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Safier, David - Mieses Karma




Safier, David - Mieses Karma

Beitragvon marilu » 30.03.2008, 11:20

@wolves: hier endlich die Rezi zu "Mieses Karma".

Kim Lange ist erfolgreich, steht kurz vor dem Gewinn des Deutschen Fernsehpreises und hat einen liebenden Ehemann und eine süße Tochter. Das Leben könnte wunderschön sein, wenn nicht die Vereinbarung von Familie und Job so schwierig wäre. Kim tut alles dafür, sich im schnelllebigen Mediengeschäft durchzusetzen und macht sich damit nicht nur Freunde. Auch ihr Privatleben leidet unter ihrem Ehrgeiz: die Beziehung zu ihrem Freund ist in der Schieflage, ihre Tochter leidet unter der fehlenden Aufmerksamkeit der Mutter und der Kontakt zur eigenen Mutter ist mehr als gespannt.

Doch dann findet ihr Leben ein jähes Ende: am Tag der Preisverleihung fällt das ausgemusterte Waschbecken einer Raumstation auf sie und bringt ihr bisheriges Leben zu Ende. Bezeichnend ist sicher, dass dieses "Erlebnis" von ihr bereits auf der ersten Seite nur als der sechstschlimmste Moment ihres Tages eingestuft wird. ;)

Nach dem Tod erfährt sie, dass sie wiedergeboren wird, um sich genügend gutes Karma sammeln zu können, um letztendlich ins Nirwana überwechseln zu dürfen. Doch welche Möglichkeiten bieten sich einem, als Ameise genügend Karma zu sammeln? Eine Frage, die auch Giacomo Casanova nach Jahrhunderten als Ameise nicht lösen konnte...

Gemeinsam entwickeln die beiden einen groben Plan, der sich aber nicht als einfach umzusetzen darstellt. Vorrangiges Ziel ist es ursprünglich, dafür zu sorgen, dass es der kleinen Familie gut geht. Aber wie es mit Plänen so ist: Anpassungen sind notwendig.

Für mich war es das perfekte Buch für Ablenkung innerhalb einer stressigen Phase. Es ist so fanatsiereich, flott und humorvoll geschrieben, dass man es gemütlich nebenbei weg schmökert, ohne allzu viel darüber nachzudenken. David Safier ist als Drehbuchautor der Serie "Berlin, Berlin" bekannt, die mir sehr gut gefiel!
Der Stil findet sich auch im Roman wieder, immer wieder muss man schmunzeln, ungläubig oder entrüstet den Kopf schütteln und ein wenig Mitleid mit Kims Familie fühlen. Insbesondere die Fußnoten, in denen sich Casanova zu Wort meldet, lockern den Roman auf. Herrlich, welchen Humor er verbreitet.

Wer sich ein paar Stunden lang berieseln lassen möchte, ist mit diesem Roman gut bedient. Aber auf eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Tod und Wiedergeburt sollte man nicht hoffen. Außerdem muss man schon mit dem flapsigen Ton und den unkonventionellen Ideen des Autors zu diesem Thema umgehen können. Im Zweifelfall: anlesen und dann entscheiden, ob "Mieses Karma" das passende für den eigenen Lesegeschmack ist.

:stern: :stern: :stern:

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Re: Safier, David - Mieses Karma

Beitragvon wolves » 30.03.2008, 18:26

marilu hat geschrieben:@wolves: hier endlich die Rezi zu "Mieses Karma".

:hurra: :bussi:

Ja, es klingt nach witziger Unterhaltung für "zwischendurch". Ich werde mir das auf jeden Fall merken.
Liebe Grüße
wolves


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Beitragvon Emuna » 23.04.2008, 14:48

"Mieses Karma" habe ich erst vor Kurzem gelesen.
Und ehrlich gesagt, war ich zunächst sehr skeptisch, was die Story angeht.
Habe nicht gedacht, dass diese Art von Humor was für mich sein könnte.
Wurde aber angenehm überrascht.
Eine skurrille, originelle und erfrischende Geschichte, hinter der sich tatsächlich gute Satire verbirgt. Die Story animiert mehr zum Nachdenken, als ich es zuerst vermutet habe.

Zu Ende hin wirkte der Roman auf mich nicht mehr komisch, sondern eher rührend.
Auf jeden Fall hat mich das Buch gut unterhalten. :-)
Emuna
 

Re: Safier, David - Mieses Karma

Beitragvon Pippilotta » 18.04.2010, 08:00

Ich kann Marilu nur zustimmen: Ein nettes Buch für Zwischendurch, ideal, um sich ein wenig abzulenken. Den Witz und die schrägen Ideen von 2/3 des Buches fand ich echt gelungen, das letzte Drittel ist leider sehr übertrieben und driftet in unsäglichen Kitsch ab, das gefiel mir gar nicht.

Insgesamt reicht es aber für :stern: :stern: :stern:
Herzliche Grüße
Pippilotta


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