Mut machen

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    Re: Mut machen

    Ehemalige - 12.11.2007, 23:02

    Mut machen
    So, ich habe mich hier mal durchgelesen und habe gerade das dringende Bedürfnis meine Eltern anzurufen und Ihnen für die Kraft zu danken, die sie offensichtlich aufgebracht haben!

    Bei mir wurde mit einem knappen Jahr die Diagnose auf Perthes gestellt und die Ärzte sagten damals (1980), dass ich eben mein Leben mit Behinderung leben müsse.
    Meine Eltern wollten sich damit aber nicht zufrieden geben und sind mit mir von Krankenhaus zu Krankenhaus bis sie in Münster landeten.
    Dort sagte man ihnen, dass Perthes kein unabänderliches Schicksal sei und erzählte von einer Operation.
    Ich weiß jetzt nicht, ob es da mehrere gibt, auf jeden Fall wurde ich operiert und im Anschluß musste ich um das "kranke" Bein eine Schiene tragen und unter dem anderen Schuh eine Erhöhung von etwa 15 (?) cm bis ich etwa 5 Jahre alt war.
    Komischerweise habe ich aber keinerlei Erinnerung daran, dass mich das irgendwie zu einem Aussenseiter gemacht hätte, was wohl vor allem daran lag, dass meine Eltern nie besonderes Aufhebens um die ganze Sache machten (zumindest nie vor mir, was passierte, wenn ich im Bett war muß ich glatt mal fragen, bis jetzt habe ich da nie drüber nachgedacht).
    Ich konnte dank der Schiene "normal" in den Kindergarten und mit anderen spielen, auch wenn ich bei Wettrennen natürlich eher nicht die Erste war ;)

    Was mich als kleines Mädchen am meisten an dem Ganzen gestört hat war eher der optische Aspekt:
    Alle hatten tolle rosa Schlüpfschuhe und ich habe doofe praktische Schnürschuhe bekommen, weil die Stabilität ja wichtig war, aber ansonsten habe ich ganz normal Fahrrad fahren gelernt, war auf Spielplätzen und bin mit meinem Papa im Wald spazieren und an Bächern Kaulquappen fangen gewesen...

    Als die Schiene war das natürlich schon ein Highlight für mich, aber eben eher aus der gerade schon genannten Hoffnung nun endlich eine Chance auf unpraktische aber so hübsche Schuhe zu haben :)

    Sobald die Schiene dann einmal ab war gab es keine Grenzen für mich, ich habe ganz normal mit anderen Kindern gespielt, bin auf Bäume geklettert, gehüpft, gerannt und meistens am dreckigsten von allen heimgekommen.
    Ich habe damals nur einmal die Woche eine halbe Stunde Krankengymnastik bekommen und damit habe ich mit etwa 15 dann auf eigenen Wunsch auch aufgehört (was mich heute ärgert, aber als Teenie weiß man nur dass man einen ganzen Nachmittag mit langweiligen Übungen verschwendet).

    Mir ist dann mit 19/20 an demselben Bein 2 mal innerhalb eines Jahres die Kniescheibe rausgesprungen, was aber laut mehrere Ärzte weniger mit meiner kaputten Hüfte als viel mehr mit meiner damaligen Unsportlichkeit (nach dem ersten Mal, bei dem ich ausgerutscht bin und mir das Bein unglücklich zur Seite geknickt habe, habe ich mich nie um Muskelaufbau gekümmert, mit dem man das zweite Mal wahrscheinlich hätte verhindern können).

    Ansonsten betreibe ich seit einigen Jahren schon Sport, von dem ich merke, dass er mir gut tut und mein Bein stabilisiert.
    Joggen habe ich allerdings aufgegeben; zum Teil wegen meines Knies, dass der Stoßbelastung nur schlecht standhält, aber vor allem, weil mein Orthopäde mir gesagt hat, dass auch für die Hüfte das wiederholte Aufprallen des Beines auf die Erde auf Dauer nicht besonders toll ist. Der hat mir damals dazu geraten, ein Fitnessstudio zu besuchen:
    Einerseits ist schon geringes Krafttrining und der damit verbundene Muskelaufbau für die Hüfte eine Entlastung und andererseits kann man dort das Joggen durch Ausdauertraining auf einem Crosstrainer ersetzen, der ja einen ähnlichen Bewegungsablauf hat wie laufen, aber wo das ständige erneute Auftreten und damit die "Erschütterung" des Gelenks wegfällt.
    Er hat mir natürlich auch Schwimmen empfohlen und vor allem Yoga (!), was mir sehr leicht fällt, da ich die meisten Bewegungsabläufe aus meiner Krankengymnastikzeit noch kenne (nur dass ich jetzt noch die Atmung darauf abstimme ;) ). Natürlich meine ich damit nicht das durch alle Medien geisternde "Ursula Karven turnt akrobatische Positionen Power Yoga" sondern klassische, ruhigere Sorten, Iyengar Yoga ist zum Beispiel super geeignet, da dort auch auf individuelle Fehlstellungen des Körpers eingegangen wird und man Hilfsmittel benutzt um zum Beispiel eine Körperregion zu unter- oder abzustützen!

    Ansonsten bin ich heilfroh, dass meine Eltern sich damals nicht haben entmutigen lassen und sich auf die (damals relativ neue) Möglichkeit zu operieren eingelassen haben und vor allem, dass sie mir nie das Gefühl gegeben haben, ernsthaft krank zu sein.
    Ich habe die Krankheit zwar immer gehabt und wusste auch davon, aber ich habe sie nie als negativ empfunden, sondern einfach nur als etwas, das eben da war und bei manchen Entscheidungen miteinbezogen werden musste (z.B. als ich mit 8/9 Jahren Ballett machen wollte kam das nicht in Frage, weil die Belastung zu groß gewesen wäre, von den Konsequenzen eines Spagats mal ganz zu schweigen ;) ).

    Und ich habe hier irgendwo etwas gelesen, ob man einen Schwerbehindertenausweis beantragen sollte oder nicht....

    ... ich habe einen, immerhin ist die Krankheit immer da und man ist einfach in manchen Dingen "eingeschränkter" und muß bei vielen Dingen Konsequenzen abwägen...
    ...was mir eben immer dann auffällt, wenn ich voller Begeisterung eine neue Sportart zu meinen vorhandenen anfangen will und vom Arzt gebremst werde. So ist das Kickboxen nach wenigen Wochen zugunsten von Stockkampf (weniger gefährlich Beinarbeit) draufgegangen und vom skifahren lasse ich auch schweren Herzens die Finger. Nur Rollerbladen/Schlittschuhfahren muß manchmal sein, allerdings eher langsam und vorsichtig und keine wilden Rampentricks; ich erinnere mich noch an das Gesicht meines Orthopäden, als ich ihm mit 12/13 voller Stolz erzählt habe, dass ich mit meinem Skateboard jetzt auf der Rampe fahre 8) :twisted: :D

    Ja, jedenfalls kann ich dank des Ausweises für günstiges Geld Bahn fahren (was gerade hier in Berlin enorm das Leben erleichtert) und würde eher mal behaupten, dass er mir bei der Jobsuche behilflich sein kann.
    Immerhin merkt man mir von meiner Behinderung in einem "normalen" Büroalltag nicht besonders viel an (ausser, dass ich immer abwechselnd auf einem Ball und einem Stuhl sitze, das kräftig laut meinem Arzt auch nocheinmal Muskulatur und Gleichgewichtssinn) und hat trotzdem die berühmte "Behindertenquote" erfüllen. Ausserdem ist die Behinderung ein soziales Kriterium, dass es Arbeitgebern schwerer macht, jemanden zu kündigen und das ist auch nicht unbedingt ein Nachteil, finde ich.

    Und das Abgestempeltwerden im Allgemeinen macht mir nicht besonders viel aus, ich denke, wenn man da mit einem gesunden Selbstbewußtsein rangeht und sich selbst nicht als minderwertig, sondern höchstens als "anders" ansieht ist einem das recht gleichgültig.
    Ich habe bis jetzt allerdings auch noch nie negative Reaktionen auf meine Behinderung bekommen, vielleicht auch weil ich sie so selbstverständlich finde?!
    Ich würde jedenfalls sagen, dass Kinder da erst ein Problem mit bekommen, wenn ihnen von ihren Eltern (auch wenn es gut gemeint ist und man sie schützen will) bewußt gemacht wird, dass sie ein "Problem" haben. Ansonsten nehmen Kinder vieles als gegeben hin, sie kennen es in dem Moment ja nicht anders und dann können sie auch mit Reaktionen von aussen lockerer umgehen.
    Ich weiß noch, dass ich damals mit meinen Freunden gespielt habe, als der Cousin von einem dazukam, der von seiner Mutter vorher ausführlich eingeschärft bekommen hatte, dass er mit "dem armen Mädchen" ja vorsichtig spielen solle. Wie das bei Kindern so ist, hat es ihn nur dazu gebracht, mich als potentielles Opfer zu sehen und sich über mein "Metallbein" lustig zu machen. Das fand ich dermassen doof (immerhin störte er den flüssigen Ablauf einer Cowboy-und-Indianer-Jagd), dass ich ihm schlicht sagte, dass er ein Arschloch sei und das eventuell vielleicht noch damit unterstrich, dass ich ihm mit dem geschienten Bein ausserordentlich kräftig seine Beine unter dem Körper wegzog und mich auf seinen Bauch setzte 8) Daraufhin hat auch er die Kraft meines mit der Kraft des Manitu verstärkten Beines anerkannt und friedlich mitgespielt.
    Ich habe das damals nicht einen Moment als unangenehm oder so empfunden, ich erinnere mich nur daran, weil meine Mutter die Geschichte später einmal erzählt hat und mir gesagt hat, wie stolz sie damals gewesen sei, denn sie als Mutter hat mit schlimmsten seelischen Konsequenzen für mich gerechnet ;) Aber dadurch, dass sie das Thema in dem Moment nie angesprochen hat habe ich damals keinen Moment darüber nachgedacht...

    So, ich hab ziemlich viel erzählt und manchmal wohl auch etwas konfus, aber ich hoffe, ich konnte dem einen oder anderen etwas Mut machen.
    Das Ganze ist nicht angenehm, aber auch lange nicht hoffnungslos. Kinder nehmen die Welt immer auch durch ihre Eltern wahr und wenn diese sie einfach so unterstützen, wie Eltern das nun mal tun, dann bestehen gute Chancen, dass es nur eine "exotische" Episode in der Erinnerung bleibt.
    Habt Mut und ich wünsche euch Kraft, mit der Krankheit umzugehen!



    Re: Mut machen

    angelika - 14.11.2007, 18:38


    hallo
    habe deinen beitrag gelesen was mich intressiert wie bist du damit umgegangen das du den sport wo du spass dran hattest nicht machen solltest das ist ne sache die meine tochter jetzt 16 immer wieder in ein tiefes loch fallen lässt bevor sie mp hatte hat sie geturnt getanzt und vollyball gepielt seid 4 jahren darf sie gar nichts mehr da sich der hüftkopf noch nicht genug regeneriet hat op2005 sie ist zwar total schlank aber das ganze soziale umfeld was man so beim sport hat fehlt ihr total und schwimmen und radfahren macht sie nicht gerne im moment ist sie wieder total mies drauf und als mutter leidet man da genau so aber ich weis nicht was ich da im moment machen kann und das alter macht es auch nicht einfacher vieleicht hast du ja noch nen guten rat .

    angelika



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