SZ 0 Melody ab Teil 2

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    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 21:49

    SZ 0 Melody ab Teil 2
    Teil 2

    'Nicht noch einer von diesen Springerstiefel-Idioten' war der erste
    Gedanke, der ihr durch den Kopf ging, als sie ihn auf sich zukommen sah,
    doch als er stehen blieb und offenbar ihrer Musik lauschte, war sie
    zugegebenerweise ziemlich überrascht. Eigentlich wollte sie gehen, in
    die abrissfällige Bude, die sie zur Zeit ihr Heim nannte, doch
    irgendetwas ließ sie bleiben, und wenn es nur die Tatsache war, dass ihr
    tatsächlich mal jemand zuhörte. Vielleicht sprang ja noch etwas
    Kleingeld dabei heraus, von dem sie sich etwas zu essen kaufen konnte.

    Alleine bei dem Gedanken begann ihr Magen schon zu knurren, aber sie
    ignorierte ihn und überlegte, während das Lied langsam ausklang, was sie
    als nächstes spielen sollte. Schließlich entschied sie sich für eines
    ihrer Lieblingslieder.
    Sie wartete einen Moment, kramte nach ihrem Capodaster, setzte es auf
    den Hals und begann das Intro zu spielen, bevor sie ihre Stimme erhob.

    Listen as the wind blows
    From across the great divide
    Voices trapped in yearning
    Memories trapped in time
    The night is my companion
    And solitude my guide
    Would I spend forever here
    And not be satisfied

    And I would be the one
    To hold you down
    Kiss you so hard
    I’ll take your breath away
    And after I’d wipe away the tears
    Just close your eyes dear

    Through this world I’ve stumbled
    So many times betrayed
    Trying to find an honest word
    To find the truth enslaved
    Oh you speak to me in riddles and
    You speak to me in rhymes
    My body aches to breathe your breath
    You words keep me alive

    And I would be the one
    To hold you down
    Kiss you so hard
    I’ll take your breath away
    And after I’d wipe away the tears
    Just close your eyes dear

    Into this night I wander
    It’s morning that I dread
    Another day of knowing of
    The path I fear to tread
    Oh into the sea of waking dreams
    I follow without pride
    Nothing stands between us here
    And I won’t be denied

    And I would be the one
    To hold you down
    Kiss you so hard
    I’ll take your breath away
    And after I’d wipe away the tears
    Just close your eyes dear

    Sie sang mit viel Gefühl, die Augen jetzt selbst geschlossen und die
    Saiten blind zupfend. Eine Zeile ging ihr dabei nie aus dem Kopf. The
    night is my companion and solitude my guide...
    Diese Worte schwirrten noch in ihrem Kopf, als sie schon geendet hatte.
    Sie ließ die Augen geschlossen, das Gefühl genießend, das ihr dieses
    Lied jedes Mal gab, wenn sie es spielte.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 21:50


    Teil 3

    Die Stille, die nun fast Gestalt annahm, war ein sehr heftiger Gegensatz zu
    den Geräuschen des Liedes. Als Maria ihre Augen öffnete, war der Mann nicht
    mehr da. Verwunderlich, da es gut 40 Meter in jede Richtung waren und seine
    Stiefel hatten beim Laufen sehr viele Geräusche verursacht. Aber am
    verwunderlichsten - und auch sehr erfreulich - war der 50 Euro Schein, der
    in ihrem Gitarrenkasten lag.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 21:51


    Teil 4

    Langsam und beinahe widerwillig öffnete sie ihre Augen, ziemlich
    überrascht, dass ihr Zuhörer schon wieder verschwunden war. Fast hätte
    sie ihm einen halblauten Fluch hinterhergerufen, als sie den Schein im
    Gitarrenkoffer bemerkte. Hastig griff sie danach, als könne der Wind ihn
    im nächsten Augenblick fortwehen. Sie steckte ihn in ihre Hosentasche,
    ein wenig verlegen, weil sie vor einigen Sekunden noch so böse gewesen
    war, dass er einfach gegangen war. Sie nahm die Gitarre von ihrem Schoß und verstaute sie in der Tasche, die sie sich auf den Rücken schnallte, als sie aufstand. Während sie ging um nach irgendeinen Fast Food Laden zu suchen, der noch offen hatte, fragte sie sich, wie es sein konnte, dass sie sein Verschwinden nicht bemerkt hatte. War sie so versunken in das Lied gewesen? Sicher, es kam oft vor, dass sie sich der Musik hingab und nicht mehr viel von ihrer Umwelt mitbekam, aber das Geräusch seiner schweren Stiefel auf dem Boden hätte sie doch sicher hören müssen...

    Sie griff in ihre Tasche, wie um sich zu versichern, dass der Schein
    noch da war und dankte im Stillen ihrem Wohltäter noch einmal dafür.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 21:52


    Teil 5

    Maria ging die Unterführung entlang in Richtung Ausgang, als lautes Gejohle
    aufklang und eine Gruppe von sieben Jugendlichen vor ihr die Treppen hinab
    kam. Zwei trugen einen Bierkasten zwischen sich, kein einziger wirkte mehr
    richtig nüchtern. „Heeee, was haben wir denn hier?“ sprach einer in ihre
    Richtung, die Bierfahne reichte über die paar Meter zwischen ihnen locker
    herüber. Alle waren zwischen 16 und 20, vom Aussehen her. Darunter waren
    zwei Südländisch aussehende, wahrscheinlich Türken, der Rest – zumindest von
    der Aussprache und dem Aussehen – Deutsche. „Was nettes für den Abend,
    geil!“ antwortete der junge neben ihm und zwinkerte Maria frech zu. „Auch
    ein Bier? Heute Abend ist PAAARRTYYY!“ brüllte er so laut er nur konnte und
    machte einen Schritt auf Maria zu.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 21:52


    Teil 6

    Angewidert verzog sie ihr Gesicht, als ihr die Fahne entgegenwehte. Eine Hand verkrampfte sich leicht und sie versuchte, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen. Sie blieb stehen und warf den Jungs einen, wie sie hoffte, ziemlich giftigen Blick zu.

    "Lasst mich in Ruhe und sauft euer Bier alleine!"

    In ihrer Stimme schwang die Verachtung mit, die sie für diese Jugendlichen empfand. Kinder reicher Eltern, die keine Ahnung hatten, wie das Leben wirklich war...



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 21:53


    Teil 7

    "Oh nein, du feierst mit," auch wenn sie betrunken waren, schnell waren sie
    noch. Einer schubste Maria nach hinten, schnell waren die anderen um sie
    herum, der Kasten Bier wurde abgestellt. "Eigentlich nicht mein Typ, aber
    he, wer zu wählerisch ist, hat verloren." Maria wich rückwärts zurück, doch
    hinter ihr war nur die lange Strecke der Unterführung, absolut menschenleer,
    sie wusste nicht wie schnell diese Jungs waren, viele Optionen blieben ihr
    nicht, da sie sehr nahe an ihr dran standen.

    Ein lautes Klicken ertönte hinter Maria, als sie schnell über ihre Schulter
    schaute, sah sie einen Totenkopf auf einem schwarzen T-Shirt, dann blickte
    sie höher, keinen Meter hinter ihr stand der Mann, der ihr vorhin zugehört
    hatte. „Ey Mann, suchst du Streit, Arschloch, oder was?“ rief ihm einer der
    Männer vor Maria laut zu. „Verpiss dich, die ist uns!“ mit diesen Worten
    klappte der Party Kerl ein Klappmesser auf und fuchtelte damit herum. Eine
    große Hand griff Marias linke Schulter und zog sie nach hinten, ehe sie sich
    versah, stand sie hinter dem Mann, er verdeckte sie völlig. „Der will nicht
    hören, mach ihn fertig Juri,“ rief einer dem Jungen mit dem Klappmesser zu,
    dieser ließ sich nicht lange bitten und rannte auf den Mann vor sich zu,
    zusammen mit zwei anderen seiner Kollegen.

    Der Schlag, mit welchem der linke der drei Angreifer fast fünf Meter nach
    hinten geschleudert wurde, ehe er aufschlug, kam aus dem Nichts. Aber das
    Geräusch kündete von mindestens einer gebrochenen Nase, wenn nicht sogar
    schlimmeren. Zumindest stand der Junge nicht mehr auf, er blieb so liegen
    wie er landete. Gleichzeitig traf die rechte Hand des unbekannten Mannes den
    Angreifer in der Mitte, ihn ereilte dasselbe Schicksal und er landete neben
    seinem Freund. Direkt danach stach der Junge mit dem Klappmesser zu und traf
    den Mann schwer zwischen den Rippen, die Klinge verschwand komplett im
    Körper. Doch anstatt umzufallen packte die rechte Hand den Hals des
    Messerstechers und hob ihn mühelos hoch. Der Kopf des Mannes drehte sich
    leicht zu Maria, als er leise, aber mit durchdringender Stimme sagte:“ Lauf
    Weg, Mädchen.“ Der Junge hatte mittlerweile gezwungenermaßen das Messer
    losgelassen, es steckte bis zum Griff im oberen Torso des Mannes. „Lauf!“
    Wiederholte der Mann und schaute wieder nach vorne, wo sich die anderen
    Jungen bereit machten, sich auf ihn zu stürzen.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 21:53


    Teil 8

    Erschrocken suchte sie nach einem Ausweg, wollte weg und versuchte sich erst gar nicht vorzustellen, was die Jungs mit ihr vorhatten. Als sie nach hinten blickte, setzte ihr Herz für einen Schlag aus und eine Welle der Erleichterung durchströmte sie, als der Mann sie hinter sich schob. Panik machte sich in ihr breit, als sie sah, dass die Jungen angreifen wollten und einer von ihnen ein Messer hatten. Auch wenn ihr unbekannter Beschützer größer und schwerer war, waren es immer noch sieben gegen einen. Erstarrt beobachtete sie, wie er die ersten beiden Angreifer scheinbar mühelos wie Fliegen von sich schlug und ein erstickter Schrei entrang sich ihrer Kehle, als sie das Messer aufblitzen sah. Sie schlug die Hände vor den Mund zusammen, um einen weiteren Schrei zu unterdrücken, als sich das Messer tief in das Fleisch ihres Retters bohrte.
    Wie angewurzelt stand sie und beobachtete, konnte keinen Muskel rühren, so sehr sie es auch gewollt hatte. Ihre Augen weiteten sich, als sie sah, wie der Junge hochgehoben wurde, dann fiel ihr Blick auf die vier übrig gebliebenen. Mühsam rang sie die Panik nieder, die immer wieder an die Oberfläche stieg.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 21:53


    Teil 9

    "Bist du taub?" die Stimme des Mannes wurde lauter. "Du sollst weglaufen,
    dummes Kind!" Scheinbar ohne Kraftanstrengung warf der Mann den Jungen in
    seiner Hand auf die vier anderen, sie gingen als Knäuel aus Armen und Beinen
    zu Boden. Er drehte sich halb um, seine Augen fixierten die ihren. "Lauf!"
    Maria konnte sich irren, aber hatten seine Augen eben für einen kurzen
    Moment nicht rot aufgeleuchtet? Seine Stimme sank um mehrere Tonlagen und
    klang jetzt sehr bedrohlich:" Wenn du nicht rennst....." er ließ den Rest
    unausgesprochen, aber seine extrem tiefe Stimme und sein Gesichtsausdruck
    ließen vermuten, das es nicht angenehm sein würde. Mit einem Ruck zog er das
    Messer aus seiner Brust und warf es neben sich.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 21:54


    Teil 10

    Sie wich einen Schritt zurück, doch noch immer lag ihr Blick wie gebannt auf dem, was sich vor ihr abspielte. Als er sich zu ihr umdrehte und sein Blick sie fixierte, lief ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken, doch noch immer wollte ihr Körper ihr nicht gehorchen. Alles in ihr schrie danach zu fliehen, fortzurennen vor den Jungen, auch wenn diese keine Gefahr mehr darstellten, und vor ihrem Retter, doch sie konnte nicht, wusste, dass sie auf eine morbide Weise nicht wollte. Die Aura der tödlichen Präzision, die ihn zu umgeben schien, hielt sie gefangen in ihrem Bann. Nur kurz folgte ihr Blick der Klinge, die zu Boden fiel, bevor er sich wieder auf den Mann richtete. Das Gewimmer der Jungs, die auf dem Boden gekauert lagen, erreichte ihre Augen nicht. Sie hatte das Gefühl, dass alles um sie herum verschwamm, bis nur noch dieser dunkle Engel klar sichtbar war.
    Ohne zu wissen, was genau sie tat, ging sie den Schritt, den sie Sekunden zuvor vor ihm zurückgewichen war, wieder auf ihn zu.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 21:54


    Teil 11

    "Deine Entscheidung......" die Stimme erzeugte durch ihren tiefen Bass eine
    Art Echo in der Unterführung. "Hey Mann," stammelte der Junge, welcher ihn
    mit dem Messer angegriffen hatte," war doch nur ein Spaß, nichts für
    ungut....." Geräuschlos und ohne Vorwarnung verwandelten sich die
    Fingernägel des Mannes in etwas anderes, gut 10cm lange Klauen, die
    gefährlich scharf aussahen. Die nächsten Augenblicke flogen an Maria vorbei,
    genau wie die Schreie der Jungen und einige Körperteile, sie konnte sich
    nicht genau erinnern, was geschehen war. Anscheinend wollte ihr Verstand sie
    beschützen vor dem, was sie gesehen hatte. Ihre nächste bewusste Erinnerung
    setzte dann ein, als sie ein Schlag auf den Hinterkopf traf und sie zu Boden
    fiel.

    Erst sanftes, dann stärkeres rütteln an ihrer Schulter weckte Maria wieder
    auf. Sie schmeckte Blut in ihrem Mund, anscheinend hatte sie sich auf die
    Zunge gebissen, als sie hinfiel. Sie öffnete ihre Augen und sah die grüne
    Uniform eines Polizisten. "He, hallo, wachen Sie auf. Gehts Ihnen gut?" Im
    Hintergrund - zwischen den Beinen des Polizisten hindurch - sah sie mehrere
    Sanitäter, die mit kreidebleichen Gesichtern Leichenteile entfernten. Maria
    fiel auch auf, das sie gut zwei Meter neben den Gleisen lag, fast 100 Meter
    von der Unterführung entfernt. Zwischen den Gleisen lagen mehrere Tote,
    grauenhaft verstümmelt. Ein Zug stand knapp 50 Meter entfernt, an den Seiten
    mit Blut verschmiert. "Was machten diese Penner auf dem Gleis?" rief ein
    anderer Polizist zu einem der Sanitäter. "Wir haben einen Bierkasten
    gefunden und zwei Flaschen Korn, anscheinend besoffen auf den Gleisen
    gelaufen, eine Schande."
    Der Polizist wurde von einem Sanitäter zur Seite geschoben und sprach Maria
    leise an:" Sind Sie verletzt?" dabei betastete er leicht ihren Hinterkopf.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 21:55


    Teil 12

    Einzelne Bilder zuckten durch ihren Geist, keines für sich wollte Sinn ergeben und doch reihten sie sich aneinander. Das Bild von langen Klauen, Blut, dass sich einer Blume gleich auf dem Boden ausbreitete...
    Als die gnädige Schwärze sie umfing, gab sie sich willig in ihre Arme.
    Sie glaubte zu schweben, als sie das Rütteln bemerkte, dass die weiche Stille um sie herum störte. Sie wollte nicht wach werden, klammerte sich an die samtige Schwärze, die sie umgab. Doch dann flatterte ihre Lider und sie öffnete die Augen.
    Erst sah sie nur verschwommenes Grün, bevor das Bild vor ihren Augen klarer wurde. Orientierungslos sah sie sich um, als die Erinnerung plötzlich über sie hereinbrach und sie ihren Mund in einem stummen Schrei öffnete. Wo war sie? Sie war doch gerade erst noch woanders gewesen...

    Durch die Beine hindurch sah sie die Sanitäter, wandte ihren Blick aber schnell ab, als sie sah, was sie dort taten. Sie bemerkte kaum, dass der Polizist dem Sanitäter Platz machte. Ihre Augen irrten durch die Gegend, doch fanden nicht, was sie suchten.

    "Wo ist...?" Sie ließ den Satz unvollständig, da brennender Schmerz durch ihren Kopf pochte, als der Sanitäter ihn berührte. Sie zuckte zusammen.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 21:55


    Teil 13

    "Ok, Kopfverletzung, nur die Ruhe, ist nichts ernstes. Das kriegen wir hin,"
    der Sanitäter sprach ruhig auf sie ein und legte etwas kühles, leicht
    brennendes auf ihren Hinterkopf. "Was ist hier passiert?" fuhr sie der
    Polizist an, er war sichtlich mitgenommen von dem, was hier passiert war.
    Der Sanitäter fauchte zurück:" Sie ist verletzt, Sie können sich später
    darum kümmern, verdammt noch mal. Jetzt gibt es wichtigeres. Können Sie
    aufstehen?" fragte er wieder mit freundlicher Stimme Maria.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 21:57


    Teil 14

    Noch etwas desorientiert und ziemlich verwirrt beobachtete Maria die Bewegungen des Sanitäters und zog scharf den Atem ein, als er, was auch immer, auf ihren Hinterkopf legte. Doch bald ebbte der Schmerz zu einem leisen Pochen ab und sie entspannte sich wieder ein wenig. Sie sah hoch zu dem Polizisten, wollte zu einer Antwort ansetzen, von der sie noch nicht wusste, wie sie aussehen würde und klappte ihren Mund dann wieder zu, als der Sanitäter dem Polizisten ins Wort fiel. Mit wackligen Bewegung und ziemlich zittrigen Knien versuchte sie aufzustehen, doch sobald sie es ernsthaft versuchte, verschwamm ihr die Sich vor den Augen und Schwindel überkam sie, also ließ sie sich wieder zu Boden sinken.
    Etwas hilflos sah sie zu dem Sanitäter auf.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 21:57


    Teil 15

    "Gut, das wars, Sie kommen mit!" entschied der Sanitäter und winkte einen
    Kollegen zu sich, der eine Trage vor sich herschob. Zusammen hoben sie Maria
    auf die Trage und schnallten sie fest, legten eine Decke über sie. Dann
    rollten sie sie langsam zum wartenden Rettungswagen, der keine fünf Meter
    neben dem Bahnsteig auf der kleinen Zubringerstrasse stand, die komplett
    gesperrt war durch drei Polizeiwagen. Sie wurde hinein gehoben, die Türen
    geschlossen. Dann setzte sich der Sanitäter neben sie. "Wie heißen Sie?"
    fragte er leise, während sein Kollege nach vorne ins Fahrerhaus ging.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 21:58


    Teil 16

    Sie wehrte sich halbherzig dageben, auf die Trage geschnallt zu werden, doch wirklich erfolgreich geschweige denn kräftig war ihre Gegenwehr wahrlich nicht. Noch immer suchten ihre Augen die Umgebung ab nach dem schwarzen Shirt mit dem Totenkopf und noch immer ohne Erfolg. Verwundert sah sie die Absperrung durch die Polizeiwagen kurz bevor sie in den Rettungswagen geschoben wurde. Sie wandte ihren Kopf zu dem Sanitäter als er sie ansprach und es dauerte einen Moment, bevor sie zögernd antwortete.

    "Maria Dornbach..."

    Sie schwieg eine kurze Weile, den Blick auf die Decke gerichtet, bevor sie sich erneut an den Mann wandte.

    "Was ist mit den Jungen?"



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 21:58


    Teil 17

    "Kannten Sie die Jungen, Frau Dornbach?" fragte der Sanitäter, während der
    Wagen langsam anfuhr und an den Polizeiwagen vorbei glitt. "Ihre Freunde
    haben eine riesige Dummheit gemacht und auf den Gleisen gefeiert...."


    Teil 18

    Maria schüttelte sie den Kopf. "Nein, ich kannte sie nicht. Sie wollten..."
    Wieder brach sie ab, da sie nicht wirklich wusste, was sie sagen sollte. Sie konnte sich das Ganze ja nicht einmal selbst erklären, wie also sollte sie es einem Fremden erklären?
    Wieder sah sie das Bild des Mannes vor sich, als er sich zu ihr umgedreht hatte und seine Augen diesen seltsamen Glanz bekommen hatten. Waren sie wirkich rot gewesen?



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 21:59


    Teil 19

    "Was wollten Sie?" fragte er nach, während sich der Krankenwagen einen Weg
    durch den nächtlichen Verkehr bahnte.


    Teil 20

    "Sie wollten..." wieder brach sie ab, versuchte ihre wirren Gedanken ein wenig zu sortieren. "Sie waren betrunken. Ich kannte sie nicht, sie wollten, dass ich mit ihnen feier...aber ich habe mich gewehrt...und dann weiß ich nichts mehr..."
    Das war, zumindest fast, die Wahrheit. Langsam begann sie immer mehr selbst zu glauben, dass jener Mann mit den unergründlichen Augen nur ihrer Einbildung entsprungen war.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 21:59


    Teil 21

    Der Mann atmete einmal tief durch. "Sie können vom Glück reden, das sie
    nicht mitgefeiert haben. Diese Jungen.....wie.....wie kann man nur so dumm
    sein, mitten auf den Gleisen zu feiern. Nun ja, wenigstens geht es Ihnen
    gut. Soll ich irgendjemanden anrufen? Haben Sie eigentlich einen Ausweis
    dabei oder eine Versicherungskarte?"

    Teil 22

    Also war es doch keine Einbildung gewesen, das Blut auf dem Boden...die geqälten Schreie...diese vereinzelten, ruckartigen Bilder, die durch ihren Geist zuckten, wenn sie versuchte, sich zu erinnern. Sie waren tot und es war nicht der Zug, der sie umgebracht hatte...
    Sie schluckte schwer. Warum hatte er sie verschont? Warum hatte er sie nur niedergeschlagen und nicht auch...sie wagte es nicht, diesen Gedanken zu Ende zu denken.

    Langsam hob sie wieder den Blick
    "Nein..." war das einzige, was sie sagte und es galt für alle seine Fragen.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 22:00


    "Keinen Ausweis? Haben Sie Ihre Brieftasche verloren? Falls ja, die Polizei
    wartet schon im Krankenhaus, ich werde Sie solange Sie wollen von Ihnen
    abhalten, bis Ihre Kopfverletzung soweit ist, sie könnten eine leichte
    Gehirnerschütterung haben. Soweit ich das verstanden habe, hat dieser
    Polizist einige Fragen für Sie....."


    Teil 24

    Sie stammelte ein bisschen.
    "Ich...ich habe keinen Ausweis..."

    Verdammt, sie hätte sich dagegen wehren müssen, dass sie sie ins Krankenhaus schleppen und jetzt verfluchte sie sich still dafür, dass sie so schwach gewesen war.
    "Ich...mir geht es gut. Bitte, ich möchte nicht ins Krankenhaus."



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 22:00


    Teil 25

    "Bitte?" der Mann schaute sie etwas entgeistert an. "Sagen Sie mir nicht,
    das Sie auf der Strasse leben? Und Ihnen geht es NICHT gut......moment....."
    er schaute sie durchdringend an," sind Sie volljährig?"


    Teil 26

    Sie biss sich auf die Lippe und schwieg verbissen, den Blick von ihm abgewandt. /Na toll, das war's, jetzt sperren sie dich in irgendein Heim.../schießt es ihr durch den Kopf und sie kann es nicht verhindern, dass ihr die Tränen in die Augen steigen. Ihr Leben war bei weitem nicht perfekt oder auch nur gut gewesen, aber das war mit Sicherheit der Tiefpunkt.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 22:00


    Teil 27

    Der Sanitäter - er war höchstens Mitte 20 und hatte kurzgeschnittene,
    schwarze Haare - lehnte sich zurück und schloß für einen Moment die Augen,
    atmete tief durch. "Ich glaube selbst nicht, das ich das hier
    mache.......HUGO!" er schlug einmal mit der Hand auf die Trennwand, welche
    das Fahrerhaus vom Rest abtrennte. Ein kleines Sichtfenster wurde
    aufgeschoben. "Ja?" erklang eine andere Stimme, "Probleme?" "Nein," sagte
    der Mann neben Maria und schaute sie die ganze Zeit dabei an, "fahr bei der
    nächsten Gelegenheit rechts ran, ja? Unsere Patientin verlässt uns auf
    eigenen Wunsch und auf eigenes Risiko, oder will unsere Patientin doch mit
    kommen?"


    Teil 28

    Zum ersten Mal seit der Fahrt stahl sich ein kleines, aber sehr dankbares Lächeln auf ihre Lippen und sie stieß den Atem aus, von dem sie nicht wusste, dass sie ihn angehalten hatte.
    "Danke", hauchte sie mehr als sie sprach und versuchte sich aufzurichten, war aber immer noch auf die Trage geschnallt und so sah sie wieder zu dem jungen Mann. "Können Sie mich losmachen?"



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 22:01


    Teil 29

    Er schaute sie wieder lange an, der Wagen kam in der Zwischenzeit zum
    stehen. Er seufzte. "Sei froh, das ich eine kleine Schwester habe, die genau
    dasselbe hinter sich hat. Ich musste es auf die harte Tour lernen, das man
    mit ihr nicht reden konnte und sie sich selbst finden musste. Versprich mir
    nur, das du keinen Blödsinn machst. Sollte ich dich noch einmal aufsammeln
    müssen, bleibst du hier drin, ist das klar?" Er beugte sich nach vorne und
    machte sie los, öffnete ihr die Tür. Der Wagen war nicht sehr weit gefahren,
    hatte Maria sogar ein Stück weit in ihre Richtung gebracht, auch wenn das
    keiner ausser ihr wusste. "Hier," er reichte ihr ein paar kleinere Verbände
    und eine Flasche mit Desinfektionsmittel zum aufsprühen, dann steckte ihr
    schnell einen 20er zu," gibs nicht für Blödsinn aus, ja? Verdammt, ich bin
    echt zu weich für den Job......" ehe Maria etwas entgegnen konnte, schloß er
    wieder die Tür und der Wagen fuhr an, verschwand schnell im Verkehr.


    Teil 30

    Lange blickte sie dem Wagen hinterher. Heute war wirklich der merkwürdigste Tag, den sie je erlebt hatte und sie wusste immer noch nicht, wie und wo sie alles einordnen sollte. Sie packte die Verbände und das Desinfektionsmittel in die Känguruh-Tasche an ihrem Pullover und steckte den Schein in die Hosentasche. Die gleiche, in der auch noch der andere Schein steckte. Als hätte sie sich verbrannt, zog sie die Hand zurück. Nein, keine Einbildung...

    Sie sah sich um und wieder gab ihr Magen ein beängstigend lautes Knurren von sich und sie wusste, wenn sie jetzt nichts aß, würde sie ganz sicher zusammenbrechen und dann würde ihr niemand helfen. Hier gab es doch irgendwo diese Pommesbude, ob die noch offen hatte? Der Gedanke, dass sie genug Geld für was zu essen hatte, es aber womöglich zu spät war, noch etwas zu bekommen, lockte ein ziemlich verdrehtes, ironisches und ein wenig hysterisches Lächeln auf ihre Lippen. Trotz des leichten Schwindels, der sich nicht abschütteln ließ, fühlte sie sich aufgekratzt, als hätte sie irgendwelche aufputschenden Drogen genommen und gleichzeitig spürte sie eine merkwürdige Schwere in ihren Gliedern, die sie sich nicht erklären konnte.

    Ein wenig planlos setzte sie einen Fuß vor den anderen, bis ihr wieder einfiel, dass sie ja zu der Pommesbude wollte, wohin sie ihre Schritte dann auch lenkte.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 22.06.2005, 22:01


    Teil 31

    Die Bude hatte wirklich noch offen, auch wenn es sehr kurz vor Feierabend
    war. Maria fiel beim Blick auf die Uhr über dem Grill fast die Tüte Pommes
    aus der Hand. Es war kurz vor 0100 Uhr Nachts! Sie hatte um kurz nach 20 Uhr
    ihre Sachen packen wollen, dann kamen diese Jungen.....der Rest war
    verschwommen bis zum Polizisten. Auch jetzt fiel ihr erst ein, das ihr
    Gitarrenkoffer weg war. Wo hatte sie ihn nur abgestellt? Es fiel ihr beim
    besten Willen nicht ein.


    Teil 32

    Ihr fielen bald die Augen aus dem Kopf, als sie die Uhr sah. Wie lange war sie bewusstlos gewesen?? Entsetzen packte sie, als sie bemerkte, dass ihre Gitarre fort war. Verdammt, daran hatte sie gar nicht gedacht! Und wie sollte sie jetzt an Geld kommen? Das, was sie hatte, würde zwar eine Weile reichen, wenn sie sparsam damit umging, aber sehr lange würde es wohl nicht halten...sie seufzte tief und wünschte sich, die vergangenen Stunden einfach irgendwie auslöschen zu können. Aber es änderte ja ohnehin nichts.
    Sie kramte den 20er aus ihrer Hosentasche und bestellte sich ein komplettes Gyros. Das hatte sie sich nach so einer Nacht auch verdient. Sie bezahlte und verließ mit dem noch heißen Plastikteller und einem Satz Plastikgeschirr die Bude und suchte sich eine Bank in der Nähe, auf der sie den Teller in Windeseile leer aß. Das Gefühl, mal wieder richtig satt zu sein, machte sie müde und so machte sie sich schließlich auf den Weg zu der Bruchbude, wo sie momentan Unterschlupf fand. Im Laufen verstaute sie das Geld, zumindest die Schein, noch in ihrem BH, damit niemand es fand, sollte jemand der anderen, die in der Behausung schliefen, auf die Idee kommen, sie zu durchsuchen.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 23.06.2005, 09:10


    Teil 33

    Das alte Haus wirkte wie üblich leicht deprimierend, mit seinem halb
    eingestürzten Dach und ohne Fensterscheiben, aber wenigstens bot es Schutz.
    Maria hatte sich ein Zimmer im zweiten Stock "reserviert" und bisher hielten
    sich die anderen drei "Mitbewohner" daran. Jeder ließ den anderen in Ruhe,
    damit konnten alle leben. Als Maria den schmutzigen und mit Schutt übersäten
    Flur entlang ging, hörte sie nichts von den anderen, bis auf das dezente
    Schnarchen aus dem ersten Stock, dort hauste ein älterer Mann, der sehr
    zurückgezogen für sich lebte. In ihrem Zimmer angekommen sah sie, das nichts
    verändert worden war, keine neuen Fußspuren waren in der feinen Staubschicht
    zu sehen.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 23.06.2005, 09:56


    Teil 34

    Sie seufzte leise, es war wirklich ein entsetzlicher Tag gewesen und irgendwie war sie froh, wieder "Zuhause" zu sein. Sie ging zu ihrem Schlafsack und setzte sich darauf. Sie wollte ihre Schuhe ausziehen, als mit einem Mal ihre Hände zu zittern begannen. Sie kam sich vor, als würde sie sich selbst von oben herab betrachten und ein kleines Stück ihres Verstandes, das noch klar denken konnte, meinte ziemlich trocken 'Das wird wohl der Schock sein'

    Sie bemerkte, wie sich ein ersticktes Schluchzen ihrer Kehle entrang und ließ sich seitwärts auf den Schlafsack sinken. All die Angst, die sie bei der unheimlichen Begegnung heute gespürt und die ganze Zeit unterdrückt hatte, bahnte sich ihren Weg an die Oberfläche, ebenso wie der Frust, den sie sich nicht erklären konnte, über die Tatsache, dass sie den Mann nicht wieder gesehen hatte.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 23.06.2005, 10:03


    Teil 35

    Irgendwann holte sie dann doch der Schlaf zu sich, auch wenn ihre Träume alles andere als gut waren.

    Vogelgezwitscher weckte sie auf, die Sonne schien herein und machte das Zimmer auf eine seltsame Weise hübsch, verlieh ihm irgend etwas. Maria blinzelte und so langsam wurde sie wach, Stimmen vom Flur krochen zu ihr heran. ".....ja, riesig, wenn ichs dir doch sage! Tappt hier rein und fragt mich, ob hier ein Mädchen wohnt......als ob wir hier im Rotlichtviertel sind........dann gibt er mir das hier und geht wieder, was für eine Nacht..." Anscheinend unterhielten sich zwei der anderen "Mieter" des Hauses.[/b]



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 23.06.2005, 10:17


    Teil 36

    Sie rieb sich über die Augen. Im Licht der Sonne, die durch das Fenster schien, kam ihr alles wie ziemlich übler Albtraum vor. Und doch wusste sie, dass es wirklich geschehen war. Sie blinzelte, als sie die Stimmen hörte und mit einem mal war sie hellwach. Sie stand auf und, aus alter Gewohnheit, war das erste, was sie tat, nach ihrem Geld zu tasten. Es war alles noch da.

    Leise ging sie zur Türe und spinkste vorsichtig um die Ecke, um einen Blick auf ihre beiden "Mitbewohner" zu erhaschen und vor allem auf das, von dem er eine grade gesprochen hatte. Wer war heute nacht hier gewesen und warum hatte er sich nach einem Mädchen erkundigt? War es etwa ihr unheimlicher Retter? Sie wunderte sich etwas über sich selbst, dass sie ihn, nachdem, was ihr ihre Erinnerungen noch über das sagten, bevor sie niedergeschlagen wurde, trotzdem noch so nannte.
    Hatte er nach ihr gesucht? Und was hatte er dem anderen Obdachlosen gegeben?



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 23.06.2005, 10:23


    Teil 37

    Die beiden Männer - beide um die 40 und nicht gerade eine Augenweide, was die Kleidung anging - standen sich im Flur gegenüber, einer hatte Marias Gitarrenkoffer neben sich stehen. ".......echt seltsam, naja, warte halt, bis sie aufgewacht ist, dann kannst du das Ding ja übergeben."



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 23.06.2005, 10:25


    Ohne weiter nachzudenken, stürmte sie aus ihrem Zimmer auf den Flur.
    "Meine Gitarre!" rief sie und es war nur ihrer Selbstbeherrschung zu verdanken, dass sie ihm dem Mann nicht einfach aus der Hand riss. Kurz vor ihm blieb sie stehen.
    "Bitte, gib sie mir ja?" fragte sie dann etwas verlegen über ihren vorherigen Ausbruch.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 23.06.2005, 10:28


    Teil 39

    "äh, klar doch," der Mann war ein wenig geschockt, aber reichte ihr den Koffer. "Sag mal," er schaute kurz auf ihren Kopf," was war denn gestern los? Ist was passiert?"



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 23.06.2005, 10:31


    Sie schüttelte den Kopf, setzte ein fröhliches, etwas verlegenes Lächeln auf und ihr Kopf arbeitete hektisch an einer Geschichte, die sie ihm auftischen konnte.
    "Ich hatte gestern einen äußerst spendablen Zuhörer, darum konnte ich mir mal richtig was zu essen kaufen. Ich hab noch lange mit einem Typen gequatscht, der mit mir in der Pommesbude war und nachher war ich so müde, dass ich den Koffer vollkommen vergessen hab..."



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 23.06.2005, 10:38


    Teil 41

    "Na dann sei froh, das dir dieser Kerl den Koffer vorbei gebracht hat....ist ja keine normale Adresse hier......naja, dann gehe ich mal auf die Piste, bei dem Wetter sind die Leute eher spendabel." Er packte einen kleinen Rucksack, der neben ihm stand und ging hinaus. Der andere schlurfte in sein Zimmer zurück.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 23.06.2005, 10:46


    Teil 42

    Sie erlaubte sich ein erleichtertes Aufatmen, nachdem er gegangen war und drückte den Gitarrenkoffer an sich. Sie hatte sie wieder! Dann fiel ihr etwas ein und sie rief, in der Hoffnung, dass er es noch hören würde, durch den Flur.
    "Wie sah denn der Kerl aus, der das hier vorbeigebracht wird?"

    Sie wusste, dass sie dadurch ihre Geschichte vermutlich ein wenig unglaubwürdig machen würden, aber sie musste einfach wissen, ob ER es gewesen war.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 23.06.2005, 10:50


    Teil 43

    Der Mann blieb kurz stehen und sagte, nachdem er sich umgedreht hatte:" Ein Riese, der sollte Basketball spielen oder Football. So ungefähr schulterlanges Haar, Stiefel, Armeehose. Sah nicht ungefährlich aus, ich hoffe, der kommt nicht öfter hier vorbei? Irgendwie macht der mir Angst....."



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 23.06.2005, 10:53


    Teil 44

    Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, auch wenn sie nicht wusste, warum sie sich so freute. Sie hätte auf und ab springen können und sich am liebsten selbst dafür geohrfeigt.

    "Der ist nicht so gefährlich wie er ausschaut", log sie schamlos. "Du solltest aufhören, Leute immer nur nach ihrem Äußeren zu beurteilen. Kein Wunder, dass du nie an Kohle kommst."

    Frech grinste sie ihn an, dann verschwand sie wieder in ihrem Zimmer, wo sie sich erneut auf ihren Schlafsack setzte und die Gitarre aus dem Koffer holte.
    Beinahe zärtlich strich sie über ihren Holzkörper und begann dann, die Saiten zu testen und zu stimmen.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 23.06.2005, 10:57


    Teil 45

    Als Maria die Saiten fertig gestimmt hatte und sie die Gitarre vorsichtig zurück legen wollte, bemerkte sie einen Zettel, der im Kasten lag und wohl unter der Gitarre gelegen hatte. Er war einfach zusammen geknüllt worden, als sie ihn auseinander faltete, kam - mit kaum lesbarer Handschrift geschriebener - Text zum Vorschein:

    Heute Abend, S-Bahn Station 23, Friedberger Straße. Musik mitbringen.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 23.06.2005, 11:03


    Teil 46

    Perplex sah sie auf den Zettel und ihr Herz begann schneller zu schlagen. Sie brauchte nicht lange zu überlegen um zu wissen, dass sie da sein würde, auch wenn sie nicht genau wusste, wann. Abend war da ein ziemlich schwammiger Begriff. Gestern war es etwa 20 Uhr gewesen, das würde heute bestimmt auch passen. Mit einem, wohl ein wenig verträumten, Lächeln steckte sie den Zettel, diesmal sorgsam zusammengefaltet, in ihre Hosentasche, verstaute die Gitarre wieder im Koffer, den sie sich auf den Rücken schnallte und verließ das Haus. Zeit für Frühstück! Wie lange hatte sie schon keine frischen Brötchen mehr gegessen? Sie grinste und machte sich auf den Weg zum nächsten Bäcker.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 23.06.2005, 11:12


    Teil 47

    Maria hatte sich gut eingedeckt - Gelegenheiten soll man nutzen, wenn sie da sind - und sich gerade gemütlich auf einer Bank in der Fußgängerzone niedergelassen, als sie die Nachrichten im Schaufenster eines Kaufhauses sah. Dank kleiner Lautsprecher konnte man sogar hören, was da auf dem 120cm Plasmaschirm, der für sagenhafte 10.999 Euro im Sonderangebot war, gesprochen wurde:" Die Polizei versucht immer noch zu rekonstruieren, was genau die Gruppe junger Männer dazu bewegte, sich auf ein viel befahrenes Gleis zu stellen, um zu feiern. Fremdeinwirkung könne ausgeschlossen werden, so ein Polizeisprecher. Bei einer Gruppe von fünf Leuten ist dies so gut wie unmöglich."



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 23.06.2005, 11:18


    Teil 48

    Hungrig verschlang sie das erste Brötchen und hielt mitten in der Bewegung, das Brötchen gerade vor dem Mund, inne um auf den Fernseher zu starren. Ihr fiel wieder ein, was der Sanitäter gesagt hatte. Der Polizist hatte noch einige Fragen, die sie ihm mit Sicherheit nicht würde beantworten können. Sie schluckte und ließ die Hand mit dem Brötchen sinken, noch immer auf den Bildschirm starrend. Fremdeinwirkung ausgeschlossen...ihr Herz raste in einem unregelmäßigen Rhythmus und wieder sah sie vereinzelte Bilder des gestrigen Abends vor sich, konnte sich aber nicht wirklich daran erinnern, was geschehen war.

    Zum ersten Mal kamem ihr Zweifel, ob es so klug war, heute Abend zu dem Bahnhof zu gehen. Aber alles in ihr schrie danach, ihn wiederzusehen. Warum, konnte sie sich nicht erklären. Er war alles andere als ein sympathischer Zeitgenosse. Noch immer glaubte sie, den Bass seiner Stimme durch ihren Körper vibierend fühlen zu können. Was geschah mit ihr?



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 23.06.2005, 11:30


    Teil 49

    Die Leute um sie herum schauten sie nur kurz an, wie sie so da saß, das Brötchen halb vor dem offenen Mund, dann gingen sie weiter.

    Der Tag schleppte sich dahin, auch wenn es richtig schön draussen war, aber irgendwie war die Stimmung in der Stadt merkwürdig, es lag etwas in der Luft.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 23.06.2005, 11:40


    Teil 50

    Sie verdrückte den Rest ihres Brötchens schweigend, ihre gute Laune wie weggefegt. Stattdessen hatte sie eine Art ängstlicher Erwartung überkommen, noch zusätzlich unterstützt von der drückenden Stimmung in der Stadt. Sie musste sich irgendwie ablenken...
    Sie verstaute die Tüte mit den Brötchen in ihrem kleinen, schon ziemlich kaputten Rucksack, schnallte sich den Gitarrenkoffer auf den Rücken und ging los. Ohne, dass sie es bewusst bemerkte, lenkte sie ihre Schritte zur Friedberger Straße. Als sie das Schild entdeckte, dass die U-Bahn Haltestelle kennzeichnete, konnte sie sich ein selbstironisches Lächeln nicht verkneifen.

    Sie ging die Unterführung hinab und setzte sich dort, ziemlich in der Mitte an die Wand gelehnt, auf den Boden und packte ihre Gitarre aus. Wenn sie schon einmal hier war, konnte sie auch gleich bleiben und gucken, ob sie nicht noch ein bisschen Kleingeld zusammen bekam. Sie legte den offenen Gitarrenkoffer vor sich und überprüfte noch einmal die Stimmlagen der Saiten, bevor sie zu spielen begann.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 23.06.2005, 11:51


    Teil 51

    Es war nicht viel los heute, diese Station konnte man auch nicht gerade als Knotenpunkt oder so bezeichnen, viele Leute kamen nicht vorbei. Am späten Nachmittag hatte Maria 6, 20 Euro eingenommen und zwei Hemdknöpfe sowie eine Unterlegscheibe. Sie schaute auf die Bahnhofsuhr: 16:50 Uhr.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 23.06.2005, 11:57


    Die zwei Knöpfe verstaute sie in ihrer Hosentasche, sowas konnte man immer mal brauchen, wenn etwas kaputt ging, die Unterlegscheibe schmiss sie mit einem unwilligen Grummeln weg. Das Geld packte sie ebenfalls ein. Als sie auf die Uhr sah, begann ihr Magen zu grummeln und sie kramte in dem kleinen Rucksack nach ihrer Brötchentüte. Hungrig verschlang sie zwei Stück, zwei waren dann noch übrig, die sie wieder im Rucksack verstaute.

    'Kurz vor fünf...' sie seufzte leise. Heute wollte der Tag irgendwie nicht umgehen. Je mehr Minuten verstrichen, quälend langsam, desto aufgeregter wurde sie. Sie war kurz davor wie ein Tiger in seinem Käfig in der Unterführung auf und ab zu laufen. Sie musste sich irgendwie beschäftigen, zumindest bis sieben oder acht Uhr, denn vorher rechnete sie nicht damit, dass er kam.

    Sie packte ihre Siebensachen zusammen, schulterte den Gitarrenkoffer und ging in das nächste Kaufhaus. Dort blieb sie vor einem Zeitungsregal stehen und beschloss, sich eine Zeitschrift zu kaufen, nur um die Zeit irgendwie zu überbrücken. Zudem war das ein Luxus, den sie sich ewig lange nicht mehr geleistet hatte.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 23.06.2005, 12:09


    Teil 53

    Das Kaufhaus wirkte ein wenig beruhigend auf sie, die Zeitschrift tat ihr übriges. Es war angenehm warm in der Fußgängerzone, so setzte sie sich auf eine Bank und las.

    Da es schon recht lange her war, das sie Zeit und vor allem eine Zeitschrift für diese Wartezeit hatte, vergingen die wenigen Stunden wie im Flug, als sie wieder aufschaute, war es bereits kurz nach 19 Uhr, es dämmerte, die Sonne war hinter den hohen Gebäuden verschwunden, weniger Leute waren unterwegs, aber immer noch herrschte guter Betrieb in der Einkaufsmeile.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 23.06.2005, 12:36


    Teil 54

    Sie genoss die Sonne auf ihrer Haut und entspannte sich langsam, aber sichtlich. Ihren Gitarrenkoffer hatte sie zwischen ihre Beine geklemt, um ihn nicht nochmal zu verlieren. Sie hatte sich einer dieser albernen Mädchenzeitungen gekauft und amüsierte sich köstlich beim Lesen. Diese Kiddies und ihre Probleme....manchmal konnte sie wirklich nur den Kopf schütteln. Als sie mit der Zeitschrift durch war und auf die Uhr an dem Kaufhaus schaute, begann ihr Herz wieder ein wenig schneller zu klopfen. Die Sonne war bereits im Begriff unterzugehen und langsam würde es wohl Zeit werden.

    Sie verstaute die Zeitung in ihrem Rucksack, griff nach dem Koffer und machte sich wieder auf den Weg zur Unterführung. Sie setzte sich an ziemlich genau die gleiche Stelle, wie vorher auch, legte den offenen Gitarrenkoffer vor sich und nahm die Klampfe auf den Schoß. Sie zupfte ein paar Akkorde, ohne ein wirklich bekanntes Lied zu spielen. Abwartend, erwartungsvoll und ziemlich nervös huschte ihr Blick dabei durch die Unterführung.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 23.06.2005, 12:39


    Teil 55

    Die Zeit verging schleppend, aber sie verging. Es wurde 20 Uhr und immer dunkler, die Sonne war komplett verschwunden, es wurde kühler, aber noch ging es.

    An der Bahnhofsuhr ruckte der Zeiger auf kurz nach 21 Uhr, als ein ihr nicht unbekanntes Geräusch sie aufhorchen ließ. Schwere Schritte von Metallbeschlagenen Stiefeln, welche die Treppe hinab gingen, langsam und bedächtig.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 23.06.2005, 12:42


    Teil 56

    Sie verkürzte sich die Zeit mit spielen, aber sie war unkonzentriert und verspielte sich oft, was ihr mehr als ein Mal das höhnische Gelächter der Passanten einbrachte. Als sie das Geräusch der schweren Stiefel hörte, ruckte ihr Kopf nach oben, und ihr Blick suchte die Unterführung nach seinem Ursprung ab. Ihr Herzschlag hatte sich zu einem wilden Crescendo gesteigert und klopfte ihr bis in den Hals.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 23.06.2005, 12:49


    Teil 57

    Ein Schatten fiel von der Treppe, die zum Bahnsteig führte nach unten in die Unterführung, dann knallte ein Stiefel von der letzten Stufe der Treppe in die Unterführung und der Mann von gestern erschien, genauso gekleidet, den Kopf wie damals leicht gesenkt. Gut fünf Meter von Maria entfernt blieb er stehen und lehnte sich an die Wand. "Spiel etwas......" seine Stimme klang leise und beinahe sanft, sie passte nicht so ganz zu seiner Größe und Ausstrahlung.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 23.06.2005, 12:54


    Teil 58

    Seine Stimme sandte einen Schauer ihren Rücken herab, aber es war nicht unangenehm, im Gegenteil sogar... Sie versuchte, ihren schnellen Herzschlag etwas zu beruhigen und sich zu entspannen. Sie überlegte, was sie spielen sollte, dann begannen ihre Hände fast von alleine, die Saiten zu greifen und ihre Stimme erklang in der Unterführung, leise zunächst, dann ein wenig an Stärke gewinnend, je länger sie sang.

    There lived a man in Bukarest
    Ula was his name
    he fell in love with a pretty fair maid
    from a foreign shore she came
    her name was princess Rosalie
    from Transsylvania's land
    her father was the prince of the dawn
    by the name of Lord Tyrant

    Rosalie began to cry
    oh Ula Drake said she
    I don't wanna be the wife of a king
    would you go away with me
    but 3 days ago they were caught
    by the men of Lord Tyrant
    he killed his daughter in a rage
    and brought Ula to his land

    Lord Tyrant spoke the filthy curse
    at Transsylvania's shore
    you stole my daughter´s heart from me
    and the king that she adored
    you shall not live and you shall not die
    fight your endless fight
    your meal will be the blood of fair maids
    and your kingdom will be the night

    The winds do sing a dreary song
    on Transsylvania's shore
    the story of Lord Dracula
    and the girl that he adored.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 23.06.2005, 12:59


    Teil 59

    Er begann zu lächeln, auch wenn sie unter den langen Haaren nur Teile seines Gesichtes erkennen konnte. Die letzten Takte summte er leise mit, dann blieb er für ein paar Sekunden ruhig stehen. Schließlich löste er sich von der Wand und kam an Maria vorbei, warf ihr wieder einen 50 Euro Schein in den Gitarrenkasten. Er ging weiter, lächelte ihr noch einmal kurz zu und sagte:" Danke sehr. Morgen Abend, selbe Zeit, selber Ort...." und er lief langsam weiter.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 23.06.2005, 13:01


    Hastig legte sie ihre Gitarre neben sich auf den Boden und sprang auf, ihm ein Stückchen hinterherlaufend.

    "Warte!" rief sie ihm nach. "Ich...wollte mich bei dir bedanken, wegen gestern."



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 23.06.2005, 13:03


    Teil 61

    Er lief langsam weiter, schaute nach vorne als er sagte:" Da gibt es nichts zu danken, es ist ja nichts passiert. Ein paar dumme und arrogante Kinder hatten einen Unfall. Leider wäre fast einem Mädchen was passiert, doch zum Glück fiel sie in Ohnmacht......"



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 23.06.2005, 13:06


    Sie lief ihm ein paar weitere Schritte hinterher, aber immer einen gewissen Abstand dabei wahrend. Seine Stimme rührte etwas in ihr an, von dem sie nicht gewusst hatte, dass es existierte.

    "Wie heißt du?"

    Sie wollte mehr, mehr von ihm wissen, mehr Zeit mit ihm verbringen, wollte ergründen, was es an ihm war, dass sie so gebannt hielt.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 23.06.2005, 13:10


    Teil 63

    "Wieso willst du das wissen? Ich bin ein Fremder......kleine Mädchen sollten nicht mit Fremden reden." Bei diesen Worten blieb er stehen und drehte sich um, streckte seine rechte Hand aus, um anscheinend ihren Kopf zu berühren, oder ihre Haare zu streicheln, aber kurz vor ihr hielt er inne, als hätte er etwas heißes berührt und zog seine Hand zurück. Schließlich lief er langsam weiter. "Mein Name ist Trash....."



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 23.06.2005, 13:13


    Diese Worte entlockten ihr ein kleines, wenn auch etwas scheues Lächeln.
    "Hier auf der Straße bleibt man nicht lange ein kleines Mädchen, und ich bin nicht erst seit gestern hier."

    Sie neigte ihren Kopf, als er die Hand ausstreckte, musterte ihn dabei mit neugierigem Blick. In ihr stieg der Impuls auf, nach seiner Hand zu greifen und ihn festzuhalten, um ihn am gehen zu hindern, aber sie unterdrückte ihn. Stattdessen wiederholte sie leise seinen Namen. "Trash..."
    Es fühlte sich gut an, das zu sagen.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 23.06.2005, 13:18


    Teil 65

    "Ich weiß...." seine Stimme klang traurig. "Pass auf dich auf, Maria....he, deine Gitarre!" Er rief die letzten Worte laut aus und deutete über ihre Schulter nach hinten, wo sie alles liegen gelassen hatte. Schnell drehte sie sich um, doch da war niemand, alles lag immer noch da. Ehe sie wieder zu ihm schaute, konnte sie sich vorstellen was sie sehen würde: Nichts! Er war weg. Es waren mindestens 50 Meter bis zum Ausgang in beide Richtungen und die Treppe war nur auf einer Seite.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 23.06.2005, 13:25


    "Woher...." bei seinem Ausruf wirbelte sie herum, blickte verdutzt auf ihre Gitarre und drehte sich wieder herum, nur um festzustellen, dass er verschwunden war, so wie gestern auch. Mühsam unterdrückte sie einen Fluch, der jedem Kutscher Ehre gemacht hätte und trottete zu ihrem Platz zurück. Den Schein steckte sie in ihren BH, wo der Rest ihres Geldes noch immer war, von den Münzen mal abgesehen.

    Wie machte er das? Kein Mensch konnte sich einfach in Luft auflösen und so schnell laufen konnte er auch nicht. Was für Spielchen spielte er mit ihr?? Sie packte ihre Sachen zusammen, ihre Gedanken noch immer bei Trash. Was war das für ein Kerl? Und warum gab er ihr so viel Geld? Hatte er Mitleid mit ihr? Sie seufzte. Eigentlich sollte sie sich nicht beschweren, denn mit dem Geld, das sie in der Tasche hatte, ging es ihr momentan besser, als je zuvor seit sie nach Frankfurt gekommen war.

    Sie beschloss, sich noch etwas gutes zu tun und sich eine warme Mahlzeit zu organisieren. Um die Uhrzeit würde ihr sowieso keiner mehr zuhören.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 23.06.2005, 15:30


    Teil 67

    In dem kleinen Imbiss herrschte nicht viel Betrieb, das übliche um diese Uhrzeit. Die Leute unterhielten sich über alles mögliche - insgesamt waren vielleicht 10 oder 12 Personen an und um den kleinen Verkaufsstand versammelt - und nichts besonderes. Die Nacht war klar und angenehm, aber dennoch war das Gefühl, das etwas nicht stimmte, immer noch da, vielleicht sogar etwas stärker als letzte Nacht.

    Ganz weit im Hintergrund, kaum hörbar über den abnehmenden Lärm des abendlichen Verkehrs auf der Straße, hörte man dumpfe Schläge, wie von Feuerwerkskörpern. Erst nur ein paar, dann sehr viele hintereinander. Es steigerte sich bis zu einem etwas lauteren Knall, dann herrschte Ruhe. Doch nur wenige Augenblicke später erklangen Sirenen von Polizeiwagen und anderen Fahrzeugen, aber auch diese waren weit weg und kaum zu hören.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 23.06.2005, 17:18


    Teil 68

    Sie bestellte sich eine Pizza Tonno und aß sie langsam und mit Genuss. So gut hatte sie schon lange nicht mehr gegessen. Sie hätte entspannt sein sollen. Es war eine angenehme Nacht, sie hatte einen vollen Magen und genug Geld in der Tasche, dass es auch die nächsten 2 Wochen so bleiben würde. Warum also fühlte sie sich so furchtbar angespannt?

    Sie spürte eine Unruhe in sich, die sie sich nicht wirklich erklären konnte. Sie warf den Pizza Karton weg, gerade als der erste dumpfe Knall durch die Nacht hallte. Verwundert sah sie in den Himmel. War heute irgendwo ein Fest? Nein, keine bunten Feuerwerke am Himmel, aber es knallte immer weiter. Alarmiert sah sie sich um und beim letzten Knall zuckte sie zusammen. Sie neigte ihren Kopf, als sie leisen Sirenen hörte. Was war denn los heute?

    Langsam lenkte sie ihre Füße in die Richtung, von der sie glaubte, dass sie der Ursprung der Geräusche waren. Auch wenn sie nicht wusste, wie weit es war, hatte sie die Neugierde, gepaart mit Angst, gepackt.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 24.06.2005, 09:42


    Teil 69

    Maria lief langsam in Richtung Innenstadt, es waren sehr wenige Leute unterwegs für einen warmen Abend, aber noch waren die Cafes gut halb besetzt, die Leute saßen draussen und unterhielten sich. Nach einer halben Stunde bemerkte sie viele Blaulichter, das Geräusch der Sirenen war immer lauter geworden. Sie befand sich nun fast auf der Zeil, der großen Straße in der Stadtmitte. Als Maria um eine Ecke bog - an der gegenüberliegenden Hauswand brach sich das Licht der Scheinwerfer und Blaulichter in den Fenstern und wurde vielfach reflektiert, dies verlieh der Straße fast einen Stroboskopartigen Reflex - stand sie plötzlich vor einer kleinen Ansammlung von Menschen, die vor einer Polizeiabsperrung standen. "Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen!" rief einer der vielen Polizisten hinter der Absperrung. Doch das, was hinter ihm zu sehen war, strafte seine Aussage lügen: Gut 300 Meter weiter lag ein umgestürzter Kleintransporter auf der rechten Seite, die linke war von Löchern durchsiebt. Aus der Motorhaube stieg dunkler Qualm auf, mehrere Feuerwehrleute sprühten Schaum darauf. Neben dem Transporter lagen vier weiße Tücher auf dem Boden, seltsam aufgewölbt. Was darunter war, konnte sich jeder selbst ausmalen. Zwei Krankenwagen standen daneben, auch konnte Maria ein paar Bundeswehr Soldaten sehen, die neben einem BW Jeep standen und sich mit einigen Polizisten unterhielten.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 24.06.2005, 13:05


    Teil 70

    Mit Entsetzen sah sie auf diese Szene der Gewalt vor sich. Was war denn los mit den Menschen? Das war schon das zweite Mal innerhalb von zwei Tagen...das war selbst in einer Großstadt wie Frankfurt nicht ganz normal. Sie stellte sich unaufällig etwas abseits der Menge auf, unwillkürlich suchten ihre Augen nach dem Polizisten, der Gestern Abend bei dem "Zugunglück" auch dabei gewesen war, ebenso wie nach dem jungen Sanitäter.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 24.06.2005, 13:11


    Teil 71

    Sie sah keinen von beiden, aber dafür begannen die Polizisten nun, die Menge weiter zurück zu treiben. "Gehen Sie 100 Meter zurück, um die Ecke da hinten, los, wir brauchen Platz!" Langsam aber sicher setzte sich die Menge in Bewegung, immer weiter nach hinten gehend, bis gut 5 Minuten später alle in die andere Straße hinein gedrängt worden waren. Nur konnte man von hier aus nichts mehr sehen, also lösten sich immer mehr Leute aus der Menge und gingen frustriert die Straße entlang. Maria drehte sich auch um, da bemerkte sie eine Frau, die immer noch an der Absperrung stand und mit ihrem Handy telefonierte. Jetzt drehte auch sie sich um, ein großes Grinsen lag auf ihrem Gesicht. Langsam lief sie an Maria vorbei, diese konnte die Worte:".....wie geplant, das wird der Harpyie nicht gefallen, ich könnte mich weg schmeißen, hahaha...." hören, dann war sie auch schon vorbei.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 24.06.2005, 13:24


    Teil 72

    Sie ließ sich mit der Menge abtreiben, versuchte das Bild aber so lange wie möglich im Blick zu behalten. Ihr Magen war nur noch ein kleiner verkrampfter Ball und sie fühlte sich mehr als unwohl ihrer Haut.
    Eine Augenbraue ruckte nach oben, als sie die Frau am Telefon hörte und unbewusst verspannte sie sich. Wie konnte sie nach so einem Verbrechen noch lachen?? Sie warf ihr ein paar ziemlich böse Blicke hinterher, auch wenn sie wusste, dass es nicht wirklich etwas brachte.

    Seufzend strich sie sich die Haare aus dem Gesicht und überlegte, was sie nun tun sollte. Zumindest hierbleiben stand außer Frage also lenkte sie ihre Schritte langsam wieder in Richtung der Abrissbude.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 24.06.2005, 13:33


    Teil 73

    Sie brauchte fast eine Stunde, ehe sie wieder in vertrauter Umgebung und fast "Zuhause" war.

    Ehe sie jedoch über die Türschwelle hinein gehen konnte - die Tür war ja schon lange nicht mehr vorhanden - hörte sie Stimmen, recht aufgeregt. "Was soll ich denn machen, ich weiß es nicht, verdammt noch mal......" das war einer der Männer aus dem Erdgeschoß, die andere Stimme kannte sie nicht:"......ist mir egal, ich will nur wissen, wo sie ist und was sie mit diesem großen Kerl zu tun hat, klar?"



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 26.06.2005, 16:56


    Sie erstarrte mitten in der Bewegung, als sie die ihr unbekannte Stimme hörte, die eindeutig von Maria sprach. Und der große Kerl, das musste Trash sein. Wieso wusste sie von ihm? Kannte sie ihn? Ihr Herz begann schneller zu pochen, sie war aufgeregt, nervös und kam sich vor, als hätte sie mindestens 4 Kannen Kaffee getrunken.

    Ihr ganzer Körper war angespannt, als sie so vorsichtig und leise, wie es ihr möglich war, ein paar Schritte in das Haus hinein machte um zu versuchen zu erkennen, wem diese fremde Stimme gehörte. Alles kam ihr mehr als merkwürdig vor und sie konnte sich nicht erklären, was hier vor sich ging. In was war sie da hereingeraten?



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 27.06.2005, 07:51


    Teil 75

    Maria sah einen Mann, sein Alter war schwer zu schätzen, vielleicht 30 oder so, er stand gegenüber des Bewohners der ersten Etage. Sehr nett wirkte der Fremde nicht wirklich, seine Kleidung war einigermaßen in Ordnung, nur passte der schwere Mantel aus braunem Leder nicht so richtig dazu. Ihr wäre viel zu warm unter diesem Ding gewesen, aber der Mann schien das nicht zu merken, er trug sogar schwarze Handschuhe. „…..deswegen will ich es wissen, es ist nur zu ihrem eigenen Wohl. Oder wollen Sie, das der kleinen was passiert?" Ihr Mitbewohner schaute zu Boden, wirkte überrumpelt:" Neee, natürlich nicht.........ja, ok, so ein Typ war hier. Brachte ihren Gitarrenkoffer mit, den hatte sie wohl verloren oder stehengelassen. Merkwürdige Type, machte mir irgendwie Angst.“ „Hatte ich mir doch gedacht," murmelte der Fremde. "Ich frage mich nur, was er von ihr will?" "Was meinen Sie?" das war wieder Marias Mitbewohner, der ein einziges Fragezeichen in seinem Gesichtsausdruck hatte. „Oh, nichts von Bedeutung,“ der Mann griff unter seinen Mantel und reichte seinem Gegenüber eine Flasche Korn und einen 20 Euro Schein. „Ich war nie hier, verstanden?“ Jetzt grinsten beide. „Aber sicher doch....." er nahm die Flasche und das Geld und ging schnell in sein Zimmer. Der Fremde lief mit schnellen Schritten aus dem Haus hinaus und ging über die Straße, verschwand in einer dunklen Seitengasse.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 27.06.2005, 07:57


    Teil 76

    Ihr Herz überschlug sich, als der Mann ganz nah an ihr vorbeiging, ohne sie zu bemerken und sie musste sich an die dunkle Hauswand lehnen, weil ihre Knie unter ihr nachzugeben drohten. Wer war dieser Mann und was hatte er mit Trash zu tun?
    Sie wartete unruhig ein paar Augenblicke, bevor sie nach oben in ihr Zimmer schlich. Sie ließ sich auf ihren Schlafsack fallen, den Koffer daneben an der Wand gelehnt. Die Knie angezogen, die Arme darum geschlungen, bettete sie ihren Kopf darauf. Ihre Gedanken wirbelten.

    Hatte Trash etwas mit dem Auflauf heute zu tun? Oder der Mann, der gerade hier war? Und was war das für eine merkwürdige Frau?



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 27.06.2005, 08:05


    Teil 77

    Müdigkeit überkam Maria, aber so richtig schlafen konnte sie nicht. Die Geräusche der Nacht waren irgendwie.....anders heute. Hinzu kam das unbestimmte Gefühl in der Luft, beinahe konnte man es greifen. Irgend etwas braute sich zusammen, wie bei einem Gewitter.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 27.06.2005, 11:30


    Teil 78

    Nach zwei Stunden des Herumwälzens gab sie entnervt auf. Sie erhob sich von ihrem kargen Lager. Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber schlafen konnte sie nicht. Zu viel ging ihr im Kopf herum, zu viele Fragen, die sie sich selbst nicht beantworten konnte, die aber an ihr nagten und sie nicht zur Ruhe kommen ließen.

    Sie schlich aus ihrem Zimmer und hinunter, setzte sich auf die kleine Treppe vor der Türe und blickte zum Sternenhimmel hinauf in dem Versuch, sich ein wenig zu beruhigen, um irgendwann vielleicht doch noch chlaf zu finden.[/b]



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 27.06.2005, 11:39


    Teil 79

    Die Nacht war angenehm warm, auch wenn es schwül wurde. Sollte kein Gewitter kommen, würde der nächste Tag unangenehm werden.

    Nach gut 20 Minuten - die Stadt lag einigermaßen ruhig, nur leiser und sporadischer Verkehrslärm drang an Marias Ohr - meinte Maria, ganz in der Nähe etwas gehört zu haben, es klang wie das Klicken von Stein auf Stein. Als sie den Kopf in die Richtung drehte, meinte sie einen Schatten gesehen zu haben, der sich schnell entfernt hatte. Sicher war sie sich nicht, bei ihrer Müdigkeit spielten die Augen schnell einen Streich.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 27.06.2005, 11:44


    Teil 80

    Bei dem Klicken ruckte ihr Kopf herum zu der Stelle, von der sie meinte, dass das Geräusch kam und sie kniff die Augen zusammen um in der Dunkelheit der Nacht etwas zu erkennen, aber ziemilch vergeblich. In der Nacht schien sich jeder Schatten zu bewegen und sie konnte nichts ausmachen.

    "Jetzt habe ich schon Halluzinationen...toll, Maria." sprach sie leise zu sich selbst und seufzte. Sie lehnte den Kopf an die Hauswand und spähte hinaus in die Nacht, doch irgendwie alarmiert. Die Nervosität war wieder da und ein leichter Schweißfilm hatte sich auf ihrer Haut gebildet.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 27.06.2005, 11:54


    Teil 81

    Die Minuten strichen dahin, Maria schaute sich die Sterne an - sofern dank des Lichts der Großstadt sichtbar - und hing ihren Gedanken nach. Doch nach einiger Zeit fühlte sie sich beobachtet, ihre Nackenhaare stellten sich auf und eine Gänsehaut lief ihr über den gesamten Körper. Wenige Sekunden später fühlte sie, wie über den kleinen Innenhof der vor ihr lag, eine Welle der Bedrohung schwappte, kaum zu greifen, aber dennoch vorhanden. Sie sah und hörte nichts, aber ihre Instinkte schrillten laut auf, so als ob sie jemand direkt bedrohen würde.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 27.06.2005, 12:03


    Teil 82

    Sie keuchte auf, hatte das Gefühl, ihr würde die Luft wegbleiben und sie kam hastig auf die Füße. Ein eiskalter Schauer lief über ihren Rücken und sie begann leicht zu zittern. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf den kleinen Hof, hatte das Gefühl, dass die Schatten lebendig geworden waren, auf sie zukamen, versuchten sie zu erdrücken. Sie presste sich an die Hauswand unfähig einen Schritt zu tun. Panik hatte sie fest in ihren Klauen, ihr Atem ging schwer und kalter Schweiß brach aus. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Was verdammt war hier los?
    Sie schrie unterdrückt, als der Wind den Schatten eines Baumes zum Leben erweckte und ihre Knie wurden weich.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 27.06.2005, 12:08


    Teil 83

    Gerade als sie meinte, es nicht mehr aushalten zu können, verschwand das Gefühl von einer Sekunde auf die andere. Maria glaubte, irgendwo ein leises Lachen zu hören, welches nur einen Moment lang dauerte. Aber genauso gut hätten es auch die Blätter des Baumes gewesen sein können, die sich im seichten Wind bewegten.

    "Was ist denn los?" erklang direkt hinter ihr eine Stimme und eine Hand legte sich auf Marias Schulter, als der Mann aus dem Erdgeschoß hinter sie trat.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 27.06.2005, 12:15


    Teil 84

    Sie stieß den angehaltenen Atem auf und sackte in sich zusammen, als die Spannung so plötzlich nachließ, wie sie gekommen war, aber das Lachen ließ sie zusammenzucken. Als sie die Hand unerwartet auf ihrer Schulter spürte, schrie sie erneut auf und wirbelte herum, keuchend sah sie ihren "Mitbewohner" an. Dann schüttelte sie den Kopf.

    "Nichts...nichts...ich bin nur etwas durch den Wind. Konnte nicht schlafen..." versuchte sie sich herauszureden, aber der Schrecken stand deutlich in ihrem Gesicht geschrieben und sie erholte sich nur langsam.
    'Du wirst wahnsinnig, Maria' meinte eine leise, spöttische Stimme in ihrem Ohr und unbewusst stimmte sie ihr zu. Sie begann offenbar, sich Dinge einzubilden...



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 27.06.2005, 12:22


    Teil 85

    Geschafft ging Maria in ihr Zimmer zurück, JETZT war sie körperlich dermaßen Müde, das sie bestimmt einschlafen würde.

    Als sie sich hinlegen wollte, fiel ihr eine Ausbuchtung in ihrem Schlafsack auf, er lag auch ein wenig anders als vorhin, ehe sie runtergegangen war. Vorsichtig hob sie ihn an und blinzelte, denn sie hielt es erst für Einbildung. Dort lag eine weiße Rose und drei Magazine wie das, welches sie gekauft hatte. Und wieder ein Zettel mit dieser krakeligen Handschrift:

    Denk bitte an morgen Abend



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 27.06.2005, 12:31


    Teil 86

    Völlig perplex blickte sie auf die Rose, die drei Zeitschriften und den Zettel und sackte neben ihrem Schlafsack zu Boden. Er war hier? Warum hatte er nichts gesagt, sich nicht gezeigt? Und was war das für eine Panikattacke gewesen? Hatte er damit zu tun.
    Sie griff nach der Rose, umklammerte ihren Stiel ohne sich um die Dornen zu kümmern, die in ihre Haut stachen. Schluchzer brachen über ihre Lippen und sie ließ sich seitlich auf den Schlafsack sinken. Ihre Welt geriet völlig aus den Fugen und sie wusste nicht warum und ändern konnte sie erst recht nichts daran. Sie kam sich vor wie eine Marionette, die nach gutdünken des Puppenspielers tanzt oder stillsteht.
    Wieder fiel ihr Blick auf den Zettel, durch die Tränen wirkte die Schrift verschwommen, aber es gab ihr irgendwie das bisschen halt, das sie benötigte, um sich halbwegs zu beruhigen.

    "Wie könnte ich das vergessen...." murmelte sie leise, bevor der Schlaf sie übermannte, die Rose hielt sie an ihre Brust, wie einen kostbaren Schatz.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 27.06.2005, 12:37


    Teil 87

    Sie wurde aus ihrem etwas unruhigem Schlaf durch das Singen eines Vogels geweckt, der im offenen Fenster ihres Zimmers saß. Kaum das sie sich bewegte, flog er laut schimpfend davon. Maria sah auf ihre Uhr, es war schon 15:30 Uhr, sie war wirklich sehr müde gewesen und fühlte sich jetzt mehr als wach.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 27.06.2005, 12:46


    Teil 88

    Sie rollte sich auf den Rücken, blieb noch einen Moment so liegen. Die Ereignisse von gestern kamen ihr vor, wie ein böser Traum, doch als sie auf die Rose blickte, die noch immer zwischen ihren Fingern lag, wurde ihr bewusst, dass es alles andere als ein Traum gewesen war. Sie erhob sich langsam und es raschelte unter ihr. Da erst bemerkte sie, dass sie auf den Zeitschriften geschlafen hatte. Hektisch sah sie sich um und stopfte den kleinen Zettel, als sie ihn gefunden hatte, in ihre Hosentasche.

    Jetzt erst fragte sie sich, woher er wusste, was sie gerne las und sie runzelte die Stirn. Sie seufzte leise und klemmte sich die Magazine unter den Arm, als ihr Magen sich laut bemerkbar machte. Dann suchte sie nach etwas, das sie als Vase missbrauchen konnte, fand schließlich eine alte Schnapsflasche, die sie auswusch und mit Wasser füllte, bevor sie die Rose hineinstellte. So konnte sie sich noch ein paar Tage an ihrem Anblick erfreuen, auch wenn es sie immer noch verwirrte.

    Sie griff in die Hosentasche, in der ihr Geld war, um sich zu vergewissern, dass es noch da war und machte sich dann auf zum nächsten Bäcker, um sich ein ausgiebiges Frühstück zu gönnen.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 27.06.2005, 13:00


    Teil 89

    Beim Bäcker wurde sie freundlich begrüßt, die Verkäuferin kannte sie schon seit einiger Zeit. Unbemerkt schob sie ihr zwei zusätzliche Brötchen in die Tüte und zwinkerte Maria zu, als sie kassierte und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. "Nicht soviel abnehmen Kindchen," sagte sie leise - vom Alter her hätte die Frau ihre Großmutter sein können, aber sie war nett - "du siehst so dünn aus."

    Ihre Mahlzeit nahm sie wie üblich in der Fußgängerzone ein und genoß den Sonnenschein, es hatte sich leicht abgekühlt, war aber immer noch relativ schwül. Auch das allgemeine Gefühl über der Stadt war geblieben, wie eine Dunstglocke hing es über allem.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 27.06.2005, 13:08


    Teil 90

    Warm erwiderte sie das Lächeln der Verkäuferin. Sie mochte die Frau, sie war immer freundlich zu ihr, obwohl sie wusste, dass Maria auf der Straße lebte. Sowas fand man nicht oft hier in Frankfurt. "Ich mach das nicht absichtlich, aber momentan arbeite ich an ein paar zusätzlichen Kilos." Sie zwinkerte ihr zu bevor sie die Bäckerei verließ. Diesmal hatte sie sich statt nur der üblichen Brötchen auch ein Schokocroissant gegönnt, dass sie mit Genuss verzehrte.

    Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn, der nur teils von der Hitze und teils von der Anspannung kam, die in der Luft lag und sie wieder an die letzte Nacht denken ließ. Den Gitarrenkoffer wieder zwischen den Beinen schlug sie eine der Zeitschriften auf, um sich ein wenig abzulenken und die düsteren Bilder aus ihrem Kopf zu verjagen.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 27.06.2005, 13:21


    Teil 91

    Maria schaute erst wieder auf - diese Zeitschriften waren aber auch fesselnd, so dumm sie auch einige der Sachen fand, ein Lächeln waren sie wert - als sie keine Sonne mehr auf ihrem Körper spürte. Teils erfreut, teils erstaunt schaute sie auf die Uhr neben der Bäckerei: 18:45.[/b]



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 27.06.2005, 13:29


    Teil 92

    Etwas verdutzt guckte sie auf die Uhr und verschlang noch die zwei Brötchen, die sich in der Papiertüte befanden, bevor sie sich die Zeitungen wieder unter den Arm klemmte, den Gitarrenkoffer schulterte und sich auf den Weg zur Unterführung machte. Wieder begann ihr Herz schneller zu schlagen. Sie hatte so viele Fragen an Trash und doch fürchtete sie sich ihn wieder zu sehen. So viel war geschehen, das sie sich nicht erklären konnte.

    Sie setzte sich in die Mitte der Unterführung, wie gestern auch, und es dauerte ein wenig, bis sich ihre Augen an das Zwielicht gewohnt hatten. Sie nahm die Gitarre auf den Schoß, stimmte sie sorgfältig, bevor sie, diesmal ohne zu singen, anfing eine schwere, getragene, aber harmonische Melodie zu zupfen.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 27.06.2005, 13:38


    Teil 92

    Maria saß in der Unterführung und zupfte ein wenig lustlos auf ihrer Gitarre herum. Wo blieb er nur? Es war schon 21:45 Uhr und noch immer kein Zeichen von ihm. Nicht, das er sich früher einfach so angekündigt hätte, aber so langsam machte sie sich schon Gedanken.

    Ein junger Mann kam die Stufen hinab und schaute zu ihr herüber, lächelte freundlich, als er sie sah. Er kramte in seiner Jeanstasche, als er vor ihr angekommen war, Maria hörte Kleingeld klimpern. „Ist es nicht ein wenig spät für Straßenmusik?“ fragte er freundlich und warf ihr 4 Euro in den Gitarrenkoffer. Gerade als er weiter gehen wollte, kam ein weiterer Mann die Treppe hinab und stellte sich zu den beiden. Auch er kramte in der Tasche seiner Jacke, aber er zog eine kleine Pistole und richtete sie auf den Mann neben sich. „Geld raus!“ brüllte er ihn an und schubste ihn mit der linken Hand. „Und du hältst die Klappe und legst deine Kohle auch da hin,“ er fuchtelte mit der Waffe herum und deutete auf Maria, als er den letzten Satz sagte. Der Mann schwitzte fürchterlich, war höchstens 20 und seine Pupillen mehr als Untertassengroß, die Einstiche in seinen Armen sprachen Bände, für was er das Geld brauchte.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 27.06.2005, 13:55


    Teil 94

    Sie seufzte leise und spürte, wie sie sauer wurde. Erst sie daran erinnern und dann nicht auftauchen. Sie grummelte vor sich hin.

    Sie sah auf, als sie Schritte hörte und schenkte dem Mann ein schiefes Lächeln. "Je später der Abend desto interessanter die Zuhörer." Sie wollte gerade nach dem wenigen Geld in ihrem Koffer greifen, als der Junky auftauchte. Ihre Augen weiteten sich und sie schlug hastig eine Hand vor ihren Mund, um einen Schrei zu unterdrücken, der ihn sicherlich nur noch mehr in Rage versetzt hätte. Sie klammerte sich an ihre Gitarre und schob den Gitarrenkoffer mit den Füßen in seine Richtung. Ihren Rücken hatte sie an die Wand gepresst und ihre Augen schweiften hektisch durch die Unterführung. Wo war Trash?? Er konnte helfen, hatte es schon einmal getan...



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 27.06.2005, 14:10


    Teil 94

    "Raus damit," der Junkie schlug mit dem Revolver nach dem Mann, traf ihn am Kinn und er fiel zu Boden, er blutete aus einem tiefen Kratzer. "Blödes Arschloch," der Junkie trat den Mann einmal in den Bauch, dann noch einmal. Plötzlich wirbelte er herum und brüllte:" RUHEEE!! Ich kann ja meine eigene Stimme nicht hören!!" und schoß einmal auf die Wand ihm gegenüber, die Kugel schlug tief in den grauen Beton ein, Splitter rauschten herum, der Knall war ohrenbetäubend in der engen Röhre der Unterführung. "Blöde Stimmen, ich hör euch ja," er nuschelte vor sich hin und bedrohte die Luft vor sich mit der Waffe. "Ist das alles?" er brüllte Maria an und trat den Koffer zur Seite, stellte sich genau vor sie. "Was spielst du fürn Scheiß wenn......HALT DIE KLAPPE!" wieder wirbelte der Mann herum und feuerte gegen die Wand, tanzte einmal um seine eigene Achse und fluchte. Er ging vor Maria in die Knie, zielte mit der Waffe auf sie:" Weißt du, das es viele Stimmen gibt? Vor allem hier in der Gegend, ich kann sie alle alle alle hören...." sein Mundgeruch war atemberaubend, aber nur im negativen Sinn. Verfaulte Zähne stachen aus seinem Mund hervor und eine Dusche hatte er seit Monaten nicht mehr benutzt.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 27.06.2005, 14:17


    Teil 96

    Sie schrie doch auf, als er das erste Mal feuerte, in ihren Ohren klingelte es und Tränen rannen ihre Wangen hinab. Furcht hatte ihr Herz in einem eisernen Griff und sie sackte über ihrer Gitarre zusammen. Ein leises Schluchzen entrang sich ihrer Kehle und sie wagte nicht, zu ihm heraufzusehen, als er vor sie trat. Wieder schrie sie, als feiner Staub von der Wand auf sie herab rieselte und sie zitterte heftig.

    "Bitte...ich hab doch nichts..."
    Dieser Mann war wahnsinnig, einfach wahnsinnig. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte, um ihn daran zu hindern, sie ganz einfach zu erschießen oder sonst etwas mit ihr zu machen. Sie hielt ihre Gitarre fest umklammert, noch immer sah sie dem Junkie nicht in die Augen, Tränen tropften auf das Holz der Gitarre.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 27.06.2005, 14:24


    Teil 96

    "Was bist du denn für einerrrrggllll" die Stimme des Junkies ging in ein Gurgeln über, Maria schaute erschrocken auf und sah als erstes metallbeschlagene Stiefel, Größe 50 oder mehr. Ein leises Knurren ertönte, als der Junkie nach oben gehievt wurde, fast wie das eines Raubtieres. Wie mit einem Kran angehoben hing der Mann gut einen halben Meter über dem Boden und trat um sich. Maria schaute weiter nach oben und sah, wie Trash den Mann um den Hals gepackt hatte mit der linken Hand und diesen wie einen Sack vor sich hielt. Anscheinend kriegte der Junkie keine Luft mehr, er lief blau an und zappelte wild. Einmal, dann zweimal feuerte er die Pistole ab, die Schüsse schlugen wie Peitschenschläge in das Trommelfell von Maria. "Ist dir was passiert?" die leise, sehr gefährlich klingende Stimme von Trash war an sie gerichtet, er schaute weiterhin aber nur den Junkie an, dessen Bewegungen immer langsamer wurden.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 27.06.2005, 14:32


    Teil 98

    "Trash!" rief Maria aus und fühlte, wie eine Welle der Erleichterung über sie hinweg wogte. Sie blickte hoch, die Gitarre noch immer fest umklammert. Bei den Schüssen zuckte sie erneut zusammen und noch immer rannen die Tränen ungehindert über ihre Wangen, auch wenn das Schluchzen versiegt war. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf den Junkie, der wehr- und leblos in Trashs eisernem Griff hing.

    "Mir...mir geht es gut..." stammelte sie. "Bitte, lass ihn runter...er weiß nicht, was er tut..." Irgendwie hatte sie Mitleid mit dem Junkie, zu oft hatte sie gesehen, was Drogen oder Alkohol aus den Menschen machen konnte und auch wenn der Schreck noch tief saß, wollte sie nicht, dass er starb.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 27.06.2005, 14:38


    Teil 98

    "Geh und komm nie wieder in mein Revier, Abschaum, und danke ihr für ihr Mitleid." Er ließ den Mann fallen - ein Stück entfernt von Maria und stellte sich zwischen die beiden. Der Junkie hustete wie verrückt und kroch in Richtung Ausgang, nach wenigen Metern sprintete er bereits und war schnell ausser Sicht. Der andere Mann lag bewußtlos an der Mauer der Unterführung, Trash half ihm auf und führte ihn aus der Unterführung nach draussen, wo er dank der frischen Luft schnell zu sich kam. Wenige Augenblicke später kam er zurück zu Maria und blieb gut drei Meter vor ihr stehen, verschränkte die Arme schnell vor der Brust. Maria meinte, zwei Einschusslöcher in seiner Brust gesehen zu haben, das Hemd war an zwei kleinen Stellen eingerissen. Doch hatte Trash schnell seine Arme davor gebracht. Falls dem so wäre, ihm war es nicht anzumerken, er lächelte Maria an. "Entschuldige die Verspätung, ich wurde aufgehalten....."



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 27.06.2005, 14:45


    Teil 100 (ja, ich vergesse dauern, zu zählen, aber du hast dich einmal verzählt, ich hatte die geraden zahlen ^^)

    Sie sah Trash hinterher, wie er den jungen Mann nach draußen brachte und nur sehr langsam beruhigte sich ihr schnell schlagendes Herz wieder. Noch immer zitterte sie leicht. Der Schock saß tiefer, als sie dachte. Noch immer lehnte sie an der schmutzigen Wand, jetzt aber nicht mehr so dagegengepresst wie noch vor ein paar Minuten.

    Maria hob ihren Blick zu Trash, ein gequältes Lächeln auf den Lippen. "Du kamst genau richtig...." ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Woher weißt du, wo ich wohne und wieso warst du da? Was geschieht hier?" sprudelten dann die Fragen aus ihr heraus, bevor sie sich besinnen konnte.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 27.06.2005, 14:50


    Teil 101 (sorry, hab mich dann wohl vertan *g*)

    Trash schaute aus großen Augen zu ihr hinab. "Ich bin dir nachgelaufen, ganz einfach. Und wieso ich da war? Erstens um dir was zu bringen, da ich weiß wie gerne du diese.....Dinger liest und zweitens......wegen eurem Hof.....aber egal. Und ich wollte sichergehen, das du wieder etwas spielst....." jetzt schaute er zu Boden, seine Stimme war immer leiser geworden.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 27.06.2005, 15:00


    Teil 102

    Trashs plötzliche Verlegenheit überraschte sie. "Danke...auch für die Rose...sie ist wunderschön..." Sie schwieg einen Moment und musterte ihn nachdenklich, dann deutete sie auf seine Brust.
    "Hat er dich verletzt?"
    Als er den Innenhof erwähnte, zuckte sie kurz zusammen und die Erinnerung ließ die feinen Haare auf ihren Armen sich aufrichten.
    "Was ist mit dem Hof? Gestern..." sie brach ab, da sie nicht wusste, wie sie ihm erklären sollte, was geschehen war.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 27.06.2005, 15:10


    Teil 103

    "Nicht ist mit dem Hof," sagte er schnell, "mach dir bitte keine Sorgen, ich passe schon auf." Er schaute kurz an sich herunter. "Nein, ich bin nicht verletzt, keine Sorge."



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 27.06.2005, 15:20


    Teil 104

    Sie erhob sich langsam, legte die Gitarre vorsichtig auf den Boden und ging auf ihn zu, bis sie kaum mehr eine Handbreit trennte.
    "Ich mag jünger sein als du, aber ich bin nicht dumm! Irgendwas stimmt nicht, mit dem Hof nicht, mit dir nicht und mit mir auch nicht und ich will wissen, was das ist!"
    Ihre Stimme überschlug sich und wieder begann sie zu zittern. Sie glaubte durchzudrehen, wenn sie nicht bald ein paar Antworten bekam.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 27.06.2005, 15:24


    Teil 105

    Trash wich einen Schritt zurück und hielt Maria dadurch auf Abstand, so als ob er Angst vor ihr hätte, auch seine Hände hielt er ausser Reichweite von ihr und presste sie eng an seinen Körper, verdeckte weiterhin seinen Brustkorb. "Äh.....in eurem Hof war gestern jemand, der nichts gutes wollte. Ich habe mich darum gekümmert, das er es nicht wieder versucht. Was soll denn nicht mit dir stimmen? Fehlt dir etwas?" Er schaute sie kurz besorgt an, dann senkte er wieder den Blick, als er in ihre Augen schaute.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 27.06.2005, 15:32


    Als sie weitersprach, wurde ihre Stimme immer hysterischer und wieder sammelten sich Tränen in ihren Augen.
    "Um mich herum sterben Menschen wie fliegen, erst diese Jungs, dann eine Schießerei oder sowas und diese komische Frau, die das alles offenbar sehr lustig fand. Du tauchst aus dem Nichts auf, ich weiß nichts über dich und doch kann ich es nicht erwarten, dich wiederzusehen. Mein Herz klopft schneller, jedes Mal, wenn ich dich sehe und...und..."

    Ein ersticktes Schluchzen unterbrach ihren Redefluss und offenbar war sie sich selbst nicht ganz im Klaren darüber, was sie grade gesagt hatte. Sie sank auf den Boden, ein kleines Häufchen Elend und vergrub ihr Gesicht in den Händen.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 27.06.2005, 15:43


    Teil 107

    Er verlagerte sein Gewicht von einem Bein auf das andere, schien nicht zu wissen, was er nun tun sollte. Nach einer Weile kniete er sich hin und Maria spürte eine Hand auf ihrem Rücken, die sanft auf und ab streichelte. "Tut mir wirklich leid, das du da hinein geraten bist, aber als ich deine Musik hörte, ich konnte nicht anders." Etwas tropfte vor ihr auf den Boden und verursachte ein leises Platschen. Maria merkte, wie er sich über das Gesicht wischte. Als sie die Augen öffnete, sah sie vor sich auf dem Boden einen Tropfen Blut, dem ein zweiter folgte. Trash nahm schnell ein Taschentuch aus seinem Mantel und wischte sich damit über die Augen, dann erst an die Nase. "Sorry, Nasenbluten," brachte er hervor.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 27.06.2005, 15:49


    Teil 108

    Sie schmiegte sich an ihn ohne weiter darüber nachzudenken. Eigentlich war sie Fremden gegenüber nicht so vertrauensselig, das war etwas, was sie auf der Straße gelernt hatte, da die meisten, gerade Männer, für eine kleine Freundlichkeit immer eine Gegenleistung haben wollten. Doch Trash schien anders zu sein.

    Sie sah zu ihm hoch, ihre Augen waren vom Weinen geschwollen und ihre Haut gerötet. Sie musste furchtbar aussehen und sie schämte sich, dass sie sich so gehen gelassen hatte. Sie kramte in ihrer Tasche und förderte ein sauberes Stofftaschentuch hervor, dass sie irgendwann einmal mitgehen gelassen hatte und seitdem nie wieder gebraucht, aber immer dabei hatte.

    "Tut mir leid..." murmelte sie leise und verlegen und wischte sich selbst über die Augen.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 27.06.2005, 15:55


    Teil 109

    Erschrocken wich Trash ein paar Schritte zurück, nachdem er Maria für einen Moment lang in seinen Armen gehalten hatte. "Tschuldige," stammelte er und blickte sich um. "Normalerweise mache ich sowas nicht....." jetzt wirkte er richtig verlegen. "Du musst dich doch nicht entschuldigen...."



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 27.06.2005, 19:53


    Teil 110

    Sie versuchte, sich ein wenig zu sammeln, ihm irgendwie begreiflich zu machen, was in ihm vorging.
    "Ich...ich glaube, ich verliere die Kontrolle....das kam alles so plötzlich, ich verstehe nicht, was geschieht...die Jungs..die Schatten im Hof, die mich erdrücken...jemand, der sich nach dir erkundigt...und ich weiß nicht, was ich noch machen soll..."

    Hilflos sah sie zu ihm hoch. Diese Verlegenheit mochte so gar nicht zu seinem Äußeren und seinen vorherigen Auftritten passen und trotzdem mochte sie ihn gerade deswegen umso mehr. Wieder wallten die Bilder ihrer ersten Begegnung in ihm auf. War das der gleiche Mensch? Sie mochte es kaum glauben und doch war er auch dem Junkie gegenüber alles andere als freundlich gewesen.

    "Wer bist du?" flüsterte sie leise.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 28.06.2005, 08:00


    Teil 111 (*Schnaps trink*)

    Trash schaute immer noch zu Boden. "Ich habe dir gesagt, wer ich bin. Der Rest ist mehr als kompliziert und ich bitte dich, da nicht weiter nach zu fragen, du würdest es nicht verstehen und falls doch wären die Konsequenzen........nicht gut. Für uns beide."



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 28.06.2005, 10:33


    Teil 112

    "Warum bist du dann hier? Warum machst du das mit mir?"

    Sie verstand ihn nicht und noch weniger verstand sie sich selbst. Warum zog sich ihr Herz krampfhaft zusammen, jedes Mal, wenn er sich ihr entzog? Hatte sie sich etwa...verliebt? Sie schluckte schwer, stand auf und ging zu ihren Gitarrenkoffer, holte das Geld heraus und trug ihn zu dem Platz zurück, wo sie vorher gespielt hatte. Ihre Bewegungen wirkten mechanisch.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 28.06.2005, 10:37


    Teil 113

    "Weil...." er schaute ihr traurig hinterher," weil ich dich beschützen will vor dieser Welt. Du hattest es schwer genug, deine Musik hat irgendwas in mir getroffen, das ich schon seit langer Zeit für tot hielt. Als ich dich dann auch noch gesehen habe, war es zu spät für mich.....jetzt kann ich nicht mehr anders.....auch wenn es falsch ist und ich es eigentlich nicht darf....."



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 28.06.2005, 10:44


    Teil 114

    Sie räumte ihre Gitarre in den Koffer und schob ihn von einem Platz zum andern, bevor sie sich schließlich mit dem Rücken an die Wand zu Boden sinken ließ.
    "Beschützen?" echote sie, ihre Stimme heiser, sie fühlte sich als sei jegliche Kraft aus ihr gewichen. Mit jedem Wort, das er sprach, warf er neue Fragen auf. "Wer sollte dir etwas verbieten? Warum ist es falsch, wenn es sich so..richtig anfühlt?"

    Leise sprach sie, den Blick auf ihren Schoß gerichten, wo sich ihre Hände in den Saum ihres T-Shirts krampften.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 28.06.2005, 10:48


    Teil 115

    Er ließ sich gegenüber von ihr niedersinken und setzte sich im Schneidersitz hin. Seine lange Haare bildeten eine Art Vorhang vor seinem Gesicht, als er leise sprach:" Du hast leider keine Ahnung, was in dieser Welt wirklich vorgeht, nein, besser gesagt, zum Glück hast du keine Ahnung. Diese Welt ist gemein und feindlich." Trash schaute seine Hände an, bewegte sie kurz hin und her, verschränkte dann wieder die Arme. "Natürlich fühlt es sich richtig an, verdammt noch mal......das macht es ja noch schlimmer. Wir werden von unseren Gefühlen definiert, dir habe ich zu verdanken, das ich wieder mehr empfinde als blanken Hass und Wut......und das macht mir Angst."



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 28.06.2005, 10:55


    Langsam hob Maria ihren Blick zu ihm, strich sich mit einer fahrigen Bewegung eine Haarsträhne hinter die Ohren.
    "Gemein und feindlich - glaub mir, dass habe ich in den vier Jahren hier unten schon begriffen. Lass dich mit niemandem ein, er wird ohnehin nur eine Gegenleistung verlangen...das ist das erste, was man hier lernt."
    Sie schloss die Augen und lehnte den Kopf an die Wand, schwieg eine Weile, bevor sie ihn wieder ansah.
    Sie schien nach Worten zu suchen, aber offenbar vergeblich. Zu viel ging in ihr vor, als dass sie es mit Worten hätte ausdrücken können, zu unerwartet kam das Eingeständnis, dass es ihm genauso ging wie ihr.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 28.06.2005, 10:58


    Teil 117

    "Tja...." sagte Trash nach einer Schweigeminute. "Da sitzen wir nun.....ich weiß wirklich nicht, was ich jetzt tun soll." Ein frischer Wind blies kurz durch die Unterführung, seine Haare bewegten sich hin und her. Maria sah kurz seine Augen, diese waren auf sie gerichtet und beobachteten sie.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 28.06.2005, 11:02


    Teil 118

    Ihr Herz klopfte wie wild in ihrer Brust, sie war aufgeregt wie noch nie zuvor in ihrem Leben, als sie einem plötzlichen Impuls folgte und sich nach vorne beugte, ihr Gesicht ganz nah an Trashs brachte um ihn zu küssen. Vielleicht konnte sie ihm so zeigen, was sie empfand.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 28.06.2005, 11:11


    Teil 119

    Sie fand sich plötzlich in seinen Armen wieder, er küsste sie voller Hingabe für einen Moment, dann schob er sie wieder ein Stück von sich weg, wirkte erschrocken, hielt sie aber weiter in seinen Armen. Maria hatte seine Lippen gespürt, nur waren diese kalt, sehr kalt gewesen. Auch seine Haut wirkte kühler als normal. "Entschuldige," sagte er leise," ich wollte......" ihm versagte die Stimme, er schaute sie nur an und suchte nach Worten.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 28.06.2005, 11:16


    Teil 120

    Marias Herz machte einen Sprung, als Trash sie an sich zog und sie schien in seinen Armen zu schmelzen, auch wenn seine Haut und seine Lippen kalt waren. Sie drückte sich an ihn, haltsuchend, schutzsuchend, vielleicht in dem Versuch, ihn zu wärmen. Sie hob ihren Blick, strich mit dem Finger über seine Wange, langsam, als berühre sie etwas sehr kostbares und wolle diesen Augenblick genießen, dann legte sie ihm den Zeigefinger auf die Lippen.
    "Nicht entschuldigen." Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Nicht, wenn es so richtig ist...so gut..."



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 28.06.2005, 11:21


    Teil 121

    Er sagte fortan nichts mehr, sie spürte wieder seine Lippen auf ihren und seine Hände streichelten ihren Rücken auf und ab und er hielt sie in seinen großen Armen.

    Nach einer Weile hob er ihr Kinn an und schaute ihr in die Augen. Maria meinte, da irgend etwas in dem tiefen Blau seiner Augen zu sehen, konnte aber nicht genau sagen, was es war. Auch war da was gewesen, als sie ihren Kopf auf seiner Brust liegen hatte, doch momentan kam sie nicht drauf, was es genau war. "Maria, ich muss wieder los, tut mir leid. Aber ich habe eine Versammlung, die wichtig ist. Sie warten auf mich."



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 28.06.2005, 11:30


    Teil 122

    Sie schlang die Arme um seinen Nacken, gab sich ihren Gefühlen hin, bedingungslos, fuhr mit den Fingern durch sein volles Haar. Sie vergaß ihre Umgebung dabei völlig, es war ihr egal, dass man sie beobachten konnte. Sie wollte bloß, dass dieser Moment nie vorbei ging.

    Sie blickte ihm in die Augen, schien in dem tiefen, satten Blau zu ertrinken. Sie nickte nur, obwohl sie nicht wollte, dass er schon ging, aber sie wusste, dass sie ihn nicht würde aufhalten können. "Wann seh ich dich wieder? Wie kann ich dich finden?" Noch immer lagen ihre Arme um seinen Nacken, sie wollte sich nicht lösen. Auch registrierte sie nicht, dass sie ihm ihren Namen noch gar nicht gesagt hatte.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 28.06.2005, 11:34


    teil 123

    "Wenn ich es heute Nacht schaffe, komme ich bei dir vorbei," sagte er leise und küsste ihre Stirn. "Und nun muss ich wirklich los," er grinste und hob sie ohne Probleme hoch und stellte sie neben ihrem Gitarrenkoffer sanft wieder auf die Füße. "Bis später, ich melde mich auf jeden Fall, pass auf dich auf," er streichelte ihr durch die Haare und ging dann mit schnellen Schritten die Unterführung entlang und die Treppen hinauf, dann war er Marias Blicken entschwunden.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Rhidana - 28.06.2005, 11:45


    Teil 124

    "Ich warte auf dich." Antwortete sie ihm ebenso leise und lachte, als er sie einfach so auf die Füße hob. Sie sah ihm nach, bis sie ihn in der Dunkelheit nicht mehr ausmachen konnte. Ein verträumtes Lächeln stand auf ihren Lippen und sie hatte das Gefühl zu schweben. Sie schulterte den Gitarrenkoffer, klemmte sich die Zeitschriften wieder unter den Arm und verließ die Unterführung am anderen Ende, nicht ohne immer wieder einen Blick in die Richtung zu werfen, in der Trash verschwunden war.

    Ihre Schritte waren federnd und leicht und zum ersten Mal seit den letzten zwei Tagen fühlte sie nicht dieses beklemmende Gefühl auf ihren Schultern lasten. Sie lenkte ihre Schritte zu "ihrem" Haus, summte eine fröhliche Melodie während sie lief und immer wieder hob sie einen Finger an ihre Lippen, als könne sie Trash's so wieder darauf spüren.



    Re: SZ 0 Melody ab Teil 2

    Groundshake - 28.06.2005, 11:50


    Bitte im neuen SZ weiter schreiben, ok? danke



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