LUFTSCHACHT

Exon
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    Re: LUFTSCHACHT

    Blair - 01.06.2012, 22:12

    LUFTSCHACHT
    cf: Lagerraum

    Bis zur Schleuse war der Weg anstrengend, größeren Gefechten konnten sie aber ausweichen. Blair war das durchaus recht, denn mit den zwei Wissenschaftlerinnen im Gepäck hätte er es ungern zu einem Feuergefecht kommen lassen. Zu einem Gemetzel allerdings auch nicht. Er konnte nicht leugnen, dass er den Drang verspürte, vor allem auf Rhylee ein Auge zu werfen und sie aus allem Trouble heraus zu halten. Das war lächerlich, wenn er die Situation bedachte, in der sie sich befanden. Bewaffnete bis an die Zähne, mit Marschgepäck auf dem Rücken, versuchten sie aus einem Untergrundlabor zu entkommen, wobei sie nicht einmal wussten, weshalb sie so dringend entkommen mussten – sah er von der unglaublichen Zerstörung, den vielen Leichen und den Monstern ab, die ihnen über den Weg gelaufen waren. Das sprach ja alles nicht dafür, dass es noch so etwas, wie Hoffnung gab, hier zu bleiben. Sicher würde nicht alles wieder werden, wie vorher.
    Die Hoffnung, dass sie lebend aus dem Labor entkommen konnten, war dagegen groß. Bei Blair auf jeden Fall. Er war nicht nur optimistisch, er war sich sicher, sie konnten es schaffen.
    Ganz klar.
    Bei der Schleuse angelangt, beschäftigten Stone und Will sich damit, sie aufzubekommen. Pablo begann erst sich mit dem Seil zu sicher, dann Nevren daran festzubinden. Bald kämen auch Rhylee und er an die Reihe. Stone und Will würden als letzte gehen. Sollte eine der Frauen tatsächlich abstürzen wollen, dann waren die beiden kräftigsten in der Gruppe im Stande, selbst noch Pablo oder Blair mit festzuhalten.
    Hoffentlich hielt das Seil.
    Blair lächelte zuversichtlich. Dabei dachte er darüber nach, wie das mit Rhylee funktionieren könnte. Er versuchte abzuschätzen, wie sehr ein ausgekugelter und wieder eingerenkter Arm behindern konnte und behindern würde. Leider kam er nicht zu einem sonderlich guten Fazit.
    Nachdenklich strich er sich über sein Kinn. Die Bartstoppeln kratzten unter seinen Fingern. Sein Blick fiel auf Rhylee, weil er abschätzte, wie viel Gewicht sie besaß.
    Sobald er zu einem Schluss kam, fiel ihm die Blässe um ihre Nase auf. War bestimmt der Schock. Dachte er.
    Allerdings nur für ne Sekunden. Dann erklärte sich … Einiges.
    Denn nicht nur in ihrer Haltung, auch in ihrer ganzen Körpersprache schrie etwas nach Panik. Höhenangst?
    „I’m afraid of heights. I possibly couldn’t do it with two healthy hands but with this arm“ , began Rhylee. Sie hatte wahrscheinlich recht. Allerdings neben dem gesagten, machte ihm die Panik mehr Gedanken. Er kannte das. So was nannten sie in Soldatenreisen einen Grabenkollaps. Gut, hier fehlte der Graben, aber… er wusste schon, was er da dachte. Sie schüttelte den Kopf. Sie deutete auf die Schlinge um ihren Arm.
    “it’s impossible. I don’t know how and … I can’t Blair. I’m sorry, but I really can’t.”
    Sie klang verzweifelt. Sie war verzweifelt. Und sie sah alles panischer, als es war.
    Er sah ir mit festem Blick in die Augen. Schöne Augen. Er konnte es nicht lassen, daran zu denken und musste sich fokussieren.
    Er kam auf sie zu und legte seine Hand auf ihre gesunde Schulter. In einer Mischung aus halten und halt geben, hielt er sie fest. Sein blick wurde eindringlicher und irgendwie schloss er es aus – alles um sie herum.
    Da waren nur sie beide. Unter sich und ohne diese ganzen Bedrohungen und Gefahren und Verletzungen.
    Nur sie beide.
    “Listen, Rhylee. Listen to me….”, begann er mit fester Stimme. Er wurde daraufhin vertraulicher. ”YES, you can do that. No matter how, but you can do it.” Ein Lächeln umspielte seinen Mundwinkel.
    Verdammt, war sie süß. Unheimlich!
    “Trust me, I’m here and nothing is impossible. We’re all in this together. And no one is left behind, not under my command.” Blair nickte sicher. ”So I have a crazy idea, ow we can make things happen. But you have to trust me, right? No more freaking outs…. Unless I say so.” Er schmunzelte und wartete aus Rhylees reaktion. Sie stimmte ihm zu.
    Pablo gab ihm das Zeichen, er sei soweit Blair hielt inne. Stone und Will hatten Erfolg gehabt und der Zugang zu dem Belüftungsschacht war offen.
    Er wandte sich an seine Kollegen. “Rhylee cannot climb the ladder. But I have another idea.” Sie sahen ihn alle fragend an. Pablo eine Weile länger. Er kam darauf und schüttelte den Kopf. “No way. That’s dangerous. And besides it is…“
    ”the only way.”, beendete Blair seinen Satz. Die anderen sahen ihn fragend an. Er wandte sich an stone. “I need another rope. I’ll carry Rhylee down. It will work, I know it. I can do it!”
    Schließlich erklärten sich alle einverstanden. Immerhin hing auch ihr Leben daran. Nachdem sie sich alle gegenseitig mit einem Seil gesichert hatten, erklärte Blair Rhylee und den anderen, was sie tun würden. Es war eine Sache, die er damals in seiner Ausbildung gelernt hatte. Aus einem Seil konnte man eine Art Tragegeflecht fertigen, mit dem man jemanden auf dem Rücken tragen konnte. Nach einigen Versuchen schaffte es Will, eine Konstruktion zu machen, die den Anschein hatte, dass sie Rhylees Gewicht halten konnte.
    Er sah zu ihr. Er nickte mit einem Lächeln, dass nur sie teilten. “Let‘s go!“
    Er nahm sie Huckepack, wobei sie den gesunden Arm über seine Schulter legte und sich an ihm festhielt. Dann legten die anderen ihnen das Geflecht um. Als Stone, Will und Pablo damit fertig waren, fühlte Blair sich eingehend verschnürt, aber er hatte auch das Gefühl, Rhylee sicher zu tragen. Er sah über die Schulter, konnte Rhylee aber nicht erkennen. “Hope, you’ll enjoy it.“, scherzte er, um die befangene Situation aufzulockern.
    Rhylees und seinen Rucksack nahmen Will und Stone.
    Nachdem sie fertig waren, begannen sie damit auf die Leiter zu klettern. Er selbst hatte seine Waffe um gehangen. Will, Stone und Pablo hatten sie so an ihren Körpern befestigt, dass sie sie mit einer Hand lenken und losfeuern konnten, ohne Gefahr zu laufen, dass sie in den Abgrund fiel.
    Langsam und vorsichtig stiegen sie alle nacheinander auf die Leiter. Zuerst Pablo, gefolgt von Nevren, dann Blair mit Rhylee und zum Schluss Will und Stone.
    Der Blick in die schwarze Tiefe konnte einem die Knie weich werden lassen. Er sah auch, wie blass Nevren war. Sie kamen sich in dem überdimensionalen Rohr vor, wie Ameisen, die vom Schicksal gebeutelt werden konnten, wenn es es darauf abgesehen hätte. Sie waren nicht mehr, als Fähnchen im Wind. Dennoch stiegen sie in die Tiefe.
    Der Abstieg war anstrengender, als Blair es gedacht hatte. Er war hochkonzentriert, nicht daneben zu treten oder eine Sprosse zu lose zu umgreifen und abzurutschen.
    Auf der Hälfte der Strecke war ihm das angespannte Schweigen, was in der Luft lag, aber zu wieder. Außerdem musste er sich davon ablenken, dass er an die Grenzen seiner Kräfte gelangen würde, wenn es so weiter ging.
    “And, everything allright with you.”, fragte er Rhylee. Er spürte ihren in der Schlinge liegenden Arm in seinem Rücken. “See, I said, we can make it. And we will.” Dann grinste er für sich, bevor er einen Scherz anbrachte. “Besides, maybe you can scratch my back a little, where your thumb is. It’s itching there.”



    Re: LUFTSCHACHT

    Rhylee - 02.06.2012, 21:31


    Sein Blick fasste sie und Rhylee spürte schon bevor er näher kam und etwas sagte, dass ihre Worte auf relativ unfruchtbaren Boden gefallen waren. Er würde ihre Ausrede, die nicht mehr als die bescheuerte Wahrheit war, nicht gelten lassen. Sie zuckte zusammen, aber nicht vor seiner Berührung zurück, als er ihre gesunde Schulter fasste und sie dabei energisch ansah. Seine Stimme klang dagegen einfühlsam eindringlich. Anders als sie erwartet hatte, weswegen ihr Widerstand, den sie aufgebaut hatte, um auf die folgende Konfrontation vorbereitet zu sein, wie ein Pappkartenhaus im aufkommenden Windchen zusammenbrach.
    “Listen, Rhylee. Listen to me ...”
    Sie würde ihm zuhören, was immer er zu sagen hatte. Sie wusste nicht wann und wie das passiert war, weil sie sich doch vorgenommen hatte, jedem Argument gegenüber taub zu sein, um ihre Angst zum Sieger zu erküren. Aber in diesem Moment war jede vorherige Überlegung nicht mehr als Taktik im Wind. Sie hörte Blair zu und sie hörte jedes Wort, das er sagte auch so, wie es gemeint war.
    Sie konnte es schaffen. Egal wie, sie würde es schaffen.
    Okay. Sie war keineswegs überzeugt, da sich die Situation kein bisschen verändert hatte und Rhylee noch immer starr vor Angst an Ort und Stelle festgefroren schien, aber sie glaubte ihm.
    “Trust me, I’m here and nothing is impossible. We’re all in this together. And no one is left behind, not under my command.”
    Auch das.
    Er sah tatsächlich so aus, als wäre er bereit es mit dem Schicksal selbst aufzunehmen, wenn es ihm einen Strich durch seine Rechnung, oder seinen Plan machen wollte. Er duldete keine Rückschläge. Er war ein Kämpfer, schoss es ihr durch den Kopf. Ein Kämpfer und nicht bloß irgendein Soldat, der da seine Pflicht tat. Das machte ihn mit einmal weniger gefährlich und zudem so viel … vertrauter. Es klang verrückt, aber auch sie war ein Kämpfer. Im Angesicht ihrer Panik war das wirklich schwer vorstellbar, aber Rhylee wusste es besser. Sie wäre niemals hier, wenn sie nicht auch ein Kämpfertyp wäre. Jeder verdammte Tag hatte ihr am Anfang ihrer Arbeit hier Angst gemacht. Selbst in der relativen Sicherheit des kleinen Forschungslabors hatte sie sich beinah zu Tode gefürchtet. Rhylee hatte nämlich nicht nur Höhenangst, zu diesem Phänomen gesellte sich außerdem Platzangst und ihre allgemeine Angst vor fremden Menschen. Selbst vertraute Personen gaben ihr hin und wieder Schrecksekunden, so dass sie sich nur in der Gegenwart von ein oder zwei Personen wirklich wohl fühlte. Ja, auch wenn das niemand verstehen konnte, dass sie nicht schon viel früher als beim Anblick der Feuerleitern die Nerven verlor und Panik bekam, war etwas auf das sie Stolz sein konnte. Es fiel ihr bloß schwer im Angesicht der prekären Lage, die sie durch ihre Hysterie noch verschlimmerte, dieses Gefühl aufkommen zu lassen. Im Gegenteil, sie fühlte sich sichtlich klein und beschämt.
    Außer dann wenn Blair sie so zuversichtlich ansah. Ernst nahm, ohne abschätzig zu wirken, oder gar genervt von ihrem Verhalten. Er urteilte nicht über sie, sondern suchte stattdessen einfach nach einer Lösung des Problems. Die Einfühlsamkeit mit der er seinen Pragmatismus umsetzte, beeindruckte sie und lenkte sie zugleich von ihrer Panik ab.
    Solange bis es soweit war, dass Blairs Plan umgesetzt werden konnte. Diesen hatte Rhylee nur halb verstanden. Er wollte sie tragen. Das klang logisch und im Angesicht der Tatsache, dass sie wirklich nicht mit einem Arm hätte klettern können auch als einziger Ausweg, wenn man sie nicht zurücklassen wollte. Dennoch, als es jetzt soweit war, dass sie – bereits auf Blairs Rücken verschnürt – mit ihm zusammen auf die Feuerleiter und den Schacht hinabklettern sollte, klopfte ihr Herz wieder schneller. Das Blut rauschte in ihren Ohren und der Schwindel vernebelte ihre Sicht. Ihr wurde schlecht und nur weil sein Aftershave sie ablenkte, vergrub sie die Nase in seinem Nacken, damit sie sich nicht auf seinem Rücken übergeben musste. Die Peinlichkeit hätte sie wohl endgültig umgebracht und Rhylee hätte sich gewünscht abzurutschen, zu fallen oder anderweitig in der beängstigenden Dunkelheit zu verschwinden. So aber klammerte sie sich nicht nur an Blairs starkem Körper fest, sondern an seinem Duft, der so angenehm roch, dass sie ihn vermutlich nie wieder vergessen würde.
    Mitten in ihre Bemühungen Ruhe zu bewahren und die Übelkeit zurückzudrängen, vernahm sie Blairs Stimme. Sie klang gepresst und sie konnte die Anstrengung dieser Kletteraktion in ihr vernehmen. Sofort meldete sich ihr schlechtes Gewissen und Rhylee biss sich auf die Lippen.
    Derweil ermunterte Blair sie damit, dass er Recht behalten hatte. Sie würden es schaffen und Rhylee nickte, ohne daran zu denken, dass er ihre Reaktion weder sehen noch spürbar würde deuten können. Seine nächsten Worte brachten sie dagegen völlig aus ihrem festgefahrenen Angstritual, dass daran bestand Luft zu holen, seinen Duft zu erkennen, sich zu beruhigen – eine Stufe hinab – Panik bekommen, Luft holen, seinen Duft erkennen, sich beruhigen – eine Stufe hinab – Panik bekommen …
    “Besides, maybe you can scratch my back a little, where your thumb is. It’s itching there.”
    Für einen Moment nahm sie seine Worte für bahre Münzen. Sie war kurz davor zu überlegen, wie sie das anstellen sollte und ob er womöglich den Verstand verloren hatte, als sie sein Lächeln in seiner Stimme vernahm. Sie war selbst überrascht davon, dass sie das konnte, aber sie war sich jetzt sicher, es gehört zu haben. Diesen ganz bestimmen Ton darin, der dazu gedacht war, sie aufzuheitern, von ihrer Angst abzulenken und vielleicht auch ihn davon, dass diese ganze Aktion entweder ihre Rettung, genauso aber ihrer aller Tod bedeuten konnte.
    Obwohl sie nicht damit rechnete, fing sie an zu lachen. Sie hatte das gar nicht beabsichtigt, hielt es aber auch nicht zurück, als es sich über ihre Lippen stahl und zwischen ihrem Bauch und seinem Rücken vibrierte.
    „You’re very funny person, Blair. I like you.”
    Das überraschte sie noch mehr, als ihr Lachen. Sie war weder besonders offen mit ihren Emotionen, noch mit ihren Gefühlen. Außer wenn es um Unsicherheit, Angst und Panik ging. Normalerweise fühlte sie sich aber auch in der Gegenwart von Fremden nicht so wohl, wie es bei Blair der Fall war. Wenn sie es genau betrachtete, fühlte sie sich nie so wohl, wie gerade mit und bei Blair. Das verwirrte sie so sehr, dass sie die nächsten paar Stufen gar nicht mitbekam und erstaunt feststellte, wie weit sie schon in diesem grauen, dunklen Tunnel hinabgeklettert waren.
    „You are really nice für einen Arm einrenkenden Soldier, who carries me like this. I would say it’s almost romantic, if it wouldn’t be such a life threatening situation.”
    Hatte sie das gerade gesagt? Was tat sie da? Sie flirtete mit ihm. Eindeutig, dabei flirtete sie nie mit jemand. Sie hatte Nevren schon dabei beobachtet und konnte mit Sicherheit sagen, dass sie nie mit niemanden so redete, auf diese Art, die signalisierte, ich mag dich leiden, vielleicht wollen wir mal mehr machen, als nur reden. Nie, niemals.
    Es musste an der körperlichen Nähe liegen und daran, dass sie nichts dagegen hatte. Trotzdem war es ihr peinlich. Wie konnte sie so etwas in so einer Situation tun und sagen? Was mochte er bloß von ihr halten? Hinterher dachte er noch, sie nutze die Situation mir ihrem Arm extra aus, um ihm auf diese Art und Weise nah zu sein?!
    „I’m sorry, Blair. This was inappropriate. It must be the sticky air, or maybe I’m still in shock. Happens sometimes when you hit your head badly. Maybe I hit it harder than I thought.”



    Re: LUFTSCHACHT

    Blair - 23.09.2012, 14:22


    Die Absicht seiner Worte verfehlte nicht ihr Ziel. Er hatte gehofft, die Situation für sie ein bisschen leichter zu machen. Es war nicht so, dass sie das als Soldaten gelernt hatten. Aber Blair fand, es konnte nicht schaden. Man kletterte ja nicht alle Tage mit einer schönen Frau auf dem Rücken gebunden eine Wartungsleiter in die Dunkelheit.
    Dabei sollte man das doch viel öfter machen.
    Er war zuversichtlich. Sie hatten es bis hier hin geschafft. Sie würden überleben. Alle.
    Das Rhylee auf seine Bitte hin lachte – wobei die Bitte auch noch nicht mal so abwegig war, denn sein Rücken juckte wirklich. Nur schob er es beiseite, weil sie grad einen Abgrund herunter kletterten und jede Art von Ablenkung dazu führen konnte, dass sie dann doch in die Tiefe stürzten. Wagemut und Leichtsinn sollte man nicht verwechseln.
    Zurück zu ihrem Lachen. Immerhin etwas, auch wenn es ihn ablenkte. Er grinste trotz der Anstrengung der Kletterei. Zum Glück ging es wenigstens runter, nicht hoch.
    Ihr Lachen jedenfalls war weich und warm, allerdings nicht so sanft, wie man sie einschätzen würde. Es vibrierte in seinem Rücken, soweit er es durch die Militärweste spüren konnte.
    „You’re very funny person, Blair. I like you.” , erklärte sie ihm.
    Blair erwiderte ihre Feststellung. “Thank you. That’s nice of you.“ Er schmunzelte. ”I like you, too. You’re a pleasant passenger.”
    Dass sie mit ihm sprach, lenkte Blair zwar ein bisschen ab, aber er behielt seine Truppe im Auge. Sie mussten noch etwas die Hälfte der Strecke, die sie zurückgelegt hatten klettern. Aber noch erkannte er kein Zeichen von Schwächung bei einem der Soldaten. Auch die andere Zivilistin schien sich tapfer zu halten. Rhylee sprach weiter und er glaubte, es lenkte sie von ihrer Panik ab, was gut war, denn so konnte er entspannter abwärts klettern und sie würde nicht durchdrehen. Man konnte das manchmal bei solchen Situationen.
    Und das musste nicht so wirklich sein.
    „You are really nice für einen Arm einrenkenden Soldier, who carries me like this. I would say it’s almost romantic, if it wouldn’t be such a life threatening situation.”
    Er nickte, soweit er es konnte.
    “How about having dinner together, if we survive.“ Er meinte seinen Vorschlag ernster, als es vielleicht klang oder man es in der Situation nehmen würde. Leider bekam er nicht mit, wie sie darauf reagierte.
    Als er dann doch eine Antwort bekam, war er sich nicht sicher, ob sie ihn gehört hatte.
    „I’m sorry, Blair. This was inappropriate. It must be the sticky air, or maybe I’m still in shock. Happens sometimes when you hit your head badly. Maybe I hit it harder than I thought.”
    “Really? Well it is possible. But don’t find an excuse for something that is just a talk.“ Er blinzelte. Sie konnte seine Mine nicht sehen. Okay, vielleicht hatte er sich verliebt. Mal eben so, während er überlebte.
    Na gut. Das passierte eben manchmal.
    Er dachte darüber nach. Und es hatte nichts damit zu tun, dass sie sich gerade so nah waren. Es war besser, wenn sie am Reden blieben. Dann konnte er nicht weiter darüber nachdenken. Und das war vielleicht auch besser. Im Moment.
    Sie kannten sich ja nicht… so wirklich.
    Und außerdem bekam er Herzflattern, wenn er jetzt über etwas nachdachte, was über diese Konstellation hinausging. Vielleicht war sie ja mit jemandem zusammen… der wahrscheinlich jetzt tot war. Hm…
    Umso was zu besprechen war wohl ein Abgrund nicht der richtige Ort.
    “Rhylee? Why didn’t we meet before? You worked in the labs, right? What did you do there?” , fragte er nach, um ihre Unterhaltung in Gang zu halten.



    Re: LUFTSCHACHT

    Rhylee - 23.09.2012, 14:23


    In Gedanken hing sie noch immer an Blairs Worten. Sie sollte sich also nicht für etwas entschuldigen, was … nur ein Gespräch war. War es das? Er hatte Recht. Warum aber brachte es sie dann so durcheinander? Vielleicht war es die ungewohnte Nähe, immerhin saß sie auf seinem Rücken und wann war sie anderen – vor allem Männern – schon so nah? Bestimmt hatte es damit zu tun. Es erschreckte sie bloß, dass sie es mochte. Ihm so nah zu sein, genauso wie mit ihm zu reden.
    „Maybe we really should go to a proper date tonight.”
    Ihre Worte waren nicht dazu gedacht gewesen, mehr zu sein als Gedanken. Ganz sicher hatte sie sie nicht aussprechen wollen und da sie hoffte Blair hatte sie nicht mitbekommen, sprach sie schnell weiter und beantwortete seine vorherige Frage. Die war so viel einfacher zu beantworten. „Oh I’m a scientist. Or not really I’m part of an assistant team working for the scientists. I’m part researcher and part nurse. Nevren”, sie deutete auf die Frau zwischen ihm und Pablo. “and I worked with the medication for the … well for the animals.” Ihre Stimme stockte …
    Für die Tiere. Das war was sie geglaubt hatte. Ihr lief ein Schauer über den Rücken.
    „There is something there weren’t telling us, right? I mean this science program is obviously not about animals at all. What …” Sie musste schlucken und hielt sich noch ein wenig fester an Blair fest. „What were they?“



    Re: LUFTSCHACHT

    Blair - 23.09.2012, 14:23


    Rhylees Frage war schon so eine Sache. Denn er hatte eine Antwort, aber wenn sie meinte, sie wisse nicht wirklich etwas darüber…
    Na ja, schlimmer, als in der jetzigen Situation konnte es ja nicht werden. Sie war ja quasi an ihn gebunden und das würde auch mindestens noch zehn Minuten so bleiben, wenn nicht sogar eine halbe Stunde. Er beschloss, bei der Wahrheit zu bleiben, soviel er davon verstand. Immerhin machte es keinen Sinn, irgendwas zu erzählen, was bar jeglicher Wahrheit war, wenn sie es doch innerlich sowieso schon wusste.
    Eigentlich hatten sie einen Kodex, niemandem auch nur ein Wörtchen von dem zu sagen, was sie taten. Aber was war das jetzt noch Wert. Blair schwieg auf ihre Frage hin ein paar Momente, dann setzte er zu einer Antwort an.
    “ You worked in an underground research lab. They grow mutants – humans that were combined with animal DNA. If you ask me, they looked like humans, but they were like animals. I’ve heard from a fellow, that was ripped of his bones from one of the freaks. Believe me, what happened up there was there doing, all the dead and chaos. You met them. If this was right in the first place… “ Er seufzte nachdenklich. ”Well I’m just security staff. We were trained to not ask questions. So… if we’re out, we’re save. That is, what counts actually for me. We’ll see, what the future brings."
    Er schwieg einen Moment, dann wechselte er das Thema.
    “So you wanna date tonight. May I ask, what kind of restaurant you prefer? Do you like to dance?”



    Re: LUFTSCHACHT

    Rhylee - 14.10.2012, 18:57


    “You worked in an underground research lab. They grow mutants – humans that were combined with animal DNA. If you ask me, they looked like humans, but they were like animals. I’ve heard from a fellow, who was ripped of his bones from one of the freaks. Believe me, what happened up there was their doing, all the dead and chaos. You met them. If this was right in the first place … “
    Menschen mit Tiergenen … Menschen mit … Tiergenen. Mutanten!
    Rhylee überkam das Gefühl sich noch enger an Blair klammern zu wollen. Nicht, dass das jetzt noch sinnvoll war, nachdem sie der Gefahr – zumindest schien es so – entkommen waren. Das waren sie doch oder etwa nicht?
    Übermächtig stieg der Drang in Rhylee auf Blair danach zu fragen, aber die Angst vor seiner Antwort war genauso groß wie der Wunsch, es zu wissen. Die Ungewissheit war unerträglich, aber noch nicht so unerträglich wie die Vorstellung, dass sie noch immer in der Gefahr schwebten diesen … Mutanten zu begegnen. Ihr hatte Begegnung Nr. 1 gereicht. Erst jetzt war ihr nämlich klar, welches Glück sie gehabt hatte und wie das alles hätte ausgehen können – nein ausgegangen wäre – wenn Blair und seine Leute nicht dazugekommen wären. Eindeutig, noch war die Angst schlimmer zu ertragen, als die Ungewissheit.
    Als ahnte er ihre Angst – vielleicht spürte er sie auch mehr, so wie sie sich an ihn … quetschte … - lenkte Blair sie ab.
    “So you wanna date tonight? May I ask, what kind of restaurant you prefer? Do you like to dance?”
    „Äh well … no. I mean yes, sure. I … think so, I like music though.”
    Stammelte sie jetzt tatsächlich so unzusammenhängendes Zeug vor sich her?! In der Gegenwart von … von Blair und seinen toughen Freunden?
    Great, Rhylee, just great.
    “I’m sorry Blair, truth is I would love to go on any kind of date as long as it’s including you.”
    Das war …
    “That wasn’t supposed to slip over my lips. I only wanted to imagine telling you that. Okay, well … thing is I never was on a real date, so I don’t know any restaurants but I like Chinese food. And I was never out for a dance, so I don’t know how, but I love to dance for my own, cause I like music, so if that’s all right with you, we can do that.”
    Jetzt drehte sie endgültig durch. Sie war … so out of line! Out of character too.
    “Of course you could cancel the whole thing, if you want to, cause I’m really embarrassing you and myself by the way.” Sie hätte alles dafür gegeben, zu sehen, ob ihre nächsten Worte sich lohnten. Leider war es unmöglich ihm in ihrer Position in die Augen zu sehen. Sie fragte einfach dennoch. Was hatte sie nach ihrem Gerede auch zu verlieren?!
    “Do I by any chance convince you it’s still the bump on the head? Me being this crazy I mean. Any chance … of that and you and me still going out to this date wherever doing whatever?”



    Re: LUFTSCHACHT

    Blair - 21.10.2012, 09:38


    Restaurant, Tanzen, Date.
    Blair meinte es Ernst. Soweit er es eben Ernst meinen konnte, in der Situation, in der sie sich befanden. Sie kletterten eine Wartungsleiter herunter durch einen Luftschacht, dessen Boden im Dunkeln lag. Während er sich darauf konzentrierte, jede Sprosse mit seinen Händen fest zu umgreifen und seine Stiefel richtig zu setzen, konzentrierte Rhylee sich darauf, nicht nach unten zu sehen, Panik zu bekommen und herunter zu fallen. Er war ihr da sehr dankbar und froh, dass sie sich dahingehend gut verstanden. Er versuchte alles daran zu setzen, dass sie nicht beide umkamen. Sie auch.
    Klasse.
    Er musste ja zugeben, dass er seine Fragen an sie nicht nur deshalb gestellt hatte, um sie von dem Fakt abzulenken, dass es hier um ihrer beider Leben ging und der Plan von ihm schon verrückt war. Irgendwie hatte es von Anfang an bei ihm gefunkt. Er musste sie nicht weiter kennen lernen, um zu wissen, dass sie seinen Blick auf sich gezogen hatte. Aber umso näher er sie kennen lernte – in solchen innigen Gesprächen nur noch schneller – umso klarer wurde es ihm. Denn mit jedem bisschen, was er von ihr kennen lernte, wuchs auch sein Interesse an ihr. Und das war absolut fehl am Platz. Vor allem jetzt. Sie sollten die beiden Wissenschaftlerinnen nur retten und selbst überleben. Alles Weitere würden ihre Vorgesetzten regeln.
    Blair wollte so denken, aber es ging nicht. Er kletterte, Rhylee antwortete. Er grinste.
    Sie wollte nicht daten oder doch, solange es mit ihm war und vor allem glaubte sie, dass sie Musik mochte. Selbst dann noch, wenn sie nur für sich allein Tanzte und nicht einmal wusste, ob sie tanzen konnte.
    Bestimmt konnte sie das. Wenn ihr Arm erst einmal wieder ausgeheilt war.
    “Of course you could cancel the whole thing, if you want to, cause I’m really embarrassing you and myself by the way.”
    Er schüttelte den Kopf, wusste aber nicht, ob sie die Kopfbewegung sah. Also unterbrach er sie nicht, amüsierte sich aber. Nicht über sie oder das, was sie sagte. Es war eben die Situation, in der sie sich befanden. Das verrückteste Date, das Blair je gehabt hatte.
    Absolut nicht peinlich. Aber dennoch verrückt.
    “Do I by any chance convince you it’s still the bump on the head? Me being this crazy I mean. Any chance … of that and you and me still going out to this date wherever doing whatever?” Rhylee sah es nicht anders. Sie hoffte, dass sie ihn dennoch überzeugen konnte, mit ihm auszugehen. Blair deutete einen Blick über die Schulter zu ihr an.
    “Well, as long as don’t tell me that it is whenever, I’m in.“
    Er bemerkte, wie es langsam schwerer wurde, sich zu konzentrieren. Seine Muskeln brannten. Sie kletterten schon lange. Zu lange?
    “Believe me, I’m a good dancer and I can show you, how to dance together. But before we settle things, let us get this done with.” Er bemühte sich, freundlich zu klingen, aber die Atemlosigkeit war ihm anzuhören. Er forderte von Will einen kurzen Bericht, wie weit sie waren. Auch Pablo sollte seine Einschätzung geben.
    Doch bevor er zu Wort kam, gab es plötzlich eine hefitge Erschütterung. Er ordnete sie eine Explosion zu, beziehungsweise sogar mehreren, kleineren Explosionen. Die Leiter ächzte und knarrte, während er die Vibrationen in seinen Handflächen spüren konnte. Dann ging alles schnell. Er hörte einen lauten Aufschrei unter sich. Das nächste, was er erkennen konnte, als er an sich vorbei sah, waren Beine, die in der Luft strampelten.
    Nevren…
    Sie musste den Halt verloren haben. Er sah über sich. Stone und will sahen ihm abwartend entgegen.
    “Everthing allright, Pablo?“
    “We could use a little help.”, erwiderte er angestrengt. Die Antwort war nicht sehr erbaulich und das, was Blair sich erhofft hatte. Er zögerte nicht lang.
    “Hold on tight.“, wendete er sich an Rhylee, was man an seiner Stimmlage hören konnte. Dann sah er zu Stone und Will, denen er den simplen Plan erklärte.
    “Stone, help Pablo.“
    Und mehr musste er auch nicht sagen. Sie waren keine Soldaten, aber sie waren eingespielt aufeinander.
    Blair nahm alle Kraft zusammen und dann ließ er lediglich einen Stiefel auf der Leiter und eine Hand an der Sprosse. Er machte auf diesem Weg Stone so viel Platz wie möglich, um an ihm vorbei zu kommen. Seine Muskeln brannten wie Feuer. Aber das war imMoment nicht entscheidend.
    “Guys!“, hörte er Pablos Stimme mit einer Dringlichkeit, die für sich sprach. Dafür kletterte Stone unerträglich langsam an ihm vorbei. Jede Bewegung war bedächtig und getimt, denn wenn nur einer von ihnen daneben griff, dann…
    Gute Nacht.
    Weil Blair nur noch halb an der Leiter hin, konnte er besser sehen, was da unten los war. Er runzelte die Stirn. Pablo hielt sich mit einer Hand an der Sprosse fest. Mit der anderen Hand hielt er Nevren an ihrer Hand. Er musste sie im letzten Moment gegriffen haben. Nevren hing ganz still und unbewegt an ihm. Er musste ihr gesagt haben, sie solle sich nicht bewegen. Ihre aufgerissenen Augen zeigten ihre Angst.
    Blair sah wieder nach oben und konzentrierte sich, bis Stone an ihm vorbei geklettert war. Dann schwang er sich zurück auf die Leiter und atmete erleichtert auf, weil er die eine Körperhälfte entlasten konnte. Er sagte nichts, sondern wartete … auf was auch ….
    Die Entwarnung von Stone, alles sei unter Kontrolle.
    Unendlich lange Sekunden brauchte er, um das Wort ‚clear‘ auszusprechen. Blair nickte unbewusst.
    ”Okay, than lets go. We’re almost there.”



    Re: LUFTSCHACHT

    Rhylee - 29.12.2012, 10:59


    Eigentlich schien alles okay. Soweit es eben okay sein konnte, einen ausgekugelten Arm gehabt zu haben, an einem Fremden gebunden zu sein und einen Schacht hinunter zu klettern, bei dem jeder falsche Tritt oder Griff dazu führen würde, dass sie in Sekundenschnelle tot wäre. Ja, in Anbetracht dieser angespannten Umstände, war alles mehr als okay. Vermutlich lag es an ihrer Angst, dass sie in der Lage war mit Blair so offensichtlich in der Gegenwart aller hier zu flirten und tatsächlich ein Date mit ihm auszumachen. Denn das hatten sie gerade irgendwie und Rhylee war sich nicht sicher, ob sie es gut finden sollte, dass er ihre Unterhaltung durch Lagebesprechungen mit den anderen Wachen unterbrach, oder ob sie das nur noch nervöser machte. Es gab ihr auf jeden Fall Zeit über das Date und alles Gesagte nachzudenken. Zu viel Zeit, um nervös zu werden, zum Glück zu wenig Zeit, um in Panik zu verfallen und einen Rückzieher zu machen.
    Sämtliche Gedanken an Dates wurden ohnehin aus ihrem Kopf geschleudert, als sie die Erschütterung spürte, die sie instinktiv sofort dazu veranlasste ihren Griff um Blair zu verstärken. Sie presste die Augen fest zusammen und erwartete jeden Moment in die Schwärze unter ihnen zu stürzen. Das war es dann. Wenigstens war es schön gewesen. Bis zum tragischen Ende jedenfalls.
    Diese Gedanken rasten ihr durch den Kopf, schwollen an und belagerten sie so laut, dass sie gar nicht mitbekam, wie die Erschütterungen nachgelassen hatten. Und das sie noch immer am Leben waren. Im Gegenteil, sie war so in ihren Gedanken gefangen, dass sie den darauffolgenden Schrei, der die Stille zeriss, als ihren eigenen interpretierte. Nur der tödliche Aufprall folgte nicht. Dass veranlasste Rhylee dazu die Augen zu öffnen und erst da erkannte sie, dass sie noch immer an Blair hing und der noch immer an der Leiter. So sicher wie ein Fels in der Brandung, selbst im größten Sturm schien er die Kraft aufzubringen am Leben festzuhalten. Für sie beide.
    Tränen schossen ihr ins Gesicht und ließen sie vergessen, dass sie sich den Schrei aber nicht eingebildet hatte. Sie konnte nichts gegen diese plötzlichen Gefühle machen, die sie überwältigten und so biss sie sich auf die Lippen um ja keinen Laut zu machen, der sie dabei verriet. Das wäre mehr an Peinlichkeit für heute, die sie ertragen konnte. Sie hätte nicht mal erklären können, ob sie vor Erleichterung – am Leben zu sein – oder vor Angst – noch immer sterben zu können – weinte. Vermutlich wegen beiden.
    “Hold on tight.“ , hörte sie Blairs Stimme und wusste sofort das er mit ihr sprach. Seine Stimme hatte diesen weichen Klang, den sie immer hatte, wenn er mit ihr redete. Sie wusste jedoch nicht, was er meinte und sah mit Entsetzen, wie er seine Hand und einen Fuß von der Leiter nahm und sich zur Seite wandte. Sie fühlte die Mauer in ihrem Rücken.
    Die kann mir auch nicht helfen, dachte sie verzweifelt und wünschte sich, dass das alles bloß endlich vorbei war und sie unten ankamen. Sie hasste Höhen. Sie hasste sie so sehr, dass ihr mit einmal schlecht wurde und sie sich ärgerte, dass Blair sich so verrenkte und sie beide damit noch mehr der Gefahr aussetzte, zu sterben. Warum eigentlich?
    Erst da erinnerte sie sich wieder an den Schrei und mit einem Schock, der sie wie eine Lawine überrollte, verstand sie, dass der Schrei von Nevren gekommen war. Obwohl es das Letzte war, was Rhylee wollte, traute sie sich nach unten zu sehen und was sie dort sah, hätte sie lieber nicht sehen wollen. Am liebsten hätte sie jetzt die Augen geschlossen ihren Kopf in Blairs Rücken vergraben und nie wieder die Augen aufgemacht. Zumindest nicht bis sie unten angekommen waren. Aber Nevrens vor Angst aufgerissene Augen hielten ihren Blick fest. Sie hing ganz starr an Pablos Hand, der sie im letzten Moment gepackt haben musste, als sie abgestürzt war. Vermutlich durch die unerwartete Erschütterung. Die war jedoch schon einen Moment her und wenn sie den Schweiß auf Pablos Stirn sah, der sich selbst und Nevren halten musste, wünschte sie sich Stone würde nicht so verdammt ruhig und langsam klettern, sondern sich verdammt noch mal beeilen, bevor ihre Freundin in den Schlund dieses grässlichen Tunnels gestürzt war.
    Natürlich wusste sie, dass sie Stone Unrecht tat. Er tat genau das Richtige. Er musste langsam machen, damit er selbst nicht den Halt verlor. Immerhin waren sie miteinander verbunden und wenn er fiel … dann sie alle. Wessen bescheuerte Idee war es nur gewesen, hier herunter zu klettern? Sie würden alle sterben! Sie hätten lieber oben auf Hilfe warten sollen!
    Aber sie wusste, dass das nur eine Lüge war. Eine, die so lächerlich war, dass sie sie nicht mal wirklich beruhigte. Nicht, wie sie gehofft hatte.
    Pablos Ansporn, der danach klang, als hielte er nicht mehr lange durch, veranlasste sie dann doch dazu, die Augen abzuwenden und sie drückte ihr Gesicht an Blairs Rücken. Die Augen geschlossen, versuchte sie krampfhaft an etwas Schönes zu denken und auszublenden, wo sie war und was gerade passierte. Es gelang ihr nicht, aber Blairs Geruch, die Wärme seines Körpers, der Herzschlag, den sie an ihrer Wange spürte, das alles beruhigte sie mehr, als alle Lügen und Wunschträume der Welt.
    Dann endlich kam die Erlösung durch Stone, der verriet, sie seien wieder okay. Rhylee hörte wie sie seufzte, aber sie fühlte sich mit einmal zu schwach, den Kopf zu bewegen, oder auch nur hinzusehen, als Blair sich mit einem Ruck wieder zurück an die Leiter schwang und festhielt. Sie hatten es fast geschafft, behauptete er. Rhylee wusste nicht, ob er die Wahrheit sagte, aber sie wusste, dass sie ihm glauben wollte. Es fühlte sich so an, als dauere diese Kletterei ewig und der Tunnel nähme nie ein Ende. Dabei wollte sie nur noch schlafen. Sie war mit einmal nur noch erschöpft und fühlte sich wattig. Wattig und leer. Es schadete sicher nicht, wenn sie jetzt ein bisschen der Dunkelheit nachgab. Wenn sie wach würde, wünschte sie sich, wären sie endlich in Sicherheit. Derweil träumte sie einfach vom Tanzen und dem passenden Kleid. Das konnte gar nicht verkehrt sein.



    Re: LUFTSCHACHT

    Blair - 13.01.2013, 14:47


    Nach dem Zwischenfall kletterten Sie solange weiter, bis Pablo meldete, dass sie die Etage erreicht hätten. Blair hatte unterdessen Rhylee noch einmal angesprochen, aber bemerkt, dass sie ihm nicht geantwortet hatte. Aus den Augenwinkeln hatte er erahnt, dass sie die Agen geschlossen hatte. Das war zwar nicht optimal, wenn sie jetzt ein Nickerchen hielt. Aber solange sie sich dabei nicht falsch bewegte, würde es gehen. Mit Stones Hilfe landete Blair schließlich sicher in dem Zugangstunnel zu der Wartungsleiter. Will half ihm dabei, Rhylee vom Rücken zu schnüren. Sie legten sie gemeinsam auf den Boden und er schob seine Jacke unter ihren Kopf. Während Pablo sich um Nevrens Verfassung kümmerte, sicherte Stone den Gang. Blair sah zu will. “She lost consciousness.“, stellte er fest.
    Will nickte. “We all need a rest. If Stone finds a secure place, we should take a break. We’re all exhausted and this part of the brig seems a bit calmer than the Labs.”
    Blair nickte zustimmen. Er sah zu Pablo, der sich Nevrens Schulter ansah, die von der Belastung wahrscheinlich verengt war.
    Als Stone zurückkam, hielt Blair es für richtig, diese Gedanken allen mitzuteilen. Er nahm danach Rhylee in seine Arme und trug sie.
    Als sie einen geeigneten Ort für ein Lager gefunden hatten – es war eine Höhle, die von dem Gang aus abführte- machten sie Rast. Der Tunnel war in den Stein gehauen und teilweise konnte man auf blanken Fels sehen.
    “Let’s try to get some rest. We change watches every two hours.” Er verteilte die Wachzeiten an die drei anderen und sich. Doch bevor sie anfingen, bauten sie ein bescheidenes Lager auf. Stone übernahm die erste Wache.
    Pablo, Will und Blair saßen zusammen und planten das weitere vor gehen.
    “I have no idea what we’ve to expect out there.”, meinte Pablo. Will nickte zustimmend.
    ”Everything is better than staying here. And staying in the Labs would have been our secure death.”
    ”I don’t like the sound of that, Blair.”, erwiderte Pablo.
    Blair lächelte. Dann löste er Stone ab mit der Wache. Als Blairs Schicht vorbei war und Will übernahm, nahm er sich 2 Portionen von dem auf dem Campingkocher aufgewärmten Essen. Er ging zu Rhylee, die sie provisorisch auf eine Decke gelegt hatten. Ob nun vor Erschöpfung oder aus Ohnmacht, sie hatte die ganze Zeit geschlafen. Blair setzte sich neben sie.
    Er betrachtete sie und musste ganz ungewollt lächeln. Sie sah friedlich aus.
    Er fuhr mit seiner Hand über ihre Wange und als sie sich bewegte, bemerkte er, dass sie nicht ohnmächtig war, sondern schlief.
    Er weckte sie vorsichtig, dann begrüßte er sie mit einem Schmunzeln. “Hi there, sleepy head. It is time for lunch… or dinner….” Er sah auf die Uhr, es war kurz nach um Neun Uhr Abends. Er half ihr, sich aufzusetzen und reichte ihr eine warme Dose mit Gulasch drin. Nahrhaft und … lecker.
    “How are you feeling? You passed out a few moments, before we end our climbing tour.” Er lächelte und aß ein bisschen was. Dabei reichte er ihr eine Wasserflasche. “Better you drink something. Stops you from feeling completley dizzy.” Nachdem sie einen Schluck getrunken hatte, fragte er weiter nach. “So this is not exactly a date, but we have diner together. That’s nice. Where were we in our conversation?”



    Re: LUFTSCHACHT

    Rhylee - 10.02.2013, 17:41


    Sie … oh …
    Rhylee errötete bei seinen Worten. Sie war also einfach …
    Hm.
    Sie hoffte es war eine Ohnmacht gewesen. Das klang wenigstens ein bisschen so, als hätte sie nichts dagegen machen können. Der Gedanke einfach eingeschlafen zu sein, war dagegen unerträglich. Sie fühlte sich schon so schlecht genug. Immerhin hatte Blair sie die ganze Zeit tragen müssen, während Nevren wenigstens alleine geklettert war. Sie erinnerte sich daran, dass ihre Forschungspartnerin beinah gestürzt wäre. Beunruhigt sah sie sich leise in dem Lager um und erkannte Nevren bei einem der Soldaten, dessen Name ihr nicht sofort einfallen wollte. Aber sie unterhielten sich leise und Rhylee deutete das als gutes Zeichen.
    Sie lächelte unsicher in Blairs Richtung. Er aß bereits und reichte ihr jetzt eine Flasche Wasser. Damit sie sich nicht mehr so wattig im Kopf fühlte.
    „Good idea. Thanks.“
    Blair nickte bloß und sah zu, wie sie wenigstens ein drittel des Wassers trank. Das fühlte sich gut an und Rhylee fühlte so langsam wieder ihren Körper. Der signalisierte ihr, dass er ebenfalls Hunger hatte und was immer das da war, das Blair ihr gebracht hatte, es mochte nicht berauschend aussehen, aber es roch absolut verführerisch lecker. Rhylee fing also an zu Essen.
    “So this is not exactly a date, but we have diner together. That’s nice. Where were we in our conversation?”
    Erneut verfärbten sich ihre Wangen rosa und sie sah zu Blair. Sie versuchte einzuschätzen, ob er das ehrlich meinte. Also das mit dem Date. Wollte er das wirklich?
    Für einen Moment hatte sie angenommen, dass er das alles nur gesagt hatte, um sie abzulenken. Immerhin hatte es funktioniert und er war ein erfahrener Soldat. Es war viel wahrscheinlicher als anzunehmen, dass er sie wirklich … zu einem Date einladen wollte.
    Sie bemerkte an Blairs Lächeln, dass er ihr ihre Gedanken nur all zu leicht ansehen konnte. Sie biss sich auf die Lippen und suchte verlegen nach Worten. Ohne zu verraten, was er doch schon längst wusste.
    „I’m sorry I passed out on you. It wasn’t our conversation I swear. I loved … I mean I liked talking to you. It was … not a date, sure and I was totally embarrassing you in front of your friends and all and you must believe me that I’m not always like this. I can be … normal.”
    Sie lachte jetzt selbst leise über ihre Worte. Sie klangen ziemlich verrückt und chaotisch noch dazu. Außerdem waren sie ja so gar keine Antwort auf seine Frage.
    „You told me you can dance and that you were going to show me how to dance so we can go out on a proper date together. Something like that. I don’t know if this is true, I mean maybe I was hallucinating or you were saying these things to calm me down, but … you can dance right?” , fragte sie vorsichtig nach. Wahrscheinlich sah er ihr – wie alles andere auch – schon im Gesicht an, dass sie darauf hoffte, er wollte noch immer mit ihr zu einer Verabredung gehen.



    Re: LUFTSCHACHT

    Blair - 12.02.2013, 22:16


    Erneut färbten sich Rhylees Wangen rosa. Blair erkannte das deshalb, weil sie von dem ausgekugelten Arm und der Kletterpartie immer noch ein bisschen blass war. Aber wer konnte es ihr verdenken. Sie war Zivilistin und das aufregendste, was wohl in so einem Labor passierte, war ja wohl, wenn mal ein Reagenzglas herunter fiel. Oder so was. Blair nahm sich vor, sie das zu fragen. Vorher aber aß er den Gulasch aus der Dose, an dessen Geschmack er sich mit der Zeit gewöhnt hatte.
    Ihre Augen trafen auf seine in der Zeit, die verstrich dafür, dass er auf eine Antwort wartete.
    Das bannte ihn. Ihre Augen. Blair war von ihnen angetan. Ihm war das vorher noch nicht… so sehr … aufgefallen. Er lächelte leicht, dabei die Mundwinkel gehoben.
    Daraufhin biss Rhylee sich auf die Unterlippe. Sie war verlegen. Die Geste löste in ihm kein schlechtes Gewissen aus. Ganz im Gegenteil. Blair spürte, wie sein Mund ganz trocken wurde und er seine Augen nicht von ihr lösen konnte.
    „I’m sorry I passed out on you. It wasn’t our conversation I swear. I loved … I mean I liked talking to you. “
    Sein Blick lag unverändert auf ihr, auch wenn in seinen Augen dieses Lachen stand, was ihn an Lebensfreude auszeichnete. Blair war nicht kaputt zu kriegen. Er war eigentlich immer gut gelaunt. Und trotzdem die Situation ernst war, musste man sich auch einmal ein wenig Ablenkung gönnen. Und Rhylee war eine gute Ablenkung. Eine sehr gute sogar.
    Ob es daran lag, dass sie sich für die Ohnmacht entschuldigte oder daran, dass er ihr ansah, wie ernst sie es meinte…
    Blair sah ein bisschen verstört auf den Gulasch in der Dose und hörte doch nur ihre Stimme.
    Sie versprach, dass das eine Ausnahme war und sie ihn hatte ja nicht vor seinen Freunden blamieren wollen. Die… ach was. Schon vergessen. Blamabel war es nicht. Hauptsache, er hatte sie beeindruckt. Mit einem Seitenblick auf sie wusste er, dass es stimmte.
    Dass mit dem Beeindrucken.
    Durch Rhylees leises Lachen schmunzelte Blair breiter, als beabsichtigt. Es sollte ja eigentlich nicht so deutlich werden, dass er … Na ja, schadete ja nichts, über die Angelegenheit zu grinsen.
    Dabei kam Rhylee endlich auf seine Frage zurück. Sie waren stehen geblieben beim Tanzen. Ach ja.
    Er nickte zustimmend, auf ihre Wiedergabe, er hätte von sich behauptet, er sei ein vortrefflicher Tänzer. Ja, das war er auch. Allerdings war er mit der passenden Partnerin bestimmt noch besser. Allerdings wusste Rhylee noch nichts davon. Davon, dass sie nicht halluziniert hatte.
    Er nickte nach dem Ende ihrer Worte erneut zustimmend. “Well I just said that to keep you calm. It was the best way to keep us both secure.”
    Doch bevor er ernst bleiben konnte, schmunzelte er breit und stellte die Dose beiseite. Er rieb die Hände ineinander und warf einen Blick zu ihr.
    “Well no, that was a joke. I’m a really talented dancer. Right, Stone!”, rief er herüber zu dem Koloss von einem Soldaten. “Whatever, Blair. But leave the lady alone with your dancing talents. She’s worth more than that.“
    Blair winkte ab und drehte sich erklärend zu ihr. “Don’t listen to him. He’s just jealous, because the dancing gimme the luck with the girls. “
    Blair stand auf und sah sie auffordernd an. Es dauerte einen Moment, bis Rhylee verstand. “Shall we? As sooner as we start, the better we become during the the next few days. Then our first date will be incredible and danceable. Just imagine, I’m not the one you’re going to date. I’m just… ah, anyway. “ Er wartete, bis sie vor ihm stand. “Relax, I’ll just show you the basics.“
    Er nahm ihre Hand in seine, dann bat er sie vorsichtig den Arm mit ihrer eingerenkten Schulter über seinen zu legen. Er legte seinen Arm auf ihre Hüfte. Durch die Ausgangsstellung kamen sie sich zwangsläufig nah. Nicht, dass sie sich bei dem Huckepack tragen nicht schon näher gekommen waren. Aber das war etwas anderes.
    “And, how does that feel?“ Er lächelte entwaffnend. Er erklärte ihr die Grundschrittfolge des Walzers. Natürlich klappte es nicht auf Anhieb, aber jedes Mal, wenn sie versehentlich seinen Fuß traf, schüttelte er lächelnd den Kopf. “Never mind.“
    Er hatte ja zwei Füße. Und Außerdem Stahlkappen in den Stiefeln.



    Re: LUFTSCHACHT

    Rhylee - 19.02.2013, 00:17


    Vielleicht lag es daran, dass er ihr so nah war. Sie waren sich schon näher gewesen, aber trotzdem war das etwas Anderes gewesen. Sie hatte seinen Rücken gehabt, hinter dem sie sich verstecken konnte. Sie war ihm nah gewesen und gleichzeitig so etwas wie … unsichtbar gewesen. Jetzt waren sie sich auch nah und sie war nicht unsichtbar. Er auch nicht. Obwohl sie es sein müsste, denn seine Augen waren so tief, dass Rhylee sich fühlte, als könnte sie darin ertrinken. Täte sie das, wäre sie wohl jetzt nicht mehr hier. Vermutlich trat sie ihm deswegen so oft auf die Füße. Es fehlte ihr nicht an nötigem Geschick und sie litt auch nicht unter schwachsinniger Begriffsstutzigkeit, aber seine Augen …
    Sie lenkten Rhylee so sehr ab, dass sie auf nichts Anderes mehr achten; an nichts Anderes mehr denken; nichts Anderes mehr sehen konnte, als diese Augen.
    Sie war ihm – wahrscheinlich zum hundertsten Mal – auf die Füße getreten, als ihr bewusst wurde, dass nicht nur sie ihn ansah. Wenn sie sich so nah waren wie jetzt und sie in seine Augen blickte/starrte, dann erwiderte er den Blick und das bedeutete … es bedeutete er sah sie genauso an. Also nicht genauso, aber eben … genauso.
    Das brachte Rhylee völlig aus dem letzten bisschen Taktgefühl und sie blieb stehen.
    „I’m sorry, Blair. I don’t know what’s up with me. Maybe it’s because of this horrible day, that I can’t …”
    Erschrocken sah sie ihn an. “I don’t mean it’s horrible that we met. I don’t mean dancing with you was horrible. I’m glad, I’m actually to glad that we meet, but it was all very much to take in and so maybe my mind is to slow to get this steps in the right order.”
    Sie lächelte entwaffnend, wobei sie den Blick schließlich doch noch senkte und ihm auswich. „Maybe it’s also your fault, because your eyes are distracting me all to easily.“
    Sie sah sein Lächeln. Er wirkte amüsiert. “That’s not funny. I’m serious. Your eyes are not helping me learning to dance. And that’s a shame because our first real date should be … it should be incredible danceable, you said. But right now I can only promise it will be remarkable. And kinda funny. I’m good in making fun of myself and in bringing you in awkward situations. So”, sie lachte unterbrechend. “If I think about it, you already get a good in view of how our first date will be like. And you still want to ask me out? Why?”
    Das war … direkt. Aber sie nahm es erstaunlicherweise nicht zurück und bemerkte nicht mal, dass sie ihm, seit drei Minuten, die sie geredet hatte, nicht mehr auf die Füße getreten war.



    Re: LUFTSCHACHT

    Blair - 10.03.2013, 14:41


    Unerwartet blieb Rhylee stehen und Blair sah sie überrascht an. Doch anstatt, dass sie plötzlich zusammenbrach, weil ihr die Lächerlichkeit der ganzen Situation bewusst wurde, so wie sie Blair bewusst war, ohne das er sich darum scherte – setzte sie zu einem Vorwurf an. Und das in ihrer jungen Geschichte von Dates, die sie bis jetzt zusammen erlebt hatten.
    “ I’m sorry, Blair. I don’t know what’s up with me. Maybe it’s because of this horrible day, that I can’t …” Er verstand schon. Dieser Tag war mehr als normal gewesen. Und das galt schon für ihn. Für sie wahrscheinlich noch umso mehr. Also wollte er gerade zustimmen, als Rhylee unbedingt klar machen musste, dass sie nicht meinte, der Tag sei schrecklich gewesen, weil sie ihn getroffen hatte oder weil sie jetzt hier zusammen tanzten. Er hatte es auch nicht angenommen. Trotzdem wars süß, wie sie vehement zu klären versuchte, was er nicht falsch verstanden sollte. Wenn sie nur wüsste, dass er es niemals falsch verstanden hatte. Nicht mehr, nachdem er ihr den Arm eingerenkt und sie eine Stunde lang auf dem Rücken eine Wartungsleiter herunter Huckepack getragen hatte. Das veränderte Dinge. Einfach so.
    Sie hatte verdammt süße Augen. Und verdammt süße Lippen. Und eine verdammt süße Nase, ganz zu schweigen von ihrem Kinn und …
    Ahm. Gut Blair.
    Ihre Hände. Die auch. Hm.
    „Maybe it’s also your fault, because your eyes are distracting me all to easily.“ , machte sie ihm einen Vorwurf.
    Er grinste amüsiert und dennoch anerkennend. Für so ein erstes Date machte sie ihm einen ganz schön schwerwiegenden Vorwurf. Denn an seinen Augen konnte er ja nichts ändern. Und das fand er nur noch amüsierender. Seine Augen glänzten das Lachen, was er nicht lachte. Weil es momentan nicht passend schien. Sie war ja jetzt schon…
    Verboten süß.
    Sie tanzten unlängst wieder und Rhylee schien nicht zu merken, dass sie ihm seit einigen Minuten nicht mehr auf die Schuhe getreten war. Während sie über ihre Date-Vorstellungen sprach, bemerkte Blair, wie es wirkte. Sie abzulenken. Ihre Gedanken davon abzubringen, darüber nachzudenken, was geschehen war. Das machte es für sie leichter, zu akzeptieren, was noch passieren würde. Denn noch waren sie nicht in Sicherheit. Nicht einmal ein bisschen. Sie waren weit weg davon.
    Und er weit weg davon, sich ihrem bezaubernden Charme zu entziehen. Verdammt noch mal. Das ging überhaupt nicht. Dennoch war es um ihn längst geschehen. Was wusste er, wie es dazu gekommen war, welcher Zufall das war. Jetzt jedenfalls war es so, wie es war. Und es störte ihn kein bisschen.
    Auch Rhylees Frage. Ob er sie immer noch fragen würde, ob sie miteinander ausgehen würden. Und warum…
    Er hielt inne mit dem Tanzen. Auf seinen Zügen stand eine zufriedene Sicherheit, er hatte alles im Blick. Er drehte sich zu Will, der am Feuer saß und seine Ration aß.
    “Do me the favor, pal and gimme a tune.” Will wusste schon, wovon Blair redete. Will stand auf Jazzmusik und er hatte alte Aufnahmen aus einer Zeit auf dem Com, als Jazz von richtigen Musikern gemacht wurde. Mit richtigen Instrumenten. Er brummte etwas, was eine Zustimmung war. Das war so eine Sache. In diesem Momenten passte es einfach. Sie hatten selten Frauen, mit denen sie tanzen konnten auf ihren Einsätzen dabei. Aber die Musik konnte man auch hören, wenn man irgendwo Wache schob und die Zeit nicht vergehen wollte. Aus dem Lautsprecher an Wills Anzug klang leise eine Jazztrompete. Etwas, zudem man langsam tanzen konnte. Er sah wieder zu Rhylee. Sein Lächeln war genauso stetig und gewiss, wie zuvor. Er erklärte alles. Und gab damit alle Antworten, ohne wirklich eine zu geben. “Its just a dance, Rhylee. Nothing incredible about it.“, sagte er ruhig.
    Schon zog er sie enger an sich und jetzt kam es nicht mehr auf Tanzschritte an. Er lud sie ein, einfach loszulassen, ihren Kopf an seiner Schulter zu legen und sich von dem Gefühl tragen zu lassen. Auch wenn es nicht nur um die Musik ging. Jedenfalls ging es ihm dabei so.
    Aus dem Augenwinkel nahm er war, dass auch Pablo Nevren aufgefordert hatte, mit ihm zu tanzen. Die beiden hielten weit mehr Abstand. Und sahen auch weit mehr danach aus, dass sie wussten, was sie da machten. War ihm eigentlich jemals aufgefallen, dass die beiden etwas miteinander hatten. Kannten sie sich? Er war sich über die Antwort nicht sicher.
    Stone saß mit dem Rücken zu ihnen und sah in die Dunkelheit, die Waffen in der Hand. Trotzdem berührte ihn die Musik auch. Blair wusste das.
    Auch will schien einfach dem Jazz zuzuhören.
    Blair wünschte sich für ein paar Augenblick, der Abend würde nie enden. Und er gab sich einfach mal die Erlaubnis, es so zu sehen.
    Spätestens morgen früh würde der Ernst der Situation sie wieder haben.



    Re: LUFTSCHACHT

    Rhylee - 02.01.2014, 17:49


    Rhylee ließ sich von Blairs Worten überzeugen und von seinen Schritten führen. Seitdem Will diese Musik angemacht hatte, war das alles viel einfacher. Vermutlich lag es an der Stimmung, die der Jazz erzeugte. Selbst wenn er mit einigen Störgeräuschen aus dem Com des Soldaten kam. Selbst wenn das hier keine Bar, sondern ein kahler Bunkerraum war, konnte man sich dieser magischen Verführung der Musik nicht entziehen. Vielleicht lag es auch an Blair. Vermutlich lag es an ihm. Ganz sicher war er schuld.
    Aber seitdem die Musik den Raum erfüllte, störte es Rhylee nicht mehr. Oder beunruhigte sie nicht mehr so sehr, dass sie sich zu viele Gedanken darüber machte. Jetzt ließ sie sich in die Musik und das Tanzen fallen und damit in seine Arme. Und es war schön. Ein schönes, ein warmes Gefühl, dass ihr Frieden schenkte. In dieser alles anderen als friedlichen Situation durchaus etwas Besonderes. Es tat gut einfach mal für Minuten alles zu vergessen, Vor allen natürlich die Gefahr in der sie schwebten. Im Grunde auch jetzt, aber das Gefühl war so weit weg, dass sie es nicht wirklich begriff und Rhylee hatte keine Lust es sich jetzt vor Augen zu fühlen. Wenigstens für einige Augenblicke wollte sie an diesem Frieden festhalten. Und Blair wollte es ganz offensichtlich auch.
    Und nicht nur er … dachte sie mit einem angedeuteten Lächeln, als sie sah das auch Pablo und Nevren tanzten. Dabei war sich Rhylee sicher, dass sie dabei ein besseres Bild abgaben als Blair und sie. Obwohl sie sich dabei nicht so nah waren.
    Rhylee störte es nicht. Das Gefühl ihres Kopfes an Blairs Schulter war so beruhigend, dass es ihr egal war, wie schrecklich simpel ihre Tanzschritte waren. Sie fühlte sich in seiner Umarmung geborgen und ihretwegen hätten sie auch einfach nur so eng zusammen stehen können, ohne sich dabei zu bewegen. Es wäre ihr wahrscheinlich nicht mal aufgefallen.
    Ganz bestimmt nicht. Denn plötzlich standen sie sich gegenüber und Blairs Lächeln nach zu urteilen, standen sie nicht erst seit ein paar Sekunden so da.
    Ihre Wangen färbten sich rot, da war sich Rhylee sicher und sie löste sich aus seiner Umarmung. Verlegen sah sie zu Nevren, die mit Pablos Hilfe ein paar Lager baute. Rhylee rieb sich die Hände dabei mied sie Blairs Blick. „I should help them.“
    Sie warf ihm einen schnellen Blick zu. „Thanks for the dance.“
    Ihn ohne das stehen zu lassen, hätte sie nicht über sich gebracht. Jetzt entfernte sie sich jedoch, damit er keine Gelegenheit bekam, sie aufzuhalten.
    Sie half Nevren und Pablo und danach legten die beiden Frauen sich sehr schnell schlafen. Das die Männer sich abwechselten bei ihrer Wache bekam Rhylee gar nicht mit. Nachdem sie einmal eingeschlafen war, schlief sie tief und fest. Jedoch nicht traumlos. Der Jazz und Blairs Augen verfolgten sie bis in ihre Träume. Und sie waren genauso schön wie das erste Date mit ihm in einer Bunkeranlage im Angesicht ihres Todes.



    Re: LUFTSCHACHT

    Blair - 03.07.2014, 20:51


    Er sah ihr hinterher. Hm. Ja. Das war es also, was der Tanz gebracht hatte. Dabei war er ihr nicht einmal auf die Füße getreten! Er blickte versunken auf Pablo und die beiden Frauen. Sein breites Lächeln war verschwunden. Gerade mal der Funke von einem Mundwinkel, der nach oben zeigte, fand sich auf seinem Gesicht.
    Na ja, es war eben auch mal anders. Schön. Ein kräftiger Schlag auf seine Schulter rüttelte ihn wach. Er hörte auf, darüber nachzudenken, ob er sich wirklich verliebt hatte oder ob es einfach ums Flirten gegangen war. So mit dem Beschützen und allem. Was wohl passiert wäre, wenn sie sich nicht unter den Umständen getroffen hätten. Er sie gerettet hatte. Wahrscheinlich waren sie schon längst einmal aneinander vorbei gelaufen, ohne einander Beachtung zu schenken.
    Er sah neben sich. Will war aufgetaucht. Das passte auch zu der härte des Schlags. Blair lächelte begrüßend.
    “Big chance, Buddy.“, meinte Will.
    Blair zuckte mit den Schultern. ”Maybe.“ Auch wenn er wusste, dass es gelogen war, klang er beiläufig. Er wechselte das Thema, sprach mit Will über die Ausrüstung, die sie auf einem Platz gestellt hatten. Sie waren weit gekommen. Nun mussten sie sehen, dass sie sich einen erneuten Überblick verschafften. Will hatte begonnen, die Ausrüstung auseinander zu sortieren und zu ordnen. Auf den ersten blick sah Blair, dass es nicht viel war, für sechs Leute. Aber das war nicht zu ändern. Sie brauchten bald einen Plan, der nicht nur auf Zufall oder Glück oder beidem basierte.
    Und eben das war Blairs Stärke. Sich den auszudenken. Tja, dazu benötigte er die Pläne der Anlage. Aber zuerst half er Will, denn zu zweit waren sie schneller fertig. Pablo stieß zu ihnen. Er deutete auf die Frauen, die sich schlafen gelegt haben.
    “It was an exciting day for them. They’re tired as hell.”
    ”Says who?!” grinste Blair. Vor ihm stand ein Rucksack, in den er alle Ausrüstung packet, die mit Hindernissen zu tun hatte. Ob es klug war, die Rucksäcke so aufzuteilen, da konnte man geteilter Meinung sein. Aber er ging sowieso davon aus, dass sie keinen Unterwegs verloren. Und so konnte er das Gewicht der Rucksäcke besser nach der Konstitution ausrichten, die die Person hatte. Denn auch die beiden Frauen kamen nicht drum herum, einen Rucksack zu tragen. Es kam ihm vor, als wäre das das Einzige, von dem sie genug hatten.
    Schließlich saßen Will und Pablo zusammen. Stone kam herüber. Mit einem Ohr hörte er auf die Umgebung, mit dem anderen den Gesprächen zu, die Will und Pablo führten, während sie Karten spielten.
    Blair durchforstete ein Handheld, was sie mitgenommen hatten, nach brauchbaren Informationen. Er hoffte insgeheim, die Pläne zu finden. Aber als das nicht so schien, versuchte er sich zu erinnern. An irgendetwas, was er hiervon wissen konnte. Es war nicht wirklich viel. Höchstwahrscheinlich nicht mal ein Bruchteil von dem, was tatsächlich vorhanden war. Als ihm der Kopf schmerzte und er einen groben Lageplan auf einen Zettel gekritzelt hatte, kam Stone für die Wachablösung. Er drückte Blair die Waffe in die Hand und kommentierte, er ginge jetzt schlafen. Hier unten war die Tageszeit unmöglich zu schätzen. Also mussten sie sich auf ihre Uhren verlassen. Es war nachts um eins. Blair setzte sich etwas weiter von dem Lager weg in den schatten einer Nische, von der aus er das Lager überblicken konnte, aber auch den Gang, aus dem Gefahr drohen konnte.
    Tja da war sie. Nachtwache. Er stützte die Arme auf die Knie, die Waffe gesichert darunter liegend. Griffbereit.
    Was für ein Tag. Was für eine Nacht. Was für ein Geschehen. Es war so schnell gegangen, dass er nicht genau hatte sagen können, woher es gekommen war. Nur soviel, es war außer Kontrolle geraten. Und es war ihre Pflicht, der Öffentlichkeit da draußen genau das mitzuteilen. Aber dafür mussten sie erst einmal den Ausgang finden.
    Noch waren sie dem ziel nicht nahe. Er spürte es.
    Er spürte auch noch ganz andere Sachen. Er dachte an Rhylee und den Tag, den sie heute gemeinsam erlebt hatten. Dabei konnte er sich ein seliges Lächeln im Dunkeln nicht verkneifen. Es sah ja keiner.
    Es war auch nur ein Tanz gewesen.
    Zum Wohle der Gruppe sollte es auch dabei bleiben. Nicht mehr werden. Sie hatten keine Zeit dafür. Da hatte er sich zu viel vorgenommen. Und ehrlicher Weise schätzte er es auch so ein. Für sie war es aufregend gewesen, viel zu viel. Er sollte das nicht überbewerten, sie nicht vollkommen überfahren.
    Er bemerkte, wie er müde wurde. Also richtete er sich auf und ging ein paar Schritte auf und ab. Immer wieder glitten seine Gedanken zu der Sache mit Rhylee.
    Welche Sache. Ja, so hätte das laufen sollen. So, wie es üblich war bei Soldaten. Opfer retten, beschützen und gut. Am Ende seiner Nachtschicht war er fest entschlossen. dass es so laufen würde. Das wäre das einzig faire ihm und ihr gegenüber. Auch den anderen.
    Es war nur ein Tanz gewesen.
    Ein bisschen tat es weh, als Pablo kam, ihn ablöste und er sich schlafen legte. Bevor er ihm aber das Feld überließ, bat er ihn, sich vor allem um die beiden Frauen zu kümmern. Er versicherte ihm, es läge nicht an geringer Wertschätzung. Aber es war besser, wenn einer sich darauf fokussierte. Sonst würden sie bald alle zu cocky werden.
    Bei ihm war es jedenfalls schon etwas her, als er das letzte Mal ein Date gehabt hatte. Mit gemischten Gefühlen schlief er ein.
    Nach gefühlten Minuten spürte er das Rucken an der Schulter. Will weckte ihn. Er hatte die letzte Schicht gehabt. Stone war wach und auch Pablo rappelte sich gerade auf. Kurz verständigten sie sich, dass sie aufbrechen würden, nachdem sie ein kleines Frühstück gemacht hatten. Das bestand aus Wasser und einem Energieriegel für jeden. Pablo weckte die Frauen, während Blair, Stone und Will das Lager zusammen packten. Als alle gegessen hatten und Aufbruchsbereit waren, stellte Blair sich vor sie. Sein Gewehr hing an dem Riemen über der Schulter. Er sah in die Gesichter aller.
    ”We’ve made it so far. But no one knows which dangers we have to face. Our target is the surface. We have made a huge way down. So logical, we have to find a way up. I’m sure we’ll make it. Most important therefore is, that you start seeing the people next to you as your family. We will spend some time together. And we must rely on each other obviously. “ Er musste niemanden an den Abstieg gestern und die brenzlige Situation erinnern. “If anyone has something to say, he or she should speak. If not, we start up.” Er sah abwartend in die Runde.



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