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Re: Der Weihnachtswunsch
sitiara - 03.12.2007, 22:18Der Weihnachtswunsch
Der Weihnachtswunsch
Wie jedes Jahr im Winter begann Familie Jordan schon
früh mit dem Weihnachtseinkauf. Mutter Christine war
immer sehr darauf bedacht, dass alles glatt lief und
sie nicht am heiligen Abend feststellten musste, dass
ein Geschenk fehlte, der Braten zu klein war oder der
Chrisbaumschmuck nicht zum Geschenkpapier passte.
Julia, die Tochter, lies sich da etwas mehr Zeit. Sie
wollte für ihre Familie schöne Sachen basteln, denn
mit 6 Jahren hatte sie noch nicht so viel Geld, als
dass sie für ihre Eltern, Großeltern und für ihren
Bruder Geschenke hätte kaufen können.
Außerdem musste sie auch noch den Wunschzettel an den
Weihnachtsmann schreiben. Ihr Bruder zog sie damit
immer auf. Er war immerhin 3 Jahre älter und hielt
sich für viel schlauer: "Den Weihnachtsmann gibt es
doch gar nicht! Die Geschenke kauft Mama, wenn sie im
Einkaufszentrum ist!", sagte Dennis.
Julia wollte davon nichts hören. Natürlich wusste
sie, dass ihre Mutter viele Geschenke kaufen würde,
aber trotzdem, so schien es ihr, waren jedes Jahr
immer wieder Geschenke dabei, von denen niemand so
recht wusste, wo diese her kamen. "Das ist bestimmt
von Oma!", sagte die Mutter dann schon mal oder "Ich
denke, das hat Tante Elli geschickt!", aber so ganz
genau wusste niemand, wo diese Geschenke nun wirklich
her kamen. Und das erstaunliche daran: Es waren immer
genau die Sachen, die sie sich sehr gewünscht hat.
Das konnte doch kein Zufall sein...?
Dieses Jahr wollte Julia es ganz genau wissen. Sie
schrieb ihren Wunschzettel und gab ihn nicht ihrer
Mutter, wie sonst immer. Nein, stattdessen steckte
sie den Brief in einen Umschlag und schickte ihn an
den Weihnachtsmann persönlich:
An den Weihnachtsmann
Nordpol
Sie hoffte, der Brief würde auch wirklich ankommen.
Wie man einen Brief richtig verschickt, hatte sie
erst ein paar Tage vorher in der Schule gelernt.
Leider kannte sie die Adresse vom Weihnachtsmann
nicht ganz genau - sie wusste nur, dass er am Nordpol
wohnen soll. Gab es am Nordpol Straßen? In welcher
Straße würde wohl der Weihnachtsmann wohnen? Das
wusste Julia nun wirklich nicht. Aber sie hoffte, dass
der Postbote schon wüsste, wo der Weihnachtsmann
genau wohnt, denn immerhin ist das ja ein bekannter
Mann.
Voller Aufregung fieberte Julia dem heiligen Abend
entgegen. In Filmen hatte sie gesehen, dass der
Weihnachtsmann in der Nacht zwischen heilig Abend und
erstem Weihnachtstag kommen würde, aber sie bekamen
ihre Geschenke schon immer am heiligen Abend. Also
musste sich der Weihnachtsmann bereits am Nachmittag
oder am frühen Abend ins Haus schleichen. Aber wie
sollte das gehen, ohne dass ihn jemand dabei sehen
würde?
"Das geht gar nicht!", sagte Dennis, "Der
Weihnachtsmann wird nicht gesehen, weil er gar nicht
kommt!"
"Woher weißt du das?", fragte Julia genervt! "Weil
ich schlau bin und du nicht!", antwortete Dennis und
verschwand in sein Zimmer.
Julia wurde ein bisschen traurig. Vielleicht hatte
Dennis ja doch Recht. Es war schon schwierig in ein
Haus "einzubrechen" wenn alle Leute da sind und auch
noch wach. Zwar ging die ganze Familie jedes Jahr in
die Kirche - da wäre ja genug Zeit die Geschenke zu
bringen - aber die Familie Jordan besuchte immer erst
die Mitternachtsmesse und da war die Bescherung schon
längst vorbei. Wann also, sollte der Weihnachtsmann
dann die Geschenke bringen?
Am heiligen Abend saß Julia nachdenklich in ihrem
Zimmer, als ihr Bruder herein stolperte: "Was ist mit
dir? Denkst du wieder an den Weihnachtsmann? Der
kommt nicht! Es gibt keinen Weihnachtsmann!" - "Lass
mich in Ruhe!", antwortete Julia. Sie hatte sich in
den letzten Tagen wirklich sehr viele Gedanken
gemacht und kam zu dem Schluss, dass der
Weihnachtsmann entweder sehr schlau ist oder es
wirklich keinen Weihnachtsmann geben würde.
Doch leider konnte sie nicht weiter darüber
nachdenken, denn ihre Mutter hatte bereits das
Abendessen fertig. 'Nun hat der Weihnachtsmann aber
nicht mehr viel Zeit', dachte sie auf dem Weg ins
Esszimmer, 'bald ist Bescherung... ob er schon da
war?'
Im Esszimmer waren viele Leute versammelt: Julia,
Julias Bruder Dennis, ihr Vater Thomas, ihre Mutter
Christine, die Omas und Opas, ein paar Tanten und
Onkel und auch einige Cousinen und Cousins -
allerdings waren die alle schon älter als Julia.
"Ich versteh das gar nicht!", sagte die Mutter
plötzlich, "wo sind denn die ganzen Servietten hin?
Ich hatte die doch extra alle raus gelegt und jetzt
ist keine einzige mehr da. Wie kommt das denn?" Das
war ihrer Mutter ja noch nie passiert. Sonst war
alles immer zu 100% vorbereitet und heute fehlte
etwas. Das war schon eigenartig. "Du wirst alt,
Schatz!", sagte Julias Vater im Scherz. Ihre Mutter
fand das allerdings nicht sehr witzig.
"Julia, lauf schnell ins Wohnzimmer und hole bitte
aus dem kleinen Schränkchen die blauen
Stoffservietten. Ich weiß wirklich nicht, wo die
anderen hingekommen sind."
Julia stand also auf und ging ins Wohnzimmer. Im
ersten Moment dachte sie sich nichts dabei, als sie
merkte, dass noch eine Person im Wohnzimmer war -
immerhin war das Haus ja voller Leute - aber als sie
genauer hin sah, blieb ihr der Mund offen stehen: Das
war tatsächlich der Weihnachtsmann.
"Hallo Julia!", sagte der Weihnachtsmann zu ihr. "Ich
habe deinen Wunsch gelesen, aber hättest du nicht
lieber ein Spielzeug gehabt?", fragte er neugierig?
"Nein, ich wollte kein Spielzeug - diese Jahr
nicht!", stotterte Julia. Sie konnte es noch gar
nicht fassen: Sie stand wirklich vor dem
Weihnachtsmann. Oder war es doch ein Einbrecher? Aber
wäre es nicht wirklich dumm von einem Einbrecher
gerade dann in ein Haus einzubrechen, wenn sehr viele
Leute da sind?
"Du wirst ja bestimmt noch einige Geschenke von
deiner Familie bekommen, nehme ich an. In so fern
wirst du ja auch nicht leer ausgehen.", sagte der
Weihnachtsmann, und weiter: "Leider muss ich jetzt
auch schon wieder gehen. Du verstehst das sicher, ich
habe viel zu tun. Es freut mich aber, dass wir uns
mal persönlich kennen gelernt haben. Ich habe ja nicht
oft die Gelegenheit mit den Kindern zu sprechen,
denen ich die Geschenke bringe. Aber deinen Wunsch
fand ich so außergewöhnlich, dass ich mir dafür extra
etwas mehr Zeit genommen habe. Leider darfst du
niemanden von unserem Treffen erzählen, ich hoffe das
ist nicht so schlimm für dich."
"Das macht gar nichts!", antwortete Julia, die
langsam wieder ihre Fassung zurück bekam und endlich
merkte, was da gerade passierte.
"Julia?", tönte es durch das ganze Haus, "wo bleibst
du denn?", rief ihre Mutter.
"Du musst wieder zurück zu deiner Familie!" Der
Weihnachtsmann drückte ihr die verloren gegangenen
Servietten in die Hand und schob sie sanft aus dem
Wohnzimmer in Richtung Esszimmer.
"Ich wünsche dir alles Gute, Julia!", sagte er noch
und als sie sich noch einmal umdrehte, war er auch
schon verschwunden.
Als später die Geschenke verteilt wurden, sagte die
Mutter zu Julia: "Leider haben wir diese Jahr keinen
Wunschzettel von dir bekommen, aber wir hoffen
trotzdem, dass dir die Geschenke gefallen!"
Erstaunt schaute Dennis zu seiner Schwester: "Ich
habe doch gesehen, dass du einen Wunschzettel
geschrieben hast, was hast du denn damit gemacht?"
"Den habe an den Weihnachtsmann geschickt!",
antwortete Julia. "Und was hast du da drauf
geschrieben?", fragte Dennis neugierig.
"Dass ich den Weihnachtsmann gerne mal persönlich
treffen würde!", war ihre Antwort.
Dennis brach in Gelächter aus: "Kein Wunder, dass
diese Jahr deine Wünsche nicht in Erfüllung gehen,
wenn du dir so einen Schwachsinn wünscht. Da hättest
du dir auch wünschen können, dass der Osterhase dich
besucht!"
Julia aber schwieg lächelnd: 'Wenn du wüsstest',
dachte sie und packte dann fröhlich ihre Geschenke
aus.
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