SZ 1 Anja

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    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 28.06.2005, 09:08

    SZ 1 Anja
    Neuer SZ, der alte wird demnächst zusammengesetzt und unter fertige SZs gelegt, aber hier erst mal weiter.

    Teil 1

    Anja verbrachte den restlichen Tag mit arbeiten an den Bauteilen, es war nicht sehr berauschend, aber die Zeit verging wenigstens. Einziger Lichtblick war um 15 Uhr die Aufregung gewesen, als eine mehr als blasse Josefine ins Labor kam und sichtlich neben sich stand. Auf Rückfragen von Josef hin murmelte sie etwas von Aufzug und keiner da und 20 Minuten, dazu komische Musik aus den Lautsprechern, alles merkwürdig. Ein Haustechniker kam später vorbei und erkundigte sich, ob sie etwas falsch gemacht hatte, da er keinen Fehler am Aufzug finden konnte. Er wies sie noch einmal an, wie sie den Schlüssel zu benutzen habe, was ihr sichtlich peinlich war.

    Kurz nach 17 Uhr schickte Josef Anja dann nach Hause und drückte ihr noch einen kleinen Stapel Papiere in die Hand. "Wenn Sie so freundlich wären, sich diese einmal anzuschauen, Anja?" fragte er. "Überprüfen Sie bitte die Angaben darin und geben Sie mir bis sagen wir übermorgen Bescheid, ja? Danke. Ab Freitag werden wir Sie auch richtig in den Theorie Unterricht einbeziehen und Sie werden Gelegenheit erhalten, sich in anderen Bereichen umzuschauen. Ansonsten sehen wir uns morgen früh, in alter Frische." Er lächelte ihr freundlich zu.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 28.06.2005, 09:45


    Teil 2

    Anja nickte und nahm die Papiere entgegen. „Werde ich machen. Schönen Feierabend noch und bis morgen dann.“
    Sie rieb sich über die Augen, das ständige Starren auf die Messgeräte hatte sie sichtlich ermüdet. Sie ging in die Umkleidekabine und zog sich dort um, sammelte ihre persönlichen Sachen zusammen und fuhr mit dem Fahrstuhl zum Erdgeschoss. Sie wollte nur noch nach Hause, duschen und freute sich dann auf den Abend.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 28.06.2005, 09:59


    Teil 3

    Sie kam geschafft Zuhause an, irgendwie war heute in den öffentlichen Verkehrsmitteln der Wurm drin. An jeder Station Kontrollen, die Polizeipräsenz war erheblich verstärkt worden in der Innenstadt. Ein paar Leute in der S-Bahn redeten über einen schlimmen Brand in einem Club ausserhalb der City bei dem über 40 Menschen umgekommen sein sollten sowie dem Gerücht, das gestern Nacht ein Bundeswehr Transporter überfallen wurde, als er die Stadt durchquerte. Aber die Aussagen waren sehr verworren und klangen stark übertrieben.

    Kaum hatte sie die Wohnungstür hinter sich geschlossen, da klopfte es auch schon. Sie schaute durch den Spion und sah eine Frau Ende 50, leicht lächelnd vor ihrer Tür stehen. Als Anja die Tür einen Spalt weit öffnete, stellte die Frau sich vor:" Hallo, Meier mein Name, ich bin Ihre Nachbarin, wollte mich nur kurz vorstellen und Hallo sagen, willkommen hier im Haus. Freut mich, sie kennenzulernen." Ein freundliches Lächeln umspielte ihr rundes Gesicht. "Ich will Sie auch nicht zu lange stören, Sie sind gerade erst heimgekommen, wie gesagt, wollte nur kurz Hallo sagen."



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 28.06.2005, 10:15


    Teil 4

    Anja öffnete die Tür etwas weiter und reichte ihrer Nachbrin dann die Hand. „Anja Firnbach. Sehr erfreut. – Ich wünschte, ich könnte Sie hereinbeten, aber ich habe noch keine wirkliche Sitzgelegenheit und mein Kühlschrank gibt auch noch keinen Begrüßungstrunk her. Aber das kann man ja ein andermal nachholen.“, sie lächelte zu Frau Meier und rieb sich dann müde über die Augen. „Sie entschuldigen mich dann? Ich erwarte bald Besuch und wollte noch unter die Dusche. Hmm… ach halt. Wissen sie vielleicht was von dem Brand in diesem einen Club? Ich habe noch kein Radio und keine Zeitung und habe nur einige Gerüchte gehört.“
    Sie blickte die Frau freundlich an und lehnte sich dann gegen den Türrahmen. Club… sie war doch mit Brian auch unterwegs gewesen. Irgendwo… Hätte sie davon nicht etwas mitbekommen sollen. Wobei… Frankfurt war groß, wer wusste schon, wo genau das vorgefallen war und selbst wenn, konnte Anja nicht viel damit anfangen.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 28.06.2005, 10:28


    Teil 5

    Die Frau lehnte sich auch an die Wand und antwortete:" Oh ja, das war ja in allen Nachrichten. So ein Club in der Vorstadt für diese Satanisten ist abgebrannt, nachdem die da irgendwas verbotenes gemacht haben. Also wenn es nach mir ginge, würde das verboten. Wirklich schlimm, schlimm. Angeblich sind 40 Leute umgekommen. Nun ja, ich will sie nicht zu lange aufhalten, ihnen noch einen schönen Abend." Sie lächelte Anja lieb zu und ging eine Etage tiefer, Anja hörte noch, wie die Wohnungstür ins Schloß fiel.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 28.06.2005, 10:35


    Teil 6


    Anja blickte der Frau nach. Satanisten… Vermutlich hielt die Frau nichts von Grufties und Metallern. Gut… sie sollte sie nach Möglichkeit nicht in schwarzer Kleidung sehen. Sonst würde sie wohl einen Schock bekommen. Anja grinste kurz und schloss die Tür. Aber 40 Menschen, die ums Leben gekommen waren. Sie würde sich wohl morgen doch noch eine Zeitung kaufen von ihrem spärlichen Haushaltsgeld.
    Sie benutzte ihr neues Handy und klingelte kurz zuhause durch. Komischerweise nahm niemand ab und Anja seufzte. Ob ihre Eltern ihr nun endlich eine Klamotten zugeschickt hatten? Und selbst wenn, würde es wohl noch einige Tage dauern.
    Sie zog ihre Designer-Klamotten aus und schlüpfte dann unter die Dusche. Sie genoß das warme Wasser und trocknete sich dann ab. Hmm… und was sollte sie nun anziehen?
    Sie seufzte und nahm die Jeans zur Hand, bürstete sie notdürftig ab und versuchte sie so gut es ging mit einem feuchten Lappen zu reinigen. Anschließend zog sie sie wieder an, ebenso das T-Shirt. Sie wollte Brian nicht wirklich in den Designer-Klamotten empfangen und die anderen Klamotten waren ebenfalls zu overstyled. Blieb als letztes noch ein Nachthemd und das kam nun wirklich nicht in Frage… oder doch?
    Sie verschob den Gedanken, ging zu ihrem Bett, ordnete ihre Siebensachen und suchte dann die Papiere von Josef raus. Sie überflog, was auf ihnen stand.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 28.06.2005, 10:43


    Teil 7

    Anja sah auf den ersten Blick, das es größtenteils Auswertungen von Testläufen unbekannter Bauteile waren, diese wurden mit keinem Wort erwähnt. Nach gut 10 Minuten merkte sie, das irgend etwas nicht stimmte, die Ausgangswerte deckten sich nicht mit den Ergebnissen. Dieser kleine Kommafehler auf Seite 13 steigerte sich unbemerkt, bis er auf Seite 20 ein komplett anderes Ergebnis verursachte, mit welchem dann weiter gerechnet worden war. So ein Fehler war schnell zu übersehen, da er sehr, sehr klein anfing.

    Die Zeit verging und pünktlich klingelte es an der Haustür. Anja schaute aus dem Fenster, vor dem Haus stand ein großer Jeep, den sie bereits kannte. Sie schaute noch einmal schnell durch den Türspion, vor der Tür stand Brian und hatte beide Arme voll beladen. In der rechten Hand hielt er einen großen Karton und eine Tüte, unter dem linken Arm klemmten zwei Klappstühle und eine weitere Tüte. Der Verband an seinem rechten Arm war verschwunden, nur eine tiefe Rotfäbrung war noch zu sehen, die das Tattoo hervorstechen ließ.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 28.06.2005, 11:07


    Teil 8

    Sie betätigte den Türsummer, öffnete die Tür und ging ihm dann entgegen, den Haustürschlüssel in der Jeans. Vielleicht konnte sie ihm etwas abnehmen. Fröhlich begrüßte sie ihn. "Hallo Brian"
    Etwas verwirrt registrierte sie, dass sein Verband verschwunden war. Sie nahm ihm die Klappstühle ab und führte ihn dann hoch. Als sie beide oben waren, schloss sie die Tür hinter sich. „Was um alles in der Welt hast du denn mitgebracht? Und wenn du die Pizzen dabei hast, gleich hergeben, dann schieb ich sie in den Ofen. Ich hab tierischen Hunger.“
    Sie wischte sich eine noch nasse Haarsträhne aus dem Gesicht.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 28.06.2005, 11:15


    Teil 9

    "Ich bin dir weit voraus," er öffnete die große Kiste, nachdem er sie im Wohnzimmer vor sich gestellt hatte und der Duft warmer, frischer Pizza stieg ihr in die Nase. "Gleich um die Ecke ist eine Pizzeria, da dachte ich mir, warum nicht?" Brian grinste sie an und stellte die beiden Stühle zurecht, setzte sich dann auf einen und schaute sich um. "Schick hast du es hier, guter Inneneinrichter," er lachte kurz auf. In einer der Tüten war eine Flasche Wein und Obst, die Tüte beherbergte das Kofferradio mit CD Spieler und gut 20 CDs. Die Auswahl reichte von Oberon bis Metallica, er hatte von allem etwas mitgebracht. Er nahm sich aus der anderen Tüte eine Flasche Wasser und einen Becher, goß sich etwas ein. "Na dann, guten Appetit!"



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 28.06.2005, 11:22


    Teil 10

    “Brian, du bist ein Schatz”, rief sie aus. Sie holte sich etwas Apfelsaft aus dem Kühlschrank, setzte sich auf dem Stuhl und öffnete die Pizzaschachtel hungrig. „Und der Innenausstatter… na ja, was schon alles im Preis dann drin von meinem Vermieter. Übrigens auch ein Mitarbeiter bei Kochheim. – Ist ja fast wie eine große Familie… einmal in den Fängen entkommt man wohl nicht mehr.“ Sie lachte und nahm das erste Pizza-Stück in die Hand und biss hungrig hinein.
    „Und du bist deinen Verband wieder los? Dann war die Verbrühung wohl doch nicht so schimm, oder?“



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 28.06.2005, 11:28


    Teil 11

    "Es ging, der Arzt meint, die Salbe hat gut geholfen und ich hätte eine prima Konstitution," er schaute an sich herab," naja, das will ich ihm mal glauben," er lachte fröhlich auf und nahm sich auch ein Stück Pizza. "Ja, hier in der Gegend arbeiten viele bei der Firma, ist ja auch gut so. So ergibt sich schnell ein Freundeskreis."



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 28.06.2005, 11:42


    Teil 12
    Sie nickte und aß dann hungrig die Pizza. Während sie aß, schwieg sie und blickt Brian nur ab und an an. Als sie fertig war, stöpselte sie das Kofferradio ein, wählte eine der CDs und machte dann Musik an, die sie jedoch nur so laut stellte, dass sie sich weiter unterhalten konnten.
    „Danke für die Pizza…“ Sie lächelte verlegen. „Und nun erzähl mir doch, wie du zu Kochheim gekommen bist. Das klang ja heute Mittag sehr mysteriös…“ Sie schmunzelte und blickte ihn freundlich an.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 28.06.2005, 11:56


    Teil 13

    Jetzt grinste auch Brian und während er weiter aß, erzählte er:" Nun ja, da war ein recht einflußreicher Manager bei Kochheim & Partner, der sich einen bunten Abend in einem Saunaclub gönnen wollte. Ein paar der Damen waren ohne Genehmigung tätig, das rief eine Razzia auf den Plan. Der Mann hatte tierische Angst davor, in U-Haft zu kommen, sein Handy war auch weg, kein Geld. Ich weiß nicht, was mich dann geritten hat, aber ich habe ihn zum Hinterausgang raus gebracht und er hat mir seine Nummer gegeben und gemeint, das wenn ich richtig gut Kohle machen will, ich mich doch melden soll. Nun ja, ich brauchte zwei Tage, um mich zu entscheiden und ein wenig über die Firma in Erfahrung zu bringen, dann rief ich an und wurde prompt eingestellt. Zwei Jahre später war ich Chef der Sicherheit. Recht gute Karriere für einen ohne Abi, oder?"



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 28.06.2005, 12:18


    Teil 14

    Anja nickte. „Kochheim ist recht rasch bei personellen Entscheidungen, scheint mir. Werfen sie denn die Leute auch so schnell wieder raus?“
    Sie fragte sich, was mit Josefine passieren würde, die nun deutlich schlechter als sie selber war und sich nun innerhalb der ersten zwei Tage schon mehrere Schnitzer geleistet hatte.
    Sie rutschte mit dem Stuhl näher an Brian heran. „Und du bist Chef der Sicherheit? Für die gesamte Firma?“
    Sie staunte. DAS hätte sie ihm nun nicht zugetraut. Sie hatte angenommen, dass er eher nur ein einfacher Wachmann war.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 28.06.2005, 12:25


    Teil 15

    Brian nahm sich noch ein Stück Pizza. "Nun ja, so kann man es sehen. Aber nein, Kochheim & Partner werfen nicht so schnell jemanden raus. Sie wollen erst alles ausprobieren, schließlich investieren sie ja auch gehörig in die Personen." Er biß zwei Stücke ab und trank einen Schluck Wasser. "Ja, Chef der Sicherheit, für zwei Schichten von drei am Tag. Die dritte Schicht wird von jemand anderem geleitet. Irgendwie habe ich eine sehr gute Vorstellung von Sicherheitsbedingungen und dergleichen, keine Ahnung. Aufgrund dessen wurde ich befördert und es ist noch viel Platz nach oben," er grinste.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 28.06.2005, 12:32


    Teil 16

    Sie nickte und lächelte ihn an. Dann schwieg sie. Ihr warten die Worte ausgegangen. Sie fühlte sich in seiner Nähe wohl, vertraute ihm… Als ob sie ihn jahrelang kennen würde, und nicht nur knappe zwei Tage.
    Dann setzte sie doch wieder an: „Gestern…“ Sie stockte. Versuchte sich zu erinnern. Etwas war gestern, etwas, was sich ihrer Erinnerung entzog, ihn ihr aber so vertraut machte. Es verunsicherte sie, dass sie es nicht mehr wusste. „Was… haben wir beide gestern eigentlich gemacht? Ich…“ Sie wirkte nun unsicher. „Ich vertraue dir und hab das Gefühl, dass ich mit dir über alles reden kann… Aber… eigentlich kenne ich dich erst seit gestern und normalerweise bin ich da recht scheu und zurückhaltend. Und das macht mich stutzig, warum … das jetzt nicht so ist. Was haben wir beide gestern gemacht?“



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 28.06.2005, 12:40


    Teil 17

    Er schaute sie kurz an, schien zu überlegen. "Wir waren in einem Club in der Innenstadt, das "Basalt" und dir hat es recht gut gefallen, hast fast bis zur Erschöpfung getanzt. Die Luft war nicht die beste, dann wolltest du nach Hause und wirktest sehr kaputt. Wieso fragst du denn? Es war ein sehr netter Abend...." er schaute ihr in die Augen, seine Hand berührte ihre, fuhr sanft über ihre Finger, "....mit dir.....".



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 28.06.2005, 13:02


    Teil 18

    Ihr Gesicht verzog sich leicht. „Ich kann mich irgendwie so gut wie an nichts erinnern. Und das bei meinem Gedächtnis. Normalerweise kann ich dir Stunden später noch Details nennen von Leuten, die an mir vorbei gegangen sind. Und ich hatte noch nie einen Filmriss… Ich weiß nur, dass ich wohl auf der Treppe ausrutschte und fiel. Nur dass… ich weiß nicht. Wenn ich es alles logisch analysiere, sind da zu viele Fehler. Aber mein Gefühl sagt mir, es sei alles in Ordnung. Das ist wie ein innerer Zwiespalt und ich hasse so was. Das ist fast, als wie wenn ich Vorahnungen habe und meine Logik sagt mir, dass ich Schwachsinn rede und doch erweisen sich die Vorahnungen als wahr.“ Sie legte dann ihre Hand auf seine.
    Es tat gut, mit jemanden darüber zu sprechen. „Ich hab manchmal einen richtigen Dickschädel, ich weiß, aber wenn die subjektive Wahrnemung nicht mit der objektiven übereinstimmt, macht mich das stutzig. Ich hinterfrage halt immer alles, vielleicht ein Grund, warum ich Naturwissenschaften studiere.“ Sie lächelte verlegen und blickte ihm in die Augen. Er war ihr noch näher gerückt.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 28.06.2005, 13:06


    Teil 19

    "Da passt also ein Teil nicht ins andere und dein Verstand in diesem süßen Kopf sagt dir, das irgend etwas ungewöhnlich ist? Nun, das ist normal. Aber wenn du wie du sagtest, noch nie einen Filmriss hattest, woher dann den Vergleich nehmen? Du warst wirklich sehr fertig gestern, ich wollte schon mit hoch kommen, um sicher zu gehen das dir nichts passiert." Seine Hand begann langsam, ihren Arm hinauf zu gleiten, jeden Zentimeter davon zu streicheln.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 28.06.2005, 13:19


    Teil 20

    Sie blickte ihn an, wollte zornig werden, ihm die Argumente ins Gesicht schleudern, doch sie fühlte sich wie gelähmt unter seiner Berührung.
    „Es ist ungewöhnlich, dass ich tanze… ich kann gar nicht tanzen. Und ich verausgabe mich daher bei so was normalerweise auch nicht. Ich bin eine Exotin… und woher bitte schön schramme ich mir die Hand an kleinen Steinsplittern auf, wenn ich auf einer Treppe ausrutsche, die sauber ist… Und wie schaffe ich es, dass meine Hose auch aufreißt?“, nach langen, schweigsamen Momente.
    „Brian… ich fühle mich gerade, als würde ich verrückt werden. Es sind zwar alles nur Kleinigkeiten, aber weißt du, wenn man ein Ingenieursstudium betreibt, achtet man auf so etwas. Mir fehlt da die Verbindung… es erscheint so unlogisch und selbst wenn mein Gefühl und alles in mir sagt, dass da nichts ist… Ich weiß, das ist manchmal bei mir so, als sei ich etwas shizophren…“
    Sie blickte ihm in die Augen. Sie wollte schweigen, den Moment genießen und doch…es war irgendwie falsch. „Ich.. ich mag dich Brian. Sogar sehr… sogar verdammt sehr, aber … entweder habe ich mich in dich verknallt, was ebenfalls untypisch für mich ist, oder… irgendetwas stimmt hier nicht. Ich bin eine Exotin und alles, was geschehen ist… das würde ich nie so in dieser Form tun. Ich… Brian… sag mir bitte die Wahrheit… was ist gestern passiert… Habe ich… irgendwie Drogen genommen oder was war es?“



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 28.06.2005, 13:33


    Teil 21

    Brian schaute sie traurig an. "Ich wollte dich nicht damit belasten.....hatte gehofft, das du es vergessen würdest. Aber ja, du hast Drogen genommen gestern, nicht freiwillig, nein. Irgend jemand hat was in die Drinks gemischt, ich habe erst viel später von meinem getrunken und erst dann was gemerkt, du warst schon beim zweiten Glas und völlig neben dir. Entschuldige bitte, ich wollte es dir ja sagen, aber es war mir peinlich, dich darauf zu bringen, hatte sehr gehofft, das du es unter Filmriss verbuchst. Ich habe nichts angestellt, dich nur nach Hause gebracht nachdem ich mir sicher war, das du runter gekommen bist." Wieder streichelte er ihren Arm, blickte zu Boden.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 28.06.2005, 13:51


    Teil 22

    Sie blickte ihn nun schockiert an, setzte sich zurück, zog sich vor ihm zurück und fluchte dann. „Scheiße!“
    Sie stand auf und ging dann im Zimmer auf und ab. „Gott verdammter Mist!“
    Sie fuhr zu ihm. „Ich will keine Drogen nehmen. Ich hab noch nie Drogen genommen und dann… so was. – Wie kann denn da jemand was in die Drinks gemischt haben? – Und wie ist dann meine Hose zerrissen… das war doch dann nicht auf der Treppe… oder doch?“
    Sie sträubte sich innerlich, wollte die quälenden Fesseln abstreifen, die ihre Gedanken hinderten. Jedes Wort rüttelte an etwas, was in ihr gebunden war, doch sie schaffte es nicht. „Dann bin ich wegen dieser Drogen gestolpert… Ach verdammt… Wenn das meine Eltern erfahren, bin ich geliefert… Ich werde rausgeworfen… Wie lange ist so ein Zeug im Blut nachweisbar? Eine Woche? – Scheiße…“
    Sie tigerte auf und ab. „Ich sollte einen Bluttest machen lassen, um rauszufinden, was das für Drogen war. Nicht dass ich da jetzt Schäden von habe…“
    Sie blickte ihn an. „Und warum hast du mir nichts davon gesagt? Wenn ich so zugedröhnt war… warum hast du mich dann alleine gelassen… ich weiß ja so gut wie gar nichts mehr, ich hätte sonst was tun können.“
    Sie war außer sich.
    „Kennst du einen guten Arzt hier?“ Sie machte im gleichen Moment eine wegwerfende Geste. „Nein… bemüh dich nicht. Ich finde selber einen…“
    Jetzt war sie wütend. „Meine Eltern bringen mich um… Ich bin keine drei Tage hier und werde schon zum Junky.“
    Sie starrte zu ihm.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 28.06.2005, 14:09


    Teil 23

    Brian wirkte enttäuscht, lehnte sich auch zurück. "Ich war gestern mit dir beim Arzt....." sagte er leise und begann, seine Pizzaschachtel zusammen zu klappen und stand auf. "Willst du auch wissen, was los war, als ich rausgefunden habe, das da jemand was in die Getränke getan hat? Ich habe ihm eine aufs Maul gegeben." Jetzt ging er in Richtung Tür, lehnte sich kurz an den Türrahmen. "Der Arztbericht liegt morgen früh in deinem Fach auf der Arbeit, keine Sorge, es liegt nichts vor. Ich habe dich nicht alleine gelassen, weißt du, wo ich die Nacht verbracht habe? Ach, Scheiße, ist auch egal......mit dir ist alles in Ordnung, ich hab mal wieder alles verbockt, man sieht sich..." er ging in Richtung Wohnungstür und wirkte recht niedergeschlagen und sauer auf sich selbst.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 28.06.2005, 14:54


    Teil 24

    Sie blickte zu ihm, stutzte… zögerte… Dann: „Warte… bitte.“ Sie eilte ihm nach, stellte sich vor die Wohnungstür.
    Sie vertraute ihm doch… musste ihm vertrauen. Der Zwang in ihr war unwiderstehlich. Sie durfte ihn nicht gehen lassen – und wunderte sich selbst darüber. Die Fesseln um ihren Geist lähmten sie.
    „Bitte bleib, Brian… ich… es tut mir leid. Bitte… erzähl mir genau, was vorgefallen ist, was passiert ist… Ich… ich hab Angst… Ich möchte es doch nur verstehen. – Und sind das die Nachwirkungen von dieser Droge? Es ist, als würde mich etwas zwingen… mich lähmen…“



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 28.06.2005, 14:59


    Teil 25

    "Bist du sicher?" er schaute sie ein wenig sauer an, ging dann aber wieder ins Wohnzimmer zurück und setzte sich. "Der Arzt meinte, das die Nachwirkungen in einer Art Gedächtnisverlust auftreten können, gepaart mit abstrakten Erinnerungen, die das Unterbewußtsein verursacht. Die Droge hat dein Unterbewußtsein freigesetzt und wahrscheinlich hast du wilde Erinnerungsbilder, keine Ahnung, ich verstehe nicht so viel von dem Medizinischem Zeugs. Aber er meinte, nach spätestens drei oder vier Tagen ist alles abgebaut und keine Folgeschäden sind zu befürchten."



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 28.06.2005, 15:09


    Teil 26

    Sie setzte sich ebenfalls wieder.
    „Das beantwortete eine noch nicht ausgesprochene Frage… aber nun zurück zum Anfang. Was ist passiert… Du hast mich abgeholt und wir sind zu diesem Club gefahren. Was ist dann passiert? – Ich weiß irgendwie gar nichts mehr…“
    Flash – Orangensaft…
    „Es war Orangensaft, oder?“ Sie verzog das Gesicht. Irgendwie waren es zu viele Informationen auf einmal. Unterbewusstsein freigesetzt? Sie versuchte ihre Gedanken freien Lauf zu lassen.
    Flash – Tanzende Menschen.
    „Ich…“, sie begann zu zittern und blickte zu der CD. Sie spielten das gleiche Lied wie gestern, erkannte sie auf einmal. Das, mit den schnellem Rhythmus.
    Flash – Mehrere schwarzgekleidete Menschen.
    Sie deutete auf den CD-Player, wurde bleich. „Das Lied…“
    Flash – Schüsse…
    Erinnerung: 40 Menschen kamen bei einem Club ums Leben.
    Flash – Parkplatz, Hinfallen…
    Sie starrte auf ihre Hand, dann wieder zu Brian, ihr Zittern wurde stärker. Das Lied schien ihre Erinnerungen zu wecken, zumindest zum Teil. Wie in einem Stroboskop-Gewitter sah sie für den Bruchteil einer Sekunde Szenen.
    Flash – Männer, die sie wegführen.
    Ihre Augen weiteten sich.
    Flash – Josef, zwei Männer im Anzug.
    Sie schwieg und rang nach Atem.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 28.06.2005, 15:16


    Teil 27

    "Um Gottes Willen, denk bitte nicht weiter drüber nach," sie fühlte, wie Brian sie an den Schultern gepackt hatte und sie leicht schüttelte. "Erinner dich an das, was ich dir gesagt habe, sonst war da nichts." Er wirkte in Panik, schien sich sehr, sehr große Sorgen zu machen.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 28.06.2005, 15:27


    Teil 28

    Sie blickte ihn an, verwirrt, mit jedem Schlag des Taktes kam ein weiterer Flash, jetzt wirr, in falscher Reihenfolge. Sie blinzelte, versuchte sich auf ihn zu fokussieren und stammelte dann: „Ich darf mich nicht daran erinnern… oder? Warum nicht…? Da waren keine Drogen, oder?“
    Das Gitarrensolo erklang. Kakophonie… die Musik rief die Bilder hervor. Schüsse, gefeuert auf die Menge. Einfach so. Der Trick, den sie immer beim Lernen anwandte, etwas zu lesen und Musik zu hören und sich dann mit Hilfe der Musik jedes Mal das Wissen erneut ins Gedächtnis zu rufen, wirkte auch hier.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 28.06.2005, 15:36


    Teil 29

    "FUCK," sein Wutausbruch kam überraschend, seine Faust schlug gegen die Wand hinter sich und verschwand fast völlig darin, Steine flogen umher, nachdem der Putz in alle Richtungen gespritzt war. Ein gut 10 auf 5 Zentimeter breites Loch war in der Wand und sie konnte in die Küche schauen. "Warum zum Teufel musst du dich daran erinnern? Kann denn nicht einmal was richtig laufen? Immer muss ich mich in die falsche verknallen......." Er zog sein Handy aus der Jeanstasche und drückte die 1, dann die Anruftaste. Anscheinend wurde sofort abgenommen. "Hier zwo, gib mir die B-Zentrale." Ein kurzer Moment des Wartens. "Anja, ich an deiner Stelle würde nicht rennen, ich müsste dann.......ja, zwo hier," er drehte sich halb weg, behielt sie aber im Augenwinkel. "Sie erinnert sich, keine Ahnung wieso. Anweisungen?" Er lauschte angestrengt, schaute sie dabei an und nickte ab und zu.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 28.06.2005, 15:48


    Teil 30

    Sie wich zurück, krabbelte auf ihr Bett und zog die Decke halb über sich. Sie wusste, das würde sie auch nicht retten. Sie starrte zitternd auf Brian, dann auf den verfluchten CD-Player.
    Sie wartete ab, bis er das Telefonat beendet hatte. „Dann war es doch eine Lüge… keine Drogen. Dafür etwas… anderes. Und du… ihr… wollt nicht, dass es jemand entdeckt. – Ich weiß ja nicht mal was… Brian… da… da starben Menschen.“ Sie starrte auf das Loch in der Wand, dann wieder zu ihm. Tränen bildeten sich in ihren Augen.
    „Und jetzt muss ich sterben, nicht wahr?“



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 28.06.2005, 15:53


    Teil 31

    Ein harter Gesichtsausdruck schaute ihr entgegen, man konnte es als zweites Gesicht bezeichnen, hier blickte ein eiskalter Profi in ihre Augen.

    Brian telefonierte zuende, nickte noch einmal und drehte sich dann zu ihr. Er sagte nur ein einziges Wort auf ihre letzte Frage: "Ja!"

    Dann kam er langsam auf sie zu.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 28.06.2005, 19:59


    Teil 32

    Wieder sah sie alles mit einer unglaublichen Detailschärfe, nahm ihre Umgebung und die Geräusche intensiv wahr und blickte zu ihm. Mehrere Gedankenprozesse liefen parallel und das einzige, was sie sagte, war: "Gib mir 15 Minuten, dann kannst du mich umbringen."
    Stockte er kurz?
    "Ich will nicht um mein Leben betteln, aber…" Sie machte eine langsame Bewegung zu den Berechnungen, die sie vorhin überprüft hatte. "Josef will die Analyse morgen haben von den Berechnungen. Sie sind wichtig für die Firma. Lass mich … das noch zu ende machen und dann… bringen wir es hinter uns."
    Sie wischte sich die Tränen weg.
    "Ich werde keine Dummheiten machen… Ich gebe dir jetzt das Handy wieder und den Wohnungsschlüssel…"
    Sie griff unter die Decke, langsam, sodass er jede Bewegung mitverfolgen konnte und holte dann Handy und Schlüssel aus der Tasche und legt sie auf die Bettkante.
    "15 Minuten… legst du Oberon ein? Wenn, dann wollte ich immer mit meiner Lieblingsmusik sterben…" Ihre Tränen trockneten. Ihre Stimme klang bleiern.
    Langsam griff sie zu den Berechnungen und Messergebnissen, unterstrich den Fehler und schrieb eine kurze Notiz an die Seiten, markierte die Folgefehler und arbeitete mit erstaunlicher Präzision.
    5 Minuten später war sie damit fertig. Brian wartete stumm und musterte jede ihrer Bewegungen.
    Sie blickte zu ihm. "In gewisser Weise tust du mir einen Gefallen…", sie lächelte schwach, während Oberon leise lief. Die Akkustik-Gitarre, gepaart mit dem Gesang des charismatischen Sängers lösten jedes Mal eine bittersüße Gänsehaut in ihr aus.
    "Ich war eh eine Exotin… Gehörte nirgends richtig dazu und war bei meinen Eltern eingesperrt. Ich hatte auch kaum irgendwelche Freunde. Ihr habts also einfach… es wird mich niemand vermissen. Nur dämlich, dass Josefine dann die Arbeitsstelle bekommt…" Sie klang nun recht emotionslos, holte ihren Block hervor und begann zu schreiben.
    "Ich habe vor einigen Monaten schon einmal versucht, mir die Pulsadern aufzuschneiden… Damals habe ich mir den Tod gewünscht. Verdammte Welt… Weißt du, wie das ist, wenn dich niemand versteht?", sie blickte kurz auf.
    "Denn was habe ich schon erreicht? Ich würde mein Lebtag arbeiten, bis ich alt bin, dann vor mich hinvegetieren und sterben, ohne irgendetwas in dieser Welt bewegt zu haben. – Ich verstehe zwar nicht, was so schlimm war… was genau ich gesehen habe, aber es spielt wohl ohnehin keine Rolle mehr. Ihr werdet Eure Gründe haben und diskutieren ist zwecklos…"
    Langsam formten sich Zeilen auf dem Blatt. Sie hatte noch 5 Minuten.
    "Bevor du fragst, das ist kein Abschiedsbrief… den würde eh keiner lesen… es ist ein Gedicht… tu mir nur den einen Gefallen… veröffentliche die Worte irgendwo anonym. – Ich gebe dir auch die Passwörter zu meinem Laptop. Schick die Texte an irgendeinen Verlag… Meinewegen verkauf sie, mach sonst was damit, aber sorge dafür, dass sie irgendjemand liest. – Dann kann ich immerhin mit der Gewissheit leben, dass mein Leben doch noch für irgendwas gut war. Wenn sonst schon alles nur ein dahinvegetieren ist."
    Der Füllfederhalter kratzte über das Papier.
    "Soll ich dann hier sterben? Wirst du mein Todesengel sein? Oder darf ich selber entscheiden, wie ich von dieser Welt trete?", sie blickte nicht auf, schrieb konzentriert weiter.
    Noch eine Minute.
    Sie las sich die Zeilen noch einmal durch, riss das Blatt dann ab und faltete es zusammen. Auf die Rückseite schrieb sie ihre Passwörter auf, und wofür sie gut waren. Was spielte es noch für eine Rolle?
    Die Zeit war vorbei und pünktlich verstummte die Musik. Sie hielt den Atem an, blickte zu ihm und war ruhig und gefasst.
    Sie hielt ihm den Zettel hin. "Ich bin soweit. Tu, was du tun musst."
    Sie suchte seine Augen und lächelte leicht.

    Wenn er den Zettel öffnete, konnte er folgende Zeilen lesen:
    Dunkler Engel

    Ich wünschte, es gäbe dich, oh dunkler Engel,
    ich wünschte, du würdest mich in deinen Armen halten,
    ewiglich, auf dass ich mit dir in die Sterne schaue
    und den Herzschlag der Nacht genieße.

    Ich wünschte, es gäbe dich, oh dunkler Engel,
    dich, dem mein einsames Herz gehört,
    der mich begleitet auf meinen Wegen
    und mir sündige Nächte voller Leidenschaft schenkt.

    Ich wünschte, es gäbe dich, oh dunkler Engel,
    dich, der meine Tränen von der Wange küsst,
    dich, der meine Seele liebkost
    und mich versteht, so wie ich bin.

    Ich wünschte, es gäbe dich, oh dunkler Engel,
    die Sehnsucht nach dir schwillt in mir an,
    mit jedem Tag, mit jeder Nacht,
    doch bleibst du meinem Blick verborgen.

    Ich wünschte, es gäbe dich, oh dunkler Engel,
    dich, mit dem ich teilen kann, was mich bewegt,
    doch bist du nur ein flüchtiger Traum,
    in meinen Wünschen, meinen Gedanken.

    Oh süße Sehnsucht bitterschwer,
    es gibt kein Morgen, nimmer mehr,
    mein Herz und meiner Tränen leer,
    treibt der Tod mich zu dir her.

    Oh dunkler Engel,
    in deinen Schwingen geborgen,
    schenke ich dir was man mir einst gab,
    ich schenke dir hier und jetzt mein Leben
    und meinen letzten Atemhauch…



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 29.06.2005, 09:00


    Teil 33

    Brian hatte sich so lange in das Wohnzimmer begeben und sie in Ruhe gelassen, auch wenn er sie im Auge behielt. Immer wieder schaute er auf seine Uhr - auch bevor sie ihm die 15 Minuten gegeben hatte tat er dies - und vermied Blickontakt mit Anja. Zwischenzeitlich hatte er noch einmal telefoniert, aber so leise gesprochen, das Anja ihn nicht verstanden hatte, aber nachdem er vorher wütend gewesen war, so war er nach diesem Telefonat entspannter, sah ein kleines bißchen zufriedener aus.

    Nachdem sie fertig war, schaute er dann doch zu ihr und schüttelte den Kopf. "Du verstehst es nicht, du wirst definitiv sterben. Aber wir werden uns bereits eine Stunde danach wieder sehen, da das Arrangement geändert wurde, du wirst nicht hier und jetzt sterben durch mich. Es ist verwirrend, oder? Nun ja, mir ging es damals auch nicht anders, als mein Herr mich zu einem seiner Diener machte. Aber ich bin nicht tot, noch lebe ich und kann herum laufen am Tag, wie schon seit 50 Jahren, seit er mich fand. DU bald nicht mehr, dafür beneide ich dich nicht, aber um all das andere....." er schüttelte den Kopf,".....für all das andere beneide ich dich schon jetzt." Anja hörte, wie ein Wagen vor der Haustür mit quietschenden Reifen hielt, Türen schlugen zu. Kurz darauf klingelte es an der Haustür, Brian ging in den Flur und drückte den Türöffner. Er öffnete die Wohnungstür und zwei Männer in dunklen Anzügen erschienen. "Wo ist sie?" fragte einer der beiden Brian, während der andere schon in die Wohnung hinein ging und die Zimmer durchsuchte nach ihr, schon stand er vor der Schlafzimmertür und schaute Anja aus hellen, wachen Augen an. "Sagen Sie den gnädigen Herren, das wir sie haben und jetzt abtransportieren." Er sprach in seinen Hemdsärmel, Anja konnte gerade so ein ganz kleines Mikro erkennen, das dort neben dem Knopf angebracht war. Brian wurde von dem anderen der Männer - beide waren so um die 30, knapp 1,80 Meter groß und nicht sehr auffällig, auch wenn ihre Anzüge sehr gut waren - recht barsch behandelt und er sprach mit einer herablassenden Stimme zu ihm:" Und du gehst jetzt wieder zu deinem Dienst, der Herr ist nicht zufrieden und wird sich später mit dir befassen. Gefühle an die falsche Frau.........schon wieder? Wie weit soll das noch gehen, Ghoul?" Brian verließ mit hängenden Schultern die Wohnung und schlurfte die Treppe hinab.

    Der andere Mann trat in das fahle Licht der Straßenbeleuchtung, welches von draussen herein fiel, er hatte die Lampe an der Zimmerdecke ausgeschaltet, als er das Zimmer betrat. Seine Augen ruhten auf Anja, er ging vor ihr in die Knie und schaute sie interessiert an. "Sie sind also die neueste Errungenschaft des Hauses von Atteus? Interessant." Er schaute sich auf dem Bett um, nahm den Zettel in seine rechte Hand. "Sehr gefühlvoll, aber nicht zutreffend. Vielleicht kann ich ja nach ihrem Tod ein paar weitere Gedichte von Ihnen lesen, Sie werden viel Zeit haben, zu üben. Sollen wir noch irgend etwas einpacken oder wollen Sie etwas mitnehmen von hier? Sie werden nicht mehr hierher zurück kehren, für Sie ist ein anderer Platz reserviert."



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 29.06.2005, 09:46


    Teil 34

    Anja blinzelte bei Brians Eröffnung. Sie würde ihn nach dem Tod wieder sehen? Diener… 50 Jahre… Wie bitte? Er war doch nicht wirklich so viele Jahre älter als sie.
    Als die anderen Männer herein kamen, blieb sie ruhig und gefasst, auch wenn sie das ganze im Moment für einen bösen Traum hielt. Sie wusste, dass sie sterben würde. Aber was redeten die Leute für einen Unsinn? Sie sah ihm nach, als er hinausgeschickt wurde. Er hatte das Gedicht nicht mitgenommen, nahm sie traurig wahr. Würde ihre letzten Worte nun doch ungehört und ungelesen bleiben? Kurz dachte sie über die Äußerungen der Männer nach.
    Ghoul… Was kam als nächstes? Zombies? Vampire? Monster aus dem Weltall?
    Aber Ghoul… waren das nicht die Geschöpfe aus Film und Fernsehen? Ihr Blick streifte das Loch in der Wand. Sein Arm war so schnell verheilt… er hatte ihn sich doch ausgekugelt oder schlimmeres, als sie geflüchtet waren… Aber…?
    Man sah ihr die Verwirrung an. Als der Mann, der vor ihr kniete, sprach, kniff sie die Augen zusammen. Warum hatte er das Licht ausgeschaltet? Sie sah seine Gestalt nur fahl angeleuchtet, konnte kaum etwas erkennen. – Wie hatte er dann aber ihr Gedicht lesen können? Und warum sprach er auch davon, dass es nach ihrem Tod weiter ging… Wie sollte sie etwas üben, wenn ihr Leben ausgelöscht war? Dann übte man doch nicht, man tat gar nichts mehr, außer zu verrotten.
    Brian würde ihre letzten Worte wohl nicht mehr weitergeben, ihre Geschichten würden dem Datennirvana anheim fallen. Nein… dann wollte sie lieber alles mit ins Grab nehmen.
    „Ich würde meinen Laptop gerne mitnehmen…“ Dann deutete sie auf die Berechnungen, die mit Notizen versehen waren. „Und diese Analyse sollte morgen nach an Josef gehen. Er braucht sie… Ich habe den Fehler gefunden und markiert…“ Ihre Stimme klang weiterhin kühl, bar jeglicher Emotion. Sie verstand nicht, was geschah, aber sie machte sich nicht mehr die Mühe, aufzubegehren. Es hatte keinen Sinn, wenn sie bald eh nicht mehr war. Aber was bedeutete diese Phrase mit der Errungenschaft?
    Sie erhob sich dann, nahm das Laptop und das Ladegerät auf den Arm. „Ich bin dann soweit…“, ihre Stimme klang leise und sie blickte sich kurz um. Dann nickte sie dem Bett zu.
    „Ich folge Ihnen“, zu dem Fremden.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 29.06.2005, 10:29


    Teil 35

    Der Mann nickte nur und nahm die Notizen an sich, er bewegte sich so im Zimmer, als ob es hell erleuchtet wäre. Sein Kollege wartete im Flur und lief dann hinter Anja her, bis sie am Auto angekommen waren. Dort öffnete ihr der erste die hintere Tür - eine Mercedes Limousine mit komplett abgedunkelten Scheiben - und stieg dann hinter ihr ein. Es war sehr geräumig, schwarze Ledersitze, eine Sitzbank, Bar, Fernseher, Computer. Was man halt alles mit viel Geld und einem Auto machen konnte, war hier vorhanden. Nachdem die Fahrertür geschlossen wurde, fuhr der Wagen an. Anja gegenüber saß der Mann, der mit ihr geredet hatte und blickte still vor sich hin. Die Unterlagen hatte er nach dem Einsteigen in einen flachen Metallkoffer neben sich gelegt und diesen dann verschlossen, sowie mit einer Handschelle an sich gekettet.

    Nach ein paar Minuten gemütlicher Fahrt - es lief kein Radio oder sonstiges - stoppte der Wagen vor der Firmenzentrale von Kochheim & Partner, blieb aber nur kurz stehen, da neben dem Glaskasten des Eingangsbereichs ein Metalltor nach oben fuhr und eine Abfahrt freigab, die in eine Tiefgarage führte. Der Wagen parkte zwei Ebenen tiefer, es war genügend Platz für vielleicht 100 - 150 Wagen, aber nur 10 oder 12 standen zur Zeit herum, alles sehr teure Autos, BMW und Mercedes und eine Dodge Viper in tiefstem schwarz metallic. Der Mercedes in dem Anja saß, hielt genau gegenüber eines Aufzuges. "Wenn Sie mir folgen würden?" sagte der Fahrer, nachdem er ausgestiegen und die hintere Tür geöffnet hatte. Anja wurde in den Aufzug gebracht, nur der Fahrer begleitete sie, der andere Mann ging aus ihrem Sichtfeld hinaus nach rechts, den Koffer eng an sich gehalten. Die Aufzugtüren schlossen sich und es ging ein paar Sekunden abwärts. Ohne Glockenton öffneten sich die Türen, ein Gang lag vor Anja, in welchen der Mann sie weiter führte. Es führten jeweils links und rechts zwei Türen ab, geradeaus befand sich eine sehr hohe und breite Holztür, sehr reich verziert. Anja konnte Stimmengemurmel hören, dazwischen eine recht laute und aufgebrachte Stimme, definitiv männlich:

    ".........werden das nicht hinnehmen, Kochheim!! Das ist unverschämt, das war UNSER Gebiet....."
    *gemurmel*
    ".....mich gefälligst an, wenn ich mit Ihnen rede........"
    *lautes gemurmel*
    ".....mich doch, ich verpisse mich...."

    Die Holztür wurde aufgestossen und ein Mann kam heraus, mit sehr wütendem Gesichtsausdruck. Er trug eine dunkle Lederjacke, schwarze Jeans. Durch sein Gesicht verlief eine dunkelrote Narbe, seine Augen schienen Feuer zu sprühen und waren leicht rot, schienen zu leuchten. Er bedachte Anja und ihren Begleiter mit einem:" Verpisst euch, aus dem Weg!" und rempelte den Mann neben ihr an, ging dann zum Aufzug und wartete davor, drückte den Rufknopf mehrere Male. "Braucht dieses Scheißding immer so lange?" brüllte er gegen die Metalltüren des Fahrstuhls. Anjas Begleiter öffnete eine der linken Türen und bat Anja, hinein zu gehen. Sie konnte noch einen kurzen Blick in den Raum hinter der Holztür werfen, dort standen Sessel, mehrere Couchgarnituren und sie sah eine Frau mit langsamen Schritten hin und her gehen, sie trug komplett schwarz, nur ihre langen Haare fielen als Zopf über ihre Schulter bis hinab zu ihren Hüften. Ihr Gesicht war vermummt, nur die Augen waren zu sehen. Dann schloss sich die Holztür.

    "Wenn Sie bitte hier warten würden.......die Sitzung ist gleich zuende." Ihr Begleiter wies auf ein paar Sessel, die in dem kleinen Zimmer standen. Es war recht nett eingerichtet, gemütliche Sessel, ein Tisch und zwei Regale, auf denen Glaskaraffen standen. Dann wurde sie alleine gelassen, der Mann schloss die Tür hinter sich.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 29.06.2005, 10:58


    Teil 36

    Sie blickte sich in dem kleinen Raum um, ging zu einem der Sessel, stellte das Laptop und das Ladegerät auf den Tisch und setzte sich dann.
    Was um alles in der Welt sollte sie denn hier? Wenn sie jemanden umbringen wollen würde, würde sie das garantiert nicht in so einem Raum tun, eher in einer Tiefgarage oder am besten in einer Badewanne, die man einfach säubern konnte.
    Sie grübelte über die Worte der Männer… Nach dem Tod… All die Leute, die kräftiger als normale Menschen waren, schneller… die, die sie in dem Club gesehen hatte… Ghoul… nach dem Tod.
    Gab es doch irgendetwas… danach? Eine Art… untotes Dasein?
    Sie schloss ihre Augen, atmete tief ein und aus. In einer romantischen Verklärtheit wünschte sie sich so ein Dasein… und doch war es wissenschaftlich eigentlich Schwachsinn. Dennoch konnte sie nicht leugnen, dass mehr um sie herum geschah, als eigentlich geschehen durfte. Nicht zuletzt ihre eigenen Gefühle und Vorahnungen widersprachen der technisch-nüchternen Ansicht.
    Sie wartete, wagte es nicht, im Raum umherzugehen.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 29.06.2005, 11:10


    Teil 37

    Die Tür öffnete sich ein paar Minuten später und eben diesselbe Frau wie von vorhin trat ein, langsam und sehr grazil, fast wie eine Ballerina. Ihr maskiertes Gesicht richtete sich auf Anja, dunkelbraune Augen musterten jeden Winkel, während die Frau um sie herum ging. Anja bemerkte die Halterung eines Schwertes zwischen den Schulterblättern, die Hände der Frau waren in dünne, schwarze Lederhandschuhe verpackt. Der Rest der schwarzen Kleidung war dermaßen eng anliegend, das man es als zweite Haut betrachten konnte, doch mit dieser umwerfenden Figur konnte sich die Frau das ohne Probleme leisten. Nach der zweiten Umrundung blieb sie neben der offenen Tür stehen und nickte leicht. Die Tür wurde weiter geöffnet und ein junger Mann trat ein. Irgendwoher kannte sie ihn, nur woher? Sein Anzug schrie förmlich nach Geld, perfekt manikürte Hände strichen ein imaginäres Staubkorn von seiner Krawatte und setzte sich Anja gegenüber in einen Sessel. "Guten Abend," sagte er leise mit angenehmer Stimme. "Nehmen wir erst mal die....wie heißt es so schön?....Restriktionen aus den Gedanken, es soll ja nichts schief gehen." Seine Augen blickten in ihre, als würde ein Schalter umgelegt, waren alle Blockaden ihrer Erinnerungen und alle widersprüchlichen Befehle wie weg geblasen, sie konnte sich wieder ohne weiteres Erinnern. Der Mann lächelte sie an. "Besser so, oder?"



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 29.06.2005, 11:58


    Teil 38

    Anja nickte. So war es schon wesentlich besser. Was zuvor nur stroposkop-ähnlich vorhanden war fügte sich nun wieder zu einem Film zusammen. Die Frau… die Schwerter… hatte sie sie nicht schon einmal gesehen? Und den Mann im Anzug nicht auch?
    Abgesehen davon, was hatten sie damit zu tun, dass sie sterben sollte? Hätte sie die beiden nicht sehen dürfen?
    „Guten Abend…“, etwas zögerlich. Ihr fiel spontan der Titel von JBO ein: „Ein guter Tag zum Sterben“ – Sie verkniff sich einen diesbezüglichen Kommentar.
    Sie musterte die beiden. Warum war die Frau eigentlich vermummt? Und warum hatte sie eine Schwertscheide umgeschnallt…? Sie sah ja fast aus wie ein Ninja.
    Man sah ihr an, dass sie dutzende Fragen hatte, doch sie schwieg. Wissen war Macht, und zu viel Wissen machte ihr Leben nicht angenehmer. Auch wenn es eh bald vorbei war.
    Eine Frage brannte ihr trotz allem auf der Zunge: „Warum bin ich hier?“



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 29.06.2005, 12:18


    Teil 39

    "Wissen Sie, was Macht ist? Wirkliche Macht?" der Mann hielt seine Hand - ohne hinzusehen - nach rechts, die vermummte Frau reichte ihm sofort ein edel aussehendes Glas von einem der Regale und winkte jemanden, den Anja nicht sah, der aber wohl im Flur stand.

    "Einfluss und Wissen, gepaart mit Geld. Wenn man davon viel, fast zuviel hat, dann gehört einem die Welt. Ich persönlich lege viel Wert auf Geld und SIE haben mir heute knapp 80 Millionen Euro gespart auf kurze Sicht und viele, viele Entschuldigungen auf lange Sicht. Dafür will ich mich bedanken mit einem Geschenk. Sie erscheinen nützlich und schlau, fragend und aufmerksam. Mit dem richtigen Anstoß sind Sie eine erhebliche Bereicherung für unser Haus. Oh, danke Jasmina." Die Frau hatte mittlerweile eine Glaskaraffe von einem Mann gereicht bekommen, in dieser befand sich eine dickliche, rote Flüssigkeit. Die schwarz gekleidete Frau schenkte dem Mann etwas davon ein, es lief zäh in das Glas, an irgend etwas erinnerte Anja diese Flüssigkeit....der Mann nahm einen tiefen Schluck und tupfte sich die Lippen mit einem Taschentuch ab, kleine rote Punkte blieben darauf zurück.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 29.06.2005, 12:55


    Teil 40

    Anja fiel die Kinnlade runter und die Worte sprudelten etwas fassungslos aus ihr heraus.
    „Wie… 80 Millionen… Euro gespart? Und was wollen Sie mir schenken? Vorhin wollte mich man noch umbringen und jetzt… - Und 80 Millionen Euro nur wegen einem Rechenfehler in einer Messreihe?“
    In ihrem Verstand purzelten einige Dinge durcheinander. 80… Millionen (!) Euro… das waren 160 Millionen DM… soviel Geld würde sie nie jemals besitzen. Was man sich damit kaufen konnte… nur weil jemand einige Einheiten vertauscht hatte, einen Zahlendreher drin hatte und die elementaren Grundrechenarten nicht beherrschte und eine Formel falsch angewendet hatte… Von den systematischen Fehlern ganz zu schweigen.
    Kein Wunder, dass sie durch manche Klausuren wegen solcher Kleinigkeiten durchgefallen war, wenn es real um so viel Geld ging.
    „Wirklich 80 Millionen Euro?“, krächzte sie und rieb sich über den nun trockenen Hals.
    „Kann ich auch etwas von dem Kirschsaft haben?“, sie deutete auf die Flüssigkeit.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 29.06.2005, 13:21


    Teil 41

    Der Mann grinste diabolisch, als er antwortete:" Aber natürlich.....Jasmina?" Die Frau reichte auch Anja einen Glaskelch und schenkte Anja etwas von der Flüssigkeit ein. der . "Und ich bitte Sie, 80 Millionen sind ein Klacks, das habe ich in 72 Stunden wieder eingenommen......wie ist ihr.......Kirschsaft?" sagte der Mann, als Anja den ersten Schluck nahm und trank selbst einen tiefen Zug.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 29.06.2005, 13:36


    Teil 42

    Schon als die Flüssigkeit auf ihrer Zunge war, schmeckte sie, dass es kein Kirschsaft war. Sie schluckte dennoch aus Reflex und verzog dann das Gesicht. Kupfrig, abgestanden… Sie hatte so etwas schon einmal „getrunken“… nun, getrunken war das falsche Wort, sie hatte einige Tropfen probiert. Als sie die Erkenntnis traf, hätte sie das Glas fast fallen gelassen, doch statt dessen verkrampften sich ihre Finger immer mehr.
    „Das ist… Blut!“, stieß sie hervor und starrte dann den Mann an.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 29.06.2005, 13:57


    Teil 43

    Jetzt lachte der Mann und nahm noch einen Schluck, leerte das Glas. "Köstlich, nicht wahr? Von einem jungen Knaben, sehr bekömmlich, ich habe ihn selbst ausgesucht. Wollen Sie noch etwas?" Er schaute sie fies grinsend an.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 29.06.2005, 14:01


    Teil 44

    Sie schüttelte den Kopf. „Nein Danke.“ Sie verkniff sich den Satz „Sie sind ja pervers“, statt dessen sagte sie. „Und nun wollen sie mein Blut trinken? Ist das die … Belohnung?“
    Sie wirkte bleich im Gesicht.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 29.06.2005, 14:09


    Teil 45

    Jasmina ging bei ihrer Beleidigung einen Schritt auf sie zu, doch der Mann winkte ab. "Ist gut Jasmina, sie weiß es noch nicht besser. Es sei ihr verziehen. Dieses mal. Sie wollen Ihre Belohnung? Nun, Ihre Belohnung ist die Unsterblichkeit, meine liebe. Nie wieder Sorgen um eine Erkältung machen, ob man sich an der Wunde eine Entzündung holt, Krebs, Aids.....all diese Sorgen kann ich von Ihnen nehmen. Auch ALLE finanziellen Sorgen, auch die Ihrer Eltern......"



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 29.06.2005, 14:23


    Teil 46

    “Wo um alles in der Welt bin ich hier…”, dachte sie und sah von einer zum anderen. „Warte mal… ich hab das doch nicht laut gesagt… Kann sie etwa… Nein, das ist absurd…“, sie verdrängte den Gedanken.
    „Unsterblichkeit… so was ist doch unmöglich. Der Zellverfall… all diese Dinge… das Blut… wie wurde Brian genannt? Ghoul? Die schnellen Reflexe… die Kraft…“, ihre Gedanken rasten.
    „Die denken wirklich, sie seien… das würde erklären, dass diese Frau… das Blut… - Ich glaubs nicht, das sind Vampire… Oder bilde ich mir das nur ein?“
    Sie blickte ihn perplex an. Was sollte man auf so ein Angebot auch erwidern. Sagte sie Nein – war sie auf jedenfall tot. Diese Leute würden nicht zögern, sie einfach umzubringen, weil sie zuviel wusste, ob sie nun wirklich Vampire waren oder nicht. Sagte sie ja… tja… was kam dann? Sie würde dann doch auch sterben, wie in den Büchern und Filmen immer berichtet wurde, sterben und dann untot auferstehen… und wenn sie keine Vampire waren und alles nur Einbildung, dann war sie auch tot. Patt-Situation. „Du bist so oder so tot…“, dachte sie bei sich. Und wenn es doch wahr war… Unsterblichkeit…
    Dann…
    „Ähm… vielen Dank für das freundliche Angebot… was erwarten Sie im Gegenzug von mir?“
    Ihre Stimme klang etwas tonlos.
    Auch wenn er von Belohnung sprach. Nur für die Korrektur einiger Messfehler würde er ihr kaum die Unsterblichkeit anbieten. Da war doch bestimmt ein Haken bei der Sache. Und falls … nur falls sie doch Vampire waren … war es vielleicht ratsam, diesen Haken zu kennen. Sterben würde sie so oder so… früher oder später. Sie konnte nur noch gewinnen.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 29.06.2005, 14:36


    Teil 47

    "Es gibt keinen Haken. Sie werden lediglich für mich und meine Clansbrüder und Schwestern arbeiten, bis Sie freigesprochen sind, dann können Sie Ihren eigenen Weg gehen. Gewiß, es mag einen Moment lang dauern, bis man sie freispricht, aber ich kenne den Prinzen dieser Domäne sehr gut." Er lachte laut auf, wie über einen sehr guten Witz. Jasmina rührte keinen Muskel, sie wirkte wie immer wie ein gespannter Bogen, bereit, jeden Moment los zu schnellen. Auf ihre ruhige Art wirkte sie wesentlich gefährlicher, als jemand mit einer Schußwaffe. DEN konnte man einschätzen, bei ihr war es unmöglich.

    "Nun, wie Sie so treffend formulieren, es gibt keinen Weg mehr aus diesem Gebäude als lebender Mensch. Und was diesen.....wie heißt er? Brian? angeht, vergessen Sie ihn, er ist unbedeutend, ein dummer Befehlsempfänger. Mein Sire hat ihn erschaffen vor 50 Jahren, das ist der einzige Grund, warum ich ihn überhaupt hier beschäftige. Ghoule für unseren Schutz, oh bitte.......wer würde es wagen, UNS anzugreifen? Wir sind der mächtigste Clan in der Stadt, keiner traut sich gegen uns vorzugehen und die, die es versucht haben, sahen einen Sonnenaufgang." Seine Stimme triefte vor Arroganz, nur sah man ganz deutlich, das er glaubte, was er sagte.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 29.06.2005, 14:56


    Teil 48

    „Clan?“, sie blieb ruhig. Sie konnte es eh nicht verhindern und das Angebot war verlockend. Wer konnte da schon nein sagen? Und warum nein sagen?
    „Ich werde für sie arbeiten. Sie… haben meine…“ – wie drückte man sich am besten bei so was aus? – „…Loyalität, … Herr…“
    Sie senkte den Blick, starrte auf das Glas in ihrer Hand, mit dem Blut. Alles wirkte so surreal. Sie nahm ihre Umgebung wieder auf die unwirkliche Art und Weise präzise wahr. Das Schicksal würde seinen Lauf nehmen… Wohin auch immer.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 29.06.2005, 15:04


    Teil 49

    Er klatschte in die Hände. "Schau Sie dir an, Jasmina. Ein durchschnittlicher Mensch wird im Umgang mit mir zu etwas besserem, höherem. Ich hatte Recht." Was Jasmina davon hielt, erfuhr man nicht, sie schwieg.

    "Dann wollen wir einmal beginnen.....kommen Sie her und setzten sich auf meinen Schoß," er klopfte sich auf die Oberschenkel, wie ein Großvater, der seine Enkelin ruft. "Ich sitze gerade so bequem und es war eine anstrengende Sitzung."



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 29.06.2005, 15:36


    Teil 50

    Sie blinzelte. Im ersten Augenblick wollte sie aufbegehren, es klang sexistisch, doch so rasch wie der Impuls kam, verdrängte sie ihn wieder und blickt langsam auf. Sie setzte sich in Bewegung und näherte sich ihm langsam. Sie blickte ihn an… Etwas umgab ihn… war es das Übernatürliche…?
    Sie setzt sich etwas seitlich auf seinen Schoß, hoffte, dass sie nicht zu schwer war, blickte ihn an. Langsam streifte sie ihre Haare, die den Hals auf seiner Seite verdeckten, beiseite. Ihr Herz raste. Ihr analytischer Verstand begehrte auf, das war Wahnsinn. Verrückt. Und ganz davon abgesehen setzte man sich doch nicht bei Fremden auf den Schoß!
    Aber was war noch verstandmäßig sachlich zu erfassen in so einer Situation. Unsterblichkeit… was würden Menschen dafür alles tun? Da war es doch wohl ein Klacks sich auf seinen Schoß zu setzen, egal, was er nun tat. Sie fühlte sich dennoch etwas unbehaglich, seine Nähe erdrückte sie, sie kam sich klein und erbärmlich vor. So… sterblich… und er derjenige, der ihr überlegen war. Der Herr… und sie seine Dienerin. Nun, mit Loyalität hatte sie keine Probleme. Sie war eh eine eher treu-veranlagte Seele. Vorsorglich schloss sie die Augen, versuchte ihren Herzschlag zu drosseln, atmete tief ein und aus und tatsächlich, ihr Herzschlag wurde langsamer, sie beruhigte sich.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 30.06.2005, 07:50


    Teil 51

    "Nun ja," er schaute sie von oben bis unten an," keine wirkliche Augenweide, aber Potential ist vorhanden." Ohne Vorwarnung senkten sich seine Zähne in Anjas Hals und die Umgebung explodierte in einen reigen aus Farben und Emotionen, der Schmerz verging recht schnell und machte einer Art Ekstase Platz, der man nicht wiederstehen konnte. Ihr Herz schlug immer schneller, unbewußt klammerte sie sich an ihn, wollte dieses Gefühl nicht mehr loswerden. Doch nach einigen wenigen Minuten wurden ihre Arme immer kraftloser, das Glücksgefühl wich - zwar war es noch vorhanden, aber nicht mehr so stark - einem Gefühl des Fallens. Es wurde immer dunkler im Verstand von Anja und gerade als sie realisierte, das sie schon seit längerem keinen Herzschlag mehr gespürt hatte, fiel sie endgültig in ein tiefes, schwarzes Loch. Dunkelheit umgab ihren Geist, absolute schwärze. Doch dann tauchte ein kleines Licht auf, das auf sie zukam. Wärme ging davon aus, sie fühlte sich geborgen und wollte unbedingt da hin, es fühlte sich so gut an. Das Licht wurde immer größer und heller, ihre Finger streckten sich aus und berührten......der Schlag in ihren Verstand hinein war brutal, sie fiel und schlug hart in ihren Körper ein, fühlte wieder ihre Umgebung, die Arme, Beine. Irgendwas rann ihre Kehle hinab und brannte wie Feuer, aber angenehmes Feuer. Eigentlich sehr gutes Feuer. Sie wollte unbedingt mehr davon, sie konnte gar nicht genug herunter schlucken. Mit jedem Tropfen fühlte sie sich größer und mächtiger, Anja riß ihre Augen auf. Sie lag vor dem Sessel und trank aus dem Handgelenk des Mannes, sein Blut füllte ihren Mund aus. Mit einer schnellen Bewegung entzog er ihr seine Hand, eine innere Stimme, die Anja wirklich Angst machte, schrie auf und verlangte mehr, immer mehr. "Genug, mein Kind," sagte der Mann und lehnte sich zurück. "Willkommen im Clan Ventrue und dem Haus Atteus."



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 30.06.2005, 10:41


    Teil 52
    Ihr Körper brannte. Ihr Oberkörper bäumte sich schmerzhaft auf und sie fühlte Krämpfe in sich wüten. Das ausgesetzte Herz beginn wieder zu schlagen, unregelmäßig … ein letzter Versuch, sich an das Leben zu klammern.
    Und wenn sie vollends starb, dann würde es eine Sauerrei geben… Im Moment des Todes würden sich alle Schließmuskel öffnen, weil sie erschlafften, der Magen stellte seine Tätigkeit ein, die Blase… Du stirbst… und lebst doch… auch wenn es unmöglich ist… Blut… süßes Blut… Verlangen, unstillbare Begierde und Schmerzen… Sie sah ihre Umgebung verschwommen. Doch nichts dergleichen passierte, auch wenn sie spürte, wie es zuende ging, so sperrte sich ihr Körper gegen irgend etwas und ließ die normalen Regungen des Todes nicht zu.
    Es wurde dunkler um sie herum. Ihr Herz drohte zu platzen, dieser Schmerz, dieser SCHMERZ! BuBumm… BuBumm… Bu…
    Ihr Herzschlag setzte aus. Stille… Schwärze… und harter Boden unter ihrem Rücken.
    Sie fühlte nichts mehr… sie war … sie war? Die Maserung der Decke war faszinierend. Jede Unebenheit, jeder Huckel… jede Faser des Anstrichgemisches…
    Wieso sah sie das? Sie war gestorben… Schmerzen… sie fühlte sich schwach, aber sie existierte… Ein Leben… oder etwas ähnliches.. nach dem Tod. Sie verharrte ruhig, wandte den Blick und registrierte die Detailfülle dessen, was sie wahrnahm. Hatte sie damals schon sehr scharfe Wahrnehmungen gehabt so war das jetzt…
    Wie ein Blinder, der plötzlich sehen kann.
    Ihr fiel ein Zitat aus einem Film ein „Die Augen eines Vampires sehen anders…“ Sie fühlte sich so unendlich schwach… und hungrig. Wie ein lauerndes Raubtier… und doch… sie wollte lachen, manche Dinge, die ihr eingebläut worden waren, waren wohl auch nach dem Tode nicht einfach zu überwinden. Alles war so neu.. so anders… so faszinierend. Sie starrte auf das Glas mit dem Blut… Durst… wankte drauf zu, wollte es trinken, mehr Blut…

    Der Mann reichte ihr den Kelch, sie trank das Blut in einem Zug aus, verlangte mehr, ohne ein Wort zu sagen. "Nana, nicht so gierig," der Mann hielt den Kelch ein Stück höher, so das er ganz dich vor ihrer Hand war.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 30.06.2005, 12:57


    "Das Blut ist kalt...", enttäuscht. Durst!
    Sie fühlte sich schwach, und doch kräftig... Sie leckte sich über die Lippen. Hatte sie nun Vampirzähne?



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 30.06.2005, 13:02


    Teil 54

    Er lachte kurz. "Natürlich, es ist ja auch schon eine Weile aus dem Körper.....aber ich besorge gerne frisches Blut, keine Sorge. Jasmina?" Die Frau nickte und ging kurz hinaus, kam dann nach einer Minute mit einem jungen Mann zurück, der am ganzen Körper zitterte. "Was soll das? Ich....ich wollte ihren Wagen nicht einparken, ehrlich......." sein Blick fiel auf Anja, die am Boden saß. "Was geht hier denn ab?" Sein Gesicht zeigte Überraschung und Furcht. Jasmina stieß ihn in die Mitte des Zimmers, er taumelte. "Am Hals schmeckt es am besten," sagte der Mann mit sachlicher Stimme. Anja glitt mit ihrer Zunge über die ausgefahrenen Fangzähne, welche einmal ihre Eckzähne waren. Sie hörte den Puls des Mannes, erregt, schnell und voller Leben. Die Stimme in ihr meldete sich mit Urgewalt zu Wort. Hunger! Beute! Essen! Die Stimme war primitiv, ganz das Gegenteil von ihrem normalen Verstand.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 30.06.2005, 15:48


    Teil 55

    Sie spürte kurz Bedauern für den Mann, dann - man konnte es nicht anders beschreiben - stürzte sie sich auf ihn. Sie ergriff ihn bei den Schultern, führte ihren Fuß an der Seite seiner Beine entlang, schlug ihm in die Kniekehlen und drückte ihn mit den Händen nach hinten, dass er fiel.
    DURST!
    Sie konnte nicht klar denken, registrierte aber dennoch jedes Detail, auch wenn es wie ein Film an ihr vorrüber schoss.
    Sie starrte auf den Hals, sah die Schlagader pochen, sah förmlich die Blutkörperchen dort entlangfließen... oh süßes Nass!
    Sie näherte sich seinem Hals, zischte... mit neuen Instinkten fand sie die Halsschlagader, versenkte ohne Nachzudenken ihre Fangzähne darin und spürte, wie sein Blut in ihren Mund lief. Sie schluckte und Exstase erfüllte sie. Sie begann zu saugen, es ging ihr nicht schnell genug. Sie brauchte das Blut, brauchte mehr und konnte nicht warten, bis es alleine in ihren Mund kam.
    Das Tier in ihr hatte Durst. Das war das einzige, was zählte und nur ein kleiner Teil in ihr spürte überhaupt Bedauern.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 01.07.2005, 07:44


    Teil 56

    Anja wusste nicht, wie lange es gedauert hatte, es wirkte alles so surreal, als wäre sie eine stille Beobachterin. Auf jeden Fall fand sie sich irgendwann wieder auf dem Boden sitzend, einen zufriedenen Gesichtsausdruck nach aussen hin. Doch je mehr sie wieder zu sich kam, umso deutlicher wurde ihr bewusst, was sie da gerade getan hatte. Der tote und mit ungläubigen, weit aufgerissenen Augen neben ihr liegende Mann war auch Beweis genug. Eine kleine Blutlache hatte sich neben seinem Hals gebildet, die Finger waren verkrampft, in der rechten Hand hielt er ein kleines Stück Stoff aus Anjas Hemd, er hatte ihr wohl im Todeskampf etwas abgerissen. Ein leises Klatschen ertönte, der Mann im Sessel schaute sie zufrieden grinsend an. "Wunderbar.....sehr brutal, sehr animalisch, aber sättigend, oder?"



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 01.07.2005, 08:47


    Teil 57

    Wirklichkeit? Ein Traum? - Hatte sie das getan?
    Sie tastete sich über die Lippen, tastete die Eckzähne ab. Anders als sonst, eindeutig.
    Ihr Lächeln gefror. Es war wie ein Orgasmus gewesen, eine Welle, auf der sie mitgeritten war, sie fühlte sich matt, glücklich und nun... hatte sie einen Menschen getötet.
    Er war tot, gestorben durch ihre Hand, würde nie wieder Atmen, vielleicht hatte er Familie, vielleicht...
    Sie wollte Bedauern spüren, Trauer... irgendetwas, aber da war nur Leere und dieses Glücksgefühl, was sich langsam verflüchtigte.
    Stand sie unter Schock? Sie versuchte, die Szene zu analysieren, ihre Tat... ihr Verhalten und scheiterte. Es war einfach nur Leere da.
    Sie blickte zu dem Mann und nickte. Langsam fand sie ihre Stimme wieder. "Wie lautet Euer Name, Herr? Und was hat es mit dem Clan Ventrue auf sich... mit dem Haus Atteus? Und was... wird nun mit mir geschehen?"
    Sie leckte sich über die Lippen, erhob sich und fuhr prüfend mit der Zunge über die Fänge, die sich wohl nun, da der Durst befriedigt war, langsam einzogen.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 01.07.2005, 09:01


    Teil 58

    "Nenn mich erstens nicht Herr, so nennen mich nur Diener und Lakaien und niedere Ghoule, merk dir das," fuhr er sie an, es schien ihn wirklich zu stören. "Sprich mich mit Sire an, das ist ausreichend. Sollte sich die Anrede ausweiten, lasse ich es dir mitteilen." Sein Tonfall hatte sich erheblich verändert im Gegensatz zu vorhin, als sie noch......menschlich war.

    "Der Clan Ventrue ist Mitglied und stolzester Clan der Camarilla, einem Bündnis von Vampiren, das im Jahre 1498 geschlossen wurde. Wir führen die Camarilla seit Anbeginn, sind Führer in dunklen Zeiten und der angesehenste Clan, auch wenn es manche bestreiten. Das Haus Atteus hat seinen Sitz hier in Frankfurt seit über 1200 Jahren und regiert die Stadt seit dieser Zeit ohne Unterbrechung. Du gehörst also einem stolzen Haus an, lebe danach. Du stehst dank deiner Herkunft über allen anderen Clans hier in der Stadt. Es gibt noch eine andere Kraft auf der Welt, den Sabbat. Ein Verbund des Bösen, wenn du so willst. Hüte dich vor den Mitgliedern dieser Sekte, aber mehr dazu später. Wir hier in Frankfurt halten den Sabbat in den Vorstädten festgenagelt, nur uns ist es zu verdanken, das die Stadt noch in der Camarilla ist. Was du wissen musst, ehe wir dich nächste Woche der Gemeinschaft vorstellen, ist folgendes: Du wirst einige Neider haben in meiner Domäne, weil du mein Kind bist. Störe dich daran nicht, das ist normal. Aber solange ich dich nicht freigesprochen habe, wirst du einen gewissen Bereich von Frankfurt nicht mehr verlassen, ohne meine ausdrückliche Genehmigung. Solltest du es dennoch tun, wirst du endgütlig vernichtet." Jasminas Augen bekamen einen seltsamen Glanz bei diesen Worten und sie schaute zu Anja. "Ein paar Fakten über Vampire kennst du bestimmt aus schlechten Filmen. Knoblauch, Kreuze, all das ist Humbug und funktioniert nicht. Sonnenlicht hingegen wird dich sofort töten, also hoffe ich, du hast den letzten Sonnenaufgang genossen, es war wirklich dein letzter. Bis auf weiteres wirst du Nachts hier im Haus arbeiten, wir haben schon eine gute Verwendung für dich gefunden. Ja, Jasmina?" Die Frau schaute ihn kurz an, dann nickte er. "Ich muss noch einmal weg, werde bald wieder hier sein. Bis dahin......halte dich nur hier in diesem Stockwerk auf, du kannst dich ruhig umschauen." Er erhob sich und strich seinen Anzug glatt, dann ging er hinaus, gefolgt von Jasmina, die Anja noch einen langen Blick zu warf.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 01.07.2005, 09:50


    Teil 59

    Sie blickte den beiden hinterher, erhob sich, würdigte dem Toten keines Blickes mehr und trat in die Mitte des Zimmers.
    Ihre Gedanken wirbelten. Ventrue… Camarilla… Sabbat… über allen anderen Clans… Neider…weil du mein Kind bist.
    Sie rief sich die Worte immer und immer wieder ins Gedächtnis. Die offene Sonne hatte sie eh immer gemieden aufgrund ihrer Sonnenallergie, sie war von Natur aus blass und nun… wer vermisste die Sonne schon? Ihr Zimmer zuhause ging nach Norden, sie ging selten raus… Nein, es würde sich nicht viel ändern.
    Sie durfte Frankfurt vorerst nicht verlassen. Nun… das wollte sie auch gar nicht. Wohin sollte sie schon gehen? Und ihre Eltern… sie lächelte. Sollten sie bleiben, wo der Pfeffer wächst. Dass sie nun Nachts arbeiten würde, tat ihrem plötzlichen Hochgefühl keinen Abbruch. Sie arbeitete eh Nachts lieber als tagsüber, das hatte sie auch schon so gehandhabt, als sie noch regelmäßig zu den Vorlesungen gehen musste. Und diese Etage… nun, immerhin eine ganze Etage und nicht nur ein Raum. Besser als zuhause, wo sie dann doch monatelang nur das Badezimmer, Küche und ihr eigenes Zimmer kannte. Sie drehte sich nun doch um und blickte zu dem Toten.
    Unsterblichkeit… auf Kosten anderer. Nun war sie eine Herrin über Leben und Tod. Ein Raubtier, dass tötete, wenn die Instinkte es verlangten. Sie hoffte, dass es irgendwann… irgendwie kontrollierbar war. Sie wollte selber wählen dürfen… so war es wie… eine Mahlzeit vorgesetzt bekommen.
    Sie trat auf den Toten zu und kniete sich neben ihm nieder. War da wirklich kein Bedauern in ihr? Sie hatte gottverdammt noch mal jemanden umgebracht! – Eine leise Stimme flüsterte ihr zu: Na und? Sterben muss jeder einmal…
    Sie erhob sich wieder, blinzelte. Sie hatte sich ähnliche Szenen öfter ausgemalt, erträumt… und doch… es unterschied sich erheblich. Sie wünschte, sie könnte weinen, um die Seele… den Körper des Verstorbenen trauern. Doch da war gar nichts – nur eine erschreckende Leere.
    Sire… wer war er? Er hatte seinen Namen nicht genannt. Jasmina hatte die Frau gehießen. Und er? Kochheim himself?
    Sie ging an dem Toten vorbei, zur Tür… öffnete sie langsam, zögerlich und blickte nach draußen. Ihre Umgebung kam ihr noch immer vor wie ein Wunder. Sie lauschte auf die Geräusche.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 01.07.2005, 10:22


    Teil 60

    Sie stand wieder im Flur, niemand war zu sehen. Nach rechts ging es zum Fahrstuhl und den anderen drei Türen, links befand sich die große Holztür, diese war angelehnt, leise Stimmen waren zu hören.

    "....ich es dir sage, musst du es tun."
    "......nicht will?"
    "....trotzdem machen!"
    "Na gut."



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 01.07.2005, 11:27


    Teil 61

    Sie ging näher, neugierig... sah sich um, schloss die Augen und lauschte den Stimmen, deren Frequenzspektrum so herrlich intensiv war. Sie schien auch besser zu hören. Alles war so anders...



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 01.07.2005, 11:34


    Teil 62

    "Jaja, auf mich hören ist gut."
    "Wenn du das sagst"
    "Wunderbar"
    "Fein"
    "Toll"

    Es klang wie zwei Kleinkinder, die sich unterhielten, auch war die Stimme recht fiepsig, als ob sie verstellt wäre. Anja war vor der Holztür angekommen.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 01.07.2005, 11:54


    Sie wartete weiter, lauschte. Versuchte einen Sinn in den Worten zu sehen, lehnte sich an die Wand, die Augen weiter geschlossen.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 01.07.2005, 12:09


    Teil 64

    "Gut?"
    "Fein"
    "Dann bleiben wir noch alle hier?"
    "Aber bestimmt."
    "Fein."
    "Gut?"
    "Ja."

    Es waren mindestens drei Stimmen, die miteinander sprachen.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 01.07.2005, 12:37


    Teil 65

    Neugier war etwas Feines… aber zuviel Neugier… Nein. Sie öffnete die Augen wieder, stieß sich von der Wand ab. Sie kannte die Leute da drinnen nicht, und wer wusste, wer die da drin waren… oder was.
    Sie wandte sich auf die andere Tür, suchte den Toilettenraum auf und wusch sich die Hände, wusch sich über das Gesicht. Wasser fühlte sich nun auch ganz anders an. Erstaunlich!
    Sie riss sich von der Faszination wieder los und ging nach draußen, blickte kurz zur Holztür und dann zur anderen Seite, lauschte wieder.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 01.07.2005, 12:43


    Teil 66

    "Mann, du bist verrückt!"
    "Wer von uns?"
    "Argh!"

    Die Tür flog auf und ein Mann kam heraus, mitte 30 und eine weiße Toga tragend. Er schaute Anja fasziniert an. Sie stellte etwas viel fasziniererendes fest: Wenn sie sich ein wenig konzentrierte, bildete sich um den Mann herum eine Art Aura, wie in diesen komischen Esotherik Büchern beschrieben. Seine Aura wirkte blass, aber darin schwebten kleine Wirbel, die ein buntes Spiel betrieben und hin und her flogen. "Hallo," sagte der Mann und legte seinen Kopf schief. "Hallo," wiederholte er, in einer anderen Stimmlage. Und erneut:" Hallo," mit einer tiefen Baßstimme. Dann folgte mit einer fispelnden Kinderstimme:"Hallo." Er vereinte alle Stimmen, die sie vorhin gehört hatte.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 01.07.2005, 12:59


    Teil 67

    Sie wendete sich zu dem Sprecher um.
    „Äh… Hallo…“, sie starrte ihn an. Was für eine merkwürdige Kleidung… und was umgab ihn da? Sie starrte auf die „Aura“, die ihn umgab, blinzelte, rieb sich über die Augen und streckte zögerlich die Hand auf, um diese Wirbel zu berühren.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 01.07.2005, 13:05


    teil 68

    "Oh ja Baby, berühr mich" rief der Mann mit einer Baßstimme, direkt darauf folgte eine normale Männerstimme:" He, nicht anfassen, ja?" und die Kinderstimme:" Spielen?" Seine Augen waren faszinierend, sie schienen ins Uferlose zu gehen, ihr Grün war so tief und doch befand sich darin irgend etwas, das bei längerem hinschauen ein leichtes Prickeln in Anjas Kopf verursachte. Sie stellte fest, das wenn sie die Aura gedanklich "abschaltete" also sich dachte, das sie Sie nicht mehr sehen wollte, dann verschwand sie auch. Ebenso verhielt es sich mit dem "anschalten" der Aura.

    Der Mann stand einen Meter vor ihr und schaute sie erst mit einem freudigen, dann einem ablehnenden und dann einem sehr erwartungsvollen Blick an, passend zu den Stimmen.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 01.07.2005, 14:03


    Als Anja diese „Befehl“ entdeckte, begann sie damit rumzuspielen. Sie zog ihre Hand zurück… An… Wieder diese wirbelnden Funken… Aus… An…. Aus.
    Sie blinzelte und blickte den Mann dann an, der eindeutig shizophren war, oder verrückt… oder beides.
    „Oh…Verzeihung. Ich… wollte ich aufdringlich erscheinen…“



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 01.07.2005, 14:08


    Teil 70

    "Kein Problem" Baßstimme
    "Blöd oder was?" normale Stimme
    "Hihihi." Kinderstimme

    "Wer bist du denn, hübsches?" Baßstimme
    "Blöde Kuh!" normale Stimme
    "Bist du auch zum spielen hier?" Kinderstimme.

    Der Mann lehnte mal an der Wand, dann saß er in der Hocke oder stand wie ein aufgepumpter Muskelprotz vor ihr.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 01.07.2005, 15:23


    Teil 71

    "Ich äh... wollte Sie nicht aufhalten und ... äh... ich ... muss mal aufs Klo. Schönen Tag...äh... Abend noch..."
    Mit den Worten versuchte sie wieder Richtung Toilette zu flüchten. Es war eine Ausrede, sicherlich, aber das war ihr etwas... zu merkwürdig.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 01.07.2005, 15:27


    Teil 72

    Sie war gerade vor der Toilleten Tür angekommen, als sich die Aufzug Tür öffnete und der Mann mit der Narbe im Gesicht wieder herein kam, immer noch recht sauer aussehend. Anja bemerkte bei ihm eine andere Aura, diese war ebenfalls leicht blass, aber ein dicker rot Ton spielte in ihr, waberte wie ein Hitzevorhang hin und her. "Ist dieser Mistkerl Kochheim noch da drin?" Er deutete auf die Holztür. "Und wer bist du überhaupt?" Sein Blick kam auf Anja zum Ruhen. Die Augen des Mannes hatten eine ganz leichte Rotfärbung, die hin und her wogte.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 01.07.2005, 15:34


    Teil 73

    "Äh... Herr Kochheim...", sie blickte zur Holztür. Die Stimmen, die sie gehört hatte, waren von dem Verrückten gekommen. Und woanders... nein... also... dann würde... das hieß ja... der Sire war...
    "Nein. Er wollte jedoch bald wiederkommen."
    Und wieso Mistkerl?
    "Und ich bin... Anja Firnbach...", sie blickte auf seine Aura. Rötlich... nicht gut. Glaubte sie... Aber interessant, dass sich die Auren unterschieden. Sie blickte an sich herab. An! - Sie versuchte ihre eigene Aura zu sehen.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 01.07.2005, 15:41


    teil 74

    Anja sah ihre eigene blasse Aura, gemischt mit etwas, das wie grün aussah, aber je unsicherer sie wurde wegen dem Mann, desto mehr ging die Farbe ins violette über.

    "Firnbach? Neu in der Domäne oder was? Welcher Clan?" Der Mann blieb ein Stück von ihr entfernt stehen und hakte seine Hände in den Gürtel. Als er sich ein wenig aufrichtete, sah Anja an beiden Seiten unter seinem Mantel die Griffe und Magazine von zwei Maschinenpistolen. Er grinste, als er ihren Blick sah. "Die darf ich tragen, ist mein Recht als Primogen. Also, welcher Clan? Und DU," er deutete auf den Mann hinter ihr," halt ja dein Maul, sonst schlage ich dir die Fresse ein, wie letzte Woche, klar?" Der Mann in der Toga hob beide Hände über den Kopf und sank zu Boden, wimmerte.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 01.07.2005, 15:47


    Teil 75

    Anja wurde bleicher... sofern das noch ging. "Ventrue", sagte sie automatisch.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 04.07.2005, 08:26


    Teil 76

    Der Mann knurrte leise. "Na toll, noch ein Ventrue in der Stadt, haben ja nicht genug davon, immer her damit......"

    Als der Aufzug ankam und die Türen aufglitten, drehte sich der Mann langsam um und ein grinsen setzte sich auf sein Gesicht. "Kochheim und seine Schlampe, die geile Jasmina, welch Ehre." Er deutete eine mehr als mißlungene Verbeugung an. Aus dem Aufzug trat der Mann, den Anja schon kennengelernt hatte als ihren Erzeuger und diese mysteriöse Frau, beide nicht gerade freundlich schauend - auch wenn es bei Jasmina nicht so genau festzustellen war. "Otis," sagte Kochheim leise und nickte. "Nur weil Sie beinahe unschätzbare Dienste für meine Domäne leisten, heißt das noch lange nicht, das Sie mein Eigentum beleidigen dürfen." "oooh, tut mir leid, wenn die kleine meinen Humor nicht verträgt, wirklich!" Sein Gesichtsausdruck machte klar, was er wirklich dachte. "Zur Sache Kochheim, ich lege hiermit offiziell Widerspruch im Namen des gesamten Clans Brujah ein gegen Ihre Entscheidung, uns das Industriegebiet als Jagdrevier zu geben. Das ist nicht hinnehmbar, was machen wir mit den Gangrels? Das ist auch ihr Gebiet, es wird Streitigkeiten geben" Kochheim zuckte mit den Schultern. "Na und? Sind es meine Probleme? Regeln sie das Untereinander aber belästigen Sie mich nicht mit solchen Kleinigkeiten." Anja konnte genau sehen, wie bei dem Mann, der als Otis bezeichnet wurde, die Aura ins dunkelrote überschlug, dann wieder in ein normales rot abgeschwächt wurde. "DAS werden Sie noch bereuen, Kochheim. Mein Wort darauf." Wütend stürmte der Mann an Jasmina und Kochheim vorbei und ging in den Aufzug. Ehe er verschwand, rief er noch:" Wenn die Südstadt fällt, ist das IHRE Schuld!"

    Kochheim ging zu Anja:" Die Brujahs.....ein dummer Clan, so leicht zu manipulieren. Gute Kämpfer, zugegeben. Aber dumm. Man muss sie ja geradezu benutzen, sie schreien nach Führung. Nun gut, hast du Fragen, mein Kind?"



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 04.07.2005, 09:12


    Teil 77

    Sie blickte ihn an und senkte unterwürfig den Blick. Also doch Kochheim. Höchstpersönlich.
    „Ja, Sire“, sie hob den Blick dann wieder leicht, wagte jedoch nur bis zu seinen Knien zu sehen. „An“, dachte sie, sie wollte sehen, welche Farbe seine Aura … oder was immer es war – hatte.
    „Und zu welchem Clan gehört dieser…Herr?“, sie deutete auf den Mann in weißer Toga, der noch immer zusammengekauert auf dem Boden hockte.
    „Und was hat es mit diesen… Feldern auf sich, die ich bei jedem sehe… rot und weiß und grün… Und was für Clans gibt es? – Worauf muss ich alles achten…?“ Die Fragen sprudelten aus ihr nur so hervor. „Und… wieso existieren Va… wir überhaupt? Sowas ist doch eigentlich unmöglich.“
    Ihre wissenschaftliche Neugier war geweckt… Wieso, weshalb, warum – die W-Fragen.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 04.07.2005, 09:43


    Teil 78

    Die Aura von Kochheim spielte ins rote hinein, aber auch kleine Wirbel waren in ihr zu sehen, dann verschwand das rot und machte einem Grün Platz.
    "Ah, deine Fähigkeiten entwickeln sich so langsam. Nun ja, nicht anders zu erwarten bei einem solchen Sire," er klang sehr arrogant und überheblich, sehr von sich selbst eingenommen. "Nun, deine Fragen sollen beantwortet werden, komm mit." Jasmina öffnete wieder die Tür zu dem Raum, in welchen sie alle drei vorher gewesen waren. Der Tote lag immer noch auf dem Boden. "Ich werde nachher die Putzkolonne herschicken müssen," Kochheim seufzte und wirkte gelangweilt, dann setzte er sich.

    "Es gibt insgesamt sieben Clans in der Camarilla. Die Ventrues als Anführer selbstverständlich, dann die Toreador, Nosferatu, Malkavianer, Brujah, Tremere und Gangrel. Du wirst Mitglieder der einzelnen Clans auf dem Treffen kennenlernen. Den Primogen der Malkavianer hast du im Flur gesehen. Dieser Clan ist nicht mehr ganz......in der Realität. Einige haben multiple Persönlichkeiten, andere sind ganz verrückt. Du musst wissen, jeder Clan hat seine Eigenheiten. Wir Ventrues sind erhaben, die geborenen Anführer und Geschäftsleute. Brujahs sind Kämpfer, dumm und ungehobelt. Gangrel sind wie Tiere und verdienen keine andere Behandlung. Die Nosferatu sind wie Spione, sie wissen alles und handeln mit ihrem Wissen. Toreador sind Künstler, auf ihre eigene Art. Haus und Clan Tremere.....naja, sie sind Magier, beherrschen die Blutmagie und sind sehr gefährlich, wenn man sie zum Feind hat. Was deine Fähigkeiten angeht, du kannst anscheinend sehr gut sehen, dies erlaubt dir, die Aura anderer zu erkennen. Du kansnt erkennen, ob es ein Kainit ist, dann ist die Aura blass, bei Menschen ist diese viel farbiger. Die Farben geben Auskunft über den Gemütszustand einer Person. Rot zum Beispiel ist Wut und Hass." Er überlegte kurz. "Unser Dasein ist ein Fluch, der wiederum ein Geschenk ist. Vor langen Zeiten verfluchte Gott Kain und gab ihm das Geschenk der Unsterblichkeit, gepaart mit dem Verlangen nach Blut und besonderen Fähigkeiten. Er erzeugte alle anderen Clans, ist unser Urvater. Ach ja, die Regeln der Camarilla. Wir haben sechs Traditionen. Die erste: Die Maskerade. Niemand, der kein Kainit ist, darf erfahren, das wir existieren. Zweitens die Domäne. Der älteste hat in seinem Revier absolute Macht. Drittens die Gastfreundschaft. Du sollst beim ältesten einer Domäne darum bitten, in seinem Bereich willkommen zu sein. Wenn er es verweigert, musst du gehen. Viertens die Nachkommenschaft. Nur der Prinz oder älteste darf Kinder erzeugen. Fünftens die Rechenschaft: Du bist für die Taten deiner Kinder verantwortlich. Sechstens die Vernichtung. Nur die ältesten dürfen andere Kainiten vernichten."



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 04.07.2005, 09:57


    Teil 79

    „Kainiten…“, sie murmelte das Wort. „Und Ihr, Sire, seid der Prinz dieser Domäne?“ – Es klang halb nach einer Frage, halb war es auch eine logische Schlussfolgerung.
    „Was gibt es noch für Fähigkeiten… und Auren… wo kann ich mehr über die Bedeutung der Farben erfahren? Was bedeutet zum Beispiel… Grün?“
    Sie hob den Blick noch etwas mehr, war jedoch bereit, ihn jederzeit wieder zu senken.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 04.07.2005, 10:18


    Teil 80

    "Ja, ich bin der Prinz dieser Domäne....." er hob sein Kinn leicht an. "Seit fast 100 Jahren schon."

    "Die Farbe grün steht für Entspannung oder ähnlichem, die genauen Farbskalen kannst du einem Buch entnehmen, das aus Notizen besteht. Jasmina wird es dir heute Nacht bringen, wenn du dein neues Zimmer bezogen hast. Und unsere anderen Fähigkeiten," er grinste," nun, eine hast du ja schon kennengelernt, wir können anderen unseren Willen aufzwingen, durch bloßen Augenkontakt. Es macht Spaß. Dann verfügen wir über eine sehr gesteigerte Heilkraft, welche es uns erlaubt, sehr viel einzustecken, ohne umzufallen. Sehr praktisch."



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 04.07.2005, 10:32


    Teil 81

    Sie nickte und nahm die Worte in sich auf. „Aber… wie…wie war es dann möglich, dass ich… mich doch erinnert habe? Können Menschen sich gegen diese Beeinflussung wehren? Oder wie wirkt das überhaupt? – Und Jasmina… kann sie… kann sie wirklich Gedanken lesen?“
    Sie blickte nun unsicher zu ihr.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 04.07.2005, 10:37


    Teil 82

    Kochheim tätschelte den Oberschenkel von Jasmina, die neben ihm stand. "Jasmina hat viele Talente, Gedankenlesen ist eines von ihnen......Menschen können sich unter gewissen Umständen an die Domination erinnern, man kann da auch sehr effektive Blöcke vor die Erinnerung legen, aber dann leidet das individuelle Denken darunter. Ansonsten ist es Menschen kaum möglich, einem Kainiten zu widerstehen, wir sind besser als sie."



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 04.07.2005, 10:58


    Teil 83
    "Ist sie auch Euer… Kind? - Und kann sie auch die Gedanken von… Kaininiten lesen?", es gab so viele Fragen, so viel zu wissen. Anja seufzte leise.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 04.07.2005, 11:09


    Teil 84

    Jasminas Augen leuchteten kurz auf, sie schüttelte den Kopf. "Oh nein, Jasmina ist nicht mein Kind.......sie gehört mir." Wieder begraptschte er ihr Bein, schaute mit einem fiesen Lächeln zu ihr hoch. Jasmina war dies unangenehm, das sah man genau an der Körperhaltung, doch tat sie nichts, um es zu verhindern. "Und ja, sie kann Gedanken von Kainiten lesen. Aber genug für heute, Jasmina wird dir dein neues Zimmer zeigen." Er erhob sich und ging mit schnellen Schritten hinaus, Jasmina wartete an der Tür und deutete auf den Flur, dann zu Anja.

    Beide gingen in den Aufzug - Anja hatte vorhin eine mehr als rote Aura bei Jasmina bemerkt, als Kochheim sie berührte, desweiteren waren schwarze Streifen quer über Jasminas Aura gelegt - und fuhren ein paar Etagen hinauf. Jasmina führte Anja durch einen ruhigen und kaum beleuchteten Korridor zu einer dicken Holztür - insgesamt waren hier neun Türen - und öffnete diese. Zum Vorschein kam ein mehr als dekadentes Zimmer, dicke Teppiche, ein Doppelbett, Plasmafernseher, PC Anschluß und mehrere Bücherregale mit dicken Wälzern. Eine kleine Tür führte in ein luxuriös eingerichtetes Badezimmer mit Whirlpool. Das Fenster neben dem Bett erlaubte eine uneingeschränkte Sicht über die Innenstadt vor dem Gebäude, erst weiter hinten standen höhere Gebäude im Weg. Das Glas war doppelt beschichtet, anscheinend auch Sonnenlicht abgeschirmt. Jasmina wartete an der Tür und reichte Anja ein paar Seiten altes Pergament Papier, das mit einer Schnur zusammen gebunden war. Darauf war mit dunkler Tinte vieles geschrieben, unter anderem die Bedeutung des Sehens und der vielen Farben. Anja wurde von den dunklen und Fernöstlich anmutenden Augen Jasminas gemustert, sie ließ sie keine Sekunde aus ihrem Blickfeld.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 04.07.2005, 11:20


    Teil 85
    Sie nahm das Bündel entgegen und blickte sich in dem Zimmer um. „Wow“, dachte sie. „Was für ein Luxus. Und das soll jetzt mein Zimmer sein? Gut, der Teppich hätte ne andere Farbe haben können, aber ansonsten… wow.“
    Als sie sich ihrer Gedanken bewusst wurde, drehte sie sich wieder zu Jasmina um. „K… können sie die Gedanken von anderen eigentlich permanent lesen? Oder gibt es da Einschränkungen?“
    Gedanklich fügte sie dazu: „Ich möchte nicht ständig überwacht werden – auch wenn ich nichts zu verbergen habe… aber … ach verdammt. Ich formuliere meine Gedanken doch nicht extra höflich. Wer denkt schon ewig daran, sich zu beherrschen, was er denkt?“



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 04.07.2005, 11:25


    Teil 86

    Es erfolgte keine Antwort, stumm schaute Jasmina sie an. Dann löste sie sich von der Tür und kam auf Anja zu, blieb dicht vor ihr stehen. Eine behandschuhte Hand strich Anja über die linke Wange, violette Augen schauten in ihre. Dann drehte sich Jasmina um und verließ mit schnellen Schritten das Zimmer, schloß die Tür hinter sich.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 04.07.2005, 11:28


    Teil 87
    Anja starrte ihr hinterher. „Äh… ja gut. Das muss ich jetzt nicht verstehen“, murmelte sie. "Faszinierende Frau... schade, dass ich kein Mann bin..." Sie schämte sich sogleich für den Gedanken. Lesbisch war sie wirklich nicht.
    Sie setzte sich auf einen der Stühle, bemerkte, dass ihr Notebook schon auf dem Tisch stand, öffnete das Bündel vorsichtig und begann über die Auren und das Sehen zu lesen.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 04.07.2005, 12:01


    Teil 88

    Anja lernte eine Menge aus den Schriften, die Farben waren sehr gut erklärt, auch die Kraft des sehens. Des weiteren wurden andere Kainitische Fähigkeiten erläutert:

    Übernatürliche Stärke: Ein Kainit kann es in dieser Disziplin bis dahin bringen, das er ohne Mühe einen PKW werfen kann. Es gibt Berichte über Brujahs, die ihre Gegner ohne jegliche Anstrengung mit einem Schlag köpften oder den Torso sprengten.

    Sehen: Dank dieser Gabe kann man seine Sinne schärfen, die Auren erkennen, Gedanken lesen und später den Geist wandern lassen, sich aus dem Körper lösen. Meister dieser Disziplin können mit einem Gedanken töten!

    Heilkraft: Diese wird mit dem Alter immer besser, auch Training hilft. Es wird berichtet, das mehrere Personen mit Schwertern auf einen Meister dieser Disziplin einschlugen, ihm aber nichts passierte.

    Dominieren: Durch Übung kann man von einem "Ein Wort Befehl" wie "Schlaf, Iss, Sitz" bis hin zu Gedächtnismanipulation alles ermöglichen. Später ist eine Konditionierung möglich.

    Präsenz: Nur durch die Ausstrahlung kann ein Kainit Macht über andere gewinnen, dies reicht von Ehrfürchtigem Anstarren bis hin zu unterwürfiger Hingabe seiner Opfer.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 04.07.2005, 12:09


    Teil 89

    Anjas Erstaunen wuchs. Sorgfältig blätterte sie sich durch die Seiten und merkte nicht, wie die Zeit dabei verflog. Als sie soweit fertig war, blickte sie sich um in dem Zimmer. Sie trug noch immer ihre zerschlissene Jeans und ihr T-Shirt. Sie fühlte sich befremdlich, ging zu dem Kleiderschrank, öffnete diesen und blickte hinein.
    Sie rechnete zwar nicht damit, dass etwas darin war, aber man wusste ja nie.

    Und wenn sie diese Gabe des Sehens inne hatte - woher eigentlich? - würde sie dann auch irgendwann in der Lage sein, Gedanken zu lesen? Das war sicherlich eine nützliche Gabe, aber andererseits... wenn man es nicht kontrollierte, nicht richtig filterte... würde man doch sicherlich die Gedanken von allen Leuten um einen herum hören.
    Sie hatte sich schon oft gewünscht, Gedanken lesen zu können - nun gut, wer eigentlich nicht? Aber dass soetwas wirklich möglich war, war... faszinierend. Wie sowas wohl "funktionierte". Ob man sich mit seinem Geist einfach irgendwo einklinkte? Oder war das wie das sehen, dass man einfach nur mental irgendwie... lauschte?
    Anja verfiel in Grübelleien und starrte in den Kleiderschrank.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 04.07.2005, 12:22


    Teil 90

    Im Kleiderschrank hing wohl die neueste Kollektion der Modedesigner der Welt, die sich ausgerechnet Anjas Kleiderschrank als Ablage gesucht hatten. Er quoll förmlich über von Kleidern, vom Coktailkleid bis hin zum modernen Anzug für Frauen war alles vertreten. und alles in ihrer Größe!

    Sie bemerkte neben dem Bett einen kleinen Kühlschrank, dort drin befanden sich drei Blutkonserven.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 04.07.2005, 12:40


    Teil 91

    Anja machte große Augen, als sie sich wieder aufs hier und jetzt besann. Neugierig probierte sie die Kleidung durch, legte dann einige beiseite, die sie selbst halbwegs mochte und beschloss, dass sie sich unbedingt irgendwann hohe Boots kaufen wollte, vielleicht ein schönes Samtkleid (an den Dingern konnte sie sich einfach nicht sattsehen) und andere Gothic-Kleidung. Designer-Klamotten waren zwar schön, aber... nun, egal.

    Die Blutkonserven in dem Kühlschrank ließ sie vorerst unangetastet. Dann nahm sie die Klamotten an sich, die sie anziehen wollte, ging zur Tür Richtung Badezimmer. Dort blickte sie sich um in dem edel gestalteten Ambiente, legte dann langsam ihre alte, in dieser Umgebung mehr als schäbig aussehende Kleidung ab und stieg - wie Gott sie schuf - in den Whirlpool, den sie dann anmachte. Sie genoss das Blubbern um sich herum, schloss die Augen und ließ sich treiben. Es schien, als spürte sie das Brodeln noch intensiver.
    Es war einfach nur herrlich...

    Kurz glitten ihre Gedanken wieder zu dem Toten. Er war durch ihre Hand gestorben. Sie befürchtete, dass er nicht der einzige bleiben würde... Außer sie wollte sich ewig von Blutkonserven ernähren. Andererseits... es gab so viele Menschen und zu Lebzeiten war sie immer eine Ausgestoßene gewesen. Und einige Leute - wie diese Josefine - hatten es einfach nicht anders verdient. Nur dass sie als Mensch nie ernsthaft daran gedacht hatte, jemanden umzubringen.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 04.07.2005, 13:37


    Teil 92

    Nachdem Anja aus der Wanne gestiegen war, überfiel sie eine noch nie gekannte Müdigkeit, so als hätte jemand einen Schalter umgelegt, von "aktiv" auf "schlafen". Jede Zelle ihres Körpers schien ruhen zu wollen. Ein schneller Seitenblick auf die Uhr brachte die Lösung, es war kurz vor Sonnenaufgang. Der Wecker neben dem Bett piepte leise, er war anscheinend auf diese Zeiten programmiert.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 04.07.2005, 13:48


    Teil 93

    Sie schleppte sich zum Bett, noch tropfend nass, ohne sich umgezogen zu haben, viel darauf nieder und kaum lag sie auch, schlossen sich die Augen. Ihr Bewusstsein hörte einfach ... auf.
    Dunkelheit. - Nichts.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 05.07.2005, 07:23


    Teil 94

    Anja öffnete ihre Augen wieder, die Uhr zeigte 20:30. Sie stand auf, fühlte sich ein wenig komisch, die Umgebung wirkte irgendwie seltsam.

    Ein kurzer Blick aus dem Fenster ließ sie einen Schritt zurück weichen. Sämtliche Wolkenkratzer standen in Flammen, in den Straßen lieferten sich Hunderte von Kainiten Kämpfe, Schüsse fielen, Menschen starben zu Tausenden. Explosionen erschütterten die Gebäude, im Hintergrund fiel der Messeturm wie in Zeitlupe zur Seite und schlug mit einem gewaltigen Donnerschlag in der Stadt ein. Rauchsäulen standen über der City, Schreie klangen leise zu ihr herauf.

    Dann öffnete sie wieder die Augen, die Uhr zeigte 20:30. Erschrocken blickte sie aus dem Fenster, die Stadt lag ruhig vor ihr, in gleichem Takt blinkten die Lichter der Wolkenkratzer, der Verkehr floß gemächlich auf den Straßen dahin. Jetzt fühlte sie sich normal, die Umgebung war auch in Ordnung.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 05.07.2005, 09:50


    Teil 95
    Was war das gewesen? Nachwehen eines Traumes? Oder eine finstere Vorahnung? Sie erinnerte sich an den 11. September. Hochhäuser… sie wusste zwar, dass die Sicherheitsvorkehrungen vor allem im Luftraum enorm gestiegen waren, dennoch hatte sie ein ungutes Gefühl, was sich erst langsam verflüchtigte.
    Dann meldete sich ein zweites Bedürfnis in ihr. DURST. Sie erinnerte sich, dass da ein Kühlschrank war. Das Tier in ihr erwachte und schlug erbarmungslos zu. Raschen Schrittes ging sie zum Kühlschrank, riss die Tür auf und schnappte sich die erste Blutkonserve. Noch ehe sie daran dachte, die Tür zu schließen, betrachtete sie gierig die Konserve in ihren Händen. Plastik… störendes Plastik. Ihre Fänge fuhren aus, sie wollte das Blut, das in dem Beutel war, wollte es JETZT!
    Doch sie sah den Schlauch, riss die Verschnürung ab und nahm ihn in den Mund, presste das Blut im Beutel und trank. Als es nicht schnell genug ging, biß sie in den Schlauch. Das Blut war kalt, schmeckte abgestanden, gefühllos, unpersönlich… unbefriedigend. Aber es stillte den gröbsten Durst. Die Blutkonserve war leer und sie überlegte, ob sie die nächste öffnen sollte. Wie viel lieber wäre ihr frisches Blut gewesen… so wie gestern… auch wenn das bedeutete… sie verdrängte den Gedanken. Sie würde Töten müssen… oder gab es andere Wege, an frisches Blut zu kommen, ohne die Opfer gleich… umzubringen?



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 05.07.2005, 10:17


    Teil 96

    Es klopfte leise an der Tür, eine weibliche Stimme erklang. "Gnädige Frau, dürfen wir eintreten?"



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 05.07.2005, 10:29


    Teil 97
    Anja blickte an sich herunter. "Einen Moment..."
    Sie schloss den Kühlschrank, ließ die leere Blutkonserve in einer Schublade verschwinden, säuberte ihren Mund und schlüpfte dann in die Kleidung, die sie sich gestern ausgelegt hatte. Eine Art Hosenanzug... Es war noch das, was ihr am meisten zugesagt hatte, auch wenn sie es dennoch nicht mochte.
    Sie knöpfte die Bluse zu und rief dann: "Herein"
    Sie blickte abwartend zur Tür.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 05.07.2005, 10:37


    Teil 98

    Die Tür öffnete sich langsam und eine Frau erschien im Türrahmen. Anja kannte sie flüchtig vom sehen, es war eine Sicherheitskraft in der dunkelblauen Uniform der Firma. Sie war knapp Ende 20, gut durchtrainiert wie alle Sicherheitsleute. Unterwürfig schaute sie vor Anja auf den Boden, deutete eine Verbeugung an. "Herr Kochheim erwartet Sie im Versammlungszimmer, gnädige Frau," sagte sie leise und deutete auf die Tür. "Wenn Sie soweit sind, sollen wir Sie dorthin begleiten," fügte sie noch schnell hinzu. Anja erkannte eine ihr bekannte Gestalt auf dem Flur, Brian stand dort und hielt ebenfalls den Blick gesenkt und schien zu warten.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 05.07.2005, 11:06


    Teil 99
    Sie ordnete sich die Haare und trat dann aus ihrem Zimmer. Sie konzentrierte sich leicht, versuchte die Auren zu sehen. Brian war ein… wie wurde es genannt, Ghoul. Und diese Frau… Sie musterte die Fremde. Unterwürfig… Irgendwie gefiel ihr das. Sie war ihr Lebtag immer herablassend behandelt worden, meistens… und nun… - Merkwürdig war es jedoch schon.
    Sie musterte die Auren der beiden, versuchte sich die zugehörigen Bedeutungen in Erinnerung zu rufen.

    Dann fixierte sie Brian. Sie war versucht, ihn zu schlagen. Er hatte ihr Leben durcheinander gebracht… doch andererseits hatte er ihr neue Chancen ermöglicht. Sie blickte auf seinen Hals, süßes Blut floss dort. Bestimmt besser als das von der Konserve… sie trat einen Schritt auf ihn zu. Nein. Sie riss sich zusammen. Die Blutkonserve musste erst einmal reichen, immerhin wollte der Sire sie sehen.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 05.07.2005, 11:18


    Teil 100

    Die Auren der beiden waren wesentlich farbiger und deutlicher als die der Kainiten, dies war ein großer Unterschied. Mit ein wenig Übung konnte man ohne Probleme einen Mensch von einem Kainiten unterscheiden, sehr praktisch wie Anja fand.

    In Brians Aura dominierte die Farbe rot, gemischt mit einem dunklen Blau, sehr interessante Mischung. "Gnädige Frau?" brachte auch er leise hervor und schaute zu Boden. Er lief vorneweg, die Frau hinter Anja. Beide begleiteten sie zum Aufzug, gemeinsam ging es nach unten.

    Sie betraten den Flur, welcher auf die große Holztür hin führte und die Frau sowie Brian bezogen rechts und links davon Stellung, öffneten die Tür leise. Im Raum dahinter befand sich Kochheim - links auf einer Art Empore, auf einem Thron sitzend, rechts daneben Jasmina, stehend - und dieser ärgerliche Mann von gestern, er saß auf einem Sessel in der gegenüberliegenden Ecke. "Ah, mein Kind," begrüßte Kochheim Anja. "Komm herein und setz dich."



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 05.07.2005, 12:22


    Teil 101

    Warum waren so viele Auren geprägt von Rot? Hass und Agression, Wut…
    Sie folgte beiden, musterte die blauen Schlieren in seiner Aura. Sie würde später darüber nachdenken, musterte sie nur wie ein Farbspiel.

    In dem Raum blickte sie sich um, setzte dann ein Lächeln auf. „Guten Abend, Sire“, begrüßte sie ihn und rief sich zugleich ins Gedächtnis, dass Jasmina ihre Gedanken lesen konnte, wie in einem offenen Buch. Ein neuer Gedanke kam ihr… was, wenn nicht nur Jasmina… Gab es nicht eine Methode, das abzublocken?
    Sie versuchte in ihrem Gedächtnis ein Bild eines Strandes herauf zu beschwören. Feinster Sandstrand, hellblaues Meer, Sonnenschein, Palmen, die halb ins Wasser ragen. Idylle… Sie versuchte sich das Bild vor Augen zu halten, es als Schutzschild zu benutzen.
    Anja lächelte und blickte sich im Raum um, die Aurensicht war weiterhin aktiviert, sie streifte alle Personen im Raum, bevor sie sich dann einen Platz suchte, wo sie sich hinsetzte.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 05.07.2005, 12:31


    Teil 102

    "Mein Kind, wir diskutieren gerade..." "Was heißt da diskutieren, Kochheim?" fiel ihm der Mann mit der Narbe im Gesicht ins Wort," wir diskutieren nicht, wir lauschen ihren tollen Anordnungen!" Kochheim ließ sich nichts anmerken, doch seine Aura wechselte von einem grün ins rote. "....gerade über die Verlegung eines unserer Standorte und Produktionsanlagen in das ehemalige Jagdgebiet der Brujahs. Wir wollen sie als Entschädigung mit 5% am Gewinn beteiligen. Klingt das für dich nicht mehr als angemessen?" Der Mann kochte fast, seine Aura wechselte in ein sehr tiefes rot und blieb dort. "Kochheim, NIEMAND verteidigt dann die Südstadt, weil die Gangrels und wir uns um die Jagdgebiete schlagen werden, was soll das?"



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 05.07.2005, 12:42


    Teil 103
    Bei diesen Worten fiel ihr wieder ihr „Traum“ ein. „Ist die Südstadt dort, wo der Messeturm steht, den, den man von diesem Gebäude aus sehen kann?“, ihr Blick wechselte zwischen den beiden Männern hin und her. Rot… nicht gut. Sie fühlte sich etwas hilflos, so klein und unbedeutend. Und sie war sich fast sicher, dass ihre Worte den Zorn beider auf sie lenken würde. Aber was, wenn dieser Traum eine ihrer Vorhersehungen war… auf merkwürdige Art und Weise durch ihr Dasein als Kainitin verstärkt? Kochheim hatte doch etwas von dem Sabbat erwähnt, Kämpfe… und sie hatte Kämpfe gesehen!
    Wenn die Bruhjah das Gebiet verteidigen sollten, aber sie abgezogen würden… konnte es sein, dass sich dann ihr Traum bewahrheitete? Doch bevor sie die Pferde scheu machte, wartete sie die Antwort auf ihre Frage ab.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 05.07.2005, 12:48


    Teil 104

    "Was will die blöde Kuh jetzt mit dem Messeturm?" fauchte der Mann laut zurück. "Ich glaubs ja nicht...." "Halten Sie sich ein wenig zurück, ja?" rief Kochheim ebenfalls recht laut. "Sie ist immerhin MEIN Kind und als solches haben Sie sie zu behandeln." "Okok, Kochheim, ihre Brut, wunderbar." Die Stimmung war die gleiche im Raum geblieben, nur ruhten jetzt drei Augenpaare auf Anja. "Ja, der Scheiß Messeturm steht fast in der Südstadt," brachte der Mann etwas lustlos hervor," und was soll uns das sagen? Juchuu, sie kennt sich in Frankfurt aus, toll!"



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 05.07.2005, 14:01


    Teil 105
    Blöde Kuh… Grumpf. Sie unterdrückte einige Gedanken diesbezüglich und rief sich die Bilder von vorhin in den Kopf. Lebhaft schilderte sie, was sie gesehen hatte, den Kampf, die Flammen und den Einsturz des Turms.
    „Ich weiß, das klingt merkwürdig, aber ich denke, das war eine Vorahnung. Und sehr viele meiner Vorahnungen haben sich bislang bewahrheitet – leider.“, endete sie ihren Bericht. „Ich würde daher empfehlen, die Produktionsstätten dort zu lassen wo sie sind, sodass die Brujah keine Kämpfe mit den Gangrel ausfechten müssen und die Südstadt weiterhin unter Schutz steht.“
    Ihre Worte klangen selbst in ihren eigenen Ohren närrisch. Vorahnungen… das war mehr als unwissenschaftlich, und dennoch – die „Erfolgsrate“ ihrer Vorhersagen lagen statistisch weit über der Rate eines simplen „Zufallstreffers“. Warum das so war, das wusste sie nicht. Es ließ sich auch nicht erklären, aber es traf zu und da es doch mehr zwischen Himmel und Hölle gab, als die meisten ahnten – ihr neues Dasein als Kainitin war ja ebenfalls so etwas – warum sollte man dann Vorahnungen nicht auch … ernst nehmen?



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 05.07.2005, 14:28


    Teil 106

    Ein lautes Lachen ertönte nach einem Moment des Schweigens. Otis lachte lauthals. "Ich glaube es nicht, sind Sie sicher, das Sie keine Malkavianerin erzeugt haben aus versehen? Buahaha." Kochheim presste die Lippen aufeinander und schien nachzudenken. Dann sagte er an Anja gewandt:" Diese Verlagerung bringt uns über 20 Millionen im Jahr mehr an Nettogewinn. Nur auf eine dunkle Vorahnung hin werde ich dies nicht stornieren. Und ausserdem, was soll schon passieren? Der Sabbat wird in Schach gehalten und er weiß ganz genau, das ICH in der Stadt regiere, selbst ein solcher Verliererhaufen wie der Sabbat wagt es nicht, MEINE Stadt anzugreifen."



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 05.07.2005, 14:44


    Teil 107
    Anja senkte den Blick. Sie hatte es befürchtet. Andererseits wollte sie auch nicht Schuld sein, nichts gesagt zu haben. Die Entscheidung, was nun genau geschehen würde, lag eh nicht in ihrer Hand. Wie so oft konnte sie nur abwarten, ob sich die Vorahnung bestätigte, oder nicht. Und wenn sie Recht behielt… nun, sie wollte sich nicht ausmalen, was dann geschah. Lieber galt sie als Spinnerin, als so etwas zu verschweigen. Und wenn man dadurch Leben retten konnte… sie streifte den Gedanken ab.
    Sie wollte sich über die Konsequenzen ihrer Worte auch keine Gedanken machen, keine Gedanken über die Blamage oder Lächerlichkeit. Gesagt war gesagt und man konnte es nicht mehr ungeschehen machen. Dennoch schämte sie sich. Sie hasste solche moralischen Zwickmühlen und starrte wahre Löcher in den Boden.



    Re: SZ 1 Anja

    Groundshake - 05.07.2005, 14:55


    Teil 108

    "Mein Kind," Kochheim sprach sie leise an," du kannst aber dennoch etwas für mich tun. Geh mit Stefanie," er deutete auf die Holztür," in die Stadt, drei Straßen weiter findet ein kleines Treffen statt. Du wirst diesen Koffer," er zeigte Jasmina an, das er etwas haben wolle, sie reichte einen dunklen Aktenkoffer nach vorne und stellte ihn vor seinen Füßen ab," zu einem Kontaktmann bringen, er wird dir dafür einen anderen Koffer geben. Ihr beide kehrt dann sofort wieder hierher zurück. Nun geh."

    Vor der Tür wartete immer noch die Frau in der Uniform der Sicherheit und neigte den Kopf, als Anja heraus kam. "Gnädige Frau, ich soll euch begleiten zu einem Treffen. Wir werden zu Fuß gehen, wenn Ihr gestattet." Sie ging voran und gemeinsam verließen sie das Gebäude, traten vor dem gläsernen Eingang ins freie. Die Nachtluft war herrlich, frisch und klar im Vergleich mit der Luft im Keller des Gebäudes.



    Re: SZ 1 Anja

    Seraphia - 05.07.2005, 14:58


    Teil 109

    ((der muss noch sein ^^))

    Anja nickte Kochheim dankbar zu, er sie ansprach und aus dieser unangenehmen Situation "erlöste".
    Sie erhob sich geschmeidig, blickte noch kurz in die Runde und ging dann raschen Schrittes zur Tür.
    "Sehr wohl, Sire", damit verließ sie den Raum.



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