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Re: Worte, Geschichten, Gedanken ...
Rai Ruri - 04.12.2007, 10:45Worte, Geschichten, Gedanken ...
Vorwort:
Ich denke jeder kennt das. Man hat manchmal Gedanken zu Papier gebracht, die für eine Geschichte nicht reichen oder sich für ein Gedicht nicht reimen. Dennoch hat man sich etwas dabei gedacht (oder auch nicht ^^) .. Man lässt der Fantasie einfach freien Lauf...
In diesem Thread könnt ihr kurze Texte veröffentlichen, die euch einst so durch den Sinn gingen. Es können weise Worte sein, oder auch ein Anriss einer Geschichte, die ihr nie vor hattet zu beenden. Doch das wichtigste - Es muss von Euch kommen.
Nachdem ich eben mal meinen Computer aufgeräumt habe, habe ich folgenden kleinen Text gefunden... den ich gar nicht so schlecht fand...
Das Versagen
Ein leichter Wind durchwühlte die Blätter eines schon gelbgefärbten Ahornbaumes. Die Gräser bewegten sich in seinen Schwingungen und das Wasser eines großen Sees lag kühl und klar vor ihnen. Der See war in vielen tiefen Blautönen unterteilt und strahlte, wie auch die Bäume, die drum herumstanden eine ruhige und friedliche Stimmung aus. Am Fuße des Sees stand ein junges Mädchen. Ihre langen, blonden Haare wehten im Wind und eine einzelne Träne rollte über ihre Wange. Ihr blasser Körper war nur in einem dünnen, weißen Kleid verhüllt und ihre Saphirblauen Augen sahen unsagbar traurig aus. Langsam senkte sich die sonne und es wurde Abend. Die Vögel stimmten ein leises "Gute-Nacht-Lied" an und tauchten die ruhige Atmosphäre in ein anderes ... ein seltsam melancholisches Dasein. Das Mädchen schnappte nach Luft und ging langsam auf das spiegelnde Wasser hinzu. Mit Ihren Händen strich sie sich einzelne Haarsträhnen aus dem Gesicht. Zielstrebig ging sie ihrem Tod entgegen. Als ihre Knöchel schon eingeschlossen waren, von dem kalten, bissigen Nass, zögerte sie kurz.
Warum war alles nur so weit gekommen. Warum hatte sie nur so versagt. Welches Ziel sollte sie sich setzten, jetzt wo alle tot waren, die ihr einst so viel bedeutet hatten. Ein ganzes Dorf ausgelöscht, verbrannt und nur... weil sie es nicht rechtzeitig dort hin geschafft hatte. Würde sie mit diesem Wissen weiterleben können?
Sie ging mit erhobenem Haupt weiter in das immer enger zu werdende, kühle Nass des Sees. Es schien ihr, als würde sie von dicken unebenen Seilen gebunden, die auf ihre Haut blutige Schlieren hinterließen. Jeder nächste Schritt tat ihr weh und sie war kurz davor einfach zusammen zu knicken.
Ja, genau das hatte sie verdient. Sie, der das Spazieren gehen an einen nach schönen, warmen Herbsttag und das Blumenflücken auf wunderschönen, prächtigen, weiten Wiesen, mehr bedeutet als das Leben ihrer Freunde. Sie hätte es ahnen können. Sie hätte sich nicht so weit weg entfernen dürfen. denn nur Sie, hätte sie alle retten können. Sie trug in sich, das Licht der Hoffnung. Eine Gabe, die schon immer in ihr schlummerte. Leute, die mit diesem Licht in Berührung kamen, waren nicht länger von falschen und missgünstigen Gedanken geplagt. Mörder, Diebe, böse Menschen, erschienen plötzlich etwas zu sehen, das ihr Tun beeinflusste. Sie lernten Reue und Mitleid. Und das konnte nur passieren, wenn sie da gewesen wäre... wenn sie sich vor diesen Leuten gestellt hätte und ihnen das Böse mit ihrem Licht herausgezogen hätte... Wie konnte sie nur so naiv sein? ... Alles schien über sie herein zu brechen. Sie hatte versagt. Ihr Leben war verwürgt und ihr einiges Ziel, ihre Schade zu besiegen, war es ihren Freunden gleich zu tun... zu sterben und keinerlei Gefühle mehr zu besitzen.
Das Mädchen hatte sich bis zu der Mitte des Sees gekämpft. Ihre langen golden glitzernden Haare, schwammen bereits auf dem Wasseroberfläche... noch 4 weitere Schritte und ihr Leid wäre zu ende. Ihr Schicksal besiegelt. Sie spürte Seepflanzen und Algen, die sich um ihre Beine schlangen, um sie vom Weitergehen abzuhalten. Es war bereites tiefe Nacht geworden. Der See spiegelte den Mond und die Sterne in sich. Es roch sehr frisch und nach den Tannen im Wäldchen, nicht weit von ihr selbst. " Auf Wiedersehen, du schöne Welt. Ich darf nicht länger verweilen... Lebt Wohl...“... Mit diesen, ihren letzten Worten, ging sie ihre letzten Schritte. Das Wasser lief in ihrer Nase, ihren Ohren und ihre Augen brannten. Doch irgendwann spürte sie eine plötzlich wärme, die von ihrem Herzen ausging... und dann wurde alles um sie herum dunkel ... sie starb... alleine... und hinterließ nichts außer ihren nun blässlich, grünlichen Körper, der von den leichten Wellen, die von Wind hervorgebracht wurden, ans Ufer getragen wurde.
Ende
Jeder darf die Texte gern auch kommentieren, wie ihr es fandet. ^^ Ich würde mich sehr über eure Meinung freuen ...
Liebe Grüße,
Eure Rai :happy:
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