Eine kleine Geschichte

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    Re: Eine kleine Geschichte

    Peach Miu - <0Aug11 thRC=

    Eine kleine Geschichte
    Diffuses Mondlicht brach durch ein Loch in der dichten Nebelbank und tauchte die Landschaft in einen bleichen geisterhaften Schein. Unheimliche Stille lag über dem zerrütteten Land. Aus einer kleinen Seitengasse tauchte eine schemenhafte Gestalt auf und schritt langsam über den knirschenden Kies. „Ein Uhr nachts und alles ist in Ordnung!“ Die sonore Stimme von Torwächter Hollis durchschnitt die ansonsten ruhige Nacht in den Straßen Ascalons.
    Die kleine Eule, die anmutig und fast geräuschlos ihre weiten Kreise über der Stadt zog, hatte sich an diese Stimme gewöhnt, auch wenn sie sich sicher war, dass dieser Mann meist in einer anderen Region umherlief und regelmäßig durch die Gegend rief. Irgendein fremdes menschliches Wort wie „Nordwall“ ging der Eule durch den Kopf. Aber dies war ihr einerlei. Sie zog weiter ihre Kreise über Ascalon, in der Hoffnung in dieser Nacht doch die fette Ratte zu erlegen, die ihr in den letzten Tagen immer wieder so knapp entkommen war. Melandrus Jagd war in vollem Gange und die Eule wollte die Herrin der Natur nicht wieder enttäuschen.
    Ascalon – heute kaum mehr als ein Schatten ihrer selbst. Die Ruinen der einst größten und prächtigsten Stadt des gleichnamigen Königreiches zeugten auch nach Jahren noch von ihrer einstigen Größe. Hier war der Wandfries zu erkennen, der ein mythisches Wesen aus lang verlorener Zeit zeigte, einen Drachen. Wo die Eule klein und flink war, waren die Drachen von gewaltiger Größe. Kaum vorstellbar, dass diese gewaltigen geschuppten Tiere in der Lage waren sich überhaupt in die Lüfte zu erheben.
    Der dichte Nebel, der im fahlen Mondlicht gespenstisch zu leuchten schien, hing wie zäher Stoff zwischen den Zelten und Ruinen. Er kroch den wenigen Menschen, die noch auf den Beinen waren, in die Glieder und verbreitete ein unangenehmes Frösteln. Wie ein zielloser Wanderer zog er seine Kreise zwischen den Steinen und Zelten.
    Ein Uhr nachts. Alles war in Ordnung. So in Ordnung wie das Leben in einer zerstörten Stadt nur sein konnte.
    Im Nebel konnte die Eule helle Punkte ausmachen. Feuer. Diese brannten hier in der Stadt in regelmäßigen Abständen und gerade in unheimlichen und feuchtkalten Nächten wie dieser kamen die Menschen zu den Feuern. Das war sehr ärgerlich, bedeutete dies doch, dass die leckeren Ratten sich von den Feuern fern halten würden, was die Jagd wieder erschweren würde. Doch halt, was war das? – dort unten an einem der Feuer konnte sie eine vertraute Gestalt erblicken. Haare von der Farbe des Fells der dicken Ratte, gehüllt in eine zweite Haut aus Leinen und die Klauen an den Füßen verborgen durch Leder - Die Ratte! Nun hatte die Eule die ersehnte Ratte doch noch erspäht und mit einem freudigen Schrei stieß sie durch den Nebel auf sie herab.
    „Hm, Hollis scheint heute ja gar nicht am Nordwall zu sein, sondern hier - wie ungewöhnlich“, ging es Symon dem Schreiber durch den Kopf kurz bevor er zusammenzuckte. Dort, dicht bei ihm, kam eine Gestalt aus dem Nebel vom Himmel geschossen, schon wollte er um Hilfe rufen, da erkannte er an dem kurzen Schrei, dass es sich nur um eine kleine Eule handelte. Er schüttelte den Kopf über seine eigene Schreckhaftigkeit und wandte sich wieder seinen Büchern zu. Seit vor einiger Zeit ein gutaussehender junger Krieger zu ihm kam, ihm Pergament in die Hand drückte und ihn im Namen eines gewissen Rastin bat die Geschichte Ascalons niederzuschreiben, hatte sich Symon ob seiner Gewissenhaftigkeit bei der Ausführung der Arbeit und nicht zu letzt wegen des hervorragenden Werkes, das er ablieferte, einen gewissen Namen gemacht. Häufig nun kamen die Menschen zu ihm um seine Kunst in Anspruch zu nehmen. So war es auch nicht verwunderlich, dass er trotz des Nebels und trotz der späten Stunde noch immer am Feuer saß, seine Feder mit Tinte füllte und diese dann sorgsam und ohne hässliche Kleckse zu verursachen auf dem Pergament verteilte. Tinte war teuer, wie so vieles in den letzten Jahren teuer geworden war. Symons Gedanken begannen schon wieder in die Vergangenheit zu schweifen, da wurde er abermals durch ein Geräusch abgelenkt.
    Diesmal waren es schwere Schritte, die sich ihm nährten. Das Schlurfen, das die Schritte aus der zähren weißen Nebelmasse ankündigte, ließ ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagen. Was wäre, wenn sich ihm hier einer dieser furchtbaren Gargoylen nähern würde? Symons Herz hämmerte in seiner Brust bis er glaubte, diese würde zerspringen. Er hatte gehört, dass die Illusionen, die diese Kreaturen in den Köpfen ihrer Opfer erzeugten so furchtbar real wirkten, dass sie unsägliche Schmerzen damit hervorrufen konnten. Die meistern Opfer sollen nicht einmal mehr zu schreien gekommen sein...
    Umso erleichterter stellte er fest, dass es eine von einem nassen und zerfetzten Mantel eingehüllte Gestalt war, die sich mit schwerem Schritte auf ihn zu bewegte. Sein Herz begann wieder normal zu pochen.
    „Seid-...Ihr-...Mei-...ster-...Sy-...mon? Der Schrei-...ber?“ Die Stimme war die einer jungen Frau, allerdings erklang sie nur stoßweise, jede einzelne Silbe schien sich aus der Kehle dieser Frau zu quälen. Sofort sprang Symon auf und hielt sie in den Armen, keine Sekunde zu früh, denn gerade als er sie erreichte, schienen ihre Kräfte sie zu verlassen und sie sank in seinen festen Griff.
    Nun rutschte auch die Kapuze ihres Mantels endgültig von ihrem Kopf und im Schein des Feuers erkannte er das Gesicht einer jungen Frau, einstmals wohl wunderschön, doch etwas Schreckliches musste ihr widerfahren sein. Die großen grünen Augen lagen tief in ihren Höhlen, ihr Blick war unstet und fahrig. Das Gesicht war hohl und aschfahl, die Wangen waren so eingefallen, dass sich Symon unterbewusst fragen musste, ob diese sich auf der Innenseite ihres Mundes treffen würden. Krankheit und Fieber schüttelten ihren Leib, so viel konnte er auch ohne von Dwayna geküsst zu sein erkennen. Die Haare der Frau mussten einst eine wilde Mähne von der Farbe der Kastanie gebildet haben, jetzt aber hingen die zerzausten Locken kraftlos und von Schweiß getränkt in ihr Gesicht herab. Sie erweckten im flackernden Licht des Feuers eher den Anschein von kränklichen Fingern, die das Antlitz der Frau in ihrem tödlichen Griff hielten, denn von einer wunderschönen Haarpracht, die einst wie ein Rahmen dieses Gesicht geziert haben musste.
    „Ihr braucht umgehend die Hand Dwaynas.“ Seine Stimme zitterte bei diesen Worten, denn er war sich nicht sicher, ob diese Frau nicht schon den Eingang zu Grenths Hallen erblickte. Trotzdem versuchte er ihr aufzuhelfen, er kannte ein Zelt, in dem eine Anhängerin Dwaynas weilte, vielleicht konnte er sie ja dorthin bringen, vielleicht konnte Dwayna diese schöne junge Frau noch den kalten Fingern Grenths entreißen.
    „Nein mein Freund, dafür ist es zu spät.“ Ein Aufbäumen ging durch den Körper der Fremden. Ihre Stimme war nun seltsam kräftig und ihr Brustkorb hob und senkte sich noch einmal schneller und ließ einen Eindruck der Kraft erkennen, die einst diesem Körper innewohnte. „Sagt nun, seid ihr der, den ich suchte?“
    Symon antwortete ihr mit trockener Kehle und leicht brüchiger Stimme: „Ja, man nennt mich Symon den Schreiber.“
    „Dann ist dies hier für euch.“ Mit zitternder Hand schob sie den Umhang der ihre Gestalt bisher verhüllte beiseite und holte hinter ihrem Rücken eine Sammlung von Pergamentrollen hervor. Symon erkannte sofort, dass dieses Pergament wahrscheinlich durch dieselbe Hölle gegangen war wie diese Frau! Ein Keuchen, dass von ihr ausging, lenkte seine Sinne wieder auf die Kranke.
    „Ich werde euch nun zu einer Heilerin bringen. Bitte! Ihr dürft hier nicht so liegen bleiben, nehmt noch einmal eure Kräfte zusammen und lasst Euch mich zu einem Zelt nur wenige Schritte von hier tragen.“
    „Nein mein Freund. Meine Aufgabe in dieser Welt ist nun, da ich euch fand, getan!“ Verwundert stellte Symon fest, dass ihre Stimme abermals von unerklärlicher Festigkeit war. „Melandrus Ruf hat mein Ohr schon erreicht und es wird Zeit, dass ich mich ihrer wilden Jagd anschließe.“ Mit diesen Worten richtete sich ihr Blick gen Himmel und sie schien durch den dichten Nebel hindurch zu blicken und etwas zu erkennen, das ihm verborgen blieb.
    „Ich kenne doch noch nicht einmal Euren Namen!“, rief er verzweifelt. Er wollte diese junge Frau nicht sterben sehen.
    „Ließ es und du wirst es wissen.“ Dies waren ihre letzten Worte bevor ihr ein letzter tiefer Atemzug entwich und in den Nachthimmel entschwand, begleitet vom Jubeln einer kleinen Eule, die just in diesem Augenblick die Belohnung ihrer nächtlichen Jagd geschlagen hatte, die fetteste Ratte von ganz Ascalon!
    Symon stieg eine einzelne Träne in das Auge. Er bettet den Kopf der Toten zwischen seine Knie und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Ihr Gesicht wirkte nun vollkommen ruhig und friedlich. Nicht mehr länger sah sie aus, als würde sie vom Tod gejagt werden, nein, sie sah aus wie ein Mensch, der sein Ziel erreicht hatte.
    Doch was war ihr Ziel? Sie schien so erleichtert zu sein ihm die Pergamente gegeben zu haben. ...
    Symon betrachtete die Pergamentbögen in seinen Händen. Sie waren rissig, verschmutzt und zerknittert. An manchen Stellen fehlten Stücke, eines sah gar aus, als wären Teile aus ihm herausgebissen worden und auf allen klebte entweder getrocknetes Blut oder es befanden sich Flecken von Wasser und Schlamm darauf.
    „Wie furchtbar“, flüsterte der Schreiber, er hatte schon viele Pergamente gesehen, doch niemals zuvor solche, die so schlimmes durchgemacht hatten wie diese, „was mag nur mit euch geschehen sein?“ So liebevoll und besorgt er die Sterbende auch in seinen Armen gebettet haben mochte, mit diesen Pergamente war er noch vorsichtiger. Geradezu zärtlich strich er darüber hinweg, so sehr in Gedanken verloren, wie es nur ein wahrhaft meisterlicher Schreiber aufbringen konnte. Einer, der der Liebe zu seiner Kunst ergeben war und in einem Pergament mehr erblickte als nur ein Medium zum Festhalten von Gedanken - eine Schöpfung.

    Und er begann zu lesen...





    Meine Reise zum Steinkreis von Denravi

    Ein Reisebericht von Yeto ibn Anstrum
    demütiger Diener der Götter und Entdecker aus Löwenstein



    Es ist das Jahr 1072 nach dem Exodus.
    Mit den ersten Strahlen der Sonne am ersten Tag des Phönix erreichen meine tapferen Begleiter und ich das Riff der Stille. Unser canthanischer Fährkapitän hatte uns eine ruhige und friedliche Überfahrt von Löwenstein beschert.
    Dieses Riff macht seinem Namen alle Ehre, es strahlt eine Ruhe und Friedfertigkeit aus wie ich sie zuletzt im Tempel der Göttin selbst erlebt habe. Das saphirblaue Glitzern des Meeres, das sich mit dem Glanze von funkelnden Diamanten an den Klippen bricht, leuchtete in der frühen Morgensonne.
    Gerne hätte ich das alte Kloster im Südosten besucht, aber mein Ziel war ein anderes, dieses Ziel lag weiter im Westen. Der Dschungel von Maguuma.
    Meine Begleiter wissen, was unser Ziel ist.
    Der legendäre Steinkreis von Denravi. In den alten Schriften die ich dazu gefunden habe heißt es, dass der Steinkreis ein Ort der Druiden ist, die dort der Göttin Melandru huldigten. Ein Heiligtum an dem es Mysterien und Magie gibt, wie die Menschen von Tyria sie schon seit vielen Jahrhunderten nicht mehr wissentlich praktizierten. Ich hoffe dort Antworten zu finden. Antworten auf die Frage, wie die Menschheit in der kommenden Dunkelheit überleben kann. Es heißt, nur die Auserwählten der Druiden werden den Kreis betreten dürfen und nur wer schon einmal dort war, wird den Weg zurück auch finden. Ich habe lange gesucht, aber ich konnte keinen finden, der von sich mit Fug und Recht behaupten konnte schon einmal dort gewesen zu sein. Und so hoffe ich inständig von den Druiden auserwählt zu werden ihr Heiligtum zu erblicken.
    Meine Begleiter wissen um die Gefahren, die uns bevorstehen, so wie auch ich dies weiß. Trotzdem werden wir uns dieser Herausforderung stellen.
    Doch ich bin unhöflich, wie es einem, von Tatendrang erfüllten Gelehrten und Weltenreisenden immer wieder einmal unterfährt, wenn er von einem bevorstehenden Abenteuer schwärmt. Ich vergaß meine Begleiter vorzustellen, denn wenn ich mein Ziel erreichen sollte, dann, so bin ich mir schon jetzt am Anbeginn dieses Abenteuers sicher, werde ich dies nicht zuletzt auch jenen tapferen Männern und Frauen an meiner Seite zu verdanken haben.
    Da wäre als erstes die Mönchin Alesia Baptiste. Sie ist als junge Novizin im Tempel der Gelassenheit aufgewachsen und hat ihre Heilkünste, wie auch der berühmte Mhenlo, von der Priesterin Rashena persönlich erlernt. Auch wenn Alesia eher von ruhiger Natur ist, so ist es mir eine Freude religiöse Diskussionen mit ihr zu führen, auch wenn sie mir etwas irregeleitet erscheint, was den rechten Glauben angeht.
    Völlig anders verhält es sich mit da mit Claude, dessen Familiennamen niemand kennt und um den er ein großes Geheimnis macht. Anders als seine völlig offene Verehrung Grenths, diese lässt er uns bei jeder Gelegenheit spüren. Ja, Claude ist ein Sektierer. Er folgt dem Weg Grenths und ich hoffe inständig, dass uns seine Kenntnisse im Umgang mit Giften im Dschungel eine Hilfe sein werden, denn so viel weiß ein jeder über den Dschungel, selbst der kleinste und schönste Käfer dort kann so giftig sein, dass es einen Menschen binnen weniger Herzschläge töten würde ihn zu berühren.
    Zum Schutze vor großen Bestien haben wir uns der Hilfe von Stephan Baruch versichern können. Ein ehrenwerter Streiter für die Sache Balthasars. Er dient seinem Gott mit solcher Hingabe, dass es mir ein Rätsel ist wieso er nicht den Weg eines Priesters, oder aber eines Champions eingeschlagen hat. Wie dem auch sei, sein Schwert und Schild werden hoffentlich so manch ein Ungetüm von uns fernhalten.
    Und wenn uns doch einmal zu viele Monster angreifen sollten, dann ist unser Orion Elek nur zu gern bereit mit Hilfe eines flammenden Sturmes die Gefahr zu beseitigen. Wie auch Stephan ist Orion ein Verehrer des Balthasar. Nicht wegen seiner körperlichen Stärke, nein, wegen seiner flammenden Magie. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Monster den von ihm beschworenen Flammenmeeren zu entkommen vermag. Wo Alesia und Claude verschwiegen sind, ist Orion geradezu schwatzhaft. Er ist ein hochgelehrter Magus und weiß daher zu jedem Ding in der Welt etwas Kluges zu berichten.
    Schließlich wäre unsere Mission jedoch zum Scheitern verurteilt, würden wir uns einfach im Dschungel verlaufen. Um uns vor einem derartigen Schicksal zu bewahren hat uns Melandru Reyna Sandor an die Hand gegeben. Sie ist eine erfahrene Spurenleserin. Und ihr kastanienfarbenes Haar scheint es dem guten Orion recht angetan zu haben. Doch ihre Liebe gilt allein dem Weg Melandrus und diese dankt ihr ihre Hingabe mit einem untrüglichen Orientierungssinn.
    Wir brechen nun auf in Richtung der Flussuferprovinz.


    „Reyna Sandor. Sollte das etwas dein Name gewesen sein?“, fragte sich Symon in Gedanken. Schnell wandte sich seine Aufmerksamkeit dann wieder der Geschichte zu. „Der Steinkreis von Denravi“, flüsterte er ehrfurchtsvoll. Ob es diesen sechsen gelungen war ihn zu finden? Er musste es herausfinden, ebenso wie er herausfinden musste, wieso diese Frau ihn suchte und dabei ihr Leben lassen musste.


    4. Tag des Phönix
    Wir haben die Flussuferprovinz erreicht - Reyna sei dank - ohne auch nur in die Nähe der verfluchten Tengukrieger zu kommen. Oft belagern sie die Bauerngehöfte außerhalb von Löwenstein und andernorts in Kryta. Auch hier, in der Gegend des Riffes um die Zwillingsschlangenseen herum sollen sie sich häufig herumtreiben. Doch wir hatten Glück. Außer ein paar Federn, die wohl von einem der grässlichen Köpfe dieser Wesen halb Vogel, halb Mensch stammen, haben wir nichts von ihnen gesehen.
    Die Provinz, die wir heute erreicht haben, ist nur eine von einer handvoll Siedlungen am Ufer des Ullen, der hier entspringt und sich seinen Weg in Richtung Westen tief in den Dschungel bahnt.
    Merkwürdig, wir nährten uns der Region aus einem flachen grünen Landstrich heraus. Um die Zwillingsschlangenseen gibt es vor allem weite Grasflächen, ein paar Hügel und kleine Baumgruppen, zumeist Zedern. Ein sanfter, aber dennoch kühler Wind strich uns um die Ohren. Wir hielten auf ein gewaltiges Felsmassiv zu. Aus der Ferne wirkt es, als sei einer der legendären Giganticus Lupicus dort gestürzt und würde nun mit seinem toten Körper eine Grenze zwischen Kryta und den Ländern im Westen bilden. In dem Moment wusste ich fürwahr noch nicht wie scharf diese Grenze doch gezogen werden würde. Ein recht bequemer Pass führte uns durch den Fels und mit einer sanften Steigung das Felsmassiv herauf. Auf der anderen Seite angekommen was es, als würde man gegen eine Wand laufen. Eine Wand aus Wasser, die zu spüren, aber nicht zu sehen war.
    Die Luft war heiß und feucht. Fast augenblicklich begannen dicke Schweißtropfen von meiner Stirn zu perlen. Das Atmen wurde schwieriger, weil man beständig das Gefühl hatte, man würde nur noch Dunst und keine Luft mehr einatmen. Meinen Begleitern erging es kaum anders. Lediglich Alesia und Reyna schienen keine Sturzbäche zu schwitzen. Alesia wohl, weil die leichte und luftige Tunika, die sie trug, sie kaum beengte und Reyna, weil diese sich in weiser Voraussicht vor der Durchquerung des Massives eine Rüstung umgelegt hatte, die ihre Haut mit nur wenig Leder bedeckte. Stephan traf es in seinem Kettengewand wohl am härtesten. Hartnäckig, wie es aber die Art der Streiter für Balthasars Sache ist, weigerte er sich das Metall an seinem Körper zu verringern. Es war wohl seiner typischen Hartnäckigkeit zu verdanken, dass er nicht vor unser aller Augen zusammenbrach, von der Hitze und der Feuchtigkeit niedergestreckt.
    Und noch hatten wir den Dschungel von Maguuma gar nicht betreten. Die Pflanzen die wir hier zu sehen bekamen, waren zum größten Teil große Blumen -Lilien, in allen Farben, aber so groß wie ein Mann-, Farne - die größer waren als alle Farne, derer ich bisher angesichtig wurde- und die immer noch von Zeit zu Zeit herumstehenden Gruppen von Zederngewächsen. Die Flussuferprovinz liegt inmitten des Gebirgsmassives, das Kryta von Maguuma trennt. Von hier oben aus hat man aber leider noch immer keinen ungetrübten Blick auf den Dschungel, aber der Ullen ist gut zu erkennen. Kleine Kähne lagen dort im Wasser und auch ein einzelnes Hausboot war zu erkennen. Je näher wir dem Ufer kamen, desto lauter wurde das Rauschen des Flusses, das Zischen der Brandung, wenn sich die Wellen sanft an den Klippen brachen. Auch waren in der unmittelbaren Nähe des Flusses nur sehr wenige Zedern, dafür aber einige Palmen zu sehen. Orion holte mit einem feurigen Blitz aus seinen Fingerspitzen eine Kokosnuss für sich herab. Zwar bot er Reyna an daraus zu trinken, doch diese wandte nur ihren Kopf und kletterte mit katzenhafter Leichtigkeit selbst die Palme herauf und warf uns allen diese kindskopfgroßen milchhaltigen Nüsse zur Erfrischung zu.
    Die meisten der Einheimischen musterten uns mit einer Mischung aus Neugierde und Unverständnis. Die Einheimischen hier trugen kurze Stoffwesten und kurze Hosen aus feinem Leinen. Daher konnten sich einige von ihnen ein Lachen kaum verkneifen, als sie Stephan sahen, der in seiner viel zu heißen Metallrüstung aussah, wie ein Backfisch im Topf. Ihr Lachen blieb ihnen aber in der Regel im Halse stecken, wenn sie Stephans ernstes Gesicht sahen, und es wandelte sich nicht selten in pure Angst, wenn sie Claude sahen. Sein bleiches Gesicht war nicht minder verschwitzt als das meine, aber der bloße starre Blick seiner weißen pupillenlosen Augen ließ die Menschen scheu vor ihm zurückweichen. Wir haben uns in einem der Zeltbehausungen für die Nacht eingefunden. Reyna sei dank, sie hat mit ihrem bezaubernden Lächeln schnell einen Fischer gefunden, der für ein Goldstück auch die Anwesenheit des Sektierers in seiner Behausung akzeptierte.


    5. Tag des Phönix.
    Der Morgen war von einer angenehmen und erholsamen Frische begleitet. Alesia führte ihre rituellen Morgengebete zu Ehren Dwaynas durch und auch ich betete, allerdings abseits der anderen und für mich allein. Anschließend konnten wir beobachten wie sich Reyna völlig ohne Scham nackt im Fluss wusch. Als sie unserer ansichtig wurde hob sie nur ihre Hand und lud uns mit verspielter Geste ein es ihr gleich zu tun und ein erfrischendes Bad zu nehmen, doch allein Stephan folgte ihrem Beispiel.
    Ich danke den Göttern für diese ruhigen Stunden vor dem Aufbruch. Die Sonne war noch nicht über die Klippen des Berges gelangt und anders als gestern, wehte ein lauer Wind. Auch schien die Feuchtigkeit in der Luft nicht mehr so erdrückend wie noch am Tage zuvor.
    Schnell waren sich Reyna und unser Gastgeber der Nacht einig, dass er uns den Ullen hinabfahren würde, bis zum Rand des Dschungel von Maguuma. Die Bewohner dieses Ortes sprechen in einem altertümlichen Akzent des krytischen, wenn ich ihre Bezeichnung für den Dschungel richtig verstanden habe, dann würde die ungefähre Übersetzung heute so etwas wie „höllische Schwüle“ bedeuten. Nun ja, schlimmer als gestern kann es ja kaum noch kommen. Doch nun wartet bereits unser Kahn auf uns. Ich werde die nächsten Zeilen am Rand des Dschungels verfassen, erscheinen mir doch eine Feder und Tinte bei einer Fahrt über das Wasser noch immer als unpassend.


    7.Tag des Phönix
    Unser Kanuführer hat uns an einer strandartigen Stelle am Ufer abgesetzt. Während der Überfahrt hat er immer nur verständnislos den Kopf geschüttelt, nachdem er bemerkt hatte, was wir vorhaben. Eine Weile hat er sogar versucht, uns unser Vorhaben auszureden, doch davon wollten weder meine Begleiter noch ich etwas wissen. Im Übrigen war die Fahrt sehr ruhig, doch der Ullen ist ein tückischer Fluss. Seine Ruhe an vielen Stellen ist trügerisch, es lauern gefährliche Unterströmungen und wenn man ihn nicht kennt, so wird man schnell hinter einer Biegung von Strudeln und Stromschnellen überrascht. Dank der jahrelangen Erfahrung unseres Führers jedoch, gelang es uns diesen Teil der Reise sehr bequem zu meistern. Die Kühle des Wassers tat ihr Übriges, damit wir uns an das Wetter hier gewöhnen konnten. Auch Stephan scheint nun sehr viel besser damit zurecht zu kommen.
    Wir haben den Dschungel erreicht.
    Wir lagern gerade an einer kleinen sandigen Bucht. Um uns herum stehen noch ein paar Palmen, doch direkt dahinter schließt sich der Dschungel wieder. Eine grünbraune Wand, die fast die gesamte Länge des Ullen umfängt, die nicht von den Felsen des Gebirges umrahmt wird, ist dort zu sehen. Still und völlig ohne Bewegung ist der Dschungel. Eben wie eine Wand wirkt er auf uns, wie er dort unerbittlich vor uns steht. Wir werden noch den Rest des Nachmittags hier verbringen und versuchen ein paar Fische zu fangen. Morgen werden wir dann mit dem Aufgehen der Sonne in den Dschungel selbst vordringen.
    Der Fischfang hat sich als keine gute Idee erwiesen! Zwar wurden wir vor dem Ullen gewarnt, doch hätten dies wohl stärker beherzigen sollen. Nur dank Orion ist dieses kleine Abenteuer nicht zu einer Katastrophe geworden. Seine angeborene Scheu vor dem Wasser hat ihn als einzigen dazu veranlasst, sich nicht in das nasse Element zu begeben, um uns beim Fischen zu helfen. Den Göttern sei dank für diese Marotte!
    Wir anderen haben uns eines großen Teils unserer Kleidung entledigt gehabt und wateten ins Wasser. Fast unverzüglich kam auch schon ein Schwarm Fische daher und wir wollten unser Glück kaum fassen. Es waren dutzende, alle ungefähr so groß wie eine Faust. Sie schillerten in bunten Farben und schwammen in einer wunderbar anzusehenden Spirale auf uns zu. Das Licht, das durch das Wasser brach, glänzte wie tausende Regenbogen auf ihren Leibern.
    Alesia war die erste, die schrie. Der Schwarm war ganz nahe an sie herangekommen und sie versuchte einen der Fische mit der bloßen Hand zu packen, doch es sollte anders kommen. Der Fisch öffnete sein Maul - später konnten wir erkennen, dass diese Mäuler dicht an dicht mit nadelartigen spitzen Zähnen bestückt sind - und hing an ihrer Hand. Schnell hatten auch die anderen Fische das Blut, das nun ins Wasser spritzte, geleckt und stürzten sich auf sie. Alesia war so überrascht, dass sie unter Wasser gerissen wurde. Fast zeitgleich stürzten sich die Fische auf Claude und mich, so dass ich gar nicht mehr sah, wie Reyna hinter Alesia her und in das, nun schäumende, Wasser tauchte. Stephan versuchte die Situation zu meistern wie ein echter Krieger. Er suchte einen Platz von dem aus er im Kampf im Vorteil wäre. Ein Baumstamm, der ganz in der Nähe trieb sollte ihm einen besseren Halt verschaffen und zugleich der verletzten Alesia als Stütze dienen. So schrie er beherzt „Angriff“ und tat einen Satz, wie ich es von einem Menschen kaum erwartet hätte, den Baumstamm hinauf. Während all dies um mich herum geschah spürte ich die Zähne der Fische in meine Haut eindringen, ich fühlte dass sich die Kiefer gegeneinander bewegten um Stücke aus meiner Haut und meinem Fleisch herauszunagen. Wie irr geworden schlug ich um mich, peitschte durch das Wasser und tat alles mich dieser grauenvollen Schwärme zu erwehren. So sah ich auch nicht was Stephan widerfuhr. Der vermeintliche Baumstamm entpuppte sich als hungriges Krokodil, das sich in dem Moment, in dem Stephan darauf stand, um die eigene Achse drehte, Stephan zurück ins Wasser warf und sein riesiges mit scharfen Fangzähnen besetztes Maul öffnete, um ihn zu verschlingen.
    In all dem Durcheinander war es wie gesagt Orion, der uns alle rettete. Mit ein paar Bewegungen seiner Hände erschuf er im Wasser um uns herum eine derartige Hitze, dass die aggressiven Fische in Scharen starben. Sie kochten ebenso schnell in dem Wasser, wie sie zuvor dabei waren Fleischstücken aus unseren Körpern zu nagen. Auch für uns war die Hitze schier unerträglich, doch Orion schien die Ausmaße seiner Magie so gut unter Kontrolle zu haben, dass wir nur die Randerscheinung seines Zaubers zu spüren bekamen und das bisschen Hitze war um ein vielfaches angenehmer, als von kleinen Monstern langsam in Stücke gerissen zu werden! Das Krokodil setzte er mit einem weiteren Zauber in Brand, obschon es sich im Wasser befand! Von den unbekannten Schmerzen völlig überrascht spie das Monstrum unseren guten Stephan in das heiße Wasser und tauchte dann so schnell es ging ab, in der Hoffnung sich selbst retten zu können. So konnten wir alle aus dem Wasser steigen und uns völlig erschöpft und aus unzähligen Wunden blutend im Lager versammeln, das wir aufgeschlagen hatten. Reyna war die erste, der es wieder besser ging. Sie schmierte ihren Körper mit etwas ein, dass sie Trollsalbe nannte und schon nach wenigen Herzschlägen konnten wir Zeugen werden wie sich die Wunden an ihrem Körper wieder schlossen. Leider, so berichtete sie uns, wirkt diese Paste nur bei den Verehrern Melandrus, so dass wir anderen darauf warten mussten, dass Alesia wieder zu sich kam und Dwayna um Heilung für uns fürbitten konnte.
    Obwohl wir nun auch eine Menge gekochten Fisches zur Verfügung hatten, wollte außer Claude niemand die bereits gekochten Viecher, die noch kurz zuvor so begierig an unseren eigenen Körpern geknabbert hatten, aus dem Fluss holen und essen. Ihn aber, so sagte er, würde der Gedanke daran auf die Art und Weise seine Zähne in das zarte Fleisch von Reyna oder Alesia schlagen zu dürfen durchaus behagen. Ein widerlicher Gefährte, ich hoffe es war kein Fehler ihn mitzunehmen.
    Wir werden nun besser doch Wachen für die Nacht einteilen (und Claude dabei außen vor lassen, soll er lieber seinen düsteren Träumen nachhängen, als in der Dunkelheit allein auf merkwürdige Gedanken zu kommen)!


    8. Tag des Phönix
    Die Nacht war erstaunlich ruhig. Wir konnten uns gut von den Schrecken des Nachmittags erholen. Keine Monster haben versucht uns im Schlaf zu verschlingen.
    Und nun liegt er vor uns - der Dschungel. Noch immer wirkt er wie eine scharfe Trennlinie zwischen dieser Welt hier und der Welt dort drinnen. Die Macheten, die wir vorsorglich mitgenommen haben, sind bereit uns eine Schneise zu schlagen.
    Wir sind nun eine erste Stunde im Dschungel, so jedenfalls behauptet es Reyna. Wir anderen haben schon jetzt jegliches Zeitgefühl verloren. Wenn der Dschungel von außen beunruhigend wirkte, durch seine Behäbigkeit und seine Ruhe, so ist es in seinem inneren völlig anders als wie wir dies erwartet hätten. Überall um uns herum sind Geräusche. Vögel schreien und überall ist im Unterholz Knacken zu hören. Der Dschungel ist so dicht, das wir nicht zu erkennen vermögen, was da kreucht und fleucht, aber wir wissen, dass wir nicht allein sind. Wir sind sicher, dass wir von tausenden Augen gleichzeitig beobachtet werden. Wenn einmal kein Vogel seinen Schrei ausstößt oder eine Affe hoch oben in den Bäumen brüllt um die Weibchen seines Clans auf sich aufmerksam zu machen, dann ist es ruhig genug, dass man die Insekten hören kann. Die Geräusche von Millionen winzig kleiner schlagender Flügel sind überall. Wir sind ständig umgeben von Myriaden kleiner Fliegen. Manchmal werden diese um ein paar faustgroße Moskitos ergänzt, die wir so schnell es geht erschlagen, ist doch ungewiss welche große Mengen Blut diese uns mit ihren Saugrüsseln entziehen würden. Bisher tauchten sie vereinzelt auf, doch was sollten wir tun, wenn ein großer Schwarm auf uns zu käme? In seiner gewohnten Überheblichkeit hat Orion diese Frage wohl schon für uns beantwortet. Egal wie viele Insekten uns auch umgeben würden, keines würde einem feurigen Sturm von seiner Hand beschworen entkommen können. Seine Überheblichkeit gründet auf einem gewaltigen Selbstbewusstsein und auch wenn ich seine Art nicht mag, ich muss eingestehen, dass er sein Handwerk versteht. Die schönste Begegnung in dieser ersten Stunde war, als ein fast zwei Hände umfassender bunt leuchtender Schmetterling die Fliegenschwärme um uns herum durchbrach und mit seiner schillernden leuchtenden Farbenpracht den Tag erfreute. Alesia war sogar dazu auserwählt, dem wunderschönen Gleiter der Lüfte als kurzer Ruheplatz zu dienen. Er setzte sich ganz zaghaft auf ihre blanke rechte Schulter und schien sich dort zu putzen. Alesia war ob des Vertrauens dieses schönen Geschöpfes in tiefer Demut versunken und „dankte sowohl Dwayna als auch Melandru für diese Ehre“.
    Jetzt aber holte uns das Klima wieder ein. In Strömen lief uns das Wasser über die Körper. Nicht nur wegen der Hitze schwitzten wir, nein, auch die Luft war voll Wasser. Und diese Hitze. Ich habe die Kristallwüste bereist, ich bin Hitze gewohnt, aber dies hier war etwas anderes. Die Schwüle ist unbeschreiblich, wer dies nicht selbst schon einmal gefühlt hat, kann dies kaum nachvollziehen. Die Luft erscheint so schwanger von Wasser, dass man meint, man könne sie mit dem Schwerte zerschneiden. Und dazu der Geruch. Myriaden von verschiedenen Duftnoten umweht beständig die Nase. Es ist eine bizarre Mischung aus Moder, Fäulnis und exotisch duftenden Blüten. Auch der Boden hier ist völlig anders als alles, was meine Augen bisher schauten. Mit jedem Schritt trieft der Fuß entweder von nassem Moos, glitschigem Schlamm und Schleim, oder aber man muss sich seinen Weg über gewaltige verfaulende Pflanzen bahnen. Einige davon wirken wie die Skelette verendeter Tiere, so groß sind sie, auch wenn nur die stärksten ihrer Fasern überhaupt noch existieren.
    Es ist schon bemerkenswert wie anders die Welt sich hier zeigt als außerhalb der Baumgrenze. Auch die Sonne war kaum noch zu sehen. Das Blätterdach der Bäume war so dicht, dass nur eine diffuse Helligkeit herrschte. Dies war auch das Hauptproblem, das unser Gefühl des Zeitverlustes bewirkte. Reyna sagte dazu nur, sie könne dank Melandrus Geist fühlen, wie die Zeit verrinne. Außerdem sei es ihr möglich, die Abstufungen der Helligkeit dem Stand der Sonne zuzuordnen. Claude, der den größten Teil seines Lebens in düsteren Katakomben verbracht hatte, schien das nur am Rande zu interessieren, für ihn, so sagte er spiele die Zeit eh keine große Rolle. Sie sei nur der Faktor, der zwischen dem Leben und dem Tod seiner Feinde stünde. Wie dem auch sei. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, denn wir haben noch viele Tage vor uns.
    Nun bricht die Nacht heran. Wir haben in der Nähe einer Baumgruppe ein Lager aufgeschlagen. Es war wieder eine der seltsamen Begebenheiten dieser Welt. Ich bin es gewohnt gewesen, der Sonne bei ihrer Reise zum Horizont zuzusehen. Zu verfolgen, wie sich der Tag dem Ende neigt und die Helligkeit der Dunkelheit weicht. Doch hier war wieder alles anders. Schlagartig endete das Licht und wurde von einer Schwärze ersetzt, wie ich sie mir unter freiem Himmel nie hätte vorstellen können.
    Auch etwas anderes hätte ich mir zuvor nicht vorstellen können. Die Maguumer nennen den Dschungel von Zeit zu Zeit auch Regenwald. Bis heute hätte ich nur erraten können, wie es zu dieser Bezeichnung kam. Ich hatte heute Vormittag noch gedacht, dass dies von der Schwüle in der Luft herrühren würde. Doch zur Mittagsstunde, die ich sogar selbst an dem nagenden Gefühl in meinem Magen erkennen konnte, grollte auf einmal Donner durch das Gehölz. Die Schreie der Tiere verstummten und das Summen der Insekten endete. Nur ein dumpfes Rumpeln war noch zu vernehmen. Durch einige Löcher im dichten Blätterdach über unseren Köpfen sahen wir, wie sich aus dem Nichts dunkle Wolken turmhoch ballten. Innerhalb weniger Minuten war die Luft nicht mehr schwül, eine ungewohnte Kühle breitete sich aus und dann öffnete der Himmel seine Pforten und entließ eine wahre Sintflut. Als würde man unter einem Wasserfall verweilen, so fühlten wir uns. Innerhalb von wenigen Augenschlägen waren unsere Kleider durchnässt bis auf die bloße Haut. Wir versuchten noch unter Bäumen Zuflucht zu finden. Doch so dicht uns das Blätterdach bislang erschienen war, so licht und nachgiebig schien es nun im Angesicht der Wassermassen geworden zu sein. Wir hatten schon keine Hoffnung mehr je wieder einen trockenen Platz zum Rasten zu finden, da hörte der Regen so schnell auf, wie er begonnen hatte. Um uns herum waren regelrechte kleine Seen entstanden. Doch auch hier zeigte sich die Wandelbarkeit unserer Umgebung. Die „Seen“ begannen schon wieder zu verschwinden, das Wasser verschwand im Boden und verdunstete unter der Hitze, die nun ohne die Anwesenheit der Wolken wieder einsetzte. Alles was nach einer Stunde noch verblieben war, war eine noch größere Schwüle als zuvor! Doch auch diese legte sich, je näher wir dem Abend kamen.
    Schließlich verschuf uns dies auch den ersten Kontakt mit einer der großen Kreaturen dieser Gegend. Ein Luchs näherte sich ganz in unserer Nähe einem der frisch entstandenen Wasserlöcher und trank. Entweder spürte er, dass ihm von uns keine Gefahr drohen würde oder aber er war sich seiner Kraft in dem schlanken eleganten Körper sehr sicher.
    Wir werden vorsichtshalber Wachen aufstellen und das Feuer in Gang halten, obschon dies bei dem vielen feuchten Holz hier nicht leicht werden wird.


    9. Tag des Phönix.
    Die Götter stehen uns bei!
    Während der Nacht gab es einen Alarmruf, während Stephan seine Wache hielt. Ein grauenvolles Geräusch drang sofort an unser aller Ohren und sorgte, zumindest bei mir, für unglaublich schnelle Wachheit und Klarheit im Kopf. Es war eine Mischung aus Brüllen und Grunzen. Es kam eindeutig auf uns zu - und das schnell. Wir konnten hören, wie das Holz zerbrach und Pflanzen ausgerissen wurden, während das „etwas“ sich unserem Lager näherte. Es war zu dunkel um etwas Genaues zu erkennen. Als wir einen dunklen Schemen, groß wie zwei Männer, aus dem Unterholz brechen sahen und sich der Schatten dem Feuer näherte, da erkannten wir zumindest zwei grün leuchtende Augen in der Dunkelheit. Doch damit endete dann die Begegnung auch schon. Der Schein unseres Feuers hielt das Wesen ab. Es schien sich davor zu fürchten, denn es jaulte kurz auf und sprang dann mit einer Geschwindigkeit, wie wir es einem solchen Unwesen nie zugetraut hätten, in die Finsternis, aus der es gekommen war, zurück.
    Es war gut, dass wir Feuerwachen eingeteilt hatten. Ich möchte nicht daran denken, was geschehen wäre, wenn die Kreatur uns in der Dunkelheit im Schlaf übermannt hätte.
    Alesia jedenfalls scheint die Störung ihrer Nachtruhe nicht bekommen zu sein. Sie klagte schon kurz nach dem Frühstück über Schmerzen in ihrem Kopf und eine Übelkeit in ihrem Magen. Sie richtete ein Gebet an Dwayna und fühlte sich danach gut genug um weiter zu ziehen. Auch mein Dank geht an die Götter dafür. Es wäre sicher eine Katastrophe hier unsere Heilerin krank zurücklassen zu müssen, oder noch schlimmer unsere Mission aufgeben zu müssen!
    Unser erster Kampf im Dschungel und wir haben uns mehr schlecht als recht geschlagen. Das Frühstück war gerade beendet und wir waren eine gute Stunde von unserem Nachtlager entfernt, da hörten wir wieder dieses brüllende Grunzen. Doch diesmal waren es wohl zwei Kreaturen. Und es war kein Feuer da, das sie hätte abhalten können, nur dieses ewige Zwielicht erhellte unsere Pfade. Aus dem Gehölz rechterhand von Reyna kamen sie herausgeschossen. Es waren tatsächlich zwei Kreaturen. Reyna erkannte sie sofort und rief: „Trolle“. Nur ihre blitzartigen Reflexe retteten sie in diesem Augenblick vor einem unschönen Schicksal. Eine Klaue, größer als ihr Kopf, mit vier dolchartigen Krallen besetzt verfehlte nur knapp ihren Schädel. Die Wucht dieses Schlages hätte ausgereicht um ihr das Haupt von den Schultern zu reißen. Ich konnte nicht anders als diese Monstren fasziniert anzustarren. Die Körper der Trolle sind überzogen mit einer grünblauen gummiartigen Haut. Ihre Köpfe ähneln einer Mischung aus Mensch und Fisch. Ihre riesigen Zähne stehen vor den Mäulern ab und könnten niemals im inneren dieser Münder sein, würden sie sich doch bei jedem Schließen ihrer Kiefer dann selbst ihre Hauer durch die Schädeldecke jagen. Ihre Augen sind wie winzige kleine grüne Smaragde weit am äußeren Rand ihres Gesichtes gelegen und so tief eingesunken, dass ich mich fast unweigerlich fragte, ob diese Kreaturen womöglich blind wären. Auf Ihren Köpfen erhoben sich rotglänzende Kämme, so rot wie ihre scharfen Krallen. Glücklicherweise waren sie nicht rot von Blut! Um mich tobte auch schon der Kampf. Bei den Göttern, ich bin nicht zum Kämpfen geboren, so versteckte ich mich hinter einem umgestürzten Baumriesen und beobachtete, wie sich Stephan heldenhaft den beiden Angreifern entgegen warf, während Reyna ihren Bogen zückt und Brandpfeile vorbereitete. Claude und Orion bereiteten ihre Zauber vor...
    Einer der Trolle warf sich mit seinem Oberkörper weit zurück, um mit beiden Pranken gleichzeitig einen heftigen Hieb auszuteilen. Stephan sah dies kommen, er musste in dem Augenblick auch verstanden haben, dass er unmöglich beide Pranken zur gleichen Zeit würde parieren können. Er hätte sich zur Seite werfen können, doch dann hätte er Orion hinter ihm der Wut des Trolls ausgesetzt. Er hielt also die Stellung und wehrte eine Klaue ab und biss mit schmerverzerrtem Gesicht die Zähne zusammen, als die andere ihn hart an seinem Schildarm traf. Stephan hatte im Augenblick des Überraschungsangriffs nicht die Zeit gefunden seinen Schild anzulegen und so hing er leider noch immer auf seinem Rücken gebunden. Ein harter Treffer ist noch untertrieben. Seine Schulter wurde so weit aufgerissen, dass es an ein Wunder grenzte, dass er nicht sofort seinen Arm verlor. Eine wahre Fontäne aus Blut schoss aus der Wunde hervor. Alesia war sofort zur Stelle und begann ein Heilgebet zu sprechen. selbst aus meinem entfernten Versteck heraus konnte ich aber sehen, dass dies sie sehr stark beanspruchte, mit jedem Wort wurde sie bleicher und ihr Körper begann zu zittern, als würde sie eine schwere Last tragen müssen. Aber ihre Bemühungen blieben nicht ohne Wirkung, schon war zu sehen, dass sich die grauenvolle Wunde an der Schulter wieder zu schließen begann. Ein heftiger Hieb des zweiten Trolls ließ Stephan jetzt zu Boden fallen, der erste beugte sich wieder nach hinten, um sich auf sein, nun hilflos am Boden liegendes, Opfer zu stürzen. Da krachte ein Pfeil in seine gelblich bepanzerte Brust und riss Stücke seiner Dermalpanzerung mit sich.
    Wie auf ein Zeichen hin schlugen jetzt auch Orion und Claude zu. Ein Feuerball löste sich aus der Handfläche des Elementarmagiers und verbrannte mit einem lauten Knall das Fleisch des Trolls unter der Panzerung und der merkwürdigen Gummihaut. Beißender Ozongestank und der widerlich süßliche Duft von verbranntem Fleisch umwehten uns. Der Troll heulte auf vor Schmerz. Sein Heulen wurde noch lauter, als eine tödliche Kälte in seine Glieder fuhr. Claude hatte seine Magie des Todes gewirkt und einen Schwall Kälte über das Monster regnen lassen. Als dann noch ein weiterer Pfeil in eines der winzigen Augen fuhr war es zuviel für das Monster. Es kippte nach hinten um und blieb reglos liegen. Währenddessen war Stephan wieder auf die Beine gekommen. Nun trug er auch seinen Schild an dem völlig verheilten Arm. Schwerthieb auf Schwerthieb ließ er auf den verbliebenen Troll niederprasseln. Dessen heftigen Hieben konnte er nun viel besser abschätzen und nutzte seine bessere Beweglichkeit aus, um sich elegant um die langen Arme der Kreatur herumzuwinden und seinerseits immer schnell wie eine Biene aus seiner Deckung hervorzustoßen, um kurze Schnitte und Stiche im Körper seines Gegners anzubringen. So elegant er den Troll auch ausmanövrierte, die natürlichen Heilfähigkeiten dieser Wesen sind legendär. Kaum brachte er einen Schnitt an, da schloss sich ein anderer auch schon wieder. Die Situation wäre sicherlich ausweglos gewesen, wenn er allein hätte kämpfen müssen. So aber kamen ihm die anderen zur Hilfe. Claude lies eine giftige, ätzende Wolke um den Troll entstehen. Mit einem satten Schmatzen und lautem Zischen begann die Haut sich aufzulösen und das darunter liegende Fleisch färbte sich langsam schwarz. Orion bereitete der Kreatur dann ein Ende, indem er einen Meteor vom Himmel beschwor, der den Troll mit einem dumpfen Knall zerplatzen ließ und dessen feuriger Schweif die verstreuten Überreste in Brand setzte.
    Erschöpft sanken wir aneinander zusammen und Alesia begann mit zittriger Stimme ein paar weitere Gebete zu murmeln um Stephans kleinere Kratzer zu behandeln. Eine besonders ausgeprägte Kralle des Trolls steckte ich mir ein, um sie zu Hause in Löwenstein eingehender zu untersuchen.


    10. Tag des Phönix.
    Diese Nacht verlief wieder ohne Zwischenfälle. Alesia wirkt allerdings nicht gerade besser als gestern. Um genau zu sein, sie sieht erheblich schlechter aus. Kalter Schweiß steht auf ihrer Stirn und sie hat Fieber bekommen. Ihre Gebete zu Dwayna wurden scheinbar nicht erhört. Ich befürchte, sie leidet am Sumpffieber. Alles was sie nun tun kann ist sich zu schonen. Ich habe ein etwas langsameres Tempo angeordnet, aber auch klar gemacht, dass wir es uns nicht würden leisten können zu lagern. Der Steinkreis wartet auf uns.
    Wir lagern nun zu Mittag. Wir konnten einen trockenen Platz im Moos finden. Reyna ist sich sicher, dass die Beeren und die orangen Früchte, die sie gefunden hatte, essbar seien. Auch Claude konnte kein Gift in ihnen entdecken. Wir lassen sie uns gerade schmecken, während ich diese neuen Zeilen schreibe. Alesia ist zu schwach um lange zu reisen. Ich hab daher angeordnet nach dem Essen eine längere Pause zu machen. Reyna und Orion sollen dann in der Umgebung nach jagdbarem Wild Ausschau halten. Ich würde zum Abend gerne etwas Fleisch essen. Und auch Alesia würde eine kräftige Brühe gut tun. Fieber soll man mit heißem Wasser bekämpfen.
    Ich habe gerade nichts weiter zu tun, als mich den Wundern dieser merkwürdigen Welt hinzugeben. Merkwürdig, weil sie bei all ihren Gefahren und ihrer Lebensfeindlichkeit doch wieder schön ist. Die Düfte der Blumen habe ich erwähnt. Was ich aber nicht erwähnte ist, dass die Blüten dazu wirken als wären sie den Legenden von Riesen entsprungen. Eine Blume, die mir völlig unbekannt ist, werde ich Schlangenschlund nennen. Sie ist von purpurner Farbe und misst etwa einen Schritt Länge. Ja allein die Blüte ist so lang. Ein Exemplar wächst nur wenige Meter von unserem Lager entfernt. Die Öffnung der Blüte ist so breit, dass ein einzelner Mensch mit etwas Mühe in sie hinein klettern könnte. Aus ihrem Inneren strömt ein starker Duft. Er ist süß und klar. Er erinnert mich an den goldenen Honig der Nebo Terrassen. Ob diese Pflanzen einen Nektar wie Honig absondern? Das wäre eine perfekte Ergänzung zu einem Braten für heute Nacht. Die purpurne Blüte hat ein sanftes Muster, das ihr tatsächlich eine art Schuppenkleid verleiht. Ich denke wirklich, dass Schlangenschlund eine treffende Bezeichnung ist. Ja, ich werde sie mir einmal ansehen.
    Bei den Göttern. Was für eine Hölle ist hier um uns? Ich hatte mich der Pflanze gerade genährt und wollte versuchen aus ihrem Inneren etwas Nektar zu gewinnen, da bewegte sich das Ding! Eine Pflanze hat versucht mich zu verschlucken. Ich bin noch immer furchtbar aufgewühlt. Vor kurzer Zeit noch befand sich mein Kopf nicht über einem Stück Pergament, sondern steckte in einer Blüte, die versuchte mich zu ersticken. Der lieblich süße Duft wurde zu einem geradezu betörenden schweren süßen Nebel, der sich in meinem Kopf ausbreitete. Ich fühlte Müdigkeit und Ruhe, obschon ich noch Sekunden davor um mein Leben bangte. Doch auf einmal fühlte ich mich ruhig und zufrieden. Ich wollte nicht mehr kämpfen, nur einfach meine Beine ausstrecken, mich hinlegen und etwas ausruhen. Nur kurz ging mir der Gedanke an den Steinkreis durch den Kopf. Kurz, aber heftig. Ich nahm alles was ich an Kraft aufwenden konnte noch einmal zusammen und schaffte es bei Bewusstsein zu bleiben. Ich schrie aus Leibeskräften, so laut ich es vermochte. Und fürwahr, ich hatte Glück, Stephan und Claude kamen zu mir geeilt und mit Hilfe von Messer und Schwert schafften sie es mich aus der Blüte zu schneiden. Ich war schon wieder so von den Nebeln eingelullt gewesen, ich bekam kaum mit, dass ich dem Erstickungstode nahe war. Aber diese Nebel füllten meinen Kopf mit Zufriedenheit, sie riefen einen wahren Rausch hervor. Ich konnte sehen, wie sich Nebel vor meinen Augen auftat. Er wallte durch meinen Körper, füllte meine Brust aus und drang in jede Faser meines Körpers. Ich fühlte mich einfach gut. Auch jetzt, da ich um die Gefahr der Pflanze weiß, muss ich mir eingestehen, dass dieses Gefühl fast so gut war, wie das Wissen, mit dem Bestehen dieser weiteren Prüfung durch Melandru der Aufnahme in den Zirkel von Denravi einen Schritt näher gekommen zu sein. Ich weiß nun, dass der Steinkreis am Ende all dieser Prüfungen auf mich warten wird. Unsere Jäger kehren zurück. Wir werden wohl bald weiter ziehen.
    Es gab tatsächlich Fleisch. Reyna und Orion behaupten zwar steif und fest sie hätten ein Schwein erlegt, aber ich kann kaum glauben, wie ein Schwein hier hätte überleben sollen. Doch es soll mit egal sein. Der Braten hat köstlich geschmeckt. Nur ein Honigrand hat gefehlt, aber mein Beinahe-Versagen bei der Pflanze ließ mich das Bedauern schnell vergessen. Für Alesia haben wir auch eine Brühe zusammen bekommen. Sie hat auch etwas davon zu sich genommen, aber es nicht lange bei sich behalten. Das Fieber ist stärker geworden. Sie zittert nun ständig am ganzen Leib. Wir werden ihr eine Extradecke geben. Ich hoffe es wird ihr Morgen besser gehen.

    11. Tag des Phönix
    Es kam gestern noch kurz vor unserem Nachtlager zu einem weiteren Überfall. Ich weiß noch, dass Stephan das riesige Spinnennetz in der Nähe der Lichtung mit Skepsis beäugt hatte, aber wir waren unserer Sache sicher. Es waren auch keine Anzeichen für irgendwelche anderen Bewohner dieser Lichtung zu erkennen. Wir wähnten uns mit unserem Feuer, das hier munter vor sich hinprasselte in Sicherheit. Dies war ein Trugschluss. Eine Gruppe aus drei Spinnen war auf einmal erschienen. Es war nicht so, dass sie aus dem Nichts auf einmal auftauchten, aber es ging trotzdem so schnell, man hätte es zu glauben vermocht. Tatsächlich hatten sie sich an armdicken Fäden, die sie zwischen ihren Hinterbeinen hielten von den Kronen der Bäume herabgelassen und kaum das sie den Boden berührten, ließen sie aus ihren Hinterleibern kleine Stacheln auf uns hernieder regnen. Die Spinnen waren grau gepanzerte Monster. Sie hatten die Größe von Kälbern und Fresswerkzeuge an ihren Mündern, die keinen Zweifel daran ließen, dass sie eine Beute von der Größe eines Menschen schnell würden mundgerecht zerlegen können. Ihre Hinterleiber bogen sich zwischen ihren acht langen stelzenartigen Beinen, die spitz und dornenartig in den Boden stakten, nach vorn durch. Ich konnte eine starke Kontraktion ihres Hinterleibes sehen, dann öffnete sich etwas darin und einer der Stacheln traf mich in der Schulter. So wie ich nie den Rausch des Schlangenschlundes vergessen werde, so werde ich auch nie die Kälte dessen vergessen, was aus dem Stachel begann in mein Blut zu schießen. Es war, als würde Grenth die Herrschaft über Löwenstein an einem finsteren Winterttag an sich reißen. Als würde man im Hafen schwimmen wollen, während sich eine Eisdecke über den Wassern des Hafens schloss. Als würde dieses Eis dann direkt durch meine Venen gepumpt. Ich blieb nur noch halb bei Bewusstsein. Ich war auch nicht der Einzige, der getroffen wurde. Auch Orion, der gerade einen Feuersturm auf die Gruppe niedergehen lassen wollte, wurde von einem Stachel getroffen. Er wurde so heftig am Kopf erwischt, dass er ohne auch nur aufschreien zu können nach hinten umfiel und leblos liegen blieb. An der Blässe, die sich über seiner Haut ausbreitete konnte ich erkennen, dass auch sein Körper nun zusätzlich mit dem Gift zu kämpfen haben würde. Stephan kannte seine Rolle
    Er rief wieder Balthasar um Beistand an und stürmte auf die Spinnen zu, um sie nach Möglichkeit in einen Nahkampf mit sich zu verwickeln. Dies gelang ihm dann auch gut. Wenn nicht gar zu gut. Ich bemerkte, dass seine Bewegungen unter den heftigen Hieben der dornigen Beine, den unablässigen Treffern der Stacheln und den immer wieder folgenden Bissen ihrer kräftigen Mandibeln, nun langsamer und schwächer wurden. Nur mit Mühe konnte er noch sein Schwert und seinen Schild heben, um die Spinne zu verwunden und sich selbst zu schützen. Trotz des erbärmliche Zustandes, in dem sich Alesia befand, bemerkte sie doch die Not in der sich unserer Gemeinschaft befand. Sie stützte sich schwer auf ihren Stab und begann ihre Heilmagie abermals auf Stephan zu wirken. So gestärkt gelang es jenem schließlich sich auf einen Gegner zu konzentrieren. Auch Reyna schoss ihre Pfeile jetzt mit tödlicher Präzision auf die Spinne in der Mitte der Gruppe. Als diese schließlich zu Boden ging, rief Claude zu Alesia, sie solle sich um Orion kümmern, den Schutz für Stephan werde er jetzt besorgen. Ich weiß nicht, ob sie ihm einfach vertraute, oder ob sie wusste wozu der Blutmagier im Stande wäre, oder ob sie einfach die große Distanz zu Stephan ohnehin nicht mehr würde aushalten können, jedenfalls wandte sie sich augenblicklich den neben ihr liegenden Orion zu und fuhr ihm mit ihren Händen in fahrigen Gesten über den Kopf. Murmelte Worte, mit denen sie Dwayna um Beistand anflehte. Claude jedoch rief Lobeshymnen an Grenth und dankte den Toten für die Kraft, die sie nun den würdigen Dienern des Gottes schenken würden. Dann bog er seinen Rücken in einem so steilen Winkel nach hinten, dass ich dachte, sein Rückgrat würde brechen. Doch nichts dergleichen geschah. Nein, es war der Kadaver der Spinne, der auf einmal zu zucken begann und schließlich aufplatzte. Aus ihm ergoss sich ein grünliches Leuchten, dass schnell einen kleinen Kreis um die tote Spinne bildete und kaum das Stephan von dem Lichte gebadete wurde, begannen seine kleinen Wunden sich in der Dauer nur eines Herzschlages zu schließen und die größeren begannen langsam sich zu schließen. Von den Wundrändern her breitete sich neue unverletzte Haut über die Löcher in seinem Fleisch aus. Die Fahlheit wich aus seinem Gesicht und man konnte sehen, wie die Kraft in seinen Körper zurückkehrte.
    Indes hatte Alesia ihre ganze Kraft in Anspruch genommen, den Magier von der Schwelle zu Grenths Reich zu reißen und mit einem letzten Gebet an Dwayna sank sie erschöpft zu Boden. Orion hingegen war wieder bei vollem Bewusstsein - und er war wütend. Sehr wütend. Aus seinen Augen, so dachte ich kurz, sprühten kleine Flammen. Er knisterte geradezu vor angestauter Wut und magischer Macht. Mit einem Zauberspruch auf den Lippen erhob er sich wenige Zentimeter in die Luft, um ihn herum begann die Luft zu knistern und ruckartig beugte er sich vor, die Hände weit von sich gestreckt. Dann entließ er Wut und Magie in einem gewaltigen Feuersturm auf die verbliebenen zwei Spinnen. Ein feuriger Regen ergoss sich auf die Kreaturen. Die Panzer der Spinnen zischten in der Hitze, als alles Wasser aus den Leibern darunter verkochte. Kleine Chitinsplitter regneten um uns herab als die Hüllen dem Druck aus dem Inneren nicht mehr standhielten. Die Facettenaugen der Spinne verschmolzen zu einer breiigen Masse und innerhalb von wenigen Herzschlägen lagen nur noch die rauchenden, zusammengekrümmten schwarzen Kadaver von zwei übergroßen Insekten neben dem erschöpften Stephan.
    Wir wandten uns dann der am Boden liegenden Alesia zu. Sie war nicht bei Bewusstsein. Ihr Körper war heiß von Fieber und ihre Atmung war flach und unregelmäßig. Ich mag kein Medicus sein, aber ich erkenne eine Schwerkranke wenn ich sie sehe und Alesia war in diesem Moment schwer krank. Ich versuchte sie in eine bequemere Position zu bringen, da bemerkte ich eine Beule an ihrer rechten Schulter. Die Beule war von einer kränklich violetten Färbung. Das Fleisch darunter war heiß. Um die Beule herum, die Götter stehen mir bei, war die Haut gelb vom Eiter. Aber was noch viel schlimmer war, es sah so aus, als würde etwas unter dieser Haut herumkriechen, sich bewegen. Ich zückte mein Messer. Zuerst starrten mich die Gefährten an, als wäre ich nun dem Wahnsinn anheim gefallen, doch als ich ihnen diese Pestbeule zeigte, da nickten sie mir nur noch stumm zu. Ich setzte die scharfe Klinge meines Messers behutsam an die kranke Haut. Alesia stöhnte leise, doch ich ließ mich nicht ablenken. Ich stieß die Spitze des Messers leicht unterhalb der Beule in ihre Haut und begann damit eine Öffnung in ihr Fleisch zu bohren. Jetzt schrie sie als ob ihr Körper in Flammen stehen würde. Um sie nicht zu verletzen, ließ ich das Messer fallen und Stephan drückte sie mit aller macht zu Boden. Claude holte eine übel riechende Tinktur aus seiner Gürteltasche und erklärte, dass es sich dabei um einen Extrakt aus Sumpfskalblut handelte, der den Betroffenen in einen tiefen Schlaf versetzen würde. Schnell kippten wir Alesia diese Tinktur in den Mund. Sie entspannte sich fast augenblicklich und lag nun wie tot am Boden. Nur ihr flacher Atem verriet uns, dass Claude sie nicht zu Grenth geschickt hatte. Wieder hatte ich das Messer zur Hand. Jetzt konnte ich ohne Störungen fortfahren. Doch was ich dann sah ließ mich entsetzt meinen Kopf von Alesia abwenden und den Inhalt meines Magens auf dem triefenden Moos verteilen. Eine Art Wurm, so dick wie mein Daumen, wühlte sich durch ihr Fleisch. Er hatte schon ein richtiges Loch in ihre Schulter gefressen und um ihn herum war das Fleisch schwarz und gelb von Eiter und Zersetzung. Ich fasste mich wieder. Mit dem Wissen das absolut Notwendige zu tun, griff ich beherzt in die Wunde und zog den Wurm daraus hervor. Meine Gefährten stießen allesamt ein entsetztes Keuchen aus, als ich den Wurm auf den Dschungelboden warf. Dort wandte er sich in Schleim. Stephans schwerer Stiefel beendete dann diesen Teil der Szene. Hilflos blickten wir einander an. Keiner von uns verfügte über magische Mittel die Wunde in Alesias Schulter zu schließen. So säuberten wir die Wunde nur und verbanden sie so gut es ging. Alesia zumindest schien dies nicht zu bemerken und schlief die erste Nacht wieder ruhig und fest.
    Alesia sitzt nun mit dem anderen beim Frühstück, während ich die Ereignisse der gestrigen Nacht niederschreibe. Wie viel besser sie jetzt aussieht.
    Wir müssen nun weiter. Der Steinkreis erwartet mich.
    Gegen Mittag mussten wir uns erneut unserer Haut erwehren. Oh Melandru, Herrin dieses Reiches, nehmen deine Prüfungen denn nie ein Ende?
    Wir waren unterwegs und beobachteten neugierig die wechselnden Spiele zwischen Licht und Schatten an den Stellen, an denen sich die Strahlen der Sonne einen Weg durch das Blätterdach bahnen konnten, als auf einmal der Boden vor uns erzitterte. Es war nicht etwa das Zittern eines Erdbebens, oder das Vibrieren des Bodens wenn ein gewaltiges Tier darüber stampfen würde. Es war ein Zittern, das ein jeder Boden von sich gibt, wenn etwas dabei ist durch seine Oberfläche zu stoßen. Etwas buddelte sich aus. Dann konnten wir auch schon lange spitze Beine sehen, die aus der Oberfläche ragten. Gefolgt wurden sie von Mäulern an denen vier lange sichelartige Zähne vorstanden, die sich unablässig wie von selbst bewegen zu schienen. Dann waren die Wesen auch ganz heraus. Skarabäen. Fünf an der Zahl. Ihre gifttriefenden Zungen wackelten gierig in der Luft hin und her und ihre Hinterbeine gaben ein merkwürdiges zirpendes Geräusch von sich, wie ein Schwarm Zikaden. Skarabäen sind furchtbare Gegner. Sie sind die heiligen Tiere Grenths und können mit der bloßen Berührung ihrer Zunge Qualen, Gift und Tod bringen. Ihre Panzer glänzen vor Feuchtigkeit wie eine Mischung aus Jade und Moos und in den vereinzelten Strahlen der Sonne wirken sie fast wie ein kompletter Metallplattenpanzer.
    Sie stürmten vor, schneller noch als Stephan seinen Schild vom Rücken ziehen konnte. Ich aber war schnell genug mich im Schatten eines riesigen Farnes zu verbergen und das Geschehen zu beobachten. Alesia, die zu ihrer alten Form zurückgekehrt war, wirkte einen Zauber, der einen heilenden Hauch über die Gruppe brachte. Dann waren die übergroßen Mistkäfer auch schon heran. Wieder war es Stephan, der sich ihnen mutig in den Weg warf. Wie ein Fels in der Brandung stellte er sich zwischen uns und die Horde. Umringt von diesen Hundegroßen Käfern teilte er mit seinem Schwert wuchtige Hiebe aus. Statt mit der Eleganz eines Duellanten zu kämpfen, fegte seine Klinge in weiten Bögen durch die Skarabäen, fast wie die Sense eines Bauern durch den goldenen Weizen. Und recht tat er an dieser Vorgehensweise. Jeder Hieb garantierte einen Treffer. Doch die meisten prallten an der harten Haut ab, oder glitten an den runden Körpern hinunter. Eines der Monstren schaffte es dann sich in Stephans Unterarm zu verbeißen. Es klammerte sich sofort mit all seinen Beinen an ihn und begann damit das Blut aus seinen Adern zu saugen. Ein Schaudern durchlief mich bei diesem Anblick. Doch mein Schaudern war kein Vergleich zu dem Entsetzen, dass Stephans Gesicht versprühte. So bleich wie eine gekalkte Wand sah er aus. Sein Schwert ließ er vor Schreck fallen konzentrierte sich mehr darauf stehen zu bleiben. Reyna war es, die ihn aus diesem zustand befreite. Sie schoss einen Pfeil ab, der eine Kaskade von Funken hinter sich herzog, wie eine Sternschnuppe gar raste der Pfeil auf sein ziel zu – und sprengte den Skarabäus von Stephans Arm. So heftig war der Explosion, dass auch Stephan zu Boden geworfen wurde, wo er eine Sekunde liegen blieb, lange genug um sein Schwert wieder zu ergreifen. Dann stürzte er sich auch schon wieder in die verbliebenen vier Angreifer. Orion ließ einen Feuerball auf zwei der Angreifer niedergehen, Claude entgegnete die vampirische Berührung mit einer eigenen – wobei eine gewisse Genugtuung auf seinen Gesichtszügen zu erkennen war – und Reyna jagte Pfeil um Pfeil, zum Teil grell leuchtende, zum Teil einfach mit übermenschlicher Schnelligkeit abgeschossen, in die Gegner. Es war ein heilloses Chaos und Durcheinander. Stephan versuchte die Angriffe zu koordinieren, in dem er ansagte, auf welches Ziel sich die anderen konzentrieren sollten, aber kaum hatte man in dem Gewusel das Ziel ausgemacht, da tauchte es schon wieder regelrecht ab und man kam durcheinander. Letztlich spielte es aber keine Rolle. Dank Alesias unermüdlichen Einsatzes konnten die Angreifer kein Wunden schlagen, die von Dauer gewesen wären und da ihnen niemand helfen konnte und sie allein zur Befriedigung ihres ganz eigenen Fresstriebes überhaupt zusammen arbeiteten, konnten wir sie schließlich allesamt töten. Den letzten griffen dann alle vier gemeinsam an, so dass er in einem wahren Hagel aus Schwerthieben, explodierenden Pfeilen, Flammenstößen und einer Wolke aus Gift in winzige kleine Stücke gesprengt wurde.
    Dieser Farn, hinter dem ich mich verbarg, war doppelt so hoch wie ich selbst. Nun mag ich nicht der größte Mensch sein, der je über Tyrias Boden wandelte, aber sicher bin ich auch keiner der kleinwüchsigen Bewohner der Zittergipfel. Es wäre gut vorstellbar, dass man in einem solchen Farn Wasser finden könnte, denn wir mussten feststellen, dass das Wasser aus den Tümpeln hier kaum genießbar war und auch das was der mittägliche Wolkenbruch auf das Moos des Bodens brachte war für uns, die wir die klaren Quellen Krytas gewohnt waren, nicht nur geschmacklich eine Zumutung, nein, auch unserem Gedärm bekam das ganze nicht so gut, so dass wir begonnen hatten unser Trinkwasser zu rationieren. Umso mehr freut es mich hier berichten zu können, dass mich mein Gespür nicht getrogen hat. Wir haben wieder genug sauberes Wasser um unsere Feldflaschen damit zu füllen. Alesia ist wieder fit und ich vernehme schon den leisen Ruf Melandrus. Ja, der Steinkreis ist nicht mehr fern!
    Glücklich steckte ich mir den gut erhaltenen Kiefer eines der Skarabäen ein, der dort verträumt im Moos lag.

    12. Tag des Phönix
    Der Himmel steh uns bei!
    Ich kann es noch gar nicht fassen.
    Gestern sah alles so gut aus. Fast schon perfekt.
    Heute ist ein schwarzer Tag. Grenth hat uns betrogen. Er hat Alesia nicht verschont, er hat uns getäuscht. Heute hat er sie auf grauenvolle Weise zu sich geholt. Doch ich schweife ab. Der Leser, der von zartem Gemüt ist, sollte die nächsten Zeilen nicht lesen. Die aber, die dem Grauen ins Antlitz blicken können, denen sein die folgenden Zeilen zur Warnung gereichen!
    Alesia wirkte nach dem Aufstehen sehr schwach. Nichts von der Energie, die sie Gestern verspürte war noch da. Sie war auch wieder blass und Schweiß perlte ihr in dicken Tropfen von der Stirn. Sie sprach von Schmerzen, als würde sich etwas durch ihren Körper fressen. Reynas und mein Blick trafen sich sofort, voll von Sorge und Verstehen. Dann durchlief Alesia auch schon ein Schauder. Ein Schrei, so durchdringend, wäre er ein Schwert gewesen, keine Rüstung hätte ihm widerstehen können. Alesia hatte so jämmerlich zu schreien begonnen. Wie von Sinnen riss sie sich ihre Tunika vom Leib und wälzte sich auf dem Boden. Blut begann nun aus ihrer Nase, ihrem Mund und aus ihren Ohren zu quellen. Sie rutschte in ihrer Nacktheit auf dem glitschigen Moos herum, das begierig ihre Körperflüssigkeiten in sich aufsog. Nur schwer konnte ich ausmachen, dass sich etwas in ihrem Inneren regte. Etwas war ihr unter die Haut gefahren. Es wirkte für einen Moment als wachse ihr eine dritte Brust, mitten zwischen den zwei schon bestehenden. Doch dann wurde mir mit Grausen gewahr, dass es eine Art von Beule war, die dort in ihrem Brustkorb heranwuchs. Ich dachte schon an eine weitere Entzündung und griff auch schon nach meinem Messer, da war es aber auch schon zu spät. Diese Beule brauchte ich nicht aufschneiden, sie öffnete sich von selbst. Vielmehr wurde sie von innen heraus aufgeschnitten. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Aus ihrer Brust schob sich nun etwas, wie eine lange mit Blut verschmierte Raupe. Wir alle konnten in dem Moment nichts anderes tun, als Alesia zu beobachten. Mit anzusehen, wie sich dieses Vieh aus ihrem Fleisch schälte. Und dann wurde mir bewusst, dass auch Alesia dieses Schauspiel verfolgte. Sie blickte völlig fassungslos an sich herab und sah - das was wir jetzt auch sahen. Der „Wurm“ war gar kein Wurm, es war ein Schmetterling. Er war gerade dabei seine blutverschmierten Schwingen zu entfalten und mit ihnen zu flattern. Dabei spritzte Blut in alle Richtungen. Dann senkte der Schmetterling noch einmal seinen Rüssel in Alesias Fleisch und ich konnte erkennen, wie er noch einmal einen tiefen Schluck Blut aus ihrem gemarterten Körper zog, ehe er sich in die Lüfte erhob und davon flatterte. Kaum war dieser Schock überwunden, klettern zwei weitere Schmetterlinge aus dem Loch in Alesias Brustkorb. Dies war der Zeitpunkt, in dem es der tapferen Heilerin zu viel wurde. Mit einem letzten Keuchen versank sie in eine gnädige Bewusstlosigkeit. Wir anderen konnten noch sehen, dass weitere drei Schmetterlinge nach und nach aus ihrem Brustkorb in die Lüfte entstiegen. So geschockt waren wir, dass wir nur reglos dastanden. Reyna war die erste die loslief, auf die leblos da liegende Gestalt der Mönchin zu.
    Als wir Alesia schließlich ereichten, sahen wir das Ausmaß der Katastrophe. Ihr gesamter Brustkorb war von innen zerfressen. Der Schmetterling, der sich vor wenigen Tagen auf ihre Schulter gesetzt hatte, musste Eier in ihren Körper gelegt habe. Die Larven hatten sich dann durch Alesias Körper gefressen, sich von ihr ernährt und waren nun als Schmetterlinge „geschlüpft“ um Tod und Leid in die Welt zu fliegen. Für Alesia kam jede Hilfe zu spät. Sie war tot und nichts konnte diese schweren inneren Verletzungen heilen. Wir beschlossen, da wir sie nicht bee



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