Krümels-Bücherwelt ...

... ein Literaturforum der anderen Art

Liehr, Tom - Geisterfahrer




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Liehr, Tom - Geisterfahrer

Beitragvon Voltaire » 02.03.2008, 19:08

Titel: Geisterfahrer
Autor: Tom Liehr
Verlag: Aufbau
Erschienen: Januar 2008
Seitenzahl: 330
ISBN-10: 3746623820
ISBN-13: 978-3746623825
Preis: 8.95 EUR


Als ich das Buch nach 330 gelesenen Seiten aus der Hand legte, gingen mir zwei Gedanken durch den Kopf, obwohl es eigentlich sogar zwei Gewissheiten waren. Der erste Gedanke, die erste Gewissheit war, dass ich dieses Buch unter Garantie irgendwann noch einmal lesen werden. Dieses „Irgendwann“ wird sicher nicht in weiter Ferne liegen. Der zweite Gedanken, die zweite Gewissheit war, dass diese Buch zu den Büchern gehören wird, die bei mir einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben.

Erzählt wird die Geschichte des Tim Köhrey, der im Alter von sechs Jahren seine Eltern bei einem Autounfall verliert. Aufgewachsen in einer Pflegefamilie für die der Begriff „gefühlvolle Beziehung“ nur ein Fremdwort zu sein scheint, findet Tim in „Kuhle“ einen echten Freund. Die beiden verbindet eine tiefe Freundschaft. In der hübschen Melanie findet Tim seine erste große Liebe. Freundschaft und Liebe scheinen dann aber zu scheitern, als sie sich wirklich bewähren müssen. Tim wird dann in einem Kaff in Niedersachsen sesshaft, nachdem er als DJ durch die verschiedensten Clubs getingelt ist. Doch irgendwann kehrt er nach Berlin zurück, die Stadt seiner Jugend. Mehr sei hier über den Inhalt aber nicht verraten.

In seiner Anmerkungen am Ende dieses Buches bittet der Autor darum, ihm die Frage nach einem eventuellen autobiographischen Hintergrund zu ersparen. Ich muss zugeben, dass gerade diese Frage einem nach der Lektüre des Buches durch den Kopf geht; aber natürlich werde ich der Bitte des Autors nachkommen und ganz einfach nicht fragen, obwohl........

Vielleicht aber findet man in dieser Geschichte sogar etwas von der eigenen Biographie wieder. Es ist eine Kunst, das Leben so zu beschreiben wie es wirklich ist. Tom Liehr hat mit diesem Buch den Beweis dafür geliefert, dass er eben diese Kunst beherrscht. Er beschreibt ein Leben, wie es wirklich hätte gelebt werden können. Da wirkt nichts konstruiert, da werden die Dinge sehr authentisch beschrieben.

Beeindruckt hat mich vor allen Dingen die sehr intensive Sensibilität mit der dieses Buch offenbar geschrieben wurde. Gefühlvolle Passagen sind wirklich gefühlvoll und nicht peinlich oder gefühlsduselig. Banalitäten haben in diesem Buch keinen Platz und ehrlich gesagt, war ich etwas enttäuscht, als ich an dem Punkt angekommen war, wo es keine weiteren Seiten zum Lesen gab. Zu vertraut waren einem die handelnden Person in der Zwischenzeit geworden; man hätte sie gern noch wenig weiter begleitet.

„Geisterfahrer“ für mich die Nummer Eins unter den bisherigen Büchern von Tom Liehr und solange noch solche Bücher geschrieben werden, solange wird man, solange werde ich, die Freude am Lesen sicher nicht verlieren.

Meine Bewertung:
:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

Bild
Voltaire
 

von Anzeige » 02.03.2008, 19:08

Anzeige
 

Beitragvon Nikito33 » 02.03.2008, 20:46

Dake Voltaire

Kling ja ganz interessant. Wollte eigentlich "die tore der welt" mit in den Urlaub nehmen. Aber erstens würde es einen zwanzigstel meines möglichen Fluggepäcks ausmachen und zweitens habe ich momentan keine Lust auf einen historischen Roman.

Geisterfahrer wäre eine Alternative.

Es ist seltsam. Ich stelle mir die Frage nach dem autobiographischen Verbindung zum Autor eigentlich nie. Obwohl es in der Literathurwelt immer ein grosses Thema ist. Es macht für mich ein Buch aber auch nicht interessanter oder wertvoller wenn dieser Zusammenhang besteht. Wäre ich böse, würde ich Liehr unterstellen, dass er durch das vorweggenommene Dementi nur Spekulationen anheizen und dadurch die Verkaufszahlen erhöhen will. Wie denkst Du darüber?

Gruss Nikito33
Nikito33
 

Beitragvon alwin03 » 02.03.2008, 22:09

Ich habe das Buch schon mal gesehen. Der Einband ist sehr markant.

@Voltaire, deine Rezi dazu, hat es sofort auf meine Wunschliste gehieft :!:

Danke !!!
Ich lese zur Zeit:

--------------------------------------- ???


wENN nUr meinE sCHleChte recht(s)SchreIbunG nICHT wÄr :cry:
Benutzeravatar
alwin03
Krümel
Krümel
 
Beiträge: 2305
Registriert: 31.05.2007, 19:14
Wohnort: Ostrand des Harz

Beitragvon Voltaire » 02.03.2008, 22:42

Nikito33 hat geschrieben:Dake Voltaire

Kling ja ganz interessant. Wollte eigentlich "die tore der welt" mit in den Urlaub nehmen. Aber erstens würde es einen zwanzigstel meines möglichen Fluggepäcks ausmachen und zweitens habe ich momentan keine Lust auf einen historischen Roman.

Geisterfahrer wäre eine Alternative.

Es ist seltsam. Ich stelle mir die Frage nach dem autobiographischen Verbindung zum Autor eigentlich nie. Obwohl es in der Literathurwelt immer ein grosses Thema ist. Es macht für mich ein Buch aber auch nicht interessanter oder wertvoller wenn dieser Zusammenhang besteht. Wäre ich böse, würde ich Liehr unterstellen, dass er durch das vorweggenommene Dementi nur Spekulationen anheizen und dadurch die Verkaufszahlen erhöhen will. Wie denkst Du darüber?
Gruss Nikito33



Ich glaube, dass kann man wirklich bei Tom Liehr ausschließen. Dieses Buch spricht wirklich für sich. Wenn dir dieses Buch nicht gefällt, dann werde ich dir sehr gern den Kaufpreis erstatten. Tom Liehr ist ehrlich, schreibt ehrlich und das meine ich ganz ehrlich. :D
Voltaire
 

Beitragvon Nikito33 » 20.03.2008, 22:32

@voltaire Du hast natürlich recht gehabt dass mir das Buch gefallen wird. Habe das Buch in zwei Tagen verschlungen und kann auch nur positives berichten.

Die Protagonisten wirken einfach nur echt.

Milan Kundera hat in "Die undendliche Leichtigkeit des Seins" geschrieben: "Was aber kann das Leben wert sein, wenn die erste Probe für das Leben schon das Leben selber ist? Aus diesem Grunde gleicht das Leben immer einer Skizze. Auch Skizze ist nicht das richtige Wort, weil Skizze immer ein Entwurf zu etwas ist, die Vorbereitung eines Bildes, während die Skizze unseres Lebens eine Skizze von nichts ist, ein Entwurf ohne Bild." An diese Passage musste ich mich mehrmals beim Lesen von Geisterfahrer zurückerinnern.

Danke noch einmal für den Tip.

Gruss Nikito
Nikito33
 



Ähnliche Beiträge


Zurück zu Zeitgenössische-Literatur

Wer ist online?

0 Mitglieder

cron