Ruder WM: " Mythos Deutschlandachter wiederbeleben"

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    Re: Ruder WM: " Mythos Deutschlandachter wiederbeleben"

    Claus - 27.08.2007, 09:16

    Ruder WM: " Mythos Deutschlandachter wiederbeleben"
    27. August 2007, 08:23

    SCHLAGMANN HEIDICKER

    "Wir wollen den Mythos Deutschlandachter wiederbeleben"

    Er führte den Deutschlandachter als Schlagmann im vergangenen Jahr nach elf Jahren wieder zum WM-Titel. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE spricht Bernd Heidicker über die gerade laufende WM in München, Probleme im Alter und überraschend starke Chinesen.

    SPIEGEL ONLINE: Bernd Heidicker, haben Sie als Kind schon davon geträumt, eines Tages im Deutschland-Achter zu sitzen?

    Bernd Heidicker: Klar, das ist schon der Traum eines jeden Ruderers. Die Zeit Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre hat mich als Zuschauer geprägt, damals ist der Deutschlandachter ja Olympiasieger und mehrmals Weltmeister geworden. Wir wollen jetzt den Mythos wiederbeleben.

    SPIEGEL ONLINE: Trotzdem sind Sie erst im vergangenen Jahr in den Achter gewechselt, vorher saßen Sie im Vierer ohne und wurden darin 2002 Weltmeister.

    Heidicker: Das lag daran, dass Bundestrainer Dieter Grahn nach seinem Amtsantritt 2000 die Kleinboote favorisiert hat. Er hat die Nachwuchsleute in den Achter gebracht, um ihnen mit Hilfe des erfahrenen Peter Thiede (der Steuermann; die Red.) etwas mehr Rückhalt zu geben. Nach Athen 2004 stand aber wieder der Achter im Mittelpunkt, für die kleineren Bootsklassen sind die Deutschen einfach nicht offen.

    SPIEGEL ONLINE: Woran liegt das?

    Heidicker: Der Achter ist das das Flaggschiff, das Goldboot. Wenn wir Zweiter werden, spricht keiner mehr darüber.

    SPIEGEL ONLINE: Im vergangenen Jahr holte das Goldboot dann nach elf Jahren Pause bei den Weltmeisterschaften tatsächlich Gold, mit Ihnen als Schlagmann. Warum wurde zwei Monate vor Beginn der WM der wichtigste Mann im Boot noch ausgewechselt?


    ZUR PERSON

    DPABernd Heidicker, 29, ist seit Juni 2006 Schlagmann des Deutschlandachters und führte das Boot bei der Weltmeisterschaft in Eton zum ersten Titel seit elf Jahren. Vier Jahre zuvor wurde er bereits im Vierer ohne Steuermann Weltmeister und holte sich im Junioren- Achter 1995 den Titel. Heidicker rudert für den RV Emscher Wanne- Eickel und studiert an der Ruhr- Uni Bochum Maschinenbau. Heidicker: Eigentlich wird der Achter aus den besten Zweiern zusammengesetzt. Philipp Stüer und ich waren über Jahre hinweg der beste Zweier, haben aber 2005 ein Pausenjahr eingelegt. Im vergangenen Jahr wurde der Achter umbesetzt, es gab Stunk, weil die neuen Schlagleute über das Ziel hinausgeschossen sind. Sie haben sich vielleicht ein wenig überschätzt. So hat Dieter Grahn mich und Philipp ins Schlaghaus gesetzt.

    SPIEGEL ONLINE: Gab's keine Akzeptanzprobleme?

    Heidicker: Überhaupt nicht. Das sind alles Leute unserer Generation. In den Zweier-Tests haben wir die immer geschlagen, deshalb hatten die keine Probleme mit unserer Autorität. Das war auch unsere Stärke. Es ist immer gut, wenn im Achter auf ein, zwei Leute gehört wird und nicht jeder meint, er müsse jetzt das Rudern neu erfinden.

    SPIEGEL ONLINE: Sie gelten nicht gerade als Modell-Schlagmann...

    Heidicker: Das stimmt, das Physische ist bei mir ein wenig verkümmert. Bahne Rabe (Schlagmann des Gold-Achters von Seoul 1988, die Red.) war der Adonis, der physisch stärkste. Meine Philosophie ist es, den Leuten zu vermitteln, mit wenig Kraftaufwand schnell zu rudern. Nur mit Kraft kommt man nicht weit.

    SPIEGEL ONLINE: In Eton bei der WM 2006 hat das vorzüglich funktioniert, da fuhr das Boot nach Hälfte der Distanz der Konkurrenz um eine Länge voraus. Muss man mit solch einem Vorsprung auch erstmal klarkommen?

    Heidicker: Eine Stärke von Philipp und mir war es schon im Vierer, nach der Startphase schnell weiterzufahren, ohne zu überziehen. Das haben wir auch versucht, auf den Achter zu übertragen. Bissig weiter, ohne viel Kraft zu verschwenden, so ist der Deutschlandachter schon zu seinen erfolgreichsten Zeiten gefahren. In den Jahren davor sind die Rennen oft zu passiv angegangen worden. Und wenn man nach 1000 Metern eine Länge voraus liegt, motiviert das eher noch, das gibt psychisch noch einen Kick.


    SPIEGEL ONLINE: Neben der sportlichen sollte ein Schlagmann auch noch soziale Kompetenz haben, heißt es immer.

    Heidicker: Auf jeden Fall, man muss auch eine Mannschaft führen können. Das ist eigentlich meine Stärke, auch wenn ich komplizierter geworden bin.

    SPIEGEL ONLINE: Inwiefern?

    Heidicker: Wenn man solange dabei ist wie ich, ist das wie in einer langen Ehe. Man hat vier-, fünfmal im Jahr drei Wochen Trainingslager, hängt aufeinander und redet dann immer mehr über die Dinge, die nicht so optimal sind. Im zunehmenden Alter ist das immer schwerer zu steuern. Junge Leute fragen halt nicht, die machen.

    SPIEGEL ONLINE: Sie haben in dieser Saison oft wegen Verletzungen gefehlt. Kann man das Fehlen des Schlagmanns kompensieren?

    Heidicker: Ich war sicherlich nicht der hilfreichste Part in diesem Jahr. Es war viel Unruhe in der Mannschaft wegen der Verletzungen. Wenn ein Glied fehlt, reißt halt die ganze Kette. Aber ich denke, jetzt sind wir wieder im Plan, und bei der Heim-WM in München werden uns die Zuschauer pushen.

    SPIEGEL ONLINE: Keine Angst vor einem schlechten Tag?

    Heidicker: Wir sind physisch so gut trainiert, dass wir eigentlich kaum Schwankungen in diesem Bereich haben. Fußballer schwanken oft in ihren Leistungen, weil sie deutlich weniger trainieren. Das macht anfällig.

    SPIEGEL ONLINE: Dabei machen doch viele Teams vor der Saison extra ein reines Lauftrainingslager von einer Woche.

    Heidicker: Das hält nicht lange an. Damit würden wir keine 300 Meter weit kommen.


    RUDER-WM
    DPABei der Weltmeisterschaft der Ruderer in München ist der Deutschlandachter Titelverteidiger und einer der Goldkandidaten des Deutschen Ruder- Verbandes. Das "Flaggschiff" muss sich heute im Vorlauf mit den USA, Niederlande, Weißrussland, Estland und Neuseeland auseinandersetzen. Die ersten beiden Boote erreichen direkt das Halbfinale am Freitag. Das Finale wird am Sonntag ausgetragen. SPIEGEL ONLINE: Welche Crews sehen Sie als Hauptkonkurrenten?

    Heidicker: Kanada ist sicherlich der Favorit, die USA immer vorne dabei. Und die Chinesen darf man nicht unterschätzen.

    SPIEGEL ONLINE: Eigentlich keine traditionelle Ruder-Großmacht...

    Heidicker: Da habe ich auch Kopfschmerzen. Ich will keinen verurteilen, aber die Leistungssprünge sind doch schon erstaunlich. Aber vielleicht haben die Chinesen den Rudersport für sich entdeckt.

    SPIEGEL ONLINE: Glauben Sie, dass es bald bei der WM Dopingfälle geben wird?

    Heidicker: Es gab Dopingfälle in der Vergangenheit, aber noch keinen positiven Test im Deutschen Ruderverband. Ich bin davon überzeugt, dass der Sport vorwiegend von Sportlern betrieben wird, die Idealisten sind. Das sind auch meine Erfahrungen aus Studienjahren im Ausland, die ich gemeinsam mit Top-Athleten aus den USA, Kanada und England verbracht habe. Wir sind halt noch lupenreine Amateure.

    SPIEGEL ONLINE: Sind die Kontrollen zu lasch sind?

    Heidicker: International ist das sicherlich der Fall. Wir in Deutschland haben eines der besten Systeme und werden sehr häufig kontrolliert. Trotzdem hat es im Deutschen Ruder-Verband seit der Wiedervereinigung keinen Dopingfall gegeben. Für unser Boot würde ich auch die Hand ins Feuer legen.

    SPIEGEL ONLINE: Nach Olympia im nächsten Jahr sind Sie 30. War's das dann mit der Ruder-Karriere?

    Heidicker: Der Körper fängt allmählich an zu schwächeln und mein Kopf kann nur noch bis Olympia. Danach wird es Zeit für einen ordentlichen Job.

    Das Interview führte Dirk Brichzi



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