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Qualität des Beitrags: Beteiligte Poster: rockyhund Forum: Rocky`s Sprechstunde Forenbeschreibung: Ein Treffpunkt für Hundeliebhaber aus dem Unterforum: Kurzgeschichten Antworten: 1 Forum gestartet am: Sonntag 31.12.2006 Sprache: deutsch Link zum Originaltopic: Bill`s Zeitvertreib Letzte Antwort: vor 16 Jahren, 7 Monaten, 6 Tagen, 13 Minuten
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Re: Bill`s Zeitvertreib
rockyhund - 24.09.2007, 17:56Bill`s Zeitvertreib
Meine Güte, wann gehen die Herrschaften denn heute aus dem Haus, dachte sich Bill an diesem regnerischen Morgen. Wenn die Familie außer Haus war, musste Bill, ein 5 Jahre alter schwarzer Spitz, im Hof Wache schieben. Das fand er ab und an ziemlich langweilig und so kam ihm an diesem kühlen Morgen die Idee, einfach mal einen Tripp zu unternehmen, der ihn vielleicht auch beim Metzger vorbeiführen würde.
Bill trottelte los, um aus diesem tristen Tag doch noch einen schönen Herbsttag zu machen und ging schnurstracks die Strasse hinunter, wo schon eine kleine Menschenmenge am Straßenrand stand. Ahhhhh, dachte sich Bill, hier kommt immer ein riesiges Auto und all die Leute dürfen da einsteigen, das hatte Frauchen auch schon oft mit mir gemacht, das ist toll und macht Spaß, da stell ich mich einfach dazu.
Kaum hatte sich Bill seinen Plan erdacht, brauste auch schon ein großer weißer Bus an ihm vorbei und machte vor der Menschengruppe halt, so dass er sich schon sputen musste, um die Gruppe noch rechtzeitig zu erreichen. Völlig außer Atem erreichte Bill den Bus und sprang mit hinein. Es schien alles zu klappen und er freute sich tierisch über seinen Entschluss, aus diesem langweiligen Tag doch noch etwas machen zu können. Er legte sich an den Sitz einer älteren Dame und verschnaufte erstmal.
Was bin ich froh, dass ich den Weg zu Metzger Kowalsky nicht tippeln muss, dachte sich Bill und fühlte sich sehr behaglich neben der Dame, die entzückend nach Veilchen roch. Nach etwas längerer Zeit merkte Bill, dass sich der Veilchenduft bewegte und riss die Augen auf, um zu sehen was los war. Die ältere Dame war im Begriff den Bus bald zu verlassen und war schon mal aufgestanden, um schneller an der Tür zu sein, wenn die sich öffnete.
Ach du Schreck, was mach ich denn jetzt, dachte sich Bill und entschied spontan mit auszusteigen. So genau wusste er nicht, wo Metzger Kowalsky`s Geschäft war, aber diese betörend duftende Dame hatte es ihm angetan und er war sich intuitiv sicher, dass sie auch zum Metzger wollte. So setzte sich Bill also brav in einem kleinen Abstand hinter die Dame und wartete auf die Dinge, die da nun passieren sollten.
Aha, mein Instinkt ist doch gut, dachte sich Bill, die Metzgerei ist nur noch wenige Meter entfernt und er konnte schon das Schild mit dem darauf gemalten Schweinekopf erkennen. Nun musste Bill etwas dichter an die Dame heran, damit er gleich durch die Tür sausen konnte, wenn die ältere Dame die Schlachterei betrat. Kaum hatte er sich den Plan gemacht, ging die Ladentür auf und Bill raste durch die offene Tür an der Dame vorbei in das Geschäft und die Frau erschrak sich so, dass sie sich ans Herz fassen musste.
"Hallo Frau Bauer", sagte die Bedienung hinter der Ladentheke zu der Dame, die immer noch nach Luft schnappend in der Tür stand. "Was ist das denn für ein netter Kerl, den Sie heute mitbringen?". Die Dame schaute verdutzt nach unten und blickte in das putzige Gesicht eines brav neben ihr sitzenden Hundes. „Der Hund gehört nicht zu mir“, sagte Frau Bauer freundlich, „der läuft glaube ich schon eine ganze Weile hinter mir her, vielleicht kann er ja nicht nach Hause finden?“ Auf jeden Fall darf der Hund hier nicht im Laden bleiben, ich bekomme sonst einen riesen Ärger, wir verkaufen doch hier Lebensmittel“, sagte die Verkäuferin in einem spitzen schrillen Ton und sortierte weiter an den Würstchen, die sie gerade zählte.
So darfst Du aber nicht mit meiner neuen Freundin reden, dachte sich Bill und schoss in einem Affenzahn hinter die Theke, riss der Verkäuferin die Würstchen aus der Hand und hoffte, dass er aus seiner prekären Situation heil herauszukommen.
Die Verkäuferin schrie schrill auf und machte einen Satz nach hinten, riss dabei einen Eimer mit Sauerkraut um, dessen Inhalt sich blitzartig auf dem Fußboden hinter dem Ladentisch verteilte. Das Spektakel nahm seinen Lauf und die Verkäuferin rutschte auf dem Sauerkraut aus und fiel laut aufschreiend zu Boden. Mit Sauerkraut über ihren Haaren und Gesicht verteilt schrie sie nur noch, “schafft mir diesen Hund aus dem Laden, bevor ich noch wahnsinnig werde und mich vergesse!”
Die nette Frau Bauer lächelte Bill zu und nahm ihren Mantelgürtel, legte ihn Bill um den Hals und sagte freundlich zu Bill, “dich kleiner Frechdachs werde ich erst einmal vor dem Laden anbinden, damit ich hier in Ruhe deinen Schaden bezahlen kann.” Sie nahm Bill und ging vor die Tür und band ihn unter dem Schild WIR MÜSSEN DRAUSSEN BLEIBEN an, um noch einmal in das Geschäft zu gehen um das Chaos, das Bill verursacht hatte, zu bezahlen.
"Entschuldigung", sagte Frau Bauer sanft, "ist wieder alles mit Ihnen in Ordnung?" Die Verkäuferin stand wieder auf ihren Beinen und war dabei, sich das Sauerkraut vom Körper zu wischen. Es war eine wahnsinnige Stille im Laden, die beiden Frauen schauten sich an und mussten aus vollem Herzen loslachen.
“Das muss ja auch zu komisch ausgesehen haben,” sagte die Verkäuferin und lachte weiter, “was werden sie jetzt mit dem kleinen Raudi machen, Frau Bauer, sie kennen sich doch mit Hunden aus?” Frau Bauer überlegte und meinte freundlich, dass sie den Hund erst mit zu sich nach Hause nehme und dann schon weiter sehen werde, sie könnte so einen kleinen Kerl doch nicht sich selbst überlassen.
Draußen vor dem Laden band sie Bill, der noch immer mit dem Gürtel festgeknotet am Haken saß ab und ging mit Bill in die andere Richtung zur Busstation. "So mein Kleiner", sagte Frau Bauer im sanften Ton zu Bill und streichelte seine Nase, "ich habe eine Idee, jetzt fahren wir wieder zurück zu der Haltestelle, an der du in den Bus gestiegen bist". Frau Bauer`s Idee war, mit Bill dort auszusteigen und ihn zu beobachten, wo er hingehen würde. Sie war sich sicher, dass er nach Hause finden würde, denn sie wusste, dass ein Spitz sehr clever ist.
Der Bus kam schnell und sie stiegen ein und nach einer kleinen Weile waren sie dort angelangt, wo sie gemerkt hatte, dass ein kleiner Hund allein in den Bus eingestiegen war. Als sie aus dem Bus ausstiegen sagte Frau Bauer, “so, nun zeig mir mal, wo du zu Hause bist, du wirst doch bestimmt schon vermisst, du kleiner Ausreißer!” Bill trottelte langsam voraus und schaute sich immer wieder nach Frau Bauer um, nur um sicher zu gehen, dass sie auch bestimmt mit kommt.
„Bill, Billiiiiii, Biiiihiiiiiill“, die Worte drangen zu ihrem Ohr und Frau Bauer freute sich riesig, als ein kleiner Junge mit ausgestreckten Armen auf Bill zu lief. Bill drehte sich noch einmal schnell zu Frau Bauer um, die ihm fröhlich zunickte und schon gab er Gas und lief mit einem Affenzahn auf den kleinen Jungen zu. Die Freude war einfach nur umwerfend und der kleine Junge weinte vor Freude.
"Mein lieber, lieber Billi, was hatte ich für eine Angst gehabt, so etwas darfst du nie wieder tun, was mach ich sonst ohne meinen kleinen Hund". Während der Junge auf Bill einredete und gleichzeitig streichelte, liefen ihm immer noch die Tränen über seine pausbäckigen Wangen, doch seine Augen strahlten vor Freude.
Hab' ich ein Glück, dachte sich Bill, so einen netten Freund zu haben doch mein Abenteuer hat mir auch Spaß gemacht, aber zu Hause ist es am schönsten!
Autoren: wölfin, rockyhund
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