Selina und die Wunder der Schattenwelt

Maya und Domenico
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    Re: Selina und die Wunder der Schattenwelt

    Sweet Jackie - 18.05.2008, 13:55

    Selina und die Wunder der Schattenwelt
    So, jetzt nochmal die ganze Geschichte... die eigentlich mal Selina und Corleus hieß... ich hoffe ihr habt Spaß beim Lesen!





    Selina und die Wunder der Schattenwelt

    PROLOG

    Die Junge Frau von nebenan ist Krank. Sie wird sterben, das sagt der Heiler. Doch ich sage, sie wird leben. Sie ist stark, sie hat schon viel erlebt, mehr Schlechtes als Gutes. Das hat sie stark gemacht. Liria lässt sich nicht so einfach unterkriegen, denn sie will nicht nur die dunkle Seite des Lebens kennen gelernt haben. Jetzt fragst du dich sicher, woher ich das weiß. Ich kenne sie. Wir sind gute Freunde. Sie ist zwar klein, doch das macht der Hunger. Sie ist älter und vor allem reifer als sie aussieht. Ich habe sie auf der Straße kennen gelernt und sie nahm mich mit auf die Reise. Und dies ist unsere Geschichte.

    1.Kapitel Ich bin...

    Erst einmal muss ich euch mitteilen, dass wir, Liria und ich , nicht aus der Welt kommen in der ihr lebt. Wir leben in Sorros, der Welt des Schattens. Ihr müsst wissen, dass es eine Schattenwelt gibt und eine Welt des Lichts, Solero genannt. Die armen Geschöpfe, die in der Schattenwelt geboren werden, müssen hier bleiben bis sie sterben. Ihnen ist es nicht gestattet, in die Welt des Lichtes zu reisen, nicht mal für einen Tag, eine Minute. Nur daran zu denken ist schon eine Straftat. So leben wir, die „Schattengeschöpfe“ , in einer Welt in ewigem Dunkel, denn selbst der Name unserer Welt ist untertrieben, hier gibt es nicht mal so etwas wie Schatten. Hier ist es Dunkel ,immer. Ich habe mich dran gewöhnt, oder besser gesagt kannte ich es nicht anders, bis Liria mich entdeckte und mich aufforderte mit ihr auf Reisen zu gehen.
    Vielleicht sollte ich mich erstmal Vorstellen. Ich heiße Selina und bin eine „Sorrotoy“. Ich habe gehört, dass wir Sorrotoy euch Menschen sehr ähnlich sehen aber es gibt einen großen Unterschied: Unsere Augen sind großer als eure, was wahrscheinlich an der Dunkelheit liegt. Ich bin 15 Jahre alt, bin klein und sehr dünn habe große grüne Augen und eine dunkelblonde Haarfarbe. Ich bin sehr unscheinbar und deshalb auch sehr nützlich als Botin und als Lieferantin. Wieso, das werde ich euch später noch erklären.

    2.Kapitel Als ich Liria zum ersten Mal traf

    Meine Eltern habe ich nie kennen gelernt , doch das ist in Sorros nicht selten so. Geboren bin ich vermutlich in Ankarath (eine kleine Stadt im Osten von Sorros) doch jetzt lebe und arbeite ich in Samsay , der Hauptstadt. Ich bin bei einer Wasserfrau in Lehre, sie heißt Sora und ist meist sehr mürrisch aber ich glaube sie versteckt nur ihr wirkliches Wesen. Wasserfrauen sind sehr hoch angesehen in ganz Sorros. Sie stellen verschiedene Wasser her, die fast alle Krankheiten heilen können. Daher sind diese Heilmittel auch sehr teuer, und sehr gefragt. Wenn ihr mich fragt, ist Sora viel zu bescheiden, sie verkauft ihre Wasser immer zu billig, deshalb haben wir fast nie Geld. Aber sie hat ein gutes Herz, das gefällt mir an ihr. Sie sagt immer, dass auch arme Leute Krankheiten haben, und diese auch geheilt werden müssen. Sobald jemand kommt, der wenig Geld ha, verkauft sie ihm ihre Heilmittel besonders billig, meist zu billig, dass sie nichts daran verdient.
    Als ich Liria auf der Strasse traf (oder sie mich traf) , sollte ich für Sora eine Lieferung von blauem Wasser austragen. Blaues Wasser ist ein Heilmittel gegen Unfruchtbarkeit und war zu der Zeit sehr begehrt, nach dem Tawaki-Unglück. Seit der Katastrophe in Tawaki, wo ein Versuchslabor explodierte, wurden vermehrt Frauen nicht mehr schwanger. Also ließen sie sich das kostbare Heilmittel ohne das Wissen ihrer Gatten bringen. Dazu brauchte man aber sehr geschickte Laufburschen. Ich bin zwar kein Junge aber trotzdem war ich sehr geschickt, wenn es darum ging, mich an den werten Gatten unbemerkt vorbei zu schleichen. Mein Ruf als geschicktester Laufbursche war auch an andere Wasserverkäufer gelangt und diese nahmen auch meine Dienste in Anspruch. Ich war also mit zwei Flaschen blauen Wassers unterwegs. Ich ging gerade die „Steinstraße“ entlang, als ich eine junge Frau bemerkte , die am Straßenrand saß. Sie fiel mir auf, weil sie Unendlich traurig aussah.
    Meine Neugier wurde geweckt, doch erstmal musste ich das Wasser loswerden, es wurde erwartet. Als ich an ihr vorbeieilte, schnellte plötzlich ihr Bein hervor und brachte mich zu Fall. Die Flaschen zerbrachen und die kostbare blaue Flüssigkeit lief über den Straßenrand in eine Wiese! Ich war sehr aufgebracht. “Was soll das!“ schrie ich sie an, „Wie soll ich jetzt zu meiner Meisterin zurückkehren und ihr erklären, was passiert ist, dass das Kostbarste Wasser eine Wiese als Patienten gefunden hat?“ . Sie sah mich ruhig und gefasst an und entgegnete: „Du sollst nicht zu ihr zurückkehren, du wurdest soeben dazu auserwählt, eine Reise, eine äußerst wichtige Reise, zu unternehmen. “Ihre Stimme ließ einen Schauer über meinen Rücken laufen aber etwas an ihrem Tonfall ließ mich aufhorchen. „Was für eine Reise?“ fragte ich misstrauisch , doch sie entgegnete nur „das wirst du schon sehen. Kommst du mit mir? “Ich war hin- und her gerissen, einerseits wollte ich Sora nicht verlassen, sie brauchte meine Hilfe, andererseits war das Angebot sehr verlockend. Eine Reise, raus aus Samsay, raus aus dem trüben Leben, welches ich hier führte. Ein Abenteuer erleben, das wollte ich schon immer. Doch wer Garantierte mir, dass das nicht alles eine Falle war? Ich hatte von Mädchen gehört, die nach Solero verschleppt und als Sklavinnen dort verkauft wurden. Dort mussten sie , blind von dem gleißenden Licht in Solero für fette Leute den Haushalt führen und wurden nicht einmal dafür bezahlt! Solch ein Leben wollte ich auf jeden Fall vermeiden. Ich fragte die Frau nach ihrem Namen und erfuhr, dass sie den Namen Liria va Loreen trug. Dieser Name gefiel mir,er klang wunderschön und aufregend. Als sie mich nach meinem fragte, schämte ich mich, Sora sagte mir immer mein Name sei so normal und auch ich fand ihn so unscheinbar, so wie ich mich selber auch fühlte.
    Ich überlegte lange - doch Liria sah mich nur an und wartete geduldig auf meine Entscheidung. Am Ende entschied ich mich, Liria zu folgen eine innere Stimme zwang mich regelrecht dazu. Sie flüsterte in meinem Kopf *So eine Chance kommt nie wieder!* und *Willst du etwa hier versauern?* Ich teilte Liria meine Entscheidung mit, und sie schien sehr erleichtert. Sie griff nach meiner Hand und wollte mich mit sich ziehen, doch ich entzog sie ihr. Ich war alt genug um alleine zu gehen und wollt ihr nicht gleich die Gewissheit geben, dass sie mich von nun an herumkommandieren könne. Überrascht drehte sie sich um und ich zog den Kopf ein, ich war Soras Schimpftiraden schon gewohnt. Doch in Lirias Blick konnte ich Verständnis erkennen, bevor sie wieder loslief und es mir überließ , ihr zu folgen. So gingen wir zusammen durch die Straßen von Samsay, Liria Zielstrebig, ich unwissend und etwas ängstlich, denn ich wusste nicht was mich erwartete.....

    Kapitel 3. Corleus

    Wir gingen etwa einen halbe durch das Strikta-Viertel und dann in einen Stadtteil Samsays, den ich noch nie betreten hatte: das Homog-Viertel. Man nannte es auch das Labyrinth, weil es so viele namenlose Gassen gab in denen man sich verirren konnte. Von diesem Viertel gab es keinen Stadtteil gab es keinen Straßenplan, die Person, die den Auftrag erhielt einen anzufertigen, gab nach einem halben Monat frustriert auf. Er hatte sich mehrmals in den Strassen und Gassen verirrt und wurde auch während seiner Arbeit in diesem Viertel oftmals ausgeraubt. Das war auch der Grund, warum Sora mir verboten hatte , je einen Fuß in das Homog- Viertel zu setzen: Es gab so viele Gauner , die nur darauf warteten dass ein Fremder sich in ihrem Terretorium verirrte , um ihn dann Gnadenlos auszurauben, selbst vor den Kleidern der Opfer machten sie meist nicht halt.
    Jetzt, als ich Liria durch die unbeleuchteten Gassen folgte, wurde mir doch etwas mulmig, erinnerte ich mich doch an die Schauergeschichten, die in diesem Viertel angeblich passiert sein sollten.
    Ich hatte schon jede Orientierung verloren und wusste nicht einmal mehr aus welcher Richtung wir gekommen waren ,geschweige denn wie ich mich im falle eines Überfalls schützen sollte. Fast hätte ich es mir anders überlegt, ich wollte gerne zu Sora zurückkehren und nicht in diesen Gassen herumhetzen, doch ohne Liria hatte ich ja doch keine Chance je heil aus diesem Viertel zu kommen. Deshalb folgte ich ihr stillschweigend aber in mir nagten die Zweifel. Ich war so mit mir selbst beschäftigt, dass ich gar nicht auf den Weg achtete, doch als ich aufblickte ,konnte ich sie sehen: Zwei in schwarz gehüllte Personen, die sich auf uns zu bewegten. Sie waren schon sehr nah, ich hörte schon Gesprächsfetzen: „ Nimm du die kleinere........ kräftiger........ ich..... um die....... kümmern.....“ Mir rutschte das Herz bis ins linke Knie, ich konnte nur noch eins Denken: „ Okay, Selina, es war echt ein zu kurzes Leben ,aber wenn ich noch eine Chance bekomme, dann kehre ich zu Sora zurück und lebe besser langweilig als gefährlich!“ . Eine scharfe Stimme unterbrach mich in meinen Gedanken. Es war Lirias und sie richtete sich an die beiden Burschen: „Wenn ihr denkt, ihr könntet euch mit mir anlegen, dann habt ihr euch gewaltig getäuscht!“ und Liria nahm die Kapuze ab, die ihr Gesicht bis dahin verhüllt hatte. Die beiden Kerle blickten sie verwundert an, dann , sehr zu meinem Erstaunen, warfen sie sich vor ihr in den Staub und murmelten so etwas wie: „Verzeiht.... wir wussten doch nicht .... ihr es seid..... Herrin.“ Die beiden wagten gar nicht mehr, aufzuschauen, doch Liria sagte ihnen es wäre schon gut und ermahnte sie ,immer zu schauen wen sie sich als Opfer aussuchten. Die beiden trollten sich, das ganze war ihnen sichtlich Peinlich, doch ich konnte mir keinen Reim auf diese ganze Situation machen. Liria drehte sich um ,und ich konnte in der Dunkelheit geradeso noch ein Beruhigendes Lächeln ausmachen. Dann ging es weiter, aber nur durch ein paar Gassen und Liria blieb vor einem unscheinbaren dunklen Haus stehen. Sie klopfte an die Tür, eine Reihe komplizierter Rhythmen( ich fragte mich, wie sie die behalten konnte).Gleich darauf wurde die Tür geöffnet und ein etwas fülliger Mann verbeugte er sich vor Liria, bevor er uns einließ, wobei er mich misstrauisch musterte. „ Es ist gut, sie ist es, von der ich dir erzählt habe“ ,sagte Liria.
    Da wurde der Blick des Mannes warm, er trat auf mich zu und umarmte mich. Das war mir sehr Peinlich und vor allem unangenehm, da der Mann sich sehr lange nicht gewaschen zu haben schien. Außerdem traten ihm Tränen in die Augen, er wandte sich ab aber ich hatte es gesehen. Liria neigte sich zu ihm, während er sein Gesicht in ein Taschentuch , und flüsterte ungeduldig auf ihn ein. Sein Gestank schien ihn nicht im geringsten zu stören. Der Mann nickte ein paar mal und führte uns in einen Raum, der nur schwach erleuchtet war.
    Hier sah ich Corleus zum ersten mal.
    Er saß an einem Tisch, dem einzigen in dem kleinem Raum, und spielte mit einem Dolch. Als er Liria sah, neigte er nur kurz den Kopf. Ich betrachtete ihn. Ich konnte ihn nicht richtig sehen, es brannte nur eine Kerze , doch das, was
    ich sah, genügte um zu sagen: Er war der hübscheste Junge, der mir je begegnet war! Seine kurzen Lockigen Haare waren Blond, sie glänzten im Kerzenschein, und er hatte sehr ausdrucksvolle blaue Augen. Ich schätzte ihn auf 17 Jahre, aber sicher war ich mir nicht. Ich sah ihn an und er mich, aber er tat so, als beachtete er mich nicht. Ich konnte es ihm nicht übel nehmen, „was ist denn schon toll an einem 15-jährigen Mädchen , das jünger aussieht ,Spindeldürr ist und zerfetzte Kleider anhat, also kurzum aussah wie ein Straßenkind?!“ dachte ich. Liria wies mir einen Platz am Ofen zu und erst jetzt merkte ich, wie Kalt mir war. Das blaue Wasser hatte meine Kleider durchtränkt und war auf dem Weg nicht getrocknet. Also setzte ich mich erleichtert auf den mir zugewiesenen Platz.



    Re: Selina und die Wunder der Schattenwelt

    Sweet Jackie - 18.05.2008, 14:00


    Kapitel 4. Der Unfall

    Ich musste eingeschlummert sein, denn das nächste an das ich mich erinnere , war ein stechender Schmerz in meinem rechten Oberschenkel und an einen Schrei, den ich ausstieß. Liria, Corleus und der dicke Mann die anscheinend ein Gespräch geführt hatten, schreckten auf. Vor schmerzen konnte ich kaum etwas sehen, da sich meine Augen ohne dass ich es wollte mit Tränen füllten. Alles was ich sehen konnte waren verschwömme Umrisse, doch das, was ich fühlte, war viel, viel stärker : Der Schmerz. Er wanderte mein ganzes Bein hinunter bis in die Zehenspitzen meines Fußes konnte ich ihn spüren. Dann nach einer Weile, als ich den Schmerz kaum noch aushalten konnte, musste ich bewusstlos geworden sein. Tiefes, Gnädiges schwarz umhüllte mich, die Schmerzen spürte ich nicht mehr.

    Als ich aufwachte, fand ich mich in einem Bett wieder, in einem spärlich möblierten Raum. Es befanden sich hier; ein kleiner Tisch, ein Regal mit Büchern und ein Stuhl. Auf diesem Stuhl saß Corleus. Er sah sehr besorgt aus. Ich setzte mich auf. Als er merkte, dass ich aufgewacht war, veränderte sich seine Miene, ärgerlich blickte er auf mich herab : „Sag mal, was denkst du dir eigentlich?“ herrschte er mich an, „Jedes Kind weiß doch, dass man sich nicht so nah an den Ofen setzt, dass sich die Kleider entzünden können! Wir können froh sein, dass sie noch relativ feucht waren, sonst hätte alles noch viel schlimmer kommen können!“ Ich stöhnte auf. Das war also passiert. Ich hatte zu nah am Ofen gesessen und hätte mich fast durch diese Dummheit selbst bei lebendigem Leibe verbrannt! Wie Dumm könnte ich noch sein?!
    Jetzt erst bemerkte ich, dass mein Bein frei lag und nicht unter der Bettdecke, es war sehr rot und angeschwollen und hatte überall ,bis an den Knöchel, Brandblasen. Schlagartig kehrte auch der Schmerz zurück. Mir wurde wieder schwarz vor Augen, doch nur ein paar Sekunden, dann wurde mir schlecht. Corleus musste es gesehen haben , denn er reichte mir eine Schüssel. Ich nahm sie und erbrach mich. Das war mir nun aber wirklich peinlich ! Ich wagte nicht , Corleus anzusehen er würde mich nur auslachen, so dachte ich. Doch als ich dann doch den Blick hob, sah ich nur Verständnis und Mitleid. Er nahm mir die Schüssel behutsam aus der Hand , doch er schaute nicht hinein, ich denke er hätte sich nur selber übergeben müssen.
    Er stellt sie neben sich auf den Boden und lächelte mich an. „Du hast übrigens die ganze Nacht geschlafen!“, grinste er. >Kein wunder< dachte ich. Doch sagen konnte ich nichts, sein Blick hielt mich regelrecht gefangen. Gestern hatte ich ihn nur kurz gesehen ,aber da war er ernst und wirkte besorgt. Jetzt lächelte er mich an, und ich konnte ihn gut betrachten, in diesem kleinen Zimmer waren gleich 3 Kerzen angezündet. Und jetzt war ich mir sicher: Er war wirklich ein außergewöhnlich hübscher Junge! Er brach die Stille. „ Ich bin Corleus“ sagte er , „ und wie heißt du?“. „ Selina“ krächzte ich. „ Das ist ein sehr schöner Name“ lächelte er. Mir blieb die Luft weg. Er fand meinen Namen schön, den Namen der so gewöhnlich war, dass man ihn eigentlich nur Straßenkötern gab , wie Sora immer sagte? Ich fand ihn sehr sympathisch! Er sah mich abwartend an, und ich begriff, dass ich an der Reihe war, etwas zu sagen. „ Ehm , danke, dein Name ist auch sehr schön, den hab ich noch nie gehört. Er hört sich irgendwie besonders an.“ konnte ich nur sagen. Er nickte nur leicht. Dann sagte er „ Leg dich wieder hin, du bist sicher noch erschöpft von gestern.“ und dann ging er. Ich ließ mich wieder in mein Kissen sinken und schlief fast Augenblicklich ein.



    Re: Selina und die Wunder der Schattenwelt

    Sweet Jackie - 18.05.2008, 14:05


    Kapitel 5 Die Mission

    Ich träumte, ich schwamm in einem Meer von blauem Wasser, während ich mich gleichzeitig in einem Feuerofen befand. Dann und wann tauchte Lirias Gesicht auf, sie lachte hämisch..... das tat weh, in meinem Kopf. Doch gleich darauf waren die schmerzen weg, denn Corleus erschien, er lächelte mich an und redete auf mich ein, doch ich konnte ihn nicht hören. Ich versuchte ihn zu erreichen, doch ich verirrte mich in dunklen Gassen, ein alter Mann erschien und beugte sich über einen halb fertigen Straßenplan, als er sein Gesicht hob um mich anzuschauen , hatte er keine Augen mehr, seine Augenhöhlen waren ganz und gar leer!!!!!!! Alles wirbelte durcheinander, ich bekam Angst und mir wurde schwindelig. Ich musste geschrien haben, denn ich wachte davon auf, dass mich jemand unsanft an den Schultern rüttelte. Ich öffnete meine Augen und sah gleich darauf Liria über mir, die mich besorgt musterte. Liria hatte jetzt eine Lampe angezündet und erst jetzt sah ich, wie hübsch auch sie war. Ich hatte es hier anscheinend mit lauter hübschen Menschen zu tun, und neben Corleus gehörte Liria auf jeden Fall zu den hübschesten. Sie hatte einen eigenwilligen aber sehr hübsch geschwungenen Mund und eine sehr zierliche Nase, ihre Haare waren Schwarz und sprangen in wilden Locken um das schmale Gesicht herum. Ich stammelte, ihr prüfender Blick machte mich nervös. „ Es ist nichts... nur ein Albtraum.... ich bin schon in Ordnung!“ . Ich wollte aufspringen, um ihr zu beweisen, dass das wirklich der Fall war, doch der Schmerz in meinem Bein belehrte mich eines besseren. Also musste ich wohl oder übel liegen bleiben. Sie sah mich belustigt an : „Nur nicht so stürmisch, bald wirst du dir wünschen,ewig in diesem Bett geblieben zu sein!“ . Mit diesen Worten nahm sie eine grüne Salbe zur Hand und strich sie auf meine schlimmsten Brandwunden. Sie arbeitete schweigend und ich musste die Zähne zusammenbeißen, denn obwohl sie versuchte, die Salbe so sanft wie möglich aufzutragen, tat es trotzdem höllisch weh. Ich musste an etwas anderes denken, musste mich ablenken, wollte nicht vor Liria weinen denn sie war anscheinend eine starke Frau. Das wollte ich auch werden, deshalb verbot ich mir in ihrer Gegenwart auch nur eine Träne zu vergießen. Deshalb fragte ich sie, was es nun mit dieser ganzen Sache auf sich habe, ich hatte die Nase voll davon als einzige keine Ahnung zu haben, obwohl ich das ja wohl auch das Recht hatte alles zu erfahren. Liria sah mich lange an, überlegend, so, als ob sie nicht wüsste wie sie mir das, was sie mir mitzuteilen hatte verständlich beibringen könnte. „ Kind,“ sagte sie nach einigem überlegen( und das >Kind< ärgerte sich über diesen Ausdruck sehr!) „ die Reise, die wir unternehmen werden wird sehr hart, es wird uns manchmal bis an die Grenzen unserer Kräfte führen,doch es wird dazu beitragen,Solero und Sorros zu vereinen. Es wird eine schwierige Mission,die ich eigentlich alleine hätte durchführen müssen, aber es wurde mir gestattet,eine weitere geeignete Person als Unterstützung mit auf die Reise zu nehmen.
    Ich habe lange überlegt und Meine, in dir eine solche gefunden zu haben. Du hast Mut und Geschick,aber trotzdem bist du unscheinbar genug,dich unbemerkt in Häuser zu schleichen und die von uns benötigten Informationen zu beschaffen. Wir beide, du und ich,wir werden die zwei Welten zu einer großen Wunderwelt vereinen. Willst du mir dabei helfen?“ schloss sie ihre Rede. Ich konnte nur nicken,denn das Gefühl,dass etwas großes,etwas Wunderbares geschehen würde und ich eine Teil davon sein durfte,schnürte mir die Kehle zu.



    Re: Selina und die Wunder der Schattenwelt

    Sweet Jackie - 18.05.2008, 14:06


    Kapitel 6 Fragen über Fragen, Elinias und Arkadus

    Liria sah mich erwartungsvoll an. „ Du hast sicher viele Fragen, oder?“ fragte sie mich.Natürlich hatte ich viele Fragen, doch ich wusste nicht welche ich zuerst stellen sollte. Also fragte ich die, die mich am meisten beschäftigte : „ Was müssen wir tun, um die beiden Welten zu vereinen?“ .Liria lächelte und sagte : „ Wir müssen den großen Magier Elinias von Sorros stürzen.“ Ich schnappte nach Luft. Der Magier Elinias war der stärkste Magier in unserer Welt ! Wie sollte es uns jemals gelingen ihn zu stürzen? Ich hatte von seiner Macht gehört, von seinen Magischen Kräften. Einmal soll er eine ganze Armee aus Solero in Luft aufgelöst haben ,weil diese versuchten ihn zu bekämpfen und die Welten zu vereinen. Ich fragte mich außerdem, warum er derjenige war den wir ausschalten mussten um an unser Ziel zu kommen. Das war dann auch meinen nächste Frage an Liria. Sie erklärte mir : „ Elinias hat seine Macht hier in Sorros einem von ihm ausgeübten hinterlistigen Anschlag auf unseren früheren König Arkadus zu verdanken. Elinias war der erste Berater des Königs. Als Arkadus regierte, waren Solero und Sorros noch eine Welt und unser König war gerecht und tat alles für sein Volk. Dies wurde ihm aber zum Verhängnis. Elinias war, wie gesagt der erste Berater des Königs und dieser vertraute ihm blindlings. Die beiden waren zusammen aufgewachsen und hatten jede Menge Abenteuer erlebt , beide hatten sich gegenseitig das Leben gerettet und dadurch hatte sich eine besondere Freundschaft zwischen den beiden entwickelt.Als Arkadus König wurde, nahm er sich, wie zu erwarten, Elinias als seine ersten Berater. Anfangs ging alles gut,doch irgendwann wurde Elinias neidisch auf Arkadus. Er konnte nicht verstehen, warum Arkadus König wurde und nicht er selbst, er war doch genauso Mutig und stark wie Arkadus! Der Neid zerfraß ihn, ließ ihn an nichts anderes denken,als daran, dass er selbst König werden wollte. Er sann auf eine List, denn er kannte Arkadus besser als jeder andere.Er wusste ganz genau, dass Arkadus alles für sein Volk tun würde, deshalb sagte er ihm, dass die Priester vorausgesagt hätten,dass bald eine große Katastrophe über das Land hereinbrechen würde, die das ganze Volk zerstören würde. Nur der Tod des Königs könnte dies verhindern.Arkadus war bestürzt über diese NAchricht, doch er vertraute Elinias völlig. Deshalb stürzte er sich noch am selben Abend von dem höchsten Turm seines Palastes,aber nicht bevor er Elinias das Versprechen abgenommen hatte, der neue König zu werden und sich gut um das Volk zu kümmern. Nachdem der König auf dem Boden des palästlichen Hofes zerschmettert war, wurde sich Elinias seiner Tat richtig bewusst. Er schrie auf vor Schmerz. Er hatte sich von Neid und Hass verblenden und leiten lassen, und seinen besten Freund in den Tod geschickt. Er wurde sehr betrübt ,und nachdem er als neuer König ernannt wurde zog er sich mehr und mehr in sich zurück und bereute seine Tat, vermisste seinen besten Freund. Also suchte er Zuflucht in etwas anderem,etwas was ihn ablenken konnte : Der Magie. Er las den ganzen Tag Bücher über Magie, stellte Lehrmeister ein, besuchte Magierkongresse. Doch als er alles Wissen beisammen hatte , fehlte nur noch eins : Das Zaubern. Er übte wie verrückt und es stellte sich heraus, dass er ein ungewöhnliches Talent dafür besaß. Bald hatte er den Schmerz über den Tod seine Freundes überwunden und das , was jetzt immer wichtiger für ihn wurde, war Macht. Er wollte der ganzen Welt zeigen, dass er Macht besaß, und das tat er auch. Er teilte die Welten. Die Sonnen- von der Schattenwelt. Ließ Grenzen bauen und streng bewachen. Unterdrückte sein Volk. Das machte ihm solchen spaß, dass er es heute noch tut.“ Liria endete, mit einem traurigen Lächeln. Ich schaute sie mit großen Augen ehrfurchtsvoll an . „ Woher weißt du das alles?“ hauchte ich.Sie erzählte ihr, dass ihr Vater ein enger Vertrauter des ehemaligen Königs gewesen war,doch er wurde hingerichtet,als Elinias in seinen Machtstrudel geriet.Er hatte seiner kleinen Tochter einen Brief hinterlassen von dem Elinias zum Glück nichts wusste,sonst hätte er Liria auch umbringen lassen! Die ganzen Informationen prasselten auf mich ein, mein Kopf versuchte sie alle aufzunehmen, weshalb er sehr schmerzte. Liria lächelte und riet mir,noch ein Weilchen zu schlafen um wieder zu Kräften zu kommen.



    Re: Selina und die Wunder der Schattenwelt

    Sweet Jackie - 18.05.2008, 14:07


    Kapitel 7: Warten

    Als ich das nächste mal aufwachte, war ich wieder zu Kräften gekommen und voller Tatendrang. Ich konnte es gar nicht erwarten, mit Liria auf Reisen zu gehen und wurde immer zappliger. Ich konnte mir nicht vorstellen, noch länger in diesem Bett liegen zu bleiben und zu warten. Doch ich hatte keine Wahl; das Bein war noch nicht verheilt. Also blieb ich erstmal liegen und ließ mir Lirias Bericht noch ein mal durch den Kopf gehen. Wieso hatte ich noch nie von alledem gehört? Mir wurde immer erzählt, dass Elinias ein gerechter König sei, der sich deshalb der Magie hingab, um sein Volk im Falle eines Angriffs schützen zu können. Bestimmt hatte Elinias diese Gerüchte verbreiten lassen,um seine düsteren Machenschaften ungestört ausführen zu können. Ich erinnerte mich an Matthias, ein ehrlicher Mann,der als Barbier in unserer Straße gearbeitet hatte. Er hatte einmal öffentlich den König auf eine urkomische Weise verspottet, dass selbst dessen Soldaten sich den Bauch halten mussten vor Lachen. Doch am nächsten Morgen kamen ebendiese Soldaten mit ernsten Gesichtern in Matthias´Barbierstübchen und führten ihn ab. Das machte Elinias also mit Leuten , die an ihm zweifelten. Sie zweifelten an Elinias als den wahren König.
    Deshalb wurden sie verhaftet, höchstwahrscheinlich eingesperrt oder gleich hingerichtet. Langsam wurde mir klar, warum manche Bewohner unserer Stadt einfach verschwanden und nicht wieder auftauchten. Der König hatte sie am aussprechen der Wahrheit gehindert,indem er sie in den Kerker seiner Festung steckte. Und dann.....? Ich wagte gar nicht daran zu denken.....wurden sie gefoltert, zerstückelt....? Ich wollte es gar nicht wissen und schüttelte mich bei dem Gedanken an das Schreckliche,was Elinias diesen Menschen angetan haben mochte. Ich war so in meine Gedanken versunken, dass ich nicht hörte, wie es an der Tür klopfte. Jemand klopfte noch einmal diesmal lauter. Ich schreckte auf .„ Herein!“ Die Tür öffnete sich und Corleus steckte grinsend den Kopf durch den Spalt. „ Na,du Siebenschläfer?! Du hast schon wieder 3 Stunden geschlafen!“ .Er war jetzt sehr gut gelaunt. „ Na und ?“, maulte ich übertrieben, „ich habe auch das Recht dazu,oder?“ Er sah mich verblüfft an, doch als ich grinste, lächelte er. Dann kam er herein und setzte sich auf den Stuhl,auf dem vor 3 Stunden noch Liria gesessen hatte. „ Und? Wie geht´s dir?“ fragte er mich. „ Besser“ antwortete ich, „und dir?“ „Bestens“ grinste er. Ich bat ihn, mir etwas von sich zu erzählen,doch er winkte ab. „ Über mein Leben gibt es nichts Interessantes zu erzählen,ich möchte lieber wissen, wo Liria dich aufgegabelt hat.“ Ich erzählte ihm von Sora, von meinem >Beruf<und>getroffen<hatteAls ich ihm von den 2 Kerlen erzählte, die uns überfallen wollten, lachte er und rief: „ Jaja, die beiden sind schon echt ein paar Strolche!“ Ich wollte etwas über Lirias Einfluss in diesem Viertel erfahren und ich fragte Corleus danach. Er erzählte: „ Liria stammt aus einer sehr einflussreichen Familie , ihr Vater ,Dragan, war der 2. Berater des Königs Ardakus gewesen. Dann, als dieser sich von den Türmen des Palastes stürzte, forschte Dragan nach,bei den Priestern und den Dienern im Palast. Bald erfuhr er,dass Elinias den König durch eine List in den Tod geschickt hatte und er stellte ihn zur Rede. Als Elinias hörte,dass Dragan alles wusste, ließ er ihn einsperren und eine Woche danach hinrichten. Dragan hatte also noch eine Woche Zeit und die nutzte er, um mit seinem Kerkermeister Freundschaft zu schließen und diesen zu überreden, einen Brief an die kleine Liria , die Tochter Dragans, weiterzuleiten. doch erst zu ihrem 16. Geburtstag. In diesem Brief stand die ganze Geschichte der Intrige und als Liria 16 jahre alt wurde, erfüllte der Kerkermeister sein versprechen. Er gab Liria den Brief diese las ihn und ab diesem Tag war sie ein ganz anderer Mensch. Sie hatte sich nicht sonderlich für Politik interessiert, doch jetzt wollte sie alles darüber wissen. Sie fasste den Plan Elinias zu stürzen , doch wie sollte ein Mädchen von gerade mal 16 Jahren das anstellen? Doch sie verlor nicht den Mut. sie wandte sich an Freunde ihres verstorbenen Vaters und zeigte ihnen den Brief. Alle waren schockiert und sie gründeten eine Vereinigung,um den König zu stürzen und die beiden Welten zu vereinen . sie mussten im Untergrund agieren, weil der König seine Späher überall hatte. Liria entwickelte unglaublichen Ehrgeiz und bewies den Freunden ihres Vaters immer wieder ihre Intelligenz. Viel wurde Vorbereitet, doch es dauerte 7 Jahre, bis man an so etwas wie Handeln denken konnte. Und jetzt sie es soweit, Liria wurde dazu auserwählt, diese ungeheuer schwierige Mission anzuführen. Und du, Du darfst dabei sein!“ schloss er etwas Neidisch. „ Ich hab mir das nicht ausgesucht.“ verteidigte ich mich. „ Ist ja schon gut, ich wäre nur gerne auch mitgekommen....“ die letzten Worte waren nur noch ein Flüstern und kaum zu hören. Ich sah ihn an, doch er lächelte schon wieder, etwas zu übertrieben wie ich fand. „ Du freust dich bestimmt darauf, aus diesem Kaff herauszukommen?!“ fragte er. Ich wusste nicht ,was ich darauf antworten sollte, ich wusste nämlich ehrlich gesagt nicht, was mich erwartete, und das sagte ich ihm. Er wollte gerade etwas erwidern, als es wieder an der Tür klopfte. Es war der dicke Mann,er stellte sich mir als Bilbo vor. Bilbo balancierte ein Tablett mit einem Becher, einer dampfenden Suppenschüssel und einem Stück Brot auf der einen Hand, die hatte er zum Klopfen gebraucht. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, ich hatte seit knapp einem Tag nichts mehr gegessen . Bilbo lächelte erfreut, als er meinem hungrigen Blick auf das Tablett folgte und er stellte es auf mein gesundes Bein. Ich stürzte mich mit Heißhunger auf die Suppe und das Brot. Es war noch ganz frisch und warm, selten hatte ich so gutes Brot gegessen, bei Sora hatte ich immer nur die Reste bekommen, und die waren nicht selten schon angeschimmelt. Ich genoss den Geschmack der Gemüsesuppe und des frischen Brotes. Als ich aufgegessen hatte, blickte ich auf. Beide, Corleus und Bilbo, sahen amüsiert zu mir herunter. „ Du bist wohl fast verhungert ?“ fragte Corleus belustigt. Ich wurde rot und zischte ärgerlich: „Ja, in der Tat, der Service hier lässt echt zu wünschen übrig!“ ich war so wütend und redete mich richtig in Fahrt: „ Ich bin ja wohl auch eine sehr wichtige Person in dieser Mission, da möchte ich aber auch so behandelt werden und außerdem bin ich nicht verhungert, sonder nur höflich euch gegenüber, die Suppe hat nämlich gar nicht geschmeckt und ich hatte gar keinen Hunger! Aber ich hab's mir nicht anmerken lassen , da seht ihr mal, wie gut ich schauspielern kann, ich weiß nämlich was sich gehört!“ So, jetzt ging es mir besser! Bilbo und Corleus starrten mich so verblüfft an dass ich erst loskichern und gleich darauf laut lachen musste. Die beiden brauchten erstmal eine Weile, um zu kapieren, warum ich lachte, dann erschien auch ein Grinsen auf Corleus´s Gesicht, nur Bilbo hatte eine etwas lange Leitung und schien etwas wütend auf mich zu sein. Während Corleus und ich noch lachten, drehte er sich auf dem Absatz um und verließ das Zimmer, nicht ohne die Tür kräftig zu zuknallen. Jetzt war ich an der Reihe verblüfft zu sein und das war ich auch. Als Corleus nun mein Gesicht sah, kam er gar nicht mehr aus dem Lachen heraus. Währen er noch japste, fragte ich ihn, was ich falsch gemacht hatte. „ Du hast ihn gekränkt, er ist unheimlich stolz auf seine Kochkunst. Du bist die erste, die an seiner Lieblingsgemüsesuppe etwas auszusetzen hat.“ lachte er. „Aber das hab ich doch nur aus Spaß gesagt, weil ich mich so geärgert hab´“ verteidigte ich mich. Er nickte und beruhigte mich, indem er mir erzählte , dass Bilbo nicht lange beleidigt sein würde und er kein nachtragender Sorrotoy war. Wenn ich mich bei ihm entschuldigen würde, könnten wir trotzdem noch gute Freunde werden. Ich war erleichtert und ich glaube ich sah auch so aus. Corleus lächelte mir beruhigt zu und strich sich ein paar Lachtränen aus den Augenwinkeln. Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile und ich fragte ihn , wie er Liria kennen gelernt hatte. Erst wollte er nicht ganz raus mit der Sprache. Dann sagte er einfach nur: „Ich habe Liria auf dem Markplatz kennengelernt und sie hat mich mitgenommen , so wie dich.“ . Ich war enttäuscht, ich wusste dass er mir etwas verheimlichte und das machte mich traurig. Er sah mich an und ich versank fast in seinen blauen Augen. Sie waren so blau wie der Himmel den ich noch nie gesehen hatte,doch gerade jetzt verspürte ich auch keine Sehnsucht danach ihn zu sehen. Ich wollte nur diesen Moment genießen und einfach nur hier sein. Corleus lächelte und sagte mit rauher Stimme: „ Du bist echt hübsch!“ Dann riss er seine Augen auf, so als ob er gerade erst begriffen hatte,was er da zu mir gesagt hatte. Er wurde rot und stürmte aus dem Zimmer. Ich blieb zurück, saß in meinem Bett wie erstarrt. Was hatte er da zu mir gesagt? Ich sei hübsch? Das konnte ich nicht glauben, alle in meiner Umgebung erzählten mir immer wieder, dass ich hässlich sei. Ich war total verwirrt, wem sollte ich Glauben schenken? Ich wollte so gerne Corleus glauben, aber ich wusste doch nicht, ob er nicht nur Spaß machte. Wie konnte er so was sagen und mich dann ganz verwirrt zurücklassen? Aber dann versank ich in meine Träume, in denen Corleus und ich Hand in Hand über eine Blumenwiese liefen und über uns war der Himmel, blau wie Corleus´ Augen.



    Re: Selina und die Wunder der Schattenwelt

    Sweet Jackie - 18.05.2008, 14:09


    Kapitel 8: Bilbo

    Dann klopfte es leise an die Tür und ich schreckte auf. War ich etwa schon wieder eingeschlafen?Bilbo kam herein und setzte sich leise . Ich wollte mich gerade entschuldigen, da schnitt er mir das Wort ab und sagte: „ Es tut mir Leid, manchmal bin ich etwas kleinlich, was meine Kochkünste betrifft. Ich habe es nicht leicht gehabt und wurde zu oft gehänselt , als Kind. Deshalb habe ich den Spaß nicht verstanden.“ Ich kam mir gemein vor, aber ich wusste ja nichts von seiner Vergangenheit. „ Entschuldige, aber ich wollte dich wirklich nicht beleidigen, ich wusste doch nicht, dass dich meine Worte so treffen würden. Ausserdem war ich wütend.“ entschuldigte ich mich bei ihm und setzte hinzu: „ Deine Suppe hat mir echt lecker geschmeckt, ich glaube ich habe noch nie so leckere Suppe gegessen!“ Bilbo starrte verlegen zu Boden und meinte: „ Das sagst du jetzt nur so.“ Aber ich meinte es ernst und das sagte ich ihm auch. Er freute sich wie ein Kind und fragte mich, was ich früher so gegessen hätte. Ich wurde rot und erzählte ihm von den Resten und dem verschimmelten Brot. Er war sichtlich empört und schimpfte laut über Sora. Doch ich beruhigte ihn, ich hatte es nicht anders kennen gelernt. Er war aufgestanden als er sich aufregte doch jetzt setzte er sich wieder hin. Er sah mich lange an, und irgendwie wusste ich, dass wir wirklich gute Freunde werden würden gerade als er sagte : „ Ich glaube wir werden gute Freunde!“. Ich fing an zu lachen und Bilbo wunderte sich, also erklärte ich ihm, dass ich gerade dasselbe gedachte hatte und er fiel mit in mein Lachen ein. Dann erzählte er mir, dass er einmal eine Familie gehabt hatte, eine Tochter, die jetzt genauso alt wie ich hätte sein müssen. Doch sie wurde es nie, ein Sturm zerstörte das Haus als er selbst gerade auf Arbeit war und seine Frau und sein Kind im Haus. Sie starben, wurden begraben unter Tonnen von Stein und Geröll. Bilbo hatte angefangen zu Weinen während seines Berichts. Jetzt wusste ich , warum er fast geweint hätte als er mich sah. Ich schob mich aus dem Bett und humpelte die paar Schritte bis zu seinem Stuhl, wo er in sich zusammengesunken saß und Weinkrämpfe ihn schüttelten. Dann legte ich meine Arme um ihn und redete auf ihn ein, wie mit einem kleinen Kind : „ Ist schon gut, es ist vorbei, das tut mir unendlich Leid“ Ich stand so, eine Weile, und Bilbo beruhigte sich wieder. Er wischte sich die Tränen ab und sah mich verlegen an: „ Willst du nicht meine Tochter sein? Du hast auch keinen Vater, warum sollte ich nicht dein Ersatzvater werden?“ Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte . Denn niemals hätte ich gedacht, dass mich jemand als Tochter würde haben wollen. Ich krächzte ein: „ Ja, das fänd' ich Prima“ Dann musste ich mich wieder ins Bett legen, während Bilbo schon wieder Tränen in den Augen hatte und an seinem Taschentuch fummelte. Ich dachte, >jetzt ist die Gelegenheit< und sagte: Also, weil du jetzt meine neuer Vater bist, darf ich dir doch sagen, was mich an dir stört, oder? Ich Meine, man muss doch zu seinen Eltern ehrlich sein, hab ich Recht?“ Bilbo nickte leicht verwirrt. „ Also“ sagte ich, „ ich finde du solltest mal wieder ein Bad nehmen!“ und Grinste. Auch er grinste „ Sonst noch was?“ fragte er. „ Nein, sonst bist du vollkommen in Ordnung“ lächelte ich. Dann ging Bilbo , um das von mir Vorgeschlagene in die Tat umzusetzen.

    Kapitel 9:Besserung

    Seit diesem Ereigniss kam Bilbo jeden Tag in mein Zimmer und vertrieb mir die Langeweile. Ich hatte den ganzen Tag nichts zu tun, deshalb war mir jeder seiner Besuche mehr als willkommen.Mein Bein verheilte zwar, aber nicht so schnell wie ich es wollte. Corleus ließ sich nicht mehr in meinem Zimmerchen blicken , das machte mich irgendwie sehr traurig. Wenn ich an ihn dachte , bekam ich so ein Kribbeln im Bauch , ich konnte mir nicht erklären warum, ich hatte so etwas noch nie gespürt. Eines Tages, als Bilbo mich mal wieder besuchte , fragte ich ihn etwas, was mir seit langem auf dem Herzen lag . „ Sag mal Bilbo, „ sagte ich schüchtern, „ findest du mich eigentlich hübsch?“ . Endlich war es heraus, die Frage die ich ihm schon die ganze Zeit stellen wollte. Bilbo betrachtete mich lächelnd. „ Ja,“ sagte er, „ du hast ein sehr schönes Gesicht, ich mag deine grünen Augen, sie funkeln so Intelligent!“ Ich fragte ihn, was das heißen sollte , ich hatte ja noch nie eine Schule besucht, konnte spärlich Rechnen, doch Lesen und Schreiben konnte ich nicht. „ Tja, also es ist nicht so, dass Leute die Lesen, Rechnen und Schreiben können, gleich automatisch Klug oder Superintelligent sind.Das hat etwas damit zu tun, ob man die richtigen Entscheidungen treffen kann , wenn es nötig ist und selbst wenn man unter Druck steht einen kühlen Kopf bewahrt. Ich denke du bist so ein Mädchen , ich meine , du hast die richtige Entscheidung getroffen obwohl du nur wenig Zeit hattest und nichts über unsere Mission wusstest .“ sagte er. Ich antwortete ihm: „ Ja, schon, aber woher willst du wissen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe? Ich könnte doch auch die ganze Mission zum Scheitern bringen!“ . Doch Bilbo glaubte nicht daran, er meinte ich sei viel zu Pfiffig um mich erwischen zu lassen. Und dabei blieb es. Doch ich war nicht zufrieden , ich fragte ihn, ob er mir Lesen und Schreiben beibringen könnte. Doch Bilbo konnte es selbst nicht. Also fragte ich ihn , ob er jemanden kenne der es mir beibringen könnte. Bilbo druckste etwas herum und entgegnete mir: „ ähm, ja ich kenne schon jemanden, aber ich müsste ihn erst fragen. „ Ich freute mich und hoffte darauf, dass dieser jemand einverstanden war. Ich wollte unbedingt das Lesen und Schreiben lernen, ich hatte mir fest vorgenommen mit vollem Eifer daran zu gehen ,damit ich beides noch vor dem Tag, an dem die Mission starten würde, könnte.



    Re: Selina und die Wunder der Schattenwelt

    Sweet Jackie - 18.05.2008, 14:10


    Kapitel 10:Der Lehrer

    Bilbo versprach mit seinem Bekannten zu reden und tat sehr geheimnisvoll. Ich fand das etwas übertrieben, er wollte mir nicht einmal den Namen dieser Person geben. Ich war sehr gespannt und voller Tatendrang, jetzt hatte ich vielleicht die Gelegenheit zu zeigen wie Intelligent ich war. Ich würde Bücher lesen können und Briefe schreiben , und Geschichten und.....
    Hach, es würde herrlich sein. Ich hoffte, dass ich einen Lehrer bekommen würde. Dann, als Bilbo das nächste mal zu mir hereinschlüpfte, sah ich schon an seinem Lächeln, dass er Erfolg gehabt hatte.Er erzählte mir, dass ich meine erste Stunde noch am selben Nachmittag bekommen würde , aber noch immer wollte er mir nicht den Namen des Lehrers sagen , so als ob es eine Überraschung sein sollte. Dann ließ er mich wieder allein. Ich freute mich auf meine erste Unterrichtsstunde , aber ich fragte mich auch, was Corleus machte. Ich hatte ihn seit 3 Tagen nicht gesehen, und das machte mich traurig.Was wäre, wenn ich ihn vor meiner Abreise nicht wiedersehen würde, ihn nie wiedersehen würde? Der Gedanke daran tat mir weh, ein Schmerz in meinem Herzen. Ich dachte an die wenigen Begegnungen, die wir gehabt hatten und wie unendlich wertvoll sie für mich waren .
    Wenn ich an ihn dachte, wurde mir warm ums Herz und ich hatte so ein unbeschreibliches Gefühl. Was war das bloß? Ich hatte keine Ahnung und ich wollte es auch nicht benennen. Doch was wäre, wenn ich ihn wirklich nicht wiedersehen würde? Schon bei dem Gedanken daran traten mir die Tränen in die Augen und sie tropften lautlos auf meine Bettdecke. Ich wollte sie mir grade abwischen, als es leise an der Tür klopfte. Ich atmete tief durch, das musste der Lehrer sein und ich wollte nicht, dass er an meiner Stimme hörte , dass ich geweint hatte. „ Herein!“ Langsam öffnete sich die Tür und Corleus steckte grinsend den Kopf herein. Als er die Tränen auf meinen Wangen sah, wechselte sein Gesichtsaudruck, er sah mich Hilflos an. „ Was machst du hier?“ fragte ich ihn, während ich mir gleichzeitig die Tränen abwischte. „ Ich bin dein Lehrer“ lächelte er. Ach, deswegen also hatte Bilbo so geheimnisvoll getan! Er wollte mich überraschen! Das war ihm aber gelungen! Corleus sah mich prüfend an und fragte : „ Du hast geweint?!“ Ich nickte. „Warum?“ Ich schüttelte den Kopf, ich hatte umsonst geweint, Corleus war ja da. Er nahm es so hin, fragte nicht weiter. Doch irgendwie hatte er sich verändert. MIr gegenüber. Er sah mir nicht mehr in die Augen, wich aus wenn ich es versuchte. Was war mit ihm los?! Er ging gleich über zum Unterricht und Ließ mich die ersten Buchstaben des Alphabets aufschreiben, das A , B und C . Das war nicht so leicht, ich hatte noch nie einen Stift in der Hand gehalten! Doch es klappte ziemlich gut, ich war begeistert! Ich wollte noch mehr lernen, doch Corleus schüttelte den Kopf : „ Nein , für heute reicht es, ich muss noch etwas erledigen!“
    Ich war so enttäuscht, dass mir wieder die Tränen in die Augen traten.Warum ging er so schnell und blieb nicht noch ein bisschen? Was hatte ich falsch gemacht?Ich wandte den Kopf ab,er sollte mich nicht so sehen. Doch es war zu spät . „ Hey Süße, was ist denn los?“ fragte er sanft. Jetzt konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten und fing an zu schluchzen. Erschrocken sah Corleus mich an , er wusste nicht, was er machen sollte. Nach einer Weile stander von seinem Stuhl auf und setzte sich auf den Bettrand. Ich wollte einfach nur alleingelassen werden und vergrub mein Gesicht ins Kissen. Corleus ließ mich Weinen , doch irgendwann legte er seine Hand auf meine Schulter und streichelte mich sanft. Ich beruhigte mich , langsam . Dann setzte ich mich auf und Corleus gab mir ein Taschentuch. Dann sah er mich an, endlich. „ Warum hast du geweint?“ fragte er, schon wieder. „Naja...also....ich ich vermisse Sora!“ Mist, warum log ich ihn an? Warum konnte ich nicht die Wahrheit sagen? „Nein, nur ein bisschen, aber das ist nicht derr Grund, eigentlich hatte ich Angst, dass ich dich nie mehr wieder sehe und dann...... naja...ich hab dich doch so gerne.Ich Meine,ich bin gerne mit dir zusammen!“ Was redete ich da eigentlich? Er musste denken ich sei verrückt!
    Aber er lächelte nur. „ Ich hab dich auch gerne, aber nach dem ,was ich zu dir gesagt habe, habe ich mich nicht mehr zu dir getraut: Die ganze Zeit habe ich nur an dich gedacht!“ sagte er schüchtern. Ich traute meinen Ohren nicht. Er mochte mich? Das hätte ich mir nie träumen lassen!
    Er streckte die Hand aus und streichelte meine Wange. Ich sah ihn an, und er sah mich an.Seine Augen waren so wunderschön blau, ich wollte sie den ganzen Tag anschauen. Und jetzt beachtete er mich! Ein Glücksgefühl durchströmte mich. Dann stand er langsam auf und schenkte er mir ein Lächeln. „ Ich habe wirklich noch etwas Wichtiges zu tun, morgen machen wir weiter, einverstanden?“ Natürlich war ich damit einverstanden, jetzt wo ich doch wusste warum er nicht gekommen war! Er war einfach nur zu schüchtern gewesen!Als er gegangen war schrieb ich noch einmal die Buchstaben, doch ich konnte mich nicht mehr konzentrieren.In mir sang es:Er mag mich, er mag mich, er mag MICH!. Das gerade Erlebte machte mich zu glücklich und ich konnte an nichts anderes mehr denken.
    Und dann fing ich selber an zu singen, ein Lied, das einzige das ich kannte.
    Sora hatte es mir beigebracht , eine einfache,fröhliche Melodie. Und ich war so fröhlich, dass ich es 5 Mal hintereinander sang.



    Re: Selina und die Wunder der Schattenwelt

    Sweet Jackie - 18.05.2008, 14:11


    Kapitel 11: Vorbereitungen

    Von nun an freute ich mich auf jeden Nachmittag. Ich lernta schnell, konnte schon bald das ganze Alphabet und auch etwas lesen konnte ich schon. Corleus und ich hatten immer viel Spass miteinander, nie kam Langeweile auf. Bald konnte ich meinen ersten Brief schreiben. Ich schrieb einen Überraschungsbrief an Sora, obwohl ich wusste, dass ich ihn nie würde abschicken dürfen. Abends, als Corleus grade gegangen war nahm ich mir ein Blatt und einen Stift und fing an zu schreiben.Ich schrieb Sora, dass es mir leid tat dass ich sie verlassen hatte und dass sie nicht traurig sein sollte , ich hätte eine wichtige Mission zu erfüllen.Ich schrieb ihr von Bilbo und Liria und natürlich auch von Corleus.
    Der Brief half mir, die Geschehnisse zu erfassen und endlich einmal richtig über alles nachzudenken. Stolz zeigte ich den Brief am nächsten Tag Corleus, der ihn erstaunt durchlas. „Natürlich weiss ich, dass sie den nicht bekommen darf!“ sagte ich hastig.Er nickte . „Wie geht es deinem Bein?“ Ach ja, daran hatte ich gar nicht mehr gedacht! Es war fast verheilt und ich wollte unbedingt aufstehen. Also schob ich mich langsam aus dem Bett und wollte aufstehen, doch meine Beine gaben unter mir nach. Ich hatte zu lange im Bett gelegen und jetzt hatten sie keine Kraft mehr. Hätte Corleus mich nicht aufgefangen, ich wäre auf die Dielen gekracht. Doch er fing mich auf , und ich lag in seinen starken Armen. Ich fing an zu lachen und er ließ mich auf das Bett fallen. Während er sich den Bauch halten musste. Ich hatte ihm im Fall ausversehen den Ellenbogen in den Bauch gerammt. Ich lachte und lachte bis mir die Tränen kamen. er stand nur da und blickte auf mich herunter. „ Ich glaube, du bist gesund!“ grinste er. Dann warf er sich neben mich aufs Bett und kitzelte mich durch. Ich wand mich unter seinen Händen und japste . Ich bekam keine Luft mehr, doch er machte erbarmungslos weiter. Irgendwann ließ er von mir ab und meinte zufrieden, dass ich diese Abreibung verdient hätte. Ich schmollte, doch ihm konnte ich einfach nicht lange böse sein. Wie denn auch? Seine blauen Augen funkelten spöttisch, als ich mir nun den Bauch hielt und rumjammerte. „Du mieser Kerl!“ alberte ich „ Ich will dich nie mehr wiedersehen!“ Da wurde seine Miene ganz sanft und er nahm mich in den Arm „ Mein Schatz, was soll ich denn dann bloß anfangen?“ Ich lachte, die formuleirung ,Mein Schatz` war ja wohl nicht ernst gemeint! Doch Corleus sah mich nur erstaunt an, und es tat mir leid,dass ich gelacht hatte.Ich schnurrte ihn an „grrrrrrrrrr....“ und jetzt fing er an zu lachen „Na, mein Tiger?“ Ich kicherte.
    Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, doch da wurde die Tür geöffnet.
    Liria kam herein. Corleus lag immer noch mit mir auf dem Bett, aber er stand schnell auf und verließ den Raum als Liria kam. Er wirkte plötzlich so verschlossen auf mich, so als ob ich ihn jetzt nicht mehr kennen würde.
    Ich verstand garnichts mehr. Liria wirkte gestresst und irgendwie unausgeschlafen. Ich fragte mich, was sie wohl die ganze Zeit machte. Ich wusste nichts von dem ,was außerhalb meines Zimmerchens passierte.
    liria setzte sich auf den Stuhl und besah sich mein Bein. „Es ist gut verheilt:“ stellte sie erfreut fest „du kannst jetzt wieder aufstehen und mir bei den Vorbereitungen helfen!“ Ich freute mich auch ,mit ihr. Ich hatte jetzt eine Woche im Bett gelegen und verspürte den Drang, einfach mal wieder durch die Gegend zu laufen. Liria gab mir einen Auftrag : Ich sollte zum Markt gehen und Seile kaufen, dicke feste Seile. Wozu wir die brauchten, das sagte sie mir nicht.Sie gab mir das Geld und ging. Ich öffnete die Tür des Zimmers und blickte auf eine Treppe. Erstmal da runter dachte ich. Mit wackligen schritten tastete ich mich die Stufen entlang.Unten angekommen, hatte ich keine Ahnung , wie ich jetzt nach draußen kommen sollte. Ich hatte drei Türen zur Verfügung: eine Rechts von mir , die ander auf der Linken Seite und die letzte vor mir. Warum hatte mir Liria nicht gesagt welche Tür ich nehmen sollte? Ich wählte die vor mir, und kam in einen Raum, den ich als Küche identifizierte. Bilbo stand mit dem Rücken zu mir und vor einem Ofen, er brutzelte etwas in einer Pfanne und summte derweile ein Lied. Er hatte mich nicht bemerkt. Ich ging so leise wie möglich zu ihm und legte von hinten die Hände auf seine Augen. Er hielt inne und brummte: „Corleus, bist du nicht etwas zu alt für sowas?“ Ich biss mir auf die Lippen ,um nicht loszukichern und gab ihn frei. Er drehte sich um und ich konnte die Freude in seinem Gesicht sehen, Freude über meine Besserung. Das tat mir gut, jemand freute sich über mich! „ Na,mein Täubchen, wieder auf den Beinen?“ strahlte er mich an. Ich nickte, dann fragte ich ihn nach dem Weg zum Markt. er beschrieb ihn mir und ich machte mich auf den Weg.



    Re: Selina und die Wunder der Schattenwelt

    Sweet Jackie - 18.05.2008, 14:12



    Kapitel 12: Verirrt

    „Endlich mal wieder an die frische Luft“ dachte ich und atmete tief ein. Ich freute mich auf den Spaziergang und auf das Einkaufen. Ich war mir sicher, dass ich den Markt auch allein finden würde, doch da hatte ich mich geirrt. schon nach der ersten Kreuzung hatte ich mich verirrt. Ich wusst nicht mehr woher ich gekommen war und wohin ich gehen musste, um zum Markt zu kommen. Ich wollte eine vorbeieilende Frau nach dem Weg fragen, doch diese beachtete mich nicht mal. Ich war empört, ich brauchte Hilfe und diese dumme Ziege ging einfach vorbei! Ich dachte ich müsste einfach nur ein wenig suchen und mir würde etwas auffallen , was mir helfen würde den Weg zurückzufinden. Doch auch hier irrte ich : alle Gassen sahen ausnahmslos gleich aus, ich bezweifelte sogar, ob ich das Haus wiedererkennen würde auch wenn ich genau davor stehen würde. Hier sahen doch alle Häuser gleich aus! Langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. Hoffentlich musst ich nicht zu lange suchen, hoffentlich fand ich es bald! Sonst...ja was sollte ich sonst tun? Ich wollte nicht irgendwelchen Gaunern in die Hände laufen, als ofragte ich mich, ob ich mich irgendwo verstecken sollte. Doch wo? Und wie sollte ich denn dann je wieder zu Liria und Bilbo und vor allem Corleus zurückkehren? Ich war verzweifelt und irrte durch die leeren Gassen. Warum war denn keiner da? Ich konnte niemanden fragen ,nach dem Weg zum Markt und am besten auch gleich zurück zu den anderen! Was sollte ich nur tun? Ich fand das Haus einfach nicht, ich hatte mich bestimmt schon meilenweit davon entfernt! Ich fand den Markt, nach ungefähr Vier stunden ,doch da war er schon geschlossen, die Stände waren abgebaut und die Laternen gelöscht. Ich ging traurig zu dem Brunnen, der in der Mitte des Marktes stand und stzte mich an den Rand des Beckens.Ich löschte meinen Durst und versuchte nicht daran zu Denken, wer im Laufe des Tages dort hinein gespuckt haben könnte. Seufzend ließ ich mich hinter einigen Kisten nieder, die ein Händler dort stehengelassen haben musste, weil er sie nicht mehr brauchte. Ich war so müde und erschöpft, dass ich fats Augenblicklich einschlief. doch lange konnte ich nicht schlafen, ich glaube 10 minuten später wurde ich von ein Paar Männerstimmen geweckt. Ich presste mich an die Kisten und versuchte mich nicht zu bewegen, ich konnte ja nicht wissen, ob diese Männer nicht zu den Verbrechern gehörten, die in diesem Viertel so Zahlreich vertreten waren.
    Die Männer unterhielten sich flüsternd ,doch ich konnte sie gut verstehen.
    Der eine sprach nit tiefer rauher Stimme die mir einen Schauer üner den Rücken laufen ließ. Er schien der Anführer der Meute zu sein denn er ergriff sofort das Wort: „ Elinias hatte mich zu sich beordert, weil er denkt, dass es Sorrotoys in seinem Volk gibt, die ihn hintergehen wollen. Er hat mir befohlen, in unserem Viertel nach solchen Leuten zu suchen und sie an ihn zu verraten. Er bezahlt uns gut!“ lachte er. Es war ein grässliches Lachen, so gierig und ohne Mitleid. „ Er hat mir und jedem von euch ein Säckchen voller Goldmünzen versprochen wenn wir ihm die Verräter bringen!“
    Die Männer lachten. Ich zitterte nur, denn ich wusste: Wenn diese Männer mich entdeckten , dann war es aus mit mir, laufen lassen würden sie mich garantiert nicht! Ich hatte Todesangst und wagte kaum zu Atmen. Doch dann hörte ich schritte und die Männer entfernten sich wieder. Erleichtert atmete ich auf ,und wllte gerade aufstehen, als ich sah, wie einer von ihnen noch einmal zurückkam und genau auf meine Kisten zusteuerte.Ich dachte mein Herz bleibt stehen, doch ich wusste ,dass ich etwas unternehmen musste. Ich legte mich auf den Boden und kauerte mich zusammen. Ich schloss die Augen und versuchte so langsam wie möglich zu Atmen, um den Anschein zu erwecken als schliefe ich. Der Mann schaute jetzt hinter die Kisten und stieß einen Fluch aus. Jetzt hatte er mich also entdeckt.
    „ Marco!“ rief er laut „du hattest Recht, da liegt wirklich jemand!“
    Ich fing an mich zu räkeln und öffnete die Augen „ Wasn los?“ nuschelte ich
    „ Bist du das, Mama? Ich bin ja so froh, dass du mich abholst!“ Ich hängte mich an den Mann, handelte ganz intuitiv. Der Mann lachte schallend und schüttelte mich ab, sodass ich schmerzhaft auf den Boden geschleudert wurde. „Wer ist es?“ fragte Marco. Nur ein Straßenmädchen antwortete der Mann und lachte dreckig. er fasste mich am Kinn und blickte mich an. „Und gar nicht mal so hässlich!“ Zum Glück rief Marco: „Dafür haben wir keine Zeit, also komm jetzt und lass das Mädchen schlafen!“Ich rappelte mich auf, aber ich blieb trotzdem uaf dem Boden hocken. „ Verzeiht, Herr! Ich war wohl vorhin noch nicht ganz wach!“ log ich.
    „Wie spät ist es denn?“Doch der Mann besaß keine Uhr. Er sagte einfach ich sollte weiterschlafen und gesellte sich zu den anderen. Ich tat so als ob ich mich wieder hinter den Kisten wieder zum schlafen legen würde, doch eigentlich war ich so aufgewühlt, dass ich garnicht still halten konnte.
    Ich hatte riesige Angst und als die Fremden wirklich verschwunden waren rollte ich mich zusammen und fing leise an zu weinen. Ich wollte wieder zu Corleus und Liria und natürlich auch zu Bilbo! Ich wusste jedoch nicht ,wie ich es anstellen sollte.
    Irgendwann rüttelte mich jemand, ich schreckte auf. „Wieso liegst du hier auf dem Boden?“ fragte mich dieser jemand, dessen Stimme mir seltsam bekannt vorkam. Ich drehte mich um - und sah in Corleus´ hübsches Gesicht! Ich war so unendlich froh und erleichtert ihn zu sehen, dass ich mich in seine Arme warf und einfach nur Weinte. Auch er war sehr erleichtert, denn er erdrückte mich fast und auch er hatte Tränen in den Augen als ich ihn wieder losließ. „ Wie hast du mich gefunden?“ fragte ich ihn. „ Ich habe noch dir gesucht!“ sagte er einfach so, doch für mich war es das schönste was er hatte sagen können ( ich wusste ja noch nicht, dass es auch den Satz „Ich liebe dich“ gibt!). Er erzählte mir, dass er wieder mit mir Unterricht machen wollte,aber dass er mein Zimmer leer vorgefunden hatte.
    Bilbo hatte ihm erzählt, dass ich schon seit stunden wieder hätte zurück sein sollen, also machte sich Corleus auf die Suche nach mir.Ich war so glücklich , dass ich fast vergessen hätte, ihm von meiner Begegnung mit den unheimlichen Männern zu erzählen . Aber dann fiel es mir ein und ich erzählte es ihm. „ Ja,“ sagte er traurig „ Es gibt Leute die mit Geld zu kaufen sind, diese Verraten dann ihre Mitsorrotoys nur um ein paar Taler dazu zu verdienen!“ . Ich freute mich auf mein warmes Zimmer, ich war total durchgefroren und ich konnte mich nicht mehr richtig auf das Gespräch konzentrieren. Als wir angekommen waren, wartete Liria schon auf uns. „Wo hast du nur wieder gesteckt?“ fragte sie tadelnd. Ich schämte mich und sagte ich hätte mich verlaufen, aber sie lächelte mal wieder eins von ihren rätselhaften Lächeln, die Verständnis und Mitleid ausdrückten.
    In meinem Zimmer angekommen , fiel ich gleich in mein Bett und schlief ein.



    Re: Selina und die Wunder der Schattenwelt

    Sweet Jackie - 18.05.2008, 14:13



    Kapitel 13:Eine schreckliche Entdeckung

    Als ich am nächsten morgen aufwachte und aufstand, taten alle meine Knochen weh. Ich streckte mich und entdeckte ein Kleiderbündel auf dem Stuhl vor meinem Bett. Ich wunderte mich, war das etwa für mich?
    Ich faltete es auseinander , hielt ein wunderschön sauberes blaues Kleid in meinen Händen. Ich konnte es kaum fassen, wer hatte es hierher gelegt?
    Ich schlüpfte aus meinem alten zerrissenen Kleid und zog das neue an.
    Der Stoff schmiegte sich weich an meine Haut . Es war das gemütlichste Kleid, das ich je besessen hatte. Noch während ich mich bewunderte, klopfte es mal wieder an die Tür. Corleus kam herein und grinste, wie so oft wenn er mich sah. „ Gefällt es dir?“ Fragte er mich. Ich nickte, konnte nichts sagen, mir saß ein Kloß im Hals. „ Was hast du?“ fragte er, verwirrt. „Von wem ist das Kleid?“ wollte ich wissen. Corleus druckste rum.“ Ähm... naja ,also,das hab ich dir geschenkt!“ sagte er. Ich fiel ihm um den Hals und gab ihm einen Kuss auf die Wange, wie ich es bei Sora immer gemacht hatte ,wenn ich mich bei ihr bedankt hatte. Corleus wurde rot, fuhr sich mit der Hand über die Wange und starrte mich nur sprachlos an. „ Was hast du?“ wollte ich wissen. „ Hab ich etwas falsch gemacht?“ „Nein,“stotterte er, „ es ist nur, sowas hat noch nie jemand bei mir gemacht,und dass grade du....!“
    Jetzt war ich verwirrt, was war denn schon dabei? Das gehörte zu meinem Alltag, ich hatte es auch bei meinen Freunden gemacht, und auch die Strassenhunde knuddelte und knutschte ich immer ab, bis sie jaulend davonliefen.Warum benahm er sich so komisch? Ich konnte es mir nicht erklären und grübelte noch nachdem er das Zimmer verlassen hatte.Als Bilbo ins Zimmer trat, fand er mich sehr Nachdenklich und fragte mich was los sei. Ich erzählte ihm von Corleus´ merkwürdigen Verhalten.Bilbo lachte nur und konnte garnicht mehr aufhören. Das wunderte mich noch mehr! „ Warum lachst du ?“ fragte ich ihn gereizt. „Es ist bloß, dass du anscheinend noch nichts über das Verhalten von Mädchen und Jungen gehört“ grinste er.Bei dem folgenden Gespräch hörte ich zum ersten mal von der Liebe. Bilbo schilderte mir, wie er sich in seine Frau verliebt hatte und wie ungeschickt er sich angestellt hatte. Ich wunderte mich und fragte ihn: „ Hat ein Kribbeln im Bauch auch etwas mit dem Verliebtsein zu tun?“. Bilbo nickte. „Offensichtlich hast du dich in Corleus verliebt,“ seufzte er. Und dann setzte er hinzu: „und er sich anscheinend auch in dich!“. Mir wurde heiß und kalt. Corleus sollte sich in mich verliebt haben? Warum sollte er das tun? Was war denn an mir besonders? Ich war hässlich und Dünn und klein, viel zu klein! Warum sollte er, der schon fast erwachsene Junge, sich in mich verlieben? Ich war so in Gedanken versunken, dass ich nicht merkte, wie Bilbo leise aus dem Zimmer ging. Als ich aufsah, war er nicht mehr da.Ich seufzte, machte mein Bett und strich dann das neue Kleid glatt und verließ das Zimmer. Unten an der Tür traf ich auf Liria, sie feilschte gerade mit einem Hausierer um den Preis einer Wasserflasche, die angeblich unzerbrechlich war. Ich grüßte und Liria warf mir ein gequältes Lächeln zu.
    Der Händler wollte einfach nicht den Preis heruntersetzen. 10 Taler wollte er für die Flasche mit dem Fassungsvermögen von einem Liter. Das war eindeutig zu viel. Gerade als Liria sufzte und diesen zu überteuerten Preis zahlen wollte, ging ich dazwischen. „ Diese Flasche möchte ich mir gerne mal genauer ansehen!“ rief ich und streckte fordernd die Hand aus. Liria sah mich verwundert an, der Händler seufzte und gab mir die Flasche. Ich betrachtete sie eingehend und fand einige Mängel: sie hatte einige Beulen und sogar ein kleines Loch. „ Deine Ware ist nicht ganz in Ordnung“, sagte ich zu dem Händler. „Wenn du Glück hast, wirst du diese Flasche noch für einen hlaben Taler los. Ich gebe dir anderthalb!“ Der Händler machte große Augen, Liria schnappte nach Luft. Der Mann versuchte zu Diskutieren, doch ich ließ mich nicht von meinem Angebot abbringen. Schließlich bekam ich die Flasche- für anderhalb Taler. Als der Händler in einer Gasse verschwunden war, ging ich zu Bilbo und nahm eine kleine schmale Eisenstange, so lang wie mein Ellenbogen und legte sie ins Feuer. Nach ein paar Minuten glühte das Eisen und ich nahm es heraus. Dann verschmolz ich das Loch, die Beulen konnte ich nicht beseitigen. Liria war mir gefolgt und hatte mich skeptisch beobachtet. Jetzt drückte ich ihr die Flasche in die Hand. „ Ich glaube, jetzt können wie sie benutzen.“ Liria nickte und sagte anerkennend: „ Das hast du gut gemacht!“ dann ging sie, mit der Flasche in der Hand.Ich freute mich über das Lob, dann half ich Bilbo beim Frühstück machen, wobei ich so durcheinander war, dass mir das Brot aus der Hand auf den Boden fiel. Daraufhin schickte mich Bilbo aus der Küche und ich suchte nach Corleus. Wo war er bloß? Ich hatte keine Ahnung, und kannte mich in diesem Haus auch nicht aus. Also machte ich eine Art Erkundungstour. Ich bemerkte, dass das Haus viel größer war, als es von aussen aussah. Das verwirrte mich, doch ich öffnete trotzdem eine Tür, von der ich nicht wusste was dahinter verborgen war.Ich kam in eine Art Abstellkammer, hier war niemand drin, also schloss ich die Tür wieder und ging durch einen Korridor in einen weiteren Raum.Hier fand ich Liria. Als sieh sah wie verwundert ich war, lachte sie. „ Jetzt siehst du, was wir hier die ganze Zeit gemacht haben. Von außen sieht es aus wie viele verschiedene Häuser, doch diese sind alle miteinander verbunden, damit wir unbemerkt von einem Stadtteil in den anderen kommen können.“
    Ich staunte und konnte kaum glauben, dass ich vielleicht schon in einem ganze anderen Haus war. „Wo findde ich Corleus?“ fragte ich Liria. Ihre Miene verfinsterte sich. „Was willst du von ihm?“ fragte sie. Ich war verunsichert,was hatte Liria gegen ihn? „ Ich wollte ihn fragen, ob er mir hier alles zeigen kann!“ ich griff zu einer Notlüge, eigentlich wollte ich nur sehen wie es ihm ging und wissen was er den ganzen Tag so machte.
    „ Das geht jetzt nicht, er ist beschäftigt!“ sagte kurz angebunden und setzte sich an einen Tisch, wo sie anfing, in irgendwelchen Papieren herumzublättern.anscheinend wollte sie mir damit zeigen, dass sie beschäftigt war und ich gehen sollte. Ich trat näher an den Tisch heran. „Was ist das, und was sind das für komische Zeichen, dort auf dem Papier?“ fragte ich Liria, denn ich setzte vorraus, dass Corleus Liria nichts von unseren gemeinsamen Unterrichtsstunden erzählt hatte. Ich lag richtig, denn Liria erklärte mir, dass diese Zeichen Buchstaben wären und dass man damit Nachrichten schreiben könnte. Ich tat sehr unwissend und fasziniert.Ich fragte sie, ob ich mir ein solches Papier einmal ansehen könnte. Liria reichte mir eines und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
    Ich überflog das schreiben, tat aber so, als ob ich die Buchstaben zu entziffern versuchte. Bei dem Blatt handelte es sich um eine Botschaft, von Liria an jemanden, dessen Namen ich nicht kannte und auch nicht entziffern konnte. Liria schrieb, dass sie Corleus aus dem Weg schaffen wolle, weil sie dachte, dass es sich bei ihm um einen Verräter handelte, der in Wirklichkeit in den Diensten von Elinias stand.
    Ich traute meinen Augen kaum, konnte mein Entsetzen kaum verbergen.
    Ich starrte auf das Papier in meinen Händen und 1000 Gedanken wirbelten in meinem Kopf. Warum sollte Corleus ein Verräter sein? Und Wieso hatte Liiria kein Vertrauen zu ihm? Ich verstand nichts mehr!
    Liria raschelte mit ihren Papieren und das brachte mich in die wirklichkeit zurück. Ich legte die Botschaft vor sie auf den Tisch und fragte unschuldig: „Was ist denn das für ein Zeichen?“ Ich tippte mit dem Finger auf das Siegel, das unter der Botschaft prangte. Liria nahm es in die Hand und erklärte mir, dass das ihr Siegel war, und dass niemand anderes so eins besäße. Sie war abgelenkt und ich atmete tief durch. Ich musste Corleus warnen! Das war das einzige woran ich denken konnte. Als Liria mit ihrer Erklärung geendet hatte, verabschiedete ich mich hastig und lief, ja rannte fast , in die Küche. Als ich dort angekommen war, fragte ich Bilbo noch ganz ausser Atem, wo ich Corleus finden könnte. Bilbo schaute mich erstaunt an und erklärte es mir. Ich musste nicht an Liria vorbei, wenn ich zu ihm wollte, das war Glück, denn sonst hätte sie Verdachte geschöpft.
    Ich hastete durch die Türen und Gänge, die Bilbo mir beschrieben hatte und fand Corleus in einem von 3 Öllampem erleuchteten Raum. Er saß über einen Tisch gebeugt und arbeitete an irgendeinem rotschimmernden kleinen Ding, ich konnte nicht erkennen was es war. Ich räusperte mich leise und Corleus blickte überrascht auf. Als er mich sah, weiteten sich seine Augen und er ließ hastig das kleine Ding in seine Hosentasche gleiten. „Selina! Was machst du denn hier?“ fragte er mich. „Du, ich muss dir was ganz wichtiges erzählen!“ plapperte ich los. Er schaute mich fragend an, redete aber nicht dazwischen. „ Also, das ist so: Ich hab dich gesucht und war in diesem Arbeitsraum von Liria gelandet. Sie hatte grade was geschrieben, und da dachte ich , ich werf mal einen Blick drauf, sie weiß ja nicht, dass ich das Lesen von dir gelernt habe. Und sie hat mir eine noch nicht abgeschickte Botschaft gegeben.Sie selbst hat sie geschrieben, an jemanden den ich nicht kenne. Auf jeden Fall steht da drin, dass Liria dich verdächtigt, einer der Anhänger von Elinias zu sein, und dass sie dich deshalb > aus dem Weg schaffen will< . Ich wollte dich warnen, am besten du gehst gleich, ich hab ja solche Angst um dich!“. Corleus sah mich verwundert an. „ Warum sollte ich ein Anhänger Elinias´ sein und warum sollte Liria mich umbingen wollen?“ Er schien noch nicht ganz wach zu sein, er überblickte die Situation nicht ! Ich wäre fast verzweifelt! Warum packte er nicht einfach seine Sachen und brachte sich in Sicherheit, bevor Liria ihre Pläne mit ihm verwirklichen konnte?Doch Corleus war ganz ruhig. Er glaubte mir nicht! Wie konnte ich ihm bloß klar machen wie ernst die Situation war?
    Ich war so aufgeregt, dass ich fast angefangen hätte zu heulen. Corleus stand auf und nahm mich in den Arm. Ich beruhigte mich, wie immer wenn ich bei ihm war. Er strich mir über die Haare und sagte: „So, und jetzt erzählst du mir das alles noch mal!“ Er klang so ruhig, seine Ruhe gab mir Kraft. Also erzählte ich alles noch einmal ganz genau und ausführlich. Er hörte mir aufmerksam zu und anscheinend glaubte er mir dann doch, denn er schien ziemlich fassungslos zu sein. Er krallte sich an mein Kleid und blickte unruhig hin und her. „Wieviel Zeit habe ich noch?“ krächzte er. Ich hatte keine Ahnung, doch da Liria die Botschaft noch nicht abgeschickt hatte, dachte ich er hätte noch etwas Zeit. „ Wenn alle schlafen, dann verschwindest du, versprochen?“ ich wollte nicht, dass ihm irgendwas passierte. „ Ist das, was du mir hier erzählst auch die Wahrheit?“ fragte er mich skeptisch. Ich konnte es kaum fassen, warum dachte er denn dass gerade ich ihn belog? „ Warum sollte ich das tun? Warum sollte ich dich belügen?“ fragte ich, etwas gekränkt und eingeschnappt. „ Naja....also ich weiß ja nicht, vielleicht mache ich dir Angst, oder du fühlst dich von mir bedrängt....? Und deshalb willst du mich loswerden... ich glaube ich habe meine Gefühle dir gegenüber einfach zu offen gezeigt!“ Wovon redete er?
    „Was für Gefühle? fragte ich neugierig. Corleus wurde rot und schaute auf die Flamme einer Lampe. Na dann nicht, dachte ich. Ich befreite mich aus seinen Armen, und sagte : „ Wie auch immer, du musst mir nicht glauben, ich wollte dir nur helfen, wenn du nicht auf mich hörst und morgen tot in einer dieser unzähligen Gassen liegst, dann ist es nicht meine Schuld.“
    Ich ging langsam wieder durch den Gang bis zu der Treppe , die hin zu meinem Zimmer führte. Ich stieg die Stufen hinauf, und konnte immer noch nicht glauben, was ich zu Corleus gesagt hatte. Warum hatte ich ihm nicht die Wahrheit gesagt, dass ich Angst um ihn hatte weil ich ihn liebte und ihn deshalb gewarnt hatte? aber nein, ich musste mal wieder etwas gemeines sagen, etwas was ich nie hatte sagen wollen. Ich verkroch mich in mein Zimmer und weinte ein bisschen darüber, dass Corleus mir nicht glaubte. Doch wenn er mir glauben würde, dann würde ich ihn ja auch nicht wieder sehen..... . Er musste es einfach glauben,. er musste einfach der Wahrheit ins Auge blicken! Nicht immer waren die Sorrotoys so, wie sie nach außen hin schienen, das stellte ich verbittert fest. Ich hätte nie gedacht, dass Liria auch nur einer Kellerassel etwas zu leide tun könnte, doch jetzt schien sie sich in jemanden zu verwandeln. IN jemanden, der so skrupellos sein konnte, und nur auf einen Verdacht hin jemanden umbringen wollte. Ich war wirklich schockiert und ich hatte Angst, riesige Angst um Corleus und auch vor Liria, die ihn Töten wollte.



    Re: Selina und die Wunder der Schattenwelt

    Sweet Jackie - 18.05.2008, 14:15



    Kapitel 14: Die Flucht

    Kurze Zeit später kam Corleus in mein Zimmer geschlichen, mit einem Sack in der Hand. „ Darf ich das bitte unter deinem Bett verstecken?“ fragte er mich verlegen. Ich atmete erleichtert auf, er glaubte mir also! Ich nickte und
    half ihm, das Laken so zu ziehen, dass man den Sack nicht sehen konnte.
    „ Was willst du tun?“ fragte ich leise und dachte schon er würde nicht antworten, denn er sah so aus als würde er gleich wieder gehen.
    Doch dann blieb er stehen und trat an mich heran: „ Du verrätst mich nicht, oder?“ Seine blauen Augen wirkten ganz kalt und drohend, dass ich unwillkürlich zurückwich, während ich mit dem Kopf schüttelte.
    Er senkte den Kopf und fing an zu erzählen: „ Ich habe schon vor drei Monaten einen Geheimgang gefunden, von dem Liria anscheinend nichts weiß. Ich wollte ihn ihr eigentlich zeigen, aber ein Glück hab ich´s nicht getan! Durch diesen Gang werde ich heute Nacht verschwinden... .“
    Corleus sah mich an, und ich konnte in seinem Ausdruck so etwas wie Schmerz erkennen, Abschiedsschmerz?
    Mir kamen selbst die Tränen wenn ich auch nur daran dachte, dass er morgen nicht mehr da sein würde. „Du brauchst doch nicht weinen!“ sagte Corleus mit sanfter Stimme. Doch das gab mir nur noch den Rest!
    die Tränen liefen immer weiter, von meiner Nase auf den Boden, von den Wangen auf das neue Kleid... . Und jetzt hatte Corleus mich in den Arm genommen und versuchte mich zu trösten. Er wischte mir die Tränen von meinen Wangen, doch es schien mir, als müsste ich immer weiter Weinen. Ich würde Corleus total vermissen , das wusste ich jetzt schon. Warum war das alles nur so ungerecht? Warum konnte Corleus nicht einfach hier bleiben? Ich hatte so viele Fragen, doch ich wusste nicht, wem ich sie stellen konnte. Doch erst einmal genoss ich es, von Corleus einfach nur in den Arm genommen zu werden, ich wollte ihn nie mehr loslassen. Aber ich wusste ganz genau, dass er am nächsten morgen nicht mehr da sein würde. Und dann hörten wir schritte, jemand stieg die Treppe hinauf.
    Corleus reichte mir ein Taschentuch und bedeutete mir, ich solle mir die Tränen abwischen. Ich tat es, während er sich hinter der Tür versteckte. Als es klopfte, hielt ich den Atem an. Bilbo steckte den Kopf durch die Tür und sah mich an: „ Hast du Corleus gesehn?“ fragte er mich. Ich sah unsicher zu Corleus, der nur den Kopf schüttelte. Also musste ich lügen. „Nein, seit heute morgen schon nicht! Ich hab ihn gesucht, aber selbst Liria konnte mir nicht sagen wo er ist. Da, wo du ihn vermutet hattest, war er nicht.“
    Ich bemühte mich, meiner Stimme einen normalen Klang zu geben und schaute Bilbo an. ‘Hoffentlich bemerkt er nicht, das ich lüge!‘ dachte ich verzweifelt. Doch er glaubte mir und verließ das Zimmer, um weiter nach Corleus zu suchen.
    Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, fing ich leise an zu kichern, ich war echt erleichtert! Was passiert wäre wenn Bilbo Corleus gefunden hätte, das wollte ich mir nicht ausmalen! Auch Corleus atmete erleichtert auf , doch sein besorgter Gesichtsausdruck blieb. „ Ich muss mich jetzt erstmal verdrücken, ich komm aber noch mal vorbei um mich zu verabschieden“ flüsterte er noch , dann war er aus der Tür geschlüpft. Ich setzte mich auf mein Bett und drückte ihm die Daumen, hoffte dass er nicht entdeckte werden würde. Dann nahm ich eine Stift zur Hand und fing an zu schreiben:

    Lieber Corleus, ich denke ich werde dich total vermissen!
    Ich freue mich echt über die Zeit die wir miteinander verbracht haben und
    hoffe, dass du mich niemals vergisst! Ich werde dich auch nie vergessen, nie , nie ,nie! Dankeschön, dass du mir das Lesen und schreiben beigebracht hast, Dankeschön! Wenn du in Sicherheit bist, musst du mir eine Nachricht schicken, sonst denke ich immer dir ist etwas passiert, bitte
    tu das! Wenn ich dann die Mission erfüllt habe, kannst du mich dann holen?
    Ich möchte nicht bei Liria bleiben, ich muss sonst immer daran denken, was sie mit dir machen wollte. Ich glaube das kann ich nicht ertragen!
    Ich wünsche dir viel Glück auf deiner Flucht und hoffe, dass du Glücklich wirst!
    Deine Selina

    Ich las mir den Brief noch einmal durch und zögerte, doch dann schrieb ich kurz entschlossen noch darunter was ich fühlte:

    P.S: Ich glaube ich Liebe dich!

    Meine Hand zitterte und ich war kurz davor , die letzte Zeile wieder weg zu streichen, als ich hörte , wie Liria meinen Namen rief.
    Ich faltete schnell den Brief und steckte ihn in die Tasche meines Kleides.
    Dann rannte ich schnell die Treppe hinunter.
    Unten stand Liria und wartete ungeduldig auf mich. „Selina, ich habe da eine Aufgab für dich!“ sagte sie. „ Ich möchte, dass du diese Kisten hier auspackst und den Inhalt in die Abstellkammer bringst.“ Sie zeigte auf ungefähr 5 große Kisten, die in der Küche standen. Ich stöhnte. Ich würde den ganzen Tag beschäftigt sein! Liria ging wieder an ihren Schreibtisch und ich machte mich an dei Arbeit. Ich hatte erst mal Mühe, überhaupt den Deckel von der ersten Kiste zu heben, doch mit großem Kraftaufwand klappte es dann. Die Kiste war voll gestopft mit Seilen, Werkzeug, Decken , anscheinend alles Sachen, die wir für die Reise brauchen würden. Ich fing an, den ganzen Kram auszuräumen und in die Abstellkammer zu schleppen. Ich war nach ein paar Gängen total außer Atem, meine Verletzung machte sich bemerkbar. Außerdem war ich noch nicht ganz zu Kräften gekommen, ich hatte doch so lange im Bett gelegen. Doch ich wollte keine Schwäche zeigen, wollte nicht Hilflos scheinen, vor Liria und vor Bilbo. Also schleppte ich weiter den Krimskrams hin und her. Als Bilbo zum Mittagessen rief, hatte ich die ersten beiden Kisten ausgeräumt. Als ich in den Essraum kam, sah ich erstaunt, dass Corleus auch mit am Tisch saß.
    Ich dachte schon sie hätten ihn entdeckt, doch er schenkte mir ein beruhigendes Lächeln. Ich atmete erleichtert auf, anscheinend gehörte das zu seinem Plan. Ich dachte nach. Na klar! Er aß mit damit Liria keinen Verdacht schöpfte! Das war recht clever von ihm. Es gab wieder Gemüsesuppe und ich hatte wirklich Hunger und war ziemlich erschöpft.
    Also löffelte ich meine Suppe schnell aus und verlangte nach mehr. Bilbo und Corleus musterten mich schon wieder belustigt, doch ich beachtete ihre Blicke nicht weiter. Ich beobachtete Liria. Und die wiederum Corleus, wie als wäre sie irgendwie misstrauisch. Ich hatte Angst vor ihr, seit ich am Morgen die Nachricht gelesen hatte . „ Es ist schon komisch, wie ein beschriebenes Papier die Einstellung zu einem Sorrotoy verändern kann!“ dachte ich.
    Liria fragte mich , wie ich mit der Arbeit vorangekommen sei. Ich wich aus, wollte ihr nicht sagen wie langsam ich war. Plötzlich schaltete Corleus sich ein: „ Liria, ich denke alle 5 Kisten alleine Auszuräumen ist ein bisschen zu viel verlangt.... Ich werde Selli helfen!“ Ich lächelte ihm Dankbar zu, während Liria düster in ihrer Suppe herumrührte. ‘ Selli!‘ Das war ja echte ein lustiger Spitzname, ich mochte ihn!
    Nach dem Essenmachten wir uns gemeinsam an die Arbeit, es ging alles irgendwie einfacher. Ich packte die Sachen aus den Kisten und Corleus trug sie in die Kammer. Er war so stark, dass er mehrere Sachen gleichzeitig mitnahm, das hätte ich niemals geschafft!
    Als wir fertig waren, setzten wir uns auf eine leere Kiste und Corleus sah sich unauffällig um. Er hatte mir anscheinend etwas wichtiges zu sagen und wolte keine anderen Zuhörer dabeihaben. „ Ich muss heute wirklich gehen, kleine! Hast du gesehn, wie Liria mich beobachtete hat? Die ist echt Misstrauisch! Ich frage mich bloß, wieso sie denkt, dass ich zu Elinias gehören sollte!“ überlegte er. „Wann gehst du?“ fragte ich benommen. Er redete über seine Flucht wie etwas ganz Normales! Würde er mich nicht vermissen? „ Heute Nacht, aber ich komme och mal zu dir, ich muss noch meinen Sack abholen....!“ Ich sagte nichts mehr, starrte nur vor mich hin und war froh, dass ich meine Tränen zurückhalten konnte. Ich hatte in den letzten Tagen schon zu oft geheult, ich musste auf Corleus wirken wie ein Zuckerpüppchen! Corleus musste noch etwas Vorbereiten,also stibitzte Ich aus der Küche ein paar Vorräte und packte sie für Corleus ein. Dann ging ich in mein Zimmerchen und versteckte das Packet auch unter meinem Bett. Ich war den ganzen restlichen Nachmittag über traurig und wusste nicht , waas ich machen sollte. Also fing ich an, ein Bild zu malen. So etwas hatte ich noch nie gemacht, doch irgendwann war immer das erste mal.
    Ich setzte mich an das Tischchen und legte ein Blatt Papier vor mich hin und nahm einen Bleistift zur Hand. Außerdem legte ich eine Packung Buntstifte dazu, Bilbo hatte sie mir geschenkt, doch ich wollte nicht wissen, wo er sie herhatte. Dann überlegte ich, was ich malen konnte. Ich überlegte recht lange, doch mir fiel einfach nichts ein. Also fing ich einfach an, mit einem Strich, in der Mitte des Blattes, dann noch einen.
    Es sah aus wie die Umrisse eines Gesichts. Ich freute mich und machte einfach weiter. Ich vergaß alles um mich herum: meine Angst und sogar den Schmerz darüber, dass Corleus gehen musste. Ich malte und malte, bis das Bild fertig war. Ich hatte gar nicht gemerkt, was ich gemalt hatte, doch jetzt staunte ich über mich selbst. Hatte ich das wirklich gemalt? Ich konnte es gar nicht fassen. Auf dem Bild war ein Mädchen zu sehen, das vergnügt vor sich hin tanzte, es gab einen blauen Himmel und Vögel, und das Meer. Ich wusste selbst nicht, woher ich das alles wusste geschweige denn wie ich es hatte malen können, denn ich hatte das alles noch nie gesehen. Das Mädchen war sehr hübsch, doch es hatte nicht so große Augen wie wir Sorrotoy. Warum hatte ich das so gemalt? Im Nachhinein denke ich es war wie ein Zwang , ein inneres Gefühl, das nur darauf wartete entdeckt zu werden. Und als ich das Bild malte, brach es aus mir heraus und wurde von mir zu Papier gebracht. Ich war ganz verzaubert von dem Bild und konnte mich kaum rühren. Dann wurde der ‚Zauber‘ gebrochen, als es leise an der Tür klopfte. Ich drehte mich benommen um, es war Liria. Ich starrte sie nur an, war richtig wütend auf sie. Warum musste sie gerade jetzt reinplatzen? Ich drehte mich wieder zum Tisch und
    begann, die Stifte einzuräumen und versteckte das Bild unter einem Stapel anderer Blätter. Dann drehte ich mich wieder um und sah, dass Liria sich im Schneidersitz auf mein Bett gesetzt hatte. Sie schaute mich ernst an.
    „Warum hintergehst du mich?“ fragte sie jetzt und schaute mich vorwurfsvoll an. Ich bekam einen riesigen Schrecken, hatte sie etwa herausgefunden, dass ich Corleus verraten hatte, was sie plante? Ich konnte ihr nicht antworten und tat überrascht. „ Warum tust du das?“ Ich wusste immer noch nicht was ich sagen sollte, also schaute ich sie einfach nur an. Wollte sie mir vielleicht eine Falle stellen? Vielleicht wusste sie gar nicht, ob ich sie hinterging und tat nur so als ob sie es wusste, damit ich eingeschüchtert war und ihr alles erzählte? Ich hoffte, dass dies der Fall war und wechselte meinen Gesichtsausdruck von Überrascht zu Entsetzt. „Wieso denkst du , dass ich dich Hintergehen könnte? Ich möchte nur, dass unsere Welten vereint werden und ich würde alles dafür tun, alles! rief ich leidenschaftlich. Das Schauspielern machte mir wirklich Spaß, besonders weil Liria mir zu glauben schien. Sie sah ziemlich verwirrt aus, aber auch irgendwie zufrieden. Also hatte ich recht gehabt! Sie wollte mir eine Falle stellen und ich hatte sie durchschaut! „ Oh.... Entschuldigung..... ich dachte ja nur....!“
    Jetzt stammelte Liria verlegen, sie war rot im Gesicht. „ Was dachtest du?!“
    Ich wollte jetzt wissen was sie dachte. Liria wand sich und überlegte krampfhaft, was sie sagen sollte. Ich sah es in ihrem Gesicht, sie versuchte sich aus dieser peinlichen Situation zu retten, doch die Chance wollte ich ihr nicht geben! Ich war ja so wütend auf sie! „Ich denke, ich habe das Recht zu erfahren, warum du an mir Zweifelst!“ sagte ich , und Liria´s Gesicht wurde noch röter. „Ich dachte nur....“ stammelte sie weiter „Es war doch nur eine Prüfung!“ sagte sie verzweifelt. Ich sah sie an, doch sie wich meinem Blick aus. ‚Ich habe eine Schwäche an ihr entdeckt1‘ triumphierte ich. Jetzt schien mir Liria klein und zerbrechlich, nicht mehr so stark und Kühl wie am Anfang. Wie sie dort auf meinem Bett saß, wie ein Häufchen Elend, tat sie mir Leid. Ich bereute das, was ich zu ihr gesagt hatte, doch ich war immer noch Wütend. Doch ich wollte nicht noch gemeiner sein und sagte: „Oh, Okay, ich denke diese Prüfung habe ich bestanden, denkst du nicht?“ Liria nickte und verließ das Zimmer schneller als sie es betreten hatte. Ich seufzte erleichtert und dachte nach. Ich konnte mir nicht mehr vorstellen, mit Liria eine lange Reise zu unternehmen, ich hasste sie! Sie wollte Corleus umbringen und deshalb musste er fliehen. Ich würde ihn vielleicht nie mehr wieder sehen! Der Schmerz war wieder da, ich spürte ihn ganz deutlich, so wie man Bauch- oder Kopfschmerzen spürt. Es tat weh.
    Ich stand auf und wollte Bilbo in seiner Küche besuchen, doch er war nicht da. Ich überlegte was ich machen könnte, also ging ich eine Weile an die Frische Luft. Ich atmete tief ein und genoss den leichten Wind, der mir sanft durch die Haare strich. Ich ging ein Stück die Gasse hinunter, aber nicht zu weit, denn ich wusste, dass ich mich hier sehr schnell verlaufen würde.
    Als ich wieder hineinging, suchte ich nach Bilbo und fand ihn jetzt in der Küche. Ich half ihm , das Abendessen zu machen, doch ich war mit meinen Gedanken nicht bei der Sache. Ich konnte nur daran denken, dass ich mich bald von Corleus verabschieden musste. Ich fragte mich, wo gerade war, als er den Kopf durch die Tür steckte und mich rief. Ich hörte seine Stimme und drehte mich so hastig um, dass ich an eine Schachtel stieß das ganze Salz verschüttete. Bilbo fluchte, doch ich achtete nicht auf ihn und ging schnall nach draußen zu Corleus. Er schloss die Tür und sagte: „ Wenn alle in ihren Betten lkkiegen, werde ich verschwinden!“ Er blickte mich an. Warum musste er mich immer daran erinnern? Ich wusste genau, dass er gehen musste, doch warum erzählte er es mir immer wieder? Was erwartete er von mir? Ich wusste es nicht und nickte nur schwach. Irgendwie schien er entäuscht von meiner Reaktioen zu sein, denn er sagte nur „ Wir sehen uns dann beim Essen!“ und verschwand wieder. Irritiert ging ich zurück in die Küche, wo Bilbo auf dem Boden hockte und das Salz zusammenkratzte, um es dann wieder in die Schachtel zu streuen. Ich setzte mich neben ihn und half ihm, wobei ich sein Fluchen überhörte.
    Als es dann Essen gab, waren alle ungewöhnlich ruhig. Es gab sonst immer so viel zu besprechen, doch jetzt assen wir schweigend. Es lag eine Spannung in der Luft, niemand sah den anderen an.Schweigend assen wir, schweigend deckten wir den Tisch ab.Und dann ging jeder sienen Tätigkeiten nach. Nur ich schien nichts zu tun zu haben, also ging ich nach oben in meine Zimmer. Ich holte ein Buch aus dem Schrank und fing an zu lesen. Das Buch trug den Titel „Die Menschen“. Meine Neugier war geweckt. Was waren „Menschen“? Das Wort hörte sich komisch an, ich musste Kichern.Das Buch wurde von einem Wissenschaftler geschrieben,
    der angeblich verrückt war, denn im Vorwort stand, dass es eine sehr interressante Theorie wäre, eine gut erfundene Geschichte. Ich wollte es trotzdem lesen. Ich erfuhr, dass Menschen Geschöpfe waren, die den Sorrotoys sehr ähnlich sahen, nur dass sie kleinere Augen hatten. Ich stellte mir die Menschen so vor wie das Mädchen, dass ich heute gemalt hatte.Es war schon ein merkwürdiger Zufall! Ich hatte ein Mädchen bemalt, und die Beschreibung der Menschen passte genau! Ich grübelte noch und vergass die Zeit. Ich las von den Gewohnheiten der Menschen und was sie hassten und liebten, ich erfuhr etwas von der Welt, die sie „Erde“ nennen. Ich fand die Vorstellung sehr lustig, dass es nicht nur die beiden Welten Sorros und Solero geben sollte, sondern noch eine andere Welt. Besonders faszinierte mich die Tatsache, dass es auf der Erde anscheinend eine Sonne und einen Mond giebt. Diese sorgen für das Licht, nur dass die Sonne heller war und der Mond von der Sonne angestrahlt wird. Das hiess also, dass die Menschen auf der Erde einen halben Tag Sonne haben und den anderen Tag den Mond, also wurde es dann Dunkler. Dieser Wissenschaftler hatte wirklich eine blühende Fantasie! Ich lächelte. Doch dann wurde mir bewusst wie Spät es war ! Jetzt mussten schon alle schlafen! Ich hatte wirklich lange gelesen! Gerade in dem Moment kam Corleus ins Zimmerchen getreten. Ich half ihm, seinen Sack unter dem Bett hervorzuziehen und gab ihm das Päckchen mit dem Essen. Dann war er fertig, bereit zu fliehen. Wir sahen uns an. Sollten wir uns jetzt wirklich schon verabschieden?! Ich konnte es nicht glauben, jetzt war er hier, der Moment vor dem ich mich den ganzen Tag gefürchtet hatte.
    Corleus ging auf mich zu und nahm mich in den Arm. „ Ich werde dich vermissen!“ flüsterte er. Ich schniefte ‚nur nicht wieder heulen!‘ dachte ich.
    „ Ich werde dich auch vermissen!“ sagte ich. Ich hielt ihn einfach fest und mir schien es, als wollte er nicht gehen. Doch er musste, so weh der Abschied auch tat! Ich streichelte über seinen Rücken und er drückte mir fast die Luft ab. Mein Herz klopfte wie wild, ich kämpfte mit aller Macht gegen die Tränen während er mich sanft in seinen Armen hin und her schaukelte. Dann ließ er mich los und zog etwas aus seiner Tasche. Ein kleines grünes Kästchen und gab es mir. „ Du darfst es erst aufmachen wenn ich weg bin!“ sagte er bestimmt. Ich war enttäuscht: „Dann kann ich mich aber nicht bedanken, ich weiß ja nicht für was und ob es mir überhaupt gefällt!“ sagte ich. „ Es gefällt dir ganz bestimmt!“ lächelte Corleus. Das Lächeln sah so schön an ihm aus! Viel schöner als wenn er ernst schaute. Ich erinnerte mich an den Brief, den ich Corleus am Vormittag geschrieben hatte, ich gab ihn ihm. Corleus wollte ihn gleich lesen, doch ich verbot es ihm, aus Rache. Er lächelte. Und dann wussten wir nicht, was wir sagen sollten, und wir schwiegen uns an. „Du musst dann wohl bald...“
    fing ich an. Er nickte. Und dann nahm er mich noch einmal in den Arm, und nahm mein Gesicht in seine großen warmen Hände. Ich fing an zu zittern, wusste selbst nicht warum. Er streichelte mir übers Kinn und dann drückte er mir einen Kuss auf die Lippen. Dann ließ er mich schnell los, schnappte sich seine Sachen und verließ so leise wie möglich mein Zimmer. Ich schnappte nach Luft, stand wie versteinert. Er hatte mich geküsst, auf den Mund! Ich setzte mich verwirrt auf die Bettkante und berührte meinen Mund. Es kribbelte in meinem Bauch. Ich dachte an Corleus und an das Kästchen auf meinem Tisch. Ich versuchte einzuschlafen, doch es klappte nicht. Ich konnte noch nicht glauben was er getan hatte. Liebte er mich? Oder war das für ihn nur ein Spiel? Jetzt war er weg, woher sollte ich wissen, ob wir uns jemals wieder sehen würden? Ich zweifelt, doch mein Gefühl sagte es mir ganz deutlich: er liebte mich! Warum sonst hätte er mich Küssen sollen?
    Ich war immer noch erfüllt von diesem Gedanken. Doch dann kam die Traurigkeit. Sie überfiel mich wie ein Räuber einen Wanderer bevor dieser das sichere Gasthaus erreicht. Ich konnte nicht anders, ich fing schon wieder an zu weinen. Mir wurde erst jetzt bewusst, dass ich immer nur wegen Corleus geweint hatte. Sonst weinte ich nicht, ich war eigentlich nicht so emotional. Doch jetzt tat ich es. Und ich weinte mich in den Schlaf.

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    Re: Selina und die Wunder der Schattenwelt

    Sweet Jackie - 18.05.2008, 14:17


    Kapitel 15: Die Entscheidung

    Am nächsten Morgen wachte ich auf, hatte Rückenschmerzen und fühlte mich wie gerädert. Meine Augen waren geschwollen, ich konnte sie kaum offen halten. Ich purzelte aus meinem Bett. Und blieb auf dem kalten Boden liegen. Er brachte mich in die grausame Realität. Ich hatte in der Nacht geträumt, dass ich mit Corleus zusammen geflohen war, doch jetzt wurde mir schlagartig bewusst dass dies nicht der Fall war. er war weg, und ich war hier - alleine. Ich krümmte mich auf dem Boden, wie ein Embryo zog ich die Beine an und legte meine Arme um mich, wollte mich verkriechen, bis Corleus kam und mich befreite. Doch er würde nie kommen, ich wusste es, er konnte nicht kommen. Warum nur wünschte ich es mir trotzdem so sehr? Irgendwann, als meine Beine taub geworden waren und meine Finger steif, entschloss ich mich, aufzustehen. Ich rappelte mich auf, und fiel gleich wieder um. Meine Finger schlossen sich um den Bettpfosten, ich konnte mich gerade so noch halten. Mit meinen steifen Fingern schaffte ich es, in mein Kleid zu schlüpfen, es roch noch etwas nach Corleus. Ich schnupperte an meinem Ärmel und schloss die Augen. Ganz schnell öffnete ich sie wieder, es hatte doch keinen Sinn! Als ich niedergeschlagen die Treppe hinunter kam, wartete Bilbo auf mich. Er sah ungewohnt traurig aus, und betrachtete mich beinahe Mitleidig. Als ich unten angekommen war, nahm er mich in den Arm. Ich wollte das nicht, wollte nicht, dass er das tat, was die Erinnerung an die gestrige Nacht wieder weckte. Ich wand mich aus seinen Armen. Er schaute mich verletzt an, doch ich ging nicht darauf ein. „Was ist los?“ fragte ich , vielleicht eine Spur zu mürrisch. Bilbo räusperte sich. „ Corleus..... er ist....nun ja....also er ist verschwunden!“ Jetzt hatten sie es also auch gemerkt. Ich war zu müde, zu schwach, um überrascht zu tun.
    „Ich weiß!“ sagte ich leise, meine Stimme brach und meine Augen hatten sich schon wieder mit Tränen gefüllt. Ich drehte mich um und rannte die Treppe wieder hinauf, blind, stolpernd. Dann die Tür- auf , zu: kawumms!.
    Ich warf mich schon wieder auf mein Bett. Wie in aller Welt konnte es sein, dass man so viel für einen anderen Menschen empfand? War es nicht ungerecht? Warum konnte man dann nicht glücklich mit ihm zusammen sein, warum gab es so viele Komplikationen? Ich verstand nichts mehr, Kuschelte mich in mein Kissen. Als Liria hereintrat, wollte ich niemanden sehen. So in Tränen aufgelöst wie ich war, sah ich bestimmt aus wie ein verquollene Tomate. So wollte ich erst recht nicht, dass sie mich sah.
    Als sie gerade Luft holte , um zu sprechen, schrie ich sie an: „ Hau ab! Du bist doch schuld! Du brauchst dich jetzt nicht entschuldigen, du brauchst auch erst recht nicht fragen wo er ist, dir verrate ich nichts mehr! Dir vertraue ich nicht mehr, niemals werde ich dir helfen , deine Irrsinnige Idee in die Tat umzusetzen!“ ich war so verzweifelt, traurig, wütend, dass ich ihr einfach alles an den Kopf warf, was ich dachte. Ich war so voller Wut, dass ich mein Kissen nahm und es mit aller Kraft auf sie schleuderte. Ich verfehlte sie , doch mein Wutausbruch verfehlte seine Wirkung nicht. Liria starrte mich an, als hätte sie mich noch nie gesehen. Ich starrte böse zurück. Es war wie ein Spiel, wer senkte als erstes den Blick, wer war schwächer? Nach einer Weile seufzte Liria und schaute in eine andere Richtung. Ich jubilierte innerlich. „Ich halte nichts von solchen Spielen, Selina!“ sagte sie. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube es lag eine Spur Traurigkeit in ihrer Stimme.Jetzt blickte ich sie genau an: Sie wirkte um viele Jahre gealtert, nicht mehr so, wie ich sie in Erinnerung hatte. Unter ihren Augen lagen tiefe Ringe, das konnte ich selbst in dem wenigen Licht sehen. Sie sah mich müde an, und auf einmal hatte ich ein schlechtes Gewissen. Sie konnte doch eigentlich nichts dafür, doch eigentlich doch!
    Ich dachte daran, dass Corleus jetzt noch bei mir sein könnte, wenn Liria nicht so misstrauisch gewesen wäre. Ich seufzte.“ Was willst du?“ meine Stimme klang nachgebend und ruhig und ich ärgerte mich darüber. „Ich will wissen warum Corleus plötzlich weg ist!“ sagte sie. In mir kochte die Wut wieder hoch. „Weil du ihn umbringen wolltest!“ schrie , nein, kreischte ich eher. Liria sah mich an, aus ihrem Gesicht war alle Farbe gewichen.“ Woher wusste er das?“ fragte sie tonlos, lauernd. Ich schluckte. Jetzt hatte ich die Kontrolle verloren. Ich hätte ihr nichts davon sagen sollen, doch jetzt gab es kein zurück mehr.“ Ich habe die Nachricht gelesen, die du geschrieben hast.“ Ich blickte auf meine Bettdecke, spielte mit einem Fussel. „Du kannst Lesen?“ fragte Liria, jetzt klang ihre Stimme mühsam beherrscht. Ich biss die Zähne zusammen und nickte. „Das ist ....erstaunlich.“ murmelte Liria. Und dann lauter und aggresssiver: Und du hast ihn gewarnt?!“ Ich nickte verbissen und hielt den Blick gesenkt. Doch dann nahm ich allen Mut zusammen und ging in Verteidigungsstellung.
    „Du kennst ihn nicht richtig! Du hast keine Ahnung von ihm! NIchts wünscht er sich sehnlicher, als uns auf der Mission zu begleiten und Elinias selbst zu töten! Und dann....du hättest seine Enttäuschung sehen sollen, das war das Schlimmste, das Allerschlimmste! Wie er die Zähne zusammenbiss und kaum fassen konnte, was du vorhattest!“ Ich fing an zu schluchzen, doch ich fing mich wieder. Ich war viel zu stolz, zu stolz um vor Liria zu weinen.
    Liria sah mich an, mit schreckgeweiteten Augen. „Ich habe ihm Unrecht getan!“ stammelte sie. „Ja , das hast du!“ sagte ich verbittert. Ich war immer noch nicht in der Lage, mich in sie hineinzuversetzen. Sie änderte sich zu schnell, änderte ihre Launen und ihr Verhalten, wie sollte ich sie jemals verstehen?
    Manchmal war sie so stark, und dann wieder schwach, schwächer als ich.
    Und sie schien keine gute Menschenkenntnis zu haben. Wenn sie das gehabt hätte, wäre sie niemals auf den Gedanken gekommen, Corleus zu verdächtigen. Ich schaute sie düster an: „ Das ist alles deine Schuld!“ zischte ich. Liria senkte den Blick. Als sie ihn hob, waren ihre Augen voller Tränen. Sie wischte sie nicht weg, schämte sich nicht. „Ich muss....ich hätte ihn niemals verdächtigen dürfen! Er war für mich wie ein Bruder. Und jetzt , jetzt hab ich alles kapuut gemacht!“ ihr Blick wurde hart. „Das ist alles nur seine Schuld! Er hat mich beeinflusst, verhext, verzaubert, nur um mich zu benutzen!“ Ich wollte fragen von wem sie redete, ob sie über Corleus redete, doch sie erzählte es mir schon. „Er ist der Sohn des Freundes von meinem verstorbenen Vater.Er heisst Josias.. Wir sind zusammen aufgewachsen. Als ich vierzehn war, und meine Welt noch in Ordnung, verliebte ich mich in ihn. Doch er wollte nichts von mir wissen. Ich war gekränkt, ich wollte sein Verhalten rächen.Ich schlief nicht , ass nicht, sprach nicht mit ihm. Mein Gott, wie naiv ich doch war!Eines Tages, beim Spielen mit den anderen Kindern, brach ich zusammen. alles kreischte herum und keiner wusste, was zu tun war, doch er, er kam und trug mich auf seinen Starken Armen nach Hause. Ich wäre wirklich fast gestorben, ich dummes Huhn!“ sagte sie, ungewöhnlich ernst. Als ich nichts erwiderte, fuhr sie fort: „Wir wurden ein Paar, doch ich merkte immer, dass ich nicht das war was er wollte. Er sehnte sich nach Geld und Macht. Und ich dachte immer:‘ Irgendwann wird er dich richtig lieben!‘ Ich hoffte es. Als dann mein Vater starb und ich mit meinen Plänen beschäftigt war, vergass ich ihn,fast.
    Vor drei Monaten hat er sich wieder bei mir gemeldet. Er sah noch besser aus, als ich ihn in Erinnerung hatte.Er schwor mir seine Liebe und wollte mich auf der Stelle heiraten, doch ich hielt es für keinen günstigen Zeitpunkt, zum Glück nicht. Denn heute sehe ich, was ich die ganze Zeit nicht wahrhaben wollte: er hat mich nur benutzt!“ Wütend schlug sie mit der Faust auf den Tisch, sodass er vibrierte. Ich hatte schon Angst, er würde unter dem Schlag zusammenbrechen, denn Liria hatte Kraft, viel Kraft, die man ihr nicht ansah. Ich sah Liria nur an, wartete, ob sie mir nicht noch etwas sagen wollte. „ Und er hat mir eingeredet, dass Corleus ein Spion ist.
    Und ich habe ihm geglaubt! Ich frage mich, was er im Schilde führt!“ murmelte sie Nachdenklich. Ich konnte ihr nicht mehr böse sein. Jetzt tat mir mein Verhalten ihr gegenüber leid, ich wollte sie trösten, doch ich wusste nicht wie. Ich selbst wollte getröstet werden, wollte jemanden der mich in den Arm nahm. Liria brannte darauf, zu Josias zu gehen und ihn auszufragen, also liess ich sie gehen und kuschelte mich wieder unter die Decke, auf der Suche nach ein wenig Geborgenheit. Doch diese blieb mir verwehrt, ich hatte das Gefühle, dass niemand ausser Corleus mir so etwas geben könnte.Kurz darauf sprang ich auf, denn ich hatte mich an das Kästchen erinnert, welches Corleus mir gestern geschenkt hatte.
    Ich stand vor dem Tisch und nahm das Kästchen behutsam in die Hände.
    Dann nahm ich den Deckel ab. Gleich obendrauf lag ein zusammen gefalteter Brief. Ich nahm ihn,stellte das Kästchen auf den Tisch und ließ mich auf den Stuhl sinken. Mit zittriegen Händen entfaltete ich den Brief und begann zu lesen:

    Liebe Selina
    Wenn du das hier liest, bin ich schon auf dem Weg nach Ankarath. Ich hoffe ich komme dort unbehelligt an. Ich kann es noch immer nicht fassen, was Liria mir antun will. Eines aber will ich dir sagen: Ich möchte dich wiedersehen. Die Zeit mit dir war unglaublich entspannend und lustig. Noch nie habe ich mich mit jemandem so gut verstanden wie mit dir.
    Wenn die Mission erfüllt ist, werde ich dich holen, denn ich könnte es nicht ertragen, dich bei Liria zu lassen.
    Ich habe dir etwas gemacht, eine Kette. Sie ist magisch, du musst sie immer tragen. Wenn du in Not bist, und den Anhäger umfasst, werde ich dasein und dir helfen. Ich hoffe dir gefällt mein Geschenk, und dass du meinen Ratschlag befolgst.
    Dein Corleus

    Meine Hände zitterten, ich konnte den Brief kaum noch halten, und ich wollte ihn gerade wieder zusammenfalten, als mir ein weiterer Schriftzug in der unteren Ecke des Blattes auf. Und was dort stand, versetzte meinem Herz einen Schlag, ich vergass zu atmen.

    Ich liebe dich.

    Sein Brief war wie eine Antwort auf meinen, wie als wenn er wusste was ich schreiben würde. Ich war ausser mir vor Freude, er liebte mich! Und langsam kam mein Herz wieder Gang und pumpte das Blut in mein Gesicht.
    Er hatte es mir selber geschrieben.... und jetzt war er weg. Und ich war wieder allein. Aber er wollte mich holen, wenn das alles vorbei war.
    Und ausserdem hatte ich mir noch nicht die Kette angeschaut.
    Ich griff wieder in die Schachtel und berührte etwas Eiskaltes, so kalt, dass ich fast überrascht aufgeschrien hätte. Doch dann umschloss meine Hand den Gegenstand und ich hielt ihn ans Licht. Ich hielt die Luft an, erstaunt und überrascht. Ich hielt den Anhänger der Kette in meiner Hand, ein Herzförmiger Edelstein, eingefasst in ein silberschimmerndes Metall. Der edelstein war Hellrot, nur in seiner Mitte wurde er Rubinrot. Es kam mir so vor, als pulsierte es in seinem Inneren und ich hegte keine Zweifel an Corleus´ Worten, daran, dass dieser Stein magisch war. Er musste recht teuer gewesen sein, so wie er aussah, und für mich war das Eindeutig , dass Corleus mich liebte.Dies war ja wohl der beste Beweis dafür! Ich strich sanft mit den Fingern über den Stein und jetzt war er nicht mehr kalt, sondern ungewohnt warm.Vorsichtig öffnete ich den Verschluss der Kette und hängte sie mir um den Hals. Gut gelaunt und trotzdem traurig tänzelte ich die Treppe hinunter. Unten stand Liria, anscheinend hatte sie auf mich gewartet. Sie schien ziemlich aufgebracht, ja, irgendwie sogar ängstlich!
    Ich schaute sie fragend an und sie fing an zu erzählen: „ Als ich mit Josias reden wollte, sagte mir sein Diener, dass er sich nach Ankarath aufgemacht hat. Sein Diener sagte, er habe gestern Nachte einen seiner Spione empfangen, und wäre dann ganz aufgeregt gewesen und sei dann gleich danach aufgebrochen. Was, wenn er Corleus findet? Wenn er ihn umbringt?“.Ihre Stimme hatte einen kläglichen Ton angenommen. Sie blickte unsicher zu mir, und ich begriff, dass sie wolllte dass ich das Kommando übernahm. Eigentlich war ich damit vollkommen überfordert. Ich hatte tierische Angst um Corleus. Ich klammerte mich an das Geländer der Treppe und überlegte fieberhaft. Dann holte ich Luft und fing an zu sprechen, wobei ich versuchte meiner Stimmme einen sicheren Klang zu geben und mich selbst für das hasste, was ich jetzt sagen würde: „ Wir müssen trotzdem nach Solero reisen, jetzt wo Josias abgelenkt ist!“ Liria sah mich entsetzt an, und ich biss mir auf die Lippen. Wie um alles in der Welt konnte ich mir das Verzeihen? Doch wir wussten ja nicht, ob Josias Corleus gefunden hatte, denn dass er ihn suchte, da waren wir uns Hundertprozentig sicher.



    Re: Selina und die Wunder der Schattenwelt

    Sweet Jackie - 18.05.2008, 14:19



    Kapitel 16 : Alkohol ist keine Lösung….

    „Das können wir nicht machen!“ rief Liria entrüstet. „ Ich bin daran Schuld, dass Corleus weg ist, ich muss ihn Warnen, wenn er stirbt...... dann will ich auch nicht mehr leben!“ Ich sah sie an, die Tränen in ihren Augen waren unübersehbar. Sie erwiederte meinen Blick, richtig Anklagend sah sie mich an. „ Er war mir immer wie ein Bruder! Ich würde mich so Schuldig fühlen, wenn ihm etwas Zustößt!“ Warum dachte sie denn immer nur an sich? Ich liebte ihn, noch mehr als sie, doch sie dachte nur an ihre Liebe zu ihm. Ich wurde richtig wütend und schrie sie an: „ Du bist nicht die Einzige die sich um ihn sorgt! Ich liebe ihn, wirklich! Und so schwer mir diese Entscheidung auch fällt, wir können nichts anderes tun als weiter zu machen und zu hoffen, dass ihm nichts zustößt!“ Die Worte taten weh, doch gab es eine andere Lösung? Ich hatte alles durchdacht, doch mir fiel einfach nichts ein.
    Zu Liria sagte ich: „ Wir werden einfach einen Boten schicken, der Corleus warnen soll!“ ‚falls er noch lebt!‘ fügte ich in Gedanken hinzu.
    Ich wandte mich ab, ich konnte Lirias jämmerlichen Anblick nicht mehr ertragen. Was war nur aus ihr geworden? Ich hatte sie für eine Starke Frau gehalten, als ich sie das erste Mal sah, doch jetzt saß sie vor mir auf dem Boden wie ein Häufchen Elend. Ich konnte es nicht fassen. Sollte ich jetzt etwa die Verantwortung übernehmen? Ich konnte es nicht, dieser Aufgabe war ich nicht gewachsen, das wusste ich. Aber wer sollte dann die letzten Vorbereitungen treffen. Ich musste einfach weitermachen, eine Art Ehrgeiz hatte mich gepackt, ich wollte einfach diese Mission erfüllen und je eher dies geschah desto besser, denn danach würde ich Corleus wieder sehen.
    Ich packte Liria ziemlich grob und zog sie auf ihre Füße. Sie sah mich nur erstaunt an, doch ich machte mir nichts draus. „Los, wenn jetzt schon mal Josias abgelenkt ist, müssen wir das auch nutzen!“ herrschte ich sie an, denn sie stand immer noch wie erstarrt. Ich fürchtete schon sie hätte einen Schock erlitten, weil ich sie so angeschrieen hatte, doch dies war nicht der Fall, denn sie blitzte mich wütend an. „ Ich entscheide immer noch!“ schrie sie jetzt. Ich zuckte nur mit den Schultern, ziemlich erleichtert, dass sie endlich wieder die Alte war. „ Dann sag doch selbst was wir tun sollen!“ gab ich zurück. Sie schien zu überlegen, denn sie legte ihr Stirn leicht in Falten. Dann gab sie widerwillig zu : „ Deine Lösung wird wohl die beste sein!“
    Ich nickte. Warum wunderte mich das jetzt nicht? Und dann fragte ich sie wann wir abreisen könnten. „ Frühestens übermorgen!“ war ihre Antwort. „Jetzt wo... wo Corleus nicht mehr da ist, werden wir länger brauchen.“
    Ihre Miene verfinsterte sich, sie ballte die Hand zur Faust. „Ich werde gleich einen Boten losschicken, der Corleus warnen soll.“ Ich stimmte ihr zu , Liria musste endlich auf andere Gedanken kommen.... .Und ich auch. Ich zog mich in mein Zimmer zurück und malte , ein weiteres Bild. Dies mal war ich nicht mehr ganz so überrascht über das Ergebnis. Diesmal zeigte das Bild einen alten Mann, er schien etwas in der Hand zu halten, doch man konnte nicht erkennen was es war, denn er schützte es wie einen Schatz. Ich wunderte mich nicht mehr über mein künstlerisches Talent, vielmehr versuchte ich zu verstehen, wieso ich diese Bilder malte. Ich hatte noch nie einen so alten Mann gesehen und auch noch nie ein Mädchen mit so kleinen Augen. Deshalb wunderte ich mich umso mehr, als ich diese Sachen aufmalte. Ich holte das erste Bild hervor und betrachtete es. Doch ich konnte mir wirklich keinen Reim darauf machen. Vielleicht waren diese Bilder ja Zeichen, Visionen? Was wäre wenn ich zum Beispiel das Mädchen einmal sehen würde? Doch ich wollte diesen Gedanken nicht weiter festhalten, denn er schien mir viel zu unwirklich. Ich war doch nur ein unbedeutendes Waisenkind, ich war mir schon nicht mehr sicher, ob ich für diese wichtige Mission auch geeignet war. Denn, was sollte ich , ein 15-jähriges Mädchen schon groß bewirken gegen Elinias, den mächtigen Magier? Wieder plagten mich die Zweifel, doch ich wusste es gab keinen Weg zurück. Ich musste Liria einfach helfen, durfte sie jetzt nicht im Stich lassen. Außerdem wollte ich , dass Corleus stolz auf mich war. Und da war ich schon wieder beim Thema: Corleus. Meine Gedanken kehrten immer wieder zu ihm zurück, ich fragte mich voller Angst, ob er überhaupt noch lebte. Doch von hier aus konnte ich ja doch nichts für ihn tun, außer zu hoffen, dass ihm nichts passiert war. Ich seufzte, mal wieder, wie so oft in den letzten Tagen. Erst heute morgen war ich aufgewacht, einsam.
    Wie schnell es doch gehen konnte, dass man das geregelte Leben, das man führte ,hinnter sich ließ und etwas ganz anderes tat. Und neue Sorrotoys kennen lernte. Und anfing zu lieben. Ich bemerkte erstaunt, dass ich an Corleus dachte und mir nicht gleich Tränen in die Augen stiegen. Und dann biss ich mir auf die Lippe, denn ich hatte einen Entschluss gefasst. Ab heute würde ich stark sein, keine Schwäche zeigen. Ich hatte eine Mission zu erfüllen, und da war auch für Gefühle kein Platz mehr.
    So weh es auch tat, in den nächsten Tagen verbannte ich Corleus aus meinem Denken und konzentrierte mich ganz auf meine Aufgabe. Ich fing an zu trainieren, schulte meinen Orientierungssinn, indem ich mich von Bilbo an mit verbundenen Augen an einen Ort in dem Viertel führen ließ und dann wieder den Weg zurückfinden musste. Wie sich herausstellte, hatte ich noch ziemlich viel zeit, denn es gab eine Verzögerung, unsere Reittiere waren erkrankt und mussten wieder Gesund gepflegt werden, bevor die Reise beginnen konnte. Mit meinem Training ging es aufwärts, ich konnte mühelos von jedem beliebigen Ort der Stadt wieder nach Hause finden.
    Außerdem machte ich Krafttraining, auch mit großem Erfolg. Ich konzentrierte mich nur noch auf die Mission, bis ich nach ein Paar Tagen ein ernstes Gespräch mit Liria hatte. wir saßen gerade beim Essen und ich erzählte gerade voller Stolz von meinen Fortschritten, als Liria sich räusperte. Als ich in ihre Augen blickte, sah ich, dass sie mich etwas abfällig musterte und auch sonst eine ziemlich missbilligende Miene aufgesetzt hatte. Was hatte sie bloß? „Was hast du?“ fragte ich, leicht genervt.
    „Du kannst es nicht verdrängen!“ sagte sie mit leiser Stimme. Ich hob die Augenbrauen, so wie ich es immer machte wenn ich etwas nicht verstand.
    „Du kannst Corleus nicht einfach verdrängen, indem du trainierst!“
    Ich wurde urplötzlich total wütend. „Was verstehst du schon davon?“ schrie ich und warf meinen Löffel in die Suppe, sodass es nur so spritzte.
    „Ich versuche nur, nicht immer an ihn zu denken, denn sonst würde ich die ganze Zeit nur in meinem Bett liegen und heulen! Dann könntest du auch nichts mit mir anfangen! Und ich hätte es fast geschafft, dann kommst du, und deckst alles wieder auf! Ich hasse dich!“ Jetzt liefen mir die Tränen über die Wangen, ich wischte sie wütend mit dem Handrücken fort. Ja, Liria hatte wirklich wieder alles aufgedeckt, was ich gerade sorgsam ins hinterste
    meines Herzens geschlossen hatte: Die Sehnsucht, die Wut, die Liebe zu ihm. Ich sprang auf, ohne Liria eines Blickes zu würdigen stürmte ich aus dem Zimmer. Als ich die Treppe hoch stürmte, hatte sich meine Wut schon etwas gelegt, doch ich weinte noch immer.
    Ich warf mich auf mein Bett und zog die Kette hervor, die ich unter meinem Kleid verborgen hatte. Ich betrachtete den rot leuchtenden Stein und fühlte mich irgendwie getröstet, das Schmuckstück war nicht mehr kalt, sondern verblüffend warm und die Oberfläche des Steins fühlte sich weich an.
    Ich starrte den Stein an und irgendwann hatte ich aufgehört zu weinen .
    Dann, vielleicht nach einer halben Stunde, stand ich auf und stieg die Treppe wieder hinunter. Ich hatte darüber nachgedacht, was Liria gesagt hatte und war zu dem Ergebnis gekommen, dass sie doch recht hatte:
    Ich konnte Corleus einfach nicht vergessen, außerdem wollte ich es gar nicht! Ich stolperte die letzte Treppenstufe hinunter , fiel und landete ziemlich hart auf den Knien. Ich biss mir auf die Lippe und stand wieder auf.
    Bilbo stand mit verschränkten Armen in der Küchentür und sah mich mitleidig an . Ich schluchzte auf und er breitet seine Arme aus. Ich stolperte auf ihn zu und ließ mich von ihm trösten. Ich heulte einfach drauflos, meine Tränen nässten seine Schulter, aber das schien ihn nicht zu stören. Hielt mich einfach in seine starken Armen und gab mir die Geborgenheit, die ich vermisst hatte seit Corleus verschwunden war. Als ich mich dann wieder beruhigt hatte war mir das alles ziemlich peinlich. Ich hatte mir doch fest vorgenommen, nicht mehr zu weinen, und auch vor Liria keine Schwäche zeigen. Doch jetzt war es zu spät, es war nicht mehr rückgängig zu machen. Ich hatte keine Lust, Liria noch einmal zu sehen. Ich machte mich einfach wieder an das Training, ich rannte durch die Gassen , bis ich nicht mehr konnte, doch es half um einfach nichts zu denken. Aber als ich dann anhielt, knallte die Realität wieder auf mich herab. Ich wusste, dass ich diese Mission erfüllen musste um Corleus wieder zusehen. Und ich wusste auch, dass ich vielleicht dabei sterben würde. Ich stand an einer Straßenecke und hielt mir Keuchend die Seite. Ein Mann ging an mir vorüber, doch ich beachtete ihn nicht weiter. Inzwischen kannte mich jeder in diesem Viertel, und ich konnte mich auch im Falle eines Überfalls wehren. Deshalb hatte ich keine Angst mehr, alleine in den dunklen Gassen unterwegs zu sein. Ich setzte mich schwerfällig in Bewegung und wankte über eine Brücke, die über einen dunklen Kanal führte. Ich blieb in der Mitte der Brücke stehen und blickte hinab, auf das schwarze Abwasser, das sich gemächlich durch den Kanal schlängelte. Ich beugte mich tief über das Geländer, doch ich sah nichts als die schwarze, stinkende Suppe .Der Gestank ekelte mich an, doch ich liess mich weiter über das Geländer hängen. Das Wasser lockte mich, es war so Schwarz wie meine Stimmung.
    Alles war Schwarz! Doch ich hatte mich schon so daran gewöhnt, dass es mir bis jetzt nie richtig bewusst geworden war! Ich lehnte mich zurück und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, was mir aber nicht gelang.
    Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, was danach passierte und wie ich dann nach Hause gelangt war, doch irgendwann wachte ich in meinem Bett auf, doch ich hatte fürchterliche Kopfschmerzen und mir war total schlecht! Bilbo saß neben mir und hielt eine Tasse heißen Tee in der Hand, die er mir jetzt reichte. Ich griff nach dem Tassenhenkel, doch ich kriegte ihn nicht zu fassen. Ich wunderte mich, als Bilbo anfing zu lachen, doch ich konnte ihn nicht mal böse anfunkeln, denn mein Kopf brummte . Als ich dann doch die Tasse in die Hand bekam, zitterte ich so sehr, dass ich den Tee auf meine Bettdecke schüttete und das heiße Getränk über meine Finger lief. Fluchend steckte ich mir fast die ganze Hand in den Mund. Bilbo kam aus dem Lachen nicht mehr heraus doch ich war nicht wütend, denn ich erinnerte mich plötzlich an den Anfang, als ich das erste mal in diesem Bett aufgewacht war und dann irgendwann das erste mal Bilbos leckere Gemüsesuppe gegessen hatte. An dem Morgen saß Corleus noch auf dem Stuhl, wo jetzt Bilbo saß. Und wir hatten alle zusammen gelacht.
    Ich fragte mich jetzt, was es mit diesen Kopfschmerzen auf sich hatte.
    Ich fragte Bilbo danach, doch er wollte mir erst nichts verraten, aber als ich lange und hartnäckig bettelte, was ein wunder war, bei meinem schweren Kopf, erzählte er es mir. „ Also!“ er räusperte sich und seine Augen funkelten schelmisch „gestern war es schon sehr spät, als ich bemekrte, dass du nicht in deinem Zimmer warst. Irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl und ich ging auf die Suche nach dir. Ich traf Joran, den Schuster. Er hatte dich auf der Brücke gesehen und ich ging dorthin. Doch dort warst du nicht mehr.... . Irgendwann hab ich dich dann gefunden. In einer Schänke, stockbetrunken!“ Er fing an zu lachen und ich zog scharf die Luft durch die Zähne. Ich konnte mich an nichts mehr erinnern! Wei konnte das passieren? Ich war noch nie betrunken, wer weiß, was ich alles angestellt hatte, als ich die Kontrolle über mich verloren hatte. Bei dem Gedanken lief es mir kalt den Rücken herunter, ich fröstelte und zog mir die Bettdecke bis unter mein Kinn. Bilbo lachte immer noch, ich konnte es ihm nicht verübeln. Er war inzwischen aufgestanden und ahmte meinen torkelnden Gang nach, und ich konnte jetzt nicht mehr anders und lachte kurz auf. Doch gleich darauf verstummte ich wieder, denn der Schmerz in meinem Kopf wurde unerträglich. Ich presste meine Hände gegen die Schläfen und stöhnte auf.
    Wie konnte ich nur so etwas tun? Es tat höllisch weh! Doch ich war selbst dran schuld, auch wnn ich nicht wusste, weshalb ich in diese Schänke gegangen war. Irgendeinen Grund musste es gegeben haben. Ich kann es mir nur so erklären: Ich war anscheinend so traurig, dass ich in die nächstbeste Schänke gegangen war und mich betrunken hatte. Doch jetzt konnte ich mich nicht mal darüber amüsieren, denn mir war so schlecht, dass ich einfach nur schlafen wollte . Ich versuchte etwas zu trinken, doch es war einfach zu heiß, ich gab es schnell auf. Ich gab die Tasse wieder an Bilbo ab und ließ mich in das Kissen sinken.



    Re: Selina und die Wunder der Schattenwelt

    Sweet Jackie - 18.05.2008, 14:20




    Kapitel 17 : Der Aufbruch

    In den nächsten Tagen hatte ich sehr viel zu tun. Ich musste alles organisieren, denn Liria war zu sehr in ihre Trauer versunken. Denn der Bote, den sie nach Akarath geschickt hatte, kehrte zurück ohne seine Pflicht erfüllt zu haben, er hatte Corleus nicht gefunden.
    Auch ich war ziemlich traurig darüber, doch jetzt hatte mich der Ehrgeiz erfasst. Corleus war verschwunden, weil er die Mission in gewisser Weise nicht Gefährden wollte. Und selbst wenn er jetzt nicht mehr Lebte, dann war ich es ihm Schuldig, dass ich diese Mission erfüllte, denn er war so überzeugt von deren Richtigkeit gewesen. Also machte ich mich ans Werk, werkelte, packte, bestellte Material oder schrieb Preislisten. Liria sah ich nicht mehr sehr oft, und wenn, dann hatte sie vom Weinen verquollene Augen und schniefte nur herum. Irgendwann wurde es mir zu viel, ich beachtete sie nicht mehr. Ihr ewiges Selbstmitleid machte mich fertig, auch ich drohte dieser Traurigkeit zu verfallen. Also schob ich sie einfach aus meinem Gedächtnis, für mich existierte sie nicht mehr. Das half und mit Bilbo zusammen kam ich auch gut ohne sie klar. Aber der Tag der Abreise rückte immer näher, und mir war klar, dass Liria sich wieder einkriegen musste, bevor wir losgingen. Und mir war außerdem bewusst, dass die Aufgabe mit ihr zu reden, an mir hängenbleiben würde. Also ging ich eines Morgens in Lirias Zimmer, wo sie, in eine Wolldecke gewickelt, in ihrerm Bett lag. Ich seufzte. Sie sah wirklich schrecklich aus! Sie hatte in den letzten Tagen alles vernachlässigt: Ihre Aufgabe, ihr Aussehen, einefach alles. Sie war nur so vor sich hingedümpelt, doch das konnte nicht so bleiben! Ich setzte mich an ihre Bettkante und strich ihr über die Haare.
    Sie starrte mich aus ihren großen Augen an und schwieg. Also musste ich wohl oder übel anfangen mit dem Gespräch. „ Liria! Wie geht es dir?“ fragte ich behutsam und leise, denn sie sah in dem großen Bett noch zerbrechlicher aus als sonst. Ich hatte das Gefühl, dass sie viel dünner geworden war in der letzten Zeit. Sie sah mich immer noch unverwandt an, und ich strich ihr noch einmal über ihr strähniges Haar. Plötzlich sah ich, wie ein wilder Ausdruck in ihr Gesicht trat, und bevor ich reagieren konnte, hatte sie mir in den Zeigefinger meiner rechten Hand gebissen. Sie hatte ihre Zähne tief in mein Fingerfleisch dringen lassen und im Bruchteil einer Sekunde waren sie bis zu den Knochen hervorgedrungen. Ich schrie auf und zog ihr den Finger aus dem Mund. Ich steckte ihn gleich in meinen , denn das Blut quoll aus der Wunde. Ich sah Liria nur an, sie bekam langsam einen klareren Blick und schien sich zu wundern, warum sie im Bett lag und ich bei ihr war, aber besonders schien sie sich über emin merkwürdiges Verhalten zu wundern. Ich konnte es kaum glauben. Liria hatte mir in den Finger gebissen! Dabei wollte ich doch nur mit ihr Reden!
    Ich beobachtete sie aus sicherer Entfernung. Sie schien wirklich nicht zu wissen, was sie gemacht hatte, den sie blickte mich nur erstaunt an. Ich hatte den metallischen Geschmack meines Blutes im Mund, doch ich brauchte trotzdem erstmal einen Verband um den Finger, denn die Blutung wollte einfach nicht stoppen! Ich ging mit schnellen Schritten aus dem Raum, um Bilbo zu finden, der das Verbandszeug aufbewahrte. Ich fand ihn, und er machte mir einen schönen Verband um den Finger. Als das erledigt war, ging ich wieder leise zurück in Lirias Zimmer. Sie saß jetzt aufrecht in ihrem Bett und schaute mich fragend, aber trotzdem hellwach an. Ich musste lachen. „ Na, befindest du dich wieder unter den Lebenden?!“ fragte ich sie. Sie nickte mürrisch und warf einen fragenden Blick auf meine Hand, an der nun ein weißer Verband prangte. Ich folgte ihrem Blick und sah sie an. „ Das warst du, aber anscheinend warst du nicht ganz du selbst!“ Obwohl ich mich bemühte, konnte ich einen leicht anklagenden Unterton nicht aussparen.
    Aber dann sah ich Liria an, sie schien jetzt erst recht verwirrt zu sein, also ließ ich sie mit der Sache in Ruhe und fragte stattdessen: „ Fühlst du dich fit genug, um aufzustehen?“
    Sie nickte und schaute mich mit ihren großen Augen an. Ich reichte ihr meine Hand und sie ergriff sie. Sie war wirklich wackelig auf den Beinen.
    Ich führte sie in die Küche und wies Bilbo an, ihr etwas ordentliches zu Essen zu machen, während ich ihr ein warmes Tuch holte, welches ich ihr um die schmalen vor Kälte zitternden Schultern legte. Sie lächelte mich Dankbar an und ich konnte sehen, wie sie langsam wieder zu Kräften kam.
    Wie konnte ich sie nur so lange vernachlässigt haben? Es war mindestens eine Woche her, seit ich sie das letzte mal gesehen hatte! Ich verfluchte mich selbst für mein Verhalten und nahm mir vor, in Zukunft besser auf sie aufzupassen.
    Wir hatten jetzt fast alles bereit für die große Reise, aber Liria musste erst einmal wieder gesund werden, bevor wir wirklich aufbrechen konnten.
    Also kümmerte ich mich in den nächsten Tagen um sie. Und lernte sie kennen, erfuhr etwas über ihr früheres Leben und ihre Gewohnheiten.
    Sie war wirklich noch zu jung für die Aufgabe, der sie sich gestellt hatte, das merkte selbst ich, mit meinen 15 Jahren. Sie hatte die gleichen „kindlichen“ Träume wie ich, sie wollte einfach nur frei sein, geliebt werden. Innerhalb der nächsten Woche waren wir gute Freunde geworden, und Liria war wieder auf den Beinen.
    Am Tag vor der Abreise kam Liria zu mir. Ich war gerade dabei mein Bündel für die Reise zu packen, und wollte eigentlich nicht gestört werden. Deshalb war ich etwas genervt, als sie an die Tür klopfte. „Herein.“ rief ich, etwas genervter als beabsichtigt. Sie steckte den Kopf durch die Tür und lächelte mich an. „Hast du Lust auf eine kleine Überraschung?!“ fragte sie mich. Ich hatte eigentlich keine Lust, aber sie stand strahlend vor mir, sodass ich einfach nicht ‚Nein‘ sagen konnte. Also nickte ich und setzte ein Lächeln auf. Liria nahm mich an die Hand und zog mich aus der Haustüre. In der immerfortwährenden Dunkelheit konnte ich nichts sehen, da ich grade erst aus dem hellerleuchteten Zimmer gekommen war. Doch wir gingen nicht weit, nur bis zu einer Straßenecke. Dort machte Liria halt und klopfte an eine dunkle schwere Eichentür.
    Nach einer kleinen Wartezeit wurden wir eingelassen. Liria lächelte verschmitzt an und zog mich durch die Tür in ein erleuchtetes Zimmer. Als sich meine Augen wieder an die Helligkeit gewöhnt hatten, vielen sie mir beinah aus dem Kopf: Das ganze Zimmer war voll von Kostbaren Kleidungs stücken, Schmuck, Schuhen, Hygieneutensilien.... . Liria lachte, als sie meinen Gesichtsausdruck sah. „ So, und jetzt wollen wir dich ,al ordentlich einkleiden“ grinste sie mich an. Ich blickte an mir herunter. Das blaue Kleid, das Corleus mir geschenkt hatte, war inzwischen fleckig und verdreckt, es hatte eine Wäsche dringend nötig. Außerdem war es ja nicht verboten, mehrere Kleider zu besitzen. Ich ging mir unsicheren Schritten hinter Liria her. Sie ging geradewegs auf die schlanke Frau zu, die mich mit wachen Augen ansah. Sie war hübsch, sehr hübsch... und sie erinnerte mich an jemanden, den ich sehr gut kannte... .



    Re: Selina und die Wunder der Schattenwelt

    Sweet Jackie - 18.05.2008, 14:24




    Kapitel 18: Der Zufall



    Doch ich konnte mich zuerst nicht erinnern, woran diese Frau mich erinnerte. Liria zog mich gleich zu einem Kleiderständer. Sie zog ein buntes Kleid heraus, doch was nützte mir ein buntes Kleid, wenn man es in der Dunkelheit doch nicht sehen konnte? Liria war begeistert, doch ich winkte ab. Ich brauchte etwas schlichtes, und doch besonderes.... . Mein Blick wurde von einem Kleid angezogen, dass in einer Ecke, halb verdeckt durch einen schreiend bunten Wintermantel... . Ich ging mit schnellen schritten hin und besah es. Mein Atem ging stockend, das Kleid war wunderschön. Es war schlicht, ja, aber ich fand es irgendwie besonders, es hatte kleine Stickereien an den Säumen, dies machte das Kleid doch schick. Ich hatte noch nie so ein hübsches Kleid gesehen. Liria stellte sich hinter mich und schaute mir über die Schulter. „Das willst du haben?“ fragte sie erstaunt und machte noch größere Augen, als sie sonst schon hatte. Ich nickte.
    „Es hat etwas besonderes an sich, findest du nicht?“ flüsterte ich fast ehrfürchtig. Meine Finger fuhren an den fein bestickten Nähten des Kleides antlang, befühlten den festen und dennoch weichen Stoff... „Das Kleid steht nicht zum Verkauf!“ Riss mich eine strenge Stimme aus meinen Gedanken.
    Ich drehte mich um und blickte in ein paar meeresblaue Augen. Und jetzt wusste ich, wo ran mich diese Frau erinnerte... oder besser gesagt: An wen! Solche Augen hatte nur ein anderer Mensch auf der Welt den ich kannte: Corleus! Ich lief an, begann zu stottern , bekam keine Luft mehr. Ich griff nach Lirias HAnd und musste mich setzen. Ich schloss für einen Moment die Augen, als ich sie wieder öffnete sah ich, wie Liria und die andere etwas ältere Frau mich besorgt musterten. Ich schluckte, mein Mund war trocken. „ Es geht mir gut..“ krächzte ich und scheiterte an einem lächeln, das bestätigen sollte, dass es mir wirklich gut ging. Ich blickte der Frau wieder in die Augen. „ Sind sie... bist du... seid ihr mit Corleus verwandt?“ fragte ich sie, immer noch stammelnd.
    Die Frau blickte mich an, jetzt sah sie nicht mehr wütend aus, ihr Gesicht nahm weiche Züge an. „ Ja,“ lächelte sie: „ ich bin seine Mutter.“ Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Liria lächelte und stubste mir mit der Hand von unten ans Kinn, erst jetzt bemerkte ich, dass mein Mund offen stand. Die Frau gab mir die Hand und stellte sich vor: „Ich bin Elinor, und ich bin sehr erfreut, dich endlich kennen zulernen!“ Ich schüttelte ihre Hand, noch immer ganz verdattert. Währenddessen hatte Elinor Liria in eine Ecke gezogen, wo die beiden sich so leise unterhielten, dass ich nichts verstehen konnte. „ Sie ist es.......“ ich konnte nur Wortfetzen verstehen. „...red keinen Quatsch....! „ „ Aber das Kleid!.....“ Ich verstand nichts mehr und lehnte mich einfach nur zurück, bis ich spürte, dass ich mich an die Wand gelehnt hatte, an der das Kleid hing. Der weiche Stoff streichelte meine Wange, etwas tröstendes ging von dem Stoff aus... ganz so, als wäre es kein Kleid sondern etwas lebendiges... . Ich schmiegte mich weiter an das Kleid, auch wenn ich mir etwas bescheuert dabei vorkam, doch wer sah mich schon? Liria und Elinor unterhielten sich unter vier Augen, was sollte ich da tun??? Dann, nach einer Weile die mir vorkam wie eine kleine Ewigkeit, wandten die beiden sich mir zu. Liria lächelte mich an, sie schien ziemlich erleichtert zu sein. Auch Elinor lächelte, etwas Besonderes lag in ihrem Blick. Sie kam feierlich auf mich zu. Die Ähnlichkeit zu Corleus war wirklich Verblüffend. Ihr blondes Haar war leicht gelockt, sie hatte sich ein paar Zöpfe geflochten, und Perlen hineingefädelt, ihre Blauen Augen glichen denen ihres Sohnes, sie war wirklich eine schöne Frau.
    Sie legte ihre Hand auf meine Schulter und redete mit ruhiger Stimme:
    „ Das Kleid hat es mir Offenbart: Du bist die Richtige. Niemand sonst außer der Auserwählten hätte dieses magische Kleid bemerkt, wir hatten nicht mehr zu hoffen gewagt und doch bist du jetzt da
    Ich starrte sie verblüfft an. Was wollte sie von mir? Ich hatte keine Ahnung, was sie von mir wollte. Was hatte es mit dem Kleid auf sich? Elinor lächelte. Sah sie mir so doll an, dass ich zweifelte? „Ich kann dich verstehen.“ Sagte sie. „ Ich habe dieses Kleid gewebt, und mit Zaubersprüchen belegt.
    Es ist für Unwürdige unsichtbar, doch du hast es gesehen, und wolltest es haben. Ich bin mir sicher, dass das etwas zu bedeuten hat.“ Liria schaute sehr skeptisch. Ich wusste nicht warum, war zu verwirrt, um irgendwie einen klaren Gedanken zu fassen. ‚Auserwählte? Kleid?‘ dies waren die einzigen Worte, die in meinem Kopf herumwirbelten. Ich konnte meinen Blick nicht von den blauen Augen Elinors lösen. Sie hatte etwas geheimnisvolles an sich, ich konnte es nicht beschreiben, es war da, und doch nicht sofort zu erkennen. Ich war von ihrem Blick wie gefangen, konnte mich nicht lösen, selbst wenn ich es gewollt hätte. Sie musterte mich. Von Kopf bis Fuß, wie ich dort in meiner Ecke auf dem Hocker saß. Ihr Blick blieb an etwas an meinem Hals hängen. Ich blickte an mir herunter. Und sah, was Elinors Aufmerksamkeit erregt hatte: Die Herzkette, die mir Corleus geschenkt hatte. „Wo... wo hast du das her?“ keuchte sie. Ich blickte sie erstaunt an. Was war denn plötzlich los? Ich nestelte am Verschluss der Kette und öffnete ihn, legte die Kette mit dem Anhänger in ihre fordernd ausgestreckte Hand. Meine Augen füllten sich mit Tränen, als sich Elinors Hand darum schloss. Doch ihr Blick ließ keine Widerrede zu. Sie unterzog den Anhänger einer genauen Inspektion. Dann blickte sie mich scharf an.
    „Woher hast du das!“ zischte sie zwischen ihren zusammengepressten Zähnen hervor. Ich fing an zu zittern. „Von... Ich habe es... zum Abschied... von Corleus bekommen.“ presste ich mühevoll heraus. Ihr Blick war unvermindert hart. Ich wollte einfach nur ein Loch, in welchem ich mich hätte verstecken können. „ Ja, er hat es mir geschenkt.“ Meine Stimme wurde langsam wieder sicherer. „ Und es ist mein Eigentum, also gib es mir zurück!“ jetzt kreischte ich fast hysterisch, konnte es nicht fassen, dass ich es jemals aus der Hand gelegt hatte. Es war das Wertvollste, das ich besaß. Und ich hatte es aus der Hand gegeben. Ich verstand es nicht mehr. Elinors Blick verfinsterte sich noch weiter, doch sie gab mir die Kette zurück, die ich mir, so schnell wie es ging, wieder um den Hals hängte und in meinem Ausschnitt verschwinden ließ, sodass sie aus Elinors Blickfeld verschwunden war.

    Elinors Scharfer Blick ruhte auf mir, ich brauchte ein Loch, und das sofort, ein Loch, um im Boden zu versinken! Doch dann entschied ich mich, mich nicht von dieser Frau beeinflussen zu lassen. Ich reckte mein Kinn nach vorne und sah ihr Fest in die Augen. „ Finde dich damit ab, dass Corleus mich liebt. Ich weiß, ich bin vielleicht nicht hübsch, und erst recht nicht von Adel oder so. Aber ich bin anscheinend dafür Auserwählt diese Mission zu vollbringen, und wenn das meine Aufgabe ist, dann werde ich die Wohl oder Übel vollbringen müssen.“ Ich seufzte. Warum machten es mir alle so schwer? Ich ließ meine Finger über den Saum des Kleides, welches hinter mir hing, streichen. „ Elinor.“ Sagte ich jetzt, und zu meinem Erstaunen klang meine Stimme sehr fest und sicher. „Elinor, habe ich deinen Segen?“ Dies war mir sehr wichtig. Elinor war Corleus Mutter. Sie hatte ihn 9 Monate lang in ihrem Bauch getragen und ihn auf die Welt gebracht, ihn gestillt und für ihn gesorgt, sie hatte ihn aufwachsen sehen, und auch miterlebt, wie er erwachsen geworden war. Ich spürte plötzlich eine Tiefe Verbundenheit mit der Frau, die hier vor mir stand. Ich blickte in ihre blauen Augen, die denen von Corleus so ähnlich waren, und sah Tränen darin. Ich stand auf und ging auf sie zu, nahm sie in meine Arme. Sie schluchzte auf, vermisste anscheinend ihren Sohn... . Auch ich vermisste ihn, meine Kehle brannte, während ich versuchte die Tränen zurückzuhalten. Nein, heute würde ich nicht weinen , sondern eine Stütze sein. „ Ist ja gut... .“ flüsterte ich beruhigend . „ Ist ja gut....!“ Liria stand die ganze Zeit abseits und beobachtete die Szene . Irgendwann kam sie mir mit ein paar Taschentüchern zu Hilfe. Ich lächelte sie Dankbar an. Etwa eine Viertelstunde dauerte der Zusammenbruch Elinors. Danach wischte sie sich die Tränen aus den Winkeln ihrer geschwollenen Augen und stand hoch erhobenen Hauptes im Zimmer, so, als sei nichts gewesen. Sie räusperte sich ein paar mal und machte sich dann an die Arbeit, mir etwas zum Anziehen herauszusuchen, denn nur das eine Kleid war nicht ausreichend für die ganze Reise. Bald häuften sich Röcke, Mäntel, Unterröcke, Übertücher, Kopfbedeckungen und der gleichen vor mir auf dem Tisch. Nun kam das aussortieren. Unter Anderen Umständen hätte es mir sehr viel Spaß gemacht, doch jetzt war ich verwirrt und nickte nur zu den Vorschlägen , die Elinor machte und gab ein leichtes „mhh“ zu den Kommentaren Lirias ab.
    Bald war es soweit, wir durften den seltsamen Raum mit einem großen Bündel Kleider wieder verlassen. Elinor hatte darauf bestanden, dass wir das alles nicht bezahlen sollten, da ich doch die Freundin ihres Sohnes war.
    Davon ließ sie sich einfach nicht abbringen, auch nicht von Liria, die sonst ein ziemliches Durchsetzungsvermögen besaß. Als wir durch die Tür schlüpften, hielt Elinor uns die Lampe, damit wir nicht die Treppenstufen hinunterstolperten. Als ich an ihr vorbeiging, hielt sie mich kurz am Arm fest, zog mich zu sich heran und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn.
    „Ja, du hast meinen Segen...“ ihre Augen blickten mich gütig an.. . Ich machte einen Knicks, oder wie Liria es danach lachend bezeichnete: „ Eine miserable Nachmache eines Flamingos“. Ich bedankte mich noch einmal für die Kleidung und verschwand dicht hinter Liria in der Nacht. Als wir wieder an unserem Haus angekommen waren , kannte ich das komplizierte Schlagmuster schon. Stolz klopfte ich den Rhythmus an die schwere Eichentür. Sogleich wurde sie von Bilbo geöffnet. Ich schenkte ihm ein lächeln und stürmte die Treppe hinauf. Das Bündel mit der Kleidung landete in einer Ecke meines kleinen Zimmerchens. Ich warf mich auf das Bett, zündete eine Lampe an und holte einen Zettel und einen Stift unter meinem Kopfkissen hervor.

    Ich schrieb:

    Heute waren Liria und ich Einkaufen. Wir sind einer Frau begegenet, die mich sehr stark an Corleus erinnerte. Schließlich stellte sich heraus, dass sie seine Mutter ist. Ich habe ein sehr tolles Kleid bekommen. Liria sagt, ich bin die Auserwählte, was auch immer das heißen mag.
    Ich vermisse Corleus so schrecklich. Warum hat er mir nur den einen kleinen Kuss gegeben? Ich frage mich, was er jetzt macht... . Wenn wir uns wiedersehen werde ich ihn richtig küssen. Meine Lippen sind unnütz, wenn er nicht da ist, um sie zu küssen.... .

    Nun faltete ich den Zettel zusammen und schob ihn, gemeinsam mit dem Stift ,wieder unter mein Kissen. Ich entkleidete mich mit wenigen Handgrifen und schlüpfte unter die kalte Decke.die Lampe blies ich aus. Ich rubbelte meine Arme, damit mir Warm wurde. Ich lag auf dem Rücken und starrte Löcher in die undruchdringbare Dunkelheit, die nun in meinem Zimmer herrschte. Morgen war der große Tag, morgen würde es endlich losgehen!



    Re: Selina und die Wunder der Schattenwelt

    Sweet Jackie - 18.05.2008, 14:26




    Kapitel 19: Dunkelheit ist normal….

    Es war wie immer dunkel als ich erwachte. Ich fror, und mit zitternden Händen zündete ich die Öllampe an, die neben meinem Bett stand. Ich hatte vergessen mein Fenster zu schließen, selbst unter meine Decke fror ich am ganzen Körper. Meine Finger waren steif, ich schaffte es gerade so das Streichholz anzuzünden, bevor es mir schon aus der starren Hand fiel.
    Ich trat es mit dem Fuß aus, ich hatte keine Lust so früh am Morgen einen Brand zu verursachen. Ich hatte mich aufgesetzt und streckte mich ausgiebig. Heute war der Tag! Heute würde es endlich losgehen! Ich stand auf und zog mich an. Danach öffnete ich nochmal mein Bündel und schaute nach, ob ich alles eingepackt hatte was ich benötigte. Natürlich waren da meine Kleider, die ich von Liria und Elinor bekommen hatte. Außerdem, besonders Sorgfältig zusammengelegt, das Kleid, dass Corleus mir geschenkt hatte. ganz unten in dem Bündel, versteckt in der Packung mit den Bundstiften, hatte ich den Brief, den Corleus mir geschrieben hatte, eingepackt. Er war, neben der Kette, welche ebenfalls eine Erinnerung an Corleus war, das wichtigste in meinem Gepäck. Die Kette, mit dem magischen Herz welches im inneren Sonderbar leuchtete, ruhte zwischen meinen kleinen Brüsten. Sie sandte eine wohlige Wärme auf meinem gesamten Oberkörper aus, und mir wurde langsam warm. Ich rubbelte an meinen Oberarmen, und rieb mir die Augen. Alles war komplett, also legte ich mein Bündel auf den Stuhl in meinem Zimmerchen und stieg die Treppe hinunter. Bilbo war schon eifrig dabei, uns ein Frühstück herzurichten. Er war sonderbar still und hatte zur Sicherheit ein Taschentuch in der Hand, mit welchem er sich von Zeit zu Zeit über die Augen wischte. Ich setzte mich schweigend an den Küchentisch und beobachtete ihn bei der Arbeit. Liria kam auch herein, ihre Haare waren verwurschtelt und ihre Augen verquollen. Es sollte eigentlich eine regen Aufbruchsstimmung herrschen, doch irgendiwe schien Liria garkeine Lust zu haben, zu gehen. Doch ich wollte gehen, ich wollte diesen komischen Zauberer besiegen, ich wollte Corleus stolz machen, ich wollte ihn wiedersehen und ich wollte, dass Friede herrschte in unserem Land. Ich hatte diese ewige Dunkeltheit satt, ich wollte die Sonne sehen, von der in manchen Büchern berichtet wurde.
    Ich wollte den blauen Himmel sehen und auf einer grünen Wiese liegen. Ich wollte etwas bewirken, in dieser Aussichtslosen Welt, wo alle außer Liria und ihren Gefolgsleuten keine Hoffnung hatten, dass sich jemals etwas ändern würde.
    Ich aß, immer noch schweigend, und Bilbo saß schluchzend und schniefend neben un, sein Gesicht im Taschentuch verborgen. Liria gähnte vor sich hin
    und aß lustlos ihr Brot. Ich warf mein Brot auf den Tisch, Liria und Bilbo hielten inne und schauten mich erstaunt an.
    Ich schnaubte wütend. „Was ist denn das hier für ein Lustloser Haufen?!“ empörte ich mich. „Wo ist denn die Begeisterung geblieben? Wir haben etwas großartiges vor und ich finde wir sollten jetzt nicht in Selbstmitleid ertrinken! Jaja, der Abschied ist wirklich schwer, aber schließlich sehen wir uns bestimmt wieder! Es ist doch kein Abschied für immer! Ich verstehe nicht, wo das Problem liegt!“ ich schüttelte den Kopf und stiefelte aus dem Zimmer, stieg die Treppe hoch und trat in mein kleines Zimmerchen, in welchem ich so viele Monate gelebt hatte. Ich erinnerte mich an meine Anfangszeit, als alles noch so neu und ungewohnt und aufregend war.
    Ich erinnerte mich an die tolle Zeit mit Corleus und mir stiegen die Tränen in die Augen, wie immer wenn ich an ihn dachte. Und ich dachte an die Zeit als ich
    vor Sehnsucht anch Corleus kaum schlafen konnte .Ich hatte viel erlebt in diesem Zimmer... . Doch jetzt nahm ich kurz entschlossen mein Bündel und ging zur Tür. Ich blickte nicht zurück. Das alles würde ich hinter mir lassen. Nur Corleus würde zu meiner Zukunft gehören. Das war sicher, alles andere war Vergangenheit. Ich stieg mit festen Schritten die Treppe hinunter, und blieb wartend und ungeduldig an der Tür stehen., Liria stand dort, Bilbo hatte sie mit seinen gewaltigen Pranken umarmt. Wie zart sie doch aussah, in seinen Starken Armen. Irgendwie verletzlich, und abhängig von ihm. Bald ließ er sie los und ging auf mich zu, schloss mich in seine Umarmung. Ich bekam kaum noch Luft, so fest drückte er mich, und sein Körper bebte vor unterdrückter Schluchzer. Wie sehr er sich doch verändert hatte. Er wusch sich regelmäßig und sah gepflegt aus, trug auch ordentliche Sachen. Ich wusste dass ich ihn sehr gern hatte, schließlich war er doch mein Ersatzvater. Nun schossen auch mir die Tränen in die Augen, und ich hielt ihn so fest ich konnte. Bald löste er sanft meine Arme von seinem Rücken und lächelte mich an. Doch es lag so viel traurigkeit in diesem Lächeln, dass ich nicht zurücklächeln konnte.
    Das nächste woran ich mich erinnern kann, ist dass wir vor der Tür standen. Zum Aufbruch bereit.



    Re: Selina und die Wunder der Schattenwelt

    Sweet Jackie - 18.05.2008, 14:27



    Kapitel 20. Jetzt aber wirklich, der Aufbruch beginnt !

    Meine Finger krampften sich um die Zügel, mit denen ich eigentlich mein Reittier hatte lenken sollen. Doch ich war noch nie so ein Tier geritten. Die Dunkelheit umgab mich, ich wusste nicht einmal worauf ich hier ritt, ich konnte ja nicht mal die Hand vor Augen sehen! Ich verkrampfte mich immer mehr, während ich so in die Dunkelheit ritt. Liria meinte wir dürften keine Laternen anmachen, bis wir außerhalb der Stadt waren, damit Elinieas‘ Männer uns nicht entdecken konnten. Sie lauerten überall. Und wir mussten VORSICHTIG sein. Mir wurde mulmig zumute. Irgendwo vor mir ritt Liria, manchmal konnte ich das Vieh, auf welchem sie saß, schnaufen hören. Die Tiere mussten sehr schlau sein, wenn Liria ihnen so bedingungslos vertraute, den richtigen Weg zu finden. Nach etwa Vier Zeittstunden, während wir noch durch die Stadt ritten, konnte ich nicht mehr. So verkrampft wie ich dasaß würde ich es nicht mehr lange durchhalten. Also versuchte ich mich zu entspannen. Ich dehnte langsam meinen Rücken, und machte mich lockerer. Oder versuchte es zumindest. Mein Rücken tat höllisch weh, meine Beine spürte ich nicht mehr. Fast wäre ich vom Sattel gerutscht, konnte mich jedoch gerade so an einem Gepäckstück, welches hinter mir am Sattel festgebunden war, festhalten. Mittlerweile zitterte ich am ganzen Körper. Wann würden wir endlich aus dieser verdammten Stadt rauskommen, damit wir wenigstens sehen konnten, wohin wir überhaupt ritten??? Nach einer Weile entspannte ich mich dann doch, und merkte, wie es langsam besser wurde. Ich passte meine Bewegungen den schaukelnden Schritten des Tieres an und presste meine Knie nicht mehr in seine Seiten. Zu meiner Verwunderung musste ich zugeben, dass ich nun besseren Halt im Sattel hatte als davor. Irgendwann merkte ich, dass die Hufklänge der Reittiere nicht mehr an den Häuserwänden widerhallten, daraus schloss ich, dass wir nun wahrscheinlich aus der Stadt geritten waren. Ich trieb mein Reittier etwas an, um Liria einzuholen, indem ich ihm mit den Hacken in die Seiten stieß. Anscheinend half das, denn das Tier verfiel in einen leichten Trab. Ich hatte aber nie gedacht, dass das So laut sein würde! Ich versuchte verzweifelt, das Tier wieder in sein langsames Tempo zu bewegen, aber je mehr ich an den Zügeln zog, desto schneller schien das Ungeheuer zu werden. Ich wurde kräftig durchgeschüttelt und hatte bald die Orientierung verloren. Irgendwann, nach einer kleinen Ewigkeit, hielt das Teir an. Ich schloss erschöpft die Augen, nur um sie kurz danach wieder zu öffnen, weil ein Lichtschein durch meine geschlossenen Augenlieder gedrungen war. Ich blinzelte und musste mich erst an den hellen Schein der Fackel gewöhnen, welche ihr Licht auf mich scheinen ließ. Erst bekam ich Panik, dann jedoch sah ich Lirias lachendes Gesicht, und konnte nicht anders, als erleichtert aufzuatmen. “Manno, du blöde Kuh, was hast du mich erschreckt!” meinte ich lachend. Liria kniff mich in die Wange und lächelte. ”So, ab hier geht’s einfacher weiter. Kannst du mal bitte hinter dir die Fackel vom Sattel lösen? Du willst ja schließlich auch was sehen, oder nicht?” Ich griff hinter mich und wollte grade nach der Fackel suchen, als meine Finger nur weiches Fell ertasteten. Meine Hand fuhr den ganzen breiten Rücken meines Reittieres ab, doch da war nichts. Mir wurde bewusst, dass ich das Gepäck irgendwo verloren haben musste. Ich drehte mich Ruckartig um und konnte im Schein der Fackel erkennen, dass meine Feststellung richtig war. Das Gepäck war nicht mehr da. Mir wurde schlecht, ich drehte mich langsam wieder zu Liria um. Diese hatte meinen erschrockenen Gesichtsausdruck wohl bemerkt, denn sie ritt um mich herum, um den Rücken meines Tieres zu beleuchten. Ihr Gesicht wechselte die Farbe, und selbst im warmen Schein der Fackel konnte man sehen, wie weiß und verstört sie im Gesicht war. “Das… das… SELINA! Wo ist das Gepäck? Wenn das ein Streich sein soll ist das nicht komisch!” meinte sie streng, doch ich konnte nur fassungslos den Kopf schütteln. Liria sprach aus, was ich gerade dachte: “In dem Gepäck sind so viele wichtige Sachen! Ohne die können wir unsere Reise gleich abbrechen!” Ich biss mir auf die Lippe. Wo konnte es nur hin sein? Vorhin hatte ich mich noch daran festgehalten und jetzt sollte es plötzlich verschwunden sein?! Das konnte doch nicht mit Rechten Dingen zugehen!
    Ich riss Lria die Fackel aus der Hand und brachte das Tier zum Wenden. Dann stieß ich ihm wieder die Hacken in die Seiten und stürmte den Pfad hinunter, den wir gerade gekommen waren. Von weither konnte ich Liria rufen hören, doch ich scherte mich nicht darum. Wir mussten das Gepäck einfach finden! Die Mission DURFTE einfach nicht so enden. Ich dachte an Corleus. Ich wollte ihn doch stolz machen! Er sollte einen Grund haben mich zu lieben. So ritt ich durch die Dunkelheit, nur mit einer kleinen Fackel in der Hand, und sprach mir Mut zu.

    Kapitel 21: Lana

    Wo konnte dieses dumme Zeug nur hin sein? Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, wo und vor allem wann es verschwunden sein sollte. Vielleicht hatte es jemand gestohlen? Dann könnte ich endlich zeigen was mein Training genützt hatte und die Sachen zurück “erkämpfen” Bald aber sah ich im Schein der Fackel das Gepäck am Straßenrand liegen. Ich zügelte mein Reittier und stieg ab, um es wieder hinter meinem Sattel fest zu schnüren. Doch da sah ich eine Bewegung, dicht am Gepäck. Ich trat einen Schritt näher und was ich sah, ließ mir den Atem stocken: Dort saß ein winziges abgemergeltes Kind, kaum zwei Jahre alt. Es hatte keine ordentliche Kleidung an, nur Lumpen, die nur einen Teil seines halb verhungerten Körpers bedeckten. Das Kind sah mich aus großen Augen ängstlich an. Ich fing an, beruhigend auf es einzureden. “ Hey, Kleines….” Ich hatte die Wörter nur geflüstert, doch das Kind zuckte schon bei ihrem Klang erschrocken zusammen. Ich näherte mich Zentimeterweise der kleinen zusammengekauerten Gestalt. Das Kind beobachtete jede meiner Bewegungen aufmerksam und misstrauisch. “Ich will dir nichts tun. Wo sind denn deine Eltern? Wo bist du zuhause?” Ich hätte es nicht übers Herz gebracht es einfach hier zu lassen, so einsam wie es aussah. Das Kind öffnete den Mund, doch dann schloss es ihn wieder verbittert. Wie konnte ein so kleines Kind schon einen so verbitterten Gesichtsausdruck aufsetzen? Ich war erschüttert. Jetzt war ich fast bei ihm angekommen und hockte mich hin, um besser mit ihm reden zu können. Dann wiederholte ich meine Fragen. Diesmal schien das Kind schon etwas vertrauen gefasst zu haben. “MEine Mutter ist gestorbet.Und… mein Papa hat immer so viel getrunket da bin ich weggelauft.” Ich schluckte. Der oder die Kleine hatte schon so viel durchgemacht, dabei war dieses kleine Sorrotoy noch nichtmal alt. Ich hatte plötzlich eine Idee. “Hast du…. Hast du Lust mit mir zu kommen? Ich mache eine große Reise… . Willst du mich begleiten?”. Ich streckte langsam meine Hand aus und fuhr dem Kind durch das verfilzte Haar. Dann fragte ich nach seinem Namen. Das Kind war so verdreckt, dass ich nicht erkennen ob es ein Junge oder ein Mädchen war. Ich hoffte dass ich durch den Namen erkennen konnte was es war. “ Die Augen des Mädchens leuchteten auf. “ Ich: Lana! “ EIn Grinsen ging über das Gesicht des Kindes. Also war es ein Mädchen. “Ich auch mitkommen. Bist du dann mein Ersatzmami?” Sie sah mich mit ihren wunderschönen Augen treuherzig an und ich lächelte im Schein der Fackel. “ Ja, gerne. Dann komm jetzt.” Ich stand auf und schnürte das Gepäck wieder hinter meinen Sattel, diesmal machte ich es besonders Sorgfältig. Dann saß ich auf und setzte Lana vor mich in den Sattel. Nun konnte die Reise wirklich beginnen. Ich wendete mein Reittier und ritt zu Liria zurück, die mich schon ungeduldig erwartete. Als wir angekommen waren, zog Liria fragend eine Augenbraue hoch und blickte auf Lana. “Liria, das ist Lana. Sie hat unser Gepäck gefunden. Ich werde sie mitnehmen.” Erläuterte ich ihr. Ich fragte sie erst gar nicht, ob sie es erlauben würde, dass ich Lana mitnahm, ich hatte den Entschluss gefaßt und Liria konnte ihn nicht mehr beeinflussen. Ich blickte in Lirias Augen und merkte, wie Lana sich ängstlich an mich schmiegte. Ich drückte beruhigend eine ihrer kleinen Patsche-Händchen. Liria fügte sich. Sie sah, dass es beschlossene Sache war. Außerdem hatte ich das Gepäck wieder. Also ritten wir weiter. Jeder eine Fackel, Lana als neue Begleiterin.



    Re: Selina und die Wunder der Schattenwelt

    Sweet Jackie - 18.05.2008, 14:29


    Die wundersamen Fähigkeiten eines Edelsteins.


    Wir ritten schweigend weiter. Liria voraus, ich hinterher, mit der kleinen Lana vorne auf dem Sattel. Das Mädchen hatte schnell vertrauen zu mir gefaßt. Pausenlos plapperte es vergnügt vor sich hin und ich mußte die Kleine immer wieder ermahnen, etwas leiser zu sein. Denn jetzt waren wir in einem felsigen Gebiet unterwegs. Die hohen glatten Felswände warfen jedes Geräusch, das wir machten, wieder zurück. Ein Echo. Hier würde es ein leichtes sein uns zu verfolgen. Wir mußten immer auf der Hut sein. Man konnte nie wissen wer in der Dunkelheit lauerte. Liria schien sich hier ziemlich gut auszukennen, sie zögerte kein einziges Mal während wir immer weiter in das Felslabyrinth eindrungen. Die Schluchten wurde immer schmaler, die Felswände immer höher. Ich hatte schon Angst, doch Lana war so vergnügt und lenkte mich von meiner beklemmten Stimmung ab. Ich hatte das Gefühl als wäre sie ein kleiner Sonnenschein, der die Leute ohne weiteres erheitern und in seinen Bahn ziehen konnte. Ich jedoch hatte Platzangst. Ich mußte meine Augen schließen und tief durchatmen. Immer mußte ich daran denken, dass sich eine dieser Felswände lösen und uns unter sich begraben könnte. Außerdem wurde ich das Gefühl nicht los, das wir beobachtet wurden. Natürlich sah ich niemanden, doch wir waren nicht allein.
    Liria ritt vor uns, etwa fünf Meter. Ich trieb mein Pferd weiter an, denn ich wollte sie nicht verlieren. Wieder mußte ich an Corleus denken und fragte mich, wo er jetzt wohl war, ob er überhaupt noch am Leben war… . Meine Hand legte sich unwillkürlich um das Amulett, welches er mir geschenkt hatte. Was nun passiert kann ich fast nicht erklären. Es wurde plötzlich total heiß zwischen meinen Fingern und fing an zu leuchten. Ich erschrak so sehr, dass ich laut aufschrie. Liria hielt sofort ihr Reittier an. Doch meines war darauf nicht vorbereitet und rammelte in das Hinterteil des anderen. Der Zusammenprall war hart und warf mich nach hinten aus dem Sattel. Das Amulett, welches ich immer noch zwischen meinen Fingern hielt, leuchtet stärker, es erleuchtet die ganze Schlcuht, in welcher wir uns befanden. Ich lag auf dem Rücken und konnte nur staunen. Die Schmerzen, die der Aufschlag auf den Boden verursacht hatte, waren wie weggeblasen: Die ganze Schlucht glitzerte im roten Licht des Rubins. Die Felswände waren mit Kristallen verschiedenster Größen und Formen übersäht. Es sah traumhaft aus. Doch jäh wurde ich aus meinem Staunen gerissen. “*, Selina! Mach das aus, sofort!” Ich erschrak. Was meinte Liria? Ich konnte doch nicht beeinflussen wann der Stein leuchtete! “ICh… ich weiß nicht wie das geht…!” sagte ich kleinlaut. Liria stöhnte auf. “ Du musst deine Finger davon nehmen! Lass es los, los, lass es endlich los!” Ich ließ es los, und Augenblicklich hörte es auf zu leuchten. Wie von selbst fiel es genau in meinen Ausschnitt, unter mein Kleid. Ich setzte mich ächzend auf. Nun tat mein Rücken wieder weh. Ich lächelte Lana zu, die mich erstaunt aus ihren großen Kulleraugen betrachtete. Liria schimpfte weiter vor sich hin, doch ich beachtete sie nicht weiter. Ich quetschte mich zwischen die mit Kristallen bestückte Felswand und das Reittier und stemmte mich hinter Lana in den Sattel. Ich war mir sicher dass ich den Anblick der leuchtenden Kristalle nie in meinem Leben vergessen würde.

    Mit Lana war die Reise viel schöner. Sie gab mir Abwechselung, ich kümmerte mich um sie und war froh, nicht meine ganze Zeit damit zu verbringen, darüber nachzudenken ob Corleus noch lebte oder nicht. Außerdem machte ich mir nicht mehr so viele Gedanken über Liria. Sie kam schon klar. Lana war ein lustiges, aufgewecktes kleines Kind. Nachdem sie erstmal Vertrauen zu mir gefasst hatte, plapperte sie munter drauf los, und kicherte immer so süß, dass selbst Liria lächeln mußte. Immer weiter drangen wir in das finstere Gebirge von Sorros ein. Doch immer hatten wir das Gefühl, verfolgt zu werden. Immer wieder schauten wir uns um und starrten in die Dunkelheit, doch nichts außer dunkle Schatten waren zu erkennen. Hinter jedem Felsen konnte jemand hocken und einen tödlichen Pfeil abschießen! Meine Nackenhaare stelletn sich auf und ein kalter Schauer lief über meinen Rücken als ich hinter mir ein Steinchen von einem Felsen auf den harten Boden aufprallen hörte. Mit einem Ruck drehte ich mich um. Es war so finster, dass selbst meine Augen, die der Dunkelheit angepaßt waren, nichts sehen konnten. Ich griff unwillkürlich nach meiner Kette, dem Rubin, der vorhin schon geleuchtet hatte als ich ihn angefaßt hatte. Ich zog ihn aus meinem Ausschnitt, doch er zeigte nicht die gewünschte Reaktion. Statt anzufangen zu leuchten find er leise an zu vibrieren und plötzlich waren überall in den Bergen Stimmen zu hören. Es war schaurig, und dennoch wusste ich nicht was es zu bedeuten hatte. Nach ein paar Momenten merkte ich, dass dies UNSERE Stimmen waren! Sie hallten immer wieder von den glatten Wänden ab und vervielfachten sich. Ich drehte mich wieder um, die Hand immer noch am Rubin und sah Angstvoll zu Liria hin. Diese lächelte und rief mir leise zu: “ Das ist ja wunderbar! Unsere Verfolger werden jetzt ganz schön verwirrt sein, schließlich können sie jetzt nicht mehr hören wo wir sind!” sie fing an zu lachen und ihr Lachen vermischte sich mit den Stimmen, die überall zwischen den Felsen widerhallten. “Ab jetzt lässt du die Finger auf dem Steinchen bis wir aus diesem Chaos raus sind!” befahl sie mir. Lana, die vor mir auf dem Sattel saß, hielt sich zaghaft die Ohren zu, es war ihr wohl doch etwas unheimlich ihre eigene Stimme überall zu hören. Wir ritten immer weiter durch die Felsen hindurch, doch schon bald gelangten wir aus dem Labyrinth. Einerseits war ich erleichtert, diese ganzen Felsen waren mir schon etwas unheimlich. Aber andererseits hatten wir unsere Deckung verloren und unsere unbekannten Verfolger konnten uns leichter entdecken. Immer wieder schauten wir uns um, konnten aber niemanden entdecken. Immer weiter ritten wir durch die Dunkelheit, die mir hier auf freiem Feld noch unheimlicher vorkam als in der Stadt…



    Re: Selina und die Wunder der Schattenwelt

    sugus - 19.05.2008, 18:50


    es ist einfach hammer!!!! schreibe schnell schnell weiter!!!!!!!!



    Re: Selina und die Wunder der Schattenwelt

    crossgirl14 - 19.07.2008, 18:14


    jap.. ich finds immer noch wunderschön =)
    würd' mich über ne fortsetzung freuen :)



    Re: Selina und die Wunder der Schattenwelt

    claudi - 31.10.2008, 17:21


    japp!
    ich mich cuh!!!!



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