Krümels-Bücherwelt ...

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Hagena, Katharina - Der Geschmack von Apfelkernen




Hagena, Katharina - Der Geschmack von Apfelkernen

Beitragvon Krümel » 16.09.2008, 11:34

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Schon wieder eine Familiengeschichte?
Diese ist aber mit voller Berechtigung auf dem deutschen Büchermarkt erschienen!


Iris, die Ich-Erzählerin, fährt zur Beerdigung ihrer Großmutter zurück zu ihren Kindheitserinnerungen.
Nach der Bestattung wird das Testament verlesen, und sie als alleinige Enkelin, erbt das Haus mit dem Grundstück der Familie. Ihre Mutter und Tanten erhalten das restliche Vermögen.
Warum wird ihr das Haus vermacht? Und nicht ihrer Mutter, die im fernen badischem Raum voller Sehnsucht und Heimweh vom nordischen Geestland träumt?
Iris ist verwirrt und schleicht im gebrechlichen Haus herum, starrt auf die verstaubten Bücherregale und erkennt kein Anordnungssystem, findet die alten Kleider aus Samt und Tüll und verkleidet sich. Abwesend und verträumt wandelt sie durch das Haus, und dabei kommen ihr zahlreiche Erinnerung hoch, unsortiert, sie fließen einfach: Vom langen Vergessen der Großmutter, die an Demenz erkrankt, von ihren Tanten und ihrer verstorbenen Cousine, und Mira. Auch Max, “die Niete” schwebt in diesen Erinnerungen und wird real.

Es sind alles kleine Mosaiksteinchen, woraus sich nach und nach ein Bild ergibt, eine Familiengeschichte, eine Tragödie.

Besonders schön fand ich die Wort. - und Gedankenspiele der Autorin. Zahlreiche Aussagen kann man sich wunderbar lange durch den Kopf gehen lassen.
Dieses Buch ist eine besondere Empfehlung und erhält von mir die höchste Punktzahl!

Über die Autorin:
Katharina Hagena wurde 1967 geboren, studierte Anglistik und Germanistik in Marburg, London und Freiburg, 2006 erschien ihr Buch “Was die wilden Wellen sagen. Der Seeweg durch den Ulysses”. Sie lebt in Hamburg als freie Autorin.

Bewertung: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern:
Schwierigkeitsgrad: leicht
BildLiebe Grüße,
Krümel



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von Anzeige » 16.09.2008, 11:34

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Beitragvon alixe » 16.09.2008, 14:43

Krümel, du Verführerin! Ich liebe solche Geschichten...

Herzlichst, Alixe, die sofort zum Telefon greift um eine Bestellung zu machen... :roll:
Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand. (Erasmus von Rotterdam)


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Beitragvon Krümel » 16.09.2008, 14:45

alixe hat geschrieben:Krümel, du Verführerin! Ich liebe solche Geschichten...

Herzlichst, Alixe, die sofort zum Telefon greift um eine Bestellung zu machen... :roll:


Freut mich doch immer wieder als SuB-Monster dienlich zu sein :lol:
BildLiebe Grüße,
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Beitragvon alixe » 16.09.2008, 14:48

Krümel, das SuB-Monster... :gröhl: :gröhl: :gröhl:
Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand. (Erasmus von Rotterdam)


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Beitragvon Coco » 16.09.2008, 17:40

Nun wird es endlich gekauft !!!!!

Schon so lange schleiche ich um dieses Buch .... sobald sich mein Konto etwas erholt hat werde ich zuschlagen !! :D
Liebe Grüsse
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-----------

:studie:

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Beitragvon Krümel » 16.09.2008, 17:44

Bin halt so ein richtiges Monster, ein Geld fressendes Krümel-Monster :lol:
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Beitragvon wolves » 17.09.2008, 07:50

Krümel hat geschrieben:Bin halt so ein richtiges Monster, ein Geld fressendes Krümel-Monster :lol:

8) Gib zu, du hast mit Amazon und allen existierenden Buchhandlungen einen teuflischen Pakt geschlossen, um uns zu verführen 8)
Bei mir ist es auf meiner Wunschliste gelandet und wird beobachtet, wie sich die Preise so entwickeln :D
Liebe Grüße
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Beitragvon Karthause » 17.09.2008, 08:04

wolves hat geschrieben:
Krümel hat geschrieben:Bin halt so ein richtiges Monster, ein Geld fressendes Krümel-Monster :lol:

8) Gib zu, du hast mit Amazon und allen existierenden Buchhandlungen einen teuflischen Pakt geschlossen, um uns zu verführen 8)
Bei mir ist es auf meiner Wunschliste gelandet und wird beobachtet, wie sich die Preise so entwickeln :D


Krümel soll sich mal bei Amazon melden und denen erklären, was wir für eifrige Käufer sind. Vielleicht kriegt sie dann Prozente. :mrgreen:

Übrigens, seit mein kleiner Lieblingbuchladen geschlossen ist, kaufe ich fast nur noch bei Amazon. Die andere Buchhandlung in unserer Stadt mag ich nicht. Die Bedienung ist echt doof.
Viele Grüße
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Beitragvon Siebenstein » 11.10.2008, 19:10

wolves hat geschrieben:
Bei mir ist es auf meiner Wunschliste gelandet und wird beobachtet, wie sich die Preise so entwickeln :D


Dann haben wir ja die gleiche Strategie, @wolves. :wink:

Wenn mir das aber alles zu lange dauert, schaue ich, ob ich das Buch in der Bücherei ergattern kann. Hier hatte ich Glück und konnte es schon knapp zwei Wochen nach meiner Vorbestellung in Empfang nehmen. Was soll ich euch sagen, ich bin ganz hingerissen von dieser wunderschönen, sinnlichen Geschichte. :love:

Familiengeschichten lese ich ohnehin sehr gern, aber diese ist wirklich etwas Besonderes. Vieles erinnert mich an die Bücher von Alice Hoffman, die von einem ähnlichen Zauber geprägt sind. "Zauber" hier im wahrsten Sinne des Wortes, denn es "passieren" ständig irgendwelche merkwürdigen Dinge...

Ich bin noch nicht ganz durch, kann aber jetzt schon sagen, dass es zu meinen Highlights des Jahres gehört. :thumright:

Liebe Grüße
Siebenstein :wink:
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Beitragvon Karthause » 11.10.2008, 19:16

In der nächsten Woche bekomme ich es geliehen. Ich freu mich schon. :wink:
Viele Grüße
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Beitragvon Pippilotta » 12.02.2009, 21:13

Man nehme eine große Familie die aufgrund von Heirat und anderen Ereignissen weit verstreut ist, lasse die Großmutter sterben und diese Familie beim Begräbnis alte Erinnerungen ausgraben. Dazu streue man eine Prise Heimatverbundenheit , Heimweh und Sehnsucht und viel vom dem Gefühl, dass „früher sowieso alles besser war“. Natürlich darf eine platte, vorhersehbare Liebesgeschichte nicht fehlen, wie könnte es anders sein – der früher gar nicht wahrgenommene Bruder der besten Freundin muss herhalten. Über allem steht ein Apfelbaum, der zweimal im Jahr blüht und über Nacht reife Äpfel trägt, weil sich unter ihm ein Paar liebte.

Dies alles und noch viel mehr ergibt ein Buch, das meiner Meinung nach von den Rezensenten überbewertet wird. Die Autorin gibt sich seitenlangen Detailschilderungen von Apfelschalen, Apfelblüten und Apfelmusdüften hin, wird nicht müde Flur und Heide in bester Pilcher-Manier anzupreisen und liefert ein Buch ab, von dem zugegebenermaßen eine gewisse Faszination ausgeht, das insgesamt jedoch bald in Vergessenheit geraten wird.

:stern: :stern: ( :stern: )
Herzliche Grüße
Pippilotta


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Beitragvon Siebenstein » 12.02.2009, 22:10

@Pippi, wir sind ja oft einer Meinung, was Bücher angeht - hier offenbar nicht. :wink:

Ich kann von mir weder sagen, dass ich beim Lesen Assoziationen zu Pilcher & Co. hatte, noch dass das Buch schnell in Vergessenheit geraten ist. Ich hatte es noch lange "bei mir", selbst jetzt noch, nach etlichen Monaten, habe ich bestimmte Szenen und Bilder deutlich vor Augen. Ich denke, man kann das Buch nicht starr 1 : 1 lesen, dafür passieren einfach zu viele merkwürdige Dinge, die man als rational funktionierender und fest im Leben stehender Mensch natürlich als Unsinn abschütteln muss. Für mich ist es in erster Linie ein Buch über magische Kindheitserinnerungen und darüber, was diese in uns heraufbeschwören. Bestimmte Gerüche oder Bilder, die wir aus unserer Kindheit kennen, können uns später regelrecht "verzauben". Ich kenne dieses Gefühl sehr gut. Dazu gehören manchmal auch Begegnungen mit Menschen, die man lange nicht gesehen hat und die plötzlich ganz anders auf uns wirken.

Soviel auf die Schnelle von mir, so ganz unkommentiert konnte ich deinen Beitrag nicht stehen lassen. :wink:

Liebe Grüße
Siebenstein
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Beitragvon Karthause » 12.02.2009, 22:27

Schade, dass dir dieses Buch nicht so gefallen hat, Pippi. Aber so ist das im Leben, vieles ist reine Geschmackssache. Dabei fällt mir auf, dass ich meine Meinung hier noch nicht veröffentlich habe. Das hole ich morgen nach.

@Siebenstein

In deiner Signatur sehe ich, dass du Hiob liest. Ich bin auf deine Meinung sehr gespannt.
Viele Grüße
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Beitragvon Pippilotta » 12.02.2009, 22:48

Ich glaube, dass gerade bei diesem Buch die Gratwanderung zum Kitsch ganz eklatant ist. Meiner Meinung nach hat sie diese Wanderung nicht geschafft, und driftet manchmal schon ganz hart ab! Aber ich bin in dieser Beziehung seeeehr sensibel!
Herzliche Grüße
Pippilotta


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Beitragvon Karthause » 13.02.2009, 18:15

Wie versprochen hier nun meine Meinung zu "Der Geschmack von Apfelkernen", die gänzlich von Pippis abweicht. Ich mag ja auch keinen Kitsch, aber in diesem Buch fand ich auch keinen. Aber die Geschmäcker sind halt verschieden.


Und ich stellte fest, dass nicht nur das Vergessen eine Form des Erinnerns war, sondern auch das Erinnern eine Form des Vergessens.“ (S. 169)

Nach dem Tod von Bertha treffen sich sich die Töchter noch einmal in ihrem Haus, welches Iris, ihre Enkelin erbt. Nach der Trauerfeier bleibt Iris allein zurück und zunächst weiß sie nicht, was sie mit dem Erbe tun soll. So geht sie durch die Räume und den verwilderten Garten des Hauses, in dem sie gemeinsam mit ihrer Mutter die Ferien verbrachte. Mit jedem Zimmer, das sie betritt und jedem Schrank, den sie öffnet, werden Erinnerungen wach, vielleicht in gleichem Maße, wie die Großmutter sie während ihrer Krankheit verloren hat.

„Der Geschmack von Apfelkernen“ ist ein Roman über das Leben und den Tod, über Erinnern und Vergessen. Es ist ein Familienroman und schon nach wenigen Sätzen hatte mich der besondere Charme dieses Buches erreicht. Mit ruhigen Worten erzählt Katharina Hagena die Geschichte von Iris, ihrer Mutter Christa, der „elektrischen“ Tante Inga, der exzentrischen Tante Harriet, von Bertha, von Anna und Rosemarie, die beide zu jung gestorben sind. Die Erinnerungen an die verschiedenen Episoden, die bei Iris wach werden, sind allesamt liebenswert und frei von Gefühlsduselei und Kitsch. Auffällig ist jedoch, dass in dieser Familie Stürze und Äpfel eine recht große Bedeutung haben. Ein leichter Hauch von Magie zieht sich durch das Buch, da gibt es beispielsweise rote Johannisbeeren, die aufgrund eines tragischen Ereignisses über Nacht weiß werden und von der Familie als konservierte Tränen bezeichnet wurden.

Mein Fazit: „Der Geschmack von Apfelkernen“ ist eine äußerst liebenswerte Familiengeschichte, die auch die üblichen Zutaten wie Liebe, Missverständnis und Tod enthält, aber mich von der ersten Seite an gefangen nahm, weil der Erzählstil ein so klarer und unsentimentaler war. Auch wenn ich vielleicht den Inhalt vergessen werde, an das Buch, das mir so schöne Lesestunden bereitet hat, werde ich mich gern erinnern.
Viele Grüße
Karthause

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