Kelley Armstrongs Werwolf-Geschichten: Versuch 1

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    Re: Kelley Armstrongs Werwolf-Geschichten: Versuch 1

    Luthien - 30.12.2005, 17:51

    Kelley Armstrongs Werwolf-Geschichten: Versuch 1
    Klappe die Zweite.

    ###

    Ein ganz normaler Tag in ihrem neuen Leben. Seit einigen Wochen ging es ihr wieder besser, seit sie zu sich gefunden hatte und endlich einer ihrer größten Wünsche in Erfüllung gegangen war: Sie wusste endlich, was sie wollte. Und das war nicht ihr altes Leben in Toronto.

    Philip war fort, ausgezogen. Die Wohnung neu vermietet, ihre alte Wohnung. Ihr altes Leben war fort und jetzt konnte sie endlich das sein, was sie immer sein wollte, sie selbst. Sie musste keinem aufgesetzten Klischee gerecht werden, niemandem etwas vorspielen. Das hatten ihr die letzten Monate klar gemacht.

    Ihre neue Wohnung lag etwas außerhalb der Stadt, weit ab in einer einsamen, aber dennoch gut bevölkerten Gegend, einem winzigen Vorort von Toronto. Nur 20 Minuten von der Innenstadt entfernt, doch weit genug draußen, um zu rennen.

    Jeremy hatte auf diese einsame Gegend bestanden, als er die Wohnung gekauft hatte. Sie solle sich verwandeln können, wann immer sie musste, oder noch besser, wann immer sie wollte.

    Elena Michaels war nicht wie andere junge Frauen in ihrem Alter, sie war anders. Sie lebte fernab der Welt der Menschen und war nur ein Besucher, der sie zum arbeiten, einkaufen oder zum Zerstreuen betrat.

    In ihrer restlichen Zeit war sie ein gefährliches Wesen, ein Werwolf. Der einzige weibliche Werwolf, und sie war glücklich. Vor zehn Jahren war sie gebissen worden, und ihre Welt glitt aus ihren Fugen. Sie wollte immer eine Familie haben, sehnte sich nach einem liebevollen Ehemann, nach Kindern. Und dann traf sie Clayton Danvers und alles änderte sich.

    Er half ihr all das zu sehen, was sie nicht sehen wollte. Und hätte dafür fast mit dem Leben bezahlt. Er hatte sie verdient, dachte sie reumütig. Dafür, was er alles erdulden musste, wegen ihr. Und nun verließ sie Stonehaven wieder.

    "Für einen kurzen Ausflug in die Menschenwelt", wie sich Jeremy auszudrücken pflegte und grinste. Er gestattete ihr solche kleinen Exzesse, weil er wusste, dass sie nicht auf Dauer in Stonehaven "eingesperrt" sein könnte. Sie war mehr Mensch als die anderen, sie brauchte die fast klaustrophobische Nähe der Normalen, genauso wie Clay sie verachtete.



    Elena Michaels schloss die Tür des kleinen Apartments hinter sich und bewegte sich zielstrebig auf die Couch zu. Sie lebte allein, verspürte nach Philip nicht mehr den Drang, sich einen menschlichen Partner zuzulegen. Er war nett gewesen, verständnisvoll, herzlich. Philip akzeptierte ihren Drang, ein, zweimal in der Woche nachts rauszugehen und bis zum Morgengrauen nicht zurückzukehren. Er wusste jedoch nicht, was sie tat. Dennoch schwieg er. Philip wollte sie sogar heiraten, er machte ihr diesen Antrag und danach wurde alles nur noch schlimmer. Die Mutts, Werwölfe, die nicht zum Rudel gehörten, fanden sie, töteten fast Philip und nahmen Clay mit, nur um an sie heran zu kommen.

    Und nun war sie wieder allein in der Menschenwelt, genau dort, wo sie vor fast 18 Monaten ebenfalls gestanden hatte. Allein, verlassen. Aber nicht in dem Glauben, niemanden mehr zu haben. Sie wusste, dass sie zurückkehren konnte, zu Jeremy und Clay, wann immer sie wollte. Sie brauchte nur in das nächste Flugzeug steigen und nach New York fliegen, dann ein Taxi nach Bear Valley, und Clay würde am Tor stehen und warten, so wie er es immer tat, wenn sie nicht da war.

    Elena grinste und nahm sich eine kalte Tasse Tee. Clay wartete immer.



    Zur Arbeit gehen, arbeiten, Mittagessen mit den Kollegen, heimgehen, vielleicht etwas Fittness und wieder schlafen. Derselbe Trott jeden Tag - Trott, den sie liebte. Der ihr das Gefühl gab, etwas zu haben, woran sie festhalten konnte. Um sich nicht zu verlieren.

    Elena liebte ihren Job, sie arbeitete gern als Jounalistin bei einer großen, ansässigen Zeitung, und sie genoß die Arbeit.

    Desweiteren führte sie Dossiers über die Mutts. Die anderen Werwölfe, die nicht zum Rudel gehörten. Wann immer sie auftauchten, Menschen töteten, und sich nicht den Regeln anpassten, sprich "auffielen", erweiterte sie die Einträge. Sie hatte die Dosiers früher in Stonehaven versteckt, doch jetzt, wo Elena wieder in Toronto war, in Eintracht mit dem Rudel, hatte sie die Unterlagen mitgenommen. Um auf dem laufenden zu bleiben. Jeremy rief einmal in der Woche an und erkundigte sich nach Neuigkeiten, welcher Mutt auffällig geworden war oder ähnliches.

    Mutts waren nichts anderes als Tiere. Sie beherrschten weder die zeitgesteuerte Wandlung, noch hatten sie ihre Triebe unter Kontrolle. Sie töteten Menschen, wann immer ihnen danach war oder sie hungrig waren. Das Rudel tat das nicht, sie verabscheuten das Töten von Menschen und gingen lediglich auf die Jagd. Mutts jagten nicht, wenn sie jagten, dann nicht weil es in ihrer Natur lag, sondern weil sie Spaß an der Jagd auf Menschen hatten.

    Das Rudel hingegen jagte Großwild, kleine Tiere wie Kaninchen und Mäuse, oder Hirsche. Die Hirschjagd war ein seltenes Vergnügen, was sie sich nur an besonderen Tagen gönnen wollten. Sie jagten weil sie Wölfe waren. Und nur als Wölfe jagten sie.

    Elena fügte Daniel Santos' Dossier einen letzten Eintrag hinzu. Tot. Ermordet von LeBlanc.

    Nur zu gut erinnerte sie sich an den Tag, als Daniel starb, als sie Clay rettete und Karl Marsten bekam was er wollte: ein Territoritum. Sie lächelte bei dem Gedanken an Karl, der einzige Mutt, der nicht tötete. Zwar ging auch er keiner ehrlichen Arbeit nach, aber er stahl mit Stil. Karl war nicht wie der letzte Abschaum, schlief nicht unter Brücken oder zog mordend durch die einsamsten Gegenden der letzten Urwälder, um vor dem Rudel sicher zu sein. Nein, Karl war anders, aber dennoch ein Mutt. Selbst wenn er sich in noch so teure Armanianzüge kleidete, auch die teureste Rolex änderte nichts an seinem Wesen. Er war schlicht und ergreifend ein Dieb.

    Doch nun zu Daniel. Er war einmal ein hochgeschätztes Mitglied des Rudels gewesen - bis Jeremy Clay mitbrachte. Zu dieser Zeit gab es nur zwei Jungen im Rudel: Nick und Daniel. Als Clay auftauchte, wurde Nick angehalten sich um ihn zu kümmern, ihm ein Freund zu sein. Somit war Daniel ausgeschlossen. Doch dies allein reichte noch nicht. Clay war schon immer herrschsüchtig gewesen, wollte über alles und jeden bestimmen. So kam es, dass die beiden Jungen sich schon damals verfeindeten, weil Daniel in ihm eine Bedrohung sah.

    Und dann kam Elena, erst als Mensch, später als Wölfin. Die jungen Männer buhlten um sie, und als sich Elena in eine Wölfin verwandelt und von Clay losgesagt hatte, war Daniel plötzlich da. Er überhäufte sie mit Geschenken und kümmerte sich um sie wie ein Bruder. Ob er sie um ihretwillen wollte oder nur aus der Tatsache heraus, dass Elena einst Clay gehört hatte, wusste niemand mit Bestimmtheit. Vielleicht hatte er sich tatsächlich mehr erhofft, doch von Elena würde er sowas nie bekommen.

    Dann hatte sie eine grausame Entdeckung gemacht. Sie wollte zu Daniel, besuchte ihn in seinem Torontoer Apartment, und erwischte ihn dabei, wie er einen nackte Frauenleiche in seinem Schrank verstecken wollte. Er hatte ihr die Kehle rausgerissen und sie blutete heftig. Damals kam der sofortige Verstoß, Daniel wurde vom Rudel ausgeschlossen, nicht nur deswegen, es gab noch einige andere Vorfälle, die hier nicht erläutert werden müssen.

    Daniels Hass auf das Rudel war groß, so groß, das er sich mit anderen Mutts zusammentat, um das Rudel zu vernichten, was ihm vielleicht auch gelungen wäre, hätte Elena nicht trotz Jeremys Befehl, sich herauszuhalten, die Initiative ergriffen. Sie hatte gemerkt, wie viel ihr Clay bedeutete, und wie sehr sie ihn brauchte. Also hatte sie ihn gerettet. Bei diesem kleinen Vorfall wendete sich LeBlanc, ein neuer Mutt und bestialischer Frauenmörder, gegen Daniel und tötete ihn. Er wollte Elena für sich beanspruchen. Doch mit Marstens Hilfe, der sich dann auch gegen Daniel gewandt hatte, jedoch erst als Jener das Zeitliche segnete, gelang es ihnen, LeBlanc zur Strecke zu bringen, Clay zu retten und Marsten das zu geben, was er sich am meisten wünschte: Territorium. Wyoming war zwar nicht das netteste Fleckchen Erde - und bei weitem nicht so dicht besiedelt wie er sich erträumt hatte - aber er konnte dort tun und lassen was er wollte, seßhaft werden, ohne das das Rudel sich einmischen würde.

    Daniel war tot, die Mutts zerstreut und jede Bedrohung des Rudels ausgelöscht. Jeremy erlaubte Elena wieder nach Toronto zu gehen. Sie wäre auch ohne seine Erlaubnis gegangen, aber so war es besser. So würde er wenigstens nicht versuchen, sie zur Vernunft zu bringen. Wie er meinte, seine heldenhafte Aufgabe. Welch Tragödie, das Elena noch immer zu viel Menschliches besaß, um ganz Jeremy zu gehorchen. Ja, sie gehorchte ihm, aber nicht immer, sondern nur dann, wenn sie seine Entscheidungen für richtig befand. Sie weigerte sich nie, sprach zwar Protest aus und schnaubte einige Tage wütend, doch dann legte sich meistens ihre Wut. Man konnte Jeremy nicht böse sein, er wurde nie laut, und gab einem so auch keinen Grund, ihn anzugreifen. Nein, Jeremy war immer die Ruhe in Person. Wenn er jemanden bestrafte, dann tat er es ruhig und mit solch eisiger Geduld, das seine Worte wie Peitschenhiebe niedersausten. Und dennoch liebte sie Jeremy auf eine Weise, die sie nicht kannte. Er war wie der Vater, den sie nie gehabt hatte. Er vergötterte sie, verwöhnte sie und erfüllte ihr jeden Wunsch auf eine Weise, die sie kaum ertragen konnte. Ihr Zimmer beispielsweise hatte er so eklig mädchenhaft ausgestattet, dass sie die rosafarbene Stuckdecke verabscheute; das Himmelbett, natürlich in rosa, nur mit zugezogenen Vorhängen betrat; eine kleine Frisierkommode mit widerlich hübschen Prozellanpuppen; rosafarbene Vorhänge. ‹berall rosa. Sie hasste es. Aber gleichzeitig liebte sie dieses Zimmer, denn Jeremy hatte sich solche Mühe gegeben, es ihr bequem zu machen und sie nicht einzusperren, obwohl er das erste Jahr ihrer Bekanntschaft nichts anderes getan hatte. Und jedesmal wenn sie das Zimmer betrat, fühlte sie sich eingesperrt, an die grauenvollen Monate nach ihrer ersten Wandlung, die Schmerzen, die Verzweiflung, erinnert. Doch genauso erinnerte sie dieses Zimmer an ihre erste richtige Familie, zwar nicht im konventionellen Sinne, aber dennoch eine Familie. Das Rudel kümmerte sich rührend um sie, sie war das Nesthäckchen, was von allen gehegt und gepflegt werden musste. Und sie genoss es.

    In Toronto war sie allein, doch auch das störte sie nicht. Wann immer sie wollte, konnte sie nach Stonehaven, Jeremys riesiges Anwesen, reisen, dort rennen, in Jeremys Wald mit Clay rumtollen und so viel essen wie sie mochte. Werwölfe haben einen äußerst aktiven Stoffwechsel und benötigen etwa die dreifache Menge dessen, was normale Menschen zu sich nehmen. Und sie mussten so viel essen um bei Kräften zu bleiben, um die Wandlungen gut zu überstehen und nicht irgendwo ohmächtig abzuklappen.



    An diesem Abend, nachdem Elena Daniels Dossier abgeschlossen hatte, beschloss sie zu rennen. Es war an der Zeit dem Kribbeln in ihren Zehen nachzugeben, sich einfach gehen zu lassen und das Leben als Werwolf zu genießen. Sie nahm ihre Tasche und verließ das Apartmenthaus weit nach Mitternacht.

    Sie würde den Canyon, den sie dafür immer nutzte, diesmal nicht aufsuchen. Sie wollte etwas neues erleben. Sie wollte die Wandlung nicht wie etwas lästiges hinter sich bringen, ein paar Stunden in der anderen Gestalt dumm herumstehen und dann, wenn es genug war, sich wieder zurück verwandeln. Das war es, was sie am meisten hasste. Nein, sie musste leben, rennen, die Gegend erkunden. Am liebsten wäre es ihr natürlich gewesen, mit Clay und Nick zu rennen. Doch die waren weit weg, Clay in Stonehaven und Nick, wer weiß wo sich Nick rumtrieb.

    Also schnappte sich Elena ihren Wagenschlüssel - sie hatte sich endlich dazu durchringen können, ihren alten Camaro generalüberholen zu lassen und ihn nach Toronto mitzunehmen - und verließ ihre Wohnung. Normalerweise konnte sie, da sie in einer derart abgelegenen Gegend wohnte, sich ungehindert einige hundert Meter von ihrem Block entfernt verwandeln. Dort gab es ein kleines Waldstück, welches sie neben dem Canyon ab und an benutzte. Doch diesmal zog es sie woanders hin. Vor einer Weile hatte sie ein dichtes Waldstück ein paar Minuten ausserhalb der Stadt entdeckt. Dort würde sie sich heute verwandeln. Und konnte ungehindert rennen.

    Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen stieg Elena in ihren Camaro und ließ den Motor an. Erfreut begann der seine Arbeit. Mit unterschwelligem Grauen erinnerte sich Elena an den Tag, als sie Jeremy letztlich doch noch darum gebeten hatte, ihr Auto überholen zu lassen. Der Anführer war mehr als erfreut gewesen, etwas für sie tun zu können. Elena hingegen hatte einfach nur gebetet, er möge ihr Auto nicht in rosa umlackieren lassen.

    Offenbar hatte Nick ihre Befürchtung geteilt, denn er versprach ihr mit einem Zwinkern, er würde schon auf ihre alte Gurke achtgeben - und war dem Wagen tatsächlich nicht von der Seite gewichen, während der wieder Straßentauglich gemacht wurde.

    Jetzt lief ihr Wagen wieder einwandfrei - und er hatte noch immer seine fleckige Originallackierung. Sie musste unbedingt daran denken, Nick beim nächsten Besuch in Stonehaven dafür zu danken.

    Kaum eine viertelstunde später bog Elena in einen kaum sichtbaren Waldweg ein und stellte ihren Wagen ein paar Meter von der Straße entfernt ab. Sie löschte das Licht und stieg aus. Tief sog sie die frische Nachtluft und den Duft nach Kiefernharz ein. Hier roch es nach Natur. Ja, so konnte man leben.

    Elena ging noch ein Stück in den Wald hinein, bis sie eine abgelegene Lichtung entdeckte. Langsam zog sie sich aus und ließ sich auf Hände und Knie sinken, um ihre Verwandlung einzuleiten. Sie konzentrierte sich, atmete tief ein und aus. Dann begann das vertraute Kribbeln und Ziehen auf ihrer Haut, der sich langsam zu einem schmerzlichen Reißen ausdehnte. Elena atmete tief durch, während ihre Haut eine Verwandlung erfuhr, dichtes Haar hervorsprießte und ihre Hände pltzlich zu Klauen wurden.

    Zwei Minuten später war die Frau von der Lichtung verschwunden. An ihrer Stelle stand ein wunderschöner Wolf mit hellem Fell. Elena - nun in ihrer Wolfsgestalt - reckte die Nase in die Luft und schnupperte. Das hier war unbekanntes Territorium. Eine Erregung, die nur Tieren zu eigen ist, durchströmte ihre Adern bei dem Gedanken daran, dass sie diese Gegend erforschen musste. Elena sah sich noch einmal kurz um, dann machte sie einen Satz ins Gebüsch und begann ihre Entdeckungstour.

    Ihre Route führte sie durch dichtes Unterholz. Mit der Nase am Boden schnüffelte sie sich ihren Weg, fand die Spur eines Kaninchens und folgte ihr eine Weile, bis sie auf die Fährte eines Fuchses stieß. Da sie weder ein Ziel noch eine gesteigerte Lust auf Jagen hatte, ließ sie die Spur des Kaninchens fahren und folgte der des Fuchses - einfach um ihre Neugierde zu befriedigen.

    Sie war etwa eine halbe Stunde durch den Wald getrabt und war verschiedenen Gerüchen gefolgt, als sie plötzlich ruckartig ihren Kopf hob und ihre Nase in den Wind hielt. Ein kaum wahrnehmbarer Geruch drang in ihre Nase, doch er reichte aus. Kein Zweifel: ein anderer Werwolf war hier. Jemand, dessen Geruch sie nicht einordnen konnte.

    Elena kauerte sich auf den Boden, stellte die Ohren auf und versuchte die Dunkelheit mit ihren Augen zu durchdringen. Und dann hörte sie es: ein leises Wimmern. Der Mensch in ihr mochte die Stirn gerunzelt haben, doch der Wolf hatte die ‹berhand. Langsam robbte sie sich in die Richtung, aus der sie das Wimmern hörte. Schließlich schob sie ihre Schnauze vorsichtig durch ein dichtes Gestrüpp - und erstarrte.

    Vor ihr auf einer Lichtung - beschienen von silbernem Mondlicht - hockte ein kleiner Junge und verbarg sein Gesicht an seinen Knien. Offenbar wusste er nicht so recht, ob er öffentlich weinen sollte - immerhin war er ein Mann und Männer weinten nicht - oder ob er tapfer dem Schicksal ins Gesicht sehen sollte. Doch offenbar gewann die Verzweiflung langsam die Oberhand, denn als er sein Gesicht kurz anhob, konnte sie die Tränenspuren auf seinen Wangen erkennen.

    Elena fühlte, wie Panik in ihr aufstieg. Das durfte doch nicht wahr sein! Nein, das war einfach nicht möglich!

    Dieser Junge war genau wie Clay!

    Wie konnte ein kleiner Junge denn einen Werwolfsbiss überlebt haben? Nicht jeder war wie Clay. Und dieser Kleine erschien ihr nicht wie der typische Held. Wie um Himmels Willen war er hierher gekommen? Und warum war er ihnen bisher nicht aufgefallen?

    Sie überlegte gerade, was sie tun sollte, als sie plötzlich einen Schatten auf der anderen Seite der Lichtung bemerkte. Und das war auch der Zeitpunkt, als sie ihren Fehler erkannte: der Junge war gar kein Werwolf. Doch es war zu spät. Gerade als ihr die Erkenntnis kam, sprang ein Wolf mit braunem Fell - zweifellos ein Mutt - aus dem Gebüsch und hielt direkt auf den Jungen zu. Elena reagierte instinktiv. Wie ein Pfeil schoss sie aus ihrem Versteck und versuchte den Mutt daran zu hindern, auf den Kleinen loszugehen. Doch sie war um einen Sekundenbruchteil zu spät. Der Junge heulte erschrocken auf, als ihn der Mutt am Arm packte mit dem Ziel, ihn auf den Boden zu zerren um ihm die Kehle rauszureißen. Doch dazu kam er nicht, denn im nächsten Moment rammte sich Elenas Kopf in seine Flanke und ließ den Mutt überrascht taumeln. Das Tier drehte sich um und starrte Elena mit funkelnden Augen an, ein Knurren drang aus seiner Kehle. Elena neigte den Kopf, legte ihre Ohren an und starrte ihn regelrecht in Grund und Boden, während sich ihr Schwanz buschig in die Höhe reckte. Offenbar beschloss der Mutt, dass er sich nicht auf einen Kampf einlassen sollte. Er hörte auf zu knurren, zog seinen Schwanz ein und verschwand mit einem Satz im Dickicht. Elena unterdrückte den Impuls ihm zu folgen und wandte sich stattdessen dem Jungen zu. Der lag beinahe apathisch im Gras und starrte in den Himmel. Im ersten Moment dachte Elena er sei tot, doch dann bemerkte sie die regelmäßigen Atemzüge. Vorsichtig trat sie auf ihn zu, signalisierte ihm, dass er sich nicht fürchten musste und beschnupperte schließlich die Fleischwunde an seinem Arm. Der Junge rührte sich nicht - er stand unter Schock.

    Elenas Entscheidung war schnell gefallen. Sie wusste, dass sie ihn töten müsste, damit sie ihm die Qual der ersten Wandlung ersparen konnte, doch sie brachte es nicht übers Herz. Er war unschuldig. Genauso unschuldig, wie sie es gewesen war.

    Mit Mühe schaffte sie es, den Kleinen in eine sitzende Position zu bringen und ihm zu signalisieren, dass er sich an ihr festhalten sollte. Der Junge reagierte kaum, schien aber trotzdem zu begreifen, dass dieses Tier ihm nichts tun würde. Vorsichtig streckte er seine Hände nach Elenas Nacken aus und schloss seine Fäuste um ein riesiges Büschel Fell. Dann legte er sich auf ihren Rücken.



    @@@



    Sobald Elena sicher war, dass der Junge nicht hinunter fallen würde, setzte sie sich in Bewegung und rannte den Weg zurück zu ihrem Wagen. Als sie zehn Minuten später dort ankam, setzte sie den Jungen an der Beifahrerseite ab und lief zurück in den Wald zu der Lichtung, an der sie ihre Kleider zurückgelassen hatte.

    In ihrer Eile zog sich die Rückwandlung endlos dahin, war schmerzhafter als sie es sein müsste. Doch schließlich war auch das geschafft und die junge Frau eilte zu ihrem Wagen zurück. Der Junge saß noch immer dort, wo sie ihn abgesetzt hatte. Inzwischen schien er schon in einer Art Delirium zu sein.

    Verdammt! Er brauchte dringend Hilfe.

    So behutsam wie möglich verfrachtete sie den Jungen in ihren Wagen, rannte zurück zur Fahrerseite und ließ krachend die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Dann rammte sie den Schlüssel ins Zündschloss, startete den Wagen und fuhr eiligst den Weg zurück zur Straße.

    Was sollte sie jetzt tun? Ihr Blick glitt zu dem Jungen auf dem Beifahrersitz. Er begann schon zu schwitzen.

    Verdammt, was sollte sie jetzt machen? Ihn mit zu sich in die Wohnung nehmen? Wenn der Kleine auch nur einen Hauch ihres Temperamentes entwickelte, war das keine gute Idee. Wohin dann?

    Stonehaven.

    Kein Zweifel, ihr blieb nichts anderes übrig. Nur wie sollte sie da hin kommen? Flugzeug konnte sie sich abschminken. Den Jungen hätte sie niemals an Bord bekommen. Und wer wusste schon, wie schnell er sich verwandeln würde?

    Blieb nur noch das Auto. Aber das kostete Zeit. Würde sie die haben? Sie hatte keine Erfahrung mit Gebissenen. Normalerweise wurden sie getötet. Aber den Kleinen konnte sie doch nicht einfach töten.

    Elena stöhnte bei dem Gedanken daran, was Jeremy dazu sagen würde. Sie konnte froh sein, wenn sie hinterher noch ihren Kopf besaß. Aber es gab keine andere Möglichkeit. Nur Jeremy würde die Geduld aufbringen, den Jungen auszubilden. Und Jeremy war eben in Stonehaven.

    Elenas Entschluss stand fest. Sie würde ohne Umwege - jetzt und sofort - nach Bear Valley im Staate New York fahren. Auf Stonehaven konnte man ihm helfen.

    Hastig kramte Elena in ihrer Tasche nach dem Handy. Sie sollte die Leute wenigstens vorwarnen. Als sie es schließlich in Händen hielt, wählte sie die vertraute Nummer und lauschte dann dem Klingeln.

    Wie zu erwarten ging natürlich niemand ans Telefon. So typisch! Die Bewohner von Stonehaven hätten direkt neben dem Telefon sitzen können und wären nicht rangegangen! Nicht ihre Art. Verdammt, immer wenn es wichtig war!

    Der Anrufbeantworter sprang an. Elena warf ihre Bedenken diesmal über Bord - Anrufbeantworter waren normalerweise ihrer Zeit nicht wert - und begann, als der Piepton erklang: "Jeremy? Hier ist Elena." Plötzlich stockte sie. Was sollte sie sagen? Wie sollte sie den Alpha vorbereiten?

    Sie seufzte und ließ alle Bedenken fahren. "Ich komme nach Stonehaven. Es ist etwas passiert." Sie legte eine kurze Pause ein, ihr Blick glitt zu dem Jungen. Dann schloss sie: "Und bereite den Käfig vor."

    Damit hängte sie ein und konzentrierte sich auf die Straße.

    Keine Frage, ihre Nachricht würde einigen Staub aufwirbeln, aber das war ihr egal. Alles, was zählte war, rechtzeitig nach Stonehaven zu kommen.

    Und so, wie der Junge aussah, blieb ihr dafür nicht viel Zeit.



    Elena erwartete nicht, das Jeremy sie zurückrufen würde, nein, er würde warten, tun, was sie gesagt hatte, und später Fragen stellen. So wie immer.

    Er würde sie auch nicht anschreien oder ihr Vorwürfe machen, warum sie den Mutt nicht gerochen hatte, nein, die machte sie sich schon selbst genug. Wie konnte sie nur zulassen, das diese Bestie sich den unschuldigen Jungen schnappte, und ihn dann noch am Leben lassen? Elena schüttelte verärgert den Kopf und konzentrierte sich wieder auf die Straße. Sie musste sich beeilen. Das Fieber stieg schneller an, als sie erwartet hatte. Der Junge schwitzte Blut und Wasser, und sie machte sich hier Vorwürfe. Nun gut, vielleicht würde er sowieso sterben. Niemand wusste, ob ein Kind stark genug war, eine Wandlung zu überleben. Clay konnte es, aber Clay war eben Clay. Und dieser Junge hatte nicht seine Statur, vielleicht nicht mal seinen Dickkopf. Also war es ziemlich wahrscheinlich, das er nicht überleben würde. Aber Elena wollte kein Risiko eingehen, nicht so wie Jeremy damals. Elena wollte den Jungen retten, gerade weil sie sein Leben verbockt hatte. Weil sie nicht aufgepasst hatte, weil sie ihre Nase nicht in den Wind gehalten hatte. Weil es ihre Schuld war. Sie musste es ausbaden, genauso wie sie damals Clays Leben aufs Spiel gesetzt hatte, und sie ihn retten musste, egal was es kosten würde.

    ƒhnlich fühlte sie für diesen Jungen.

    Der Kleine stöhnte, warf sich in den Gurten herum, und schlug um sich. Elena trat aufs Gaspedal. Sie MUSSTE sich beeilen.



    Das erste, was Elena auffiel war die Tatsache, dass Clay nicht am Tor auf sie wartete. Eine ungute Ahnung beschlich sie. Clay wartete immer am Tor, wenn sie nach Stonehaven kam, selbst wenn er nicht wissen konnte, das sie kam.

    Sie schoss durch das Tor und fuhr die Auffahrt hinauf, dann hielt sie abrupt vor dem Eingang. Elena packte den Jungen - inzwischen ein einziges Schweißbündel -, legte ihn sich über die Schulter und stürmte ins Haus. Die Tür war nicht abgeschlossen. Niemand war da, oder nicht in der Nähe. Sie würden irgendwo sein. Sie waren immer da.

    Elena ging geradewegs nach oben, ins große Badezimmer, und stellte den Jungen unter die Dusche. Sie drehte gerade das kalte Wasser auf, als sie Jeremys Schritte, leicht und federnd, nicht schwer wie Clays, auf der Treppe hörte.

    "Elena?"

    Sie verdrehte die Augen. Das war also des Rätsels Lösung: Er hatte auch nicht den Anrufbeantworter abgehört.

    "Wozu gibt es eigentlich Telefone, geschweige denn Anrufbeantworter?", knurrte sie und drückte den Jungen, der drohte nach vorne zu kippen, fester an die Rückwand der Duschkabine.

    Jeremy, der inzwischen im Rahmen der Badezimmertür angekommen war, runzelte fragend die Stirn und warf dem Jungen einen kurzen Blick zu. Er ging jedoch nicht weiter darauf ein, Elena würde es ihm schon erklären. "Ich habe angerufen."

    "Ach so", murmelte Jer und wandte sich wieder zur Tür um. Elena starrte ihm verdutzt hinterher. "Wo gehst du hin?"

    "Anrufbeantworter abhören."

    Elena platzte der Kragen. "Jeremy! Bleib hier. So wichtig war es nun auch nicht!" Ha, die Untertreibung des Jahres, aber Elena hatte keine Zeit darauf zu warten, dass Jeremy erst wieder ins Erdgeschoss ging und mit den Knöpfen des Anrufbeantworters kämpfte - Wölfe kamen damit nicht sonderlich gut zurecht.

    Jeremy kam zurück ins Badezimmer und ging nun zu Elena hinüber. Sein Blick hing wieder an dem Jungen, der inzwischen unnatürlich rot im Gesicht war und unterdrückt stöhnte.

    "Wer ist das?", wollte der Alpha wissen. Elena seufzte. "Ich hab ihn gefunden. Er wurde gebissen."

    Sofort stachen Jeremys Augen in Elenas. Schuldbewusst senkte sie den Blick. "Ich erklär es dir später, versprochen. Nur hilf ihm!"

    Offenbar kämpfte Jeremy mit sich, ob er Elena den Kopf abreißen oder ihr helfen sollte. Schließlich siegte Letzteres. Jeremy würde nie laut werden, geschweigedenn Elena einen Wunsch, der nicht das Rudel gefährdete, abschlagen.

    Mit festem Griff packte er den Jungen unter den Achseln, was dieser mit einem Stöhnen quittierte. Seine Lider flatterten, doch man konnte nur das Weiße sehen. Jeremy widmete sich der Fleischwunde am Arm, untersuchte sie gewissenhaft. Dann bellte er seine Befehle: "Hol den Verbandskasten. Dann noch Desinfektionsmittel. Wenn du die hast, hilf mir ihn in ein Zimmer zu tragen. Ich muss ein paar Vorbereitungen treffen."

    Elena konnte sich in etwa vorstellen, um welche "Vorbereitungen" es sich handelte - mit Grauen erinnerte sie sich an den scheußlichen Trank, den sie damals, zwei Tage nachdem sie gebissen wurde, zu sich nehmen musste. Dem Jungen würde das wohl auch nicht erspart bleiben.

    "Elena!", riss sie plötzlich Jeremys ungeduldige Stimme aus ihren Gedanken. Hastig verließ sie das Bad und holte alles, was der Alpha ihr aufgetragen hatte. Dann kehrte sie ins Bad zurück, wo Jeremy gerade dabei war, den Jungen aus seinen nassen Klamotten zu schälen und in ein großes Handtuch zu wickeln. Schließlich nahm er ihn auf den Arm und trug ihn über den Gang in ein leerstehendes Zimmer. Elena folgte ihm auf dem Fuße und übergab ihm, als er den Jungen aufs Bett gelegt und sich davor nidergekniet hatte, das medizinische Equipment. Mit geübten Fingern begann Jeremy, die Wunde zu säubern und zu desinfizieren. Neben seiner Aufgabe als Rudelführer hatte er sich auch noch medizinische Kenntnisse angeeignet, um im Ernstfall für die Mitglieder seiner Sippe sorgen zu können. Elena war neben ihm die Einzige im Rudel, die die Grundzüge der Medizin beherrschte. Irgendwer musste ja Jeremy versorgen, falls es ihn erwischt hatte. Und Clays klobigen Händen traute sie nicht allzuviel Führsorge zu.

    Nach einer Weile griff Jeremy schließlich zu Verbandsmaterial und befahl Elena, die inzwischen neben ihm kniete, den Arm des Jungen ruhig zu halten, während er die Stoffbahnen vorsichtig um den Unterarm wickelte. Nach einer Minute befestigte er ihn und ließ langsam die Luft entweichen. Einen Moment starrte er noch auf den fiebernden Jungen hinab, dann blickte er plötzlich Elena ins Gesicht.

    Diese schluckte. Jetzt würde es wohl kommen.

    "Was ist passiert?", fragte Jeremy ruhig. Keine Vorwürfe, warum sie ihn nicht getötet hatte, keine Schuldzuweisungen, warum sie es nicht verhindert hatte. Einfach eine schlichte Frage.

    Elena schluckte noch einmal. "Ich habe nicht aufgepasst. Es war meine Schuld."

    "Soll das heißen, du hast ihn gebissen?" Jeremys Ton war nun definitiv schärfer als zuvor. Sie wusste auch wieso: der letzte, der einen unschuldigen Menschen gebissen hatte war für 18 Monate verbannt worden.

    Deshalb schüttelte Elena nun heftig den Kopf. "Nein. Es war ein Mutt. Hör mal, Jeremy..."

    Sie kam nicht dazu weiter zu sprechen, denn im nächsten Moment hörten sie Clays Schritte auf der Treppe und seine besorgte Stimme: "Jer? Elena hat angerufen. Irgendwas ist passiert! Du sollst den Käfig..."

    In diesem Moment erschien er in der Tür des Zimmers. Er stockte mitten im Satz und starrte überrascht auf seinen Anführer und die junge Frau neben ihm. Dann glitt sein Bick zu dem fiebernden Jungen. "Was ist passiert?", fragte er, einen unruhigen Blick zwischen seinem Ziehvater und seiner Gefährtin hin und her wechselnd.

    Jeremy stand langsam auf und reichte Elena eine Hand, um sie nach oben zu ziehen. Dann kam der Alpha auf Clay zu und sagte nur vier Worte: "Ruf die Anderen zusammen."



    "Hunger?", fragte Clay als er endlich Nick erreicht hatte. Der kleine Sorrentino befand sich in Miami und würde fast 2 Tage bis nach Stonehaven brauchen. Mit etwas Glück würde der Junge dann schon nicht mehr leben, und sie müssten sich keine Gedanken über seine weitere Ausbildung machen. Denn das war das eigentliche Problem.

    Elena verneinte. "Ich kann jetzt nichts essen."

    Clay runzelte fragend die Stirn, sagte aber nichts. Er wollte Elenas Ankunft, so plötzlich, nicht durch kleine Sticheleien beschatten, der Junge machte ihr sicher genug Sorgen.

    "Hey.", brummte er und ließ sich neben sie auf das Sofa in Jeremys Arbeitszimmer fallen. "Er wirds schon überleben. Immerhin hab ichs auch überlebt."

    Elena sah Clay an, durchdringend. Sie versuchte zu erkennen, was er wollte. Clay war nicht immer so höflich, nett und zuvorkommend. Er legte einen Arm um ihre Schulter und wollte sie an sich ziehen, doch Elena stand abrupt auf.

    "Nicht jetzt.", murmelte sie und ging unruhig hin und her. "Ich habe gesehen, wie er gebissen wurde, Clay. Er saß einfach da, und dann kam dieser Mutt..." Sie brach ab. "Ich hätte es verhindern müssen."

    Clay erhob sich und nahm sie in die Arme. Widerspruchslos ließ sich Elena von ihm trösten. "Du konntest es nicht verhindern." Er strich ihr sanft das Haar aus dem Gesicht und küsste ihre Stirn. "Du hast getan was du konntest." Elena nickte.

    "Und nun ruhst du dich ein bisschen aus." Sie wollte etwas einwenden, doch er drückte sie unerbittlich auf das Sofa. "Keine Widerrede." Er lächelte boshaft. "Sonst werde ich ungemütlich."



    Elena schlief unruhig, sie war nicht wirklich müde, glaubte es zumindest. Doch als sie in eine warme Decke gewickelt auf der Couch lag und Clay ihr von seinen neuesten anthropologischen Erkenntnissen berichtete, entschwand sie langsam jedem Gedanken. Doch ihr Schlaf sollte nicht erholsam sein. Sie träumte von dem Jungen, und wie sie rannte. Er floh vor ihr, schrie sie an und rannte schneller. Elena folgte ihm, nahm seine Fährte auf und spührte die Jagd. Nur Beute rannte, und der Junge rannte verdammt schnell. Elena wollte ihn haben, sie wollte sich auf ihn stürzen und ihn töten. Beute.

    Sie zog die Lefzen hoch und knurrte bedrohlich, sie kam näher und setzte zum Sprung an...



    Elena schrie auf, kämpfte sich aus den Laken und saß schweißgebadet in ihrem Bett. Bett? Wo war sie? Gehetzt sah sie sich um und erkannte nach einigen verwirrenden Augenblicken ihr Zimmer auf Stonehaven.

    Noch ehe ihr sich richtig bewusst wurde, was geschehen war und warum sie sich auf Stonehaven befand, stürmte Jeremy in ihr Zimmer. Er klopfte diesmal nicht an, vielleicht weil Elena geschrieen hatte. Hastig erkundete er das Zimmer und überzeugte sich davon, das Elena alleine war. Als er nichts, außer eine verstört drein blickenden Elena, entdecken konnte, wandte er sich lächelnd ihr zu.

    "Hast du Hunger?" Kein Wort über ihren Albtraum.

    Elena wischte sich den Schweiß von der Stirn und bemerkte erst jetzt, dass sie nackt war. Clay. Sie lächelte verträumt. "Ja." Sie hatte immer Hunger und Essen half ihnen, sich später zu konzentrieren. Hungrig konnten sie keine Pläne entwickeln.

    Jeremey nickte und erhob sich. "Ich werde Clay bescheid geben. Er wird dir was machen."

    Er wandte sich der Tür zu und wollte gehen.

    "Jer, warte." Elena sprang aus dem Bett, ungeachtet ihrer Nacktheit rannte sie ihm hinterher.

    "Was ist mit dem Jungen?"

    Jeremy drehte sich nicht um. "Darüber reden wir später.", sagte er und ging die Treppe hinunter.



    Elena schnupperte. Pfannkuchen. Jemand hatte ihr Lieblingsessen gekocht... nun ja, nur eine Person würde Pfannkuchen für sie kochen. Und das auch nur, wenn er ein schlechtes Gewissen hatte.

    Elena grinste und stahl sich in die Küche. Clay hatte ein schlechtes Gewissen und es musste tonnenschwer sein, wenn man die Berge an frischen Pfannkuchen betrachtete, die sich auf dem Küchentisch auftürmten. Ein Wunder, dass er nicht unter deren Gewicht durchsackte.

    Elena trat an Clay heran, schloss ihre Arme um seine Taille und küsste ihn auf den Nacken.

    "Sogar mit frischer Butter, und kein Instant", murmelte er und drehte sich zu ihr um. "Genau so wie du sie magst."

    "Schinken?"

    Clay lachte und deutete zum Kühlschrank. "Kiloweise."

    Woher wusste er das? Gestern abend hatte er keinen Schinken mehr besorgen können und heute morgen? Es war Sonntag. Wo hatte er den Schinken her? Sie liebte frische Pfannkuchen mit Schinken.



    Re: Kelley Armstrongs Werwolf-Geschichten: Versuch 1

    Mary Hawk - 06.01.2006, 15:57


    Hattest du den Anfang schon mal wo gepostet? Es kam mir bekannt vor. Irgendwie traue ich diesem Clay nicht wirklich. Er ist so undurchsichtig, dass er noch meine Lieblingsfigur werden könnte. Aber dafür müsste ich noch mehr über ihn lesen.
    Es ist so schön geschrieben, dass ich gerne auf die Fortsetzung warte.

    Gruß Mary



    Re: Kelley Armstrongs Werwolf-Geschichten: Versuch 1

    daenerys - 04.02.2006, 00:17


    Oh gott... das ist wohl luthiens versuch, uns zum weiterschreiben zu zwingen... kay, ich lese mir das morgen nochmal durch und versuche da wieder reinzukommen...

    @Mary: Ja, wir hatten es im alten Forum schonmal angefangen... *gods+



    Re: Kelley Armstrongs Werwolf-Geschichten: Versuch 1

    Luthien - 04.02.2006, 19:25


    Bitte??? Falls du dich erinnerst, aber ich sollte das zu Silvester mal reinstellen, damit du gucken kannst, welche Version der Datei du noch auf deiner Festplatte hast. Ich hab doch selber keine Zeit zum Schreiben. :-) Tztztz ;-)



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