob Dylan reduzierte damals die harmonischen Muster, und in der Arbeit mit Terry Riley an „In C“ war ein weiterer Anstoß für seinen Kompositionsstil der minimalen Mittel.

    In einem Interview sagte Reich:

    “If you put all that into a jug and shake it, out I come.”

    Ab 1963 ging er zum San Francisco Tape Center, an welchem er mit Terry Riley arbeitete und nebenbei seine ersten Stücke in der Technik der Phasenverschiebung machte. Sein erstes Stück hieß „It´s Gonna Rain“ (Klicken zum Anhören, oder Audio CD, Track 01) und ist ein Verschnitt der Predigt des Straßenpredigers Brother Miller, welcher aus dem alten Testament die Ankunft der Sintflut predigte. Diese Arbeit war eigentlich ein zufälliges Ergebnis, denn sie entstand, als er in zwei Ton-bandgeräten das gleiche Tonband eben jener Predigt abspielte. Mit der Zeit verschoben sich die Phasen der Bänder zueinander, Reich musste feststellen, dass beide Tonbandgeräte nicht gleich schnell liefen. Die Effekte dieser Verschiebung faszinierten ihn so sehr, dass sich auf ihr sein Ansatz der Minimal music gründete.

    - Reichs Phasenverschiebung -

    Reichs Phasenverschiebung ist der Beginn seines minimalistischen Komponierens und damit ein Schlüsselpunkt seines Stils. Reich selbst sieht seine Minimal music als „music as a gradual process“, eine Musik die ihren gegebenen Gesetzen folgt und welcher der Zuschauer folgen kann. Besonders wichtig ist ihm, dass man den Zusammenhang zwischen Kompositionsprozess und der Musik erkennen kann. Hierin liegt auch seine Kritik am Serialismus und der Aleatorik Cage´s. Bei beiden Verfahren kann zwar ein Ergebnis erreicht werden, welches ähnlich wie Reichs Minimal music klingt, allerdings beruht der Serialismus auf Zahlenreihen welche zusammenhangslos die Musik bestimmen. Die aleatorische Musik wie z. B. die Musik John Cage´s, ist, wie der Name schon sagt (Aleatorik von lat. Alea = Würfel), Produkt des Zufalls, so dass kein logischer oder verfolgbarer Zusammenhang zwischen Endprodukt und Komposition erkannt werden kann. Steve Reich will aber gerade diesen Zusammenhang stärken. Er sagt:

    “What I´m interested in is a compositional process and a sounding music that are one and the same thing”

    Weiterhin meint er über seinen Ansatz der Minimal music:

    “Even when all the cards are on the table and everyone hears what is gradually happening in a musical process, there are still enough mysteries to satisfy all”.

    Seinen Bezug sieht Reich vor allem in Bach und Stravinsky, aber auch in Debussy. Bach und Stravinsky hörte er sehr viel und auch wenn sie aus vollkommen verschiedenen Epochen stammen haben sie doch eines gemeinsam: Das Wiederholende. Bach spielt stark mit sich immer wiederholenden variierenden Motiven. Als Beispiel wäre hier „Erfindung No.1 in C-Major“ von Johan Sebastian Bach genannt.

    In dieser beginnt Bach mit einem Motiv und bildet aus diesem in verschiedenen Variationen immer weiterführende Varianten.

    Das Grundmuster (Klicken zum anhören, oder Audio CD, Track 5)

    Dieses Grundmuster variiert er z.B. in der Tonhöhe:

    Grundmuster in einer höheren Tonlage
    (Klicken zum anhören, oder Audio CD, Track 6)

    Oder macht eine Umkehrung, wobei er die rechte Hand wiederum umkehrt, so dass der Abschnitt verdreht ist:

    Umkehrung, zusätzlich rechte Hand umgekehrt
    (Klicken zum anhören, oder Audio CD, Track 7)

    Und hier das gesamte Stück:

    Erfindung No.1 in C-Major von J.S. Bach
    (Klicken zum anhören, oder Audio CD, Track 8)

    Bach variiert so geschickt sein Motiv, dass trotz dessen Anwesenheit in jedem Takt keine Wiederholung eines gleichen Stückes auftritt, die Musik wirkt trotz des immer gleichen Grundstoffes nicht inhaltslos.

    Stravinsky geht einen kompromissloseren Weg. Er variiert nicht mehr Tonhöhe oder Aufbau, sondern legt ein Grundmuster fest, welches er auch beibehält und nicht variiert. Als Beispiel dient Stravinsky´s „Akahitu“, welches auf dem Text eines Haikus beruht.

    Dieses beginnt mit einem kurzen und einfachen Motiv, welches am Anfang 4 Mal wiederholt wird:

    Grundmuster (Klicken zum anhören, oder Audio CD, Track 9)

    Dieses Grundmuster ändert er nicht mehr, es zieht sich unverändert durch das ganze Stück, so wie auch später Reichs Kompositionen dieses Merkmal aufweisen. Um Variation einzubringen überlagert Stravinsky das Grundmuster mit anderen Mustern wie zusätzliche Ebenen ab dem 4. Takt. Diese Muster sind an das Grundmuster angelegt, sind aber anders instrumentell ausgeführt.

    Grundmuster mit neuer Ebene
    (Klicken zum anhören, oder Audio CD, Track 10)

    Nun entwickelt er immer neue Ebenen über dem ständig im Hintergrund weiter laufendem Grundmuster. Die Musik wird von einer singenden Frauenstimme begleitet, welche das Haiku singt. Hier das komplette Stück:

    Akahito aus „drei japanische Gedichte“ von Igor Strawinsky
    (Klicken zum anhören, oder Audio CD, Track 11)

    Man sieht also, dass wesentliche Merkmale schon lange genutzt wurden. Reich allerdings schöpft aus allem und bildet mit zusätzlichen Einflüssen etwas Neues. In seiner instrumentalen Minimal music, die mit der „Piano Phase“ von 1967 beginnt, schafft er eine weitere Steigerung der Ansätze Bachs und Strawinsky´s.

    In dieser überlagert er nicht mehr ein Grundmotiv mit einem variierten Grundmotiv um so Variation zu schaffen, sondern behält zwei gleiche Grundmotive, die er auf der Zeitachse verschiebt und so eine Vielfalt an Klängen erzeugt, obwohl eigentlich die ganze Zeit über immer die selben Töne erklingen. Reich formuliert seine Grundsätze wie folgend:

    1. Das musikalische Geschehen ist zugleich im Detail als auch in seiner Grundform festgelegt
    2. Der musikalische Prozess darf keinen Stillstand aufweisen
    3. Um seine Wahrnehmung zu garantieren, darf er nur sehr langsam/graduell ablaufen
    4. Einmal in Gang gesetzt soll der Prozess automatisch ablaufen

    Den geheimnisvollen Reiz sieht Reich in den psychoakustischen Effekten, die durch die Verarbeitung der Musik durch das menschliche Gehirn entstehen. Diese so genannten „resulting patterns“ haben einen flirrenden, schummernden, wechselnden Charakter. Aber die Phasenverschiebung erzeugt nicht nur psychoakustische Effekte, sondern akustische Effekte wie Obertöne oder Differenztöne. Zudem ist die Musik bei jedem Zuhörer anders, da sein Gehirn immer bestimmte Teile hervorhebt, was natürlich bei keinem Zuhörer gleich geschieht. Der stetig linear wechselnde Rhythmus der durch die Verschiebung entsteht, und die weichen Übergänge, führen zu einem Verlauf der sehr gleichmäßig ist. Reich beschreibt das Erleben seiner Musik als „total sensous-intellectual involvement“. Seine Phasenverschiebung ist als Basis in vielen von Reichs Stücken angewandt, auch wenn sie sich mit der Zeit in Dimension und Art ändert, nur die späteren Stücke gehen andere Wege.

    Probe für DrummingDie Zeit in welcher Reichs Musik stark durch die Form der Phasenverschiebung geprägt ist, geht bis etwa 1971. Bis zu dieser Zeit bringt er verschiedenste Variationen dieses Kompositionsmusters. Seine frühen Stücke sind noch Tonbandaufnahmen, in diese gehört „It´s Gonna Rain“ (Klicken zum anhören, oder Audio CD, Track 01), welches den Anfang bildet, aber auch „Come Out“ von 1966, welches eine verfeinerte Version darstellt. Mit „Piano Phase“ beginnt wie bereits erwähnt die instrumentelle Umsetzung der Technik, in der „Violin Phase“ (Audio-Beispiel) setzt er das Prinzip der Piano Phase für 4 Violinen um, wodurch vielfältigere und undurchsichtigere, bzw. stärkere „resulting patterns“ entstehen.

    Der scheinbar simple Aufbau der Phasenverschiebung ist allerdings für einen Musiker nicht so einfach umzusetzen, da es schwierig ist, so genaue und vor allem minimale Abweichungen in der Geschwindigkeit zu halten. Da er die Effekte der Phasenverschiebung verstärken wollte wurde auch der Aufbau immer komplexer, so dass es den Musikern schließlich nicht mehr möglich war, die Stücke durchzuführen. Daher entwickelte Reich eine Art fortgeschrittenes Metronom, für komplexe Rhythmus-Muster. Er nannte die Maschine „the phase shifting pulse gate“. Mit dieser erhoffte er zunächst, auch in größeren Ensembles die Phasenverschiebung durchführen zu können. Der Einsatz wurde über Kopfhörer den Musikern gegeben, allerdings mussten sie für das Zusammenspiel gleichzeitig noch aufeinander achten, was nicht gut funktionierte. Daher gab er dieses System bald auf, auch weil er die mechanische Präzision zu leblos fand.

    Stattdessen suchte er neue Variationsmöglichkeiten seiner Technik in anderen Ansätzen anstelle der einfachen Verkomplizierung. Resultat dieser Versuche war „Drumming“ von 1971/72 für 12 Musiker. Drumming stellt den Höhepunkt der relativ puren Phasenverschiebung dar. (Audio-Beispiele)

    - Die verfeinerte Phasenverschiebung, neue Wege -

    Neuerungen in „Drumming“ sind die nun auf andere Bereiche erweiterten Phasen. So gibt es verschiedene Klangfarben in Drumming, gespielt durch Bongos, dann Marimbas, Glockenspiele und zuletzt Alle zusammen. Diese Klangphasen werden noch durch die „resulting patterns“, und vokal gesungene oder gepfiffene Stimmen welche unter anderem die Einflüsse seiner Afrika-Reise waren, verstärkt und durchwirkt. Außerdem ist das Verfahren neu, Stillestrecken allmählich mit Tönen zu füllen, und gefüllte Strecken wiederum zu lichten. Die Verlängerung von einem Ton eines Akkordes, bis dieser aus dem vertikalen Zusammenhang bricht und zeitlich-horizontal wirkt, ist ein weiteres Mittel. In die Art von „Drumming“ ordnen sich außerdem noch „Six Pianos“ mit Terry Riley (Audio-Beispiel) und „Music für Mallet Instruments, Voices and Organ“ ein.(Audio-Beispiel)

    Diese Erweiterungen machte Steve Reich nicht zuerst auf dem Papier, sondern in der Praxis. 1966 gründete er zunächst mit Arthur Murphy und Jon Gibson sein „Tape Studio“ und später ein Ensemble, welches seine Stücke spielte. War das Ensemble zunächst klein, wuchs es auf 12, bis 1976 sogar auf 18 Musiker an. Reich selbst war in diesem als Trommler, Marimbaphonspieler und Pianist tätig. Das Ensemble trug deutlich zur Popularität seiner Musik bei, die damals in den ausgehenden 60ern und beginnenden 70ern natürlich den Zeitgeist traf. Das Ensemble spielte alle Stücke auswendig, alle Musiker in einheitlich schwarz-weisser Kleidung gekleidet, mit bestechender Präzision. Die Aufführungen seiner sowieso schon philosophisch berührten Musik wurden so zu einem richtigen Zeremoniell, welches die Zuschauer in ihren Bann nahm.

    Reichs Studienreise nach Ghana, Afrika, führte ihn noch stärker zu Einsicht, dass Instrumente eine gehaltvollere Musik erzeugen als Elektronik. Aus den Versuchen mit Maschinen, wie Tonbändern oder der „phase shifting pulse gate“ erhielt er aber immer wieder Anregungen für seine Kompositionen. Nachdem sich Reich in Afrika mit den Trommelrhythmen und Mustern sowie der Harmonik dieser Naturvölker beschäftigt hatte, wandte er sich balinesicher Musik zu, die weitestgehend auf den Gamelan-Instrumenten basierte. Diese neuen Impulse setzte er auch direkt in „Music for Eighteen Musicians“ um, dessen Besonderheit der zweigeteilte Rhythmus ist, wovon der eine der der Instrumente ist, der andere dem menschlichen Atem, den Gesangstimmen und Bläsern folgt. Reich, der zuvor immer gleiche Instrumente genutzt hatte, damit die „resulting patterns“ klar identifizierbar waren, entdeckte bei diesem Stück den Reiz dies alles mit ungleichen Instrumenten durchzuführen. So war „Music for Eighteen Musicians“ ein wahres Klangfeuerwerk im Vergleich zu seinen vorigen Stücken. Vor allem aber kam in diesem Stück zum ersten Mal eine harmonische Ordnung zum tragen. Die Phasenverschiebung wurde zum Teil schon nicht mehr verwendet, Reich betritt neue Wege, die auch teilweise weg von seiner ursprünglich radikalen minimal music gingen.

    Music for Eighteen Musicians
    (Klicken für mehrere Audio-Beispiele, oder Audio CD, Track 03)

    Diese neuen Wege sind der westlichen Musik wieder näher. Als Reich gefragt wird, ob es nicht ein Schritt rückwärts gewesen wäre, sagte er:

    „Music for 18 Musicians was a step, if you like, backwards, backwards into the Western tradition, into harmonic variation, into orchestral color, and in a sense I never stopped moving backwards until Different Trains in 1988.”

    Doch dieser Schritt zurück wurde ein grundlegender Zug seiner Musik ab diesem Zeitpunkt, Reich meinte dazu, dass dieser scheinbare Schritt rückwärts, weg von seinem ungebundenem Stil, hin zu Anlehnungen an alten Ausrichtung wohl doch ein Schritt vorwärts wäre. Denn es gäbe Künstler, die ihr Leben lang das gleiche machen würden, aber nur weil sie ihrer ursprünglichen Linie strikt folgen würden sie deswegen nicht an Qualität gewinnen, der Mangel an Entwicklung und Veränderung sei doch grade ein Todesurteil für die Kunst, demnach wäre Entwicklung immer mehr als Stillstand.

    - Die erweiterte minimal music -

    Die nächste Entwicklung seiner Musik wendet sich in thematisierende und politische Bereiche, seine Musik wird nun mehr zu dem Träger von Inhalt, was seine "minimal music" sonst nicht war. Auch ändert sich die musikalische Ausführung, sie wird klangvoller, farbiger, und geht weg von strengen Trommelmustern oder Rhythmik. Diese Veränderung beginnt schon undeutlich bei „Drumming“, setzt sich über „Music for Eighteen Musicians“ fort, wird dann sehr deutlich in „Variations for Winds, Strings and Keyboard“ und gipfelt schließlich in „Tehillim“.

    1976-77 studierte Reich in New York und Jerusalem die jüdische Thora und lernt Hebräisch. Er beschäftigt sich mit der jüdischen Tradition, die ihm als amerikanischer Jude ohne traditionelle Bindung verloren gegangen war. Als Auftragswerk des Süd- und Westdeutschen Rundfunks entsteht 1981 „Tehillim“, die Lobpreisung Gottes aus der Thora. Diese Komposition ist ein Umbruch, sie ist nicht mehr durch den Zwang der Trommelrhythmen gebunden, ist zum ersten Mal wirklich ein melodiöses Stück. Der Aufbau basiert auf den Psalmen der Passage aus dem alten Testament. Diese werden von 4 Frauenstimmen vorgetragen. Es gibt eine richtige Melodie, auch wenn sie sich aus wenigen Grundtönen aufbaut, die die Textpassagen unterstützen. Die Melodie und Sprache dieses Stückes entnahm Reich aber nicht den religiösen Gesängen einer Synagoge, sondern der mündlichen Überlieferung jemenitischer Juden. Diese Überlieferung ist die einzige mündliche Überlieferung der „Tehillim“, und war weitestgehend unbekannt, was Reich sehr zusagte. Seine Melodie lehnte sich also an eine unbekannte Melodie an, und so musste er keine Erwartungshaltung erfüllen. Auch kommt mit diesem Stück das erste Mal Expressivität in seine minimal music.

    Diese Entwicklung setzt er fort, sein nächstes Stück ist „Desert Music“ (Audio-Beispiele) für Chor mit 27 Gesangsstimmen und Orchester. Es ist die Vertonung von Gedichten des amerikanischen Dichters William Carlos Williams. Reich bewunderte die Themen und die Sprache des Dichters, seine Klarheit. Der Aufbau der „Desert Music“ ist symmetrisch im Muster ABCBA. Das Werk ist durch eine durchgehende Melodie und Harmonik geprägt, diese folgt dem Inhalt der Musik bzw. gründet auf diesem, wie auch die Struktur. Das Stück zeichnet sich durch wechselnde Metren, Stimmungen und Harmonien aus, welche vorher unbekannt bei Reich war. Die Musik hält sich stark an den Text, bzw. bildet mit
    ihm eine Einheit. So ist „Desert Music“ zusammen mit „Tehillim“ ein Wandel in seinem vorher streng gefasstem Stil.

    - autobiographische und dokumentarische Werke -

    In „Different Trains“ begibt sich Reich auf autobiographisches Gebiet. Er thematisiert ein Kindheitsereignis und setzt es wieder auf seine Art der Phasenverschiebung um. Es ist gleichzeitig ein Schritt zu alten Wegen zurück, rein technisch umgesetzt, und wiederum ein Fortschritt durch den Inhalt. Als er in den Jahren des zweiten Weltkrieges immer zwischen seinen getrennten Eltern durch Amerika hin und herfahren musste, benutzte er dafür den Zug. Reich stellt eine Parallelität in seinen Zugfahrten als kleiner jüdischer Junge in Amerika, und den Zugfahrten die ihm zu dieser Zeit als Jude in Europa gedroht hätten, nämlich Zugfahrten in Vernichtungslager, auf.

    „Different Trains“ ist ein Stück für Streichquartett und Tonband, der Aufbau beinhaltet wieder typische Elemente der Phasenverschiebung. Zuggeräusche, die Stimme eines Zugbegleiters und eines Kindermädchens kommen vom Band, das Streichquartett spielt dazu entsprechend der Stimmung. Das Stück ist in drei Sätze geteilt. Der erste Satz heißt „America – before the War“, und stellt seine Zugfahrten dar. In diesem wird nicht näher auf eine Problematik eingegangen, lediglich die Zugfahrt wird dargestellt. Im zweiten Satz: „Europe – During the War“ werden die Judentransporte thematisiert, als Gegenüberstellung seines unbeschwerten Schicksals in Amerika. Dieser zeigt auf, was ihm in Europa gedroht hätte. Im dritten Satz „After the War“, stellt Reich Zugfahrten von aus Europa Zurückgekehrten dar, die der Hölle entgangen sind, es ist eine Art Auflösung.

    Different Trains
    (Klicken für mehrere Audio-Beispiele, oder Audio CD, Track 04)

    Für diese Stück erhält er zudem 1990 den Grammy Award für den besten zeitgenössischen Komponisten.

    Die autobiographisch-politische Ausrichtung von „Different Trains“ behält Reich bei, so z.B. in seinem Musik-Video-Theater „The Cave“, in welchem er den Konflikt zwischen Juden und Moslems thematisiert. Sein jüngstes Werk ist wiederum eine Musik-Video-Installation mit dem Namen „Three Tales“ von 2002. In dieser Installation geht es um die Entwicklung der Technologie zum Menschen. Dreigeteilt stellt der erste Teil „Hindenburg“ den Beginn des Lufttransportes dar, im zweiten Teil „Bikini“ geht es um die Atombombentest und der dritte Teil „Dolly“ (Audio-Beispiel) thematisiert das Klonen. Allen Teilen gleich ist der Zusammenstoß von menschlicher Technik mit dem Menschen selbst und wohin es führt oder führen kann.

    Reich ist einer der erfolgreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts und brachte neue Ansätze in die Musik.



    Re: Musikreferat "minimal music"

    raines - 22.03.2006, 20:48


    Zitat:
    Die Piano Phase

    Die „Piano Phase“ besteht aus sehr wenigen Noten, verhältnismäßig zur Länge von etwa 15-20 Minuten, je nach Tempo der Spieler. Sie besteht grundsätzlich aus drei unterschiedlichen Elementen, die Reich „Patterns“ (engl.: Muster) nennt. Diese einzelnen „Patterns“ werden von zwei Pianisten/innen (Tribut an die Emanzipation) gespielt.

    Das Prinzip der Phasenverschiebung, welches Reich zuvor in seinen Tonbandwerken wie z.B. „It´s Gonna Rain“ und „Come Out“ über Maschinen umgesetzt hatte, setzt er hier instrumentell um. Die Umsetzung durch Menschen, die die Phasenverschiebung an Instrumenten durchführen, ermöglicht die Nachvollziehbarkeit, die für Reich sehr wichtig ist und ihn zu seiner Komponierweise leitet: Der Wechsel und die Veränderung in der Musik sollen für den Zuhörer verfolgbar sein. Um dies zu erreichen muss sich die Musik gleichmäßig (engl.: gradual) nach bestimmter Weise verändern. So ist es möglich den allmählichen Wechsel zu „beobachten“.

    Das Modell der Phasenverschiebung

    Das grundsätzliche Prinzip von Reichs Phasenverschiebung ist der Beginn im Unisono zweier Stimmen (dem Gleichklang), wobei sich die eine Stimme langsam zu anderen verschiebt, die Verwerfung zwischen beiden Stimmen immer stärker wird, sie sich langsam wieder näher kommen und schließlich beide Stimmen wieder im Unisono spielen, da die eine nun einen ganze Phase zurück bzw. voraus liegt. Oft setzt an dieser Stelle eine Modulierung des musikalischen Grundstoffes ein, so dass sich nun eine weitere Phasenverschiebung anschließt, die anders klingt. Grundsätzlich enden diese Stücke im Unisono.

    Die Umsetzung an Klavieren gibt die Möglichkeit, die Klänge ungefiltert an die Zuhörer (bzw. Zuschauer) weiter zu geben, welche sich mit den eigenen Augen versichern können, dass alles was sie hören von den vier Händen der Pianisten ausgeht. Denn eine Eigenheit der Phasenverschiebung sind die so genannten „resulting patterns“, die Klangeffekte, die im menschlichen Gehirn durch das Überlagern der beiden sich verschiebenden Stimmen ergeben. Was bei Tonbandwerken noch manipuliert werden könnte ist bei einem Stück vor Publikum an zwei akustischen Instrumenten nicht möglich. Außerdem kehrte sich Reich von seinen elektronischen Versuchen ab, da er die Musik zu perfekt fand, unnatürlich und unbelebt.

    Die „Piano Phase“ entstand nach Experimenten Reichs, in denen er 1966 ein „Pattern“ (Muster), auf Klavier spielte, dieses aufnahm und dann selbst nach festgelegter Weise eine Phasenverschiebung dagegen spielte. Er stellte fest, dass es durchaus möglich war diese Technik durch Menschen durchführen zu lassen. Auch war es für ihn selbst eine interessante Erfahrung des Klavierspielens, da man so Klavierspielen konnte, ohne an Notationen gebunden zu sein. Die „Regeln“ waren einfach und klar und die Anzahl der Töne hielt sich in Grenzen. So konnte er trotz seiner Aktivität als Spieler der Musik folgen, vielmehr sie vollkommen wahrnehmen.

    Aufbau der Piano Phase

    1.Pattern

    1967 veröffentlichte Reich dann die „Piano Phase“, welche die Phasenverschiebung zum ersten Mal in die Hände von Musikern legte. Das Stück wird im ersten Takt von lediglich einem Klavier begonnen, mit dem folgenden Ausgangspattern, welches in 1/16 Noten gespielt wird:

    e1 – fis1 – h1 – cis2 – d2 – fis1 – e1 – cis2 – h1 – fis1 – d2 – cis2

    Dabei wird in der Linken Hand immer die Dreiergruppe e-h-d gespielt, während in der rechten Hand Fis und Cis wechseln. Aus dieser Kombination ergibt sich ein Muster, das immer nach 12 Tönen abgeschlossen ist. Zwar bleiben die Töne in der linken Hand immer die Selben, allerdings wechseln in der Rechten nur zwei Töne, daher ergibt sich erst die Variante Fis–Cis-Fis und dann die Variante Cis-Fis-Cis. Also ist schon im Grundmaterial eine leichte „Verschiebung“ zu sehen.

    Das zweite Klavier setzt im zweiten Takt leise ein um dann im Unisono mit dem Ersten zu spielen. Die Phasenverschiebung ist wie folgend umgesetzt: Ab dem zweiten Takt beginnt das zweite Klavier zu beschleunigen. Es beschleunigt immer um einen Schlag (in diesem Fall 1/16), somit also auch genau um einen Ton, und verweilt dann dort etwas im gleichen Tempo mit dem ersten Klavier. Daraufhin Beschleunigt es wieder um einen Schlag und dies geht genau 12 mal so, dann ist das Unisono wieder erreicht, beide Klaviere spielen wieder vereint (Takt 14). Das erste Klavier spielt nun einen Takt das Ursprungs-Motiv alleine (Takt 15). Im folgenden Takt stimmt es ein neues Motiv an und spielt es alleine, welches ein um h1­­ und cis1 erweitertes Grundmotiv ist (Takt 16). Demnach sieht das 2.Pattern des 1. Klaviers wie folgend aus:

    2.Pattern, Klavier 1

    e1 – fis1 – h1 – cis2 – d2 – fis1 – e1 – cis2 – h1 – fis1 – d2 – cis2– h1– cis1

    Das zweite Klavier stimmt im folgenden Takt mit einem eigenen Motiv ein (Takt17). Es ist nun nicht mehr ein ähnliches bzw. gleiches Motiv welches nur verschoben wird, sondern ein Selbstständiges. Allerdings ist der Aufbau auf eine Gegenläufigkeit zum Motiv des ersten Klaviers ausgerichtet. Das Motiv (oder auch Muster / Pattern nach Reich) des zweiten Klaviers sieht wie folgend aus:

    2.Pattern, Klavier 2

    e1 – e2– a1 – h1 – d2 – e2 – a1– h1

    Die Verschiebung zwischen den Klavieren wird jetzt sehr stark, da das Motiv des zweiten Klaviers 4 Töne (1/16. Noten) kürzer als das Motiv des ersten Klaviers ist, zudem beide Motive nicht mehr gleich sind. Diese Motive werden jetzt 8 Takte gespielt. In Takt 26 und 26a spielt das zweite Klavier sein Motiv alleine, um im darauf folgenden Takt (T. 27) ein neues Motiv einzuführen. Dieses greift der erste Pianist im darauf folgenden Takt, Takt 28, auf und spielt zunächst Unisono mit dem zweiten Pianisten. Das Motiv entspricht den mittleren vier Tönen des zweiten Motivs des zweiten Pianisten:

    3.Pattern

    (e1 – e2–) a1 – h1 – d2 – e2 (– a1– h1)

    Nun beginnt wiederum ein Zyklus der Phasenverschiebung, in dem sich die Klaviere zunächst voneinander entfernen und dann wieder aufeinander treffen. Haben beide Klaviere wieder das Unisono erreicht, nickt einer der Spieler, beide wiederholen das Motiv vier Mal im Unisono wobei sie langsam die Lautstärke steigern und beenden das Stück dann gleichzeitig.



    Re: Musikreferat "minimal music"

    raines - 22.03.2006, 20:50


    Da rapidshare das word-döc gekickt hat habe ich dass hier einfach mal in stein gemeißelt, kann lesen wer will, kann nicht lesen wer nicht will, kann sich durch die nase ziehen wer kein kocks hat, grüße

    *



    Re: Musikreferat "minimal music"

    Der Jesko - 26.06.2006, 17:15


    hi rinz, du hast im referat immer wieder von links bzw. audio cd gesprochen. könntest du mir das auf die eine oder andere weise zukommen lassen, da ich nächstes jahr reich habe und wenn du schon verschiedene stücke gesammelt hast, wäre das natürlich sehr hilfreich.
    danke, gruß jesko



    Re: Musikreferat "minimal music"

    O-der-B - 26.06.2006, 18:10


    zu diesem thema ein zitet von reich persönlich: "besser reich sein als reich haben!"



    Re: Musikreferat "minimal music"

    raines - 26.06.2006, 18:20


    habe hier noch irgendwo ne cd mit meinem referat rumfliegen auf dem auch die meisten mp3´s sein dürften, werde mal sehen ob ich sie finde.



    Re: Musikreferat "minimal music"

    Der Jesko - 27.06.2006, 15:51


    vielen dank



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