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Re: Schlimmer geht's immer
Phil - 30.08.2007, 15:45Schlimmer geht's immer
(zeit.de)
Zitat: Jetzt ist es raus: Die WestLB hat im ersten Halbjahr herbe Verluste eingesteckt. Der Druck auf Nordrhein-Westfalens Landesregierung wächst, ihre Skandalbank zu verkaufen.
Es kam, wie es kommen musste. Die WestLB legte an diesem Donnerstag ihre Halbjahresbilanz vor und war gezwungen, 170 Millionen Euro Verlust für die ersten sechs Monate auszuweisen. Noch wichtiger ist aber, dass sich die Spekulationsverluste im Eigenhandel noch höher belaufen, als bislang erwartet wurde: auf rund 604 Millionen Euro. Das liegt deutlich über den 500 Millionen Euro, die im Vorfeld kursierten.
"Die Verluste aus dem Eigenhandel prägen das Ergebnis und haben die Bank auf ihrem geschäftlich ansonsten erfolgreichen Weg zurückgeworfen", sagte der neue WestLB-Vorstandsvorsitzende Alexander Stuhlmann in Düsseldorf. Zur wichtigsten Frage sagte er allerdings wenig Substanzielles: dem drohenden Verkauf an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
Die schlechten Zahlen erhöhen den Druck auf die nordrhein-westfälische Landesregierung, eine schnelle Lösung für ihre Landesbank zu finden. Nordrhein-Westfalen hält 38 Prozent der Anteile an der WestLB. Bislang sperrt sich allerdings Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) gegen einen Verkauf an die finanzstarke LBBW. Denn er will möglichst viel von der drittgrößten deutschen Landesbank in Düsseldorf behalten. Es geht um Arbeitsplätze, Standortpolitik und sein Image als guter Landesvater. Sollte das bevölkerungsreichste Bundesland seinen Einfluss auf die Bank an Stuttgart verkaufen, stünde das der Landesregierung nicht gut zu Gesicht.
Die WestLB-Spitze selbst aber hat Mühen, die Bank aus der Krise zu führen. Erst am Mittwoch hatte der Düsseldorfer Oberstaatsanwalt Arno Neukirchen bestätigt, dass die Staatsanwaltschaft gegen den ehemaligen Vorstand der Landesbank ermittle - auch gegen den geschassten ehemaligen WestLB-Chef Thomas Fischer. Die Vorstände, von denen drei noch im Amt sind, sollen gegen das Aktiengesetz verstoßen und ihre Informationspflichten gegenüber dem Aufsichtsrat verletzt haben.
Den Verkauf an die süddeutsche Landesbank treiben besonders die größten Anteilseigner voran, der rheinische und der westfälisch-lippische Sparkassen- und Giroverband. Beide verfügen zusammen über die Mehrheit der Anteile an der WestLB. Rolf Gerlach, Präsident des westfälischen Verbands und gleichzeitig Aufsichtsratschef der WestLB, hatte aus seiner Vorliebe für eine Fusion der Düsseldorfer Landesbank mit einem Konkurrenten nie einen Hehl gemacht.
Darin folgte Gerlach am Dienstag nun auch seinem Verband, der in einem einstimmigen Beschluss den Zusammenschluss von LBBW und WestLB den "vorzugswürdigen Weg" nannte. Das wird die Landesregierung nicht unbeeindruckt lassen. "Die Sparkassen drängen auf eine Fusion mit der LBBW - und sie haben erheblichen Einfluss", sagt Rainer Elschen, Finanzwissenschaftler an der Universität Essen-Duisburg.
Marktbeobachter raten zu einer schnellen Lösung, um weiteren Negativschlagzeilen vorzubeugen. Die Bank sei zu stark in renditeträchtigen, aber hochspekulativen Investments wie dem US-Hypothekenmarkt engagiert. "Eine unangemessene Risikokultur im Eigenhandel riskiert Stabilität und Ansehen und behindert strategische, strukturelle und operationelle Leistungen der vergangenen Jahre", bescheinigt die Ratingagentur Moody´s der WestLB.
Weil die Landesregierung weiß, dass sie mit ihrer Blockadehaltung in der Finanzbranche ziemlich alleine steht, sucht sie nach Auswegen. Finanzminister Helmut Linssen (CDU) will vor allem eine innenpolitische Machtverschiebung zugunsten Baden-Württembergs verhindern. Daher fordert er nur allzu gerne eine "westeuropäische Großbank". Nur ist kein westeuropäischer Partner für die Düsseldorfer in Sicht.
"Ausländische Investoren haben Schwierigkeiten, sich in der deutschen Bankenlandschaft mit den vielen gegenseitigen Beteiligungen zurechtzufinden", sagt Finanzwissenschaftler Elschen. Schon beim Verkauf der Landesbank Berlin an den Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) war das Interesse aus dem Ausland mager.
Ein neues Institut, geschmiedet aus WestLB und LBBW, hätte dagegen einige Vorteile. Ausländische Konkurrenten wie die niederländische Direktbank ING-Diba gewinnen hierzulande rasch Marktanteile und haben die deutsche Konkurrenz längst an Wettbewerbsfähigkeit überholt. Ein finanzkräftiger deutscher Konzern könnte Rückschläge aus risikoreichen Investments besser verkraften und auf gleicher Augenhöhe mit der Deutschen Bank und internationalen Wettbewerbern arbeiten.
Heinrich Haasis, Präsident des Sparkassen-Dachverbandes DSGV, hält eine Fusion zwischen LBBW und WestLB daher für richtig, weil sie "internationalen Maßstäben gerecht würde". Er fordert "Ruhe in der öffentlichen Diskussion und vertrauensvolle Gespräche zwischen den Beteiligten." Ob es allerdings dazu kommt, ist mehr als fraglich. Denn die WestLB ist längst zum Spielball der politischen Interessengruppen geworden - und bei Machtfragen kommt Vertrauen oft erst an letzter Stelle.
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