Hinduismus

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    Re: Hinduismus

    JahRahShiva - 26.07.2005, 10:21

    Hinduismus
    Der Hinduismus ist die nach Christentum und Islam mit ca. 800 Mio. Anhängern drittgrößte Religionsgruppe und hat ihren Ursprung auf dem indischen Subkontinent. Angehörige dieser Religionen werden meist Hindus genannt. Er ist keine einheitlich organisierte Religionsgemeinschaft, sondern eine Gemeinschaft vieler Religionsgemeinschaften mit ähnlicher Grundlage und Geschichte. Der Hindu sucht sich aus vielen Göttern (ca. 3 Mil.) seinen persönlichen Gott heraus. Es gibt kein Glaubensbekenntnis, keinen als einheitliche Person oder Kraft aufgefassten Gott und keinen Religionsstifter wie etwa Jesus von Nazareth oder Buddha. Übereinstimmungen gibt es jedoch bei der Lehre von Leben, Tod und Erlösung. Eine zentrale Institution wie der Vatikan fehlt völlig. Dennoch haben religiöse Lehrer (Gurus) und Priester einen großen Stellenwert für den persönlichen Glauben.



    Religionsgeschichte des Hinduismus

    Der Hinduismus ist eine Verschmelzung von zwei verschiedenen religiösen Systemen, die im Laufe der Zeit zu einer Einheit wurden: die altindische Religion und die Religion der aus dem Norden eingewanderten Arier. Die Urbevölkerung Indiens, deren Geschichte weitgehend im Dunkeln liegt, wurde im Laufe der Zeit immer weiter in den Süden verdrängt. Aus dieser Kultur stammen Elemente wie die Verehrung weiblicher Göttinnen, heiliger Tiere und der Phalluskult (Lingam). Im Rigveda (ca. 1200 v.Chr.) der Arier hingegen werden die Götter als personifizierte Naturkräfte beschrieben, die Texte erzählen von Gold, Rindern und Kämpfen.

    In der nächsten Entwicklungsstufe (ca. 800 v.Chr) erhielt die Brahmanenkaste durch komplizierte Rituale einen hohen Grad an Einfluss. Seit 500 v.Chr. erfuhr der Hinduismus (damals als Brahmanismus bezeichnet) seine bis heute überlieferte wesentliche Ausgestaltung. Die Sprache der Überlieferung war Sanskrit, eine indogermanische Sprache, verwandt mit dem Latein. Als Hauptgötter galten nun Brahma, Vishnu und Shiva und es wurden Tempel gebaut, Götterstatuen aufgestellt und viele Kult- und Weihehandlungen entstanden. Seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. verlor der Hinduismus durch den Buddhismus zwar Anhänger, er ging jedoch nie ganz unter und wurde erst im 4. Jahrhundert von den damaligen Königen wieder bevorzugt. Seit dem 8. Jahrhundert wurde der Hinduismus auch teilweise durch den Islam verdrängt und der Sikhismus entstand sowie monotheistische Tendenzen.


    Verbreitung

    Der Hinduismus ist in Indien, Nepal, Sri Lanka und selbt in Mauritius, Südafrika, Fidschi, Singapur, Malaysia, Trinidad und Tobago, durch die indischen Arbeiter, die zwischen 19. Jahrhundert und dem 20. Jahrhundert eingewandert sind, verbreitet.


    Schriften, Glaubensrichtungen & Gurus

    Der Hinduismus kennt keine Gründerfigur (wie etwa Jesus im Christentum oder Buddha im Buddhismus). Es gibt auch keine kanonisierte Schriftensammlung (wie die christliche Bibel oder den islamischen Koran), die alleingültig ist oder als vollständig gilt. Dennoch gelten die Veden mit den Upanishaden und die Bhagavad Gita (als Bestandteil des Mahabharata) als die grundlegenden Schriften des Hinduismus. In späterer Zeit kommen die Puranas hinzu, wie z.B. das Shivapurana.

    Entgegen dem ersten Schein ist der Hinduismus keine polytheistische Religion. Man hat ihn als Henotheismus bezeichnet, da alle Götter, je nach individueller Glaubensausrichtung, Ausdruck des einen höchsten persönlichen Gottes oder auch unpersönlichen Brahmans sind. Panentheismus bezeichnet die Vorstellung, dass Gott oder Brahman alles durchdringt, jedoch nicht vollständig manifestiert ist. Das höchste Göttliche ist Brahman. Es ist das Eine ohne ein Zweites. Es ist die Totalität. Weder männlich noch weiblich und doch beides zugleich. Das Schaffende und das Erschaffene zugleich. Es ist der Urgrund und die letzte Wirklichkeit. Brahman wird in Tempeln nie dargestellt, da es aller Formen ledig ist. Es ist alles, was ist. Brahman wird nicht angebetet, da es ja den Anbetenden mit einschließt. Brahman kann nur erkannt werden in allem, was ist. Advaita Vedanta (Nichtdualität) ist die Lehre Shankaras (788-820 n.Chr), die auf diese Erkenntnis der Einheit zielt. Nach Lehre des Vishishtadvaita (qualifizerter Monismus) von Ramanuja, ist Gott alles was existiert, es besteht jedoch ein qualitativer Unterschied zwischen Individueller Seele und höchstem Gott, der eine Form besitzt. Am anderen Ende des Spektrums steht die rein dualistische Philosophie des Dvaita Vedanta Madhvas, die streng zwischen Seele und Gott unterscheidet und eher dem Christentum ähnelt. (siehe: Indische Philosophie)


    Im Hinduismus wird der Kosmos als geordnetes Ganzes angesehen, der vom Dharma, dem Weltgesetz, welches die natürliche und sittliche Ordnung darstellt, beherrscht wird.

    Die Gottesauffassungen sind dem einzelnen überlassen, die Hauptrichtungen des Hinduismus sind jedoch Shivaismus, Vishnuismus, Shaktismus und Tantrismus. Die drei höchsten Götter des Hinduismus sind Brahma, Shiva und Vishnu, die auch als Dreiheit, Trimurti, auftreten. Daneben gibt es aber andere unzählige Götter, die oft als Kinder oder Diener der Dreiheit aufgefasst werden, z.B. der elefantenköpfige Gott Ganesha und es gibt auch eine große Zahl weiblicher Gottheiten, die als Gemahlinnen oder weibliche Seite der drei Hauptgötter gelten, z.B. Sarasvati, Lakshmi und Durga.

    Götter, Menschen und Tiere durchwandern nach hinduistischer Glaubensvorstellung in einem durch ewige Wiederkehr gekennzeichneten Kreislauf Samsara die Weltzeitalter Yuga. Während des Lebens wird je nach Verhalten gutes oder schlechtes Karma angehäuft. Dieses Gesetz von Ursache und Wirkung von Handlungen beeinflusst nach hinduistischer Vorstellung zukünftige Reinkarnationen und die Erlösung (moksha), das Aufgehen des Atman (Atman ist ein Stück von Brahman das jeder in sich trägt). Es ist NICHT zu vergleichen mit der Seele, da die Seele etwas Individuelles (also bei jedem verschieden) und das Atman immer das gleiche ist im "kosmischen Bewusstsein" (Brahman). Die persönliche Erleuchtung ist der Endpunkt der Entwicklung des Geistes und je nach Realisation des Suchers kann diese durch viele Methoden (z.B. Yoga) erreicht werden.

    Die Zugehörigkeit zu einer Kaste hat für indische Hindus trotz Abschaffung des Kastensystems in der Verfassung weiterhin große soziale Relevanz. Die ursprüngliche Bedeutung des Kastenwesens war, dass der Einfluss eines Menschen in der Gesellschaft mit dem Maß seiner Selbstlosigkeit wachsen sollte. Grundsatz der Kastenordnung ist, daß die Lebewesen von Geburt an nach Aufgaben, Rechten, Pflichten und Fähigkeiten streng voneinander getrennt sind. Für die einzelnen Kasten (Varnas) gibt es unterschiedliche spezielle religiöse und kultische Vorschriften, die sich in allen Bereichen des Lebens äußern. Die oberste Kaste ist die Priesterkaste der Brahmanen, die zweite Kaste die der Kshatriya, die Kriegerkaste, dann die Vaishya, Bauern, Viehzüchter, Gewerbetreibende und Händler und die vierte Kaste, die Shudra, Arbeiter und Handwerker. Die niedrigste Gruppe sind die sogenannten Unberührbaren, die Dalits, die oft ein erbärmliches Dasein fristen und 'unreine' Berufe ausüben. Alle Kasten sind in viele Unterkasten (Jatis) geteilt, so dass es 2000 bis 3000 Kasten gibt. Obwohl das Kastenwesen im Hinduismus entstanden ist, wird es dort auch von anderen Religionen praktiziert. So hat die Christianisierung das Kastenwesen nicht immer überwunden. So müssen in vielen Kirchen Indiens Angehörige der unteren Kasten hinten sitzen.


    Rolle der Frau

    Die Rolle der Frau im Hinduismus hat über die Jahrhunderte und Jahrtausende eine kontinuierliche Entwicklung durchgemacht und muss immer auch im Zusammenhang mit den jeweiligen Lebensumständen gesehen werden. Einige Hymnen der Rigveda wurden von Frauen geschrieben, und in der Brhadaranyaka Upanishad finden wir einen Dialog zwischen der gelehrten Tochter von Vachaknu Gargi und Yajnavalkya. Aus dieser Zeit ist auch die Sitte des Svayamvara überliefert, wörtlich Selbstwahl: Frauen am Könighof werden nicht einfach verheiratet, sondern wählen den Bräutigam aus den in Frage kommenden Kandidaten selbst aus.

    Ein zentrales Ritual, das Upanayana (Initiationsritus für Knaben) ist von frühester Zeit an jedoch Männern vorbehalten. Es ist dieser (den oberen Kasten vorbehaltene) Ritus, der einen Menschen zum Dvijati (Zweimalgeborenen) werden lässt. Nach der natürlichen Geburt stellt das Upanayana die kulturelle Geburt dar.

    Kaum ein Text ist so aufschlussreich für die Rolle der Frau im neueren Hinduismus wie das Ramayana, die Geschichte von Rama und Sita. Sita wurde von dem Dämonen Ravana entführt und in Lanka festgehalten. Mit Hilfe Hanumans konnte sie befreit werden und zu Rama zurückgebracht werden. Dieser zweifelte jedoch an der Treue seiner Frau und erreichte, dass Sita sich einer Feuerprobe unterzog: sie stieg auf den Scheiterhaufen und wurde jedoch aufgrund ihrer Unschuld an Rama zurückgegeben. Im letzten (später angefügten) Buch des Ramayana wird Rama erneut misstraurisch, er verstößt sie und sie gebiert Zwillinge in der Einöde Valmiki. Dort zieht sie ihre (und Ramas) Söhne auf. Rama fordert Jahre später Sita erneut im Beisein der Götter zu einem Schwur auf. Sita beteuert, sie habe nie an einen anderen Mann gedacht und bittet Mutter Erde ihren Schoß für sie zu öffnen. Ein Thron erscheint und Sita entschwindet in den Himmel. Rama gibt daraufhin die Herrschaft an seine Söhne ab und wird im Himmel mit Sita vereint. Sita gilt auch heute noch als Inbegriff der treuen Ehefrau und Rama als moralisches Vorbild. Trotz seines Misstrauens, das so fatale Konsequenzen für Sita hatte, wirft dies keinen negativen Schatten auf das Rama-Bild. Sita rebelliert nicht gegen die ungerechte Behandlung, sie erduldet sie.

    Insbesondere in der älteren Indologie findet man Einschätzungen wie z.B. "die Frauen wurden in Indien mit größerem Respekt behandelt als in anderen antiken Kulturen." Professor H.H. Wilson sagte, dass man mit Zuversicht feststellen könne, dass in keiner anderen antiken Nation die Frauen in so großer Achtung standen wie bei den Hindus. Bei diesen Aussagen ist zu berücksichtigen, dass früher Aussagen in alten Texten oftmals leichtfertig als Indiz für die soziale Realität betrachtet wurden. Es erscheint ratsam, die Schlussfolgerungen mit einer gewissen Skepsis zu betrachten.


    Mutterschaft

    Die Hauptaufgabe der Frau im Hinduismus ist die Mutterschaft. Frauen sollten möglichst viele Söhne bekommen. Töchter haben einen geringeren Wert, da bei der Hochzeit die Mädchen die Mitgift mitbringen müssen und die Familie durch Mitgiftzahlungen für zu viele Töchter auch verarmen kann. Diese Geringschätzung von Mädchen führt oft zur Abtreibung weiblicher Nachkommen. Diese hohe Abtreibungsrate ist ein Problem, für das bisher aber noch keine Lösung gefunden worden ist.


    Witwen

    Die Aufgabe der Frau ist es, dem Mann auch nach seinem Tode treu zu bleiben und ihn auch nach seinem Ableben zu ehren. Manchmal führt dies sogar so weit , dass sich die Frau bei der Feuerbestattung ihres Mannes lebendig verbrennen lässt. Diese so genannte Witwenverbrennung (Sati) gibt es teilweise auch heute noch. Diesen Brauch gibt es vor allem bei Kshatriya-Kasten Nordindiens, wie den Rajputs. Dies macht deutlich, wie stark die Rolle der Frau im Hinduismus auch heute noch traditionsbestimmt ist. Auch wenn die Witwenverbrennung keinesfalls eine alltägliche Sache ist, ist zu beobachten, dass Frauen, die dies auf sich nehmen, auch im modernen Indien mit einer nachträglichen Glorifizierung "belohnt" werden.



    Familie

    In der Familie ist der Vater das Oberhaupt; Mutter und Töchter haben ihm zu dienen (Patriarchat). Er trifft alle wichtigen Entscheidungen, beispielsweise über Geldangelegenheiten, Hochzeit usw. - zumindest soll es nach außen hin so aussehen. Traditionellerweise ist die Mutter-Sohn Bindung die engste im indischen Familiensystem. Nicht selten wohnt der Sohn mit seiner Ehefrau im Haus der Eltern, wenn die räumlichen Verhältnisse dies zulassen. Bei den Töchtern jedoch ist von vorneherein klar, dass sie das Haus verlassen werden, um in die Familie des Ehemannes zu ziehen. Dies ist nicht einfach für die junge Ehefrau. Sie ist diejenige in der Familie mit den wenigsten Rechten, ihr Status verbessert sich erst, wenn sie Kinder (am besten einen Sohn) bekommt. Ältere Frauen, d.h. Schwiegermütter haben oftmals einen sehr soliden Status und sind mit genügend Autorität ausgestattet. Eine soziale Rolle, die in Indien nicht vorgesehen ist, ist die der unverheirateten Frau. Ledige Frauen wohnen in Indien nicht alleine, sondern weiter im Haushalt der Eltern und müssen - sogar, wenn sie bereits 50 Jahre sind - ähnlich wie auch in Europa mit Sticheleien aus der näheren Umgebung rechnen.

    Das Verhältnis zwischen den Ehegatten ist von Pragmatismus geprägt. Bei einer "arranged marriage" sucht man den als Ehemann aus, der in Bezug auf Bildung, Status etc. einem am ähnlichsten ist. Die Liebe kommt später, sagt man in Indien. Das sei wie ein Topf Wasser, den man auf den Herd stelle und der eben erst später zu kochen anfange. Sogenannte "love marriages" sind zwar heute häufiger, die Partner kennen sich jedoch selten so gut, wie das im Westen der Fall ist.


    Die heilige Kuh

    Da die Menschen im Verlauf der Zeit von Milchprodukten abhängiger wurden als zuvor, und die Hauptquelle hierfür Kühe waren, war die Kuh lebenswichtig, also heilig. Eine lebende Kuh brachte mehr Nahrung als eine tote. Die Viehzucht zum Zwecke der Fleischproduktion (sogenannte Veredelung) erfordert einen sehr hohen Futtermittelaufwand. Für die vorwiegend vegetarische Lebensweise der Hindus wird deshalb erheblich weniger (nur ca. 10-20%) an landwirtschaftlich bearbeitbarer Fläche benötigt als für eine auf Fleischverzehr basierende Kost.

    Als Reaktion auf den Vegetarismus im Buddhismus erklärten die Brahmanen ab ca. 400 v.Chr. den Vegetarismus für obligatorisch. In vedischen Zeiten waren die Lebensumstände noch völlig anders. Zu besonderen Anlässen wurde das Pferdeopfer (ashvamedha) praktiziert, große Rinderherden galten als Quelle des Reichtums.



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