Das Profil eines Serienkillers

Planeti
Verfügbare Informationen zu "Das Profil eines Serienkillers"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: B-Baller
  • Forum: Planeti
  • Forenbeschreibung: Universelles Forum
  • aus dem Unterforum: Wissenschaft, Forschung und Medizin
  • Antworten: 1
  • Forum gestartet am: Dienstag 25.09.2007
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Das Profil eines Serienkillers
  • Letzte Antwort: vor 16 Jahren, 6 Monaten, 22 Tagen, 18 Stunden, 49 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Das Profil eines Serienkillers"

    Re: Das Profil eines Serienkillers

    B-Baller - 27.09.2007, 09:51

    Das Profil eines Serienkillers
    Das Profil des Serienkillers

    Die Serie der Serienmörder wird wohl nie abreißen. Immer wieder gibt es Menschen, die mehr oder weniger systematisch reihenweise andere Menschen umbringen und erst damit aufhören, wenn sie gefasst werden. Ist der "Serial Killer" ein bestimmter Menschentyp oder kann er aus allen Bereichen, Schichten und Gebieten kommen? Nicht nur das FBI versucht seit langem ein einheitliches Profil des Serienmörder zu erstellen, auch in Deutschland wird systematisch an einem Profil des Serienmörders schlechthin gearbeitet.




    Doch das Profil des amerikanischen Serienmörders unterscheidet sich von dem des deutschen. Das ist sicher nicht nur durch kulturelle Unterschiede zu begründen, sondern auch durch die unterschiedlichen Untersuchungsmethoden.

    Definition Serienmörder
    Der Serienmord-Experte Stephan Harbort definiert in seinem Buch "Das Hannibal-Syndrom" einen Serienmörder folgendermaßen: "Der voll oder vermindert schuldfähige Täter begeht alleinverantwortlich oder gemeinschaftlich mindestens drei vollendete vorsätzliche Tötungsdelikte, die von einem jeweils neuen, feindseligen Tatentschluss gekennzeichnet sind." Zwischen den Taten findet meist eine Art emotionale Abkühlung statt, die auch durchaus mehrere Jahre andauern kann.

    Daher werden viele Serienmorde oft spät als solche erkannt, vor allem wenn die Taten zeitlich sehr weit auseinander liegen können. Auch räumlich können die Tatorte weit auseinander liegen, mit zunehmender Globalisierung und Grenzöffnungen in Europa verstärkt sich dieser Aspekt noch weiter.

    Resozialisierung kaum möglich
    Man ist sich generell auch einig, dass die Resozialisierung eines Serienmörders nicht gelingen kann. Wenn er einmal die Hemmschwelle zum Mord überschritten hat, und damit auch den letzten Schritt zum Ausleben seiner Phantasien gegangen hat, kann er nicht mehr zurück.

    Doch da selbst die Realität der Mordtat immer hinter seinen Phantasien zurückbleiben muss, muss er weiter morden oder seine Morde noch detaillierter inszenieren. Dazu kommt die kurzzeitige Befriedigung durch den Lustmord, die oft alleine schon Motivation genug ist.


    Marc Dutroux, der belgische Kindermörder

    Massenmörder, Rauschmörder, School-Shooter ...
    Serienmörder müssen unterschieden werden von Massenmördern, zu denen auch die Amokläufer und die Rauschmörder gehören. Die Amokläufer bringen mehrere Personen auf einmal an einem Ort um und sterben dabei oft selbst, entweder weil sie sich selbst töten oder weil sie provozieren, von der Polizei erschossen zu werden, wie z.B. bei der neuen Form des so genannten School-Shooter.

    Eine weitere Sonderform bilden die seriellen Babymörderinnen sowie die selbst ernannten "Sterbehelfer" in Krankhäusern oder Altersheimen. Dann gibt es noch den Rauschmörder, ein Amokläufer in Serie, auch er wählt seine Opfer meistens wahllos aus, genau wie viele Serienmörder, die ihre Opfer wenn gezielt, dann nach bestimmten Merkmalen aussuchen. Staatlich befehligte oder politisch motivierte Formen der Massen- oder Serientötung sind ebenfalls einer anderen Phänomenologie zuzuordnen. Dazu zählen die Genozide (Völkermorde), die politischen Attentate, Kriege, die Todesstrafe, Auftragsmorde und so fort.

    So weit sind sich die Kriminologen einig, doch beim differenzierten Serienmörderprofil unterscheiden sich die Ergebnisse des FBIs von denen, die der deutsche Profiler Harbort erzielte.


    Jeffrey Lionel Dahmer, "Das Milwaukee-Monster"

    Morde sind meist Beziehungstaten, doch Serienmorde sind eben genau dies meist nicht. Beim klassischen Mordfall kennt der Täter sein Opfer, der Serienmörder sucht seine Opfer tendenziell aber eher nach allgemeinen Merkmalen aus, die seiner Obsession entsprechen. Deshalb ging man erstmals beim FBI dazu über, eine Spezialeinheit zu gründen, die sich ausschließlich mit Serienmördern befasst, allerdings nur mit sexuell motivierten und nicht mit seriellen Raubmördern, deren Motiv hauptsächlich die Habgier ist.

    Erste systematische Untersuchung
    Die Behavioral Analysis Unit (BAU) wurde ins Leben gerufen, welche sich spezifisch mit der Aufklärung von Mehrfachtötungen befasst. Dazu wurden unter anderem 36 Serienmörder vernommen. Fast die Hälfte der Serientäter wurde demnach in der Kindheit sexuell missbraucht, wodurch ihre Sexualität nachhaltig gestört worden sei. Schon als Kind hatten die meisten von ihnen sadistische Phantasien, die teilweise schon früh ausgelebt wurden. Viele sollen auch pyromanisch veranlagt sein.

    So verwundert es auch nicht, dass bei 71 Prozent der vom FBI festgestellten Serienmörder der erste Mord vor dem 30. Lebensjahr begangen wurde, wobei das Geschlecht des Opfers in den meisten Fällen der sexuellen Neigung des Täters entspricht. Dass Serienkiller aber einen extrem hohen Intelligenzquotienten haben und raffinierte, "perfekte" Morde begehen während sie die "dummen" Polizisten vorführen und Spielchen mit diesen spielen, mag im Einzelfall vorkommen, entspricht aber hauptsächlich einem von den Medien geprägten Bild des Serienkillers.

    Brutalität wird von Medien nicht übertrieben
    Wahr ist aber leider, dass die Morde des gemeinen Serienmörders in den allermeisten Fällen äußert grausam sind. Die Opfer werden, vor oder nach dem Mord, sexuell missbraucht, oft tagelang gefoltert und anschließend zerstückelt. Nicht selten kommt es auch zu Kannibalismus. So weit zu den Gemeinsamkeiten aller Serienmörder laut FBI. Die amerikanische Bundesbehörde unterscheidet zusätzlich noch in planvolle und planlose Serienmörder.


    Charles Milles Manson, Anführer einer Serienmörderbande, erlangte traurigen Kultstatus, er mordete allerdings nie selbst

    Der planlose Serienmörder sei eher weniger intelligent, sei verwahrlost, hätte eine schwere Kindheit gehabt, habe keine regelmäßige Arbeit, verlasse nie seine Umgebung und morde auch dort. Solche Serienkiller werden deshalb gerne als "Schlächter" bezeichnet. Der deutsche Fleischverkäufer und Serienmörder Fritz Haarmann, der das Fleisch seiner Opfer auch verkauft haben soll, kommt dem US-Phänotyp des Schlächters wohl sehr nahe.

    Prototyp des "Schlächters"
    Auf ihn treffen auch die weiteren Eigenschaften des planlosen Mörders zu: Er hat schlechte oder keine sozialen Beziehungen. Er ist Außenseiter und nicht sehr attraktiv, hat womöglich eine schwere Behinderung oder andere entstellende Merkmale. Zudem verändert er seine Vorgehensweise nach Bedarf und tötet mehr oder weniger spontan aus der Situation heraus.

    "Der war doch immer so nett"
    Ganz anders der planvolle Serienmörder. Laut FBI hat dieser quasi entgegengesetzte Phänotyp genau die gegenteiligen Eigenschaften. Er plant jeden Mord sorgfältig im Voraus, ist überdurchschnittlich intelligent und nimmt bisweilen sogar Kontakt mit der Polizei auf. Er hatte keine schwierige Kindheit und lebt auch sonst in sozial gefestigten Verhältnissen. Es ist das typische Bild des lieben Nachbarn, der doch immer so nett war, sich aber als skrupelloser Mörder entpuppte.



    Stereotypen sind zu einfach
    Dieser Prototyp wechsele nach der Tat gerne seinen Wohnort, eine Tatsache, die wohl so manches Mal half, die Spur des Serienmörder aufzunehmen. Nach den Ergebnissen des FBI gehört zu diesem allgemeinen Täterprofil auch oft die Tatsache, dass er verheiratet ist und ein normales, unauffälliges Familienleben, also letztlich ein Doppelleben führt. Der planlose Serienkiller dagegen kenne nur dieses eine Leben, in dem Alltag und Mord eins sind. Der planvoll Mordende könne aber kranke Obsession und normalen Alltag sauber trennen.

    Soweit die Erkenntnisse des FBI, die vielfach als zu einfach und im wahrsten Sinne des Wortes als zu stereotyp kritisiert werden.


    Joachim Georg Kroll, "Der Menschenfresser von Duisburg"

    Stephan Harbort hat ein wesentlich vielschichtigeres Modell entwickelt, indem er in privater Kleinarbeit alle in Deutschland bekannten Morde seit 1945 untersucht hat, insbesondere die Raub- und Sexualmorde. Durch einen umfassenden Vergleich der Täterprofile hat der Düsseldorfer Kriminalhauptkommissar eine Checkliste erstellt, die 20 spezifische Indikatoren enthält.

    Meisten deutschen Serienmörder planlos
    Menschen, die 70 Prozent seiner Skala erreichen, kommen laut Harbort als Täter in Betracht. Nicht-Täter kämen dagegen nach Stichproben kaum über 50 Prozent. Dabei fand er heraus, dass zumindest der deutsche Serienmörder meist keinen besonders hohen Intelligenzquotienten hat. Die einzelnen untersuchten Serienmörder sind zu unterschiedlich, um sie in das FBI-Modell pressen zu können. Tendenziell hat Harbort aber festgestellt, dass die meisten deutschen Serienkiller eher dem planlosen Mördertypen zugerechnet werden müssten.

    Soziale Problematik gehört dazu
    Demnach sucht sich dieser seine Opfer meist in einem Radius von circa 30 Kilometern um seinen Wohnort. Der in Deutschland tätig werdende Serienmörder ist zu dem in den allermeisten Fällen in einem Milieu von Gewalt, Alkoholismus und/oder Drogen aufgewachsen, ist aber selbst nur selten süchtig (15 Prozent). Er wohnt eher in Großstädten und entspricht seinem äußeren Erscheinungsbild aber mehr dem zurückhaltenden, sozial angepassten Doppelleben-Mörder, also dem planvollen Prototyp des FBI.


    Karl Großmann, "Die Bestie vom Schlesischen Bahnhof

    Außergewöhnliches Sexualverhalten
    Zu diesem Doppelleben gehört bei 82 Prozent aller untersuchten Serienlustmörder ein außergewöhnliches Sexualverhalten, das den Mitmenschen ebenfalls verborgen bleibt. Verheiratet ist der deutsche Serientäter allerdings nur zu 30 Prozent. Die meisten sind ledig oder geschieden und zwischen 16 und 36 Jahren alt.

    Und während das FBI für die USA feststellte, dass Zwei Drittel der Täter aus der Mittel- oder Oberschicht kommen und nur ein Drittel aus der Unterschicht, so ist es in Deutschland genau umgekehrt. Zu ähnlichen Ergebnissen wie in Deutschland kam man übrigens auch in Großbritannien. Der US-Serienmörder scheint sich vom deutschen bzw. europäischen zu unterscheiden.


    Heinrich Pommerenke, "Das Ungeheur vom Schwarzwald"

    Recht häufig wurden bei den Serienmördern auch Gehirnanomalien festgestellt (33 Prozent) und drei Viertel der Wiederholungstäter sind bereits vor ihrer ersten Tat durch Sexualstraftaten aufgefallen. Wenn Sie einmal angefangen haben Menschen zu töten, begehen Sie im Schnitt alle vier Jahre einen Mord. Manche Mörder haben berichtet, dass sie relative lange von einem Mord zehren könnten, mit der Zeit verblasse allerdings die Erinnerung, dann müsse der "Kick" erneuert werden.

    Mehr Folterwerkzeuge in den USA
    Über 180 Serienmörder haben von 1945 bis 2005 in der Bundesrepublik ihr Unwesen getrieben, davon konnten acht immer noch nicht gefasst werden. Dabei verzichteten alle darauf, ihre Opfer länger als 24 Stunden festzuhalten, in den USA ist dies aber für 65 Prozent der "Serial Killers" zutreffend. Zudem verwenden die US-Täter doppelt so oft Folterwerkzeuge, verzichten aber fast ausnahmslos auf postmortale sexuelle Handlungen, die in Deutschland wiederum sehr häufig vorkommen, jeder zweite Serienmörder hierzulande neigt dazu.

    Intelligenter Täter berechenbarer?
    Interessanterweise braucht die (deutsche) Polizei ungefähr doppelt so lange, um einen unterdurchschnittlich intelligenten Täter zu überführen wie bei einem durchschnittlich bis sehr intelligenten Täter. Das hängt möglicherweise mit der Planlosigkeit des Täters zusammen, die für die Polizisten demzufolge auch schlechter berechenbar ist.

    Die hohe Aufklärungsquote von 95 Prozent soll und muss trotzdem weiter erhöht werden, insbesondere ist es wichtig, den in Serie mordenden, oft von Zwängen besessenen Verbrecher möglichst früh zu erkennen, um weitere Morde zu verhindern. Das BKA baut deshalb auf das in Kanada entwickelte Computerprogramm "Viclas" (Violent Crime Linkage Analysis System) und einen 168 Fragen umfassenden Katalog, der zu jedem Mordfall beantwortet wird. Das Programm sucht dann nach Vergleichsmustern, um eventuelle Zusammenhänge mit anderen Taten möglichst frühzeitig erkennen zu können.

    Die Sozialpolitik ist gefragt
    Zusätzlich besitzt jedes Landeskriminalamt inzwischen eine Abteilung "Operative Fallanalyse". Die Profiler sollen durch Analyse der Spuren am Tatort und an den Opfern Rückschlüsse auf das Profil des Täters ziehen. Man kann nur hoffen, dass diese Arbeit in Zukunft immer erfolgreicher wird. Dennoch können die Polizisten, die sich nicht nur in Gefahr begeben, sondern oft auch schlimme Traumata davontragen, nicht die Ursachen der Taten bekämpfen. Wenn die Polizei kommen muss, ist das Kind schon in den Brunnen gefallen.

    Während das Phänomen Serienmord in den USA in allen Schichten der Bevölkerung gleichmäßig vertreten ist, scheint es bei uns vor allem ein soziales Problem zu sein. Gerade die immer wieder vorkommenden Fälle von Kinderverwahrlosung bis hin zu schlimmster Misshandlung und Kindesmord, bisweilen auch in Serie, hat gezeigt, wie wichtig es ist, soziale Missstände gar nicht erst aufkommen zu lassen.

    Dieser Artikel soll nicht enden ohne ein Gedenken an die weltweit Tausenden von unschuldigen und meist wahllosen Opfern, die einfach nur das Pech hatten, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Kein Gerichtsurteil kann wieder gut machen, was diesen Menschen und ihren Angehörigen angetan wurde, auch nicht die Todesstrafe, die nur einen Barbaren barbarisch umbringt.



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum Planeti

    Konnichi Wa - gepostet von Loni - Montana am Mittwoch 26.09.2007



    Ähnliche Beiträge wie "Das Profil eines Serienkillers"

    Besiedlung eines neuen Planeten - Drex (Sonntag 13.11.2005)
    Bewerbung eines Hexenmeisters[Tryout failed] - Ryu (Donnerstag 18.01.2007)
    Bewerbung eines Hexenmeisters - Anonymous (Montag 03.12.2007)
    Bewerbung eines HM`s - Anonymous (Dienstag 30.01.2007)
    Bildung eines Zenrums! - mr. Onetouchable (JMaul) (Dienstag 26.06.2007)
    Saul Profil - Saul The Extreme (Freitag 09.11.2007)
    ProfiL - Anonymous (Freitag 27.04.2007)
    Die aufgaben eines Handwerkers - Killerbraut (Montag 17.10.2005)
    Bewerbung eines Magiers - Anonymous (Dienstag 09.10.2007)
    Einführung eines Grundbeitrags - Jensemann (Mittwoch 06.12.2006)