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Hustvedt, Siri - Die Leiden eines Amerikaners




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Hustvedt, Siri - Die Leiden eines Amerikaners

Beitragvon Pippilotta » 08.03.2008, 21:39

Siri Hustvedt
Die Leiden eines Amerikaners
OT: The Sorrows of an American
416 Seiten
ISBN 978-3498029852


Auch in ihrem neuen Roman entführt uns Siri Hustvedt – wie schon in ihrem Bestseller „Was ich liebte“ - in die Künstlerszene von New York. Waren es einst die Maler, so finden wir uns in „Die Leiden eines Amerikaners“ in der Welt der Schriftsteller – direkt und indirekt - wieder.

Der Icherzähler Erik ist Psychiater und geschieden. Er ist eine sehr sensible Person und daher gehen ihm die Probleme seiner Patienten oft näher als ihm lieb ist. Auch der Tod seines kürzlich verstorbenen Vaters nagt an ihm. Gemeinsam mit seiner Schwester Inga, die den Verlust ihres Gatten, des Schriftstellers Max, verarbeiten muss, macht er sich daran, den Nachlass des Vaters zu durchstöbern. Dabei stoßen sie auf ein Konvolut von Briefen, die tieferen Einblick in das bewegte Leben des Vaters – eines Nachkommen norwegischer Einwanderer – geben. Die Reise in die Vergangenheit des Vaters ist zugleich eine Reise in die Geschichte der USA .
Gekonnt verknüpft Hustvedt die Vergangenheit mit der Gegenwart, spielt mit Zeitebenen und Schicksalen. Im Mittelpunkt stehen Menschen und ihre Beziehungen zueinander. So wird Eriks neu zugezogene Nachbarin, die alleinerziehende Miranda mit ihrer Tochter Eglatine, von ihrem Ex-Mann wie von einem Stalker beobachtet, Eriks Nichte Sonia trägt seit dem 11. September Ängste und traumatische Gefühle mit sich und ist unfähig, darüber zu sprechen. Die Personen in Hustvedts Roman haben allesamt Verluste erlitten und versuchen, durch das Aufspüren der eigenen Wurzeln diese Verluste zu verarbeiten und eine eigene Identität zu finden.

Nüchtern, sachlich und ehrlich beschreibt Hustvedt ihre Personen. Die Charaktere sind keine Helden, auf Effekte und Überraschungsmomente wird verzichtet. Liebhaber von komplexen, ruhigen Familiengeschichten werden an diesem Buch Freude haben.

:stern: :stern: :stern:

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Beitragvon Krümel » 08.03.2008, 23:17

Ups, drei Sterne nur, das hörte sich zu Beginn besser an :wink:

Ich nehme es morgen ins Blog auf :D
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Beitragvon Siebenstein » 30.03.2008, 18:51

Mehr als drei Sterne kann ich leider auch nicht vergeben, Pippi. :-(

Ich habe mich mit dem Buch echt schwer getan. Ich bin mit keiner der Personen wirklich warm geworden, obwohl mich der Ich-Erzähler und auch Inga, seine Schwester, durchaus angesprochen haben. Am meisten gestört hat mich, dass so viele Personen eingeführt, bzw. erwähnt wurden, die im Kontext nie wieder aufgetaucht sind. Das sorgt nicht nur für unnötige Verwirrung, sondern lenkt auch von den eigentlichen Hauptpersonen ab, die wiederum etwas mehr Aufmerksamkeit von Seiten der Autorin verdient gehabt hätten. Für die Briefe des Vaters, die ja wohl das Hauptthema des Buches sein sollten, konnte ich so gut wie gar kein Interesse aufbringen. :-|

Schade, die Geschichte klingt so vielversprechend. Was hätte man aus dem Stoff alles machen können. Trotzdem - Siri Hustvedt gehört zu meinen Lieblingsautorinnen (auch nach diesem Buch noch :wink: ). Ihr Stil ist unverkennbar und ihr Können ist in einzelnen Passagen auch immer wieder deutlich geworden. Ich denke, sie hat in diesem Roman, der ja noch stärker autobiographisch geprägt ist als "Was ich liebte", einfach zu viel eigenes unterbringen wollen und sich dabei für meine Begriffe leider hoffnungslos verzettelt.

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Beitragvon Pippilotta » 30.03.2008, 20:19

Irgendwie bin ich jetzt ein bisschen erleichtert, dass Du es auch so siehst. Mir ging es genau wie dir, der gewisse Kick fehlt diesem Buch, irgendein Strang, der wirklich Interesse hervorruft, irgendeine Person, mit der man mitleidet und mitfühlt. Es wird so viel angedeutet, so viel begonnen, aber kaum etwas konsequent zu Ende geführt.

Naja, Hustvedt ist ja noch jung .... von ihr gibt es sicherlich noch das eine oder andere richtig gute Buch, denn Schreiben kann sie, das hat sie ja schon bewiesen.
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Beitragvon marilu » 09.06.2008, 20:13

Was ihr hier schreibt, erlebe ich soweit auch: fehlende "Bezugsperson", zu viele Charaktere und Themenkomplexe... Ich habe recht begeistert begonnen, aber zunehmend gemerkt, dass ich den Faden verliere. Aus dem Grund sollte ich keine Pause einlegen, aber genau das mache ich zur Zeit. Ich habe Angst, mich nur noch zu quälen. Vielleicht kann ich wieder mehr Begeisterung aufbringen, wenn ich zwischendurch von etwas anderem gefordert wurde...

Vielleicht liegt meine Irritation auch an dem Titel: "Die Leiden eines Amerikaners". Hierdurch erwartete ich eine zentrale Person innerhalb eines Familiengeflechts, deren Leben/Leiden exemplarisch für andere steht. Auch wenn Erik Mittelpunkt ist, fällt es mir schwer ihn zu (be)greifen. Möglicherweise muss ich aber noch weiterlesen, um den Titel besser verstehen zu können.

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