Ein Buch, das man so schnell nicht wieder vergisst
Als der kleine Walther auf dem Vogelweidehof geboren wird, ist es das größte Glück für den Vater Hermann.
Dennoch ist Hermann dank einer Prophezeiung eines Mönches in der Geburtsnacht sehr unglücklich: er sagte, dass Walther einmal ein Fahrender werden wird; er hätte eben Sand in den Schuhen. Und so bangt Hermann seit der Geburt dem Tag entgegen an dem er seinen geliebten, merkwürdigen Sohn wird ziehen lassen müssen.
Doch es kommt alles anders: Hermann stirbt als Walther sechs Jahre als ist und die Mutter Gunis wird die Kebse des Herzogs.
Walther ist unglücklich, zerissen und wütend. Er hasst sein Leben und das einzige was er auf die Reihe zu bekommen scheint, sind Worte: schon früh beginnt er Gedichte und Lieder zu verfassen und wird mit siebzehn als neuer Dichter an den Wiener Hof geholt.
Und schon mal zieht Walther als einer der größten Dichter durch das Land auf der Suche nach sich selbst, einem Heim und der Wahrheit.
Viola Alvarez ist mit ihrem Roman um den mittelalterlichen Dichter Walther von der Vogelweide ein außergewöhnlicher Roman gelungen, der mich wütend machte, mich zum Lachen brachte, mich die Verzweiflung spüren lies die Walther durchlebte.
In dem Roman erzählt die Autorin ihre Idee des Dichters, von dem noch nicht einmal bekannt ist, ob er überhaupt tatsächlich gelebt hat.
Walther ist eine facettenreiche, kaum fassbare Persönlichkeit. Jedes Mal wenn man meint Walther endlich durch und durch zu kennen handelt er wieder so, dass man wieder mal erkennen muss, dass man ihn nicht kennt.
Walther ist ein Mensch, der sich noch nicht mal selbst zu kennen scheint; er weiß nur sehr genau wer er nicht ist.
Auch die anderen Figuren werden sehr realistisch und vor allem plastisch gezeichnet. Man kann sie sich sehr gut vorstellen. Das wird vor nicht nur durch detailreiche Beschreibungen geschafft, sondern auch durch Spitznahmen wie „Murmeltier“ oder Umschreibungen wie „Maikäferpersönlichkeit“ oder dem schwäbischen Dialekt von König Phillip unterstützt.
Alvarez bindet in die Geschichte Gedichte von Walther ein, die sowohl in Mittelhochdeutsch als auch in der hochdeutschen Übersetzung zu finden sind. Die zusätzlichen „Wäre ich ein anderer gewesen“-Einschübe runden das Bild ab.
Einziger Wehmutstropfchen: ich rätsel immernoch über den Zusammenhang zwischen Geschichte und dem tollen Titel.
Wer denkt, dass Historische Romane schmonzettig sind, ist an dieser Perle sicherlich vorbei gelaufen! Viola Alvarez erzählt in einer poetischen, ruhigen Sprache ihre Idee von einem Dichter gespickt mit ein paar Fleckchen Ironie und Zynismus.
Einfach wunderbar!
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