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Re: 23.8.2005
Elaea - 01.11.2005, 17:2323.8.2005
Ich hab für heute extra den Wecker auf 8 Uhr gestellt, weil Reine gestern gesagt hat, dass wir gegen neun wegfahren werden. Doch um acht kann ich noch keinerlei Geräusche hören und beschließe noch ein wenig nach zu liegen. Um halb neun scheint Reine aufzustehen, von Paula, Paap und Tiit keine Spur. Um zehn vor neun beginne ich mir Sorgen zu machen und erhebe mich vollends aus meinem viel zu warmen, viel zu weichem voodi (=Bett).
Aber es scheint keiner munter zu sein. Also bringe ich erst mal Toro, das merisiga (=Meerschweinchen) nach draußen. Der freut sich wie sich ein Meerschweinchen eben freuen kann, dass es an der frischen Luft ist.
Auf dem Weg in die Küche begegnet mir schließlich Reine. Wir machen gemeinsam Frühstück und sie versucht derweil immer wieder Paula und Paap zu wecken. Keine Ahnung was mit Tiit ist. Paula kommt dann auch ziemlich bald, Tiit ebenfalls, aber Paap verweigert.
Zwischen halb elf und halb zwölf muss es sein, als wir schließlich abfahren, Richtung Kuressaare, das in etwa 55km entfernt im Süden von Saaremaa liegt. Paula und ich spielen die Fahrt über Karten oder mit Pruuno (der nicht Bruno heißt >.<).
In dem 16.000-Seelen-Ort gehen wir dann einkaufen und bummeln. Paula zeigt mir alle möglichen Shops und die Bibliothek. Und wen treffen wir da? Simon mit Gastschwester. Er meint, dies wäre die größte Bibliothek auf der Insel... NA TOLL!
Wo wir gerade von Büchern sprechen: Ich komme mir im nächsten Augenblick vor wie Hermine. Ich habe Simon gestern am Abend noch eine SMS geschickt, in der ich wegen Freitag noch einmal nachgefragt habe und habe dabei auch etwas auf Estnisch geschrieben. Nämlich folgende Sätze: Tere! Kuidas sa ennast tunned? Ma tunnen ennast halvasti kuna ma olen väga väsinud. Das bedeutet soviel wie “Hallo! Wie geht’s dir? Mir geht’s nicht so gut, weil ich sehr müde bin.“ Ziemlich einfacher Satz. Aber das ist das beste, was ich kann XD und das auch nicht wirklich.
Ich frage Simon jedenfalls, ob er es übersetzen konnte und er gibt zu, dass es seine Gastschwester übersetzt hat. Sie fragt mich, ob ich das allein geschrieben hab. Ich lüge natürlich nicht, sage aber dazu, dass ich das alles aus meinen Aufzeichnungen und dem Wörterbuch habe. Sie meint, es wäre fließendes Estnisch und tubli (=super!) dass ich das so gut hingekriegt hätte.
Jaja, Ela und ihre Bücher... Ehrlich, ich kam mir wirklich vor wie Hermine. So in der Art, ja, vielleicht klingt es gut, vielleicht hab ich es ja auch selbst geschrieben, aber immerhin hab ich dazu Bücher benutzt... XD
Tja, der Rest des Tages ist schnell erzählt, Paula hat auf meinem PC etwas Neues entdeckt: Sims. Wir zoggen das jetzt beide – hrhr. Außerdem haben wir noch Blätter für Marinade gepflückt und vorhin väga magus pannkook (=sehr süßer Pfannkuchen – ja, magus bedeutet süß) gegessen.
Wo wir gerade dabei sind, kleine Estnischnachhilfe gefällig?
Magus = (wie gesagt) süß
Elama = leben (man beachte die Ironie dieses Wortes)
Lumi = Schnee
Das war’s dann erst mal für heute. Morgen kommt Marilin wieder, dann spielen wir bei unserem Monopoly weiter – juhu, ich gewinne mit meinen kolm tuhat kuus sada seitsekümmendüks krooni (=3671 Kroon). Paula hat 3100, Marilin –2999 wenn mich nicht alles täuscht XD Wird lustig werden.
Ach, bevor ich’s gar nicht mehr erwähne, ich fühl mich immer mehr wie ein Familienmitglied, auch schon nach so kurzer Zeit. Am Abend, als Reine schlafen ging, hat sie erst Paula geküsst und danach über den Kopf gestreichelt, anschließend hat sie über meinen Kopf gestreichelt und dann über Tiits... Das fand ich schön, ich hab mich da zum ersten Mal dazugehörig gefühlt. Weil wenn die immer Estnisch reden und ich kein Wort versteh, ist das nicht immer so lustig. Auch wenn ich mich jetzt an die Sprache gewöhnt habe. Manche Dinge benenn ich nur noch Estnisch, das heißt ich rede Englisch und bring ein Estnisches Wort rein. Ich kann zwar überhaupt nicht gut und schon gar nicht fließend, aber mir macht es nichts mehr aus, nichts zu verstehen. Ich weiß, dass ich das mal verstehen werde. Auch wenn’s noch dauert, ich werd’s kapieren und das find ich gut.
So, genug geschwafelt, jetzt ist Zeit für’s Bett, immerhin pool kaksteist (=halb zwölf).
Head ööd,
Hab euch lieb,
Kerstin/Ela
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