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Inoue, Yasushi - Schwarze Flut




Inoue, Yasushi - Schwarze Flut

Beitragvon Katia » 02.02.2008, 15:13

[center]Inoue Yasushi - Schwarze Flut
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Im Jahr 1950 erschien Inoues erster Roman - nachdem er in Japan mit den Erzählungen "Das Jagdgewehr" und "Der Stierkampf" bekannt geworden war.
Auf knapp 200 Seiten greift Inoue ein damals aktuelles Ereignis auf: den Tod Shimoyamas, der Generalpräsidenten der staatlichen Eisenbahn, dessen zerstückelte Leiche auf einem Bahndamm gefunden wird, gerade als Shimoyama Massenentlassung durchgeführt hat. War es Mord? Oder Selbstmord?
Inoues Protagonist ist der Redakteur Hayami, der bei der Zeitung K. mit der Leitung der Berichterstattung betraut ist. Während Hayami in seinem Blatt eine neutrale Haltung bewahrt, stürzen sich die anderen Zeitungen sensationslüstern auf den Fall und stellen ihn als Mord dar. Über weite strecken erzählt Inoue das Arbeitsleben der zuständigen Redakteure in den zwei Monaten, die sie der Fall beschäftigt. Das macht er neutral, reportagenhaft, so dass die handelnden Personen hier wie hinter einer Glasscheiben bleiben - auch bezieht er, wie die Zeitung K. keine Stellung zu dem Fall.
Sein eigentliches Thema ist aber Hayami, bei dem viele verschüttete Emotionen wiederaufleben: der tragische Tod seiner Frau, die Möglichkeit einer erneuten Heirat mit Keiko, der Tochter seines ehemaligen Zeichenlehrers Usan, der sich damit beschäftigt mit alten Methoden Stoffe zu färben. So verflicht sich der reale Kriminalfall für Hayami immer wieder mit seinen ureigenen Ängsten und Emotionen.

Inoue hat einen leisen und unterschwellig traurigen Roman geschrieben, in dem sich die verschiedenen Ebenen wunderbar ergänzen. Er zeichnet mit dem Zeitungsmilieu eine Branche, die er aus eigener Erfahrung gut kennt, eine Berufswelt in der die Redakteure in solchen Krisenzeiten nur für ihren Fall zu leben scheinen. An vielen Stellen merkt man deutlich, dass die japanische Welt hier anders als die europäische funktioniert - nicht nur, dass Ehen oft noch arrangiert werden.
Ein Roman über unseren Umgang mit Wahrheit und mit dem Tod.

:stern: :stern: :stern: :stern: (:stern:)

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