Der-RP-4-All Thread

Die Stadtwache von Sturmwind
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  • Forum: Die Stadtwache von Sturmwind
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    Re: Der-RP-4-All Thread

    Borearis - 06.11.2007, 10:50

    Der-RP-4-All Thread
    Sturmwind, Montag Nacht

    Borearis sah von seinem Schreibtisch auf, als das Licht der Öllampe zu flackern begann und groteske Schatten an die Wände warf.

    Er brütete nun schon so lange über seinen Notizen, dass er vergessen hatte, sie neu zu befüllen.

    Es war längst ruhig geworden in Sturmwind, und der geschäftige Lärm der ehrlichen Bürger der Stadt war der nächtlichen Stille gewichen, die ihre unehrlicheren Bürger bevorzugten.
    Gelegentlich vernahm der Hauptmann das gleichmäßige Muster schwerer Soldatenstiefel, wenn eine Patrouille vorbeikam.

    Die Nasenwurzel zwischen Daumen und Zeigefinger leicht massierend, betrachtete er erneut das scheinbar ungeordnete Gewirr von Zetteln und Briefen auf seinem Schreibtisch. In Wirklichkeit folgte deren Anordnung einem imaginären Muster, das sich ihm vor seinem inneren Auge erschloß. Auch wenn noch große Teile des Puzzles fehlten.

    Der Stuhl scharrte über den von vielen Schritten blank polierten Dielenboden als Bellentry sich erhob, um die Öllampe neu zu befüllen und dem wahnsinnigen Schattentanz an den Wänden ein Ende zu setzen.

    Im letzten Moment änderte er seine Entscheidung und löschte stattdessen die sterbende Flamme ganz.

    Er kannte jeden Winkel des kleinen Büros an den Kanälen gut genug, um auf die Lampe zu verzichten. In einer sicheren Bewegung nahm er seinen Umhang vom Kleiderständer neben der Tür und legte ihn sich um die Schultern.
    Das rhythmische "Klack Klack" eisenbeschlagener Stiefel zog draußen vorbei.
    Seine eigenen Stiefel verursachten ein ähnliches Geräusch, als er die Tür sorgfältig hinter sich verschloß, und sich auf den Heimweg machte.



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Borearis - 07.11.2007, 08:09


    Sturmwind, Mittwoch in aller Frühe

    Der pochende Schmerz hinter seiner Stirn hatte stetig zugenommen, seit Borearis den gespenstisch stillen Weg durch Sturmwinds Straßen begonnen hatte. Die kühle, klare Morgenluft kündete vom Winter, der bald in der Stadt Einzug erhalten würde. Das warme Licht der Straßenlaternen spiegelte sich im ruhigen Wasser der Kanäle.

    Hauptmann Bellentry hatte keine Augen für den morgendlichen Frieden in der Stadt. Nur das Echo seiner eigenen Schritte begleitete ihn, als seine Füße ihn scheinbar ohne sein Zutun in Richtung seines Büros trugen.

    Nun hatte es also einen Toten gegeben.

    Natürlich war das in einer Stadt wie Sturmwind nichts allzu Außergewöhnliches, alles andere wäre illusorisch gewesen. In einer Stadt, in der es Halsabschneider und "ehrbare Gauner" gab, in der in zwielichtigen Tavernen Assassinen ihre Dienste neben den "Damen" der Stadt anboten, kam es nicht selten zu dem ein oder anderen Toten.

    Diesmal jedoch hatte der Tote direkt vor den Stiefeln zweier Scharlachroter gelegen, und das änderte die Sache. Borearis kannte seine Stadt, und er spürte das Brodeln, das selbst in der kalten Morgenluft lag. Sturmwind war ein Faß kurz vor dem Überlaufen, und es stand möglicherweise nicht in seiner Macht, dies zu verhindern. Er hatte eine recht gute Vorstellung davon, wer die Aushänge mit dem Sonnensymbol angebracht hatte.

    Kyran, beim Licht, was bezweckt Ihr nur damit? So unvernünftig. Euch muss doch klar sein, dass Ihr den Roten damit nur in die Hände spielt und die Gemüter unnütz erhitzt.

    Der Hauptmann fuhr sich in einer knappen Bewegung mit der unbehandschuhten Hand über das Gesicht, wie, um die bleierne Müdigkeit wegzuwischen. Es misslang.

    MIt dem Scharlachroten Kreuzzug war ebensowenig zu spaßen wie mit den getreuen Paladinen der Silberhand. Schlimmer noch, im Grunde waren sie sich ähnlicher, als so mancher sich das gerne eingestanden hätte. Ihre Wurzeln lagen in denselben Männern begründet, in denselben Zielen - und nun fochten sie einen Kampf der Unvernunft aus, auf dem Rücken der Toten, die ihm bereits zum Opfer gefallen waren.

    Borearis ahnte, dass es ein sinnloses Unterfangen war, doch würde er mit Iskarien sprechen. Der Mann war ein Fanatiker, sicher, doch schien er auch vernünftig genug zu sein, um zumindest mit sich reden zu lassen.

    Dasselbe traf auf Kyran zu.

    Es hätte absurd ironisch sein können, wäre da nicht das Blut, das an ihrer beider Hände klebte.



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Mondus - 09.11.2007, 18:38


    Freitag Abend

    Er war dumm. Eine Weile hatte er gemeint, er wäre es nicht... aber das war ein Fehler. Er war nur ein dummer Narr.

    Amond blickte auf die Kerze, die schon beinahe niedergebrannt war, daher stark flackerte und gespengstische Schatten an die Wand warf . Er sass in seinem Versteck - dem verlassenen Keller in der Altstadt - und schämte sich zu tiefst. Nyrill hatte sich so viel Mühe gegeben, sie hatte ihm Feder, Tinte und Papier und sogar ein Buch gegeben, ihm alle Buchstaben aufgeschrieben und erklärt... und er war einfach zu dumm, sie zu lesen und erst recht zu schreiben. Das Lesen ging eher besser, auch wenn er sich an einige der Buchstaben nicht mehr erinnern konnte. "A": Das war einfach: A wie Amond. B: Ebenfalls einfach: B wie Branson, der Familienname von Nyrill. C, wie Cenarius. Aber dann... der Halbmond, was war das noch? Es fiel ihm einfach nicht mehr ein. Hingegen war er sich beim nächsten wieder sicher: E, wie Elune. Und so weiter. Viele der Buchstaben kannte er noch, aber einige auch nicht mehr.
    Das Schreiben hingegen erwies sich als regelrechte Katastrophe. Zuerst hatte er es versucht, indem er das Papier auf den Steinboden legte und sich sitzend darüber beugte. Doch schon nach dem zweiten Strich zerriss die Feder das Papier. Er war entsetzt gewesen. Aber auch als er ein neues Papier danach auf seine Oberschenkel legte und es so versuchte, passierte genau das selbe. Seine Hand krampfte sich mühsam um die Feder, er bemühte sich sanft und sorgfältig zu schreiben... aber schon war das Papier wieder zerknittert, die Schrift verschmiert und zum Schluss ein langer Riss im Papier.

    Das Wachs war aufgebraucht und die Kerze erlosch mit einem letzten Aufflackern. Amond seufzte. Es war die letzte gewesen. Er hatte mit seinem ganzen Kupfer einige Kerzen gekauft, um im dunkeln Keller zu lernen. Nun waren die Kerzen alle niedergebrannt, ihm war bewusst worden, dass er eben doch nichts anderes als ein einfältiger Krüppel war - ein hungriger hungriger, einfältiger Krüppel, der den ganzen Tag im Keller am Lernen verbracht hatte, anstatt sich auf dem Marktplatz umzuhören und um Almosen zu bitten.

    Er wusste nicht, wie er Nyrill wieder in die Augen blicken konnte.



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Mondus - 13.11.2007, 19:01


    Nochmals einige Tage später

    Zufrieden sah Amond auf das Blatt vor sich. Er würde es Nyrill geben, damit sie ihm sagen konnte, ob es richtig war. Aber er war sich beinahe sicher, dass er die richtigen Buchstaben verwendet hatte. Nochmals las er es zur Kontrolle ganz langsam durch, leise vor sich hin murmelnd:

    ICH HÄISE AMOND. ICH LÄRNE SCHRÄIBEN. ICH HABE HOITE VON EINER EDLEN KALDORÄI DRÄI GOLDSTÜKE BEKOMEN UND MUS JEZT ZWÄI ODER DRÄI TAGE NICHT BETELN. DESHALB HABE ICH MER ZÄIT ZUM LÄRNEN.

    Beinahe das ganze Blatt hatte er beschrieben und er fühlte sich grossartig. Nun gut, es gab immer noch zu viele Tintenkleckse und einige Buchstaben waren verschmiert. Aber: Er schrieb! Seit er das "Lesezimmer" (so nannte er den kleinen gemütlichen Raum nahe der Kathedrale insgeheim) zum Lernen benützen durfte, fiel ihm das Schreiben sehr viel leichter. Und auch das Lesen ging recht gut, obgleich er das Buch über diese Frostwölfe kaum verstand. Er freute sich darüber, dass er nun einige Zeit nicht auf der Strasse zu betteln brauchte, dank dem Gold der Nachtelfe. Wenn er es sich gut einteilte, konnte er sich davon etwa drei Tage lange genügend zu essen kaufen. Kurz dachte er darüber nach, dass es merkwürdig war, dass er das Betteln zum ersten Mal als unangenehm - ja erniedrigend - empfand. Warum, wusste er nicht wirklich, aber irgendwie hing es mit dem Lesen und Schreiben zusammen. Merkwürdig.

    Er beugte sich wieder über das Blatt und setzte noch seinen Namen darunter.

    AMOND



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Jorven - 20.11.2007, 14:41


    Die Sonne streckte schon ihre graufingrigen Strahlen nach den leuchtenden Steinen der Stadt aus, seit geraumer Zeit schon zwitscherten die Vögel. Vom nicht allzufernen Markt drangen schon die ersten Rufe der Schreier in die Stallungen, der Geruch der Hafergrütze schwebte langsam durch die holzverkleideten Pferdeverschläge der Burg. Die ersten Stallburschen erwachten langsam auf ihren Strohsäcken, streckten sich und rieben sich die Augen bevor sie sich flink in ihre Kleider warfen und in die Kavalleriegasse strömten, sich dort in den Boxen verteilten.

    Nur einer war noch nichteinmal auf seinem Strohsack gelegen diese Nacht. Beim stummen Schein einer kleinen Laterne hatte er leise und konzentriert gearbeitet, die Stunden flogen neugierig an ihm vorbei und beobachteten ihn ebenso verwundert wie das Pferd des Hauptmanns, in dessen Box der Junge saß.

    Ein frisch polierter und eingelassener Sattel hing über der Boxenwand, die bronzenen Schnallen daran blitzten warm im Feuerschein, kein Fingerabdruck war auf dem glatten Leder und dem verzierten Metall zu sehen. Das Zaumzeug hing daneben, ebenfalls geflickt und eingelassen - die Trensenhalterung war repariert und schloss nun wieder gut.

    Der Boden war mit frischem Stroh ausgelegt, in der Tränke das klarste Wasser. Im Futtertrog lag lockerer, feinster Hafer und ein Büschel Karottenkraut zeugte davon, dass das Pferd des Hauptmannes heute Nacht wirklich gut behandelt wurde.

    Auch das Fell des edlen Rosses schimmerte und glänzte im warmen Schein der Laterne. Scheinbar war es dutzende und aberdutzende Male gestriegelt worden, kein einziger Haarknoten war im schönen Fell zu sehen, auch nicht in der Mähne und im Schweif. Prachtvoll glitzernd trug das Ross die gebürstete Mähne, blies die Stirnfransen mit den Nüstern zur Seite, als es den mächtigen Kopf zu seinem linken Hinterlauf wendete.

    Der Schopf des Stallburschen war konzentriert über den Huf gebeugt, der Unterlauf des Tieres lag ruhig in seiner Hand, beruhigend strich Jorven mit dem Daumen über das Sprunggelenk des Pferdes. Ordentlich und behutsam kratzte er den Huf aus, befreite ihn von Schmutz und Steinchen. Dann stellte er den Huf ab, nahm einen weichen Lappen, tränkte ihn mit Huföl. Er kniete sich vorsichtig wieder hin, glitt mit zwei Fingern am Kniegelenk des Rosses hinab, wartete geduldig, bis das Pferd von selber den Huf hob. Dann polierte er Hufeisen und das Horn des Hufes auf Hochglanz, bis es mit den anderen dreien um die Wette schimmerte.

    Gähnend richtete er sich auf, strich sich über die müden Augen und steckte den Lappen ein.
    Kameradschaftlich klopfte er dem Pferd des Hauptmannes auf die Halsseite und schlüpfte still und flink aus der Box.

    Als Sturmwind erwachte, ging Jorven heute mit einem breiten Grinsen schlafen.



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Borearis - 20.11.2007, 15:36


    [ Ui! Dann mal herzlich willkommen im Forum, und was für ein Auftakt! *grins* ]



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Borearis - 21.11.2007, 02:30

    Gewitternacht
    Wie der Donner eines heraufziehenden Gewitters hallen die Schritte der eisenbeschlagenen Stiefel durch Sturmwinds Straßen.
    Das Glockenläuten der Mitternacht ist längst verklungen. Die nachtschlafenden Bürger wälzen sich unruhig in ihren Betten und schrecken aus dem wohlverdienten Schlaf ihres Tagwerks, als direkt vor ihrer Tür - vor jeder Tür - raue, befehlende Stimmen bellen.

    Der Mond hoch über der Stadt beleuchtet die Prozession von Soldaten, die in Hundertschaften die Straßen durchkämmen, mit harten Schlägen ihrer Panzerhandschuhe gegen Haustüren Einlaß fordern.
    Das flackernde Licht ihrer Fackeln bricht sich auf silbernen Helmen und bringt die goldgewirkten Löwen auf ihren blauen Waffenröcken zum Glühen.

    Kein Haus, kein noch so versteckter Schlupfwinkel bleibt in dieser Nacht verschont. Der Donnerhall der Soldatenstiefel erfüllt jede Straße, jede Gasse der monddurchfluteten Stadt.
    Vom einfachen Bauern zum in feinstem Samt gebetteten Adligen werden alle Bewohner der Stadt aus ihren Schlafstätten gerufen, ihre Hütten, Häuser und Verschläge durchsucht.

    Ein Trupp Reiter sprengt durch die hastig geöffneten Stadttore, allen voran eine Gestalt in einer Rüstung, die nur ein wenig prächtiger scheint als die ihrer Begleiter. Die Berittenen teilen sich in mehrere Einheiten auf, galoppierend den unbefestigten Wegen zu den Gehöften außerhalb der Stadt folgend.
    Aus der Luft betrachtet hätte sich dem Beobachter ein scheinbar planloses Gewirr von Helmen, Fackeln und blitzender Rüstung eröffnet.

    Doch es war nicht planlos.

    Sturmwind hatte einen neuen Feind. Einen Feind, der so schrecklich war, dass selbst der Verdacht genügte, um jeden Wachsoldaten der Stadt zu mobilsieren.

    Sie suchten etwas, und sie suchten es in jedem Haus, in jeder Gasse, in jedem Brunnen und auch in jedem Kornspeicher der Stadt.



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Borearis - 21.11.2007, 23:20


    Der Plot schreitet voran.

    WICHTIG! LESEN! 11eins!!

    http://forums.wow-europe.com/thread.html;jsessionid=4F2D3642FD79898961FB1FD5C84FE109.app03_01?topicId=1710891241&sid=3



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Mondus - 21.11.2007, 23:34


    *seufz* und ich kann nicht spielen heute... inwieweit wird dazu was ausgespielt ? Läuft das mehr oder weniger "nur" im Forum ab oder haltet ihr die Leute tatsächlcih davon ab, Sturmwind zu verlassen?

    *will Infos!*



    p.s. ich rechne es Boris hoch an, dass er trotz allem noch Mondus besucht hat ;)



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Borearis - 21.11.2007, 23:36


    Wir spielen das grad schon aus, aber versuch mal, irgendwem irgendwas begreiflich zu machen.

    Sogar die RPler haben keinen Bock, irgendwas zu tun ;)



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Mondus - 23.11.2007, 10:04


    Irgendwann gegen Mitternacht, in der Nacht zwischen Donnerstag und Freitag

    "Hier, das ist das Zimmer." Der Gastwirt der Steinfeuertaverne in Eisenschmiede stiess die Tür zu einer kleinen Kammer auf und musterte Amond nochmals misstrauisch, mit zusammengekniffenen Augen. Der Mann mit seiner Gehbehinderung und dem steifen Arm sah so erschöpft aus, als würde er gleich zusammenbrechen. Als er die Steinfeuertaverne betreten hatte, hätte ihn Gastwirt Feuerbräu am liebsten umgehend wieder hinausbefördert. Seine Frau Gwenna hatte allerdings Mitleid mit dem Krüppel gehabt - ha! Weiber! - und da der Kerl genügend Silbermünzen hinstreckte, um eine Übernachtung zu bezahlen, hatte sich Feuerbräu von ihr dazu überreden lassen, ihm die Kammer zu geben. Nur für eine Nacht, wohlbemerkt. Feuerbräu war überzeugt, dass das Silber gestohlen war, aber das war ihm schlussendlich einerlei. In seiner Taverne würde dieser Kerl nichts klauen, dafür würde er schon sorgen.

    "Ich danke euch. Danke, Gastwirt." Amond liess seine Tasche einfach zu Boden fallen. Es war ihm völlig egal, dass das "Zimmer" kaum mehr als eine Besenkammer war. Ebenso egal waren ihm der Schmutz und die dünne Decke, die schon bessere Tage gesehen hatte. Er war einfach nur dankbar, eine Nacht in einem Bett verbringen zu können, mit Hilfe des Silbers, das er von Eladriel bekommen hatte. Und vorallem war er dafür dankbar, dass er nicht mehr in Sturmwind war. Er fuhr sich mit der Hand durch das das struppige Haar. Er hatte sich noch nicht daran gewöhnt, dass es nun so kurz geschnitten war, ebenso wenig wie an den gestutzten Bart.

    Der Gastwirt verliess mit einem unverständlichen Knurren den Raum und warf die Türe hinter sich zu. Amond legte sich mit samt der Kleidung sofort auf das Bett, rollte sich unter der mottenzerfressenen Decke zusammen und schloss die Augen. Aber trotz seiner Müdigkeit schlief er nicht ein. Die entsetzlichen Bilder, die er ihn Sturmwind gesehen hatte, tauchten wieder vor seinen Augen auf: die sterbenden Leute, die Untoten, die durch die Strassen rannten, der entsetzliche Gestank der Leichenfeuer und dann die Flucht mit Rahleg und Eladriel durch den dunkeln Tunnel der Tiefenbahn, die ihn alle Kraft gekostet hatte. Erst als er sich an den wunderschönen, überraschenden Anblick der Unterwasserlandschaft erinnerte, die er mitten im Tunnel durch eine Glaswand gesehen hatte, schlief er ein und träumte, er würde mühelos wie ein Fisch durch das Wasser gleiten. Es kam einem Wunder gleich, dass ihn das Grauen im Traum nicht verfolgte.




    ((ooc: Wie die meisten von euch wissen, habe ich schon länger vorgehabt, Amond ganz langsam und schrittweise vom Bettler zum Magier zu machen. Aus dem Spiel hat es sich nun ergeben, dass er sich einerseits äusserlich etwas verändert hat (kurzes Haar, gestutzter Bart) und andererseits sich auch "geoutet" hat, was seine Schreib- und Lesefortschritte angeht. Er hat seine ersten Schritte in Richtung eines neuen Lebens gemacht, auch wenn ich ihn im Augenblick noch primär als Bettler sehe. Somit halte ich es für einen guten Augenblick die "Wiedergeburt" als Magier zu machen, den alten Amond zu löschen und einen neuen zu machen. Falls ihr Amond auf eurer Freunde-Liste habt, achtet bitte darauf, dass ihr ihn vielleicht nochmals aufnehmen müsst, möglicherweise verschwindet er durch das Löschen. ))



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Borearis - 23.11.2007, 14:47


    [ Die "meisten von uns" wissen gar nichts, weil du mit "uns" schon seit 200 Jahren kein RP mehr gemacht hast. Aber ich gehe davon aus, dass das eh nur ne Kopie von nem Post für ein anderes Forum ist. Zudem wiederhole ich mich: Die Tiefenbahn war zu. Aber dieselben Leute, die der Ansicht sind, man könne mal eben einem Wachsoldaten in die Fresse hauen, das Fallgitter hochlassen und aus Sturmwind rausspazieren finden natürlich immer einen Weg. Zitat myself: "aber versuch mal, irgendwem irgendwas begreiflich zu machen. " ;-)

    p.s.: ich find's natürlich klasse, dass sich Charaktere weiterentwickeln und jeder soll auch aus dem aktuellen Plot seinen Spaß ziehen können, aber letztlich geht es immer auf meine Kosten, weil man mir mit solchen Aktion schlichtweg unterstellt, mein Char wäre zu blöd, um an die Tiefenbahn zu denken. Und das ... kann ich nicht leiden. ]



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Blutspeer - 23.11.2007, 14:54


    [Dein Char ist nebenbei auch zu Blöd, an den Greifenmeister zu denken. Habe dazu schon was im OOC Thread zum Plot geschrieben ;)
    /edit: Aber man sollte nicht vergessen, selbst in der dichtesten Quarantäne gibt es offene Stellen... Wenn's gut ausgespielt wird, dürfte das kein Problem sein. Was natürlich NICHT bedeutet "mal eben dem Wachsoldaten eins auf die Fresse zu hauen und das Fallgitter hochziehen" ;)
    Gesh]



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Borearis - 23.11.2007, 14:55


    Aus dem Realmforum:

    [ ooc Info: In der Kathedrale wird sauberes Wasser und Brot gereicht. Die Nahrungsspeicher der Stadt werden von Soldaten bewacht, die niemandem Zugang gewähren. Die Kanäle sind so schwarz und ekelhaft, dass niemand auf den Gedanken kommen sollte, Fisch daraus zu sich zu nehmen. Die Stadttore sind verschlossen, der Eingang zur Tiefenbahn verriegelt, die Greifenflüge gestoppt worden. Das Portal im Magiersanktum ist selbstverständlich ebenfalls in beide Richtungen unzugänglich gemacht worden. [..] ]

    So. Natürlich kommt jetzt wieder "ja, aber gestoppt heisst ja nicht, dass da nicht zufällig ein gaaaaanz unbewachter Greif rumsteht, und den klau ich mir dann!"

    Ich hoffe für jeden, der so denkt, dass er es niemals mit der Polizei zu tun bekommt. ;-)



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Sida - 26.11.2007, 18:51


    Der Tag war nicht mehr jung. Sida Crowe bewohnte ihr Zimmer in der güldenen Rose nun schon lange genug, um das an den Geräuschen vor ihrem Fenster erkennen zu können, ohne sich auf den Rücken zu drehen und somit das Gesicht aus dem Kissen zu heben. Der Klangfarbe des Marktplatzes nach musste es weit nach Mittag sein.

    Sida stöhnte gequält in die Daunen.

    Die Erinnerungen an den letzten Abend stellten sich in ihrem Geist in eine Reihe und begannen beharrlich zu klopfen. Der ersten folgend ließ die verkaterte Frau ihre rechte Hand aus dem Bett rutschen. Sie fand die halb gefüllte Flasche mit Kirschlikör dort, wo sie sie allem Anschein nach zurückgelassen hatte.

    Ein neuerliches Aufstöhnen war die Reaktion auf die nächste Erinnerung, die irgendwie den Weg aus ihren Unterbewusstsein herauf in die Weiten von Sidas wirren Gedanken gefunden hatte. Noch immer ohne den Kopf aus dem Kissen zu heben, und mit der Rechten auf der Likörflasche, streckte sie ganz langsam die linke Hand zur Seite und ließ sie auf die andere Betthälfte fallen.

    Die Tatsache, dass diese weder auf den Rücken, noch auf den Bauch eines Mannes traf ließ Sida messerscharf schließen, dass sie Sir Kyrans´ Angebot von "hirnlosem Sex" wohl abgelehnt hatte, obwohl ihr im Augenblick beim besten Willen nicht einfallen wollte, warum.

    Das dritte Stöhnen an diesem Tag entrang sich ihrer Kehle. Wunderbar. Noch ein Mann, dem sie nicht mehr in die Augen sehen konnte ohne die Farbe von Tomaten anzunehmen, den guten aus Westfall.

    Endlich zog sie die Hände unter die Brust und stemmte sich hoch. Nackte Füße tappten über den Holzboden, einer von ihnen trat das weinbefleckte Kleid in eine Ecke. Sollte sich das Mädchen darum kümmern. Der Blick in den Spiegel zeigte eine verschlafene Rothaarige, die wohl am Vorabend ein wenig zuviel getrunken hatte, nichts ungewöhnliches also.

    Seufzend begann Sida, ihren Anblick für die Welt erträglich zu machen. Die Stadttore waren offen, eine Kräuterbestellung lag auf ihrem Frisiertisch und Ausreden gab es keine. Die Arbeit rief.



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Sida - 03.12.2007, 23:00


    In ihrem Zimmer verarbeitete eine rothaarige Heilerin wie mechanisch Kräuter und Auszüge zu klebrigen Pastillen. In Gedanken völlig wirr, waren ihre Handbewegungen das einzig zielgerichtete an dieser Frau. Jede Prise stimmte, und auch mit geschlossenen Augen hätte das Ergebnis bei keinem anderen besser sein können, denn allein der Geruch der Medizin sagte ihr, was ihre Hände zu tun hatten.

    Der Teil in ihr, der sich um Kranke kümmerte, der mitleidig und sanftmütig war, der ihr Herz für Menschen wie Brognan geöffnet hatte und der sie Bettlern Geld geben ließ, schwieg, und sah zu Boden.

    Der andere Teil, jener der Mondus verlassen hatte, der den Hauptmann einst einen Mistkerl und Schläger genannt hatte, der ihre Priesterausbildung hingeschmissen hatte und unwillig, stur und launenhaft war, brüllte zornig und schlug wild um sich.

    Sida Crowe, die ihr Leben lang darum kämpfte, die beiden Seiten auf Abstand zu halten um nicht zwischen ihnen zermalen zu werden, blieb nichts anderes, als ihre Arbeit mit rotem Kopf zu tun.



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Borearis - 04.12.2007, 08:14


    Hätte es zwei vergleichbare Teile im Herzen des Mannes Borearis Bellentry gegeben, so würden sie in diesem Moment aus "Schmerz" und "Erschöpfung" bestanden haben.

    Er wusste längst nicht, welchen Stand der Mond (oder die Sonne?) draußen erreicht haben mochte. Das monotone Geräusch von leisen Stimmen und bedachten Schritten verjagte immer wieder für Momente den Schleier aus bleiernder Müdigkeit, der sich über ihn gelegt hatte. Er klammerte sich an diese Augenblicke, versuchte, die Augen zu öffnen und seine Umgebung wahrzunehmen, doch es misslang. Die Erschöpfung riß ihn mit sich noch bevor seine geschwollenen Lider sich heben konnten. Selbst in der Dämmerung des Schlafs brannte der Schmerz durch jeden Muskel, jeden Knochen, jede straff gespannte Sehne seines Körpers.

    Er brannte. Er fiel. Er ertrank im eisigen Wasser des Schmerzes, um keuchend wieder aufzuatmen, aufzuschreien.

    Dazwischen Bilder. Ein Blatt. Ein Baum. Ein Lächeln, eine sanfte Berührung. Grün, sattes Moos am Fuße eines Baumes. Gold, Sonne, Licht, Wärme.

    Kein Laut entrang sich seinen Lippen, die Lider blieben geschlossen. Stimmen, Schritte. Dann wieder Dunkelheit, Schmerz, Feuer.

    Es würde lange dauern, bis der geschundene Körper sich von den Strapazen des ungleichen Kampfes gegen jenen "Traumschnitter" erholen konnte.



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Belinda - 11.12.2007, 13:18


    Auf einmal war alles Dunkel. Die Schwärze des Nichts, das ihr so oft im Traum begegnet war umfasste sie gänzlich. Sie war an einem Ort, an dem es nichts mehr gab, kein Denken, kein Fühlen, kein Leben.

    Dann kam das Licht. Lichtfäden lösten sich heraus, griffen nach hier, umschlangen ihre Arme, Beine, hüllten sie langsam ein, gaben ihr Wärme, Sicherheit und Sehnsucht zurück und zogen sie unablässlich zu sich.

    Plötzlich eine Stimme von hinten, fluchend, aufgebracht und darauf folgend eine Hand, die nach ihr griff, von Licht umspielt, ein anderes Licht wenn auch dem, das sie umklammert hielt nicht unähnlich.

    Festgehalten zwischen den Welten, hin und her gerissen zwischen Licht und Licht plötzlich ein bekanntes Gesicht. Eine Weile schwebte sie neben ihr, blickte sie an, ausdruckslos, dem Dunkel des Nichts gerade erst entrissen. Das Licht umhüllte sie ebenfalls, ließ sie erstrahlen, zog die Gestalt mit sich fort, immer weiter, immer weiter während sie selbst zurückgezogen wurde, langsam aber stetig. Das Licht entfernte sich und mit ihm Jashandra.

    Schließlich waren beide fort, der Griff der Hand, die an ihr zog wurde stärker, fordernder. Dann kam der Schmerz, der sie, keinen Widerspruch duldend ins Leben zurückschleuderte. Es war nicht der Schmerz ihrer Wunden, es war der Schrei des Lebens, der durch ihren eigenen Mund an ihr Ohr drang, ausgelöst von der Hand, die sie nicht gehen lassen wollte oder konnte.

    Als sie die Augen aufschlug lag sie in den Armen ihres Vaters, der sie schlafend sicher im Arm hielt. Gleich daneben ein so vertraut gewordenes Gesicht, das unruhig zuckte, die Augäpfel unter den Lidern in wilden Träumen hin und her rollend. Jaymes und Belli, zwei so unterschiedliche Menschen, die sich doch so ähnlich waren und sich gegenseitig Halt gaben. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie schloß die Augen wieder, die Wärme und Nähe der beiden Männer, die beide auf ihre Weise zu ihrer Familie geworden waren und auf sie aufpassten in sich aufnehmend, förmlich aufsaugend.

    Doch der Traum, der kein Traum gewesen war sondern vielmehr Erinnerung ließ sie nicht los. Die Hand des Vaters wurde wieder zu der Hand, die sie ins Leben zurückgeholt hatte, hielt sie sicher dort fest. Statt Jaymes war es nun Jashandra, die neben ihr lag, reg- und leblos. Sie hatte keine Träume mehr.

    Es dauerte lange bis sie endgültig erwacht war. Auch jetzt noch beschäftigte sie der Traum. So sehr sie sich hier und jetzt geborgen fühlte, von Glück und Licht erfüllt war da dennoch ein Loch in ihr. Ein dunkles Loch, gerissen von Sehnsucht, geplatzt von Kälte, geschlagen von einer Klinge und gefressen von seinem Blick, seinem Blick, der so anders war als sonst, so kalt und hart, versteinert als wäre jegliches Leben aus ihm gewichen.

    Sie wünschte, sie könnte alles hinter sich lassen, das geniessen, was sie hatte, was sie so sehr brauchte.. die Wärme, die Nähe, die ihr hier und jetzt bedingungslos und ohne Erwartung einfach geschenkt wurde. Keine Angst, keine Schmerzen, nur Geborgenheit.

    Doch das kleine Stück Dunkelheit und Leere in ihr wollte sich auch hier nicht füllen lassen.



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Chandram - 14.12.2007, 10:17


    Nachdem Leutnant Steinfeld das Protokoll der gestrigen Zeugen-Einvernahme in Sachen Iskarien Lighthammer beendet hatte und einen Boten damit zum Gericht geschickt hatte, setzte er sich wieder seufzend an den Tisch, um einen Bericht über die gestrigen Vorfälle im Verlies zu schreiben.

    Ich wurde am späten Abend darüber informiert, dass ein Gefangener im Verlies randaliert. Wie ich bei einem Augenschein feststellte, handelte es sich dabei um Iskarien Lighthammer. Der Mann randalierte in seiner Zelle, brüllte herum und verletzte sich dabei selbst (Hautschürfungen an den Händen). Er konnte im Gespräch beruhigt werden.
    Aus Sicherheitsgründen wurde (bereits zuvor) ein Besuchsverbot verhängt. Besuche von Zivilpersonen sind nur mit der ausdrücklichen, schriftlichen Erlaubnis von Hauptmann Bellentry gestattet. Alle Wachen sind aufgefordert, die Einhaltung dieser Besuchsregelung streng zu überwachen.
    Gezeichnet: L. Steinfeld

    Danach nahm er zwei weitere Papiere und schrieb noch die Vorladungen für die beiden anderen Zeugen in Sachen Lighthammer. Er steckte die Briefe in Umschläge und versah diese mit dem offiziellen Siegel der Stadt Sturmwind. Mit den zwei Umschlägen in der Hand machte er sich auf zum nächsten Kontrollgang.



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Belinda - 16.12.2007, 00:00


    Kälte, hier wie dort, dort wie hier.

    Das Verlies, der scheinbar dunkelste aller Orte. Und der Mann darin, gefangen in der Zelle, der Kälte. Aber war es wirklich nur die Zelle, die ihn gefangen hielt? Die Kälte, die sie in seiner Gegenwart verspürte und schon vorher verspürt hatte war so anders, so viel eisiger als alles, was sie kannte. Wo war sein Lachen, das Strahlen seiner Augen?

    Das Büro, das so etwas wie ihr ein Zuhause geworden war, in dem sie sich so geborgen gefühlt hatte. Auch hier war die Kälte eingedrungen. Die Worte dessen, der sie in den letzten Tagen, Wochen beschützt und behütet hatte liessen sie nun zusammenzucken, sich hilflos und ängstlich zusammenkauern. Wo war seine Wärme, sein Leuchten?

    Die Decken wollten sie vor der Kälte nicht mehr schützen, sie war längst tief in sie eingedrungen, fraß sich aus ihrem tiefsten Inneren Stück für Stück durch ihren Körper, ihren Geist..

    ..und dann war er da plötzlich, der Geruch von Äpfeln, süss, muffig, faulig, gärend. Sie würgte augenblicklich, doch die Erinnerungen ließen ihr keine Zeit, denn der Schmerz schoß in ihre Füsse, Hieb für Hieb, trieb ihr heiße, stechende Tränen in die Augen. Aber auch diese Erinnerung dauerte nicht an. Der Schmerz wurde dumpfer, pochte weiter in ihren Fußsohlen, dem glatten Bruch, der ihren Fuss vom Rest des Beines trennte. Nur anhaben konnte er ihr nichts mehr. Alles an ihr schien stumpf, kalt, verschlossen. Nicht einmal die Dunkelheit ängstigte sie jetzt mehr. In ihrem Geiste nur noch dieser eine Satz verwurzelt, den sie wie ein Mantra immer und immer wieder vor sich hin dachte.

    Ich werde heute nicht sterben.

    Als sie wieder zu sich kam war alles wie zuvor. Nur ein Stück der Kälte, die ihr einmal das Leben gerettet hatte war geblieben - und eine blutige Spur auf dem Boden, hinterlassen von ihrem linken Fuss.



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Borearis - 16.12.2007, 04:15


    Öhm... ja. Ich wollte einfach mal wieder ein wenig Zweifelhaftes produzieren ;) Keine Ahnung, was das soll, und liest sich meiner Meinung nach auch nicht besonders gut oder stimmig... aber immerhin mal wieder was hier reingeschrieben.

    ---------------


    Licht und Schatten.

    Hell und Dunkel, Farben einer Seele. Schattierungen unzähliger Entscheidungen, Taten, Gedanken, die eine Seele auf ihrem Weg näher an das eine oder zu dem anderen führen kann. Jeder Mensch berührt auf der Straße seines Lebens die ein oder andere Bordsteinkante, die ihn der Tür Licht oder der Tür Schatten näher bringt. Die meisten haben gelegentlich an diese Türen geklopft und sind ihrer Wege gegangen.
    Einige von ihnen wurden eingelassen.
    Und nichts kann entsetzlicher sein, als zwischen diesen beiden Türen zu stehen und gleichzeitig einen Blick auf das zu werfen, was sich dahinter verbirgt.


    Schatten.

    Mit jenem dumpfen Geräusch, das nur eine Faust hervorbringen kann, die mit aller Macht ihr Ziel trifft, schlugen Borearis' fest zusammengeballte Finger gegen die verputzte Bürowand. Das eigene Zähneknirschen klang unnatürlich laut in seinen Ohren. Er sah sie an, sah auf sie herab. Sie ihrerseits musste zu ihm aufsehen, um den Blick zu erwidern, der niemals für ihre Augen hätte bestimmt sein sollen. Aber da war sie noch kein undankbares Gör gewesen.
    Hatte sich seinem Willen, seinem ausdrücklichen Wunsch nicht widersetzt. Sie brauchte ihn nicht. Nicht ihn, nur das gemachte Nest seines Arbeitszimmers. Es interessierte sie nicht im Geringsten, dass er ihr verboten hatte, diesen hochnäsigen Soldaten in seinem Büro zu empfangen. Es kümmerte sie nicht, dass er sich um sie sorgte, auf sie aufpasste. Ihr seine Zeit opferte, sein Leben schenkte.
    Nun, wenn sie ihn nicht brauchte, nicht brauchen wollte, dann würde er gehen. Ohne ein weiteres Wort tat er es. Er entschied, ihr Rufen nicht zu hören.

    Die Karikatur eines Kommandanten. Fanatismus, Irrglaube und Grausamkeit troffen aus jeder seiner Bewegungen. Das hämische Grinsen, die ungeschliffenen Worte eines Mannes, der sich im Selbstmitleid suhlte. Allein die Körperhaltung drückte nichts so sehr aus wie der bloße Anspruch auf absolute Überlegenheit. Sollte er auf den Knien vor ihm kriechen und ihm die Füße lecken dafür, dass er ein einziges Mal in seiner fehlegleiteten Laufbahn seinen Pflichten nachgekommen war? Glaubte dieser Laffe ernsthaft, dass er mit seiner Überheblichkeit und diesem närrischen Zucken seines Mundwinkels Tribut von einem Hauptmann der Stadtwache einfordern könnte? Verrotten sollte er, in Ketten liegen bis der Nether ihn und seinesgleichen verschlang.

    Die Kette, ein stilisierter Sonnenaufgang an einer Silberkette. Sein Hass auf jenen Mann entlud sich beim Anblick des schlichten Schmuckstücks, dessen Bedeutung drohte, ihm den Magen umzudrehen. Wenn jemand dieses Symbol ihrer Zuneigung verdient hatte, dann er, der ihr Beschützer und Vater war. Nicht diese heuchlerisch lügende Kreatur, deren Taten sie hinter Schloß und Riegel gebracht hatten. Die Kreatur, die ihre Ränke selbst jetzt noch sponn, deren formlose Tentakel von jedem Ort aus das Glück bedrohten, das er für sich und seine Familie ersonnen hatte. Er hasste. Und er wusste längst nicht mehr, wie es sich anfühlte. Er erkannte es nicht.


    Dämmerung.

    Als das erste Symbol erlosch, wusste Borearis, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er sah es ganz klar vor sich, so klar, wie er seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr hatte sehen können. Nun, da es zu spät war, einen anderen Weg einzuschlagen. Er sah die Kette der Ereignisse, die ihn in die Abgeschiedenheit des Vorratskellers der Kaserne getrieben hatten.

    Es war in jenem Moment gewesen, als er seine Tochter an der Seite von Kyran Lightblade hatte sitzen sehen, dass er erkannt hatte, was hinter der Tür Schatten lag.

    Es war, als sehe er die Wirklichkeit durch einen Spiegel, der ihm nur entsetzlich entstellte Einblicke in das erlaubte, was tatsächlich geschah. Mit dem einen Auge sah er einen hinterhältigen Mann, der sich das Vertrauen und die Zuneigung seiner Tochter erschleichen wollte.
    Durch das andere Auge verwandelte der Mann sich in Kyran Lightblade, den Freund, der einfach nur das zu kitten versuchte, was Borearis selbst zerschlagen hatte.

    Er trieb seinem Pferd die Stiefel in die Flanken. Bellentry klammerte sich an den Moment der Erkenntnis. Das eine Auge Licht, das andere Schatten. Das linke Auge Borearis Bellentry, das rechte … ein Tor, das er niemals hätte aufstoßen sollen.

    So fest, dass die Fingerknöchel weiß durch die Haut seiner Hände schimmerten, umfasste er das Buch auf seinem Schoß.
    Das zweite Symbol war erloschen und statt seiner kroch etwas anderes über die Linien, die er zuvor hastig mit einem Kreidestift auf den Boden gebannt hatte.
    Der Schmerz, der sich beim Intonieren der stummen Worte aus dem Buch immer tiefer in sein rechtes Auge bohrte, nahm an Gewalt zu. Er griff nach ihm, und der Schmerz würde nur der Vorbote für das sein, dem er alle Tore geöffnet hatte: Seinen eigenen, widerwärtigen Gedanken.

    Als das dritte Kreidesymbol verblasste, wusste er, dass er es nicht alleine schaffen würde.
    Ohne jede Vorwarnung brachen Hass, Eifersucht, Missgunst und Schmerz aus ihm hervor, drohten, seinen Schädel zu sprengen und seine Seele einfach mit sich zu nehmen.
    Das Licht, das ihn hätte befreien sollen, wandelte sich in Schatten. Eingesperrt in einem Winkel seines Bewusstseins, der noch Widerstand leistete, bewegten sich die Lippen in stummem Gebet, während die Dunkelheit an seiner Seele zerrte.


    Licht.

    Alles in ihm war erfüllt von heller, leichter Wärme. Ohne die Augen aufzuschlagen wusste Borearis, wo er sich befand. Er lächelte, als er sich daran erinnerte, dass ihm das zweite Auge zum Aufschlagen fehlte. Ein Auge war ein geringer Preis für das, was er fast verloren hätte, und so erfüllte ihn dieser Gedanke nicht mit Schrecken. Er lauschte einige Momente dem Atem der jungen Frau, die eng an ihn gekuschelt im Schutze seiner Umarmung schlief. Ihr Licht hatte ihn vor sich selbst gerettet. Mit einem leisen Seufzen ergab er sich ein zweites Mal der Wärme und glitt zurück in einen tiefen Schlaf. Alles andere hatte Zeit bis morgen.



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Belinda - 21.12.2007, 03:52


    Die Schatten zogen sich zurück, einer nach dem anderen machte dem Licht Platz, gab ihm Raum, Wärme, Frieden. All das nahm sie in sich auf wie ein trockener Schwamm das Wasser. Sie lag da, in seinen Armen, wie so oft in letzter Zeit, doch diesmal war es anders. Die Gelassenheit und Ruhe, die er ihr bisher immer vermittelt hatte ging nicht mehr allein von ihm aus. Nun, endlich ruhte sie auch in sich selbst. Der zweitschlimmste aller Tage war vorüber, und ihre Ängste, Befürchtungen, Erwartungen waren nicht erfüllt worden.
    Ihre Gefühle konnte sie im Moment noch nicht benennen oder zuordnen. Alles, was sie bewußt empfand war unendliche Erleichterung. Lange dachte sie über die Geschehnisse des Tages nach, auch über das, was die Zukunft nun bringen könnte - oder nicht. Der Gedanke ließ sie lange nicht los.
    Doch nun griff das Licht nach ihnen, deckte sie zu, wiegte sie sanft in gold-weiss glitzerndem Pulsieren ihrer im Einklang schlagenden Herzen.

    Als sie die Augen wieder öffnete erstreckte sich vor ihr eine riesige Ebene, Licht erfüllt, friedvoll. Wo sie hinsah waren Bananenstauden. Reife Früchte, die darauf warteten geerntet zu werden. Sie griff nach einer Frucht, brach sie von der Staude, schälte sie und sah sich weiter um. Wasser fiel vom Himmel wie aus dem Nichts, ihr Blick wanderte dem Rauschen entlang nach oben. Der Anblick fliegender Inseln, die Wasser auf die Erde darunter ergossen ließ sie im Kauen inne halten. So wunderschön.

    Sie sah sich weiter um, die Seen suchend, in denen die Wasserfälle aufschlagen mochten. Doch schließlich gab sie die Suche auf, den Blick auf etwas anderes richtend, das sie einfing, ihr ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Trotz ihrer Größe standen sie völlig unerwartet vor ihr, zupften an Bananenstauden, stapften fröhlch über die Ebene, die sich in ihrem Gedächtnis als Bananenebene eingebrannt hatte. Nichts hätte friedvoller sein können, nichts glücklicher als dieser Moment - als seine große Hand die Finger des kleinen Mädchens sanft umschloß und sie gemeinsam den Kodos zusahen.



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Chandram - 21.12.2007, 09:53


    Der Gerichtssaal war wieder verlassen, leer und ruhig.

    Wie es nach jeder Verhandlung seine Gewohnheit war, setzte sich Richter Chandram auch nach dem Prozess gegen Lord Iskarien Lighthammer wieder hinter den Richtertisch, um über die Verhandlung nachzudenken. Nachdem das Urteil gesprochen war und alle Betroffenen und Schaulustigen das Gericht verlassen hatten, liess er sich ruhig alles nochmals durch den Kopf gehen.

    Er hatte der Verhandlung im Vorfeld mit gewisser Sorge entgegengeblickt. Der Angeklagte war eine schillernde, bekannte Persönlichkeit im Land und man hatte damit rechnen müssen, dass seine Anhängerschaft störend in den Prozess eingreifen würden. Doch es hatte sich zu Chandrams Erleichterung gezeigt, dass alles seinen geordneten, korrekten Verlauf nahm. Die Wachen hatten ausgezeichnete Arbeit geleistet – nicht zuletzt auch jene, die nach Prozessbeginn dafür sorgten, dass nicht noch mehr Schaulustige hereinplatzten. Klägerin wie auch der Angeklagte verhielten sich dem Gericht gegenüber respektvoll und es war nicht ein einziges Mal nötig gewesen, den schweren Gerichtshammer einzusetzen um für Ruhe im Gerichtssaal zu sorgen.

    Etwas erschöpft lehnte sich Richter Chandram in seinem Stuhl zurück und schloss die Augen. Er wirkte in diesem Augenblick weit älter als er tatsächlich war. Das Urteil… ob es wohl das Richtige war? Die Festlegung des Strafmasses war nicht einfach gewesen. Die Tat an sich war unbestritten, hingegen die Tötungsabsicht… hier musste man die Regel „im Zweifel für den Angeklagten“ anwenden. Der Angeklagte war offensichtlich ein Fanatiker, völlig uneinsichtig und zeigte nicht einmal eine Spur von Reue darüber, dass er eine Verbündete der Allianz schwer verletzt hatte. Aber er war das erste Mal vor Gericht. Und so hatten sich Richter Rabenhain und er sich dazu entschlossen, nur eine hohe Busse zu verhängen und die eigentliche Strafe auf Bewährung auszusetzen. Sollte sich Lord Lighthammer allerdings innert Jahresfrist auch nur das Geringste zu Schulden kommen lassen, würde die Verbannung aus den Ländereien von Sturmwind sofort vollzogen werden.

    Während er sich langsam erhob, seufzte Richter Chandram. Er war sich nahezu sicher, dass Lord Iskarien Lighthammer das hohe Gericht von Sturmwind nicht das letzte Mal beschäftigt hatte.



    Ooc: Allen Unkenrufen und Bedenken zum Trotz: Der ganze Plot im Vorfeld und der Prozess Lighthammer waren (aus meiner ganz persönlichen Sicht) von A bis Z eine gelungene Sache, und dafür möchte ich allen Beteiligten nochmals danken. Insbesondere auch Isk, der trotz langer „Untersuchungshaft“ immer grossartig mitgespielt hat und bereit war, die Kerkerzeit konsequent abzusitzen und das Risiko der Verurteilung einzugehen! Aber auch allen anderen – der Stadtwache, den Zeugen und Isnu, ohne deren Anklage gar nichts passiert wäre – herzlichen Dank. Ich denke, der Plot hat uns allen bewiesen, dass die Idee des „hohen Gerichts von Sturmwind“ funktionieren und grossen Spass machen kann! *hebt das Glas Pinot Noir* Auf Isk und den nächsten Prozess!



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Belinda - 21.12.2007, 14:27


    Verhandlung: Version fürs Realmforum:

    Seit Wochen war sie nun schon in schlechter Verfassung. Dauernd geschahen Dinge, die sie nicht genesen lassen wollten. So müde und erschöpft wie gerade vor der Verhandlung war sie noch nie gewesen. Nicht einmal die Treppe hätte sie allein nehmen können selbst wenn nicht bereits wieder Blut in ihren Stiefel sickerte. Schon heute morgen hatte sie das halbe Verlies vollgeblutet ohne es gemerkt zu haben. Und wie peinlich war es ihr gewesen vom Wachmann darauf aufmerksam gemacht worden zu sein.
    Nun saß sie hier und verfluchte sich in diesem Moment für ihre Schwäche, riss sich aber so weit möglich zusammen, um den Männern wegen derer sie im Gerichtssaal anwesend war wenigstens keine unnötigen Sorgen zu bereiten wenn sie es schon nicht schaffte ihnen Halt und Kraft zu geben. Sie wollte einfach da sein, egal was geschehen würde.
    Immer wieder spürte sie Wut, ja geradezu Hass in sich aufsteigen. Doch sie versuchte sich auch das nicht anmerken zu lassen. Es würde der Moment kommen, an dem sie ihre eigene Anklage würde vorbringen können, wenn auch nicht vor Gericht.

    Dann war es plötzlich vorbei. Alle Anspannung war aus ihr gewichen. Sowohl die Tränen als auch das Gefühl das bisschen, das sie heute hatte essen können wieder von sich zu geben konnte sie gerade so unterdrücken. Als sie auf dem Pferd saß und von starken Armen gehalten an der Stadtmauer vorbei ritt, einem Ziel entgegen, das sie von all dem ablenken, sie zur Ruhe kommen lassen sollte schwirrten ihre Gedanken. Auch als sie bereits im Bett lag, die Schwere der Glieder sie in die Laken drückte und jeder Gedanke nur noch überaus zäh vonstatten ging wurde sie den vergangenen Tag nicht los.

    Erst als das Licht sie zudeckte und der Schlaf sie endlich übermannte zog Ruhe ein.. Frieden. Diese Nacht würde sie einfach nur schlafen, das erste Mal seit vielen Wochen.. seit "sie" aufgetaucht war. Gesunder Schlaf, ohne Gedanken, ohne belastende Träume.. nur Bananen, Kodos und der Mann, der das kleine Mädchen auf den Schultern trug.



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Chandram - 21.12.2007, 18:29


    hmm... noch ein Hemd. Und einen Hut gegen die Sonne.

    Lunaros Steinfeld lächelte zufrieden, während er die letzten Dinge in seine Tasche steckte. Dann verstaute er den Wappenrock und die Rüstung in dem kleinen Schrank seines Zimmers, sah sich nochmals prüfend um und wandte sich dann zum Gehen. Er freute sich sehr auf den ersten echten Urlaub seit langem.

    Zwei Wochen nur Sandstrände und Palmen an den Küsten des Schlingendorntals. Zwei Wochen keine bestohlenen Bürger, keine schwimmenden Leichen, keine haarsträubende Bewerber, keine übermotivierten Rekruten, keine in aller Öffentlichkeit nackt tanzenden Elfen, keine Gnomen die mit explosiven Dingen herumspielten, kein Hauptmann, dessen Befehle man stillschweigend befolgen musste, kein aufsässigen Gefangenen im Verlies...

    Als Lunaros Steinfeld in Zivilkleidung und mit einer grossen Tasche über der Schulter die Kaserne verliess, war in seinem Gesicht ein Grinsen, das beinahe von einem Ohr zum anderen reichte. Den von General Marcus Jonathan unterzeichneten Urlaubsschein hatte er sichheitshalber noch in seine Hosentasche gesteckt.

    ooc: ich werde ab 24.12. im wow-freien und vermutlich sogar komplet internet-freien Urlaub sein. Ab 6.1. ist Lunaros (und selbstverständlich auch Richter Chandram) wieder in alter Frische zurück. Viel Spass euch und bleibt anständig! *stellt noch eine Dose Kekse in das Forum*



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Sida - 21.12.2007, 21:25


    Auf einen Schemel vor ihrem Frisiertisch zog sich Sida mit einem Kamm einen Scheitel, und zwar ganz, ohne ihr Gesicht dabei anzusehen. Das lag zum einen daran, dass sie es ohnehin kannte, zum anderen war der Anblick gerade nicht sehr erfreulich.

    Die anfängliche Bestürzung über die letzte Demütigung - vor seiner Tochter! - war nach und nach nacktem Zorn gewichen, und wo man sonst ein trügerisch- unschuldiges Vergissmeinnichtblau sah, waren ihre Augen dunkel vor Wut, und hoben sich unnatürlich deutlich von der schneeweißen Haut ab.

    Der ungeplante Blick in den Spiel, als sie begonnen hatte, sich zu kämmen, war keine schöne Erinnerung, denn er brannte in ihrem Herzen wieder. Sie kannte nur einen Mann, den sie aus solchen Augen schon hatte blicken sehen, und der saß im Verlies und war erwiesenermaßen nicht bei Verstand- nicht immer zumindest.

    Ganz gleich, wie sehr sie sich zum Gleichmut ermahnte, immer kochte der Hass wieder in ihr hoch. Dieser Hass war...neu. Denn, wie sehr sie ihn auch immer gefürchtet hatte, sie hatte aufrichtigen Respekt empfunden, für einen Mann, den sie immer als ebenso aufrichtig angesehen hatte. Nur...etwas war nun anders.

    Sie hatte es versucht, beim Licht, fast verzweifelt versucht. Sie hatte ihm immer gehorcht, sie war immer zur Stelle gewesen, Wunden zu nähen die seine Leute geschlagen hatten, oder wer auch immer, und oft war der Dank dafür nur der Spott der "Patienten" gewesen. Ihre Loyalität war ungeteilt sein gewesen, auch wenn ihm das nicht bewusst gewesen sein mochte.

    Sida legte den Kamm aus der kalten Hand und wagte doch einen Blick in ihre eigenen Augen. Soweit käme es noch, dass sie wegen ihm jetzt schon den Blick vor sich selbst senkte.

    Was bezweckte er? Wollte er, dass sie nun wirklich gar keiner mehr ernst nahm? Fand er es spaßig, Witze über ihre Angst zu machen? Glaubte er denn, es wäre schön, sich ständig zu fürchten? Die Wut...irgendwo musste sie hin...bevor es jemand sah...

    Ohne die Augen vom Spiegel zu nehmen, griff Sida mit der Linken nach einer kupfernen Haarnadel, und völlig unvermittelt rammte sie sie in die Fläche ihrer offen daliegenden Hand.



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Chandram - 23.12.2007, 12:15


    (Zeitlich ist das nun VOR Lunaros ferienbedingtem Auszug aus der Kaserne anzusiedeln)

    Leutnant Steinfeld hinterlässt Hauptmann Bellentry eine kurze Notiz im Büro:

    Hauptmann Bellentry,
    ich habe heute ein kurzes Gespräch mit einem Bewerber, Jaime Crow, geführt. Der junge Mann scheint zwar etwas stürmisch zu sein, könnte aber mit etwas Ausbildung als Rekrut geeignet sein. Ich legte ihm den Vertrag vor, er liess sich allerdings von der 1ojährigen Verpflichtung zurückschrecken. Er wollte sich die Sache nochmals durch den Kopf gehen lassen. Ich empfahl ihm, sich bei Euch zu melden, wenn er sich für den Dienst in der Wache entscheiden sollte. Persönlich würde ich ihn zur Aufnahme in die Wache empfehlen - mit gewissen Vorbehalten.
    Gezeichnet: Leutnant L. Steinfeld.


    ((ooc-Info: es waren ic-Gründe des Chars, dass er die 10jährige Verpflichtung nicht eingehen wollte. Ich hätte ihn aufgenommen))



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Borearis - 23.12.2007, 15:01


    (( es sind 7 Jahre. Vielleicht ändert das seine Meinung. *breit grins über Lunaros* ))



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Borearis - 27.12.2007, 02:09


    Er schloß die Tür, sehr leise nur. Die vom Regen völlig durchweichten Stiefel verursachten ein schmatzendes Geräusch auf dem Dielenboden, jedes Mal, wenn er mit dem Fuß auftrat. Unabhäng davon, wie vorsichtig er es tat.
    Borearis' Haar hing in wirren, nassen Strähnen in das ungewohnt fahle Gesicht, bildete einen lückenhaften Vorhang vor dem einen, nur matt glänzenden Auge.
    Geistesabwesend wischte er sich das Haar aus der Stirn, schlüpfte aus den nassen Stiefeln.
    Seine ungeordneten Gedanken kreisten um Vergangenheit und Gegenwart. Um Gesichter, die zu Menschen gehörten, die längst aus seinem Leben verschwunden waren, und denen er aller Wahrscheinlichkeit nach auch niemals wieder begegnen würde. Menschen, die er geliebt hatte, und solche, die ihm nahe gestanden hatten.
    Sie alle waren unweigerlich ein Teil von ihm geworden und hatten jenen Mann geformt, der soeben die nasse Kleidung gegen einen bequemen Schlafanzug tauschte.
    Das klamme Haar wurde trockengerubbelt, ohne dass er sich selbst dabei im Spiegel betrachtet hätte.

    Borearis wollte den Blick des Mannes nicht erwidern, dessen Gesicht ihm im Spiegel begegnen könnte. Es war nicht der Mann, der er hatte werden wollen. Nicht der Mann, der er hatte sein wollen. Der Mann mit dem kantigen, hageren Gesicht, mit der etwas zu großen Nase und dem einen, blauen Auge war niemand, den er kannte.

    Schweigend kletterte der Hauptmann der Stadtwache (denn das war es ja, zu dem man ihn gemacht hatte) unter den bunten, aus Flicken zusammengesetzten Quilt. Ein Schopf rotblonden Haares lugte bereits darunter hervor, und der Anblick seiner Tochter entlockte ihm ein warmes, ehrliches Lächeln. "Schlaf gut, Kleines."

    Borearis hingegen lag noch lange wach, starrte an die Decke des Schlafzimmers und konnte nicht vergessen.

    Nicht das, was er war,

    "Hauptmann Bellentry ... Dienstnummer 2243 ..."

    nicht das, was er hätte werden können,

    "Es gehört mehr dazu, alter Mann, als mit deiner Tochter ein wenig zu leuchten. Es braucht mehr als das, ein Paladin zu sein."

    und auch nicht das, was er nicht hatte verhindern können.

    "... hätte es wissen müssen, spüren müssen. Irgendwie ... irgendwie... "



    Re: Der-RP-4-All Thread

    Belinda - 11.01.2008, 12:04


    Der Junge war in der Dunkelheit des nächtlichen Waldes verschwunden. Sie schloß endlich die Tür und ging zum Kamin. Die Kodosteaks, die sie vorbereitet hatte lagen erwartungsvoll in der Pfanne, die sie nun auf den Rost stellte. Mit dem üblichen untrüglichen Instinkt - so es denn Instinkt war - wählte sie einmal wieder den richtigen Zeitpunkt, denn nur einige Minuten später öffnete sich die Tür, und der Hauptmann war wieder zu Hause.

    Der Rest des Abends war ein Auf und Ab an Gefühlen. Schmerz, Sorge und Resignation, die sich mit freudiger Überraschung abgewechselt hatten waren schließlich Erleichterung und dem geklärten Blick für neue Perspektiven gewichen.

    Aus dem Augenwinkel beobachtete sie den Schatten vorm Fenster, der vor die Türe schlich. Sie erwartete das Klopfen, doch auch diesmal stellte es sich nicht ein, und ein Umschlag wurde unter der Tür hindurch geschoben. Sie schmunzelte. Ja, sie hatte schon einige Male beobachtet, wie der Junge den Hauptmann, der ihn um gut zwei Köpfe überragte ehrfürchtig und ängstlich anstarrte so sehr er auch versuchte eben das nicht zu tun. Die Augenklappe zog seinen Blick unweigerlich an und hielt ihn in neugierigem Entsetzen gefangen. Als er das Pferd des Hauptmanns gesehen hatte musste er sich dagegen entschieden haben sich mitten in der Nacht dem strengen Blick des Einäugigen auszusetzen, welcher seiner Meinung nach in der Lage war, ihm den Kopf mit nur einer Hand abzureissen.

    Der Hauptmann hatte offenbar weder den Schatten noch den Brief bemerkt, und im Moment sah sie keine Notwendigkeit, daran etwas zu ändern. Der Brief lag gut dort wo er war. Sie hatte ihn bis zum kommenden Morgen liegen lassen wollen, doch nun lag sie im Bett und konnte den Gedanken daran nicht los werden. Ihr Vater war eingeschlafen, sein Atem ging ruhig und gleichmäßig ebenso wie sein Herzschlag. Beides hatte ihr in den letzten Nächten die Ruhe schenken können, die sie so dringend gebraucht hatte, doch die Spannung um die neuerlichen Zeilen war einfach zu groß. Also krabbelte sie irgendwann unter dem Quilt hervor, warf einen liebevollen Blick auf den schlafenden Mann und schlich die knarzende Treppe hinunter.

    Im Schein des Kaminfeuers las sie die Seiten. Die Länge des Briefes überraschte sie, und allein das bescherte ihr ein Lächeln, oder war es eher ein Schmunzeln? Seufzend legte sie die Pergamente an ihren Faltstellen wieder zusammen und steckte sie in ihren Lederranzen. Dieses uralte Ding, das irgendwie ihr ganzes Leben beinhaltete. Ihre Arbeit, ihre Steckenpferde, ihre Vergangenheit, und wer weiss, was davon ein Teil ihrer Zukunft sein würde. In das Haus konnten sie einbrechen, es plündern und niederbrennen. Alles, was wirklich wichtig war befand sich in dieser Tasche.

    Leise schlich sie wieder hinauf, kroch zurück unter die Decke, in die Wärme und Geborgenheit der väterlichen Arme und schlief erschöpft aber lächelnd ein.

    Greife.. wild, aber ganz zahm.. so nah..
    Und so summte sie im Schlaf eine leise Melodie, ein Lied, dessen Text sie nicht kannte, und dennoch war es ihr vertrauter als jedes Gebet.



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