31.1.2008, 19h, KAPU, Buchpräsentation "Der rechte Rand

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    Re: 31.1.2008, 19h, KAPU, Buchpräsentation "Der rechte Rand

    hässchen - 17.12.2007, 23:13

    31.1.2008, 19h, KAPU, Buchpräsentation "Der rechte Rand
    Buchpräsentation und Diskussion mit Heribert Schiedel: "Der rechte Rand"

    Donnerstag 31. Jänner 2008, 19 Uhr
    KAPU Dachstock

    Die Debatte um die als "Jugendtorheiten" verharmlosten Kriegsspiele des FPÖ-Obmannes weckt erneut das Interesse am rechtsextremen Milieu. Wer sind diese Leute von damals und in welchem Umfeld leben sie heute? Nach den Verhaftungen und Verurteilungen in den 90er Jahren war es um den militanten Rechtsextremismus in Österreich ruhig geworden. Während sich die einen gemäßigt gaben und die Tarnuniform gegen den Anzug wechselten, tauchten andere in den Untergrund ab. In der Gesellschaft fand ein Rechtsruck statt, Rassismus und Antisemitismus wurden immer normaler: "Stopp der Überfremdung!" grölen heute nicht mehr nur marodierende Skinheadbanden.
    Heribert Schiedel beobachtet die Szene seit fast 20 Jahren und legt nun eine umfassende Bestandsaufnahme des heimischen Rechtsextremismus vor. Das Buch liefert Einblicke in die gewaltbereite Neonaziszene, die sich erfolgreich reorganisieren konnte. Schiedel analysiert daneben den parteiförmigen Rechtsextremismus, der allen Krisen und Spaltungen zum Trotz sich eines konstanten Zuspruches erfreut. Schließlich sucht er nach den Ursachen für Rassismus, Antisemitismus und Autoritarismus und diskutiert Gegenstrategien.

    Heribert Schiedel, geboren 1967, Mitarbeiter im Dokumentationsarchiv des österreichischen
    Widerstandes (DÖW), Abteilung Rechtsextremismusforschung; Berichterstatter für das Stephen Roth Institute for the Study of Contemporary Anti-Semitism and Racism an der Universität Tel Aviv; Mitglied der Redaktion von Context XXI; Forschungs- und
    Publikationsschwerpunkte: Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus, FPÖ und Burschenschaften; Zahlreiche Vorträge und Veröffentlichungen zu diesen Themen.

    Heribert Schiedel
    Der rechte Rand - Extremistische Gesinnungen in unserer Gesellschaft
    Edition Steinbauer, Gebunden, 200 S., 1. Aufl. 06.09.2007

    Eine Veranstaltung des Infoladen Treibsand
    treibsand.servus.at



    Re: 31.1.2008, 19h, KAPU, Buchpräsentation "Der rechte Rand

    torax - 18.12.2007, 18:50


    Da hab ich noch ein Interview zum Buch mit der "Jüdischen" gefunden:


    Die Jüdische traf sich an einem verregneten Wochenende mit Heribert Schiedel, Rechtsextremismusforscher am Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), um mit ihm über sein jüngst erschienenes Buch "Der Rechte Rand" zu sprechen.

    Die Jüdische: Lieber Heribert, vor rund einem Monat ist Dein letztes Buch über die rechtsextreme Szene erschienen. Was lässt sich über die bisherigen Reaktionen sagen?

    Heribert Schiedel: Mein Verlag und ich sind angenehm überrascht angesichts des riesigen Interesses und der mehrheitlich sehr positiven Reaktionen. Auch die unzähligen Artikel-, Interview- und Vortragsanfragen belegen den enormen Bedarf an Aufklärung über die aktuellen rechtsextremen Bedrohungen. Das zeigt mir, dass so ein Buch wirklich dringend nötig war, auch wenn es mich im Moment bis an die Grenzen der Belastbarkeit führt.

    J: Angesichts des Faktenreichtums Deines Buches drängt sich mir die Frage auf: Wie kann man es aushalten, den rechtsextremen Mist in solchen Mengen zu lesen?

    HS: Ja, manchmal frage ich mich das auch, will ich diese dumpfdeutschen Sprachzerstörer auf Schmerzensgeld klagen! Humor hilft aber: Wir machen zum allgemeinen Gaudium hin und wieder Lesungen von "deutschen Dichtern" wie Gerd Honsik oder Andreas Mölzer. Und manche können sogar schon mitgrölen, wenn wir im kleinen Kreis Frank Rennickes Gassenhauer spielen. Ja, wenn ich über die Germanomanen und ihr lächerliches Pathos nicht mehr lachen könnte, müsste ich mir was anderes suchen. Aber immer wieder stößt man dabei natürlich auch an Grenzen, zuletzt im Falle des steirischen RFJ-Obmannes Michael Winter, der in der "tangente" eine Neigung türkisch-muslimischer Männer zu Sodomie und Vergewaltigung behauptet hat. Darüber kann ich nicht mehr lachen, da wird mir nur mehr übel.

    J: Du wurdest ja schon in der Vergangenheit immer wieder Ziel von rechtsextremen Drohungen. Hat sich das nun verschlimmert?

    HS: Ja, aber das war mir bewusst als ich mich auf das Projekt eingelassen habe. Aber was ist schon die heutige Gefahr gegen die vergangene?! Ich arbeite schon zu lange mit Menschen, die im Kampf gegen die Germanomanie ihr Leben riskierten, als dass ich mich da jetzt groß als Bedrohter oder Gefährdeter stilisieren wollte. Auch gibt es andere, die viel mehr gefährdet sind, weil sie keinen so großen Kreis von FreundInnen und UnterstützerInnen um sich haben. Dazu ist auch zu sagen, dass die Drohungen nicht nur von Neonazis, sondern auch seitens linker Antiimperialisten offen ausgesprochen werden. Diesen habe ich mich zum Feind gemacht, weil ich es wagte, den Islamismus und insbesondere den islamistischen Antisemitismus zu kritisieren. Aber das ist der Preis der Glaubwürdigkeit: Wir müssen Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Autoritarismus usw. überall kritisieren und bekämpfen, auch und gerade in den Reihen der Linken!

    J: Haben die Rechten ansonsten auf dein Buch reagiert?

    HS: Nein, zumindest nicht in dem Sinne, dass sie die Inhalte kritisierten oder mir widersprachen. Es wird eher versucht, mich und das DÖW zu diffamieren. In "Zur Zeit" (Nr. 42/07) hat ein zweibeiniger Altherrenwitz namens "ALR" den Reichsadler abgeschossen. Da werde ich kleiner Angestellter etwa zu einem "der führenden Köpfe" des DÖW ernannt! Oder es wird behauptet -natürlich ohne ein konkretes Beispiel anzuführen- ich würde
    "Desinformation" betreiben.

    Während so was vor allem komisch ist, kommt anderen Äußerungen durchaus Strafwürdigkeit zu. So wird dort in verleumderischer Absicht behauptet, ich hätte mir unberechtigterweise "des öfteren" einen Doktortitel vorangestellt. Aber, was rege ich mich auf: Wir wissen nicht erst seit heute, wozu diese Leute in der Lage sind.

    Überrascht bin ich nur immer wieder, für wie dumm sie ihre eigene Leserschaft halten. Da wird etwa seit Jahren behauptet, der mutmaßlich ökologisch motivierte Anschlag auf eine Hochspannungsleitung im niederösterreichischen Ebergassing hätte am 20. April 2005, zum
    "Führergeburtstag" , stattgefunden und den Neonazis in die Schuhe geschoben werden sollen. Allein, die Bombe detonierte bereits am 11. April! Bezeichnend finde ich auch, wie man auf die Denunziationen von "Kommunisten" (z. B. Gerhard Drexler für Antiimperialistische Koordination, Neue Volksstimme und Kominform) zurückgreift, um mir ans Zeug zu flicken. Aber ich habe schon in der Vergangenheit immer wieder vor einer "Querfront" zwischen rechten und linken Antisemiten gewarnt und brauch mich da jetzt nicht zu wundern. Tatsächlich bestätigt es mich und meine Analysen, wenn ich von Nazis, Islamisten und Nationalbolschewisten gleichermaßen gehasst werde.

    J: Was Du in Deinem Buch noch relativ vorsichtig als These formuliert hast, nämlich dass die FPÖ seit 2002 bzw. 2005 immer weiter nach rechts rückt, so dass sich vielfältige Berührungspunkte mit dem Neonazismus schon fast zwangsläufig ergeben müssen, hat mittlerweile ziemlich eindrucksvoll eine Bestätigung erfahren. Bist Du überrascht angesichts der Unverfrorenheit, mit welcher der FPÖ- Europaparlamentarier Andreas Mölzer heute die neonazistische und offen verfassungsfeindliche NPD integrieren will?

    HS: Du sprichst das von Mölzer Ende September mitinitiierte Treffen zwischen seiner Fraktion ITS und der NPD und DVU in Straßburg an? Da war ich wie viele andere auch tatsächlich überrascht! Vor allem, weil Mölzer noch im April dieses Jahres einen jungen Parteifreund aus Kärnten arg gerüffelt hat, nachdem dieser an einem von der NPD maßgeblich organisierten Treffen von Neonazis teilgenommen hatte. Und 2005 schrieb Mölzer den Kameraden ins Stammbuch, sie sollten endlich damit aufhören, die NS-Verbrechen zu leugnen, zu verharmlosen oder durch - ich zitiere ihn! "Aufrechnungen" zu relativieren. Gut zwei Jahre später gibt er die Abgrenzung zu jenen Leuten auf, die genau das weiterhin tun und auch noch stolz sind auf ihre Verfassungsfeindlichkeit.

    Damit hat er der zu einigenden deutschen Rechten keinen guten Dienst erwiesen. Aber, da ich kein Rechter bin, werfe ich ihm das nicht vor. Anders die vormaligen Kameraden, die wissen, dass die Rechte in Deutschland dauerhaft nur eine Chance hat, wenn sie sich halbwegs mit der Verfassung arrangiert und vom Nationalsozialismus distanziert. Darum hat nach dem Straßburger Treffen mit der NPD etwa Dieter Stein von der "Jungen Freiheit" nach über zehn Jahren die Kooperation mit Mölzer und dessen "Zur Zeit" beendet. Noch im Sommer hat Herr Stein bei einem Besuch in Kärnten Mölzer deutlich zu machen versucht, dass die NPD "programmatisch und in ihrem Führungspersonal ungebrochen beim Dritten Reich anschließt" und mit ihr daher kein Staat zu machen sei.

    Aber der FPÖ-Politiker wollte nicht auf den Berliner Zeitungsmacher hören und bekam nun die Rechnung präsentiert, wobei er so tut, als ob ihm der Bruch mit Stein völlig egal sei. Süffisant wies Mölzer auch darauf hin, dass die "Junge Freiheit" sich in den Berichten von Verfassungsschützern finde, während seine "Zur Zeit" staatliche Förderung bekomme. Aber, was für den FPÖ-Abgeordneten und Kameraden sprechen sollte, spricht in Wahrheit gegen diese Republik und ihren Umgang mit Rassismus und Antisemitismus.

    J: Worin liegt dieser weitere Rechtsruck Mölzers und der FPÖ begründet?

    HS: Das ist schwer zu sagen. Manche meinen nun triumphierend, sie hätten es gegenüber der Bereitschaft zur Differenzierung, wie sie das DÖW an den Tag legt, immer schon gewusst: Die sich so verfassungstreu und demokratisch gebenden Rechtsextremen seien in Wahrheit nur in Wolle gefärbte Nazis, die nun langsam ihre Maske fallen lassen würden. Aber so kann man nicht erklären, warum von der FPÖ bzw. von führenden FPÖ-Kadern gerade jetzt die Abgrenzung gegenüber dem verfassungsfeindlichen und neonazistischen Milieu aufgegeben wird. Die mittels einer Art rechtsextremer Salamitaktik erreichte Gewöhnung allein kann dies nicht. Ich glaube demgegenüber, dass dieser Rechtsruck, wie er sich auch und vor allem in der Einbeziehung der NPD äußert, mit den Erfahrungen der letzten Jahre zusammen hängt. Einerseits spielt wohl die Enttäuschung über den vormaligen konservativen Koalitionspartner eine Rolle. Offenbar glauben die Völkischen tatsächlich, die ÖVP sei für den erbärmlichen Zustand ihres "Dritten Lagers" verantwortlich. Beleidigt ziehen sie sich nun auf ihre ideologische Wartburg zurück und beginnen, die mühsam errichteten Brücken zum Konservativismus wieder abzubrechen, was sich in Mölzers "Zur Zeit" schon seit Monaten beobachten lässt.

    Bis auf den Mitherausgeber Johann J. Dengler, der aber auch schon lange nichts mehr geschrieben hat, finden sich dort heute keine rechtskonservativen Autoren mehr von Relevanz. Umgekehrt wurde Mölzer unlängst von einer Diskussion bei einer katholischen Studentenverbindung kurzerhand wieder ausgeladen. Offenbar besinnen sich immer weitere Teile des Konservativismus ihrer alten Distanz zu den Germanomanen, was der politischen Kultur in diesem Lande sicher gut tut. Andererseits sind wohl auch individuelle Fanatisierungsprozesse, wie sie oft auch auf persönliche Krisen und Enttäuschungen folgen, für den aktuellen Rechtsruck verantwortlich zu machen. Was mich bei aller Kenntnis des selbst zerstörerischen Potentials dieses Milieus dennoch überrascht, ist die Widerspruchsfreiheit, mit welcher innerhalb der FPÖ diese de facto Öffnung gegenüber dem Neonazismus offenbar über die Bühne geht. Ich glaube, man ist sich nicht bewusst, dass in Berlin und Brüssel andere politische Standards gelten und daher die FPÖ als Türöffner für die NPD dort sicher nicht mit Dankbarkeit rechnen kann - ganz im Gegenteil! So oder so, die vormalige Regierungspartei isoliert sich mehr und mehr, hoffentlich bald endlich auch in Österreich!

    J:Danke für das Gespräch!

    HS: Bitte, es hat mir großen Spaß gemacht. Und ich danke für Dein Interesse!



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