Spielberichte

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    Re: Spielberichte

    Lengemann - 11.08.2005, 09:00

    Spielberichte
    Hier geht es um die Frage der Administration. Hier kann jeder etwas zu den Spielen schreiben. Das könnte auch ganz interessant sein. Auf der Homepage könnte man Bilder dazu packen. Hat beides seine Vorteile. Ich denke, die Spielberichte sollten hier hin. Bilder können dann auf die Homepage. Oder wie seht Ihr das??

    Gruß
    Ozzy

    PS: Hier ein Beispiel für einen Spielbericht

    Kick 'n' Rush


    Was treibt elf Berliner Hobbykicker dazu, gegen die Ex-Profis von Arsenal London anzutreten? Vielleicht sind sie verrückt nach englischem Fußball. Vielleicht einfach nur bekloppt. Philip Cassier hat mitgespielt - und den objektivsten Bericht aller Zeiten verfasst


    Die große britische Verschwörung gegen die elf tapferen Berliner Fußball-Mannen beginnt zu wirken, noch bevor diese einen Fuß auf die Insel gesetzt haben. Flughafen Schönefeld, 24. Mai, acht Uhr früh: Der Berliner Straßenclub Wednesday United ist in Reih und Glied angetreten, um der Traditionself von Arsenal London - den Ex-Profis der berüchtigten Gunners, zwölfmal Meister, neunmal Pokalsieger - im Herzen des Empires das Fürchten zu lehren. Doch die englischen Behörden waren nicht faul und wollen Mittelstürmer Konsta, alias der Gyros-Bomber, die Einreise verweigern. Ihr lächerlicher Vorwand: Er besitze keinen gültigen Pass. Es hilft kein Bitten und kein Bundesgrenzschutz.



    Die Reise geht zu zehnt weiter. Doch Albion hat sein perfides Arsenal noch lange nicht ausgeschöpft. Flughafen Stansted: Verspätung. Eigentlich sollte uns hier ein Zug in die City fahren. Jetzt ist es ein Bus, und er kostet schlappe 23 Pfund. Im Hotel in Bayswater erreichen die Zimmer Legebatterie-Format. Alles Teil der psychologischen Kriegsführung! Wie soll man dabei nur an den Gegner denken? Aber Wednesday lässt sich nicht unterkriegen: Training in Hydepark, drei gegen drei. Der Rest der Mannschaft pennt im Hotel. Passanten werden nervös. So eine Ballbehandlung haben sie hier, im Mutterland des Kick and Rush, noch nie gesehen. Tiefes Durchatmen.

    Danach kann das Team ungestört seine Mannschaftssitzung halten. Der Pub ist wirklich nett. Es gibt da lediglich ein kleines Problem: Beim letzten Auftritt fern der Heimat Rehberge gegen die Traditionself von Hessen Kassel gelang zwar ein wichtiges Auswärtstor. Dumm nur, dass der Heimmannschaft Gelegenheit gegeben wurde, elf Mal zu treffen, was den Wert des eigenen Tores ein wenig in Frage stellte. Bier für Bier wird das Problem eingehender analysiert, bis die Taktik fest steht: Morgen müssen alle laufen - und das Beste ist, wenn man das Spiel einfach gewinnt. Ein vorzüglicher Plan, wie alle einsehen. Um 23.30 Uhr verordnen Kapitän Christian Weiß und Manager/Torwart Martin Lengemann Bettruhe. Macht nichts. Sämtliche Pubs sind ja sowieso schon zu. Einigen besonders aufmerksamen Spielern fällt aber auf, dass die Hotelbar noch geöffnet ist.



    Spieltag. Bacon, Spiegelei, Würstchen und Baked Beans zum Frühstück. Dazu ein fader Ale-Geschmack auf der Zunge. Aber bei einer deutschen Mannschaft wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Mittlerweile ist es Lehmann gelungen, einen elften Mitspieler zu organisieren. Ein Kumpel, der eigentlich zum Squash verabredet war.

    Ab in die U-Bahn. Am Endbahnhof überraschen die Engländer mit einem neuen abgefeimten Trick: Es ist partout kein Taxi aufzutreiben, das die Elf zum Stadion - okay, es ist ein Kunstrasen-Sportplatz mit vielleicht 100 Zuschauern drumherum - fahren würde. Verzweifelte Telefonate. Belästigte Passanten. Erst nach einer geschlagenen halben Stunde die Erlösung. Wednesday ist am Ziel. Zumindest fast. Denn im Stadion ist - guess what - keine Umkleidekabine frei. Bill Graves, der rüstige Manager der Traditional-Gunners sagt: "Don't worry. Go to the bar." Nein, umziehen, verdammt! Umziehen! Siehe da, es klappt. Einlaufen bei Sonnenschein. Und dann: Here comes the Arsenal. Oh Gott - das soll eine Altherren-Mannschaft sein?! Aber bitte. Sollen sie doch lachen. Die werden schon sehen, was sie davon haben! Wimpeltausch.

    Anpfiff! This ist the Arsenal. Whyte, O'Shea, wieder Whyte, Burdis, Paris, ein paar tausend Premier-League-Einsätze schieben sich den Ball zu. Kein Deutscher hat den Ball bisher so richtig gesehen, geschweige denn berührt. Flanke von rechts in den Strafraum, Lehmann klärt per Kopf, der Schiri - die dämliche Pfeife - zeigt nach drei Minuten auf den Elfmeterpunkt.



    Dabei war da gar nichts. Wütende Proteste - meist auf Deutsch. Ist auch besser so. Alan Paris läuft an, zieht ab, Lengemann hält! Lengi, Lengi, du Fußballgott! Da werden Hasen zu Bären, und Wednesday hält auch ohne eigenen Ballbesitz über 20 Minuten ein 0:0 gegen eine Mannschaft, die jüngst einen schottischen Gegner mit 33:1 nach Hause geschickt hat.

    Zwei nicht weiter erwähnenswerte Missverständnisse lassen Arsenal mit 2:0 in Führung gehen.

    Die 33. Minute: Becker, immer wieder Becker für Wednesday, auf Theiß, Theiß ist im Sechzehner, Theiß müsste schießen, Theiß schießt, Tor, Tor, Tor, Tor, Tor!!! Nur noch 1:2! Frenetischer Applaus in der eigenen Mannschaft, betretende Blicke bei den Zuschauern. Fachmännischer Kommentar eines Arsenal-Verteidigers: "Fuck!" Und Wednesday weiß: Die haben Angst. So viel, dass sie kurz vor der Pause noch schnell das 3:1 machen. Aber auch nur, weil der Schiri immer Abseits pfeift, wenn die deutsche Mannschaft im Vorwärtsgang ist. Halbzeit. Kurze Erfrischung.



    Beide Mannschaften kommen unverändert aus der Kabine. Es ist eine gnadenlose Schlacht. Da, Tackling Mac gegen Reimert, Reimert verletzt, ausgekugelte Schulter, er muss raus. Das ist bitter, ganz bitter für den technisch beschlagenen rechten Flügelflitzer. O'Shea sieht ein, dass heute für Arsenal nichts mehr zu holen ist und streift sich das blauweiße Trikot mit dem Berliner Bären über. Chaos bei Wednesday, 1:4.

    64. Minute: Ach Sch 1:5. So'n ganz blödes Ei.

    68. Minute: Pah, bitte, dann eben 1:6

    72.: Minute: Weiß auf Becker, Becker, Cassier, steil auf Theiß, Theiß im Sechzehner, Ball fast weg, O'Shea ist da, Tor, 2:6!

    78. Minute: Aufmunternder Zuruf von Torwart Lengemann an seine Hintermannschaft: "Nehmt Ihr Drogen oder was!?" Na ja. 2:7, 2:8.

    Das Spiel ist fast vorbei, Wednesday steht noch, Arsenal hat noch einmal aufgemacht. Wednesday im Ballbesitz,



    O'Shea brüllt an der Mittellinie: "C'mon, last fast break!" Cassier zu Becker, zu O'Shea, Jahrtausendpass auf Cassier, der geht durch drei britische Verteidiger wie das glühende Messer durch die Butter und schiebt den Ball aus halbrechter Position ins kurze Eck, 3:8! Nur noch 3:8. Ein würdiger Abschluss dieses Aufeinandertreffens der Titanen.

    Wednesday jubelt. Über die Niederlage. Über das Ende der großen Verschwörung. Arsenal wirkt still zufrieden und lädt sogar noch ins Klubhaus ein, zu Ale und Lager. Sie wollen Wednesday in der deutschen Hauptstadt besuchen kommen. Im nächsten Frühling. Dann, liebe Freunde, stellen wir den Schiedsrichter.

    Thanks for the memories, mates. See you next spring, here in Berlin. We'll answer all the questions - on the pitch!



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