Meine Therapieerfahrung

Stolpermund
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    Re: Meine Therapieerfahrung

    lola - 01.02.2006, 13:26

    Meine Therapieerfahrung
    Hallo,



    Nach langer Zeit möchte ich Euch auch mal meine Therapieerfahrung schreiben.

    Als ich vor 10 Jahren meine Therapie anfing, das war ein Wendepunkt in meinem Leben. Schon einpaar Wochen vorher begann ich mein Leben zu verändern. Da spielten einige andere Dinge noch mit rein, so das ich sagte so kann es nicht weiter gehen.
    Mir wurde ganz deutlich aufeinmal gezeigt wie wertvoll und wichtig das Leben doch ist, zu diesem Zeitpunkt fing dann auch meine Therapie an.
    Ich machte eine Individuale Psyschologische Stottertherapie in Züntersbach.
    Es war sehr viel Psyschologie dabei. Die Therapie beinhaltete:

    -Die persönlichen Hintergründe des Stotterns kennenzulernen.

    -Sich die individuelle gedankliche Bewertung in Situationen des Stottern und des fließenden Sprechens bewusst machen.

    -Die eigenen Fähigkeiten und Stärken zur persönlichen Stabilisierung in Stress Situationen einsetzen lernen

    -Den gezielten Einsatz von Entspannung, Atem und Sprechübungen

    -Die Stabilisierung des Selbstbewusstseins und der Selbstsicherheit

    -Die Analyse des Lebensstils


    Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe mich nicht viel damals über die Therapie informiert. Ich hatte noch die Nase voll von den ganzen Logopädischen Behandlungen die ich von meinem 7. Lebensjahr bis zu meinem 16. Lebensjahr hatte.
    Ich hörte von der Stottertherapie in Züntersbach und dachte ich mache halt noch mal was ohne große Erwartungen an die Therapie. Ich wusste nicht und konnte mir auch nicht vorstellen, das die Therapie so mein Leben zum positiven verändern würde.

    Irgendwie zog ich mir aus der Therapie einwenig meinen eigenen Weg heraus, weil mit vielen Aussagen die es dort gab konnte ich damals nichts anfangen nicht umgehen und auch nicht glauben. So konnte ich damit auch nicht arbeiten.
    z.B: Der Mensch ist ein entscheidungstreffendes Wesen, natürlich treffen wir Entscheidungen, aber es hieß irgendwann hast Du Dich entschieden zu stottern, warum auch immer um schneller an ein Ziel zu kommen oder um irgendwas anderes damit erreichen zu wollen.
    Das ist nur ein Beispiel von vielen Aussagen denen ich damals nicht folgen konnte und auch heute noch nicht.

    Im Laufe der Therapie merkte ich auch, das ich mit Atem und Sprechtechniken nicht viel anfangen konnte. Ich fühlte mich damit irgendwie unter Kontrolle, sich immer unter Kontrolle haben beim Sprechen das war nicht mein Ding auch nicht mein Ziel. Ich wollte frei reden können, ohne irgendwelche Techniken anwenden zu müssen. Ich stellte in der Zeit hohe Ansprüche an mich, das war manchmal hart aber ich habe es geschafft, ich habe durchgehalten. Sonst wäre ich heute noch da wo ich angefangen habe und keinen Schritt weiter.
    Das Stottern wurde nicht mein Mittelpunkt der Therapie.
    Für mich war es sehr wichtig zu sehen, zu erkennen „ Ich bin nicht alleine“. Es gibt noch so viele andere Menschen die auch das gleiche Problem mit dem dem Stottern haben. Das war ganz wichtig für mich zu Erfahren.
    Im Laufe der Therapie lernte ich mich und mein Stottern immer besser kennen . Durch Meditation, Entspannung und malen, ein wenig Reise in die Vergangenheit, erkannte ich viele Sachen, die ich nie sehen konnte aber vielleicht auch nicht sehen wollte.
    Das war nicht immer einfach, es flossen viele Tränen und es tat auch manchmal verdammt weh. Aber ich denke der Schmerz gehört einfach dazu, so das man sich hinterher wieder besser und freier fühlen kann, und so war es auch.
    Mit all den Erfahrungen, Erkenntnissen fühlte ich mich dann mit der Zeit besser, stabiler und auch stärker, so das ich dann einfach Dinge tat, die ich mich sonst nie mit meinem Stottern getraut hätte. Ich machte es einfach, versuchte in der Therapie durch die Angst zu gehen.
    Einfach Dinge zu tun auch wenn ich dabei stotterte, egal ich machte es und es baute mich auf, das ich den Mut hatte es zu tun.
    Und so konnte ich mich und mein Stottern einfach mehr akzeptieren lernen und mich so anzunehmen wie ich bin, mit all meinen Fehler Schwächen aber auch vielen Stärken und vielen vielen Edelsteinen. Und die Zeit brachte es ich traute mir immer mehr Dinge zu, zu tun.
    Es brauchte auch Zeit, bis ich all das in den Alltag mitnehmen konnte, aber ich merkte mit der Zeit wurde es immer einfacher, meine neuen Erfahrungen in die Realität, in den Alltag umzusetzen.
    Das Leben wurde viel einfacher, ich war nicht mehr so gefangen in mir und meinem Stottern. Ich holte all das nach was ich dachte, glaubte verpasst zu haben, wegen des Stotterns. Ich fühlte mich einfach nur freier und musste nicht mehr so eine Last mit mir tragen.
    Im Grunde lernte ich in der Therapie mich und mein Leben ganz anders kennen ich lernte auch irgendwie das Leben mehr zu schätzen.

    Natürlich gibt es auch jetzt manchmal noch Situationen ,( wer hat die nicht,) wo ich denke das blöde stottern, aber es ist geringer geworden und wenn es halt dann mal schlimmer ist mit dem Stottern macht es mich nicht mehr so fertig wie damals. Ich gehe leichter damit um.
    Weil ich doch weiß was ich schon alles erreicht habe trotz stottern und auch noch erreichen werde. Was mir früher doch einfach nur unvorstellbar war.
    Ich denke persönlich für mich war das damals der richtige Weg.
    Für heute erst mal genug, bis demnächst.

    Viele liebe Grüße

    lola



    Re: Meine Therapieerfahrung

    Freak - 01.02.2006, 23:53


    Hi lola,

    danke für diesen Bericht.

    Was mich noch interessiert: Wie hat sich dein Stottern verändert?

    Freak



    Re: Meine Therapieerfahrung

    lola - 06.02.2006, 10:08

    Meine Therapierfahrung
    Hallo Freak,

    ich habe ja früher in ziemlich hohen tönen gestottert, je mehr ich nichts raus brachte um so höher wurden die Töne, das war schon ziemlich anstrengent weil ich immer höher wollte aber mir dann doch die Luft fehlte.
    Ich habe eigentlich garnicht so viel getan, wie gesagt mein Leben veränderte sich zum positiven, es wurde ruhiger und somit auch mein sprechen. Es wurde ruhiger das sprechen und das stottern wurde irgendwie fließender, es ist nicht mehr so ein rausgehaue von den Wörtern und die Töne auch nicht mehr so hoch. Es strengt nicht mehr so an weil ich jetzt denke ich in normalen Tönen stottere. Ach mir fällt nichts besseres ein wie ich das beschreiben soll, aber vielleicht weißt Du wie ich das meine.


    LG
    lola



    Re: Meine Therapieerfahrung

    Freak - 20.02.2006, 12:49


    Hallo, danke für die Erläuterung lola.
    Ich habe ja länger nicht mehr geschrieben....habe im Moment viel zu tun.

    Was mein Stottern angeht mache ich übrigens Fortschritte.
    Ich mache keine riesigen Schritte, aber kleine Tippelschrittchen, was mir auch lieber ist. So kann ich mich langsam an die Fortschritte gewöhnen und fall in Stresssituationen nicht wieder sofort in starkes Stottern zurück.

    Ich werde von Tag zu Tag immer ruhiger (obwohl ich nie wirklich ein Hektiker gewesen bin). Aus dieser Ruhe schöpfe ich Selbstvertrauen, denn ich lasse mich von Tag zu Tag weniger verunsichern.
    Und wer nicht verunsichert ist und die Ruhe selbst ist, der kann locker und ohne Druck sprechen, ganz ruhig und bestimmt.
    Nicht, dass ihr denkt, ich wär 'ne Schlaftablette - es geht einfach darum, dass man sich nicht von Situationen oder Personen verunsichern lässt. Es ist nicht ganz einfach, aber ich arbeite jeden Tag daran.

    Dieses Finden der inneren Ruhe ist momentan der Schwerpunkt meiner "Selbsttherapie" und obwohl ich wie gesagt (für einen Stotterer) schon immer relativ selbstsicher gewesen bin, fördert es in besonderem Maße mein Selbstbewusstsein und meine Selbstsicherheit, da ich mit der Einstellung aus dem Haus gehe, dass mir keiner was kann. Ich stehe über allem - und habe fast immer ein Lächeln auf den Lippen. ;)
    Das klingt jetzt extrem überheblich, aber genau diese Einstellung bringt eine unglaubliche Lockerheit in mein Konversationsverhalten. Allerdings bleibe ich stets realistisch und wenn ich mich doch verunsichern lasse oder vor einer Situation Angst habe, dann verfall ich nicht wie früher gleich in Panik, sondern versuche wieder "runterzukommen" und "über der Situation zu stehen" - d.h. ganz ruhig werden und alles durchdenken und erst dann weiter- oder losreden.
    Das passt auch zu dem Spruch, den ich schon vielen Leuten zugeworfen habe: "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten." ;)

    Und verunsichern lässt man sich nur, wenn man seinem gegenüber geistig oder wissensmäßig (und manchmal auch körperlich) unterlegen ist.

    Ich bin erwiesenermaßen sehr intelligent und diese Intelligenz muss ich auch in Sprechsituationen nutzen. Ich muss weg von impulsiven Reaktionen, wenn jmd. nicht so reagiert, wie ich es mir vorgestellt habe.

    Über den Dingen stehen und sie ruhig analysieren ist meine (neue) Devise.

    Mit dieser Verhaltensweise kann ich - wie gesagt - immer öfter ganz zwanglos in Gespräche auch mit Fremden gehen.

    Ich bin der Herr über das Geschehen - ich bin der Herr über mein Sprechen.

    Ich weiß, das klingt irgendwie echt eingebildet, aber es ist "nur" eine geistige Einstellung. Durch den Aufbau von Selbstsicherheit kann man eine gewisse "Macht" über seine Gesprächspartner erlangen und diese "Macht" - geschöpft aus Ruhe, Wissen, Bestimmtheit und Überlegtheit und vllt. auch aus Überlegenheit - lässt mich viel flüssiger sprechen, vllt. auch einfach nur, weil ich mich dann wohl fühle.
    Außerdem habe ich, wenn ich meinen Gesprächspartner "unter Kontrolle" habe, genug Zeit für Pre-Block-Corrections oder ähnlichen Kram, weil ICH das Gesprächstempo bestimme.
    Natürlich unterhalte ich mich auch gerne mit Menschen, die mir geistig oder wissenstechnisch (weit) überlegen sind - ich lerne immer gern dazu - aber ich will probieren eine gewisse Kontrolle über das Gespräch nie zu verlieren.

    Desweiteren arbeite ich mit zwei Büchern zur Selbsttherapie (unregelmäßig :( ) an meinem Lautbildungsverhalten. Ich versuche also rauszufinden, was ich falsch mache, beim Versuch bestimmte Laute oder Lautübergänge zu bilden und wie ich es im Gespräch (!) besser machen kann.

    Demnächst möchte ich mit meditieren anfangen, um noch mehr Ruhe und Überlegtheit in meinen "Geist" zu bringen.

    So,
    ich hoffe, mein Text klingt nicht irgendwie eingebildet oder überheblich, das bin ich vllt. ein bischen, aber ich binde es eigentlich niemandem unter die Nase. ;)

    Wenn ihr Fragen habt, stellt sie, wenn ihr Kommentare loswerden wollt, lasst sie los, ich würde mich drüber freuen.
    Wenn ich mal ein paar Tage nicht antworte, dann nur weil ich im Prüfungsstress bin und gerade eine neue Freundin habe, die mich ja auch mal sehen will. ;)
    Die ist übrigens besonders fasziniert von meiner, ich zitiere, "unglaublichen Ruhe und Gelassenheit". :)

    Also hat mir mein "Training" schon wieder was gebracht. :D

    Freak



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