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Claudel, Philippe - Der Junge, der in den Büchern verschwand




Claudel, Philippe - Der Junge, der in den Büchern verschwand

Beitragvon Salome » 18.01.2008, 07:14

… und andere Geschichten erzählt Philippe Claudel in seinem neuen Buch und überrascht mit völlig neuen Tönen.

[center]Bild[/center]

Denn bei dem neuen Buch handelt es sich doch, nach dem ersten
Überfliegen, augenscheinlich um ein Kinderbuch?
Und in der Tat: Die Ideen für seine Romane kommen Claudel meistens beim Erzählen von Gute-Nacht-Geschichten für seine neunjährige Tochter, ebenso die Ideen für die Kurzgeschichten in Der Junge, der in den Büchern verschwand.
Viele kleine Erzählungen, Märchen, Fabeln und Anekdoten hat Claudel zusammengetragen. Wundervolle und wundersame Geschichten kann man in seinem Buch lesen:
In Die Welt ohne Kinder, übrigens die Titelgeschichte im französischen Original, schildert er eine Art Generalstreik, eine Auswanderung aller Kinder auf der Erde und die traurige, öde Welt, die sie zurücklassen.
Ein wenig der Unendlichen Geschichte begegnet dem Leser in der Titelgeschichte, Lucas hat ein liebloses, brutales Elternhaus, dem er nur entkommen kann in dem er sich - auch physisch - in Bücher flüchtet. Fast brutal wird es in Der Eintopf, märchenhaft in Feen haben es schwer. Die Impfung fordert den Leser auf an seine Träume zu glauben.
Besonders hervorzuheben und die für mich schönste Erzählung ist Das kleine Mädchen in der Seifenblase. Eine poetische, klangvolle, ein wenig traurige Parabel, die anrührt.
Jeder kleine Teil des Buchs ist ein Unikat, etwas Besonderes. Mit einem Maximum von 10 Seiten pro Geschichte, sind diese sicher schnell gelesen, mit ihrer Weisheit und Sensibilität vermögen sie aber noch lange zu beschäftigen.
Einiges habe ich meinen Kindern vorgelesen, die sehr begeistert immer noch mehr hören wollten. Vieles regt Kinder zum Fragen an, einiges ist auch einfach herrlich frech und albern. Aber immer werden die Geschichten mit viel, scheinbar unerschöpflicher, Fantasie erzählt.

Und doch: Der Junge, der in den Büchern verschwand ist ein Buch für Erwachsene. Es lässt den gestressten, hektisch durch sein Leben hetzenden Menschen für einige Momente inne halten, sich zurücklehnen und, in seine Kindheit zurückversetzt, einfach einmal schönen Gedanken nachgehen und träumen.

Meine Bewertung:

:stern: :stern: :stern: :stern:

Originaltitel: Le monde sans les enfants
ISBN: 3463405253
Übersetzt von Christiane Seiler
Kindler Verlag
Januar 2008 - gebunden - 92 Seiten
Salome
 

von Anzeige » 18.01.2008, 07:14

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Beitragvon Sybille » 18.01.2008, 09:41

Das hört sich sehr verheißungsvoll an - Danke für den Hinweis! Werde zusehen, dass ich mir das Buch irgendwie "besorge"...
Liebe Grüße, Sybille
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Beitragvon wolves » 18.01.2008, 09:43

Und gestern wurde mir das Buch vom Postboten gebracht :hurra:
Auf dem ersten Blick wirklich ein ganz anderer Claudel wie man ihn sonst kennt.
Die Geschichtchen sind wirklich schnell gelesen. Die erste Geschichte davon habe ich gestern gelesen. Sie erinnert mich etwas an "Die Konferenz der Tiere". Ging dir @Salome das auch so?
Liebe Grüße
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Beitragvon Salome » 18.01.2008, 09:59

Mal was ganz peinliches: Ich kenne "Die Konferenz der Tiere" nicht. :oops:
Daher konnte es mich leider daran erinnern. :lol:
Aber ich fand es irgendwie schon erschreckend mir eine solche Welt ohne Kinder vorzustellen. Ein Horrorszenario!
Salome
 

Beitragvon wolves » 18.01.2008, 10:22

Wieso ist das peinlich???? Man kann doch nicht alle Bücher kennen.

Ja, es wäre wirklich ein Horrorszenario, wenn die Welt plötzlich ohne Kinder wäre :-(

Achtung Spoiler!
Interessant der Bogen den er dann schlug. Das alle Kinder ja irgendwann auch erwachsen wurden, die gleichen "Fehler" ihrer Eltern machten und dann ihre Kinder verschwunden sind.
Liebe Grüße
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Beitragvon Salome » 18.01.2008, 10:27

wolves hat geschrieben:Achtung Spoiler!
Interessant der Bogen den er dann schlug. Das alle Kinder ja irgendwann auch erwachsen wurden, die gleichen "Fehler" ihrer Eltern machten und dann ihre Kinder verschwunden sind.


Ja, das ist eine Sache über die selbst oft nachdenke. Ich versuche immer diesen Kreislauf für mich selbst zu unterbrechen und mein inneres Kind am Leben zu halten, aber ob es mir gelingt?
Salome
 

Beitragvon tom » 18.01.2008, 10:45

Salome hat geschrieben:
wolves hat geschrieben:Achtung Spoiler!
Interessant der Bogen den er dann schlug. Das alle Kinder ja irgendwann auch erwachsen wurden, die gleichen "Fehler" ihrer Eltern machten und dann ihre Kinder verschwunden sind.


Ja, das ist eine Sache über die selbst oft nachdenke. Ich versuche immer diesen Kreislauf für mich selbst zu unterbrechen und mein inneres Kind am Leben zu halten, aber ob es mir gelingt?


Ich verfolge gespannt Euren Austausch...

Ja, es ist wirklich die Frage, wie man sich das Kindsein bewahren kann. Beziehungsweise, wie man nach einer gewissen vielleicht notwendigen Distanzierung zum Kindsein (Muendigkeitsfrage, Freiheit etc) wieder bewusst sich manchen ja garnicht so als Kind bewusst gelebten Werten bewusst wieder zuwendet, oder aber sie unbewusst einfach "lebt"...

Eh, mache ich mich verstaendlich?
tom
 

Beitragvon wolves » 18.01.2008, 13:04

Ich meine ich verstehe was du sagen willst :D

Es wäre doch so schön, wenn man sich wieder ein wenig daran erinnert, wie es als Kind war. Und sich dieses Staunen und Erfahren, diesen Spaß und Freude ein klein wenig im Herzen bewahrt.

Salome hat geschrieben:Mit einem Maximum von 10 Seiten pro Geschichte, sind diese sicher schnell gelesen, mit ihrer Weisheit und Sensibilität vermögen sie aber noch lange zu beschäftigen.

Ich merke gerade, ich liebe einfach die Bücher von Claudel. Sie laden so herrlich zum diskutieren ein. Mal sehen, die Geschichtchen sind ja wirklich recht kurz. Ich werd sie peu à peu lesen und meine Meinung dazu hier reinposten. Vielleicht ergibt sich dann ja wieder Diskussionsstoff?

Edit: Rechtschreibfehler korrigiert
Zuletzt geändert von wolves am 18.01.2008, 13:59, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
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Beitragvon tom » 18.01.2008, 13:56

wolves hat geschrieben:peux à peux


...lasse mal die xxx fallen... :wink:
tom
 

Beitragvon wolves » 18.01.2008, 13:58

:oops: Ach ja, lang war es her. Ich geh mal editieren. :D
Liebe Grüße
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Beitragvon Salome » 18.01.2008, 14:28

Wie schön, wolves! Poste doch Deine Eindrücke zu den Geschichten, wenn Du
sie gelesen hast und wir können uns gerne dann darüber austauschen... Prima Idee! :D
Salome
 

Beitragvon wolves » 21.01.2008, 11:21

Und weiter gehts mit "Geschichten".
Die Kinder sind aber ganz schön anspruchsvoll. Da hat ja nichts ihrem Geschmack entsprochen. Ist das typisch für die aktuelle Kinder-Generation? Playstation und iPods besser als eine Geschichte von Opa? Opa sozusagen als Auslaufmodell, den man lieber schlafen schickt, sprich zum alten Eisen? :shock:
Liebe Grüße
wolves


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Beitragvon Salome » 21.01.2008, 12:43

wolves hat geschrieben:Ist das typisch für die aktuelle Kinder-Generation? Playstation und iPods besser als eine Geschichte von Opa? Opa sozusagen als Auslaufmodell, den man lieber schlafen schickt, sprich zum alten Eisen? :shock:


Ich denke das trifft es ziemlich genau. Einerseits wird hier die hohe Anspruchshaltung vieler Kinder dargestellt, die ja auch einfach eine Folge des Lebens in unserer enorm konsumorientierten Gesellschaft ist.
Zum anderen auch die Auflösung des altbewährten Großfamilienmodells. Oma und Opa müssen meistens selbst immer noch arbeiten, oder werden oft als lästig abgeschoben.
In meiner Kindheit war meine Oma zwar Hausfrau, aber immer noch Familienoberhaupt und bis zum Schluss war sie eingebunden, hat Aufgaben in der Familie übernommen, Kinder betreut, damit die Eltern arbeiten können, hat gekocht, Geschichten erzählt etc. Meine Mutter kann eine solche Oma alleine schon durch ihre Arbeit, aber auch durch ihre moderne Anspruchshaltung gar nicht sein.

Ich denke Claudel wollte sicher darauf hinaus.
Salome
 

Beitragvon wolves » 21.01.2008, 14:51

Salome hat geschrieben:Ich denke Claudel wollte sicher darauf hinaus.

Denk ich auch.
Liebe Grüße
wolves


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Beitragvon Salome » 21.01.2008, 16:15

Der Hammer bei meinen Kids waren die vom Opa erwähnten Kackapupsgeschichten in Geschichten. Alleine das Wort hat minutenlange Lachanfälle ausgelöst. Ich musste auch lachen, weil die kleinen so gelacht haben. :lol:
Salome
 

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