Mein Notkaiserschnitt vor 10 Jahren

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    Re: Mein Notkaiserschnitt vor 10 Jahren

    leandra - 07.11.2005, 17:07

    Mein Notkaiserschnitt vor 10 Jahren
    :krass DIE SCHWANGERSCHAFT
    Es begann am 6.12.94. Ich fühlte mich Wohlbehagen, freute mich erneut auf den Frauenarztbesuch, immer in der Hoffnung ein Ultraschallbild von meinem Baby zu bekommen.
    Die 37 . Schwangerschaftswoche war erreicht, jedoch sah man mir das nicht an, da ich von der Statur eher zierlich erscheine. Darüber hinaus befand sich mein Baby ab der Mitte der Schwangerschaft in der Beckenendlage. Ich habe alles versucht, mein Baby in die richtige Position zu bewegen, weil ich große Angst vor einem Kaiserschnitt hatte. Überhaupt wäre so eine Entbindung der Horror für mich gewesen.
    Während der Routineuntersuchung stellte die Frauenärztin plötzlich fest, daß etwas nicht in Ordnung sei. Mein Baby war zu klein für die 37. Schwangerschaftswoche und die Position des Kindes war immer noch unverändert. Die Ärztin klärte mich darüber auf, daß das Baby wohl in der Beckenendlage bleiben würde und ein Kaiserschnitt zum errechneten Geburtstermin am 3.1.95 unumgänglich sei. Außerdem riet sie mir zu einem Belastungs-CTG in die Klinik meiner Wahl, um zu erfahren ob das Kind "belastbar" ist.
    Plötzlich war die Angst da. Keine Freude mehr ein Kind zu bekommen .
    Meine Mutter wurde am gleichen Tag aus dem Krankenhaus entlassen, nachdem man ihr die Galle entfernt hatte. Weil ich noch zuhause gewohnt habe, wartete ich erst bis sie wieder da war. Eine innere Stimme sagte zu mir, daß ich nicht alleine in die Klinik gehen solle. Ich wollte meine Mutter dabei haben. Ich saß in der Küche, trank einen Tee, schaute auf die Uhr und hatte das Gefühl es sei eine Stoppuhr. Irgendetwas in mir bäumte sich auf.
    Als meine Mutter gerade angekommen war, sah sie meine Blässe im Gesicht und fragte sofort was denn passiert sei. Daraufhin zeigte ich ihr meinen Mutterpaß mit den Befunden und die Überweisung für ein Belastungs-CTG in der Klinik. Meine Mutter war auch noch nicht allzu belastbar aber sie bestellte umgehendst ein Taxi für uns beide.
    Nie hätte ich damit gerechnet, daß an diesem Tage der Geburtstag meines Kindes wird. Nur ein Belastungs-CTG und gleich wieder nach Hause. Nur kam es ganz anders.
    In der Klinik angekommen, standen wir nun vor dem Fahrstuhl der uns zum Kreißsaal brachte. Ich hatte Bauchweh und schweißnasse Hände, außerdem fühlte ich einen Knoten im Hals und hätte jeden Moment losweinen können. Ich riß mich dennoch zusammen und tröstete mich mit einer Spur von Optimismus.


    DIE GEBURT
    Oben im Kreißsaal angekommen, kam uns schon eine Hebamme entgegen. Sie wirkte auf mich sehr alt, war aber sehr gesprächig. Sie führte uns in einen sehr schönen, wohnlich ausgeschmückten Raum, mit einer großen runden Badewanne, einer Art Ehebett und einer Fernsehecke. Diesen Raum habe ich mir damals, als ich mich für die Klinik entschieden habe, ausgesucht - eben weil er nicht so steril wirkte. Leider konnte ich die Atmosphäre garnicht richtig genießen, weil ich mich ausziehen mußte. Davon war ich nicht sehr begeistert, schließlich wollte ich ja wieder nach Hause. Die Hebamme gab mir ein Krankenhaushemd und schloß mich an den Wehentropf an. Meine Mutter beobachtete jeden der Schritte und war auch bei mir. Ich lag auf den Rücken und fror, weil ich ja nur dieses Klinikhemd an meinem Körper hatte. Die Hebamme stellte sich sehr tolpatschig an, als sie meine Vene am rechten Arm suchte. Ihre zittrigen Hände fielen mir auf, als sie in meinem Arm "rumstochernd" nach einem Venenzugang suchte. Meine Mutter hatte schon einen skeptischen Augenaufschlag und fragte die Hebamme, wieso ein Arzt mich vorher nicht untersuchen würde. Die Hebamme meinte darauf, daß es nicht notwendig sei, da sich im Mutterpaß alle Befunde befinden, die auf die Durchführung eines Belastungs-CTGs keiner ärztlichen Beobachtung be darf.
    Sie rief dennoch einen Arzt an und fragte ihm am Telefon wieviel Milligramm Wehenflüssigkeit mir verabreicht werden solle. Darf ein Arzt, der mich vorher nicht gesehen hat, geschweige denn untersucht, über ein Telefon Anweisungen geben? Da ich ja eigentlich Vertrauen gegenüber einer erfahrenen Hebamme haben müßte, war mir in diesem Moment eh alles egal. Nur nach Hause, dachte ich. Nun lag ich da, starrte an die Decke und meine Mutter nahm mir meinen Schmuck ab, was ich überhaupt nicht wollte.
    Während ich da so lag und die Herzschläge des Babys hörte die sich wie ein Pferdegalopp anhörten, und auf den Herzfrequenzapparat sah, merkte ich, daß die Hebamme garnicht mehr im Raum war und ich mit meiner Mutter nun alleine gelassen wurde. Wir unterhielten uns, sie versuchte mir ein wenig die Angst zu nehmen, aber erfolglos. Andauernd sagte ich ihr, was für eine große Angst ich hätte, und warum man diese Art von Untersuchung nicht in der Frauenarztpraxis machen könnte.
    Dann ganz plötzlich merkte ich ein ungewohntes Gefühl in meinem Bauch. Er blähte sich ganz langsam auf und ich dachte keineswegs daran, daß es schon eine leichte Wehentätigkeit war. Es tat überhaupt nicht weh, wie ein Gefühl von Blähungen, ganz eigenartig. Meine Mutter stand akut auf, war plötzlich in Panik und schrie: "Das Baby, die Herztöne gehen runter, es stirbt"! Die Hebamme war nicht da und mir wurde ganz schlecht, war blaß vor Angst. Ohne lange zu überlegen riß meine Mutter mir den Wehentropf aus dem Arm, stellte das Gerät ab (sie ist Krankenschwester). Wie aus heiterem Himmel, stand die Hebamme wieder vor meinem Bett, schaute auf das CTG und sagte:"0h Gott, ich muß den Arzt holen"! Nach diesem Satz schnürte mir es die Kehle zu, ich fing an zu weinen. Meine Mutter ging auf mein Weinen garnicht ein, stattdessen hielt sie mir eine Sauerstoffmaske über das Gesicht, so daß ich garnicht fähig war etwas zu sagen. Sie sagte nur:"Atme, atme tief durch, das Baby braucht Sauerstoff"!
    Es dauerte garnicht lange, da stand ein$ Arzt vor meinem Bett, sagte noch nicht einmal "Guten Tag". Ohne langes Zögern gingen seine Augen als erstes zum CTG und räusperte mit hektischer und unfreundlicher Stimme:"Sofort OP vorbereiten, Notkaiserschnitt"! Ich hatte Panik und sagte ihm naiv, daß es doch noch Zeit hätte und ich ein anderes Mal zum Kaiserschnitt komme, nur nicht heute. Mit einer patzigen Antwort sagte er:"Ach was Mensch, das Kind stirbt uns doch weg, wollen sie eine Totgeburt"? Er ging wieder. Meine Mutter beruhigte mich, dennoch war ich unter Schock. Jetzt nahm ich Kälte war, meine Beine fingen an sich von alleine zu bewegen, sie zitterten. Die Hebamme war ebenfalls -in einem labilen Zustand, sie war der Situation garnicht gewachsen und war völlig überfordert. Sie begann mir die Schamhaare zu rasieren, ihre Hände zitterten wie meine Beine. Immer wieder schnitt sie mich dabei, so daß meine Mutter die weitere Rasur von selbst übernahm ,weil sie das Verhalten der Hebamme nicht mehr sehen konnte.
    Während ich da so lag und die Herzschläge des Babys hörte die sich wie ein Pferdegalopp anhörten, und auf den Herzfrequenzapparat sah, merkte ich, daß die Hebamme garnicht mehr im Raum war und ich mit meiner Mutter nun alleine gelassen wurde. Wir unterhielten uns, sie versuchte mir ein wenig die Angst zu nehmen, aber erfolglos. Andauernd sagte ich ihr, was für eine große Angst ich hätte, und warum man diese Art von Untersuchung nicht in der Frauenarztpraxis machen könnte.
    Dann ganz plötzlich merkte ich ein ungewohntes Gefühl in meinem Bauch. Er blähte sich ganz langsam auf und ich dachte keineswegs daran, daß es schon eine leichte Wehentätigkeit war. Es tat überhaupt nicht weh, wie ein Gefühl von Blähungen, ganz eigenartig. Meine Mutter stand akut auf, war plötzlich in Panik und schrie: "Das Baby, die Herztöne gehen runter, es stirbt"! Die Hebamme war nicht da und mir wurde ganz schlecht, war blaß vor Angst. Ohne lange zu überlegen riß meine Mutter mir den Wehentropf aus dem Arm, stellte das Gerät ab (sie ist Krankenschwester). Wie aus heiterem Himmel, stand die Hebamme wieder vor meinem Bett, schaute auf das CTG und sagte:"0h Gott, ich muß den Arzt holen"! Nach diesem Satz schnürte mir es die Kehle zu, ich fing an zu weinen. Meine Mutter ging auf mein Weinen garnicht ein, stattdessen hielt sie mir eine Sauerstoffmaske über das Gesicht, so daß ich garnicht fähig war etwas zu sagen. Sie sagte nur: "Atme, atme tief durch, das Baby braucht Sauerstoff"!
    Es dauerte garnicht lange, da stand ein$ Arzt vor meinem Bett, sagte noch nicht einmal "Guten Tag". Ohne langes Zögern gingen seine Augen als erstes zum CTG und räusperte mit hektischer und unfreundlicher Stimme:"Sofort OP vorbereiten, Notkaiserschnitt"! Ich hatte Panik und sagte ihm naiv, daß es doch noch Zeit hätte und ich ein anderes Mal zum Kaiserschnitt komme, nur nicht heute. Mit einer patzigen Antwort sagte er: "Ach was Mensch, das Kind stirbt uns doch weg, wollen sie eine Totgeburt"? Er ging wieder. Meine Mutter beruhigte mich, dennoch war ich unter Schock. Jetzt nahm ich Kälte war, meine Beine fingen an sich von alleine zu bewegen, sie zitterten. Die Hebamme war ebenfalls -in einem labilen Zustand, sie war der Situation garnicht gewachsen und war völlig überfordert. Sie begann mir die Schamhaare zu rasieren, ihre Hände zitterten wie meine Beine. Immer wieder schnitt sie mich dabei, so daß meine Mutter die weitere Rasur von selbst übernahm ,weil sie das Verhalten der Hebamme nicht mehr sehen konnte.
    Meine Tränen kullerten mir über das Gesicht wie ein Wasserfall, meine Atmung wurde auch hektischer. Wie soll ein normaler Mensch der mit solch einer Situation nicht gerechnet hat, sonst reagieren ? Ich dachte nur an den Tod. Sterben wollte ich in diesem Moment der Ohnmacht, der Hilflosigkeit und dem Gefühl mich einem herzlosen Arzt, der mich aufschneiden will, hinzugeben. Stammelnd wiederholte ich i mm er nur einen Satz:" Mama bitte versprich mir, daß ich es nicht mitbekomme, wie man mich in den Operationssaal schiebt"! Sie versprach es mir und streichelte meine Stirn .
    Die Kontrolle über meine Beine hatte ich verloren. Das Bett zitterte richtig mit. Keine Sekunde dachte ich an das Baby. Ich hatte viel-mehr mit meiner Angst vor dem Kaiserschnitt zu kämpfen und hatte den Gedanken, einfach aufzustehen und rauszulaufen. Es ging aber nicht. Der Schock machte mich mürbe und bewegungslos. Wach ca. 10 Minuten kam eine Anästhesistin in das Zimmer und setzte sich zu mir ans Bett. Sie wirkte auf mich sehr beruhigend und fing an mir Fragen über Allergien und Allgemeinzustand zu stellen. Sie erklärte mir den Ablauf der Narkose und über eventuelle Risiken der Narkose. Mit einer Unterschrift mußte ich mich mit den Risiken einverstanden erklären. Daß ich überhaupt noch fähig war zu schreiben... Bevor die Anästhesistin den Raum verließ, bat ich sie um einen Gefallen, den Operationssaal nicht zu sehen, da ich unter einer Krankenhausphobie leide. Es war mir auch nicht peinlich, diese Angst zuzugeben. In dieser großen Angst wurde ich wieder ein kleines Kind, das suchend nach Mutters Hand verlangte, die sie ständig halten mußte. Nun mußte ich mich auf ein anderes Bett legen und man schob mich durch den Krankenhausflur. Da ich wußte wo es hingeht, weinte ich immer noch. Meine Mutter hielt die ganze Zeit immer noch schützend die Hand , auch sie war mit den Nerven am Ende, aber sie blieb stark - für mich. Während das rollende Bett vor einer komischen Schleusentür stehenblieb, sagte Mama mir noch einen Satz, den ich nie vergessen werde:"lch habe gerade noch einmal mit Dr. S. gesprochen, er gibt dem Baby nur eine minimale Chance , daß es überlebt, es wird sehr wahrscheinlich sterben".
    Ich sagte nur darauf:" Na und ist mir egal, dann kann ich wenigstens meine Ausbildung zuende machen".
    Heute hört sich das hart an, aber es waren unüberlegte egoistische Sätze, die in einer Schocksituation zustande kamen.
    Ich wollte in diesem Moment sowieso tot sein, alles hinter
    mir lassen.
    Was jetzt kommt, ist ein schlimmes Trauma, die reinste Hölle für mich, die Ich je erlebt habe. Noch heute rast mein Puls, wenn ich an die kommenden Minuten zurückdenke. Nie wieder möchte ich diese Situation noch einmal mitmachen müssen. Die Angst vor grün gekachelten Operationssälen, Ärzte mit grünen Kitteln und Mundschutz, der Geruch von antiseptischen Mitteln war größer, als vor dem Tod. Als diese Schleusentür die direkt zum OP führte sich automatisch öffnete, kam mir das wie der leibhaftige Tod vor. Wie ein Abschied vom Leben.
    Komapatienten beschrieben ihren klinischen Tod immer gleich. Es öffnet sich eine Tür, hinter dieser Tür ein strahlendes Licht in dem man hindurchgehen möchte. Alles wurde warm und schön.
    Mama nahm vor der Schleusentür Abschied von mir und streichelte
    mir die Wange. Die Schleusentür schloß sich und ich war mit
    den bekittelten Halbgöttern allein. Noch immer zitterten meine
    Beine, so arg, daß das schmale Bett klapperte. Dieser Schleusen
    raum war ein Vorbereitungsraum. Mir stieg ein antiseptischer
    Geruch durch die Nase. Hinter meinem Kopf stand ein Pfleger,
    der versuchte meine langen Haare vorsichtig in eine Mütze
    zu stopfen, er ließ es aber, weil ich so am weinen war.
    "Keine Angst, Du bekommst nichts mit. Gleich wirst du schlafen",
    sagte er und streichelte meine Wange. Nun gab es kein Weg mehr
    zurück. In meinen frühkindlichen Alpträumen, habe ich es
    immer geschafft, dem OP zu entkommen, einfach wegzulaufen,
    den langen Gang entlang, nur raus hier.
    Doch an diesem 06.12.94 ca. 14.00 Uhr, wo ich schon in einem
    Vorbereitungsraum lag, gab es kein zurück mehr, schließlich
    befand ich mich in der Realität, nicht in einem Traum.
    Als man mir neue Kanülen legte, nutzte ich einen Blick zu einem "Bullaugenfenster, der den OP Saal zeigte. Ganz wage kann ich mich heute noch zurückerinnern, daß ich die Ärzte am "Besteck" sortieren sah und eine große helle Operationslampe. Ich war noch mehr schockiert darüber was ich sah, und stammelte in wiederholten Worten:" Bitte tut mir nicht weh, ich will nicht mehr leben, tut mir nicht weh"!Meine verweinten Augen starrten an die mit Neonröhren beleuchtet Decke. Ich kneifte aber meine Augen ständig zu, ich konnte dies alles nicht mehr sehen.
    Dann hielt man mir eine schwarze Gummimaske ins Gesicht. Es war wohl Sauerstoff. An den Geruch der Maske kann ich mich heute noch sehr gut erinnern. Ein Pfleger nahm meine linke Hand und spritzte mir eine Lösung in die Kanüle. Ich kann garnicht beschreiben, wie schnell ich nach dem "Pieks" einschlief. Innerhalb einer oder zwei Sekunden fiel ich in den Schlaf. Ich war sofort weg, irgendwo, nur nicht in diesem Raum.
    Über den Ablauf der Operation kann ich nichts sagen. Noch
    heute tut mir diese fehlende Zeit wo ich narkotisiert war, weh
    Es waren 45 Minuten, die ich schlief.
    Ein Stück Leben fehlt. Man trennte mich und mein Baby
    mit Gewalt voneinander und es muß sehr kritisch gewesen sein. Ich kann nur alles aus der Sicht von Beteiligten (Ärzte, meine Mutter usw.) berichten.


    NACH DER GEBURT
    Als ich meine Augen wieder öffnete, lag ich in einem Aufwachraum und eine andere Hebamme beglückwünschte mich zu einer 1^70 Gramm leichten Tochter. Mich hat in dem Moment des Erwachens nur die Operationswunde interessiert, schaute unter die weiße Decke, sah aber nur einen weißen Verband und einen mit Jod beschmierten Bauch. Ich lag noch am Tropf, der Bauch war auch wieder dünn. Ich stellte mir unter dem weißen Verband einen offenen Bauch vor, ekelte mich und deckte mich schnell wieder zu. Ein sehr starkes Durstgefühl überkam mich. Ich hatte einen ganz trockenen Mund .
    Die Hebamme zeigte mir Polaroidfotos von meiner Tochter. Aber ich mußte wohl wieder eingeschlafen sein.
    Mit Schmerzen nach dem Kaiserschnitt bin ich nicht aufgewacht, daß lag wohl noch an der Restnarkose.
    Andere Mütter bekommen ihr Baby sofort an ihr Bett. Auch nach einem Kaiserschnitt. Warum man es bei mir nicht getan hat ist unklar. Heute bereue ich es, meine Tochter nicht sofort nach der Entbindung gesehen zu haben. Deshalb fehlte auch so eine Art Mutter-Kind-Beziehung ,
    Meine Mutter sagte mir damals, daß ich und das Baby dieses Trauma fast nicht überlebt hätten, und man uns deshalb erst mal ausruhen lassen wollte.
    Meine Celina ist am 06.12.94 um 14,25 Uhr per Notkaiserschnitt zur Welt gebracht worden. Sie wog 1670 Gramm und war 42 cm klein. Ein typisches Frühchen eben.
    Ich hatte am gleichen Abend unerträgliche Schmerzen an der Narbe. Die Schmerzen waren aber erst am Abend spürbar. Nachts waren sie so unerträglich, daß ich nur auf dem Rücken liegen konnte. Kurz vor der Nachtruhe kam eine Hebamme und der Kinderarzt in mein Zimmer. Das erste was der Kinderarzt sagte war, daß wir eine Menge Glück gehabt hätten. Ein Junge hätte die Strapazen nicht überlebt. Im OP hätten alle gebetet, daß es ein Mädchen wird. Mädchen sind robuster, vor allem wenn sie zu früh auf die Welt kommen, meine Plazenta war außerdem nicht groß genug und voller Infarkte. Eine Plazentainsuffizienz. Celina konnte sich vom Mutterkuchen nicht richtig ernähren, blieb deshalb unterentwickelt. Ohne Kaiserschnitt hätte ich Celina nie zur Welt bringen können. Sie saß wie ein Klappmesser im Bauch, mit den Füßchen nach unten. Nach der ersten Neugeborenenuntersuchung war alles ohne Befund. Nur die Hüfte mußte noch mal kontrolliert werden.
    Komisch, da hat man sein eigenens Baby noch nicht einmal zu Gesicht bekommen, und alle anderen wie Schwestern oder Ärzte erzählen von deinem eigenen Baby, als wäre es ihres. Wie eine frisch gewordene
    Mutter kam ich mir überhaupt nicht vor. Man kann für ein Wesen,
    daß man noch nie gesehen kaum etwas empfinden.
    Seit dem Kaiserschnitt bin ich noch nicht einmal aus dem Bett gekommen, weil die Schmerzen unerträglich waren. Dennoch zwang die Nachtschwester mich aufzustehen um Kamillenspülungen zu machen. Auf die Toilette brauchte ich nicht zu gehen, da ich einen Harnkatheter hatte. Die Kamillespülungen waren notwendig, weil der Wochenfluß hochgradig bakteriell ist.
    Zwei Tage bekam ich nichts zu essen. Nach den schlimmen zwei lagen, durfte ich mit Zwieback und Tee anfangen. Der Darm durfte nicht gefüllt werden, weil ich dann auf die Toilette gemußt hätte, und mit der frischen Operationsnarbe wäre das sehr schmerzhaft gewesen.
    Am 7.12.94 sollte ich meine eingeschossene Muttermilch mit einer Milchpumpe abfüllen, die meine Tochter £elina dringenst benötigte um zu gedeihen. Das sogenannte Kollostrum, die erste gelbe Milch ist das vitaminreichste und macht ein Baby widerstandsfähiger .
    Das Abpumpen war ein komisches Gefühl. Ich bin mir wie eine Kuh vorgekommen, die gemolken wurde. Diesen Vorgang hat man mir vorher erklärt, und da ich Spannungsgefühle in den Brüsten hatte, war es ein befreiendes Gefühl, die Milch herauszupumpen. Meine frisch abgepumpte Milch wurde Celina sofort verabreicht.
    Am 3. Tag hielt ich es nicht mehr aus, wollte mein Kind sehen. Ich muß allerdings sagen, daß die Schwestern mich dazu bewegen mußten, überhaupt aufzustehen. Ich hatte nur Schmerzen, andere Gefühle hatten gar keinen Platz für mich. Das Aufstehen, das Bewegen war unerträglich. Laufen konnte ich nur ganz langsam.
    Eine Schwester brachte mir einen Rollstuhl und fuhr mich hoch
    auf die Kinderstation.
    Ein Gefühl zwischen Neugierde und Spannung, ja aber auch ein
    Weg in einen neuen Lebensabschnitt überkam mich, als ich dem
    Säuglingszimmer näher kam.
    Dann war ich da. Sah das erste mal ein winziges Menschenwesen
    in einem Inkubator liegen, völlig verkabelt, bewacht von einem
    Apparat. Ein Schock für mich. "Daß ist mein Kind"?
    Die Windel war fast größer als Celina selbst. Sie lag mit dem
    Gesicht zu mir und war in meinen Augen irgendwie häßlich.
    Die Schwester sagte mir, daß Kaiserschnittbabys immer so einen
    Stark ausgeprägten Hinterkopf hätten.

    :kA



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