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McLeod, Alistair - Die Insel




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

McLeod, Alistair - Die Insel

Beitragvon chip » 14.01.2008, 13:36

Die Insel Cape Breton, einst Zufluchtsort vertriebener schottischer Hochlandbewohner und unzufriedener Irländer, dient als Kulisse der vorliegenden Erzählungen. Die trübe, trostlose Stimmung lastet schwer auf der Feder des Autors. Die Zeit scheint stehen geblieben, lediglich ein Blick auf knotige, vom Nordwind gezeichnete Hände verraten das Verrinnen der Lebenszeit. Der Boden der Insel ist bedeckt vom Kohlenstaub und den Erinnerungen vergangener Generationen und die Stille der verstummten Leben hallen in den Tiefen der still gelegten Kohlengruben. Die Hoffnungslosigkeit inmitten der bukolischen Idylle ist mit Händen greifbar, zusätzlich verstärkt aus der Sichtweise eines Ich-Erzählers.

Eine wehmütige Ballade, geschrieben im rauen Wind der Ostküste Kanadas, sechzehn intime Schilderungen, innerhalb der letzten 30 Jahre entstanden, stehen einem Hemingway in nichts nach. MacLeod setzt seinen Leser mit kleinen Stichen zu, durch die Tragik und Bitterkeit seiner Figuren.

Die Alten singen den zahlenden Touristen gälische Trinklieder vor, werfen ihre Fangnetze in den letzten Gründen aus, die noch nicht von den großen Fischereikonzernen übernommen wurden oder graben illegale Tunnel unter dem Meeresboden auf der Suche nach Mineralien. Die Jüngeren lassen sich von den älteren Einwohnern Erinnerungen aus besseren Zeiten vortragen und trennen sich im Alter von sechzehn Jahren von der Insel; gehen in die größere Welt, um sich dort Karrieren und Existenzen aufzubauen, wie sie auf dieser kleinen, vom Meer umspülten Gegend nie möglich gewesen wären.

MacLeod erzählt ruhig und gleichmäßig im Rhythmus der Gezeiten über den Niedergang einer Gesellschaft mit – oder eben durch - ihren primitiven Lebensstil. Er beschreibt mit den Augen eines scharfen Beobachters, Naturlandschaften werden zu Poesie und die Figuren füllen sich mit Leben, nach Happyends jedoch sucht man meist vergeblich. Melancholische Geschichten von der Sehnsucht nach der Vergangenheit und eine Festung gegen die Einsamkeit, geschrieben von einem begnadeten Schriftsteller.

Alistair Macleod wurde 1936 in North Battleford, Saskatchewan, geboren und wuchs inmitten einer vielköpfigen Familie auf Cape Breton auf. Im Sommer schreibt er in einer Hütte am St-Lawrence-Strom, im Winter ist er Professor für Englische Literatur in Windsor, Ontario. Um seine Ausbildung zu finanzieren, arbeitete er als Holzfäller, Minenarbeiter und Fischer. Seine Kurzgeschichtensammlungen sind legendär.
:stern: :stern: :stern: :stern:

Gruß,
chip


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chip
 

von Anzeige » 14.01.2008, 13:36

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Beitragvon wolves » 14.01.2008, 15:25

:idea: Jetzt erinnere ich mich wieder wem ich diesen SUB-Zuwachs von mir zu verdanken hatte.
Leider konnte ich damals mich nicht mehr für diesen tollen Tipp bedanken, aber jetzt kann ich es ja :mrgreen: Da habe ich ja eine weitere Buchperle in meinem SUB die es noch zu entdecken gilt.
Liebe Grüße
wolves


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Beitragvon chip » 14.01.2008, 17:59

Hallo Wolves, ich dank Dir herzlich :oops:


Du dürftest es nicht bereuen, Dir diesen Titel erworben zu haben.
Ich wusste ja nicht, dass ich solch einen Einfluss besitze. Da könnte ich mich langsam mal über die Provision bei den zuständigen Verlagen informieren. :D

Gruß,
chip
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Beitragvon wolves » 15.01.2008, 10:00

chip hat geschrieben: Da könnte ich mich langsam mal über die Provision bei den zuständigen Verlagen informieren. :D

:lol: Mach das mal :D
Liebe Grüße
wolves


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