Der Dämon von Lakeshire

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    Re: Der Dämon von Lakeshire

    Fellknäuel - 24.09.2007, 20:42

    Der Dämon von Lakeshire
    /ooc
    Diese Story hab ich gerade zufällig unter meinen Word-Dateien gefunden... es war mein erster Post im WoW-Rollenspielforum, und da dacht ich mir, ich post sie hier auch mal.



    Es war eine ruhige klare Nacht in Lakeshire im Redridge-Gebirge. Der Mond stand gut sichtbar am Himmel, und außer dem Zirpen der Grillen und einem gelegentlichen Gnollheulen hörte man nichts besonderes.
    Die Nacht war aber noch jung, und die Taverne von Lakeshire war gut besucht. Dies mochte daran liegen, daß seit einigen Tagen keine Ork- oder Gnollangriffe mehr erfolgt waren; auf jeden Fall aber – daran hatte die Wirtin Brianna nicht den geringsten Zweifel - hatte die an diesem Nachmittag erst erfolgte Bierlieferung ihren Anteil daran.

    Im Schankraum tummelte sich eine bunte Mischung aus Bauern, Besuchern aus anderen Regionen und einigen Stadtwachen, die sich fast alle angeregt miteinander unterhielten und – natürlich – dem Alkohol fleißig zusprachen. Die einzige Ausnahme war ein schweigsamer Nachtelf, der vor sich hin grübelnd einsam in einer Ecke hockte und bisher kaum von seinem Bier genippt hatte.
    Zumindest bei den Einheimischen war das wichtigste Gesprächsthema die junge Alice Cooper, die die Tochter eines Bauern am Ort war. Das hübsche Mädchen war vor drei Tagen in den Wald zum Beeren pflücken gegangen und seitdem nicht mehr aufgetaucht. Aufgrund der seltenen Angriffe in letzter Zeit hatte der Kommandant der Wache beschlossen, am nächsten Tag einige Wachsoldaten los zu schicken, die nach dem Mädchen suchen sollten.

    Mitten hinein in diese alles in allem doch gemütliche Kneipenstimmung platzte völlig unerwartet ein junger Mann, der panisch von draußen herein stürmte und die Tür fest hinter sich zu schlug. Alles drehte sich überrascht in seine Richtung, während er nur schwer atmend gegen die Tür gelehnt da stand, kreidebleich im Gesicht, am ganzen Leib zitternd, und kein einziges Wort heraus brachte.
    Die Bewohner von Lakeshire erkannten ihn sofort als Flint McCann, einen ortsbekannten Landknecht und Unruhestifter, der zusammen mit seinen beiden Brüdern Wedge und Biggs schon für so manche Kneipenschlägerei gesorgt und – unter anderem auch deswegen – schon die eine oder andere Nacht im Gefängnis verbracht hatte.
    Schließlich brachte er doch den Mund auf und stammelte mit vor Grauen geschüttelter Stimme:
    „….tot… sie sind alle tot… es hat sie umgebracht…!“



    Re: Der Dämon von Lakeshire

    Fellknäuel - 24.09.2007, 20:43


    Der ganze Raum starrte den Mann an. Flint war noch recht jung – man schätzte ihn auf höchstens 22 Sommer – aber er war selbstbewußt und sehr kräftig; obendrein wußte er vorzüglich mit dem Schwert umzugehen. Die Gnolle und die Orks, die es in dieser Gegend zuhauf gab, vermochten ihn nicht sonderlich einzuschüchtern – er hatte doch schon einige von ihnen im Kampf getötet.
    Was also war so schlimm, daß es Flint so sehr aus der Fassung bringen konnte?

    Einer der Wachsoldaten erhob sich und trat vor Flint. Es war Hauptmann Grant, der erst vor einem halben Jahr von Stormwind hierher versetzt worden war „Wer ist tot? Von wem umgebracht?“ Flint atmete mehrmals tief durch, ehe er mit halbwegs ruhiger Stimme antworten konnte. „Biggs und… und Wedge… sie sind beide tot! Brutal abgeschlachtet von… von…“ „Von was?“ fragte Grant nach, als Flint stockte. „Von… einem Dämon!“ platzte Flint heraus.
    „Von… einem Dämon?!“ Der Hauptmann und all die anderen Tavernengäste (sogar der Nachtelf, der bisher keine Notiz von Flints auftauchen genommen hatte, blickte nun kurz auf, ehe er sich wieder seinen Grübeleinen zu wandte) starrten Flint ungläubig an.
    „So ein Blödsinn, hier gibt es keine Dämonen!“ meinte schließlich der andere Soldat, eine der Wachen. „Aber es ist die Wahrheit, ich hab´s selber gesehen!“ begehrte der junge Mann auf. Hauptmann Grant winkte der Wirtin zu. „Brianna, ein Bier für Flint.“ Nun wandte er sich wieder dem Jungen zu, der noch immer voller Angst zitterte. „Und du erzählst uns am besten erst mal in aller Ruhe, was passiert ist!“
    Er führte ihn zu einem freien Platz am Tisch, um den sich sofort alle versammelten, um gespannt der Geschichte zu lauschen, ihnen der junge Flint McCann gleich erzählen würde.

    __________________________________________________________



    Re: Der Dämon von Lakeshire

    Fellknäuel - 24.09.2007, 20:44


    Einige Stunden zuvor in den Wäldern um den Everstill-Lake – einige Meilen von Lakeshire entfernt.

    Auf einer kleinen Lichtung, um ein Lagerfeuer herum, saßen drei junge Männer – die McCanns. Flint und sein jüngerer Bruder Biggs saßen sich gegenüber, während Wedge zwischen ihnen saß, den Rücken zum Waldrand.
    Wedge war ein großer und sehr robuster Mann mit breiten Schultern. Entsprechend kräftig war er auch, aber nur körperlich – mit dem Denken hatte er es nicht so, das überließ er lieber seinem Bruder Flint.
    Biggs war der jüngste von den dreien; ein schmächtiger junger Kerl, der immer etwas nervös und besorgt wirkte.

    Im Moment wirkte er freilich sehr nervös und sehr besorgt, woran zweifellos der schlaffe leblose Körper auf der anderen Seite der Lichtung seinen Anteil hatte.
    „Verdammt, Flint, das war das dümmste, was du je gemacht hast!“ knurrte Wedge seinen etwas jüngeren Bruder an. „Wenn die Bewohner von Lakeshire raus finden, daß du sie getötet hast, werden wir alle am Galgen baumeln!“
    Flint verzog das Gesicht. „Na und? Dann finden sie es eben nicht raus!“ Seine Brüder blickten ihn düster an. Es war nicht das erste mal, daß Flint die Beherrschung verloren hatte, weil eine Frau sich gegen ihn gewehrt hatte, auch beim Sex nicht (gerade da nicht!), aber es war noch nie so schlimm gewesen, daß er sein Gegenüber erwürgt hatte!
    „Wir hängen es den Orks an. Oder den Gnollen. Wir verpassen ihr noch ein paar Wunden hiermit,“ er hielt seinen Dolch hoch, „und schieben es dann eben diesen Biestern in die Schuhe! Vielleicht heizt es die Wachen sogar ein wenig an, damit sie ihren Job in Zukunft noch motivierter erledigen!“
    Flint lachte hämisch. Er schien keine besondere Reue für seine Tat geschweige denn Mitleid für die junge Alice Cooper zu empfinden.
    Nun, Mitleid empfanden auch Wedge und Biggs nicht sonderlich. Sie waren in erster Linie deshalb wütend, weil sie sich ebenfalls Chancen ausgerechnet hatten, ihren Spaß mit dem Mädchen zu haben. Doch leider hatte Flint, der bei den dreien das Sagen hatte, ausdrücklich darauf bestanden, als erster an die Reihe zu kommen…
    Und dann war da natürlich die Tatsache, daß Flints Unbeherrschtheit sie ohne weiteres alle drei den Kopf kosten konnte, wenn die Wahrheit irgendwie ans Tageslicht kommen sollte.
    Wedge schaute Flint an, einen mürrischen Ausdruck im Gesicht. „Hoffentlich hast du recht, kleiner Bruder. Ich habe keine Lust…“



    Re: Der Dämon von Lakeshire

    Fellknäuel - 24.09.2007, 20:45


    Biggs unterbrach sie mit einer raschen Geste. „Seid mal still, ich glaube, ich hab was gehört!“ Die anderen beiden schauten ihn neugierig an. „Soso und was hast du gehört?“ fragte Flint, in einem leicht spöttischen Tonfall. „Ein verdächtiges Geräsch… als ob sich etwas durch den Wald anschleichen würde!“ Sie alle drei lauschten angestrengt, doch als sie nach einer halben Minute immer noch nichts verdächtiges gehört hatten, entspannten sie sich wieder.
    Das heißt, Flint und Wedge entspannten sich – Biggs blieb nervös wie immer. Dennoch lenkte er ein. „Muß mich wohl getäuscht haben,“ murmelte er.
    Wedge grinste seinen jüngsten Bruder an und setzte zu einer spöttischen Bemerkung an – die jedoch in einem tiefen bedrohlichen Knurren komplett unter ging, das hinter seinem Rücken ertönte.
    Alle drei fuhren erschrocken zusammen. Wedge wollte sich umdrehen, doch da sprang ihn etwas von hinten mit solcher Wucht an, daß er vornüber kippte und mit dem Gesicht im Dreck landete, gerade vor dem Lagerfeuer, und somit für seine Brüder den Blick auf den Angreifer frei gab. Den beiden stockte der Atem.
    Mit einer Schnelligkeit, die sein schwerfälliges Aussehen Lügen strafte, drehte sich Wedge auf den Rücken, um den Angreifer abzuwehren, was nur dazu führte, daß er seinem Verderben noch ins Gesicht sehen konnte.
    Es war eine Wildkatze, die schnell auf den großen Mann drauf sprang und sich mit ihren Vorderpranken auf seiner Brust abstützte. Doch dies war keine gewöhnliche Wildkatze: ihr Fell war schwärzer als die finsterste Nacht, die jemals über Azeroth herein gebrochen war, so daß sie im Grunde nur umrißhaft erkennbar war. Ihre Augen glühten in einem grausigen Rot und hatten keine Pupillen, und von ihren Zähnen und Krallen tropfte stetig Blut – ob von Tieren oder Menschen, konnte keiner der drei feststellen.
    Die Kreatur senkte den Kopf und starrte Wedge mit ihren furchtbaren Augen mordlustig an, ehe sie ihr Maul zu einem Grauen erregenden Brüllen öffnete, das wie der Schlachtruf eines Dämons aus den tiefsten Tiefen der Hölle erklang. Dann fiel sie über ihr wehrloses Opfer her.



    Re: Der Dämon von Lakeshire

    Fellknäuel - 24.09.2007, 20:46


    Flint und Biggs, die inzwischen aufgesprungen waren, mußten hilflos mit ansehen, wie das Monster ihren Bruder regelrecht zerfleischte. Obwohl er schon schlimmer zugerichtet war als jeder Mensch, den Flint je gesehen hatte, war offenbar noch immer Leben in ihm – anders waren seine furchtbaren Schreie nicht zu erklären, die jedoch schnell leiser wurden und schließlich von dem Moster mit einem gezielten Krallenhieb ganz beendet wurden.
    Biggs neben ihm fiel auf die Knie und erbrach sich würgend. Flint dachte einen Moment lang daran, seinem großen Bruder zu Hilfe zu eilen, verwarf es dann aber als Wahnsinnsidee. Wedge war ohnehin verloren, und ein Kampf gegen diese Kreatur wäre selbst für einen Trupp schwer bewaffneter Soldaten eine Herausforderung gewesen. Stattdessen schrie er seinem Bruder zu, um sein Leben zu rennen, fuhr dann herum und rannte, als ob der Teufel hinter ihm her wäre – was eigentlich gar nicht mal so abwegig war.
    Als Biggs endlich auf die Idee kam, Flints Rat zu folgen, war es bereits zu spät für ihn. Er hob den Kopf und starrte geradewegs in die Augen der Bestie, die mit ihrem ersten Opfer fertig war. Er raffte sich auf, fuhr herum und rannte so schnell er konnte, doch er hatte keine Chance mehr. Die Dämonenkatze sprintete los, holte Biggs mit wenigen gewaltigen Sätzen ein und riß ihn zu Boden, um ihn ebenso zuzurichten wie Wedge.
    Flint, der schon ein gutes Stück weiter vorn war, hörte noch den entsetzten Ausruf seines kleinen Bruders, der schnell in schrille Schmerzensschreie über ging. Flint stoppte und fuhr herum, um zurück zu blicken. Auch wenn es schon durch die bloße Entfernung und bei der Dunkelheit der Nacht unmöglich war, hatte er das Gefühl, seinem Bruder direkt in die weit aufgerissenen Augen zu sehen, die zu fragen schienen: „Warum läßt du mich im Stich?“.
    Dennoch drehte er sich schnell wieder um und rannte weiter um sein Leben. So schnell sie konnten, trugen ihn seine Beine nach Lakeshire, wo er, mit den Kräften am Ende, in die Taverne stürmte und die Tür fest hinter sich zu schlug.

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    Re: Der Dämon von Lakeshire

    Fellknäuel - 24.09.2007, 20:47


    „Das war´s,“ sagte Flint McCann, als er mit seiner Erzählung am Ende war, bei der er natürlich gewisse Aspekte verschwiegen hatte – den Tod der jungen Alice Cooper beispielsweise.
    Er ließ sich erschöpft auf den Tisch herab sinken (nicht ohne jedoch zuvor einen großen Schluck aus seinem fast leeren Bierkrug zu nehmen). Erst jetzt, wo er in Sicherheit war, wurde ihm bewußt, wie knapp er dem Tod von der Schippe gesprungen war. Schließlich richtete er sich doch auf und begegnete den Blicken seiner Zuhörer, die ihm die ganze Zeit voll atemloser Spannung gelauscht hatten. Selbst der Nachtelf in der Ecke hatte mit einer gewissen Andeutung von Interesse aufgeschaut, als Flint von dem Dämon erzählt hatte.
    Die Gesichter der anderen Tavernengäste spiegelten recht unterschiedliche Emotionen wider: Entsetzen, Faszination, aber auch Mißtrauen und Unglauben.
    „Es ist die Wahrheit!“ rief der junge Mann. „Ich schwöre es bei meiner Seele!“
    Hauptmann Grant hob beschwichtigend die Hand. „Schon gut, Flint, niemand hat dich einen Lügner bezeichnet, richtig?“
    Flint schaute ihn mißmutig an. „Nein, noch nicht,“ murmelte er. „Es ist nur so, daß deine Erzählung ziemlich phantastisch klingt,“ fuhr der Soldat fort. „Wir werden das aber auf jeden Fall prüfen müssen.“
    Flint nickte niedergeschlagen. Er hatte nicht das Gefühl, daß Grant das ehrlich meinte – dafür kannte er ihn mittlerweile doch ein wenig zu gut.
    Niemand achtete in diesem Moment auf den Nachtelf, der sich erhob und entschlossenen Schrittes zur Tür ging und in die Nacht hinaus trat.
    Grant legte Flint die Hand auf die Schulter. „Geh am besten erst mal nach Hause und schlaf dich aus. Morgen sehen wir dann weiter.“ Flint schaute zu ihm auf. „Aber der Dämon? Er könnte doch noch…“ Er brach ab und erhob sich dann. Hier schien ihm ohnehin niemand zu glauben.

    Der Nachtelf trat aus der Taverne und wandte sich nach Westen in Richtung der Hügel. Kaum daß er dem Licht der Fackeln entronnen war, begann er sich zu verwandeln. Knochen verschoben sich, Gliedmaßen änderten Form und Größe, und blauschwarz glänzendes Fell sprießte an jeder Stelle seines Körpers. Schließlich stand an der Stelle, wo er gerade noch gestanden hatte, eine große, sich mit natürlicher Eleganz bewegende Wildkatze, die sich schnell im Schatten eines Baumes versteckte. Das Tier sah zurück zum Eingang der Taverne, wo in diesem Moment Flint McCann heraus trat.
    Die Augen der Katze begannen rot zu leuchten…



    Re: Der Dämon von Lakeshire

    Fellknäuel - 24.09.2007, 20:48


    Kaum daß Flint draußen war, breitete sich ein Grinsen auf Grants Gesicht aus.
    „Na da hat uns der Junge ja eine nette Geschichte aufgetischt! Wirklich, ich hätte sie sogar beinahe selber geglaubt.“
    „Bist du so sicher, daß er das alles nur erfunden hat?“ wollte Brianna wissen. „Und wenn es nun doch wahr ist?“
    Der Hauptmann winkte ab. „Ach Unsinn! Flint wollte nur ein Bier, und da er kein Geld hatte, hat er uns eben eine nette Geschichte erzählt. Ich muß zugeben, daß sie sogar ein Bierchen wert war..:“ Er grinste.
    „Und wo waren dann seine Brüder?“ fragte die Wirtin. „Du weißt, daß die drei unzertrennlich sind.“
    Grant wollte gerade antworten, als die nächtliche Stille von einem furchterregenden Brüllen durchbrochen wurde. Es klang wie das Brüllen eines Raubtiers – oder doch eher wie das eines Dämons…?
    Eine Sekunde verging, dann zwei, dann war ein Schrei so voller Entsetzen zu hören, daß den Leuten in der Taverne ein kalter Schauer über den Rücken lief. Es war Flints Stimme!
    Dann das Geräusch zweier schwerer Körper, die zusammen prallen und dann zu Boden stürzen.
    Flints entsetzter Schrei wurde schnell zu einem gequälten Gurgeln, das schließlich ganz abbrach. Und dann hörte man nur noch das schreckliche Geräusch brechender Knochen und reißender Krallen und Zähne…

    Nach einigen Minuten – die den Menschen in der Taverne jedoch wie Stunden vor kamen – hörte es dann einfach auf, und die Nacht war so still wie zuvor. Nichts war zu hören außer dem Zirpen der Grillen und einem gelegentlichen Gnollheulen.
    Jetzt jedoch war etwas anders. Nun wirkte es wie eine grausige und unnatürliche Stille des Todes, die sich über Lakeshire ausgebreitet hatte.
    Nachdem einige Zeit verstrichen war, ohne daß etwas zu hören war, erhob Grant sich langsam und bewegte sich auf die Tür zu. „Ich sehe mal nach,“ sagte er mit heiserer Stimme.
    Sein Untergebener folgte ihm nach kurzem Zögern.

    Als die beiden Männer die Taverne verließen und einige Meter in die Richtung gemacht hatten, aus der die Schreie gekommen waren, blieben sie wie angewurzelt stehen. Sie mußten würgen.
    Der Anblick, der sich ihnen bot, war dem eines Schlachthauses nicht unähnlich; Flint bzw. das was von ihm übrig war, lag in weitem Umkreis verteilt, und überall bedeckte Blut den Boden. Von der Kreatur, die dieses Gemetzel zu verantworten hatte, war nichts zu sehen.
    Der Wachsoldat drehte sich um, fiel auf die Knie und erbrach sich würgend. So einen Anblick hatte er in seiner Laufbahn noch nie erlebt.
    Der Hauptmann ebenfalls nicht, aber er war schon länger im Dienst und hatte dabei einen Grad der Abhärtung erreicht, der ihn diesen Anblick ertragen ließ.
    „Beim Licht,“ murmelte er erschüttert, „möge es ihm gnädig sein!“

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    Re: Der Dämon von Lakeshire

    Fellknäuel - 24.09.2007, 20:49


    Am nächsten Morgen machte sich Hauptmann Grant mit einem weiteren Soldaten auf den Weg zu der Lichtung, die Flint beschrieben hatte.
    Auf dem Waldweg, kurz vor der Lichtung, fanden sie Biggs´ Überreste, auf der Lichtung selbst die von Wedge.
    Die Männer stöhnten bei dem Anblick; selbst für einen Soldaten war so etwas kein alltäglicher Anblick.

    Auf der Lichtung fanden sie aber noch eine weitere Leiche.
    „Sehen Sie, Captain!“ rief sein Begleiter, während er auf den leblosen Leib des vermißten Mädchens deutete.
    Sie traten neben die Leiche, und der Hauptmann beugte sich herab, um sie sich genauer anzusehen.
    „Sie ist es tatsächlich,“ sagte er. „Sie muß schon eine ganze Weile tot sein, ihr Körper ist kalt.“
    „Meinen Sie, der Dämon hat…?“ fragte der Soldat. Grant schüttelte den Kopf. „Wohl kaum, ihr Körper ist fast völlig unversehrt. Wenn man einmal…“ er kniete sich neben das tote Mädchen und legte ihren Hals frei, so daß die Würgemale sichtbar wurden. Sein Gesicht verdüsterte sich schlagartig. „…hiervon absieht!“ beendete er den Satz.
    „Wie seltsam, daß Flint diesen Teil verschwiegen hat!“ sagte der andere, und sein Gesicht verzerrte sich vor Zorn.
    Grant erhob sich und nickte grimmig. „Ich nehme an, es ist gut, daß sie dem Dämon zum Opfer gefallen sind. Mit verurteilen und hängen wären sie viel zu leicht weg gekommen!“
    Ein Geräusch von der anderen Seite der Lichtung ließ die beiden Männer herum fahren.
    Dort saß die Wildkatze, die für den Tod der McCann-Brüder verantwortlich war. Zumindest vermuteten sie es. Ihr Fell war nicht schwarz, sondern von einem dunklen glänzigen Blau. Die Augen waren gelb und die Zähne und Krallen nicht im mindesten blutbefleckt.
    Die Katze tat nichts, sie hockte nur da und betrachtete die beiden Soldaten und die Leiche des Mädchens mit einem, wie es Grant vor kam, traurigen Ausdruck in den Augen.
    Der Wachsoldat hob halbherzig seine Armbrust und legte auf die Katze an, doch Grant drückte seinen Arm herunter.
    „Lassen Sie es, dieses Wesen ist nicht unser Feind.“
    Nach einigen weiteren Sekunden erhob sich die Katze, wandte sich um und verschwand dann langsam zwischen den Bäumen.
    Die Soldaten sahen der Katze nach, bis sie nicht mehr zu sehen war, dann deutete der Hauptmann auf das Mädchen.
    „Wir sind hier fertig, es wird Zeit, in die Stadt zurück zu kehren.“
    Der Soldat lud sich den Leichnam auf die Schultern. Er spürte ihr Gewicht kaum.
    Niedergeschlagen, aber immerhin im Bewusstsein, daß der Gerechtigkeit genüge getan war, machten sich die beiden Männer auf den Weg zurück nach Lakeshire, um die schlechte Nachricht von Alices Tod zu überbringen.



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