Gammakiske zu Adventbeginn

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    Re: Gammakiske zu Adventbeginn

    Wanda - 04.12.2011, 21:31

    Gammakiske zu Adventbeginn
    Liebe Leute, wie ihr wahrscheinlich wisst, ist der gute Kiske heuer mehrmals als „very special Guest“ bei div. Gamma-Ray-Konzerten aufgetreten – und da das letzte dieser Konzerte letztes Wochenende beim Winter Masters of Rock im böhmischen Zlín stattfand, beschlossen Laura & Alice & ich, dieses Jahr metalmäßig wahrhaft würdevoll abzuschließen und fuhren daher dort hin.

    Nun, & während wir dort gerade in der Halle unseres Hotels auf Freunde warteten, die etwas später dazukamen, kam nun auch der Kiske hereingeschwebt, der offensichtlich etwas früher als die anderen Musiker angekommen war. Natürlich war er sofort von einer Traube von neugierigen Tschechen umgeben, die offenbar auf diesen Moment gelauert hatten (besagtes Hotel ist das größte im Ort, die Wahrscheinlichkeit, dass bei div. Festivals die Musiker dort absteigen, ist sehr groß) – und Laura konnte beobachten, mit welcher Engelsgeduld der gute Michael mit seinen Fans für Fotos posierte, wie natürlich & freundlich & vor allem völlig uneitel er wirkt, wenn er mit den Leuten redet. Ich war während dieses großen Moments blöderweise grad auf unserem Zimmer, um mal auszupacken; ich habe den Kiske nur etwas später in der Halle mit ein paar Leuten plaudern gesehen, kann Lauras positiven Eindruck aber nur bestätigen. Ja, & ein ganz schön langer Lulatsch ist er auch ... das ist zwar völlig irrelevant, aber auf den Bildern ist es mir nie so aufgefallen.

    Was nun das Festival selber betraf, so beschlossen wir, erst ziemlich spät zu der Halle zu gehen, weil die anderen Bands (größtenteils Thrasher & Deather) keinem von uns wirklich zusagten. Wir fanden trotz unseres recht späten Eintreffens aber wirklich noch gute Plätze auf den Seitenrängen, von denen aus man sehr gut auf die Bühne sah ... die Stimmung auf dem Festival war aber eigenartig & von einer aggressiven Unruhe erfüllt, wie ich sie noch nie auf einem Festival zuvor erlebt hatte, in Zlín schon gar nicht. Ich bin z.B. bei der Suche nach einem guten Platz beinahe in eine Schlägerei geraten, die sich dann trotz des Eingreifens der Security noch lange hinzog; und die Stimmung blieb aber aggressiv & sehr, sehr unruhig. Ja, & eiskalt war es in der Halle auch, wir saßen trotz der vielen Leute in unseren Winterjacken da & schnibberten immer noch vor Kälte.

    Was den Auftritt von Gamma Ray betrifft, so hatte ich eigentlich damit gerechnet, dass die mit ihrem Spezialgast die Helden des Abends sein würden ... aber das waren sie zu meinem maßlosen Erstaunen nicht. Vor ihren Auftritt dünnte die vorher gesteckt volle Halle nämlich auffällig aus, was man von unseren hochgelegenen Plätzen aus gut sehen konnten. Auch der Auftritt selber hatte etwas eigenartig Halbherziges: man hatte sich sichtlich bemüht, mal was anderes zu bringen, es wurden daher neben ein paar unverzichtbaren Heulern eher unbekannte Nummern gebracht, die zwar alle sehr schön waren, die das Publikum aber nicht so gut kannte. M.E. wollte während des ganzen Konzertes der Funke nicht recht überspringen, die Leute waren nie wirklich „dabei“; erstaunlicherweise ist aber der Kai Hansen, der auf so was sonst immer sehr schnell reagiert, auf die tote Stimmung im Publikum überhaupt nicht eingegangen. Auch der miserable Sound trug nicht gerade zur Besserung der Stimmung bei, & obendrein rannten während des ganzen Auftritts im Hintergrund der Bühne die Securities wie aufgezogen herum (sie waren aufgrund ihrer Sicherheitsjacken sehr gut auszumachen), was auch in den Auftritt selber eine gewisse Unruhe brachte.

    Gut & schön – etwas bei der Hälfte des Konzertes schwebte nun der gute Michael auf die Bühne, wurde vom Hansen denjenigen im Publikum, die es vielleicht noch nicht wussten, als sein „lieber Freund“ vorgestellt & gab mit Schwung sein erstes Liedel zum besten, nämlich „Time zu break free“ – hier zu bewundern:

    http://www.youtube.com/watch?v=nt5HznsI8o8

    (Und ich muss mich hier gleich als inkompetenter Trottel outen, ich hab das nämlich für eine alte Kiske-Nummer gehalten; Laura belehrte mich aber dahingehend, dass das vielmehr eine alte Gamma-Ray-Nummer wäre. Schade eigentlich, dass der Kiske nicht mehr auf der „Ich-singe-doch-niemalsnicht-Metal-und-wenn-ich-was-singe-dann-ist-es-ganz-was-anderes“-Schiene ist, denn wie er DIESES Lied als Nicht-Metal deklariert hätte, das hätt ich gern gehört).

    Und bei diesem Auftritt habe ich auch alles zurückgenommen, was ich damals beim MoR, als ich den Kiske zum ersten Mal hörte, über seine Stimme sagte: JA, er bringt es wirklich noch, JA, er ist wirklich einer der großartigsten Sänger, die man sich nur vorstellen kann, JA, es ist ein Vergnügen, ihm zuzuhören, egal wie die Sound ist!!!

    Der Auftritt von Gamma Ray ging nachher wie gehabt weiter, bis der Hauptteil des Programms fertig war & jeder halbwegs normale Rocker wusste: jetzt kommt der Kiske nocheinmal bei den Zugaben raus & singt ein paar alte Helloween-Hadern, denn für ein einziges Liedel fährt der nicht ins hinterste Eck von Böhmen … und trotzdem setzte nach dem Hauptprogramm von Gamma Ray die große Massenflucht ein. Ich versteh’s nicht, aber es war so: die Ränge, wo wir saßen (JA, wir saßen, JA, das ist untrue, aber wir waren ja auch nicht bei Manowar!), waren nach der kurzen Pause vor den Zugaben fast leer – und das, obwohl der Kiske seine Klassiker „Future World“ – hier:

    http://www.youtube.com/watch?v=A5hrS4OEE4I

    und “I want out” – hier:

    http://www.youtube.com/watch?v=G8h6FIYrXzk

    erst brachte. Und auch an diesen Darbietungen gab’s nix zu meckern, sie machten einfach Freude, so abgelatscht sie inzwischen auch sein mögen („I want out“ kriegt ja zwischenzeitlich sogar der Deris hin!). Hört/sehr euch „I want out“ übrigens unbedingt bis zum Ende an: die Elvis-Nummer, die uns da um die Ohren schallte, während wir schon abrüsteten, hatte ich nämlich bei dem Konzert für eingespielt gehalten ... aber nein, es war der Kiske himself, während sich seine Kumpels zusammenpackten. Und vor dieser stimmlichen Leistung kann man einfach nur den Hut ziehen, egal, ob man den Elvis bei so einem Konzert nun für nötig hält od. nicht.

    Was nun mein Fazit dieses denkwürdigen Abends ist, ist schwer zu sagen – es war auf alle Fälle eine Freude, einmal den Kiske in all seine Pracht & all seinem Glanz & ohne jedem Makel zu hören, auch wenn die Stimmung und das Umfeld, wofür ja keiner was konnte, viel herunterschraubten. Trotz allem wäre ich froh, einmal einen guten „neuen“ Kiske zu hören, nicht nur den guten „alten“ – denn langsam verkommt er zu einem Coversänger: zu seinem eigenen & zu dem vom Elvis. Und das hat er nicht notwendig, denn in seiner Stimme steckt mehr als das.

    Gerade das, also an den alten Klassikern anzuknüpfen, wird aber nicht leicht sein, Kiske hin, Hansen her, denn die Erwartung ist gigantisch ... aber das sagte ich schon vor diesem Konzert, daran hat sich auch nix geändert. Warten wir also ab, was aus Unisonic wird (das sagte ich auch schon, glaub ich), überraschen werden sie uns sicher, so od. so!



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