Tagesgedicht ...

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    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 23.10.2007, 09:55

    Tagesgedicht ...
    Ampeln

    Wir hatten einst - die Zeit ist tot -
    als Landesfarben Schwarz-Weiß-Rot.
    Dann hat man sie nicht mehr gewollt,
    und wir bekamen Schwarz-Rot-Gold.

    Doch diese übersieht man fast
    in unsrer Zeit voll Kampf und Hast.
    Die Farben, die sich heute ziehn
    durch unser Sein, sind Rot-Gelb-Grün.

    Wenn wir uns ans Steuer setzen,
    um zum Arbeitsplatz zu hetzen,
    können wir nur höchstens schleichen,
    denn uns hindern viele Zeichen.

    Ganz besonders sind's die Ampeln,
    die auch Radfahrer beim Strampeln
    und selbst Fußgänger, die Gemsen -
    gleich hinüberwollen, bremsen.

    Vom Direktor bis zum Penner
    sind wir nichts als Ampelmänner!
    Dort, wo eine Kreuzung droht,
    hat man selten Grün, meist Rot.

    Und so schön das Rot auch schien,
    man ist diesem Rot nicht grün.
    Doch wenn Grün kommt, und man kann,
    hat der liebe Vordermann -
    solche Fälle sind verbürgt -
    seinen Motor abgewürgt.

    Bracht in Gang er endlich ihn,
    und man kann, ist nicht mehr Grün.
    Schuld ist vorne der "Idiot"! -
    Bis man Grün hat, sieht man rot!

    Heinz Ehrhard



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 24.10.2007, 08:36


    Ritter Fips und sein anderes Ende

    Es stand auf seines Schlosses Brüstung
    der Ritter Fips in voller Rüstung.

    Da hörte er von unten Krach
    und sprach zu sich: ,,Ich schau mal nach!"
    und lehnte sich in voller Rüstung
    weit über die erwähnte Brüstung.

    Hierbei verlor er alsobald
    zuerst den Helm und dann den Halt,
    wonach - verfolgend stur sein Ziel -
    er pausenlos bis unten fiel.
    Und hier verlor er durch sein Streben
    als letztes nun auch noch das Leben,
    an dem er ganz besonders hing ---!

    Der Blechschaden war nur gering...

    Schlußfolgerung:

    Falls fallend Du vom Dach verschwandest,
    so brems, bevor Du unten landest.

    Heinz Erhardt



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 25.10.2007, 09:04


    Der Fels

    Wenn Dir ein Fels vom Herzen fällt,
    so fällt er auf den Fuß Dir prompt!
    So ist es nun mal auf der Welt:
    ein Kummer geht, ein Kummer kommt

    Heinz Erhardt



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 26.10.2007, 08:39


    Die polyglotte Katze

    Die Katze sitzt vorm Mauseloch,
    in das die Maus vor kurzem kroch,
    und denkt: "Da wart nicht lang ich,
    die Maus, die fang ich!"

    Die Maus jedoch spricht in dem Bau:
    "Ich bin zwar klein, doch bin ich schlau!
    Ich rühr mich nicht von hinnen,
    ich bleibe drinnen!"

    Da plötzlich hört sie - statt "miau -
    ein laut vernehmliches "wau-wau"
    und lacht: "Die arme Katze,
    der Hund, der hatse!
    Jetzt muß sie aber schleunigst flitzen,
    anstatt vor meinem Loch zu sitzen!"

    Doch leider - nun, man ahnt's bereits -
    war das ein Irrtum ihrerseits,
    denn als die Maus vors Loch hintritt -
    es war nur ein ganz kleiner Schritt -
    wird sie durch Katzenpfotenkraft
    hinweggerafft!

    Danach wäscht sich die Katze die Pfote
    und spricht mit der ihr eignen Note:
    "Wie nützlich ist es dann und wann,
    wenn man 'ne fremde Sprache kann... "

    Heinz Erhardt



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 27.10.2007, 09:33


    Dunkel wars...

    ...der Mond schien helle,
    schneebedeckt die grüne Flur,
    als ein Auto blitzesschnelle
    langsam um die Ecke fuhr.

    Drinnen saßen stehend Leute
    schweigend ins Gespräch vertieft
    als ein totgeschossner Hase
    auf der Sandbank Schlittschuh lief.

    Und der Wagen fuhr im Trabe
    rückwärts einen Berg hinauf.
    Droben zog ein alter Rabe
    grade eine Turmuhr auf.

    Ringsumher herrscht tiefes Schweigen
    und mit fürchterlichem Krach
    spielen in des Grases Zweigen
    zwei Kamele lautlos Schach.

    Und auf einer roten Bank,
    die blau angestrichen war
    saß ein blondgelockter Jüngling
    mit kohlrabenschwarzem Haar.

    Neben ihm ne alte Schachtel,
    zählte kaum erst sechzehn Jahr,
    und sie aß ein Butterbrot,
    das mit Schmalz bestrichen war.

    Oben auf dem Apfelbaume,
    der sehr süße Birnen trug,
    hing des Frühlings letzte Pflaume
    und an Nüssen noch genug.

    Von der regennassen Straße
    wirbelte der Staub empor.
    Und ein Junge bei der Hitze
    mächtig an den Ohren fror.

    Beide Hände in den Taschen
    hielt er sich die Augen zu.
    Denn er konnte nicht ertragen,
    wie nach Veilchen roch die Kuh.

    Und zwei Fische liefen munter
    durch das blaue Kornfeld hin.
    Endlich ging die Sonne unter
    und der graue Tag erschien

    Autor unbekannt



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 28.10.2007, 11:04


    In Eile:

    Kaum warst du Kind, schon bist du alt.
    Du stirbst - und man vergißt dich bald.
    Da hilft kein Beten und kein Lästern:
    was heute ist, ist morgen gestern.

    Heinz Erhardt



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 29.10.2007, 11:18


    Der Erlkönig

    Im Walde steht ein großes Schloß
    und Kunibert, so hieß der Boss.
    Er hatte Mägde, Knechte
    und eine Frau - das war das Schlechte.
    Ihr Mund war breit, ihr Hals war lang
    und es klang scheußlich, wenn sie sang.

    Da zielte er mit Korn und Kimme
    und Wut auf sie - das war das Schlimme.
    Es machte bumm. (Natürlich lauter)
    Dann fiel sie um, zum Himmel schaut er
    und spricht, das Auge voll Gewässer:
    "Vielleicht singt sie da oben ja besser!"

    Heinz Erhardt



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 30.10.2007, 09:31


    Ritter Fips und die Schule

    Der Knabe Fips (sehr traurig das!),
    der hatte gegen's Lernen was!
    Zum Beispiel Schreiben oder Lesen -
    dies beides lag nicht seinem Wesen.
    Und auch dem Rechnen mit den Brüchen
    war er beharrlich ausgewichen.

    Doch was er schätzte, selbst in Serien,
    das waren jedesmal die Ferien,
    die er von sich aus noch ergänzte,
    indem er gern die Schule schwänzte.

    Schlußfolgerung:

    Man sieht aus diesem allen klar,
    daß Fips normal veranlagt war.


    Heinz Erhardt



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 31.10.2007, 09:56


    Die Maus

    Der Maus ihr Gatte wurd geschnappt
    von einer Mausefalle,
    nun war - verdammt und zugeklappt! -
    er mausetot für alle.
    Die Trauerreden fürn Gemahl,
    sie gipfelten im Satze:
    "Viel schneller gings auf jeden Fall
    mit Falle - als mit Katze!"

    Heinz Erhardt



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 01.11.2007, 09:29


    Harte Schicksale

    Wer sich mal in die Nesseln setzt,
    ist erst erschrocken, dann verletzt,
    erhebt sich mühevoll und schreit
    nach bessrer Sitzgelegenheit.

    Den Nesseln, auch wenn sie schön blühn,
    sind weiche Stühle vorzuziehn.
    Auf Weichem sitzt man stets apart...
    Nicht weich zu sitzen, das ist hart!

    Heinz Erhardt



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 02.11.2007, 09:25


    Ritter Fips und seine Läuterung

    Herr Fips gehörte, wie Sie ahnen,
    zum edlen Stamme der Germanen,
    die immer riefen: "Niemals - nie!
    Wir sind die diejenigen, die...!"
    Macht, Ruhm und Geld sahn sie im Traum noch
    und arbeiteten sie, dann kaum noch -
    im Gegenteil: aus alten Quellen
    weiß man, sie lagen meist auf Fellen
    und tranken Bier, das schäumend gelbe...
    Herr Fips tat ganz genau dasselbe!
    Doch eines Tags - das war ein Ding! -
    geschah es, daß er in sich ging
    und sprach: "Wie ist das Leben stur!
    Ab heute trink ich Dunkles nur!"

    Schlußfolgerung:
    Den andern zur Erheiterung
    dient stets die eigne Läuterung.


    Heinz Erhardt



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 05.11.2007, 10:14


    Der »Klassiker« Deutschland-Holland
    am 18. November 1998

    00:00
    Deutschland in Weiß
    Holland in Rot
    Rasen in Grün
    Weißwein imBlick.

    10:00
    Holland besticht
    Möller versiebt
    Bierhoff verzieht
    Weißwein verlockt.

    20:00
    Reiziger trifft
    Stand null zu eins
    Holland erfreut
    Weißwein entkorkt.

    30:00
    Basler vergeigt
    Möller verspielt
    Bierhoff verfehlt
    Weißwein verschönt.

    40:00
    Holland entzückt
    Deutschland enttäuscht
    Chance vertan
    Weißwein tut not.

    50:00
    Rehmer kommt rein
    Marschall staubt ab
    Stand eins zu eins
    Weißwein auf ex.

    60:00
    Spielzeit verrinnt
    Deutschland versagt
    Unmut nimmt zu
    Weißwein nimmt ab.

    70:00
    Möller sieht Gelb
    Basler geht raus
    Zickler kommt rein
    Weißwein muß sein.

    80:00
    Seedorf versucht
    Marschall verflucht
    Spielfluß verflacht
    Weißwein versiegt.

    90:00
    Möller baut ab
    Schiri pfeift ab
    Ribbeck wägt ab
    Trinker winkt ab:
    Weißspiel!

    Wolfgang Gernhardt



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 06.11.2007, 12:43


    Bestimmung

    Ein Fuchs von flüchtiger Moral
    Und unbedenklich, wenn er stahl,
    Schlich sich bei Nacht zum Hühnerstalle
    Von einem namens Jochen Dralle,
    Der, weil die Mühe ihn verdroß,
    Die Tür mal wieder nicht verschloß.

    Er hat sich, wie er immer pflegt,
    So wie er war zu Bett gelegt.
    Er schlief und schnarchte auch bereits.

    Frau Dralle, welche ihrerseits
    Noch wachte, denn sie hat die Grippe,
    Stieß Jochen an die kurze Rippe.
    Du, rief sie flüsternd, hör doch bloß,
    Im Hühnerstall da ist was los;
    Das ist der Fuchs, der alte Racker.

    Und schon ergriff sie kühn und wacker,
    Obgleich sie nur im Nachtgewand,
    Den Besen, der am Ofen stand;
    Indes der Jochen leise flucht
    Und erst mal Licht zu machen sucht.
    Sie ging voran, er hinterdrein.
    Es pfeift der Wind, die Hühner schrein.

    Nur zu, mahnt Jochen, sei nur dreist
    Und sag Bescheid, wenn er dich beißt.

    Umsonst sucht sich der Dieb zu drücken
    Vor Madam Dralles Geierblicken.
    Sie schlägt ihm unaussprechlich schnelle
    Zwei-dreimal an derselben Stelle
    Mit ihres Besens hartem Stiel
    Aufs Nasenbein. Das war zuviel. -

    Ein jeder kriegt, ein jeder nimmt
    In dieser Welt, was ihm bestimmt.

    Der Fuchs, nachdem der Balg herab,
    Bekommt ein Armesündergrab.
    Frau Dralle, weil sie leichtgesinnt
    Sich ausgesetzt dem Winterwind
    Zum Trotz der Selbsterhaltungspflicht,
    Kriegt zu der Grippe noch die Gicht.

    Doch Jochen kriegte hocherfreut
    Infolge der Gelegenheit
    Von Pelzwerk eine warme Kappe
    Mit Vorder- und mit Hinterklappe.
    Stets hieß es dann, wenn er sie trug:
    Der ist es, der den Fuchs erschlug.

    Wilhelm Busch



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 07.11.2007, 10:50


    Der Sack und die Mäuse


    Ein dicker Sack voll Weizen stand
    Auf einem Speicher an der Wand. -
    Da kam das schlaue Volk der Mäuse
    Und pfiff ihn an in dieser Weise:
    "Oh, du da in der Ecke,
    Großmächtigster der Säcke!
    Du bist ja der Gescheitste,
    Der dickste und der Breitste!
    Respekt und Referenz
    Vor eurer Exzellenz!"
    Mit innigem Behagen hört
    Der Sack, daß man ihn so verehrt.
    Ein Mäuslein hat ihm unterdessen
    Ganz unbemerkt ein Loch gefressen.
    Es rinnt das Korn in leisem Lauf.
    Die Mäuse knuspern's emsig auf.
    Schon wird er faltig, krumm und matt.
    Die Mäuse werden fett und glatt.
    Zuletzt, man kennt ihn kaum noch mehr,
    Ist er kaputt und hohl und leer.
    Erst ziehn sie ihn von seinem Thron;
    Ein jedes Mäuslein spricht ihm hohn;
    Und jedes, wie es geht, so spricht's:
    "Empfehle mich, Herr Habenichts!"

    Wilhelm Busch



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 08.11.2007, 14:16


    Sind so kleine Schnäpse hier,
    schauen still und stumm,
    dürft ihr nicht von trinken,
    hauen euch sonnst um.
    Sind so große Biere,
    golden, kühl und frisch,
    halt sie euch vom Leibe,
    liegt sonnst unterm Tisch.
    Sind so volle Gläser,
    seid ihr noch bei Trost,
    kippt das Zeug hinunter,
    und darum Prost!

    Verfasser unbekannt



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 09.11.2007, 10:54


    Mietzekatze

    Die Katze erbricht die Reste der Maus
    ich seh es und schimpfe und motze

    ich öffne die Fenster, im ganzen Haus
    riechts jetzt nach Mietzekotze

    Johann König



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 12.11.2007, 19:52


    Querkopf

    Ein eigner Kerl war Krischan Bolte,
    Er tat nicht gerne was er sollte.
    Als Kind schon ist er so gewesen.
    Religion, Rechtschreiben und Lesen
    Fielen für ihn nicht ins Gewicht:
    Er sollte zur Schule und wollte nicht.
    Später kam er zu Meister Pfriem.
    Der zeigte ihm redlich und sagte ihm,
    Jedoch umsonst, was seine Pflicht:
    Er sollte schustern und wollte nicht.
    Er wollte sich nun mal nicht quälen,
    Deshalb verfiel er auf das Stehlen.
    Man fasst ihn, stellt ihn vor Gericht:
    Er sollte bekennen und wollte nicht.
    Trotzdem verdammt man ihn zum Tode.
    Er aber blieb nach seiner Mode
    Ein widerspenstiger Bösewicht:
    Er sollte hängen und wollte nicht.


    Wilhelm Busch



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 13.11.2007, 11:57


    Die Maden

    Ein wimmelnder Konvent von Käsemaden
    Ergoss bei seinem Abendschmaus
    Sich in bitterste Jeremiaden:
    Man muss gestehn, so rief er aus,
    Dass niemand in der Kunst zu schaden
    Dem Menschen gleicht. Es ist ihm nicht genug,
    Dass er sich von dem Käse nähret,
    Der uns beherbergt; oft wird ohne Fug
    Auch unsre ganze Brut mit aufgezehret,
    Die Kannibalen! Ei ihr dürftet sie,
    Sprach hier das Oberhaupt der Kolonie,
    Im Grunde darum nicht beneiden;
    Denn wisst, wenn sie zu Grabe gehen,
    So werden wir in ihren Eingeweiden
    Nach wenig Tagen auferstehn,
    Und unsere Rache nicht vergessen,
    Wer andre frisst, wird endlich auch gefressen


    Gottlieb Konrad Pfeffel



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 15.11.2007, 14:50


    Der Werwolf

    Ein Werwolf eines Nachts entwich
    von Weib und Kind und sich begab
    an eines Dorfschullehrers Grab
    und bat ihn: Bitte, beuge mich!

    Der Dorfschulmeister stieg hinauf
    auf seines Blechschilds Messingknauf
    und sprach zum Wolf, der seine Pfoten
    geduldig kreuzte vor dem Toten:

    "Der Werwolf" - sprach der gute Mann,
    "des Weswolfs, Genitiv sodann,
    dem Wemwolf, Dativ, wie man's nennt,
    den Wenwolf, - damit hat's ein End."

    Dem Werwolf schmeichelten die Fälle,
    er rollte seine Augenbälle.
    Indessen, bat er, füge doch
    zur Einzahl auch die Mehrzahl noch!

    Der Dorfschulmeister aber musste
    gestehn, daß er von ihr nichts wusste.
    Zwar Wölfe gäb's in großer Schar,
    doch "Wer" gäb's nur im Singular.

    Der Wolf erhob sich tränenblind -
    er hatte ja doch Weib und Kind!!
    Doch da er kein Gelehrter eben,
    so schied er dankend und ergeben.

    Christian Morgenstern



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 19.11.2007, 13:11


    Ohne Faulheit kein Fortschritt!

    Weil der Mensch zu faul war,
    zu rudern,
    erfand er das Dampfschiff;
    weil er zu faul war,
    zu Fuß zu gehen,
    erfand er das Auto;
    weil er zu faul war,
    abends die Augen zuzumachen,
    erfand er das Fernsehen.


    Manfred Hausmann



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 20.11.2007, 11:13


    Drei Balladen

    1. Teil

    Es war einmal ein altes Schloß
    und Kunibert, so hieß der Boß.
    Er hatte Mägde, hatte Knechte
    und eine Frau - das war das Schlechte !

    Ihr Mund war breit, ihr Hals war lang,
    und es klang schrecklich, wenn sie sang.
    Drum zielte er mit Korn und Kimme
    und Wut auf sie - das war das Schlimme !

    Es machte bumm ! - (natürlich lauter) -
    dann fiel sie um ! - zum Himmel schaut er
    und spricht, das Auge voll Gewässer:
    "Vielleicht singt sie da oben besser ?!"

    Heinz Erhardt



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 21.11.2007, 10:35


    Drei Balladen

    2. Teil

    Es ritt der edle Ritter Kunkel
    durch einen Wald, der still und dunkel -
    als plötzlich, jäh und ungestüm,
    ein grauslichgraues Ungetüm,
    ein richtig schlimmes Drachenvieh,
    das Feuer, Gift und Galle spie,
    sich fliegend näherte dem Reiter
    und schrie: "Bis hierher und nicht weiter !!!"

    Der Ritter Kunkel zog am Zügel,
    dann seinen Degen ! Stieg vom Bügel,
    und mutig, ohne banges Zagen,
    ging er dem Drachen an den Kragen !
    Gar bald gelang's ihm, hintern Ohren
    das Scheusal schmerzhaft anzubohren,
    worauf es "au" schrie nach dem Stich
    und flugs nach oben hin entwich ! -

    Der Ritter reinigte den Degen
    und ritt, nun auf befreiten Wegen,
    dorthin, wohin er vorhin wollte !
    (Wozu es fast nicht kommen sollte !)

    Das Volk begrüßte ihn mit Tüchern,
    und bald schrieb man von ihm in Büchern !
    (Weil er der erste war, wie's hieß,
    der einen Drachen steigen ließ !)

    Heinz Erhardt



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 22.11.2007, 15:27


    Drei Balladen

    3. Teil

    Es war einmal ein stolzer Ritter,
    der wurde beim Turnier nur Dritter.
    Das ging dem Armen derart nah,
    daß man ihn lebend nicht mehr sah.

    Er starb am siebenzehnten Maien -
    an einem warmen Tag - im Freien.
    Er wollte niemand bei sich haben,
    so mußte er sich selbst begraben. -

    Ja, Dritter ist für einen Ritter bitter !

    Heinz Erhardt



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 23.11.2007, 17:34


    Wankelmut


    Was bin ich alter Bösewicht
    So wankelig von Sinne.
    Ein leeres Glas gefällt mir nicht,
    Ich will, das was darinne.

    Das ist mir so ein dürr Geklirr;
    He, Kellnerin, erscheine!
    Laß dieses öde Trinkgeschirr
    Befeuchtet sein von Weine!

    Nun will mir aber dieses auch
    Nur kurze Zeit gefallen;
    Hinunter muß es durch den Schlauch
    Zur dunklen Tiefe wallen. -

    So schwank ich ohne Unterlaß
    Hinwieder zwischen beiden.
    Ein volles Glas, ein leeres Glas
    Mag ich nicht lange leiden.

    Ich bin gerade so als wie
    Der Erzbischof von Köllen,
    Er leert sein Gläslein wuppheidi
    Und läßt es wieder völlen

    Wilhelm Busch



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 26.11.2007, 13:03


    montags

    es geschah an einem montag morgen,
    ich machte mir mal wieder sorgen,
    wie kann ich den tag bloß überstehen,
    lass den montag schnell an mir vorübergehen.
    doch von draußen kam kein licht,
    nein, es schneite, und ich verstrich,
    so meine zeit, in meinem büro,
    mein gott, wäre ich jetzt froh,
    diesen montag an mir vorüberstreifen zu sehen,
    denn montags ist nicht alles schön.
    der wochenanfang, das ist schlecht,
    man macht es auch nicht jedem recht,
    versucht es halt, so gut es geht, und schon
    ist es nicht mehr zu spät.
    menschen sagen, was man will.
    das ist einfacher, als manch drill,
    und so solls sein, und das ist gut,
    der montag macht mir wieder mut.
    weitermachen wie bisher,
    schon ist es alles nicht mehr so schwer!

    Heinz Erhardt



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 29.11.2007, 11:01


    Unvermutete Antwort

    Malthin, den Jüngling, fragt Macrin,
    Den Rechtsgelehrsamkeit, Amt, Milz und Alter steift:
    Wie nennst du einen Kerl, sprich, sprich, wie nennst du ihn,
    Den man im Ehebruch ergreift?
    Ich nenn' ihn langsam, spricht Malthin

    Friedrich von Hagedorn



    Re: Tagesgedicht ...

    Wombat73 - 04.12.2007, 12:34


    Der Schmetterling

    Es war einmal ein buntes Ding
    ein so genannter Schmetterling.
    Der flog wie alle Falter
    recht sorglos für sein Alter.

    Er nippte hier - er nippte dort
    und war er satt, so flog er fort.

    Flog zu den Hyazinthen
    und schaute nicht nach hinten.

    So kam´s, daß dieser Schmetterling
    verwundert war, als man ihn fing.

    Heinz Erhardt



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