Grenzgänger

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    Re: Grenzgänger

    methu - 08.11.2012, 22:51

    Grenzgänger
    Grenzgänger

    Kapitel 1

    Kaum hatte der dunkelhaarige Mittvierziger das Foyer seines Appartementgebäudes leichtfüßig durchschritten und den Lift in seinem Stockwerk verlassen veränderte er sich. Kein strahlendes Lächeln mehr, die Schultern abgesackt wirkte er nur noch müde als er seine Wohnungstür aufschloss. Mechanisch schloss er diese, schlurfte durch den Flur ins Wohnzimmer wo er an der Bar einen Zwischenstopp einlegte um sich mit der halbvollen Wodkaflasche in den nahesten Sessel zu lümmeln.
    .Der erste, tiefe Schluck des zimmerwarmen Alkohols schmeckte einfach widerlich und der Mann schüttelte sich. Eine Sekunde lang dachte er über ein Glas und Eiswürfel nach, verwarf diesen Gedanken sofort. Weitere gierige Schlucke folgten und es breitete sich eine gewisse Wärme in seinem Inneren aus. Seine Gedanken begannen zu driften: abertausende Gesichtslose, die sich zum stampfenden Rhythmus bewegten, offene Münder, die mitbrüllten, eine Welle von Körpern welche er dirigierte, welche ihm zu folgen schienen - eine gewaltige Symphonie die ihn sich so lebendig fühlen ließ. Die ihn, voll mit Adrenalin, in den Nächten antrieb. Wilde Sexspiele waren dann sein Workout und ließen ihn, für den Moment befriedigt einschlafen.
    Auftritte, Stress und Trubel trieben ihn zu Höchstleistungen. Er brauchte diese Geschäftigkeit um sich lebendig zu fühlen. Fast zwei Jahre waren sie rund um den Globus getourt, auf einer Welle des Erfolgs wie sie ihn sich kaum noch zu träumen gewagt hatten. Müde hatten sie vor einem Monat die Tour beendet und jeder freute sich auf die kommenden drei Monate Urlaub, bevor die Festivalsaison losgehen würde, die sie erneut durch Europa bringen würde.

    Auch er hatte sich nach Hause gesehnt, hierher in sein geliebtes New York. Hier wollte er, überquellend von neuen Ideen und Projekten, durchstarten. Schließlich war er hier mit genug Leuten in Kontakt.
    Voller Euphorie war er, saß nächtelang um Demos einzuspielen und nutzte jede Gelegenheit diese an einen Interessierten zu bringen. Sicher, typisch für Amerika, jeder begrüßte ihn nett und freundlich, doch etwas Konkretes erreichte er nicht.
    Dás anfängliche Hochgefühl wich täglich. Jede Ablehnung seiner Demos spülte Zweifel in ihm frei, lähmte ihn. Seit Tagen schon fiel ihm nichts mehr ein was, länger als ein Schnapsrausch anhielt, ernsthaft als Musik anzuhören war. Er war unkreativ, dafür stieg sein Frustlevel enorm.

    Nun saß er, sein Blick starr.
    ‘Nur nicht blinzeln, nicht blinzeln’, Oh, er kannte dieses Brennen! Hastig führte er die Flasche erneut zum Mund und leerte sie komplett.

    “Widerlich!” Der Mann erhob sich unsicher, brachte die leere Flasche zu den anderen in die Küche. Sein Magen begann zu rebellieren und der Schwarzhaarige legte einen Zwischensprint ins Bad ein, wo er sich schwallartig in die Toilette erbrach. Kraftlos fiel er auf seine Knie, unfähig sich zu bewegen. Eine gefühlte Ewigkeit später ebbte der Würgereiz ab und er zog sich stöhnend am Waschbecken in eine aufrechte Position. Aus dem Spiegel grinste ihm eine Fratze entgegen, rot unterlaufene tränende Augen, schweißnasses weißes Fleisch.
    “Du bist wirklich widerlich! Widerwärtiges heulendes Stück, Du!” Wütend schlug er auf sein Spiegelbild ein. Das Glas barst mit leisem Knacken. Es kostete ihn Kraft, sich endlich vom Spiegel zu lösen aus dem ihm noch immer sein verhasstes Gesicht verächtlich entgegenblickte. Mit einem finalen Schlag zertrümmerte der Wütende den Spiegel und stürmte, die nun herab fallenden Scherben nicht beachtend, aus dem Badezimmer zurück in die Küche wo er die Tür des großen Kühlschrankes aufriss. Er fand sofort was er brauchte.
    Mit einer neuen, diesmal gut temperierten Flasche Wodka begab er sich erneut ins große Wohnzimmer, ließ sich wieder in den Sessel fallen, wo er augenblicklich die Flasche ansetzte und trank bis ihm die Luft weg blieb.
    Oh, wie er sich hasste für seine Schwäche! Wusste er doch nur zu gut wie schlimm der Katzenjammer würde. Aber egal! Er wollte sich wegschießen. Schluck für Schluck mehr - verzweifelt wartete er auf die erlösende Gefühllosigkeit die ihn endlich ereilen sollte.
    Die warme Herbstsonne brach in diesem Moment durch die Wolken, flutete durch die bodentiefen Fenster in den Raum und hüllte den jetzt weinenden Mann in ein warmes Licht.



    Kapitel 2

    Je weiter er sich von Berlin entfernte, desto entspannter wurde er. Endlich hatte er Zeit für sich. Nicht dass er nicht den Trubel der letzten Monate genossen hätte, aber diesen Urlaub hatte er sich, wie die anderen auch, redlich verdient.
    In seinem Haus wartete Arbeit auf ihn. Endlich wieder etwas mit seinen Händen schaffen, dabei die Gedanken frei werden lassen, das Erlebte reflektieren, war Erfüllung für ihn.
    Weg von der hektischen Großstadt, zurück zu einem Menschenschlag die Ruhe und Bedächtigkeit ausstrahlten. Bodenständige Leute, mit denen man ordentlich trinken konnte, wenn sie einen erstmal akzeptierten, Leute, deren Wort noch zählte.
    Der kräftige Mann brauchte die ruhige Schönheit Norddeutschlands. Nur hier kam er schnell wieder auf den normalen Level zurück. Er vermisste die Hektik des Tourtrubels nicht mehr so wie noch an den ersten freien Tagen. Glücklicherweise gab es für ihn Menschen die ihn liebten weil er er war und nicht der Frontmann einer ziemlich bekannten Band.
    Kilometer um Kilometer auf der Autobahn, hinein in die goldene Abendsonne, kam er seinem Ziel schnell näher.
    Entspannt erreichte er sein Haus. Er kletterte steif aus seinem Auto und streckte sich, die frische Luft tief einatmend. Oh ja, es gab genügend zu tun, sein Garten war doch recht verwildert in den vergangenen Sommertagen. Doch erst einmal war es Zeit seine Koffer herein zu bringen. Summend öffnete er die Haustür und trat ein.

    °°°°°°°°°°°°°°°° °°°°°°°°°°°°°°°°

    Mondlicht fiel auf die zusammengekauerte schlafende Person im Sessel die. geweckt vom Telefonklingeln, aufschreckte .
    ‘Es sollte verdammt noch mal aufhören, dieses schrille Piepen!’. Es kostete den Dunkelhaarigen Überwindung sich aufzusetzen und seine Augen offen zu halten. Das dumpfe Geräusch der zu Boden fallenden Flasche schickte einen zusätzlichen Schmerzimpuls die Wirbelsäule hinauf in seinen Schädel, wo schon der schrille Rufton des Telefons für puckernden Schmerz sorgte. Unter Aufbietung aller Kräfte stemmte er sich hoch.
    “Fuck!”, entfuhr es ihm, denn alles begann sich augenblicklich zu drehen. Endlich hatte er das Schränkchen mit dem Telefon erreicht.
    “Was!”, fauchte er. Sich krampfhaft an einer Kante festhaltend, den schmerzenden Kopf gesenkt versuchte er, sich zu sammeln.
    “Hallo, meine Kleine”, klang er nun freundlicher, “gib mir mal einen Moment.” Nach ein paar Schritten hatte er die Couch erreicht, suchte nach dem Schalter der Tischlampe.
    “Verdammt, oh!” Licht konnte doch nicht so schmerzhaft sein! Mit zugekniffenen Augen fingerte er nach einer Zigarette samt Feuerzeug. Er inhalierte tief und zum ersten Mal an diesem Tag huschte so etwas wie ein Lächeln über sein Gesicht.
    “So Kleines, was gibt es Neues?” Interessiert lauschte er den Worten seiner ältesten Tochter. Sie schaffte es innerhalb weniger Minuten ihn aufzuheitern mit ihren Erzählungen. Er liebte sie allein dafür dass sie einen siebten Sinn zu haben schien welche Knöpfe sie drücken musste um ihn zu manipulieren.
    Rauchend saß der Dunkle noch lange nach Ende des Gesprächs gedankenverloren. Manchmal, mußte er sich eingestehen, wünschte er sich ein Vierteljahrhundert zurück. Noch mal diese Naivität, die Lebenslust von damals in sich zu tragen wäre toll. Oder doch nicht? Das hieße ja auch den ganzen Schmerz noch einmal zu durchleben.
    Um nicht wieder düsteren Gedanken nachzuhängen und erneut zu versacken erhob sich der Mittvierziger. Er wollte schnell wieder in Form kommen.
    Auf dem Tresen der offenen Küche lag griffbereit eine Packung des schnell wirkenden Schmerzmittels welches bereits in den letzten Tagen sein treuer Retter aus der Not war. Er drückte sich zwei dieser Helfer aus der Folie, warf sie sich mit Schwung in den Mund und füllte sich ein Glas mit Wasser zum nachspülen. Das Schlucken schmerzte etwas und sein Magen machte sich auch bemerkbar. Wie verloren stand der Schlanke in der Küche bis die Wirkung der Tabletten einsetzte und er zum Leben zu erwachen schien.
    “Ich brauche erstmal Kaffee, und zwar viel.” Routiniert befüllte der Dunkelhaarige den Kaffeeautomaten. Danach wagte er sich durch den Flur zum Badezimmer, öffnete langsam die Tür und betrat den Raum. Hier stank es noch sehr nach Alkohol, er hatte wohl nicht nur die Schüssel getroffen. Angeekelt machte er einen Schritt zurück.
    “Ach du Scheiße”, entfuhr es ihm, denn unter seinem Fuß zerbröselte knirschend eine der verstreuten Spiegelscherben.
    “Ganze Arbeit, fuck, fuck, fuck!” Augenblicklich unterzog der Dunkelhaarige seine Hände einer Inspektion. “Mehr Glück als Verstand. Fuck auch!” Erstaunlicherweis hatte er nicht einen Kratzer abbekommen. Vorsichtig fing er nun an die größeren Stücke einzusammeln, die er gleich darauf im Müllschlucker entsorgte. Zurück in der Küche schenkte er sich eine große Tasse Kaffee ein, entzündete erneut eine Zigarette, dabei halbherzig den Kühlschrank inspizierend. Leider fand er nichts was er seinem Magen schon zumuten wollen würde. Immerhin, der Schwindel hatte sich verflüchtigt und die Kopfschmerzen waren kaum noch zu spüren. Nach einer weiteren Zigarette und dem Rest des bitteren Gebräues fühlte er sich motiviert genug, mit Putzzeug bewaffnet, seine Schweinerei im Bad zu beseitigen. Nach einen halben Stunde war der Raum wieder benutzbar.

    ‘Wie spät war es eigentlich?’ Der Dunkelhaarige wollte kaum glauben dass es erst halb zehn abends sein sollte, seine Uhr hatte bestimmt einen Knacks abbekommen, aber nein, auch die Wohnzimmeruhr zeigte nichts anderes an.
    “Was anfangen mit dem Abend? Schlafen ist aussichtslos, arbeiten nicht möglich. Ausgehen, erst duschen und dann raus in die Nacht. Yeah!” Der Mann lachte kurz auf: “Ich red mit mir selber. Crazy.” Immer noch kichernd ging er erneut ins Bad, zog sich aus und trat in die Duschkabine. Minutenlang stand der Mann regungslos unter dem heißen Wasser ehe er anfing sich einzuschäumen. Mit kaltem Wasser spülte er alle Seifenreste ab. Erfrischt griff er eines der Duschtücher, wickelte es um seine Hüften und begab sich in sein Schlafzimmer. Neben einem King-Size-Bett und einem voll beladenen Schminktisch erstreckte sich ein riesiger verspiegelter Schrank vor dem der frisch Geduschte anfing zu posen. Er war überaus zufrieden mit seinem Anblick: feste Beine, flacher Bauch und gut definierte Arme. Auf seinem Hinterteil konnte man nach wie vor Nüsse knacken. Die Natur hatte ihn mit einem perfekten Körper beschenkt und er tat auch viel damit das so bliebe Die Spuren seines heutigen Absturzes waren nicht so offensichtlich und den Rest würde er mit Schminke kaschieren.
    Ganz in Schwarz, mit frisch gegelten Haarstacheln und dezentem Make-up verließ der Mittvierziger sein Appartement, betrat den Lift und schritt, mit einem strahlenden Lächeln, durchs Foyer, hinaus in die laute New Yorker Nacht.


    °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° °°°°°°°°°°°


    Der kräftige Mann ließ sein Gepäck mit lautem Knall im Flur einfach fallen.
    Das hatte Zeit bis Morgen zu haben. Wichtiger war ihm etwas zu trinken. Zielgerichtet steuerte er auf die geräumige Wohnküche zu, die das halbe Erdgeschoß einnahm. Eigentlich hatte er noch auswärts essen gehen wollen, jedoch zeigte ihm ein Blick in den Kühlschrank dass alles Nötige schon aufgefüllt worden war. Erfreut hatte er sich eine Flasche Bier genommen und war hinaufgestiegen in den ersten Stock wo er das Wohnzimmer durchquerte um in sein Allerheiligstes zu gelangen- sein Arbeitszimmer. Vor ihm stapelten sich Briefe und Zeitschriften auf dem dunklen Schreibtisch. Hin und wieder einen Schluck aus der Flasche nehmend hatte er in einer reichlichen Stunde die Post durchgesehen und geordnet. Sein Magen hatte auffordernd geknurrt, er war dem Ruf gefolgt, hatte sich mit einem wohlgefüllten Teller und einer weiteren Flasche Bier auf die dunkle Ledercouch im Wohnzimmer gefläzt. Aus der beeindruckenden Anlage füllte nun Händels Wassermusik den Raum und übertönte das leise Schnarchen des Schlafenden.

    °°°°°°°°°°°°°° °°°°°°°°°°

    Der Mann mit den dunklen Haaren war lange durch die hell erleuchteten Straßen gelaufen, hatte das Gewimmel der vielen Menschen genossen. Vorbei an unzähligen Bars und Clubs, inmitten der Reichen und Hippen war er einer von vielen. Inzwischen hatte er ruhigere Blocks erreicht und war dementsprechend auffällig. Es war schon weit nach Mitternacht als er eines dieser kleinen italienischen Restaurants betreten und ein einfaches Nudelgericht bestellt hatte. Außer ihm saßen nur noch zwei Pärchen im Gastraum. Es waren junge Leute, möglicherweise Studenten. Der Mann hatte die innigen Gesten und Blicke vergeblich versucht zu übersehen. Doch in seinem Inneren drückte ihm etwas schmerzhaft die Luft ab. Hastig hatte er einen 20-Dollar-Schein auf seinen Tisch geworfen, war aus dem Restaurant gestürzt und gelaufen bis er wieder freier atmen konnte. War er etwa eifersüchtig? Aber worauf? Er brauchte doch nur losgehen und konnte die schönsten Frauen abschleppen.
    Minuten später hatte der große Dunkelhaarige seinen Auftritt in einer der Inn-Bars. Er spendierte den Schönheiten an der Bar Drinks bis sich etwas ergeben würde.
    Schließlich hatte auch er Bedürfnisse.



    Re: Grenzgänger

    methu - 14.11.2012, 02:35


    Der Dunkelhaarige war erwacht weil sich der warme Körper der Blonden im Schlaf immer fester an ihn geschmiegt hatte. Einen Moment hatte er nachdenken müssen. Richtig, in der Nacht hatte er diese Klassefrau aufgerissen und zu sich mit genommen. Der Sex mit ihr war schnell und wild und hatte ihn augenblicklich so angenehm müde gemacht Bemüht, die Schlafende nicht zu wecken, war er aus dem Bett geklettert.
    Er fühlte sich wunderbar stark und energiegeladen. So ging ihm seine morgendliche Routine leicht von der Hand. Die erste Zigarette lässig im Mundwinkel hängend hatte er die Kaffeemaschine in Gang gesetzt und war dann ins Bad verschwunden.
    Wenig später hatte sich der frisch geduschte Mann wieder ins Schlafzimmer begeben. Nur mit dem Handtuch um den Hüften und tropfnassen Haaren hatte er sich frische Wäsche aus dem Schrank genommen, Doch anstatt sich anzukleiden war er näher ans Bett getreten um die Schlafende zu betrachten. Ihre Decke war so verrutscht dass er sehen konnte sie war eine echte Blondine, rund und weich. Mit ihrem verwischten Make-up sah sie sehr zerbrechlich aus. Zerbrechlich und unschuldig. Der Mann hatte sich über sie gebeugt, ihren Duft eingeatmet, roch das Gemisch ihres Parfüms mit Schweiß. Sanft fuhr sein Finger ihre Kurven von der Schulter bis zur Hüfte und zurück, blieb bei ihren Haaren hängen, zwirbelte eine Strähne.
    Eigentlich waren seine Sexhäschen morgens schon aus seinem Leben verschwunden. Doch diese Kleine hatte irgendwas. Was wusste er selbst nicht.

    “Gefällt Dir, was Du siehst?”, Lächelnd, mit einem belustigten Blitzen in ihren großen, grauen Augen hatte sie ihn aus seinen Gedanken gerissen. Sie hatte ihn sanft zu sich gezogen und er war nur zu willig gefolgt. Eng an ihren warmen Körper geschmiegt, ihren Herzschlag hörend, hatte er angefangen ihre Haut mit gehauchten Küssen zu bedecken. Sie streichelte seinen Rücken, ihre Nägel krabbelten Käfern gleich über seinen Körper und er war fast verrückt geworden vor Verlangen. Endlich hatte sie ihn auf sich gezogen, seinen Kopf so nah zu sich genommen dass er nur noch in ihre Augen blicken konnte und ihre Beine um seine Hüften geschlungen. Als ihr Schoß ihn aufgenommen hatte und in ihm der Drang zuzustoßen immer mächtiger wurde hatte sie leicht ihren Kopf geschüttelt :”Nicht, ich bin dran.” Mit ihrem Blick hatte sie ihn fixiert und er versank in diesen grauen Augen. Quälend langsam hatte sie sich unter ihm zu bewegen begonnen, bis sein ganzer Körper angefangen hatte zu vibrieren vor Schmerz und Lust. Als sie dann ihre Augen schloss und nickte, kam er, zusammen mit ihr, zum Höhepunkt. Erschöpft lagen sie noch Minuten schwer atmend aufeinander.
    “Du, ich muss mal ins Bad.” Sie versuchte, ihn von sich zu drücken. Er war von ihr gerollt, immer noch überwältigt.
    “Gleich die Tür links nebenan. Aber vorher noch den.” Er hatte sie zu sich gezogen und einen festen Kuss auf ihre weichen Lippen gedrückt. “Danke!” Interessiert hatte er beobachtet wie sie ihre Kleidung zusammensuchte und das Zimmer verlies.
    Er war aufgestanden, zog sich schnell an und ging durch den Flur in die Küche. Mit einem Pott Kaffee und der unvermeidlichen Zigarette hatte er sich am Küchentresen so gesetzt dass er seine Gespielin aus dem Bad kommen sehen würde. Er hatte gerade die dritte Zigarette ausgedrückt als sich die Badtür wieder geöffnet hatte.
    “Hier,” hatte er gewinkt und ihr eine Tasse entgegengehalten. “Kaffee?”
    Dankend hatte sie angenommen und langsam gentrunken. Bevor die Stille peinlich werden konnte, hatte sie sich erhoben.
    “So, ich muss mich beeilen. Ach, Dein Spiegel im Bad ist hin. Aber Deine Hütte ist,” sie schaute sich einmal rundum, “beeindruckend.”
    Der Dunkelhaarige hatte sich erhoben und seinen Gast zur Tür begleitet. ”Danke. Werde ich Dich heute Abend wieder sehen? “
    Sie hatte sich noch mal zu ihm gewendet, ihm einen Kuss auf die Wange gedrückt und gelächelt. “Weiß nicht. Ich kenn ja noch nicht mal Deinen Namen.”
    Der Dunkelhaarige hatte ihre Hand geangelt, schaute ihr in die Augen: “Sorry, ganz vergessen. Ich bin Richard.”
    Sie hatte ihn angeschaut bis der gerufene Lift sich öffnete. “So, Richard. Ich bin Reena und ich melde mich.” Schnell hatten sich die Türen geschlossen und der Dunkelhaarige stand allein.

    Richard war zuversichtlich. Seinem Charme widerstand so schnell keine und diese Frau, nein Reena, hatte ihn beeindruckt. Er fühlte sich so beschwingt wie lange Zeit nicht mehr. Heute würde ein guter Tag zum Arbeiten sein. Voller Elan betrat er sein kleines Arbeitszimmer und nahm seine Gitarre zur Hand.



    Re: Grenzgänger

    methu - 18.11.2012, 01:01


    Er begann zu improvisieren. Ohne groß nachzudenken, griffen seine Finger in die Saiten. Akkorde formten sich nach und nach zu einer Melodie. Der Gitarrist wurde nicht müde, korrigierte geduldig einzelne Töne. Nach erstaunlich kurzer Zeit war er von seinem Geschaffenen überzeugt und spielte sogleich ein Tape ein. Befreit lehnte er sich in seinem Arbeitsstuhl zurück und drückte die Abspielen- Taste.
    Als er sich seine Komposition anhörte, meldete sich sein Magen laut knurrend. Einen Moment lang wollte Richard diesen Störenfried ignorieren, aber letztendlich siegte die Vernunft. Immerhin hatte er fast zwei Tage nichts Vernünftiges zu sich genommen. Er beschloss, sich zuerst ein üppiges Frühstück in einem seiner Lieblingsrestaurants zu gönnen. Danach musste er noch Einiges besorgen. Falls Reena am Abend käme, wollte er ihr einen exquisiten Wein anbieten können. Der Mann lächelte breit und schloss seine Augen kurz. Die Kleine hatte ihn angefixt, denn allein der Gedanke an die lustdunklen grauen Augen ließ seinen Drachen steigen.

    °°°°°°°°° °°°°°°°°°

    Als der große Mann seine Augen öffnete, brauchte er einige Sekunden um sich zu orientieren. Richtig, zu Hause, Couch, volle Blase. Ächzend setzte er sich auf, lauthals gähnend und sich streckend, dass die Knochen krachten. Immer noch recht verschlafen schlurfte er ins Bad.
    Eine Viertelstunde später zog er die Haustür hinter sich zu und setzte sich in Bewegung. Die Straße in den Ort war fast menschenleer. Noch hing der Frühnebel in den Bäumen, die den Fußweg säumten. Das bunte Laub schimmerte feucht und duftete erdig nach Herbst und Vergänglichkeit. Doch der Himmel war nicht Wolken verhangen, erstes Sonnenstrahlen versprachen einen milden Herbsttag. Einen Moment lang kam in ihm der zwingende Wunsch auf durch das Laub zu hüpfen, es zusammenzutragen zu einem Polster, auf das er sich mit ausgebreiteten Armen fallen lassen konnte, so wie er das als Kind geliebt hatte. Über sich selbst grinsend setzte er seinen Weg fort und erreichte sein Ziel. Schwungvoll öffnete er die Tür der Bäckerei.
    “Moin!”, grüßte er und atmete tief ein. Hier war alles seit Ewigkeiten unverändert. Es duftete wie immer, die Brote lagerten auf den soliden weiß gescheuerten Holzregalen, die Brötchen waren in Weidenkörbe einsortiert und die Bäckersfrau schien zeitlos mit ihrem grauen Kittel.
    “Ach, der Till Lindemann. Schön, dass Du mal wieder im Lande bist?” Freundlich lächelte sie. “Was möchtest Du?”
    Der Angesprochene kaufte Brot und Brötchen, dazu einen Kaffee zum mitnehmen. Als er gerade die Ladentür geöffnet hatte, rief die Alte ihn zurück, packte ein Gebäckstück in eine kleine Tüte und hielt sie ihm entgegen.
    “Magst die noch? Geht aufs Haus.”
    Till schaute überrascht, schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, biss dann herzhaft in das Gebäck. “Franzbrötchen- lecker. Danke.”
    Die Bäckersfrau lächelte wissend. Schon als Junge war er ein Süßer.
    Beschwingt machte sich der Große auf den Heimweg, kauend und trinkend. Manchmal konnte eine Kleinigkeit den Tag wunderbar machen.
    Die Sonne strahlte mit ihm um die Wette.

    °°°°°°°°° °°°°°°°°°

    Richard hatte seinen Restaurantbesuch mit einem Einkaufsbummel verbunden und eine anständige Summe in delikate Lebensmittel investiert, welche er nun im Kühlschrank verstaute. Dabei stieß er mit einem Fuß eine der leeren Wodkaflaschen um, die direkt über den Küchenboden in einen nicht unerheblich großen Altglashaufen gleich geformter Flaschen schlitterte und umstieß.
    “Strike!” Das Klirren wollte gar nicht enden. Zum Glück war er allein. ‘Mein Gott, wie viel habe ich gesoffen?‘ Sofort sammelte er alle Flaschen in einen Abfallsack und brachte diesen, randvoll, zum Müllschacht. Sein bis eben noch anhaltendes Hochgefühl hatte einen Dämpfer bekommen. Er lehnte sich schwer gegen den Küchentresen und griff sich die allgegenwärtige Schachtel Zigaretten.
    Als er seine Kippe anzündete, zitterte seine Hand so, dass er mehrere Anläufe brauchte. Fasziniert und angewidert zugleicht betrachtete er das Körperteil. War er etwa alkoholabhängig? Übelkeit stieg schlagartig auf, nahm die Luft zum atmen. Mit Mühe schleppte er sich bis zur Couch. Zusammengesunken saß er auf der vorderen Kante, die Arme vor der zugeschnürten Brust gekreuzt und wippte mit geschlossenen Augen vor und zurück. Irgendwann, sein Zeitgefühl funktionierte nicht mehr, hatte er seinen Körper so weit unter Kontrolle, dass er im Schaukelrhythmus freier atmen konnte. Weitere Minuten vergingen. Wieder streckte er seine Hände vor. Da war kein Zittern.
    Richard zündete sich die nächste Zigarette an. Sein Kopf arbeitete wieder. Er war natürlich kein Alkoholiker. Sein Unterbewusstsein hatte nur einen ziemlich argen Angriff auf seine sensible Seele gestartet. Nicht zum ersten Mal. Das er eben hart von einer Panikattacke heimgesucht worden war, konnte und wollte er sich nicht eingestehen.
    Der Gitarrist legte sich jetzt bequemer auf die Couch, schloss seine Augen um von grauen Augen zu träumen..



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