Miklos sah die schäbigen Zimmer deutlich vor sich, in deren Ecken wie Kehricht das Leiden lag, der Schmutz von Menschenleben, in Jahren angehäufter Schmerz.
Dieser Satz widerspiegelt meines Erachtens am Besten die wunderschöne aber unbarmherzige Sprache des Buches.
Ein kleines Provinznest in Ungarn um die Jahrtausendwende. Der Vater, Akos Vajkay und seine Frau lieben ihre Tochter – von ihnen liebevoll Lerche genannt – über alles. Die Liebe geht so weit, dass sie ihr Leben vollständig demjenigen ihrer Tochter angepasst haben. Jeder Tag vergeht wie der andere. Keine Kultur, kein soziales Begegnen mit Mitmenschen keine Individualität; nur die Familie zählt. Das grösste Problem der Eltern ist, dass Sie ihre 35- jährige, äusserst hässliche Tochter noch nicht verheiraten konnten.
Doch eines Tages beschliessen alle Drei, dass Lerche sich bei Verwandten im Urlaub für eine Woche erholen soll. Gesagt getan. Lerche reist ab und Vater und Muter fallen in ein tiefes, dunkles Loch. Ohne ihre Tochter ist ihr ohnehin schon inhaltsloses Leben völlig sinnlos geworden. Der erste Tag ohne Lerche ist nur Grauen, nur erbarmungsloses Dunkel.
Doch schon bald beginnen die zwei Alten nach dem ersten Wirtshausbesuch – sie haben mit Lerche zusammen beschlossen dass sie sich in der Woche ihrer Abwesenheit im der Herberge verpflegen solle – zu leben. Vom fröhlichen Palaver mit Bekannten, zum Theaterbesuch ja bis zum Gelage mit alten Freunden des Vaters erleben sie alles und blühen kurzzeitig völlig auf.
Als Lerche nach einer Woche heimkommt ist, als wäre nie etwas anderes gewesen; der alte Trott geht weiter.
Die lebendige, sehr filigrane Sprache macht einfach bei jedem Satz Freude. Der Schmerz der Eltern wird durch diese Sprache mit einer ungeheuerlichen Wucht portiert. Die Handlung ist äusserst einfach ja schon fast banal, aber ausgeschmückt mit vielen wunderbaren Begegnungen, Beschreibungen und manchmal witzigen manchmal sehr traurigen Dialogen. Ein Buch zum gern haben. Ein Buch das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.