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Gaskell, Elizabeth - Erzählungen




Gaskell, Elizabeth - Erzählungen

Beitragvon Katia » 04.01.2008, 23:36

Elizabeth Gaskell (1810-1865) begann erst mit gut 35 Jahren zu schreiben, um den Tod ihres einzigen Sohnes zu verarbeiten. Zu ihrer Zeit war sie eine bekannte und geschätzte Schriftstellerin. Heute ist sie (zumindest in Deutschland) kaum bekannt, außer für ihre Biographie Charlotte Brontes, mit der sie befreundet war. Entsprechend schwer sind ihre anderen Werke áuf deutsch zu bekommen - es gibt etliche Manesse Bände, die aber allesamt vergriffen sind. Den Band mit Erzählung hab' ich für 4 € bei Jokers erstanden, inzwischen ist er auch dort nicht mehr erhältlich.

Zwei kurze und drei längere, novellenartige Erzählungen versammelt dieser Band:
"Die Schafscherer von Cumberland" ist eine kurze, malerische und schön beobachteten Erzählung über den Ausflug einer Familie aus der Stadt zu einer Schafschur.
"Des Totengräbers Held", ebenso kurz, die Geschichte einer selbstlosen Rettung, romantisch-viktorianisch, eines der frühesten Werk der Gaskell.
"Mr. Harrisons Bekenntnisse" eine hübsche Satire auf das Kleinstadtleben - ein junger Arzt muss sich in einer von tratschenden Frauen geprägten Umgebung seinen Platz schaffen - erinnert sehr an ihren Roman "Cranford".
"Lois die Hexe" erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens, die in Salem 1692 als Hexe angeklagt wird.
"Cousine Phillis" erzählt von einer ersten, enttäuschten Lieben (habe ich diesmal nicht gelesen, da ich es schon vor Jahren auf englisch gelesen habe - nicht dass ich mich daran arg erinnern könnte).

Gaskells Prosa ist ansprechend, zutiefst religiös geprägt, ethisch und vielleicht schon altmodischer geworden als die ihre Zeitgenossen Dickens, Bronte, Thackeray. Trotzdem: sie zeichnet genau und mit oft satirischem Strich ein Bild der viktorianischen Gesellschaft und gibt mir eine gute Vorstellung über die damalige Denkensart. Dass sie mich nebenbei auch gut und spannend unterhält (wenn auch vorhersehbar), ist sicher kein Fehler.
Wird sie heute zu unrecht wenig gelesen? Verglichen mit den Schwestern Bronte ist ihr Werk eher brav, es gibt nicht die großen Gefühle, es ist eine eher Austensche kleine Welt, viktorianisch und religiöser. Mir macht es trotzdem Spaß sie zu lesen und ich werde weiter versuchen Werke von ihr auf deutsch oder englisch zu lesen.

:stern: :stern: :stern: :stern:

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von Anzeige » 04.01.2008, 23:36

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Beitragvon marilu » 06.01.2008, 15:08

Danke für die Rezi! Jetzt freue ich mich noch mehr auf "North and South", dass bei mir seit Oktober letzten Jahres subbt.
Scharfsinnig bin ich von Montag bis Freitag. Übers Wochenende leiste ich mir den Luxus der Dummheit.
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