Reisebericht in die Zone mit einer Reisegruppe

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    Re: Reisebericht in die Zone mit einer Reisegruppe

    mountainranger - 06.11.2007, 16:03

    Reisebericht in die Zone mit einer Reisegruppe
    20 Jahre nach dem Super-Gau ... mein Besuch der Stadt Pripyat (1. Kapitel)
    ________________________________________
    Dienstag, der 30. Mai um 7:00 Uhr am Morgen. Ich stehe neben den neu gebauten südlichen Terminal des Hauptbahnhofes von Kiew. Das ist der vereinbarte Treffpunkt mit ein paar Leuten für eine Busfahrt. Soweit so gut. Die Morgensonne lacht über Kiew und verspricht ein prachtvolles Wetter für den Tag.

    Aber in meiner Magengegend macht sich eine gewisse Nervosität breit ... ein unruhiges Gefühl. Ich erwarte nicht irgendeinen Bus, welcher irgendein Ziel anfahren wird. Nein, ich erwarte den Bus nach Tschernobyl. Aber hallo, es gibt kein Linienbus von Kiew nach Tschernobyl ... ich erwarte einen quietschgelben Reisebus mit der besonderen Genehmigung in die Sperrzone von Tschernobyl hineinzufahren. Ich will es wissen, wie sieht die Welt nach dem Atombrand aus? Knistern Ionen in den kontaminierten Wäldern um Tschernobyl? Oder bringen die nicht sichtbaren Gammastrahlen alte Maschinenparks zum gefährlichen funkeln? Bekommen die schlimmsten Albträume einer Apokalypse ein reales Bild?

    Diese spezielle Exkursion wurde mir durch Vadim und Valentina ermöglicht. Beide engagieren sich für das Projekt www.pripyat.com ... nicht nur einfach eine informative Webseite im Internet, sondern der praktische Anspruch, interessierte Besucher nach Pripyat und Tschernobyl zu holen. Bestimmt hat Valentina eine Menge Papierkram erledigen müssen, bis ich das OK für diese Reise erhalten habe. Wer die Ukraine kennt, kann sich gut vorstellen, wovon ich hier schreibe. Obwohl Deutschland in Sachen Bürokratie und Papierkrieg sich keineswegs hinter der Ukraine verstecken muss. Das nur am Rande!

    Der Bus rollt an und ich werde begrüßt. Mit mir steigen noch vier oder fünf Leute zu. Aber der Bus ist bereits relativ voll. Die gesamte Reisegruppe (mit Busfahrer) umfasst 32 Leute, zumeist junge Studenten, welche extra mit dem Nachtzug aus Moskau angereist sind. Ich bin also der einzige Ausländer, habe aber mit Valentina eine charmante und exklusive Übersetzerin. Was will ich mehr? Die Stimmung im Bus ist gelöst und bevor es so richtig los gehen kann, ist noch einmal Getränke „fassen“ (einkaufen) angesagt. Moskaus privilegierte Kids bringen einen kleinen Kiosk unerwarteten Umsatz.

    Vadim und Sascha (Sascha begleitet Besucher hauptberuflich nach Tschernobyl) klären einige Details zu dieser Fahrt und während dessen lässt der Bus die Stadtgrenze von Kiew hinter sich. Sehr schnell nimmt die Umgebung die typische ukrainische Weite an ... flaches Land, zum Teil mit Wäldern. Auf der Strecke geht es durch Dörfer, welche sich an der Straße entlang ziehen. Aus dem Bus habe ich eine schöne Perspektive in die Höfe der hiesigen Dorfbewohner.

    Der Bus ist mit TV ausgerüstet und Vadim legt ein Video ein. Zu sehen bekomme ich Aufnahmen von früheren Reisen in die verbotene Zone. Im Winter und mit dem eigenen Auto ... die Bilder wirken deprimierend, grau in grau. Dann folgen historische Aufnahmen von der Evakuierung Pripyats. Verwaschene Bilder und ein grausamer Ton verstärken den Eindruck von verzweifelten Aktionismus. Die Filme wecken Erwartungen in mir und das Gefühl der Unruhe macht sich erneut in mir breit. Valentina übersetzt mir die Kommentare ... aber ich verstehe auch so, die Bilder haben eine eindeutige Sprache.

    Der geografische Beginn der Region Tschernobyl wird durch ein großes steinernes Monument am Straßenrand markiert. Neben dem eigentlichen Schriftzug „Tschernobyl“ erkenne ich Symbole der Atomkraft ... im typisch sowjetischen Stil. Man muss dazu wissen, Tschernobyl war derzeit eines der größten Atomanlagen der Sowjetunion und war von erheblicher Bedeutung für die Region. Mann kann es sehen wie man will, diese Bedeutung hat das Atomkraftwerk Tschernobyl nie verloren und wird es wohl auch nicht verlieren.

    Der Bus stoppt am Monument, erste Foto- und Videoaufnahmen, Pinkelpause. Nun ist es nicht mehr weit bis zu eigentlichen Sperrzone. Vor einigen Jahre war ich schon einmal hier und habe Fotos vom Monument gemacht. Aber damals war mein Ausflug am Kontrollposten, also am Beginn der eigentlichen Sperrzone, beendet. Heute wird das anders sein. Der Bus setzt seinen Weg fort und erreicht wenige Minuten später die „Grenze“ zur einen anderen Welt. Passkontrolle ist angesagt.
    Mit Pausen erreicht der Bus gegen 10:30 Uhr den Kontrollposten der 30-Kilometer-Sicherheitszone von Tschernobyl. Vadim und Sascha sammeln die Pässe ein, steigen aus dem Bus und gehen zum diensthabenden Sonderpolizisten in Sachen Tschernobyl. Eine Liste wird mit den Pässen verglichen, Name für Name ... der Beamte nimmt es sehr genau. Ob das Show ist oder ernsthafte Kontrolle ... keine Ahnung. Ich denke mal, die Mischung liegt nah an der Wahrheit. Aus dem Bus kann ich beobachten, wie Vadim etwas nervös wirkt ... ukrainische Beamte sind in der Tat unberechenbar. Da kann ich aus eigener Erfahrung ganze Bücher schreiben. Jetzt steigt der Polizist doch noch in den Bus und mustert mit ernsthafter Miene die Reisenden. Das ist Show ... oder gleich packt er mich, den einzigen Ausländer an Bord. Nee, nix dergleichen. Der Schlagbaum wird geöffnet und der Weg ist frei in eine andere Welt.

    In der Tschernobyl-Zone

    Liebe Leser, vielleicht enttäusche ich Euch jetzt. Aber hinter dem Schlagbaum sieht es nicht anders aus als wie zuvor. Weites flaches Land ... saftiges Grün im Frühling ... der Bus holpert über die gleiche Straße wir zuvor. Weder entdecke ich Mutanten, noch sonst irgendeine besondere Auffälligkeit. Nichts. Aber ist das nicht gerade das perfide an Tschernobyl? Radioaktivität lässt sich weder fühlen, schmecken noch riechen. Nix dergleichen! Und überhaupt, wie war die Strahlung vor der Zone? Nein, so einfach ist das alles nicht ...

    Selbstverständlich führt unsere Gruppe Geigerzähler mit sich. In Kiew hat das Gerät einen Wert von 18 Mikroröntgen angezeigt. Völlig normal, den es gibt auch eine natürliche Radioaktivität.

    Artikel in Arbeit, Fortsetzung folgt!



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