Die Faynare-Chroniken

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    Re: Die Faynare-Chroniken

    Fellknäuel - 22.11.2007, 23:28

    Die Faynare-Chroniken
    In einem plötzlichen Anfall von Schreibwut habe ich mal eben die Vorgeschichte meiner selbst erdachten Fantasy-Welt (welche ich in einem anderen Thread schon erwähnt habe) zu Papier bzw. zu Bildschirm gebracht.

    Einen Teil davon poste ich hier gleich mal - den Rest gibt´s, sobald er fertig ist.

    _____________________________________________________________


    Mit bemerkenswertem Geschick kletterte der Elf die nahezu vollkommen glatte Wand hoch und spähte, oben angekommen, vorsichtig über die Mauerkrone. Auf der anderen Seite schien sich niemand aufzuhalten, was ihn veranlasste, sich ganz hinauf zu ziehen und die Gasse einer genaueren Untersuchung zu unterziehen. Es war finstere Nacht, und die Gasse lag größtenteils im Schatten, doch das stellte für seine geübten Augen kein großes Hindernis dar. Nachdem er einige Sekunden aufmerksam gelauscht und beobachtet hatte, beschloß er, daß hier keine Gefahr bestand, und sprang hinunter. Sicher und beinahe lautlos kam er unten auf dem Boden auf. Schnell wechselte er auf die andere Straßenseite und schlich sich an der Hauswand entlang zur nächsten Ecke. Vorsichtig spähte er auf den Platz hinaus, der dort angrenzte.
    Auf der Mitte des vom Schein der knisternden Flammen erleuchteten Platzes – in den Seitenstraßen schienen Feuer ausgebrochen zu sein – standen drei Gestalten, die in schwarze Kapuzenmäntel gehüllt waren. Auf dem Umhang einer der Gestalten, welche ihm den Rücken zugedreht hatte, konnte er das Symbol der dunklen Göttin erkennen. Er mußte davon ausgehen, daß diese Leute seine Feinde waren. Er versuchte, sich näher heran zu schleichen, um zu hören, was sie sagten.
    “…alles abgesucht, jedoch niemanden gefunden. Das Zentrum ist fest in unserer Hand!“
    “Ausgezeichnet. Aber das wird nicht lange so bleiben. Der Feind rückt rasch vor, uns bleibt nicht mehr viel Zeit!“
    “Wir brauchen auch nicht mehr viel Zeit. Dem Hohepriester ist es gelungen, den Tempel einzunehmen. Sobald er sein Ziel erreicht hat…“
    Eine der drei Gestalten, die ihren Gesten und dem Klang ihrer Stimmen nach Nezz´Therym waren, machte eine rasche, warnende Handbewegung, und sah in seine Richtung. Leise fluchend zog er sich zurück, doch es war zu spät, sie wußten, daß sich jemand in den Schatten verborgen hielt.
    “Wer ist da?“ rief einer der drei in herrischem Tonfall. Sie zogen ihre Waffen und kamen langsam, doch stetig, auf ihn zu. Nun konnte er sich auch gleich zeigen. Er trat aus seiner Deckung hervor und trat mitten in den Eingang zu der Gasse, aus der er gekommen war.
    “Was geht hier vor?“ fragte er barsch. “Was soll dieser Aufruhr, den ihr hier verursacht?“
    “Das wirst du noch früh genug erfahren!“ antwortete einer. “Ergreift ihn!“
    Die drei Elfen schwärmten aus und näherten sich ihm rasch mit gezogenen Klingen. Er zog seine eigenen Waffen, zwei scharfe Dolche aus den besten Waffenschmieden in Therym´Naraz, und versuchte, selbstsicher auszusehen und sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Zwar war er ein wahrer Meister im Umgang mit den Dolchen, doch drei Gegner gleichzeitig, und dazu noch Angehörige des Elfenvolkes, konnten selbst ihm gefährlich werden.
    Einer der drei sprang vor und wich im letzten Moment zurück, doch sein Gegner hatte die Täuschung rechtzeitig durchschaut und parierte den plötzlichen Vorstoß des anderen schwarzgewandeten. Dennoch wirkten die drei siegessicher, was wohl auch durchaus seine Berechtigung hatte.
    Plötzlich und völlig unerwartet zuckte ein heller, vielfach verästelter Blitzschlag heran und traf einen der Angreifer in den Rücken, woraufhin er mit einem leisen Stöhnen zusammen brach. Kleine bläuliche Blitze umspielten seinen Körper. Seine Kameraden fuhren herum und wandten sich dem neu aufgetauchten Gegner zu – oder besser gesagt, der Gegnerin.
    Eine Frau in einer weiten roten Robe stand hoch aufgerichtet auf dem Platz und vollführte mit ihrer rechten eine komplizierte Geste, wozu sie leise, aus dieser Entfernung kaum verständliche Worte murmelte. Die beiden Elfen wollten schnell vor stürmen, doch es war zu spät: ein weiterer Blitzschlag löste sich von den Fingern der Magierin und fällte auch den zweiten Gegner. Der dritte sah sich plötzlich einer Übermacht gegenüber und schien zu überlegen, ob er fliehen sollte. Doch er sah ein, daß es sinnlos war, hob sein Schwert und stürzte mit einem wütenden Knurren auf die Frau zu. Er bemerkte den heran rasenden Pfeil erst, als er sich in das weiche Fleisch zwischen seinen Schulterblättern bohrte. Ächzend sank er zu Boden.
    Der Elf ließ seinen Bogen sinken und schritt auf die Frau zu. Grüßend hob er die Hand.
    “Wahrlich ein glücklicher Zufall, der dich gerade jetzt zu mir geführt hat, Niadra!“ sagte er lächelnd.
    “Eigentlich war es gar kein Zufall,“ gab Niadra achselzuckend zurück, ihr langes rotes Haar zurück streichend. “Tembarr hat deine Präsenz gespürt, also habe ich beschlossen, dir entgegen zu kommen.“ Sie deutete auf den leblos da liegenden Körper des Elfen, dessen Leben durch den Pfeil beendet worden war. “Wie es aus sieht, hatte ich damit nicht unrecht.“
    “Da hast du allerdings recht,“ bestätigte er mit einem Nicken. “Ich bin nicht sicher, ob ich diese drei bezwungen hätte. Du erwähntest Tembarr – ist er auch hier?“
    “Nicht weit von hier,“ antwortete Niadra, mit der rechten über ihre Schulter deutend. “Du hast lange gebraucht, um hierher zu kommen, Nethran. Wir wurden schon etwas ungeduldig.“
    “Selbst ein Held benötigt mal etwas Schlaf,“ erwiderte Nethran säuerlich. “Doch bei diesem Chaos, das in der Stadt herrscht, war er mir nicht vergönnt. Was ist hier eigentlich los, Niadra?“
    “Die Anhänger der Shynara haben die Stadt eingenommen,“ antwortete sie grimmig. “Sie scheinen irgend etwas zu planen. Ich weiß nicht, was, aber es kann nichts gutes sein.“
    Nethran nickte. “Ich konnte diese hier ein wenig belauschen. Wie es scheint, wollen Sie den Tempel einnehmen. Irgend etwas dort drin scheint für sie interessant zu sein – so interessant, daß sie nicht einmal Vergeltungsmaßnahmen fürchten.“
    “Dann sollten wir uns beeilen und ihnen folgen, ehe sie es gefunden haben.“ Sie hechtete los, wandte sich aber nach wenigen Schritten noch einmal zu ihm um.
    “Eines sollte ich dir noch sagen, Nethran. Ihr Anführer… es ist Ilvydras. Er steckt hinter all dem!“
    Er zuckte zusammen. Auch wenn er irgendwie damit gerechnet hatte, daß Ilvydras in die Sache verwickelt war, traf ihn die Erkenntnis doch hart – immerhin war Nethran gut mit ihm befreundet. Er sagte jedoch kein Wort mehr, sondern folgte seiner Gefährtin.



    Re: Die Faynare-Chroniken

    Fellknäuel - 22.11.2007, 23:29


    “Na endlich, da seid ihr ja!“ polterte Tembarr los, als er ihrer gewahr wurde. Der rotbärtige Zwerg trug wie immer seine schlichte weiße Robe, auf deren Vorderseite das heilige Symbol seines Gottes Granum prangte. “Was hat euch denn so lange…“
    “Still, sonst hören sie uns noch!“ zischte Kolkoz neben ihm. Der Ork kauerte unweit der Kante des Daches, auf dem er und Tembarr Position bezogen hatten, auf dem Boden und starrte aufmerksam auf die Straße hinab.
    “Die hören uns schon nicht!“ murmelte der Zwerg mürrisch, allerdings gab er sich wesentlich mehr Mühe, leise zu sein, als bei Nethrans und Niadras Begrüßung.
    “Schön, euch zu sehen,“ grüßte der Elf leise, “auch wenn mir die Umstände dieses Treffens nicht so recht gefallen mögen!“ Er ließ sich neben Kolkoz nieder und sah auf die Straße hinab. Dort unten wimmelte es von schwarzgewandeten gleich denen, die er und Niadra vorhin niedergestreckt hatten. Tembarrs Ausruf schien ihnen entgangen zu sein; es war auch wahrlich laut genug, denn eine Geräuschkulisse aus Kampfeslärm, Schreien und dem Knistern vieler Feuer lag über dem nächtlichen Therym´Naraz.
    “Sie sind nahezu überall,“ flüsterte Kolkoz ihm gut hörbar zu, denn auch wenn ein Ork sich bemühte leise zu sprechen, klang er für Menschen – und insbesondere Elfen – immer noch laut genug. “Sie wollen offenbar den Tempel des Valerys sichern. Die Truppen des Rates werden jedoch vermutlich nicht mehr lange brauchen, bis sie hier sind. Sie werden von den Armeen der Zwerge, Orks und Menschen verstärkt.
    Nethran blinzelte überrascht. “Aber sollten sie dann nicht längst hier sein? So zahlreich können die Anhänger der Shynara doch gar nicht sein, oder?“
    “Es sind nicht nur Elfen,“ knurrte Tembarr in seinem Rücken. “Ihre Reihen werden durch Dämonen verstärkt! Ich wette, Ilvydras hat sie beschworen!“
    “Er wagt es, den heiligen Boden der Stadt mit Dämonen zu besudeln?“ fragte Nethran hörbar verblüfft.
    “Wir konnten es auch nicht recht glauben, als wir sie gesehen haben,“ sagte Niadra mit einem grimmigen Gesichtsausdruck. “Aber so ist es. Die Dämonen halten sich allerdings ausschließlich in den Randbereichen der Stadt auf. Hier im Zentrum hat er nur seine elfischen Soldaten postiert.
    “Wie lange werden unsere Truppen noch brauchen, bis sie hier sind?“ fragte der Elf.
    “Sechs oder sieben Stunden, nehme ich an,“ antwortete Kolkoz. “Vielleicht auch mehr.“
    Nethran fluchte leise. “Das ist zu lang! Bis dahin kann es bereits zu spät sein. Wir müssen in den Tempel, und zwar gleich!“
    “Das wird schwierig, die Straßen sind voller Anhänger der dunklen Göttin!“ warf Niadra ein.
    “Wann haben wir uns je von schwierigen Umständen von etwas abhalten lassen?“ fragte Nethran mit einem dünnen Grinsen.
    “Wo der Elf recht hat, hat er recht!“ stellte Tembarr leise lachend fest. “Nun kommt schon! Gehen wir und prügeln diesem Lumpen Ilvydras die Manieren ein, die ihm so offensichtlich fehlen!“
    Niemand widersprach ihm.



    Re: Die Faynare-Chroniken

    Fellknäuel - 23.11.2007, 15:03


    Es war tatsächlich äußerst schwierig, und sie brauchten einige Zeit, aber schließlich hatten sie es geschafft, den Tempel zu erreichen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Sie hatten einen der Dienstboteneingänge angesteuert, die allesamt nur leicht bewacht zu sein schienen – dieser hier war es zumindest gewesen. Nur vier schwarzgewandete Elfen hatten hier Wache gehalten. Drei von ihnen lagen nun tot am Boden, den vierten hatten sie lebend gefangen nehmen können.
    “Los, sag uns, was ihr vor habt!“ forderte Nethran ihn unwirsch auf. Er konnte in normaler Lautstärke sprechen, da Tembarr die kleine Gasse, in der sie sich befanden, mit einem magischen Schild versiegelt hatte, welcher keine Geräusche nach draußen ließ.
    Der Gefangene starrte nur mit einer Mischung aus Wut und Trotz zu ihm empor, sagte jedoch nichts. Er zappelte heftig, versuchte, sich zu befreien, doch Kolkoz´ Griff war eisern.
    “Er will offenbar nicht reden!“ stellte Niadra fest.
    “Nun, vielleicht hat er weniger Probleme damit, zu denken!“ polterte Tembarr und baute sich neben dem Gefangenen auf, der ihn nun unsicher und nervös an sah. Er erkannte die weiße Robe als die eines weißmagischen Klerikers, und diese verfügten über einige Zauber, mit welchen sie Einblick in die Gedanken eines anderen erhalten konnten.
    Der schwarzgekleidete Elf wehrte sich heftiger, während Tembarr eine Beschwörungsformel rezitierte, doch gegen Kolkoz´ gewaltige Körperkraft hatte er keine Chance. Als der Zwerg die Formel beendet hatte, legte er dem Gefangenen eine schwielige Hand auf die Stirn, ehe er Nethran zu nickte.
    “Ich bin bereit. Stell deine Fragen, Elf!“
    Nethran baute sich mit verschränkten Armen vor dem Gefangenen auf und sah drohend auf ihn herab, obgleich ihn dieser kaum sehen konnte – Tembarrs Hand bedeckte auch größtenteils seine Augen.
    “Also – wer ist euer Anführer?“ fragte er streng. Er wußte es eigentlich bereits, aber er mußte es einfach noch mal genau wissen. Der schwarzgekleidete Elf versuchte krampfhaft, an andere Dinge zu denken, um den tastenden mentalen Sinnen des Zwergs zu entgehen, doch er war dabei nicht sehr erfolgreich.
    “Ilvydras Mael´Thanys,“ sagte Tembarr, nachdem er die entsprechenden Gedanken erkannt hatte. Niadra warf Nethran einen mahnenden Blick zu.
    “Was sucht ihr im Tempel des Valerys?“ stellte dieser seine nächste Frage.
    Der Zwerg lauschte einige Sekunden, ehe sein Gesicht einen Ausdruck höchster Verblüffung an nahm. “Die… Stadt der… Götter…?!“ murmelte er ungläubig, und seine Gefährten teilten sein Erstaunen. Beinahe wäre es dem Gefangenen sogar gelungen, dem Griff seines Bewachers zu entrinnen, doch dieser festigte seinen Griff rasch wieder.
    Legenden zufolge war Therym´Naraz, die Hauptstadt der Nezz´Therym, auf den Ruinen einer Stadt erbaut worden, welche von den Göttern selbst bewohnt worden war, als diese noch auf Faynare weilten. In dieser Stadt sollten unglaubliche Wunder zu finden sein, von denen die Menschen, Elfen, Zwerge und Orks nicht einmal zu träumen wagten. Es war eine Geschichte, wie sie Mütter ihren Kindern erzählten, wenn sie sie zu Bett brachten – aber eben nicht mehr. Zumindest hatten sie alle das bis eben noch gedacht.
    “Sind das wirklich seine Gedanken dazu?“ fragte Nethran. “Konnte er dich vielleicht täuschen?“
    “Nein, auf keinen Fall, Elf,“ antwortete Tembarr. “Es ist genau das, was sie dort unten suchen. Oder zumindest, was er glaubt, dort unten zu suchen!“ Der Gefangene starrte den Zwerg trotzig an, sagte aber nichts.
    Nethran atmete tief durch, ehe er die nächste Frage stellte. “Was sucht Ilvydras in der Stadt der Götter? Was ist dort unten so wichtig für ihn, daß er deshalb die komplette Stadt auf den Kopf stellt?“
    “Ein magisches Portal,“ sagte Tembarr einige Sekunden später.
    “Was vermag dieses Portal zu tun? Wohin führt es? Na los, antworte!“
    Wieder dauerte es einige Sekunden, ehe der Zwerg die Antwort wußte, und diesmal war es keine Verblüffung, die sich auf seinem Gesicht ausbreitete – es war höchstes Entsetzen.
    “Das Portal führt… zu den Göttern! Sie wollen ein Portal für ihre Göttin Shynara errichten!“
    Wäre Tembarr aufgesprungen und hätte versucht, einem von ihnen einen Dolch ins Herz zu stoßen – das Entsetzen unter den Gefährten hätte nicht größer sein können. Einige Momente lang konnte sich keiner rühren, und diese Gelegenheit nutzte der Gefangene. Er schüttelte Kolkoz´ Griff ab, und ehe einer von ihnen etwas tun konnte, hatte er einen Dolch aus einer geschickt in seiner Tunika versteckten Tasche gezogen und sich in die Brust gerammt.



    Re: Die Faynare-Chroniken

    Fellknäuel - 23.11.2007, 15:10


    Tembarrs Wiederbelebungsversuche scheiterten; der Dolch war mit einem hochwirksamen Gift bestrichen, das den Elfen binnen weniger Sekunden getötet hatte. Niemand bedauerte es sonderlich - sie wußten nun ohnehin, was sie wissen mußten.
    “Glaubt ihr wirklich, daß sie das können?“ fragte Niadra. Sie war etwas bleich. “Ein Portal errichten, durch das die dunkle Göttin diese Welt betreten kann?“
    “Ich weiß es nicht,“ sagte Nethran unsicher. “Das würde jedenfalls erklären, weshalb Ilvydras so eine wahnsinnig scheinende Tat begeht. Wenn er es Shynara tatsächlich ermöglichen könnte, diese Welt zu betreten, wäre das unser aller Ende!“
    “Wir müssen davon ausgehen, daß es stimmt,“ stellte Kolkoz nüchtern fest. “Das heißt, wir müssen uns beeilen und Ilvydras in die Stadt der Götter folgen.“
    “Wir wissen nicht einmal, wo der Zugang ist!“ gab Niadra zu bedenken..
    “Doch, das wissen wir!“ widersprach Tembarr. Er deutete auf den leblosen Körper des Elfen. “Ich konnte es in seinen Gedanken sehen. Wir werden den Zugang finden. Er ist gut bewacht, aber es ist nichts, womit wir nicht fertig…“
    Ein leises Geräusch, welches aus dem Nachthimmel zu ihnen herunter klang, unterbrach ihn und veranlasste sie alle, nach oben zu sehen. Ein dunkler Schatten senkte sich auf sie herab; es sah aus wie ein Vogel; ein Falke, wie sie recht schnell erkannten. Der Vogel war kaum gelandet, als er auch schon begann, seine Gestalt zu verändern. Das Federkleid zog sich zurück und machte glatter Haut Platz, die Schwingen wurden größer und nahmen die Form schlanker, jedoch kräftiger Arme an. Nach wenigen Sekunden erkannten sie, daß sie es mit einem Druiden zu tun hatten, welcher in der Lage war, seine Gestalt zu verändern. Seine Kleidung aus grünbraunem Leder wies ihn als einen Hainwächter der Shalmeyan aus. Dies war ein Orden, der Shalmey, die Göttin der Natur und des Lebens verehrte sich speziell der Erhaltung der Natur verpflichtet hatte. Die meisten seiner Mitglieder waren Nezz´Therym, aber auch einige Menschen und sogar der eine oder andere Ork war darunter. Unbestätigten Gerüchten zufolge sollten sogar Zwerge dem Kreis der Shalmey-Gläubigen angehören, aber da die wenigsten je einen solchen gesehen oder zumindest davon gehört hatten, wurden derartige Behauptungen für gewöhnlich dem Reich der Legenden zugeordnet.
    “Ich ahnte schon, daß ich euch hier finden würde,“ sagte der Shalmeyan, welcher elfischer Herkunft war, eine leichte Verbeugung andeutend.
    “Wo kommt Ihr her?“ fragte Nethran. “Solltet Ihr den Stadtkern auskundschaften?“
    “So ist es,“ bestätigte der Shalmeyan nickend. “Der Rat persönlich hat mich hierher beordert. Ich konnte viele Shynara-Gläubige in den Straßen sehen, doch die genaue Lage konnte ich daraus nicht erkennen. Also bitte sagt mir, was geschieht hier?“
    Nethran erklärte es dem Elfen rasch, und dieser reagierte ebenso ungläubig wie er und seine Gefährten.
    “Hört zu, wir haben vermutlich nicht mehr viel Zeit. Also kehrt zum Rat zurück und berichtet ihm, was hier vor geht. Die Angriffe müssen verstärkt werden, unsere Truppen müssen den Tempel schnellstmöglich einnehmen und versuchen, Ilvydras an der Ausführung seines Planes zu hindern, falls wir scheitern sollten.“
    “Ich habe verstanden. Ihr werdet also versuchen, ihn im Alleingang aufzuhalten?“
    “Wir haben kaum eine andere Wahl. Wenn es Shynara gelingt, in unsere Welt zu gelangen…“ Er beendete den Satz nicht, doch das war auch gar nicht nötig.
    “Ich überbringe die Nachricht sofort. Ich wünsche euch allen viel Glück. Möge Shalmey mit Euch sein!“ Dann verwandelte er sich wieder in einen Falken und stieg mit wenigen kräftigen Flügelschlägen in den wolkenlosen Nachthimmel hinauf.



    Re: Die Faynare-Chroniken

    Fellknäuel - 25.11.2007, 20:09


    Es waren acht. Acht schwarzgewandete Elfen bewachten eine Tür, die Nethran für den Zugang zu den Ruinen der Stadt der Götter hielt. Sie mußte es sein - warum sonst wäre sie so gut bewacht? Alle anderen Türen im Tempel, die sie bisher passiert hatten, und die auch bewacht wurden, hatten zwei oder maximal vier Wachen aufgewiesen. Nur wenige dieser Wachtrupps hatten sie ausschalten müssen; die meisten hatten sie irgendwie umgangen. Nun hatten sie die Kelleranlagen des Tempels erreicht und diese vergleichsweise schwer bewachte Tür gefunden. Sie mußte es einfach sein.
    Er kehrte zu seinen Gefährten zurück, die in einem Seitengang mehr oder weniger geduldig auf seine Rückkehr warteten, und legte ihnen mittels Handzeichen die Situation dar. Niemand wirkte sonderlich beunruhigt. Zwar waren die Gegner 2:1 in der Überzahl, doch stellte das für Nethran und seine Freunde wohl keine echte Herausforderung dar. Ihre Gruppe war schon seit vielen Jahren zusammen, und sie hatten oft genug unter schwierigeren Umständen zusammen gekämpft. Sie waren ein ausgezeichnetes Team, welches sich großartig ergänzte und schon mit vielen überlegenen Gegnern fertig geworden war. Sie würden auch hiermit fertig werden.



    Re: Die Faynare-Chroniken

    Fellknäuel - 25.11.2007, 20:09


    Die Torwächter zuckten erschrocken zusammen, als sie das Geräusch hörten. Es klang nicht wirklich unvertraut, denn sie hatten es schon des öfteren gehört – sie hatten allerdings nicht an diesem Ort damit gerechnet. Nicht hier und schon gar nicht jetzt Sie starrten in den Seitengang, aus dem das Geräusch ertönte, und registrierten nun auch noch schlurfende Schritte, die es untermalten. Verwirrt sahen sie einander an, doch niemand konnte sich den Grund erklären, weshalb hier unten, im Keller eines besetzten Tempels, welcher sich inmitten einer unter Belagerung stehenden Stadt, ein zwergisches Sauflied intoniert wurde. Aus schaudernd zusammen gekniffenen Augen sahen sie dem Gegröle entgegen, welches immer näher kam. Und dann erkannten sie die Quelle des sogenannten Gesangs. Ein Zwerg – was auch sonst – war in dem Gang aufgetaucht, in eine weiße Robe gekleidet und ein gewaltiges Bierfaß unter dem Arm tragend. Leicht schwankend stand er da und erkannte plötzlich die acht schwarz gekleideten Elfen, welche da standen und ihn erstaunt an starrten.
    “Waschn los, häh?!“ rief der Zwerg mit einer Stimme, die klang, als hätte er gerade einen ganzen Weinkeller leer gesoffen. “Wasch glotschtn ihr scho, hm? Noch nie nen Schwerg geschehen, oder wasch?“
    Die Elfen sahen einander entgeistert an, ehe einer von ihnen – offensichtlich der Anführer – das Wort an den Zwerg richtete. “Wer seid Ihr?“ fragte er scharf. “Und was in Shynaras Namen tut Ihr hier? Los, antwortet! Oder Ihr bekommt meine Klinge zu spüren!“ Seine Hand glitt zum Schwertgriff, wie um seine Drohung zu unterstreichen, zog die Waffe aber nicht hervor.
    “Dasch ihr Schpitschohren immer… immer so aggreschiv schein müscht…!“ murmelte der Zwerg, vorsichtig den Kopf schüttelnd, als bereite ihm die Bewegung allein furchtbare Kopfschmerzen. “Isch hatte esch mir doch nur hier im Weinkel… keller etwasch gemütlich gemacht, und jetscht wollte ich… wollte ich noch etwasch… noch etwasch Bier holen, weil… weil doch nischtsch mehr… da ischt!“
    Abermals wechselten die Wächter überraschte Blicke. “Nichts mehr da? Soll das heißen, Ihr habt… ganz allein…?!“
    Der Zwerg schien gar nicht auf sie zu achten, sondern wankte immer stärker. “Ui… irgendwie ischt mir… scho… schwummrig…“ Er machte noch ein paar unsichere Schritte rückwärts in den Gang hinein, dann kippte er um. Sekunden später waren aus dem Gang laute Schnarchgeräusche zu hören.
    “Zwerge!“ stieß der Anführer der Wachen hörbar angewidert hervor. Er winkte zweien seiner Männer zu. “Geht und sorgt dafür, daß er keinen Ärger mehr macht!“ Die angesprochenen nickten grimmig und schritten in Richtung des Ganges, ihre Schwerter ziehend. Sie traten neben ihn, grinsend voller Vorfreude darüber, was sie gleich mit diesem Ungläubigen – was er ihrer Meinung nach war – anstellen würden. Er schien im Schlaf zu murmeln, denn seine Lippen bewegten sich sachte. Die Elfen schenkten dem jedoch keine besondere Aufmerksamkeit. Der eine von ihnen hob seine Klinge und überlegte sich gerade, wo er sie am besten hinein stoßen sollte, als er plötzlich eine schnelle Bewegung aus den Augenwinkeln wahr nahm und sogleich einen sengenden Schmerz in seiner Seite spürte, wo die Klinge seines Kameraden ihn getroffen hatte. Sein Kopf zuckte zur Seite, und seine Augen maßen den anderen mit einem Blick, der tiefste Verblüffung verriet. Gleichzeitig jedoch zuckte seine Hand, seine Schwerthand, reflexartig hoch und stieß das Schwert, das sie hielt, in die Brust seines Kameraden. Ihre Waffen in den Leibern des jeweils anderen vergraben, sanken die beiden ächzend zu Boden und über den Zwerg. Das alles hatte sich binnen weniger Sekunden abgespielt, und die verbliebenen sechs Wachen starrten verblüfft auf die beiden, die sich soeben gegenseitig getötet hatten. Ihre Verblüffung wuchs noch, als sich der Zwerg aufrappelte und sie eindeutig hämisch angrinste. “Reingefallen, ihr Narren!“ rief er mit völlig klarer Stimme, und verschwand rasch im Gang. Nun begriffen die Elfen.
    “Hinterher!“ befahl der Kommandant, rasend vor Zorn darüber, daß er so hinters Licht geführt worden war. Sofort hetzten zwei weitere Elfen hinter dem Zwerg her. Sie hatten gerade die Hälfte des Weges zu der Gangöffnung zurück gelegt, als ein mächtiger in eine Kettenrüstung gehüllter Ork in den Raum sprang. Er hob seinen gewaltigen Kriegshammer und stürmte, einen furchterregenden Kriegsschrei aus stoßend, auf die beiden Elfen zu, welche ruckartig zum stehen gekommen waren. Einer von ihnen konnte dem wuchtigen Hieb noch ausweichen, doch der andere wurde am Kopf erwischt. Ein lautes häßliches Knacken verriet dem Kommandanten, daß er einen weiteren Krieger verloren hatte. Er zog sein Schwert, um dem verbliebenen Elfen zu Hilfe zu eilen, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung zu seiner linken bemerkte, direkt hinter einem der anderen Wächter. Wenige Momente später stieß dieser einen erstickten Schmerzensschrei aus und sank stöhnend zu Boden. Ein weiterer Elf, in einen dunklen Lederharnisch gehüllt, stand hinter ihm, zwei Dolche mit blutverschmierten Klingen in den Händen haltend. Er mußte sich durch einen der anderen Gänge angeschlichen haben.
    “Schnappt ihn euch!“ fauchte er, an die anderen beiden Wächter gewandt, welche noch hinter ihm standen, während er auf den Assassinen deutete. Er selbst kam seinem dritten noch verbliebenen Krieger zu Hilfe, welcher durch den Ork schwer in Bedrängnis geraten war. Nun versuchten sie ihn, von zwei Seiten in die Zange zu nehmen, doch das erwies sich als schwierig, da sie der Ork mit seinen schnellen und weitreichenden und doch schnellen Hieben ausgezeichnet auf Distanz zu halten wußte.



    Re: Die Faynare-Chroniken

    Fellknäuel - 25.11.2007, 20:10


    Als sie sah, daß zwei von vier übrig gebliebenen Wachen auf Nethran ein drangen, fixierte sie den, mit dem ihr Gefährte sich gerade weniger beschäftigte. Mit ihren magischen Sinnen erspürte sie die unsichtbaren Ströme elementarer Magie, die überall um sie herum waren, zapfte sie an und lenkte ihre Macht in die Richtung, in der sie sie haben wollte. Niadra streckte die Hand aus, und ein greller Lichtblitz sprang von ihren Fingern, der sich um Nethran herum wand und einen seiner Gegner traf. Der Elf brach sofort zusammen. Sein Kamerad bemerkte die Zauberin erst jetzt, konnte sich aber keine Überraschung erlauben. Er konzentrierte sich weiter auf den Assassinen, in der verzweifelten Hoffnung, daß die Zauberin es nicht wagen würde, ihn unter diesen Umständen anzugreifen. Das war jedoch auch nicht notwendig, denn der Elf mußte schnell fest stellen, daß er seinem Gegner in einem fairen Zweikampf nicht gewachsen war. Als er einen gewagten Angriff abwehrte, der sich als Täuschung entpuppte, spürte er plötzlich einen heißen Schmerz in seiner Hüfte, wo ihn einer der Dolche getroffen hatte. Nur einen winzigen Moment brachten ihn die Schmerzen aus dem Gleichgewicht, doch diese Zeitspanne reichte Nethran, um die noch blutige Klinge seinem Gegner mitten ins Herz zu stoßen.



    Re: Die Faynare-Chroniken

    Fellknäuel - 25.11.2007, 20:30


    “Unglaublich!“
    Tembarrs Ausruf gab exakt das wieder, was sie alle dachten, nachdem sie die Stadt der Götter betreten hatten. Die Decke spannte sich weit über ihnen und schien – ebenso wie auch die Wände, Böden und alles andere hier – aus reinem Mithril zu bestehen, welcher überdies noch derart meisterhaft verarbeitet war, daß selbst der begabteste Zwergenschmied vor Neid erblaßt wäre. Obgleich nirgendwo Fackeln zu erkennen waren, war es hier unten hell. Es schien beinahe, als ob die Wände von innen heraus leuchteten. Überall standen seltsame Dinge herum, deren Sinn und Verwendungsweise einem jeden von ihnen verschlossen blieb, und die eine merkwürdige Faszination auf sie aus übten. Ihnen allen war klar, daß kein Mensch, Zwerg, Elf oder Ork der Erbauer dieses wundersamen und mystisch anmutenden Ortes sein konnte.
    “Die Stadt der Götter!“ flüsterte Nethran ehrfürchtig.
    “Dieser Ort ist wirklich erstaunlich,“ murmelte Niadra mit belegter Stimme. “Warum wurde er nur versteckt gehalten?“
    “Vermutlich war man noch dabei, ihn zu erforschen. Ein solch wunderbarer Ort hätte zweifellos für viel Aufsehen gesorgt. Aufsehen, das man wohl lieber vermeiden wollte.“
    “Vielleicht wurde er auch unter Verschluß gehalten,“ mutmaßte Kolkoz. “Dies ist kein Ort, an dem sich sterbliche Wesen aufhalten sollten!“
    “Machst du Witze, Ork?!“ empörte sich Tembarr. “Ein jeder Zwerg, der etwas auf sich hält, würde seine Beine dafür hergeben, hierher kommen zu dürfen! Diese wundervollen Arbeiten…!“
    “Von einem Kleriker des Granum würde ich ein etwas demütigeres Verhalten erwarten,“ erwiderte Kolkoz ruhig und nahm dem aufgeregten Zwerg so schlagartig den Wind aus den Segeln.
    “Das ist jetzt unwichtig,“ entschied Nethran. “Wir müssen Ilvydras suchen und ihn aufhalten, ehe er das Portal für die dunkle Göttin öffnet!“
    Dem mußte jeder zustimmen.



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