[Story] NWN - Nimbral - Reyven Nardeen

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    Re: [Story] NWN - Nimbral - Reyven Nardeen

    Seraphia - 15.09.2005, 22:52

    [Story] NWN - Nimbral - Reyven Nardeen
    Aussehen:
    Ist sie nicht vermummt, so mag man zwischen den schwarzen Haaren spitze Ohren erkennen, die jedoch nicht ganz so spitz sind wie die Ohren von Elfen, jedoch spitzer wie die von Menschen sind. Sollten ihre Oberarme entblößt sein, so kann man auf beiden Seiten schwarze Tätowierungen erkennen, die wohl elfischen Ursprunges sind. Auf dem linken Schlüsselbein ist zudem ein schwarzes Triskel eingraviert. Ihre Augen sind grün und wirken neugierig. Ihr Gesicht wirkt sympathisch, ist jedoch eher durchschnittlich hübsch. Ihre Figur ist schlank und man sieht ihr das elfische Elternteil deutlich an.
    Sie ist nur 1,67 m groß und mag 60 kg wiegen.

    Eigenschaften:
    Reyven wirkt, wenn man sie das erste Mal trifft, sehr zurück haltend und eher unterwürfig, was jedoch Maskerade ist. Sie mimt die einfache Bäuerin, wirkt offen, neugierig und aufgeschlossen, doch hier täuscht sie die Beobachter. Reyven ist eine Frau, die vieles in ihrem Leben vergessen möchte, sie ist unter der Maske melancholisch, manchmal auch depressiv. Sie hat Vorurteile gegenüber Elfen, die deutlich von ihrem Vater geprägt wurden. Sie traut ihnen jedoch nicht und sieht sich selber eher auf der Seite der Menschen, wo sie jedoch weiß, dass sie auch dort mit Vorurteilen belegt wird. Sie ergibt sich ihren Schicksal und vertraut ganz ihrer Göttin, die für sie da ist, wo jeder andere sie aufgegeben hat.
    Innerlich scheint Reyvens Feuer erloschen zu sein, sie denkt, dass es für sie keine Liebe gibt und hat daher jegliche Hoffnung auf Änderung dieses Zustandes aufgegeben. Demzufolge ist auch ihre Gefühlswelt eher kalt und nüchtern. Mitleid hat sie nur insofern, als dass sie versucht, die verlorenen Seelen aufzufangen und zu Shar zu leiten.
    Reyven hat zwar noch niemanden getötet, doch würde sie wohl auch nicht davor zurück schrecken. Sie mag offene Gewalt nicht, sondern sucht ihren Weg eher in der Heimlichkeit der Nacht.
    Ihre Herkunft, wegen der sie (siehe Char-Story) auch schlussendlich in die Fänge Shars geriet, sind nach wie vor ihr schwacher Punkt, sodass sie nur ungerne über ihre Kindheit erzählt.
    Bis auf Elfen hat sie keinerlei Vorurteile gegenüber anderen Rassen. Orks mag sie nicht besonders, da sie aufgrund ihren elfischen Blutes eher schlechte Erfahrung mit ihnen gemacht hat.

    Geschichte:
    Reyven wurde vor 24 Jahren in einem Wald in der Nähe von Luskan geboren. Ihre Mutter war eine Magierin, die das elfische Leben studieren wollte und mit Hilfe eines Illusions- und Liebeszaubers Reyvens Vater, einen Elfen, verführte und schlussendlich mit ihm schlief, um schwanger zu werden und dann ihre eigene Tochter als Studienobjekt missbrauchen zu können. Reyvens Vater kam ihr jedoch auf die Schliche und in einer Nacht- und Nebelaktion holte er seine Tochter zu sich, nannte sie Tienawen und zog sie die folgenden Jahre in seiner Elfensippe auf. Er verheimlichte ihr, dass ihre Mutter eine Menschenfrau war, zog sie recht elfisch auf und -enttäuscht durch Reyvens Mutter - lehrte er ihr Vorurteile gegenüber Menschen, stellte die Elfen als überlegene Rasse dar und ließ ihr schließlich auch an den Oberarmen elfische Tätowierungen in die Haut bringen, sowie ein Triskel auf dem linken Schlüsselbein, dass sie an Angharradh erinnern sollte, der "elfischen Mutter".
    Reyven fand diese Fremdbestimmung jedoch untragbar und begann dann eigene Nachforschungen anzustellen, zumal die anderen elfischen Jugendlichen begannen, sie zu hänseln. Etwas an ihr war anders und schlussendlich fand sie durch Belauschen eines Gespräches zweier Erwachsener heraus, dass ihre Mutter in Luskan lebte. Sie erfuhrt auch von der Täuschung und als sie ihren Vater konfrontierte, gestand er ihr, dass er nicht wollte, dass sie nach ihrer Mutter geriet, noch Kontakt zu den Menschen hatte. Eher angestachelt als wirklich verständnisvoll beschloss Reyven, ihre Mutter zu suchen. Sie war 17 und machte sich dann alleine nach Luskan. Es sollte eher ein Besuch werden, doch es sollte anders kommen.
    Mit einem elfischen Schwert und einem einfachen Langbogen bewaffnet, sowie einer einfachen Lederkleidung, ging sie nach Luskan. Sie suchte nach der Magierin, doch fand sie diese nicht. Es dauerte zwei Monate, bis sie auf eine Spur stieß und einen weiteren Monat, bis sie herausfand, dass ihre Mutter nur 3 Jahre nach ihrer Geburt ermordet worden war. Reyven würde sie nie kennenlernen.
    Um die Möglichkeit beraubt, das menschliche Leben und ihre menschliche Seite kennenzulernen, erdachte sich Tienawen einen anderen Namen und suchte sich dann eine Arbeit. Da sie jedoch niemand bei sich aufnehmen wollte, nahm sie auch einfache Arbeiten an und wurde schließlich in das Handwerk der Bäuer eingeführt. Sie half beim Ernten der Felder vor der Stadt, versorgte die Tiere und lernte ebenfalls, wie man die Erzeugnisse zubereitete, um schlussendlich daraus Brot zu machen und andere Lebensmittel. Während all dieser Zeit wurde sie immer melancholischer. Die Abneigung machte ihr schwer zu schaffen, die ihr entgegen schlug. Bastard... so wurde sie genannt. Zu ihrem Vater zurück wollte sie nicht und ihre Mutter war... tot.
    Sie begann auf Rache zu sinnen, Rache den Mördern ihrer Mutter und versuchte dann, wenn sie frei hatte - also des Nachts - mehr heraus zu finden über die Umstände ihres Todes. Dabei lernte sie die nächtliche Seite Luskans kennen, wurde selbstsicherer, geriet dadurch jedoch vollends auf die schiefe Bahn. Sie lernte die falschen Leute kennen und dort kümerte es niemanden, woher sie kam. Es zählten nur ihre Taten. Sie schreckte vor kleineren Diebstählen nicht zurück, auch wenn sie sich irgendwann nur noch darauf beschränkte, Schmiere zu stehen. Sie begann, Leute zu vergiften, wenn sie einen Auftrag dafür bekam. Und schlussendlich gewann sie auch das Vertrauen zu einigen "besser betuchten" Leuten. Diese stellten sich als Shariten heraus, eine kleine Gemeinde Shars, die von mehreren Priestern geführt wurde.
    Die Lehren der Dunklen Mutter sprachen Reyven an. Denn eine Mutter... ja, das war es, wonach sie sich sehnte. Sie fühlte sich verloren... und identifizierte sich aufgrund ihrer Tätigkeiten immer mehr und mehr mit der Nacht. Sie war zwar weiterhin eine Magd, doch wurde dieser Teil ihres Lebens immer mehr und mehr nur eine Rolle, eine Maske, die Reyven aufsetzte, um andere zu täuschen.
    In einer langen Zeremonie wurde sie in die Gemeinde Shars integriert, auch sie nahm den Gifttrank zu sich... Sie hatte drei Tage Zeit, das Kostbarste, was sie kannte, zu opfern, um den Verlust zu spüren - und um sich als würdig zu erweisen. Nur dann würde die Göttin sie aufnehmen, das Gift aus ihrem Körper nehmen und sie weiter leben lassen.
    Reyven schaffte diese Prüfung. Es war die kleine Katze des Bauern gewesen, die ihr das Kostbarste gewesen war, was sie hatte. Immerhin hatte auch das Tier sie akzeptiert, wie sie war. Sie fühlte den Verlust, doch war ihr ihr eigenes Leben lieber.
    Bald schon begann sie die Nacht zu spüren, und zog aus der Leere in ihr Kraft. Shar erhörte ihre Gebete und sie wurde in das Novizen-Dasein Shars eingeführt. Doch die Göttin war von ihrem Tun recht angetan und stellte ihr auch einen ihrer Diener, einen Schatten, zu ihrer Verfügung. Reyven wusste, dass dieser Schatten schwach war, nicht wenig mehr konnte als sie selber. Aber er würde zusammen mit ihr stärker werden. Über die Jahre wurde die Bindung zwischen ihrem Schatten und ihr immer inniger, sodass sie sich bald - wie bei Magiern - mental verständigen konnten, wobei jedoch der Schattenn nicht sonderlich intelligent war und keine tiefgreifenden philosophischen Gespräche möglich waren.
    Sie folgte den Spuren des Mörders ihrer Mutter, nachdem sie 24 geworden war. Sie fühlte sich reif genug, ausgebildet genug und schlussendlich folgte sie den Spuren bis nach Nimbral.



    Re: [Story] NWN - Nimbral - Reyven Nardeen

    Seraphia - 17.03.2007, 13:21


    Rabe zog die Kapuze tiefer, hockte auf dem Rand des Simses und blickte hinaus in die Nacht. Ihre Kleidung verhüllte ihren Körper vollständig und die Kapuze ließ ihr Gesicht nicht erahnen. Wolken schoben sich vor die schmale Sichel des Mondes. Bald würde Neumond sein, die Zeit der tiefsten Finsternis. Ihre Zeit...
    Das schwache Licht reichte ihr, um zu sehen. Zum einen kam ihr Erbe zum tragen, wenn auch eher unzureichend, zum anderen die Übung. Sie spürte ihn um sich herum, hörte sein leises Flüstern, das wie das Rauschen des Windes klang. Jemand kam, verharrte und schien wohl ihre Silouhette gegen den dunklen Himmel gesehen zu haben. Sie verharrte ruhig.
    Es war ein Magus, der - wohl nervös durch ihre Gegenwart - einen Lichtzauber sprach, doch das Licht reichte nicht bis zu ihr. Er stellte sich ihr vor und als sie antwortete, war ihre Stimme ebenso leise, kaum hörbar und doch laut genug, dass er sie verstand. Rabe sprach selten laut, wenn sie so unterwegs war. Diejenigen, die ihr zuhören wollten, würden Sie verstehen. Und diejenigen, die ihre Ohren - und ihre Augen - vor der Wahrheit verschlossen, nun, auch sie würden es eines Tages noch am eigenen Leibe spüren.
    Und dann, wenn sie verzweifelt und alleine waren, war Rabe zur Stelle.
    Ein Wachmann kam des Weges, polterte in seiner metallenen Rüstung und auch er wurde wohl auf sie aufmerksam. Es ergab sich ein kurzes Gespräch - unerfreulich - doch dann ignorierte er sie. Kurz blickte sie wieder zum Magier, schnappte einen Satz auf... und zog sich dann zurück, leise - fast lautlos.
    Sie entfernte sich und wartete an einer anderen Stelle, bis er vorbei kam. Sie stieß den krächzenden Ruf eines Raben aus, wartete, bis er aufmerksam wurde und näher trat.
    Dann trat sie neben dem Baum hervor, blieb außerhalb seines Lichtscheines und sprach ihn auf den Satz an. Ob er wirklich alles vergessen wolle... und als er bejahte, dass sie ihm helfen könne.
    Sie riet ihm, das Licht zu löschen, brachte mehr über ihn in Erfahrung und merkte, wie verzweifelt er war.
    Schließlich folgte er ihr gar bis an den Rand des Gebirges. Es schien ihm dabei egal zu sein, dass sie eine Fremde war, umso größer sprach alleine aus dieser Handlung seine innere Seelenpein.
    Sie stellte ihm einige Fragen und stellte ihm das Vergessen in Aussicht. Sie redeten die ganze Nacht hindurch und schlussendlich war er bereit, alles dafür zu geben, alles aus seinem bisherigen, miserablen Leben, doch Rabe wiegelte ab. Er würde die Prüfung absolvieren und seine Ernsthaftigkeit beweisen müssen. Davon wusste er noch nichts. Doch bis dahin hatte er die Möglichkeit, nachzudenken, und Rabes Worte konnten langsam sickern. Er war empfänglich gewesen, und selbst wenn er dem Feind diente, so hatte sie doch alle Vorteile in ihrer Hand.
    Nach diesem Gespräch verschwand sie rasch und leise, ließ nur ein letztes Flüstern zurück.
    Er hatte drei Tage...

    Noch bevor die ersten Sonnenstrahlen den Boden berührten, spürte sie ihn wieder bei sich. Sie lauschte seinem Flüstern. Er war nicht sonderlich intelligent, aber er tat, was man ihm sagte, auch wenn es länger dauerte, bis er es begriff. Sie waren verspielt... manchmal gar tödlich verspielt, doch er wusste, dass er an ihrer Seite wachsen würde.
    Der Mann mit dem Feuerhund... sie würde auch ihn aufsuchen.
    "Lasse alle Hoffnung fahren und ergib dich der Nacht..."
    Doch Rabe's Zeit endete, als die Sonne immer höher klomm. Gerade noch rechtzeitig schaffte sie es, zog sich in die schmale Unterkunft zurück und gönnte sich den wohlverdienten Schlaf.



    Re: [Story] NWN - Nimbral - Reyven Nardeen

    Seraphia - 17.03.2007, 13:21


    Rabe sah nach oben gen Himmel. Sie hatte nur noch wenige Stunden Zeit, das wusste sie. Lautlos wie ein Schatten schlich sie durch die Dunkelheit und versuchte, Mor-Am zu finden. Rukh hatte sie indirekt schon angekündigt und es war Zeit, dass sie in Erscheinung trat.
    Sie fand ihn schließlich nach langer Suche vor den Toren der Oberstadt. Er unterhielt sich mit einem Adepten der Magierschule, wie Rabe vermutete. Sie wollte sich beiden eher ungesehen nähern, doch irgendwie musste sie einen Dachs aufgeschreckt haben, der es ihr wohl übel nahm, im Schlaf gestört worden zu sein. Er ging auf sie los und versuchte ihr in den Knöchel zu beißen.
    Angewidert sah Rabe hinunter, zog ihr Schwert und hieb nach dem Tier. Nach ein oder zwei Fehltreffern erwischte sie es und versetzte ihm einen tödlichen Schlag. Ohne mit der Wimper zu zucken wischte sie das Schwert an seinem Fell ab, steckte es wieder in die Scheide und trat schließlich auf die beiden Menschen zu.
    Der Magier, eine recht interessante Person, wie Rabe fand, verabschiedete sich jedoch rasch und sie blieb mit Mor-Am alleine zurück. Mit Hilfe einiger Andeutungen bedeutete sie ihm, dass sie bescheid wisse. Er musste nicht wissen, dass sie zu einem Teil nur blöffte.
    Der andere Magier, Zernd, kam kurze Zeit später aus dem Tor geschlendert, stieß auf die beiden. Auch er war rasch zu überzeugen und schlussendlich folgten sie ihr, als sich die ersten Strahlen der Sonne am Himmel zeigten.
    In den dunklen Kanälen unterhalb der Stadt machten sie halt. Sie waren alleine und Rabe schickte ihren Begleiter aus, der sicher stellte, dass niemand in Lauschnähe war.
    Erst hier sprach sie offener, auch wenn es den beiden nach wie vor wie Rätsel vorkam. Jedoch waren beide ihren Worten geneigt, wollten alles geben, um ihr vorheriges Leben zu vergessen, oder zumindest einen Teil davon.
    Doch es lag nicht in Rabes Macht, das zu tun. Wenn, dann würde es ein Geschenk der Dunklen Mutter sein, wenn denn das Opfer, das, was ihnen den größten Verlust bedeutete, angenommen würde.
    Die Stunden vergingen und sie reichte beiden den tödlichen Gifttrank. Sie hatten 24 Stunden Zeit. 24 Stunden, in denen die Göttin wählen würde, ob die beiden sterben würden, oder ob sie ein neues Leben in der Dunkelheit geschenkt bekämen.
    Rabe lächelte flüchtig unter der Kapuze und ging, die beiden Opfergaben mit sich führend.
    Als sie aus dem Kanal trat, blinzelte sie.
    Hell stach ihr das Licht der Sonne in das Gesicht. Flüchtig knurrte sie, dann huschte sie rasch hinter die Bäume, kramte aus ihrem Rucksack ihre Arbeitskleidung hervor, zog sie dann um und trat, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand sie sah, offen hervor, um dann im Tageslicht zur Mühle zurück zu gehen.



    Re: [Story] NWN - Nimbral - Reyven Nardeen

    Seraphia - 17.03.2007, 13:21


    Eine dunkle Gestalt balancierte auf der Mauer des Friedhofes, hockte sich dann nieder und beobachtete die Trauerprozession. Eine alte Frau war wohl ihrem Alter erlegen, einige ältere Vetteln und ein Greis standen am frischen Grab, zitterten, weinten. Sie bemerkten den Schatten nicht.
    Rabe lächelte unter der Kapuze. Wieder hatten Menschen einen Verlust zu beklagen. Sie spürten die Leere und Rabe schickte ein lautloses Gebet an Shar. Doch diese Menschen waren alt und stur, zu sehr mit ihren Traditionen behaftet und sie wussten um den Tod und seiner Folgen. Sie hatte es damals schon mehrmals probiert, in ihrer alten Heimatstadt, es hatte kein einziges Mal geklappt. Alte Menschen ließen sich nicht wirklich konvertieren, und so blieb Rabe dort Hocken, als ein Schatten unter vielen.
    Sie beobachtete die Menschen und ließ ihre Gedanken schweifen. Viel hatte sie erreicht. Sie hatte zwei Menschen zum wahren Glauben bekehrt, lange hatte es gedauert, doch beide waren ihren Einflüsterungen erlegen und sie hatten das bekommen, wonach sie begehrten. Und Rabe hatte als Ausgleich – dem Schicksal sei Dank – Zugang zu dem alten Gemäuer erhalten. Ein Tempel… den Rabe in wochenlanger Arbeit den Klauen Loviatars entrissen hatte… Wie lange hatte sie sich nicht gezeigt, wie lange hatte sie in dem Tempel zugebracht… sehr lange. Doch schlussendlich war es gelungen, der Einfluss der Dornenmaid war verschwunden und nun herrschte dort die Dunkelheit.
    Weitere Kinder der Nacht hatten sich eingefunden, doch nur eine hatte sich als würdig erwiesen, in den inneren Zirkel aufgenommen zu werden. Rabe war sehr zufrieden, der Anfang war schwer gewesen, doch nun verstanden sie sich fast ohne Worte. Sie lagen auf einer gemeinsamen Welle und die Schatten begannen, Nimbral zu durchstreifen.
    Ein Seuchenkind war aufgetaucht, eine Zusammenarbeit war angestrebt wurden, doch jener schien wahnsinnig zu sein… Es missfiel den Schatten, und sie beobachteten ihn. Zwar hatte er die Prüfung, die sie ihm auferlegten, gemeistert, doch der Tod des Pagen… der Tod eines Jungen… galt das als Herausforderung? Wohl kaum. Eine zweite Prüfung wurde gefordert, doch nun begann er sich zu sträuben, seine Zunge, die ihn zuvor schon beinahe mehrmals den Tod gekostet hatte – was er nicht wusste – war auch dieses mal zu locker. Rabe schwieg… ließ ihn gewähren und ihn spotten, doch innerlich spürte sie die Kälte des Zornes und dann, als sie ihn gestern wieder traf, war es soweit.
    Abermals hatte er seine Zunge nicht im Zaun, spottete… doch er bemerkte nicht, dass die Schatten ihn umzingelt hatten. Ein Pfeil bohrte sich in seine Schulter, und als er sich umdrehte, um zu sehen, wer auf ihn geschossen hatte, griffen sie an.
    Mor-Am kümmerte sich um die beiden ungebetenen Zaungäste, doch niemand griff in den Kampf ein und so spürte das Seuchenkind die Macht der Nacht. Niemand spottete über Shar ungestraft und niemand legte sich mit den Schatten an.
    Wer nicht für sie war, war gegen sie. Und alle, die gegen sie waren, verdienten das Ewige Vergessen.
    Als Vroni näher eilte, den Verletzten, der bewusstlos am Boden lag, zu helfen, gingen sie. Es war bereits Tag, doch sie beide sahen identisch aus, schwarz gekleidet, vermummt. Vroni folgte ihnen nicht…
    Rabe schmunzelte und dachte dann an den jungen Elfen und seinem Ring. Er war zu ihnen gekommen, bat, dass sie die Macht seines Ringes brechen mochten… er war aufdringlich und auch seine Zunge führte ihn fast in den Tod. Doch schlussendlich konnte man auch das ausnutzen. Sie nahm den Ring an sich und, nachdem die Schatten ihr Weisung gegeben hatten, hatte der Innere Zirkel in einem langen und aufwändigen Ritual die Macht des Ringes gebrochen, um den Willen des Elfen zu erfüllen. Doch was er nicht wusste, war, dass der Ring nun "ein besonderes Geschenk" aufwies. Ein Geschenk, was den Kindern der Nacht nützlich war, und wodurch sie sich seiner Hilfe noch einmal zusätzlich versicherten.
    Noch jemand, auf den sie zurückgreifen konnten… Fast kam sich Rabe wie eine Spinne vor, die langsam ihr Netz sponn, das sich immer weiter und weiter ausbreitete.
    Auch den Magus, der ihnen eindrucksvoll seine schwarzen Künste vorgeführt hatte, und um Nutzung des Gebietes erfragte, hatten sie für sich eingesponnen. Es war nicht einfach, mit den Schatten Verhandlungen zu führen, doch es war wie ein Schachspiel… man musste nur genügend Züge im vorausplanen und alles lief so, wie die Dunkle Mutter es wollte, wenn man geschickt agierte.
    Die Kontakte knüpften sich immer weiter, und die Informationen flossen nur so zur Hüterin der Schatten. Es ging voran, nicht immer schnell, aber dafür stetig.
    Rabe wandte sich um und sprang leise von der Mauer. Sie imitierte den Ruf eines Raben – der zwar manchmal eher klang wie der kranke Ruf einer Elster – aber Vogelvieh war Vogelvieh und nur die wenigsten mochten den Unterschied deutlich erkennen.
    Sie verschwand in der Dunkelheit. Es gab noch so viel zu tun…



    Re: [Story] NWN - Nimbral - Reyven Nardeen

    Seraphia - 17.03.2007, 13:22


    Wieder einmal war es Nacht. Rabe saß an einer der großen Klippen, direkt am Meer, und ließ ihre Beine hinab baumeln. Unter ihr tobte das Meer und eine feuchte Brise wehte ihr ins Gesicht. Es war niemand in der Nähe, niemand würde so eine riskante Klettertour wagen. Sie streifte die Kapuze herunter und ließ ihr schulterlanges Haar wehen. Die Nacht war dunkel, Wolken bedeckten den Himmel und bis auf das Meer, das gegen die Steine donnerte, war kein Laut zu hören.
    Sie ließ ihre Gedanken schweifen…

    Allein. Obwohl ich umringt bin von Menschen, Elfen und anderen Wesen auf dieser Insel, bin ich alleine. Sie blicken mich an und blicken durch mich hindurch. Es ist unheimlich. Ich bin mitten unter ihnen, blicke sie an, lächle, und sie sehen durch mich hindurch. Ich berühre meine Arm, nur um sicherzugehen, dass ich wirklich da bin. Alles scheint so unwirklich, so weit entfernt von mir.
    Etwas liegt in der Luft. Ich spüre es. Wie ein drohender Sturm sendet es seine Boten. Ich habe ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Es ist, als ziehe sich dort alles zusammen, verkrampfe sich nach und nach, erst unmerklich, dann immer stärker. Ich fühle mich schlecht, schuldig… obwohl ich keine Schuld auf mich geladen habe. Dennoch, ich werde das Gefühl nicht los, versagt zu haben. Und ich denke, all das sind Vorboten von diesem "Sturm".
    Ich habe den Tempel gereinigt und ihn der Dunklen Mutter geweiht. Ich habe den Zirkel geformt. Wenige wissen von uns, doch die, die von uns wissen, fürchten und respektieren uns. Uns, und unsere Macht. Ich habe viel erreicht. Und dennoch werde ich das Gefühl nicht los, versagt zu haben.
    Ich weiß nicht, warum ich all das jetzt sehe… manchmal sind es diese Augenblicke, die Ruhe vor dem Sturm, wo wir uns selbst erkennen. Momente, in denen wir in uns gehen können, um die Wahrheit zu sehen, ungeschönt, brutal, aber ehrlich.
    Wenn ich um mich blicke, fast unsichtbar in der Menge wandle, sehe ich, wie sie die Macht anhäufen, wie sie stärker werden, geschickter, schneller, schöner… Sie gewinnen an Erfahrung, Erfahrungen des Lebens und auch Erfahrungen des Todes. Erfahrungen, die sich in Freude und Leid widerspiegeln. Ich sehe es wie eine Beobachterin, unbeteiligt… sie reifen, sie gewinnen Freunde, gewinnen Feinde, sie erleben das Glück… ja, erleben… sie leben!
    Und wenn ich mich dagegen betrachte… es scheint, als trete ich auf der Stelle, komme nicht voran. So viel habe ich mir vorgenommen. So viele Visionen habe ich. Doch habe ich bislang nur einen Bruchteil davon in die Realität umgesetzt und der Rest…werde ich es je umsetzen können? Werde ich Erfolg haben? Auch ich?
    Ich fühle mich schlecht. Sicherlich, ich führe den Zirkel, treffe Entscheidungen, doch eigentlich… eigentlich agieren sie alleine, bekommen ein absegnendes Kopfnicken und vielleicht neue Vorschläge. Sie brauchen mich im Grunde nicht. Vielleicht werde ich für sie auch bald das sein, was ich für alle anderen bin, ein lebender, nein, ein existierender Geist.
    Die Nacht ist meine einzige Vertraute. Sie ist immer bei mir, nimmt mich wahr, so wie ich sie wahrnehme. Meine Freunde… habe ich Freunde? Wie definiert man Freunde?
    Jemand, der immer da ist, wenn du ihn brauchst. In guten Zeiten, wie in schlechten Zeiten. Der dir auch mal seinen Arm um deine Schultern legst, wenn du traurig bist. Der dir deine Tränen wegwischt, wenn du weinst.
    Der dir zuhört, wenn du reden willst.
    Jemand, der dich um deiner selbst willen mag und akzeptiert. Nicht wegen dem, was du erreicht hast. Nicht wegen dem, was du hast. Sondern wegen dem, was und wie du bist.
    Mor-Am meinte einst, ich hätte ihm den Kopf verdreht… und er fragte mich, was in meinem Herzen ist.
    Leere ist dort. Die Dunkelheit meiner Herrin. Und enttäuschte Liebe. Gebrochenes Vertrauen. Erinnerungen, die ich vergessen möchte. Erinnerungen, die mir selbst jetzt die Tränen in die Augen treiben, wenn ich sie nur grob streife.
    Ich höre sie wieder, dahin geworfene Wortfetzen, die endlos vor meinem Ohr abspulen, sich immer wieder wiederholen, höhnisch, lachend, verzerrt… Ein Kloß bildet sich in meinem Hals. Selbstgeißelung… Shar, dunkle Mutter, nimm mir diese Erinnerungen. Ich flehe dich an!
    Doch meine Göttin lässt sie mir. Sie weiß, dass sie mir als Antrieb dienen, dass ich immer wieder aufstehe, egal, wie sehr man mir wehtut. Dass ich abhärte, mich verschließe und mein Herz immer leerer wird.
    Kann ich jemandem trauen? Kann ich überhaupt jemals wieder jemanden trauen, der mich in den Arm nimmt? Der mir sagt "Ich liebe dich"? Kann ich das, nachdem genau jene mich zuvor verstoßen haben, als abartig beschimpft… als Mischblut? Nachdem sie meiner überdrüssig waren, zeigten sie ihr wahres Gesicht.
    Ich kann darüber mit niemandem reden. Ich habe es versucht. Doch jedes Mal wandten sich die Leute von mir ab, ließen mich im Stich, ließen mich alleine… Es gab wichtigeres. Sicher.

    Eine einzelne Träne vermischt sich mit der aufstobenden Gischt des Meeres.

    Ich habe keine Freunde. Und mein Herz… bei Shar, ich will es versuchen, will dieser Leere entfliehen… ich weiß, es ist fast Blasphemie, da die Leere Shar-gegeben ist… dennoch, ich bin ein denkendes, fühlendes Wesen einer Rasse, die nicht dazu bestimmt ist, alleine zu vergehen.
    Und doch fürchte ich mich davor. Wieder enttäuscht zu werden. Wieder verstoßen… es wird sich nichts ändern.
    Freunde… sie sollten da sein, wenn man sie braucht, und wo sind sie jetzt? Wo sind sie jetzt, wo ich sie brauche?
    WO?!
    Ich sitze hier alleine in der Nacht. Wünsche mir die Wärme eines Lebewesens neben mir, die Geste von Zuneigung, ein Kuss auf die tränenbeschmierten Wangen und das Gefühl, dass sich alles zum positiven wendet. Welcher Art das auch immer sein mag.
    Doch es ist niemand da. Meine Gedanken verhallen ungehört und meine Tränen vermischen sich mit dem salzigen Nass des Meeres.
    Ein kurzes Lächeln. Alles dreht sich im Kreise…
    Ja, natürlich.. warum muss ich jetzt über so etwas nachdenken? Es gibt gewiss andere Dinge, andere Probleme. Doch es ist die Ruhe vor dem Sturm. Etwas braut sich zusammen… Alle sind geschäftig, sehen nur noch den Teil der Welt, den sie sehen wollen. Als ob sie blind würden, sich zurückziehen würden. Der Krampf im Magen nimmt zu.
    Ich spüre es deutlich. Ich versuche es zu analysieren, bringe es immer wieder mit mir selber in Zusammenhang, auch wenn ich weiß, dass ich gewiss nicht der Mittelpunkt von Faerun bin. Es dreht sich nicht alles um mich, nein, eigentlich dreht sich so gut wie gar nichts um mich. Aber warum sollte es auch? Ich bin nur ein Lebewesen von Tausenden, Millionen gar…
    Und dennoch, es gibt keinen Grund. Ich bin erfolgreich und erledige alles gut, was ich anfange. Warum fühle ich mich als Versagerin?
    Vielleicht bin ich wie ein Spiegel, gebe wider, was auf uns zukommt, erahne Gefühle, die für andere bestimmt sind und vielleicht ist irgendetwas der Funke, der Auslöser für diese nahende Katastrophe.
    Ich hatte das bereits einige Male, und jedes Mal hatte ich die gleichen Gedanken … vor dem Sturm. Und wenn er losbrauste, war ich ruhig, unbeteiligt, denn ich habe es in gewisser Weise vorhergeahnt. Vielleicht ist dies eine Gabe der Dunklen Mutter. Die Macht der Vorhersehung, nun, nicht Vorhersehung, eher Vorherahnung…
    Wenn ich nur wüsste, was passieren wird. Und wie meine Rolle darin aussieht.
    Und wie sehr ich wünschte, dass ich darüber mit jemanden sprechen kann. Doch es geht nicht. Wer würde diesem Geschwätz schon glauben? Man würde mich für verrückt erklären… Vorherahnungen einer Magd. Genauso sinnvoll wie die Beobachtung des Flugs der Vögel.
    Vielleicht haben die Sätze, die ich immer wieder höre, all die Vorwürfe, doch recht. Ein Bastard… verabscheut, gehasst…
    Es wäre nur ein kleiner Rutsch, 20 Zentimeter weiter und zehn Meter hinab… das Meer würde mich willkommen heißen, mich aufnehmen in seine dunklen Tiefen und das Leben, das Reyven Nardeen war, würde vergehen.
    Einfach so.
    Ohne dass jemand großartig Notiz nehmen würde.
    Nur ein Geist weniger…

    Ich beginne mich nach dem endgültigen Vergessen zu sehnen. Vielleicht opferte ich deswegen der Rose der Nacht zuviel meines Blutes, um wenigstens das Gefühl haben, noch irgendetwas Sinnvolles erreicht zu haben. Etwas, das andere beeinflusst, sie bewegt, sie lenkt. Etwas, das zeigt, dass ich da war.

    Die Brise wird stärker. In der Ferne zuckt ein Blitz über dem Horizont, zerreisst die Nacht und flutet sie mit grässlicher Helligkeit. Für diesen einen Moment scheint die Zeit still zu stehen.
    Dann bricht sie wieder über mich herein… trotzig wische ich mir die Tränen ab.
    Vielleicht ist es mein Schicksal, hier draußen alleine zu sein, ohne Freunde, ohne jemanden, dem ich wirklich traue. Manchmal sind die Wege des Schicksals unergründlich und wie oft werden die Wünsche des Herzens ignoriert. Und wie oft müssen sie ignoriert werden.

    Reyven rutschte zurück, zog die Beine an sich und erhob sich dann. Sie spreizte die Arme von sich und blickte hinaus auf das Meer.
    Ein Schritt nur… ein kleiner Schritt und alles wäre vorbei…
    Sie tat den Schritt. Nach hinten.
    Sie zog die Kapuze über ihre Haare, verstaute einige widerspenstige Strähnen hinter den Ohren, sodass sie nicht hervor sahen und kletterte zurück.

    Ein kleiner Gedanke schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln. Die Schatten waren immer bei ihr. Nur niemand aus Fleisch und Blut.
    Als sie auf festem Wege war, drehte sie sich erneut zum Meer herum, holte eine einzelne schwarze Feder aus ihrem Beutel und blies sie dann gen Himmel.
    Die Feder flog hoch in die Lüfte, aufgenommen vom Wind, der sie in Richtung Meer trug. Scheinbar ziellos irrte die Feder auf den Strömungen hinfort in die Dunkelheit.
    Alleine…



    Re: [Story] NWN - Nimbral - Reyven Nardeen

    Seraphia - 17.03.2007, 13:22


    Als Reyven von der Kreatur des Seelenfängers erfuhr, saß sie in der Zwickmühle. Als einfache Magd, konnte sie nicht sonderlich viel erreichen. Also flüchtete sie, scheinbar vor Hilflosigkeit und wartete dann, nachdem sie sich umgezogen und vorbereitet hatte, am Friedhof im Schatten. Hier sollte der Seelenfänger sein Unwesen getrieben haben, jene Kreatur, die schon einmal vertrieben wurde, wenn auch damals wohl von ihrer Hassfeindin Lydia, wie Mor-am ihr erzählt hatte.
    Und die Seelen, die diese Kreatur fing... nein, sie musste eingreifen, alleine schon, wenn die Chance bestand, dass ein oder zwei Seelen zu Shar gelangen konnten. Sie war immerhin Priesterin und sah sich als solche gezwungen zu handeln.
    Nur konnte sie auch nicht allzu offen agieren, bei den ganzen anderen Gestalten um sie herum.
    Wobei es jene nicht kümmerte, dass plötzlich eine ganz in Schwarz gekleidete Frau, vermummt - sie hatte sich die Sache mit Yasias Tuch einfach abgeschaut - auftauchte und bei ihnen war.
    Etwas war auf dem Friedhof mittlerweile anders. Die Statuen am Eingang waren neu, denn Reyven - oder vielmehr Rabe - konnte sich nicht an sich erinnern, als sie zuvor den Friedhof besucht hatte.
    Im Inneren der Gruft standen Kohlebecken und dazu gehörige Klumpen lagen auf dem Boden. Es war ein magisches Rätsel, was sie nach einer Weile gelöst bekamen. Sie begegneten dem Seelenfänger und all ihre Unternehmungen fruchteten nichts. Rabe begann ein leises Gebet zu ihrer Göttin, segnete ihre Waffe und trat dann, etwas offener, gegen die Kreatur. Der erste Spruch des Wesens prallte an ihr ab. Die Göttin war mit ihr!
    Doch dann folgte ein zweiter Spruch, negative Energie umflutete Rabe, doch ihr Wille war stark genug, sie ließ die Kreatur keinen Funken ihrer Energie rauben, erlitt jedoch eine Verletzung und der Schock, der Kampf des Geistes, ließ sie auf die Knie sinken.
    Sie sah, wie Magnus sie musterte, schmunzelte und später höhnte.
    Am liebsten hätte sie gezeigt, dass sie ebenfalls die Lebensenergie hätte rauben können, auch von dieser Kreatur, doch als sie sich umblickte, verzichtete sie darauf. Sie konnte nicht offen agieren, und so erhob sie sich, zog sich zurück und verband ihre Wunden.
    Sie drangen tiefer in die Gruft ein, stießen in der unteren Ebene auf grünen, ätzenden Nebel, den es zu beseitigen galt, wollten sie nicht alles aus Metall verlieren, doch etwas ließ einige der Anwesenden verschwinden und nachdem sie zu einer Stelle kamen und nur noch eine Handvoll waren, machte Rabe den Vorschlag, umzukehren.
    Sie spürte, dass die Nacht vorbei war, und damit auch der Höhepunkt ihrer Macht. Die anderen nahmen ihren Vorschlag auf und gemeinsam kehrten sie zurück, wo Rabe dann - nach einem Abschiedsnicken - ging.

    Magnus... nun, es würde sicherlich noch ein Nachspiel haben... vor allem da Rabe mehr über ihn wusste, als er über sie. Sie lächelte und zog sich zurück, kehrte zu dem versteckten Rucksack hin, zog sich um und aus der selbstbewussten Rabe wurde wieder die unterwürfige, einfache Magd...

    Eine Magd, die bald arbeitslos sein würde. Die Bäuerin hatte nun schon mehrfach einen Streit angefangenund da der Bauer sich des Nachts sonst wo herumtrieb und die Bäuerin an chronischer Eifersucht litt... nun, sie hatte das Zimmer von Reyven aufgesucht, als diese - offiziell zu einem nächtlichen Spaziergang - innoffiziell als Rabe - unterwegs war. Natürlich glaubte die Bäuerin ihr nicht, vermutete, sie hätte etwas mit dem Bauern und machte ihr und auch ihm schreckliche Szenen.
    Doch der Bauer konnte seine Gattin immerhin so lange besänftigen, dass Reyven erlaubt wurde, bis zum Ende des Monats zu bleiben, hatte die arme Magd doch sonst keine Bleibe.
    Die Bäuerin war nicht sonderlich begeistert und sie schärfte Reyven ein, sollte sie sie je mit ihrem Mann des Nachts erwischen, würde sie sie umbringen...
    Reyvens Augen blitzten wütend, doch sie neigte gespielt schüchtern und unterwürfig ihr Haupt und begann Rachepläne zu schmieden.

    Niemand legte sich ungestraft mit ihr an...



    Re: [Story] NWN - Nimbral - Reyven Nardeen

    Seraphia - 17.03.2007, 13:23


    Alles kam anders, als sie dachte.
    Als sie und die anderen ein weiteres Mal beim Seelenfänger eindrangen, fühlte Rabe sich zum Nichts-Tun verdammt. Sie wollte ihre Kräfte nicht offenbaren, hätte sie sich damit doch verraten. Und es waren Ungläubige... ihnen den eigenen Glauben zu verraten hätte gegen die Dogmen der Göttin verstoßen.
    Als die anderen verletzt waren, verzichtete Rabe auf Hilfe, kümmerte sich lediglich um Zernd, da er eines ihrer Schäfchen war. Aber auch hier verzichtete sie auf göttliche Hilfe.
    Ansonsten hielt sie sich zurück, gab nur hier und dort Hinweise und nachdem sie das benötigte Siegel - oder was auch immer es war, Rabe hatte es nicht richtig sehen können, in den Händen hielten, wurden sie angegriffen.
    Rabe wurde verwundet, stolperte, brach sich den Fuß, kam unglücklich auf und verlor das Bewusstsein.
    Als sie wieder zu sich kam, war der Seelenfänger vertrieben und sie war alleine mit Zernd draußen am Friedhof.
    Verpasst!
    Zornig ballte sie die Fäuste und bat um Vergebung ob ihres Versagens. Keine einzige Seele hatte sie retten können. Was für eine Priesterin war sie nur!
    Sie zog sich weiter zurück in den Schatten der Bäume, intornierte ein Gebet zu Shar, richtete den Knochen und mit Hilfe der Dunklen Mutter heilte die Verletzung. Es dauerte jedoch mehr als eine Stunde, bis sie den Knochen wieder belasten konnte.
    Unterdessen kam auch Mor-Am zu ihnen, fand sie, fast zielsicher geleitet durch die Schatten...
    Kurz besprachen sie sich, nur um wiederum wenig danach einer Störung unterlegen zu sein.
    Rabe richtete sich mühsam auf, als ein Schatten zwischen den Bäumen hervortrat. Er hätte sie reden gehört... gesandt vom Fürst der Schatten... die Unterhaltung zog an Rabe vorbei und die letzten Plänkeleien bekam sie schon gar nicht mehr mit. Der Schmerz im Fuß begann wieder übermächtig zu werden und irgendwann zog sich der Fremde wieder zurück, ohne dass Rabe wusste, warum oder was zuvor gesagt wurde.

    Drei Tage später...
    Die Bäuerin hatte ihre Drohung wahr gemacht. Reyven wurde rausgeworfen. Ihre spärliche Habe, die sie dort in einem Zimmer hatte, wurden ihr in den Dreck nachgeworfen, ein Teil fehlte sogar... doch niemand würde der ehrbaren Bäuerin unterstellen, dass sie die Sachen an sich genommen hatte.
    "Mischblutschlampe! Lass dich nie wieder hier blicken!", keifte ihr die Bäuerin nach und traf Reyvens wunden Punkt.
    Sie klaubte ihre spärliche Habe an sich, sandte der Bäuerin einen letzten Blick zu, den diese nur mit einem höhnischen Lachen beantwortete und wandte sich dann ab.
    Ihre Habe war nicht mehr als ihre alte, dreckige Arbeitskleidung, ein rötliches Gewand, recht eng anliegend und auch ein Überbleibsel ihrer Vergangenheit, das Schwert ihres Vaters und etwas zu essen.
    Den Rest hatte sie wohlweisslich vorher im Tempel deponiert, wo sie auch ein Zimmer besaß. Dennoch... es stand für sie außer Frage, sich aus dem öffentlichen Geschehen rauszuhalten.
    Für Rabe war gesorgt, doch die scheue Reyven musste ebenfalls versorgt werden.
    Sie zog das rote Gewand an und ging nach Ormen. All die Ereignisse hatten sie deprimiert. Sie wünschte sich, auch dies emotionslos betrachten zu können, wie sie oft Dinge betrachtet hatte. Doch es war, als wäre sie verflucht...
    In der Schenke, in der sich einige, wenige Gäste befanden, unter anderem auch Zernd, Yasia, Torgal, ein Elf und ein Unbekannter, orderte sie eine Flasche Wein, kehrte nach draußen und leerte die Flasche recht zügig. Sie versuchte ein Gespräch mit Nadja, doch diese wandte sich eher pikiert von ihr ab.
    Als der Unbekannte später rauskam, und sich ihr offenbarte, war die Flasche schon so gut wie leer.
    Sie wies ihn ab, selbst wenn sie sich ihn in diesem Augenblick am liebsten um den Hals geworfen hätte. Doch offiziell kannte sie ihn so gut wie kaum und inoffiziell wusste sie, dass seine Worte leer waren. Sie torkelte wieder hinein, sah Yasia wortlos gehen, orderte die zweite Flasche und setzte sich an einen leeren Tisch.
    Torgal sprach sie an, wollte sie wohl aufmuntern, doch auch die zweite Flasche leerte sich. Ein anderer Weg des Vergessens... sie wusste kaum, was sie sagte und schlief dann auf dem Tisch ein.

    Als sie wieder erwachte, taten ihr alle Knochen weh. Sie fror und lag in der Gosse. Reyven hatte tierische Kopfschmerzen und fragte sich, wie sie dort hingelangt war. Sie erinnerte sich dunkel an den Rausschmeißer, der die Suffleiche - sie - entfernte.

    Sie rappelte sich auf, ging zur Mauer und stützte sich dort ab. Alles drehte sich um sie herum und spontan beschloss sie, sich einige Dinge noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen.
    Als ihr Magen leer war und nur noch bittere Galle kam, fühlte sie sich besser.
    Sie wischte sich über den Mund und verließ Ormen.

    Der Weg zum Tempel vertrieb auch den restlichen Alkohol aus ihren Gliedern, auch wenn sie dachte, ihr Kopf brächte sie um.
    Im Tempel angelangt kniete sie vor dem Altar und neben der Nachtrose nieder. Lange betete sie zu Shar, fragte um Rat, bat um Vergessen und Vergebung für ihr Versagen.
    Sie "fütterte" die Rose mit ihrem Blut, spürte, wie diese nach mehr gierte, aber verweigerte es dem Nachtschattengewächs.

    Dann rief sie ihren Schatten, jenen, mit dem sie sich fast lautlos verstand. Er dachte wie sie, fühlte wie sie... Lange sprach sie mit ihm und er berichtete ihr schließlich von einem Fluch, den die Bäuerin über sie ausgesprochen hatte.
    "Diese Hexe...", murmelte Reyven bitter. Aber es erklärte einiges...
    Nun musste sie nur noch herausfinden, wie der Fluch des Versagens zu brechen war.



    Re: [Story] NWN - Nimbral - Reyven Nardeen

    Seraphia - 17.03.2007, 13:23


    Wut brodelte in ihr, Wut und Enttäuschung, sowie ohnmächtige Hilflosigkeit.
    Die Unterhaltung mit Yasia ging ihr nahe. Diese hatte die Mischung, die Zernd ihr nach überliefertem Rezept der Thay anfertigte, in immer höheren Dosen genommen, und ruinierte damit ihre Gesundheit mehr, als für sie gut war.
    Yasia war ungenießbar geworden, ihre Stimmung nicht mehr berechenbar, schwankte von Zorn zu Depression, zu wahnsinniger Erheiterung.
    Sie hatte auf Yasia eingeredet und irgendwie war sie zu ihr durchgerungen, hatte ihr abgerungen, dass sie aufhören wolle...
    Im guten Glauben hatte Reyven ihr die Drogen abgenommen, wollte sich um sie kümmern... und nun...?
    Yasia hatte noch weitere Drogen zu sich genommen, die sie irgendwo versteckt hatte. Sie hatte den Tempel verlassen, hatte sich mit Magnus getroffen und ihn sogar - wenn auch vielleicht unabsichtlich - gewarnt, sodass Magnus ihnen vorraus war.

    Reyven blickte über die Klippe aufs Meer. Sie hatte Yasia helfen wollen, da sie sich mit ihr verbunden fühlte. Die beiden Frauen hatten teilweise ähnliches durchgemacht. Doch wie sollte sie jemandem helfen, der sich nicht helfen ließ und sie dann noch hinterging? Ja, Reyven fühlte es als eine Art Hintergehen... Yasia hatte selber loskommen wollen von der Droge, doch dass sie etwas davon vor ihr versteckt hatte... und dies munter weitergenommen hatte, bis es alle war...
    Es enttäuschte Reyven und ebenso auch Yasias Gespräche mit Magnus, der daraus seine Schlüsse zog. Er ging zwar teilweise nicht sonderlich geschickt vor, aber er war nicht dumm.
    Und das ganze Hin und Her... das Prinzip des Zirkels war zerstört worden. Sie alle sollten keine Geheimnisse voreinander haben, da sie auch keine Geheimnisse vor Shar hatten.
    Und doch gab es mittlerweile Geheimnisse.

    Reyven ohrfeigte sich selber, während ihr eine Träne die Wange hinunter lief. "Törrichte Kuh", schalt sie sich selber. Sie durfte niemandem vertrauen, nicht einmal ihren Glaubensbrüdern und Schwestern. Man würde sie immer wieder verraten und hintergehen, es gab keinen Zusammenhalt, keine Einigkeit, nicht einmal im Glauben. Warum hatte sie die Hoffnung, jemals eine Familie zu finden, Freunde? Es war närrisch... es würde immer wieder so enden, so wie es in der Vergangenheit geschehen war.
    Diejenigen, die man am meisten liebte, denen man am meisten vertraute... genau diejenigen würden den schmerzhaftesten Dolch gegen einen richten und einem das herausschneiden, was man am meisten liebte.
    Reyven fühlte die Leere... sie hatte dem Zirkel vertraut, er war zu ihrer Familie geworden... man half sich, ohne etwas dafür zu verlangen. Im Gegenzug bekam man ebenfalls Hilfe.
    Doch nun war dies durchtrennt worden.
    Und nur der allzuvertraute Schmerz und die allzuvertraute Leere waren da.
    Shar hatte Recht... man durfte nicht hoffen, dass sich das eigene Los besserte. Freunde... Familie... Liebe... Aufopferungsbereitschaft. Nein... es waren nur Masken für Schmerzen.
    Man war auf dieser Welt immer alleine und das einzige, was beständig war, waren Leere und Schmerz und der Wunsch nach Vergessen.
    Sie strich sich über ihren Bauch und eine weitere Träne purzelte die Wange hinunter. Sie dachte an ihr Kind... es war von ihr gerissen und getötet worden, noch ehe Reyven es auch nur einmal in Armen hatte halten können.
    Ja, sie fühlte sich leer, denn es fehlte ihr etwas, etwas, das man nicht mehr wiederherstellen konnte...
    Reyven setzte sich und zog die Beine dicht an sich.
    Einsamkeit... sie hasste die Einsamkeit, doch diese würde einen nie verraten, nie hintergehen, nie enttäuschen. Ebenso wenig wie die Dunkelheit. Sie kamen immer wieder, egal, was passierte.
    Freunde hingegen kamen und gingen, erfreuten einen vielleicht für eine zeitlang, und verursachten dann nur Schmerz... und trieben einen wieder in die Arme der Einsamkeit, die wie eine Mutter auf einen wartete.

    Im Grunde ihres Herzens war Reyven verzweifelt. Sie wollte nicht alleine sein, wollte sich nicht isolieren, und doch wusste sie, dass sie immer nur wieder enttäuscht und verletzt werden würde. Je weiter sie sich anderen anvertraute, umso mehr. Und jedesmal war es schlimm, auch wenn man irgendwann resigniert sagte "Es musste ja so kommen... Es war nur eine Frage der Zeit..."
    Und das war es tatsächlich, egal, wie sehr man hoffte und an etwas anderes glaubte. Am Ende wurde man immer nur entäuscht und verletzt.

    Und wenn sie sich verschloss, nun, sie würde nicht verletzt, aber sie würde auch nicht ihrer Einsamkeit und ihrer Verzweiflung entfliehen können, die die einzigen waren, die sie ihr Leben lang begleiten würden.
    Shar hatte recht... man konnte der Leere nicht entkommen und das Beste war, daraus seine Stärke zu ziehen, vielleicht aus Trotz... und sich aus der Dunkelheit zu winden, sie sich zum Freund machend und alleine hervorzutreten und gegen den Rest der Welt zu kämpfen, denn jeder Freund war der schlimmste Feind... es war alles eine Sache der Zeit.

    Doch Reyven wollte nicht kämpfen, bestenfalls gegen die Hoffnungslosigkeit, doch ihr fehlte die Kraft dazu.
    Sie umklammerte ihren eigenen Torso und fröstelte. Es war niemand da, der sie hätte wärmen können - oder wollen. Die Nacht war einsam und kalt...



    Re: [Story] NWN - Nimbral - Reyven Nardeen

    Seraphia - 17.03.2007, 13:23


    Sie hatte eigentlich ihre Sachen packen und gehen wollen. Weit weg von dem Ort ihres Versagens... doch sie war auf Yasia getroffen, eine Yasia, die sich viel besser unter Kontrolle hatte, mit der sie sich jedoch abermals stritt.
    Vieles, was sie sagte, war wahr. Im Prinzip hatte Reyven sie im Stich gelassen, nachdem sie sie enttäuscht hatte. Reyven hatte sehr viel Zeit mit den Schatten verbracht, vielleicht zu viel Zeit.

    Die Liste der Dinge, die erledigt werden wollten, wurde immer länger und länger. Es war kein wirkliches Ende in Sicht und die ständigen Rückschritte wurmten sie. Sie raubten ihr die letzte Kraft, die sie noch hatte, und das, was sie versuchte, anzugehen, scheiterte.
    Eine Anführerin musste Präsenz zeigen, musste Kraft haben, alles zu leiten, zu lenken, zu führen...
    und das tat sie nicht. Nicht mehr...

    Vielleicht sollte sie der Kirche der Nacht einen Brief schicken mit der Bitte, jemand anderen nach Nimbral zu entsenden. Sie schaffte es nicht mehr.
    Selbst gestern, als sie mit Yasia zu der hochgewachsenen Eiche des elfischen Druiden gegangen war, um ihn sich mit eigenen Augen anzusehen, war es nur ein kurzes Aufflackern ihres alten Selbsts gewesen.
    Vielleicht hatte der Fluch mehr angerichtet, als Reyven es wahrhaben wollte...



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