Contracts for Difference (CFD): Kleiner Einsatz, großer Hebe

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    Re: Contracts for Difference (CFD): Kleiner Einsatz, großer Hebe

    Phil - 07.09.2007, 22:16

    Contracts for Difference (CFD): Kleiner Einsatz, großer Hebe
    (onvista.de)

    Zitat: CFDs sind neuartige Hebelprodukte. Die Papiere sind transparent, schnell, liquide und günstig. Aber nicht ohne Risiko.


    „Viele Menschen in der City verstecken ihren Reichtum“, sagt Peter Cruddas. „Ich nicht, ich bin stolz einer der reichsten Menschen Londons zu sein.“ Cruddas ist 53 Jahre alt, Sohn eines ehemaligen Schlachthofangestellten. Er brach mit 15 Jahren die Schule ab, schlug sich als Börsenhändler durch und gründete 1989 sein erstes eigenes Unternehmen. „Mit 10.000 Pfund, weniger als heute das Armband meiner Uhr kostet“. CMC Markets machte Cruddas zu einem reichen Mann. Er ist schätzungsweise 800 Millionen Pfund schwer, pendelt zwischen London, Monte Carlo und Frankreich hin und her; vorzugsweise im eigenen Jet. Der Wert von Cruddas Unternehmen wird auf eine Milliarde Pfund taxiert. Es gehört zu 100 Prozent ihm, und demnächst will er es an die Börse bringen. Cruddas scheffelt Millionen mit einem, zumindest für deutsche Privatanleger neuen Produkt. CMC Markets ist eigenen Angaben zufolge der weltweit führende Broker für Contracts for Difference, kurz CFDs.
    An dieses Kürzel werden sich Privatanleger in Deutschland gewöhnen müssen. Für institutionelle Investoren gehören CFDs schon lange zum täglichen Geschäft. Und besonders in Großbritannien, dem Ursprungsland der CFDs, erfreuen sich diese einer großen Nachfrage, da die Gewinne dort steuerfrei sind.
    Contracts for Difference steht für Differenzgeschäfte. CFDs gehören wie Futures, Optionsscheine oder Zertifikate zu den Derivaten. Sie bilden Aktien, Aktienindizes, aber auch die Preise von Rohstoffen oder Rentenmarkt-Indizes ab. Weit über 10.000 Basiswerte stehen Anlegern zur Verfügung. CFDs sind Hebelprodukte, ganz ähnlich wie Futures und Turbos. Allerdings sind die Produkte wesentlich schlichter ausgestattet, und daher auch viel einfacher zu verstehen.


    Einfach und verständlich
    Der Wert eines CFDs entspricht immer dem Wert des Basiswertes. Volatilität, der innere Wert oder weitere komplexe, für Privatanleger kaum durchschaubare Faktoren, wie sie beim Optionsscheinhandel eine Rolle spielen, entfallen bei CFDs. Das macht die Derivate zu einem sehr einfachen und verständlichen Produkt.
    Hat etwa der Dax einen Stand von 8.100 Punkten, so hat der CFD ebenfalls einen Wert von 8.100 Punkten. Hinzu kommt bei Kauf und Verkauf jeweils ein Punkt, den der Anleger als Kosten zahlen muss. Somit kostet ein CFD auf den Index 8.101 Euro. Jeder Anstieg des Basiswerts lässt den CFD um den gleichen Wert zulegen. Steigt der Dax auf 8.200 Punkte, hat ein Anleger 100 Euro Gewinn; abzüglich 2 Euro Gebühren.
    Der eigentliche Clou der CFDs sind jedoch der erforderliche Wetteinsatz. Dieser ist vergleichbar mit dem von Optionsscheinen. Um einen Basiswert zu kaufen, muss nicht der volle Wert, etwa der Aktie oder des Index, bezahlt werden. Der Käufer hinterlegt lediglich eine sogenannte Margin, eine Sicherheitszahlung. Dieses Prinzip gilt auch beim Handel mit Optionsscheinen. Um CFDs von 100 Aktien zu je 100 Euro zu kaufen, müssen keine 10.000 Euro investiert werden. Je nach Anbieter werden nur Marginzahlungen von 1 bis 25 Prozent verlangt.


    Hebel mit Nebenwirkungen
    Ein Beispiel: Für den Kauf der 100 Aktien müssen Anleger bei einer 5-prozentigen Margin statt 10.000 Euro nur 500 Euro investieren. Die Wertentwicklung der Aktien wird dennoch voll mitgenommen. Pro Punkt gibt es einen Euro. Steigt die Aktie von 100 auf 110 Euro, fällt nach Kosten ein Gewinn von 8 Euro an. Bei 100 Aktien also 800 Euro. Ein satter Gewinn bei einem Einsatz von lediglich 500 Euro. Ein 10-prozentiger Anstieg des Basiswerts katapultiert den Gewinn des CFDs auf satte 160 Prozent.
    Faustregel: Je niedriger die Marginzahlung, desto höher fällt der Hebel, das Leverage, aus. Beträgt die Marginzahlung 20 Prozent, beträgt der Einsatz für die Beispielrechnung 2.000 Euro. Der Gewinn bleibt bei 800 Euro und liegt daher nur noch bei 40 Prozent gegenüber dem eingesetzten Kapital.
    Bei den meisten Anbietern variieren die Mindestmarginzahlungen je nach Basiswert. Mitunter fällt bei CFDs auf einzelne Aktienindizes nur eine einprozentige Sicherheitsleistung an. Dementsprechend hoch ist der Hebel. Anleger können jedoch auch individuelle Sicherheitsleistungen erbringen und sich somit ihren eigenen Hebel schaffen. Nur die Mindestzahlung bleibt Pflicht. Wie viel Musik in den Hebelprodukten steckt, zeigt eine Erhöhung des Einsatzes. Hinterlegt der Anleger statt 500 Euro 50.000 Euro und erwirbt sich damit das Recht zum Kauf von 10.000 Aktien à 100 Euro, fällt der potenzielle Gewinn entsprechend aus. 80.000 Euro. Verführerisch, aber natürlich nicht ohne Risiko.


    Denn eine Einbahnstraße ist ein CFD-Trade für Anleger nicht. Der Hebel wirkt selbstverständlich in beide Richtungen, und so schnell wie Gewinne sicher erscheinen, können auch herbe Verluste auftreten. Fallen die Aktien von 100 auf 95 Euro, ist die gesamte Sicherheitsleistung von 500 Euro bereits verbraten. 5 Prozent Kursverlust, und der volle Einsatz ist verloren. Wie beim Handel mit Futures hat der Anleger nun zwei Möglichkeiten. Er hinterlegt mehr Geld als Sicherheit, oder er verabschiedet sich aus diesem Geschäft (er schließt die Position).
    Bei Verlustgeschäften schrillen auch bei den Anbietern der CFDs die Alarmglocken.Vielfach sind sie bei der Liquidierung eines Geschäfts behilflich. Droht die Entwicklung des Basiswerts die Marginzahlung zu unterschreiten, werden die Positionen teilweise vollautomatisch glatt gestellt. Das heißt, die Anbieter verkaufen so viele CFDs, bis wieder ein Puffer hergestellt ist. „Unsere Handelsplattform hat einen Airbag“, sagt Sarah Brylewski. „Anleger können nie mehr verlieren, als sie eingesetzt haben“, so die Expertin von ABN Amro Marketindex.
    Trotzdem sind CFDs vor allem für spekulative Anleger geeignet, die bewusst auch ein höheres Risiko eingehen wollen. Denn das besondere Risiko und die Verführung am Handel mit CFDs ist die Tatsache, dass sich durch das Nachschießen, also die Hinterlegung weiterer Sicherheitszahlungen, Zeit kaufen lässt und der Anleger im Spiel bleibt. Dies verführt unerfahrene Anleger dazu, entgegen ihrer eigentlichen Spekulation zu handeln. Dem guten Geld wird schlechtes hinterher geworfen. Mit zunehmenden Verlusten tendieren sie dann einfach dazu, sich weiter gegen die Kursentwicklung zu stemmen. Mitunter mit bösem und teurem Ende.


    Viele der Anbieter setzen daher Kenntnisse beim Handel mit gehebelten Produkten bereits bei der Kontoeröffnung voraus. Der Handel mit CFDs erfordert einen hohen Grad an Selbstbeherrschung und den Willen, täglich, am besten laufend die eingegangenen Positionen zu beobachten. Noch besser ist es, die eigenen Investments gleich mit Stopp-Loss-Marken zu versehen. „Anleger, die mit CFDs handeln, brauchen sehr viel Disziplin – oder sie sollten Anbieter nutzen, die die Nachschusspflicht ausgeschlossen haben“, sagt CFD-Expertin Sarah Brylewski.
    Auf fallende Kurse setzen
    CFD-Anleger können jedoch nicht nur von steigenden Kursen des Basiswerts profitieren. Sie können auch auf fallende Kurse setzen. In diesem Fall verkaufen Anleger den Basiswert. Sie hoffen, dass der Kurs des Basiswerts fällt und sie ihn später günstiger kaufen können. In diesem Fall ist dann die Differenz zwischen Verkauf und Kauf der Gewinn. Auch hier ein Beispiel anhand der Aktie, die 100 Euro kostet. Der Anleger verkauft 100 Aktien, hinterlegt wiederum 500 Euro als Sicherheitsleistung und hofft auf fallende Kurse. Liegt er richtig, und die Aktie fällt auf 90 Euro, gibt es wiederum nach anfallenden Kosten insgesamt einen Gewinn von 800 Euro auf die eingesetzten 500 Euro. Dieses Short-Selling ist in Deutschland bisher institutionellen Anlegern vorbehalten gewesen. Neben Aktien können ebenfalls Rohstoffe, Währungen und Indizes geshortet werden.
    Diese Möglichkeit, auf fallende Kurse zu wetten, eignet sich nicht nur für Spekulanten, sie macht CFDs auch für konservative Anleger interessant, die ihr Depot gegen Kursverluste absichern wollen. Bisher werden dazu meist klassische Optionsscheine genutzt. Doch dazu muss ein Produkt mit der passenden Laufzeit und dem passenden Basiswert gefunden werden. Obendrein kosten die Scheine eine Prämie. Diese entfällt bei CFDs. Ähnlich wie bei Optionsscheinen muss der Anleger wegen des Hebels weniger Kapital anfassen. Geben die Werte im Depot nach, gleicht die Wertentwicklung der CFDs idealerweise den gesamten Verlust oder zumindest einen Teil der Verluste wieder aus.


    Ein weiterer Vorteil der CFDs: Die Auswahl an Basiswerten ist nahezu grenzenlos. Auch auf kleine Unternehmen und exotische Indizes gibt es die Hebelprodukte. Eine Marktkapitalisierung von einer Million Euro und ein Handelsvolumen von 250.000 Aktien täglich reichen aus. Die Welt von Optionsscheinen ist in diesem Bereich wesentlich kleiner.
    Zinskosten fallen an
    Neben den einheitlichen Gebühren bei Kauf und Verkauf fallen noch Zinskosten an. Da Anleger nur einen Bruchteil der Investitionssumme aufbringen müssen, entstehen den Anbietern Kosten für die Finanzierung des restlichen Teils des Investitionsbetrags. Diese geben sie an die Anleger weiter.
    Die Höhe dieser Kosten richtet sich größtenteils nach dem aktuellen Kapitalmarktzins. Je nach Anbieter werden noch bis zu 3 Prozentpunkte zusätzlich verlangt. Dieser Jahressatz wird auf die Haltedauer des CFDs herunter gebrochen. Nur wenn ein Trader innerhalb eines Tages kauft und verkauft, fallen keine Finanzierungskosten an. Wer indes von fallenden Kursen ausgeht und Short-Selling betreibt, erhält die Finanzierungskosten sogar gutgeschrieben.


    Neben dem Spread und den Zinskosten sind noch Handelskommissionen zu zahlen. Sie betragen je nach Anbieter zwischen 0,03 Prozent und 0,25 Prozent des Einsatzes pro Transaktion. Die Mindestkommission liegt zwischen 5 und 12 Euro. Unterm Strich ist der Handel mit CFDs teurer als der Handel mit Futures und Optionsscheinen, aber wesentlich preiswerter als der klassische Börsenhandel und als das Spekulieren mit Hebelzertifikaten.
    Der Londoner Anbieter CMC Markets verzeichnet teilweise bis zu 6 Millionen Trades täglich. Lediglich der geringe Aufschlag bei Kauf und Verkauf und die Kommission haben Peter Cruddas zu seinem großen Vermögen verholfen. Und der Selfmade-Millionär gibt sich optimistisch: „Auch in Deutschland werden statt Hebelzertifikaten und Optionsscheinen in wenigen Jahren nur noch CFDs gehandelt.“

    Handel übern Tresen
    Einen Unterscheid zum klassischen Aktien- und Zertifikatehandel gibt es im CFD-Geschäft. Die Derivate werden nicht wie üblich über die Börse gekauft, sondern von einem Broker oder einer Bank. „Über den Tresen“, over the Counter oder kurz OTC, heißen diese Transaktionen zwischen einem Anbieter und einem Käufer abseits des Börsenparketts. Unter großen institutionellen Anlegern ist der OTC-Handel schon längst etabliert. Privatanlegern reichen beim Handel mit CFDs daher kein herkömmliches Depot und Konto bei einer Online- oder Filialbank.

    Da die Derivate nicht börsennotiert sind, müssen Anleger bei den CFD-Anbietern direkt ein Depot eröffnen (siehe Tabelle). Somit ist diese Anlageklasse auch eine Vertrauensangelegenheit. Die Mindestanlagen variieren zwischen den einzelnen Anbietern. Einige Broker verlangen keine, bei anderen liegen die Summen zwischen 1.000 und 5.000 Euro. Auch erlauben einige von ihnen das Nachschiessen, also eine erneute Marginzahlung. Bei anderen hingegen ist Schluss mit dem Trade, wenn die hinterlegten Sicherheiten aufgebraucht sind.
    Die in Deutschland aktiven Broker unterliegen der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Eine Garantie, dass der Broker nicht Pleite macht, ist diese Kontrolle jedoch nicht. Allerdings besteht aufgrund des deutschen Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetzes einen Garantie für 90 Prozent des eingezahlten Kapitals. Jedoch nur bis zu einer Höhe von maximal 20.000 Euro.
    Depot-Einlagen sind sicher
    Peter Cruddas CMC Markets genießt hierzulande eine Sonderstellung. Das Unternehmen wird nicht nur von der Bafin überwacht, sondern auch von der britischen Finanzaufsichtsbehörde, Financial Services Authority (FSA). Kundengelder stellen bei CMC Markets ein Sondervermögen dar. Im Falle einer Insolvenz der Gesellschaft haben Gläubiger auf Anlegergeld keinen Zugriff. CMC bietet seinen Kunden de facto einen 100-prozentigen Kapitalschutz auf die Einlagen. Der CFD-Handel findet natürlich auf eigene Gefahr statt.

    Die Handelsplattformen, die den CFD-Anlegern zur Verfügung stehen, haben Profi-Charakter. Echtzeit-Kurse tickern nonstop über den Bildschirm. Um einen Kauf oder Verkauf auszuführen, ist nur ein Mausklick nötig. Gleichzeitig können Limits und Stopp-Kurse gesetzt werden. Charts liefern in Echtzeit ein Abbild über den Trend, den eine Aktie oder Index gerade einschlägt.

    Weitere Informationen zu Hebelprodukten: http://zertifikate.onvista.de



    Re: Contracts for Difference (CFD): Kleiner Einsatz, großer Hebe

    Phil - 07.10.2007, 13:05


    Zitat: Jeder ist Trader
    von Claus Hecking (Stuttgart) und Markus Zydra (Frankfurt)
    Auf neuen Börsenplattformen können Kleinanleger handeln wie Profis: schnell, einfach - und mit enormem Risiko. Die Vermarkter beteuern, keine Laien anzusprechen. Doch ihr Angebot verleitet zum Zocken.

    Diese Software ist eine Revolution: Keine langatmigen Anrufe bei den Banken mehr, keine Passwortsuche, keine nervige Eingabe der Transaktionsnummern. Ein Mausklick genügt, schon ist man mitten drin in den internationalen Aktienmärkten. Online, in Echtzeit, sekundenschnell. Wie ein richtiger Profihändler. DaimlerChrysler geht hoch? Einsteigen, kaufen! 5000 Stück im Wert von 300.000 Euro mit nur 9000 Euro Einsatz. Klick. Da, Telekom steigt! Kaufen, 10.000 Aktien für 3750 Euro. Klick. Mist, Telekom fällt wieder - Position drehen! Ja, das Konto steigt! Adrenalin schießt durch den Körper. Was macht noch mal die Daimler-Aktie?

    "Das hier ist die höchste Stufe", sagt der grauhaarige Mann ehrfurchtsvoll und blickt schnell wieder auf seinen Bildschirm. Dabei absolviert er bloß Trockenübungen, wie alle hier im Frankfurter Schulungsraum von CMC Markets. Es läuft der Einführungskurs für Markets Pro, eine Plattform, über die der britische Finanzdienstleister ein ebenso spektakuläres wie umstrittenes Kapitalmarktprodukt vermarktet: Contracts for Difference (CFD). In Großbritannien sind diese Derivate der Renner: An der London Stock Exchange ist der CFD-Handel bereits für 30 Prozent des Umsatzes verantwortlich. Im Hintergrund agieren zumeist Wertpapierhändler von Banken oder professionelle Daytrader. Jetzt greifen die CFD-Anbieter den deutschen Markt an - und ködern vor allem Privatanleger.

    Neben dem Marktführer CMC sind auch Anbieter wie das niederländische Institut ABN Amro oder die dänische Saxobank hierzulande auf Kundenfang. Sie treffen auf eine boomende Nachfrage: Deutsche Privatanleger hielten 2006 derivative Wertpapiere im Wert von 110 Mrd. Euro, 30 Prozent mehr als im Vorjahr. "Das sind Instrumente, die große Zukunft haben", sagt Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Und fügt hinzu: "Aber für den normalen Anleger ist das nichts."

    Doch Hobbyspekulanten erliegen leicht dem Reiz der CFD-Plattformen: Sie sind schneller als alle bisherigen Wertpapierhandelssysteme. Sie sind leicht zu bedienen. Und sie bieten einen Kick: gigantische Renditechancen bei geringem Einsatz.

    Anleger muss sofort nachzahlen

    CFD-Käufer wetten auf Kursveränderungen von Aktien, Indizes oder Rohstoffen. Steigt der Index nur um ein Prozent oder 70 Punkte - das passiert mitunter binnen einer Stunde - macht der Zocker 7000 Euro Gewinn, hat den Einsatz glatt verdoppelt. Das Gewinnpotenzial, der sogenannte Hebel, liegt damit 100-mal so hoch wie bei konventionellen Indexzertifikaten. Die Kehrseite: Bereits ein Minus von einem Prozent reicht, um den Einsatz zu vernichten. Und das Potenzial nach unten ist offen. Übersteigt der Verlust die Einlage, muss der Anleger sofort nachzahlen - oder sein CFD wird zwangsverkauft.

    Die CMC-Werbespots auf dem Fernsehsender N-TV zeigen solche Abgründe nie. Hier macht David, der smarte Daytrader, mit CFD-Spekulationen den großen Reibach. Ständig wird sein Kontostand eingeblendet, und der klettert unaufhaltsam nach oben: 100.000 Euro, 102.000 Euro, 103.000 Euro, 104.000 Euro. Dabei muss David kaum etwas dafür tun. Der Dax bricht ein? David drückt auf sein WAP-Handy, geht short. Prompt schießt das Konto wieder hoch, 4000 Euro Gewinn in sechs Sekunden. David lacht, bestellt Champagner und widmet sich seinen zwei Gespielinnen. So einfach ist es, erfolgreich zu sein. Zumindest in der Werbung.

    In der CFD-Wirklichkeit ist es weitaus leichter, seinen gesamten Einsatz zu verlieren. "Einige meiner Bekannten haben 3000, 4000 Euro bei CMC reingesteckt", erzählt Thorsten Borsch, "und in ein paar Stunden waren sie alles los." Borsch ist Daytrader. Seit acht Jahren finanziert er seinen Lebensunterhalt mit Wertpapiergeschäften. Er hat den New-Economy-Hype erlebt, das Platzen der Blase, den Wiederaufstieg der Kurse. "Die Börse ist eine fantastische Einrichtung", sagt er. Die neuen Plattformen sind jedoch selbst ihm zu heiß: "Ein Hebel von 100 ist jenseits von Gut und Böse." Früher hätte man noch über jeden Deal nachdenken können. "Bei CMC schaut man dem Konto zu, wie es im Sekundentakt wächst oder schrumpft", sagt Borsch, "und dann macht man Fehler." Die neuen Plattformen seien nur für echte Profis geeignet.

    Für solche Investoren wurden die CFD ursprünglich konzipiert: in den 80er-Jahren, als der britische Staat eine Steuer auf Aktiendeals einführte. Um dieser zu entgehen, suchten findige Großinvestoren einen Umweg - und fanden ihn. Sie kauften Wertpapiere nicht mehr an der Börse, sondern konstruierten Verträge mit den Verkäufern, die diese verpflichteten, die Differenz zwischen dem aktuellen Kaufkurs und einem späteren Verkaufskurs bar zu begleichen: Die CFD waren geboren.

    Kurz darauf entdeckte der Händler Peter Cruddas das Potenzial dieser Kontrakte für den Privatanleger-Markt. Er gründete CMC Markets, ließ sich eine leicht bedienbare Software für Internetnutzer entwickeln und schuf so die Mutter aller CFD-Plattformen. Seither geht es Cruddas wie dem TV-Daytrader David - mit jedem Klick vermehrt sich sein Vermögen. CMC kassiert gleich dreifach von den Anlegern: den Unterschied zwischen An- und Verkaufskursen, Ordergebühren sowie Zinsen für Kaufpositionen, die über Nacht gehalten werden.

    Jeder Dritte klickte

    Mittlerweile soll Cruddas ein Vermögen von 800 Mio. Pfund (1,18 Mrd. Euro) besitzen. Vor wenigen Wochen kürte die "Sunday Times" den 53-Jährigen zum reichsten Mann der Londoner City, "Management Today" adelte ihn zu Großbritanniens "Unternehmer des Jahres". Insgesamt seien über CMC Markets 2006 weltweit Transaktionen im Wert von 620 Mrd. Euro gelaufen, berichtet Stefan Riße, Direktor der deutschen Niederlassung in Frankfurt. In Deutschland waren es bereits 106 Mrd. Euro. Fünf Jahre lang kommentierte Riße bei N-TV die Börse. Jetzt preist er für CMC die Plattform auf Anlegermessen und Roadshows an. Dabei hat CMC den einfachen Privatanleger nach eigenem Bekunden gar nicht im Auge. "Unsere Spots richten sich an Trader", beteuert Riße.

    Der Erfolg der TV-Kampagne, dessen sich die von CMC beauftragte Werbeagentur Wirkstoff rühmt, lässt andere Schlüsse zu: 63 Prozent der Zuschauer der N-TV-Sendung "Telebörse" seien durch die Filmchen neugierig auf CMC Markets geworden, hat Wirkstoff in einer Studie ermittelt. Fast ein Drittel habe auf die Website geklickt, wo Neukunden zeitweise 100 Euro Abschlussprämie versprochen wurden. Einen Daytrader dürfte diese Summe ebenso wenig locken wie die Gratisausgabe von Rißes Buch "CFDs simplified" oder der geringe Mindestanlagebetrag von 1000 Euro.

    "CMC versucht, das Programm an jeden X-Beliebigen zu verkaufen", kritisiert Daytrader Borsch. Dem Unternehmen genügt es, wenn Neukunden ein vierseitiges Formular ausfüllen, in dem sie über ihre Börsenerfahrung Auskunft geben. Nachgeprüft werden die Angaben nicht. Ist die erste Überweisung angekommen, erhalten die Kunden einen Prospekt, in dem sie auf die Risiken hingewiesen werden. So verlangt es der Gesetzgeber. Beim Kunden hängen geblieben ist meist jedoch der Slogan, mit dem CMC bis vor Kurzem warb: "Old School: Aktien muss man liegen lassen. New School: Aber nur ein paar Minuten."

    Anlegerschützer Kurz sind solche Parolen suspekt: "Die Gefahr ist groß, dass Anleger Risiken eingehen, die sie nicht überschauen." Und so fordert der Bremer Psychologieprofessor Gerhard Meyer eine verschärfte Kontrolle durch den Staat. "Die Anbieter blenden in ihren Warnungen die emotionale Komponente aus, und hier handelt es sich um Zockerprodukte par excellence", kritisiert der Forscher. Der Staat müsse die Plattformbetreiber zu denselben Vorsorgemaßnahmen zwingen wie Glücksspielanbieter. Das hieße: Verbot aggressiver Werbung, intensive Mitarbeiterschulung, rigide Zugangskontrollen sowie umfangreiche Programme zur Prävention und Früherkennung von Suchtfällen.

    Die Finanzaufsichtsbehörde BaFin sieht keinen Handlungsbedarf. CFD seien legale Finanzmarktinstrumente, die nur auf Marktmanipulation und Insiderhandel überprüft werden müssten. Für Glücksspiel sei man ohnedies nicht zuständig.

    Tatsächlich trägt der CFD-Handel Züge des Zockens. "Ich kenne Leute, die können nachts nicht mehr schlafen, weil sie vor ihrem Bildschirm sitzen, um zu gucken, was gerade an Japans Börsen vor sich geht", erzählt Daytrader Borsch. Diese Menschen seien vor sich selbst zu schützen. Man müsse ja nicht gleich so weit gehen wie die US-Aufsichtsbehörden. Im Mutterland des Kapitalismus sind CFD verboten.




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