Gott - wer ist das?

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    Re: Gott - wer ist das?

    Mindsoldier - 30.07.2005, 19:19

    Gott - wer ist das?
    Gott - Wer ist das?

    Gott , Allah, Jehawe.. wie man ihn auch nennen mag. Viele Menschen glauben an den "Herren".. An ein allmächtiges Wesen und seine Gesandten... Jesus, Mohammed, Noah, ... die Propheten.. Die Engel..

    Was denkt ihr über die Kirche.. Gottes Werk oder menschliches Machtinstrument? Glaubt ihr? Was bedeutet es für euch zu Glauben?
    Wie seht ihr Texte wie die Bibel, den Koran oder die Thora?

    Das sind viele "große" Fragen.. mich würden eure Antworten und Gedanken dazu interessieren :)

    Lieben Gruß
    Mindsoldier



    Re: Gott - wer ist das?

    Lesther - 31.07.2005, 17:01


    hm... gute, aber auch schwierige Fragen.

    Die Bibel habe ich nur zumteil gelesen, und dabei großteils das AT. Dieses ist ja sehr gewaltvoll und zeigt Gott als den wütenden und mörderischen Rachegott, welcher die Ungläubigen bestraft. Rückte ihn für mich nicht in ein gutes Licht, aber die Aufzeichnungen sind ja auch schon alt, und man darf nie vergessen dass die Menschen - meiner Meinung nach - meist versucht haben, Gott in ihnen wiederzuspiegeln und ihm Menschlichkeit zu geben. zu dieser Zeit war es eben noch so, dass Frauen "weniger wert" waren (ihr wisst schon, wie ichs meine) und dass Tieropfer und Todesstrafe etc. einfach nur Alltag waren.

    Kirche und Gott haben für mich immer weniger miteinander zu tun. Angefangen mit dem ohnehin verpönten Ablasshandel bis heute, wo tausende Menschen angeblich im Namen der Religion sterben müssen (Terror etc.), Kirchensteuer, päpstliches "Verbot" von Verhütung etc. etc. ... und dann wundert man sich, dass immer mehr Leute aus der Kirche austreten.
    Seit jeher lebten die Päpste in Prunk und Luxus, trotz der Armut der Welt, und die Moral, die die Kirche gepredigt hat, hat ein Großteil niemals eingehalten. Das Teilen mit den Armen, das sich mit wenig Zufriedengeben, das selbstlose Handeln, Bescheidenheit und Einkehr... viel zu viele Kirchenoberhäupter haben das nie eingehalten. Ich kann und will diesen Menschen meinen Glauben nicht anvertrauen, da sie mir nichts geben können. Meiner Meinung nach kann ein priester mir keine Verbindung zu Gott geben, denn er belügt sich viel zu oft selbst. Allein die Sache mit den Todsünden macht mich wahnsinnig, weil jede einzelne der Todsünden eine menschliche Eigenschaft ist, und hätte Gott den Menschen tatsächlich geschaffen, dann mit diesen Eigenschaften, einfach menschlich, und niemand ist dafür zu verurteilen.

    Die Grausamkeit Gottes, die Menschen seit jeher "erpressen" sollte (wenn du nicht so handelst wie wir es dir sagen, wird Gott dich bestrafen), dient nur der totalen Kontrolle. Denn der barmherzige Gott verzeiht doch angeblich, und liebt alle.
    Die christliche Moral ist so oft voller Widersprüche, sodass ich mich nicht damit identifizieren kann.

    Ich persönlich glaube an Gott bzw. an ein höheres Wesen, doch ich glaube nicht, dass dieser unser Handeln so sehr beeinflusst, oder uns bestraft oder belohnt. Ich halte es für unsere menschliche Aufgabe auf dieser Welt, so gut zu leben wie wir eskönnen, unser Bestes zu geben und "richtig" zu handeln. Und zwar einfach aus dem Grund, weil wir glücklich sein wollen und sollen und Erfüllung suchen. Kein Gott belohnt einen für märtyrerisches Verhalten, deshalb müssen wir zusehen, dass es uns gut geht, und nicht leiden, in dem Glauben, im Himmel einen besonderen Platz zu bekommen. Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod, bestenfalls an Reinkarnation, aber auch da bin ich mir nicht sicher. Die Menschen klammern sich doch nur an dieses Leben nach dem Tod, weil sie sich das Nichts nicht vorstellen können. Natürlich ist das verständlich, aber nichts, auf das man sich verlassen sollte. Im Hier und Jetzt leben halte ich für unsere Aufgabe, und auch das, was ein "Gott" befürworten würde.


    Glauben finde ich nicht schlecht, denn in der Not gibt es Menschen oft Zuversicht und Kraft. Doch man sollte nicht vergessen, dass man jetzt lebt und auf sich alleine gestellt ist. Sich auf einenGott zu verlassen, der einem hilft oder einem Gerechtigkeit bringt, ist manchmal der letzte Strohhalm, doch letztendlich naiv und auch feige. Das halte ich dann für Glauben, der einem nur schadet, denn man sollte sich selbst helfen und wissen, dass man für sich alleine verantwortlich ist.

    Prinzipiell aber ist dieses sich-einen-Gott erschaffen aber nur menschlich und hängt vielleicht auch mit der Sehnsucht nach Übernatürlichkeit zusammen, würde ich sagen. Manchmal möchte man einfach nur beten oder hoffen, dass ein Wunder passiert, oder man möchte sich einreden, dass einem die Sünden verziehen werden, damit man es in Zukunft besser machen kann und sein Gewissen befreit.
    Das finde ich auch schön.
    Krankhaft sind dann Selbstmord-Attentäter etc., die glauben, im Sinne ihres Gottes zu handeln, wenn sie töten und vernichten, und dabei nicht einmal merken, dass das den Geboten widerspricht. Wenn man nur noch Gott, also etwas, das es nicht einmal wirklich gibt, oder zumindest nicht sicher, als Lebensinhalt hat und unter diesem Zeichen sein Handeln bestimmt, ist das krankhaft und falsch, finde ich. Wenn das einzige, woran man in seinem Leben denkt, das Leben nach dem Tod ist, vergeudet man sein Leben, und das halte ich für falsch.


    Viele Gedanken... ich hoffe, ich konnte trotzdem die Fragen so einigermaßen beantworten! :) war ein sehr anregendes thema.

    alles liebe



    Re: Gott - wer ist das?

    John.Coffey - 31.07.2005, 20:38


    Das ist ein Thema das ich schon so lang vor mir her trage. Ich wollte esin einem "alles" für mich erklärenden Thread schon in den Nachtwelten schreiben. Meine Meinung über Gott, Religion, Jesus und Kirche(n). Aber geht das? Ich bin immer daran gescheitet meine Gedanken auch nur annähernd zu Papier (auch virtuelles) zu bringen. Ich bin bemüht und ich würde so gerne antworten ... aber wo fange ich an, wo höre ich auf. Ich denke, ich bin ein sehr gläubiger Mensch. Und dann - wieder auch nicht.
    Kommt Zeit - kommt Antwort. Im Moment hast Du in mir zu viele Fragen aufgeworfen ...

    John



    Re: Gott - wer ist das?

    Mindsoldier - 01.08.2005, 20:35


    nungut, dann will ich mal versuchen, meine eigenen Fragen zu bantworten :)


    Was denkt ihr über die Kirche.. Gottes Werk oder menschliches Machtinstrument? Glaubt ihr? Was bedeutet es für euch zu Glauben?
    Wie seht ihr Texte wie die Bibel, den Koran oder die Thora?

    also zuerst mal zur Kirche *grübel*.. ich denke die Kirche war ursprüglich eine sehr gute Idee.. die dann aber durch menschliches Machtverlangen und die Irrwege des Mittelalters irgendwie aus den Augen verloren wurde.. wie schon gesagt wurden im Namen dieser Kirche viele tausend Menschen umgebracht... ich vergleiche die Kirche oft mit dem 3. Reich.. da sie im Grunde ganz ähnliche dinge getan und ähnliche Methoden angewand hat.. nur über einen Wesentlich längeren Zeitraum.. außerdem fungiert die Kirche seit Jahrhunderten als Bremse für Wissenschaft und Technik.. was nicht unbedingt schlecht sein muss.. aber auch hier ist wieder die Frage nach den Methoden... das wohl berühmteste Beispiel ist wohl die Geschichte um Galilieo Galilei.. wenn man eine Meinung nicht teilt, ok. Aber leute deswegen umzubringen.. naja..
    Ich bin überzeugt davon, das die Kirche bzw. der Vatikan auch heute noch in vielerlei schmutzigen Geschäftchen die Finger drin hat... was teilweise ja auch in diengen wie Waffenhandel nachgewiesen wurde..
    Aber die Kirche besteht ja nunmal nicht nur aus dem Vatikan..
    ich bewundere zum Beispiel das Laben und die Arbeit vieler Mönche und Nonnen.. (mir fällt auf, dass ich auch nicht in der Lage bin, alles was ich denke irgendwie in diese worte zu stecken *grübel* )

    hmm.. die Bibel...
    Ich hab die Bibel und den Koran gelesen... ich denke, es sind sehr Interessante Bücher, auch sehr Naive Bücher und nebenbei noch extrem abgefahrene Geschichten ;) das AT habe ich zusammen mit der Offenbarung des Johannes am liebsten gelesen.. Ich denke mich Fasziniert am AT einfach die Einfachheit des Glaubens, der Beschrieben wird..
    Naja, sowohl die Bibel als auch der Koran haben viele Wiedersprüche in sich.. um nur ein (sehr bekanntes) Beispiel zu nennen ist da die Sache mit "Auge um Auge, Zahn um Zahn" und "..so halte ihm auch die andere Wange hin"... das AT und Jesus´Bergpredigt... aber wie heisst es so schön? .. die Zeiten ändern sich.. Man geht ja davon aus, dass das AT 1000-2000 v.Chr enstanden ist.. und das NT in den ersten 200 Jahren n.Chr. .. und in dieser Langen Zeit wird sich viel Geändert haben - -
    Wenn man über die Bibel spricht, muss man auch die irche wieder erwähnen.. es ist ja nunmal so, dass die Kirche im 3. Jhrd. die Bibel als kononischen Text "beschlossen" hat .. es gibt ja noch die so genannten Apokryphen.. die nicht kanonischen Texte.. also Evangelien und alt Testamentarische Texte, die nicht in der Bibel enthalten sind... und drerer gibt es etwa 80.. und da Fragt man sich, warum bekommt die Christenheit das nicht zu lesen?... weil da vielleicht Dinge drinstehen die die Kirche lieber nicht zu laut sagen sollte?..
    naja.. ich denke, da könnte man seitenweise abhandlungen drüber schreiben.. also lasse ich das mal dabei..

    Ich kann (leider) nict sagen, dass ich besonders Gläubig bin .. es gibt Momente da wünsche ich mir einen festen Glauben, einfach um etwas zu haben, an dem man sich festhalten kann, etwas, dass einem Hoffnung gibt... ich gehe davon aus, dass es Jesus zum Beispiel als Person tatsächlich gegeben hat, aber ich bezweifle, dass er auch tatsächlich Gottes Sohn war.. Ich denk, er war einfach ein guter Mensch, ein Mensch der es Verstand, die Leute zu erreichen, ihnen Hoffnung und Kraft zu geben.. ähnlich wie Gandhi *g*.. wie gesagt, ich bewundere Menschen mit festem Glauben... kann ihn für mich aber leider nicht beanspruchen :(

    Lieben Gruß
    euer Mindsoldier



    Re: Gott - wer ist das?

    John.Coffey - 02.08.2005, 11:44


    _______
    _______© Mit freundlicher Erlaubnis von www.the-escape.de / Solstice

    Text: In 20 Meter Tiefe... die ewige Ruhe. Diese Madonnenstatue steht im Meer vor Elba in ca 20 Meter tiefe. Pelloquin schrieb dazu: Dieses Bild... hat in meinen Augen eine sehr gewaltige Symbolik. Maria mit gesenktem Blick betend unter Wasser. Vielleicht ist sie garnicht im Meer. Nur versunken in ihren eigenen Tränen über die Geschicke der Menschheit.



    So, ich wage mich heran ... ich traue mich. Ich probiere es.

    Ich Glaube.

    (Einige werden Auszüge älterer Beiträge von mir finden)

    Im Verlaufe so mancher Geschichte (sogar oder vor allem so mancher Lebensgeschichte) erfährt man eine menge über sich und andere, auch, dass Wunder zuweilen dort geschehen, wo man sie am wenigsten erwartet. Meine Nickname sagt etwas über meinen Glauben aus. Steven King hat mit John Coffey so etwas geschaffen wie ein Wunder. Einen Engel. Und mit "The Green Mile" hat er mein Lieblingsbuch geschrieben. Der große, schwarze Sklave mit den treuen Augen, welcher Angst im Dunkeln hat, in Wirklichkeit kein Mörder, sondern - ganz im Gegenteil - ein Wunderheiler ist. Ein Wunderheiler bin ich natürlich nicht. Ich bin, bloß ein Mensch. Gr. Gaulichter schrieb in einer Antwort an mich das Steven King mit seiner Figur des John Coffey eine beachtliche Wahl getroffen hatte. Die eines Schwarzen. Ein Schwarzer mit magischen Kräften. Eine Arbeit im Internet und die Schriftliche Untersuchung des Films "The Green Mile“ zeigte mir so viele neue Facetten dieser Figur. Die Initialien John Coffey - "J. C." woran erinnern diese? "J. C.", wie auch "Jesus Christus". Dieser Coffey, den King vielleicht mit Christus verglich, dieser zog nicht durch das Land und kündigte das Himmelsreich Gottes an, zumindest erfuhr man darüber nichts, weder im Buch noch im Film. Er hatte auch keine Jünger um sich oder gab sich selbst als Sohn Gottes aus. Ich denke Coffey wusste nicht einmal warum er so war wie er war. Er fand keine großen Worte oder Gleichnisse. Und doch wurde auch er unschuldig zum Tode verurteilt. Ebenso wie Christus, dessen Unschuld auch klar war aber auf Grund des von Vorurteilen geprägten Hasses gegen John als Schwarzen schenken ihm Viele keinen Glauben. Er trägt sein Schicksal aber in dem festen Glauben an ein Leben nach dem Tod. John Coffey erweckte Tote zum Leben, man erinnert sich an Mr.Jingels die Maus oder die Frau des Gefängisdirektors die er vom Krebs befreite. Coffey geht seine Grüne Meile wie auch Christus seinen Weg ging ... für mich eine faszinierende Geschichte. Auch das Abendmahl zieht paralelen. Coffey bricht das Maisbrot und teilt es unter den Gefangen und sein letzter Wunsch im Kino einen Film zu sehen bringt mit dem Licht des Projektors sogar den Heiligenschein. Vor John Coffey wurden zwei Verbrecher exikutiert, auch vor Christus starben zwei am Kreuz. Und Jesus sprach bevor er starb die Worte, Ich befehle meinen Geist in deine Hände. John sang "I am in Heaven", um sich die Angst vor dem Tode zu erleichtern. Pelloquin schrieb einmal, das es in den meisten King-Stories um die kleinen Dinge geht, die kleinen Dinge die einem helfen, mit dem Wahnsinn dieser großen Welt klarzukommen. So sehe ich meinen Glauben. So verstehe ich auch teile der Bibel. Manch einer würde spätestens bei der Exikution John Coffey die parallelen zu Jesus Christus aufbrechen. Ich nicht. Paul der Gefängniswärter stellt sich ja die Frage, ob er so einen Menschen, so ein "Wunder" wie John Coffey einfach hinrichten dürfe. Offensichtlich kann man aber mit nichts die Unschuld Johns beweisen. Coffey nimmt Paul das schlechte Gewissen, ihm mit der Hinrichtung letztendlich geholfen zu haben. Er sagt, das er müde sei immer unterwegs zu sein. Menschen, die streiten, das ganze Leid auf der Welt, das er nicht mehr ertrage. Auch Christus wusste, dass Judas ihn verraten und Petrus ihn verleugnen würde, trotzdem vergab er beiden. In dem Film bestraft Coffey die bösen Männer (wie er sagt). Wild Bill ist der wahre Mörder, denn er so Coffey: "Er hatte die beiden Mädchen mit der Liebe füreinander getötet. So passiert es überall auf der Welt, jeden Tag". Der Teufel so der Sinn hinter dieser Aussage laut King, nutzt unsere verletzlichen Seiten, um uns zu töten. Coffey stirbt für die Menschen – Jesus starb für sie. Als Coffey in den Exikutionsraum mit dem Elektrischen Stuhl geführt wird, werden ihm die hasserfüllten Rufe des Volkes entgegen gebrüllt. "Lasst ihn zweimal schmoren", schreit die Mutter der ermordeten Mädchen. Christus wurde auch vom Volk verurteilt. Im Lukas Evangelium steht: Später spotteten sie über ihn und forderten, "dass er sein Gesicht verliere, als wahrer König der Juden." Der große Coffey wahrt sein Gesicht, indem er sich weigert die schwarze Maske überzuziehen, schliesslich hatte er Angst im dunkeln. Und Coffey befahl seinen Geist in Gottes Reich, eben durch das singen von "I am in Heaven".

    Aber es geht um etwas anderes in diesem Thread. Es geht um Glauben.
    Ich hatte vor eine weile wieder damit angefangen in einer Kinderbibel zu lesen. Eine Kinderbibel deswegen, weil sie besser verständlich ist. Ich berichtete vor einiger Zeit davon, das wir an der Arbeit einen Kalender haben, an dem jeden Tag ein Bibelspruch für den Tag steht. So etwas wie ein Losungs-Kalender. Manche werden es vielleicht kennen. Mein Großvater hatte auch so einen. In der Wohnküche hing dieser damals und jeden Mittag vor dem Essen riss er das Blatt vom Vortag ab und lass es meiner Oma vor. Erst, wenn er das Blatt abgerissen hatte, stand auf dem Kalender das richtige Datum. Ich war oft dabei. Und damals so wie heute wenn ich auf den Kalender an der Arbeit schaue, verstehe ich nie genau das, was auf der Vorderseite eigentlich steht. Ich verstehe heute wirklich nicht viel mehr, wenn von Jesus, Gottes eingeborenem (?) Sohn, geboren von der Jungfrau (?) Maria, der für unsere Sünden (?) gestorben ist und begraben wurde und uns danach auch noch den Heiligen Geist schickte, der wiederrum dasselbe ist wie Gott und Jesus zusammen, nur anders. Aber auf keinem Fall drei! Total absurd und durcheinander oder? Ist das was für kleine Kinder oder Leute, die bis drei zählen können müssen, um durch das Leben zu kommen? Gott muss einfach sein, so sehe ich das. Anders: Die Vorderseite oder die „kluge Seite“ des Kalenders, wie ich immer sagte, die hat mich nie interessiert. Bis heute nicht – ich lese sie so gut wie nie. Was damals wichtig war und heute leider fehlt ist, das auf der Rückseite Geschichten von Jesus standen. Einfache Männer und Frauen erzählten, wie Jesus ihnen half. Das fand ich spannend, und ich würde mein rechtes Ohr hergeben um einen der alten Kalender zurück zu haben.

    Mein Opa war ein toller Mann. Von ihm lernte ich selbst Geschichten zu erzählen, von ihm lernte ich auch Äpfel pflücken und Apfelsaft machen, Himbeeren pflücken und Hände wärmen, Schnee schippen und Schneemänner bauen, Fische entgräten, Kirschen ernten, verstopfte Toiletten frei zu bekommen, Socken stopfen, Kartoffeln pellen ... ach Opa war toll. Es gab nichts, wo der große alte Mann in meinen Augen nicht dran kam. Ich glaube mein Großvater war irgendwie tief mit Jesus verbunden. Nicht mit der Kirche, da ging er nicht gern hin aber mit diesen Geschichten hinten auf dem Kalender. Zwischen all seiner Fertigkeiten und zwischen all seinem Handwerk ging bei ihm Jesus übers Wasser und rettete meinen Großvater wie einst Petrus, den Alleskönner aber auch Besserwisser vor dem Ertrinken! Das wichtigste aber geschah, wenn Opa anfing zu beten. Seine Stimme veränderte sich. Ganz tief und sanft wurde seine Stimme, wenn er betete. Alles wurde langsamer – wie in Zeitlupe. Der Himmel muss langsam sein oder? Ich glaube daran. Alles wurde so anders, so geheimnisvoll – so ist Religion, so ist Gott und Glaube. Geheimnisvoll. Und leise rief er mit geschlossenen Augen und über dem Bauch gefalteten Händen nach Jesus: „Komm, Herr Jesus, sei Du unser Gast und segne was Du uns gegeben hast ...“ so hat er gebetet. Und ich würde gerne so beten können wie er. Das würde ich wirklich gern. Aber was ich in der letzten Zeit gelernt habe ist wieder Geschichten von Jesus zu lesen und vor allem Geschichten über Jesus zu erzählen. Erzählen und sich von ihm erzählen lassen. Ich habe die Bibel nie ganz gelesen, immer nur Häppchen und das was mir gefiel. Die Bibel, ist wie der eingedickte Himbeersaft meines Opas. Ich habe sie mir mit viel eigenem Wasser verdünnt, leichter gemacht und so konnte ich mehr davon „trinken“ und vielleicht sogar meinen Sohnemann davon trinken lassen. Sie wird so auch nicht leer. Und Kinderbibeln sind toll – schafft Euch eine an.

    Zeigt das aber jetzt etwas über das was ich glaube? Ich weiß nicht.

    Glaube. Glauben. Jetzt kommt der Spruch den wir alle entweder schon gehört oder schlimmer, schon benutzt haben: Glauben – heißt nicht wissen. Furchtbar. Darüber kann ich mich aufregen. Auf jeder „Stammtischdiskussion“ über Religion kommt diese Plattheit früher oder später auf den Tisch: Glauben heißt nicht wissen. Ich erlebe das immer als Signal einer großen absoluten Verstockung oder? Als wenn „Der kleine Prinz“ nie gelesen worden wäre. Die Bibel steht als altehrwürdiges Buch wie ein Wächter vor dem frommen Gefühl der Menschen und verlangt unerbittlich ihren Tribut. Sie fordert Verzicht an eigener persönlicher spiritueller Empfindung. Verlangt Geringschätzung des eigenen Urteils und Herzenswünsche. Zum kotzen. Vorgeschriebene Bibelfrömmigkeit setzt oft genug ein kaltes, normiertes Herz in ein individuelles Leben. So ist mein Glauben nicht. Meine Religion und mein Glaube - ich schippere an der Bibel und ihrer Kirche vorbei und suche meinen eigenen Weg zur inneren Kraft, zum inneren Glauben. Ich lese „Gespräche mit Gott“, „Möwe Jonathan“, „Unten am Fluss“, „Anna und Mister God“ und nebenbei den Duden und staune dabei das Glauben von „glauben, gelieben, sich lieb machen, sich vertraut machen mit ...“ kommt. Glaube ist doch also nichts, was einem zu fliegt wie ein Husten oder Schnupfen, sondern Arbeit. Obwohl meine arbeit am Glauben ehr Genuss ist, ganz ehrlich. Konkret und ganz platt gesprochen: Ob es Gott im Himmel und auf Erden gibt oder nicht, ist mir doch egal. Ich bin dabei, mich mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass es ihn gibt. Mehr nicht. Das also heißt, Ich Glaube an Gott. Ich muss ihn mir nur erst „zähmen“ wie der kleine Prinz den lebendigen Fuchs, um so mehr Freude an meinem Gottesbild zu haben. Gott muss also in einem wachsen – fertig.

    Man sagt ja auch, wie die Familie glaubt und gläubig ist färbt das ein wenig ab auf die Nachkommen. Mein Vater hatte nichts am Hut mit Thora, Bibel oder sonst was. Meine Mutter ein wenig. Und von wem gar nichts auf mich färbte war unser Pfarrer der Gemeinde. Der wohnte zwar nur ein paar Häuser weiter, war aber grundlegend furchtbar. Zumindest für mich damals. Außerdem stank er aus dem Mund. Meine Familie war ziemlich zurück haltend, außer der Opa. Meine Mutter konnte nicht von jetzt auf gleich beten oder singen oder so was. Und da habe ich es eben, ich denke ein wenig auch her. Um aus mir heraus zu kommen benötige ich immer einen Anstoß oder einen Helfer. Einen, der anfängt, oder einen Raum in dem es mir gut geht, Ausweglosigkeit war auch schon ein Auslöser damit ich Gott Jesus anrief. Anfing Gebete zum Himmel zu schicken. Ein Pfarrer war da nie hilfreich. Nicht in unserer Stadt, und auch nicht der Kerl der zu mir kam als ich mit Leukämie in der Klinik lag. Die Absolution geb ich mir schon selbst warf ich ihn aus dem Zimmer, die genauen Kinderworte waren: „Ich sterbe noch nicht also gehen sie.“ Weinen und Jesus sagen, das sind für mich besondere Dinge geblieben. Manche schauen einen komisch an wenn man über seinen Glauben spricht, über Gott, über Buddha, Allah oder vielleicht sogar den Teufel. Dann gilt man als „verschroben“ und „irgendwie“ seltsam. Nun gut. Seltsam bin ich gern. Ich lebe oft in meinen Träumen, besonders wenn ich in meinem Dachgeschoss ohne meine Familie bin. Viele Leute leben auch in Träumen, aber nicht in ihren eigenen, das ist der Unterschied. Die wirkliche Magie des Traumes versagt oft am Tag. Es liegt vielleicht daran, das noch der beste Träumer die Außenwelt im Wachen wichtiger nimmt als er es sollte. Vielleicht sollten wir verrückt werden ... oder Autisten das habe ich schon mal im „Schiffchen“ geschrieben. Verrückt sein, manchmal wünschte ich es mir ... Die Verrückten können das besser als wir, sie erklären sich für den König von England und ihr Zimmer in der Psychiatrie für ihr Schloss, und alles stimmt wunderbar. Die "Außenwelt" umzaubern können, ohne doch verrückt zu werden - das ist des Träumers Ziel. Es ist nicht leicht, es lohnt sich aber zu probieren. Allerdings kommt man zu Schaden wenn man Tatsachen übersieht. Jedoch ist Gott so viel ich weiß keine Tatsache. Oder seit ihr ihm schon mal begegnet?

    Was Glauben heißt oder zumindest für andere Bedeutet habe ich in Italien im Urlaub erlebt. Das ist schon ein paar Jahre her war mir aber wichtig und gehört irgendwie hier her. Es war ein „Bullenheißer“ Sommer. Und wer der Gluthitze entfliehen konnte der tat es. Frau und Kind blieben im Ferienhaus (Benjamin war damals noch klein, zwei Jahre) und ich musste aber mit dem Hund raus. Ich lief durch die Toskana und entdeckte eine kleine (sagt man Basilika?), na ja, eine kleine Kapelle. Und als ich in die Kühle der alten Kapelle trat, war ich deshalb sehr verwundert, doch der einzige Mensch dort zu sein. Gut, wir waren nicht gerade in der Touristenhochburg. Sie war sehr schön. Mein Hund schnupperte und spitzte die Ohren. Es war irgendwas tolles darin, kühl. Ich schloss die Augen und sog diesen Geruch in mich ein. Dann nahmen auch meine Ohren das wahr, was mein Hund schon gehört haben musste. Noch irgend etwas war in der Kapelle. Ein Tier vielleicht? Die Tür stand ja auf. Sollte ich nachschauen gehen? Da tauchte plötzlich hinter dem Altar die Gestalt eines alten Mönches auf. In sich und die stille der Kapelle völlig versunken, musste er wohl hinter dem Altar gekniet und gebetet haben. Jetzt blätterte er in einem Messbuch und las laut weiter daraus vor. Er lass wohl das Evangelium. Er feierte die heilige Messe, ohne dass auch nur ein einziger Mensch sich in seine Kirche verirrt hatte. Ich beobachtete ihn. Er hob die Arme mit der Hostie, sprach die heiligen Worte, brach die Hostie, kniete nieder und aß die eine Hälfte. Später trank er Wein aus einem Kelch. Das fand ich klasse. Ihn interessierte nicht, wie viel Erfolg er mit seinem Tun hatte. Tat er nun seine Pflicht? Kaum. Wer sollte ihn in dieser Kapelle kontrollieren? Eher war wohl wahrscheinlich, dass er seine Lebensaufgabe gefunden hatte. Mönch zu sein. Und wenn die Welt sich schon alle von der heiligen Hostie abgewandt hatte, um anderen Göttern zu dienen, dann war er eben der letzte, der sich nicht ablenken lassen wollte von seiner Mitte des Lebens. Leise schlich ich mich mit Hund beeindruckt aus dieser Kapelle. Nie mehr wieder hat mir ein „Geistlicher“ ohne alle Worte so viel zu sagen gehabt.

    Das war es vorerst ... es gibt so viel zu sagen.
    Nur kann ich das irgendwie nicht auf Papier bringen.

    John



    Re: Gott - wer ist das?

    Mindsoldier - 02.08.2005, 16:24


    also, zuerst möchte ich mal danke sagen, dass du dir so viel mühe gegeben hast auf meine Fragen zu antworten :)

    Ich finde es wunderschön, wie du es verstehst von "deinem Glauben" zu erzählen.. diese Geschichte mit deinem Opa.. die von dem Mönch.. du kannst wunderbar erzählen lieber John Coffey.. :)

    Außerdem finde ich es toll, dass du einen Weg gefunden hast zu Glauben, da kann ich dich wirklich nur beglückwünschen ! ich bin fast ein bisschen neidisch... wie gern würde ich einfach glauben können...

    Du hast dieses "Glauben heisst nicht wissen" Argument angesprochen... darauf habe ich immer gesagt "Wenn es Wissen hiesse wäre es kein Glauben " .. und so sehe ich das auch...
    Ich denke, du hast meine Vorstellung von einem "guten" (weiß nicht wie ich es anders nennen soll)Glauben mit deinen Worten wunderbar beschrieben... dies ist genau die Art zu Glauben, von der ich mir immer gewünscht habe sie leben zu können... danke nochmal !

    Mindsoldier



    Re: Gott - wer ist das?

    John.Coffey - 02.08.2005, 23:22


    Ich danke Dir. Und Deine Fragen, naja, es sind fragen die schon so lang an meinem Kopf nagen. Ich hätte noch lange weiter schreiben können. So bin ich. Ich komme vom Hölzchen aufs Stöckchen (wer den Spruch kennt). Wenn man mich trifft bin ich schüchtern aber dann - Zitat: Um aus mir heraus zu kommen benötige ich immer einen Anstoß oder einen Helfer. Einen, der anfängt, oder einen Raum in dem es mir gut geht da hst du es. Wenn der Herr Coffey erstmal losgelassen kann man mit plaudern sich ganze Nächte um die Ohren schlagen.

    Wie gesagt nichts zu danken. Und vielleicht kann man "glauben" voneinander lernen. Ich danke Dir für diesen Thread. Vielleicht wird er weitere Dialoge schaffen ... ich habe noch eine menge im Schädel was mit Glauben, Religion und Leben zu tun hat.

    John



    Re: Gott - wer ist das?

    Schattenwind - 04.08.2005, 20:40


    Gott ist Sein

    Glauben. Ich glaube nicht allzu sehr.
    Ich weiß etwas, ich vermute etwas, aber ohne Indiz glauben? Nein.
    An keinen großen Gott, mit keinem seiner Namen, an keine Religion, an keine Kirche - aber auch an nichts?

    Ich bin nicht getauft, stamme aus einer zu großen Teilen anti-religiösen Familie, die mich sicherlich auch geprägt hat. Natürlich färbt es auf ein Kind ab, wenn es bei seinem Opa auf dem Schoß sitzt und er einem wieder einmal erzählt, wieso die Welt sich so zusammenfügt, aber niemals ein Wort über Gott verliert. Und eben so selbstverständlich ist meine Abgneigung, wenn ich meiner Mutter lauschte, die mir von der Hölle erzählte, die ihre Mutter, meine Oma erschaffen hatte, weil sie glaubte, fanatisch, an Jehova. Und so ging ich meinen Weg, an Religionslehrerinnen vorbei, deren Unterricht ich immer durch meine Fragen bereicherte, schon als kleines Mädchen.
    Mit einer überdurchschnittlichen Menge an Skepsis bin ich wohl geboren worden. Seit dem ich mich erinnern kann, habe ich die Lebenswege meiner Umwelt in Frage gestellt, auch ihren Glauben. Gezweifelt, innerlich, das habe ich immer und gelauscht, begierig.

    Eine Zeit lang tat ich einen Schritt in die Richtung meiner Oma. Ich wollte glauben, ich wollte sein, ich wollte etwas in meinem Leben haben, einen festen Pflock, eine innere Ruhestätte. Freundlich worde ich empfangen, sah mit meinen etwa 12 Jahren die Heuchelei nur manchmal durch die Gesichter blitzen, die mir freudig predigten. Königreich Jehovas. Strenge Regeln, unerbittlich, aufgezwungene Moral und ich pubertierendes Ding dazwischen.
    Lange ertrug ich das nicht. Ich begriff nicht, warum ich mir nur Freunde aus dieser Sekte suchen sollte, warum ich vor einer Hochzeit nicht küssen, geschweige denn sonst etwas sollte, warum ich nur bestimmte Fernsehserien schauen durfte, mich nicht einmal wirklich überall anfassen durfte, wenn ihr wisst, was ich meine - nicht einmal zum Waschen.
    Ich verstand nicht, was das mit einem liebenden Gott zu tun hatte. Ich will es auch nicht verstehen.
    Wäre ich in diesen Kreisen gelieben, hätte ich wohl spätestens ein Jahr später ziemliche Probleme bekommen. Homosexualität gilt als Sünde, als Schwere, meine Oma hätte sich von mir abgewandt und all diese netten Leute hätten mich in Gedanken gesteinigt.

    Und irgendwie war es dann aus mit meinem festen, an Dogmen gebundenen Glauben. Die Kirche hat mich nie begeistern können. Viele Dinge der Bibel sind sinnvoll, als kleines Beispiel nur die zehn Gebote, auch wenn ich nicht alle bedingungslos unterschreiben würde.
    Allerdings glaube ich nicht an Heilige, Jesus. An den Sohn Gottes.
    Kennt ihr "Das Jesus Video"?
    Dort wird Jesus von einem Zeitreisenden auf einer Videokamera aufgenommen, die die Jahrtausende überdauert und in unserer Zeit gefunden wird. Und, nach ziemlichen Strapazen, wird dieses Video abgespielt.
    Jesus wird als Mann beschrieben, der lebt, der jede Bewegung lebt, intensiv, als wäre es die letzte. Der Eins zu sein scheint mit allen, mit jedem Sandkorn, mit jedem Wasserströpfchen, mit jedem kleinen Sternchen, mit jedem Tier, mit jedem Menschen.
    Und es wird gefragt, ob es das war, was ihn umbrachte. Dass andere Menschen es nicht ertragen konnten, ihn zu sehen, dieses pure Leben, neben dem sie sich tot, bedeutungslos fühlten? -

    Leben. Leben, mit jeder Faser, jeder Zelle. Jeden Tag.
    Manchmal, besonders in den Ferien, stehe ich morgens früh am Fenster und die Straßen und Gehwege schlafen noch. Nur ich, weit oben, überblickend, keine Menschenseele. Der Wind, der in den Blättern des Baumes vor meinem Fenster spielt, sanft raschelnd, als wären sie aus Silberpapier. Weiße Sonnenstrahlen, zwischen und durch die Blätter, hellgrün, saftig.
    Sturmböen, besonders bei Gewittern, Regenschauer in der schwülen Hitze. Fallende Blätter, rot und golden, tot und doch schicken sie noch einmal Farbe in die Welt, bevor kristallener Schnee alles in seinen kalten Mantel bettet.
    Natur. Natur, egal wie ungemütlich, wie nass und kalt, wie heiß und erdrückend.
    Menschen. Wenige, weil die Angst immer im Nacken sitzt. Aber wenn, wenn dann sind auch sie Teil von mir, mal mehr, mal weniger.
    Liebe. Ich liebe immer zu 100% und jeder, der mich auch nur halbwegs kennt, weiß, dass ich mich davon zerreißen lassen kann. Weil sie es Wert ist.

    All das. Ich glaube an das Gefühl, wenn ich im Garten sitze und die Vögel beobachte, wenn ich meine Kaninchen in den Armen halte, wenn ich lache, wenn ich weine, wenn Schneeflocken fallen und der Wind über meine Arme fährt.
    Das Pulsieren unter der Oberfläche. Die Tiefe der Dinge, der Menschen, des ganzen Seins. Weltseele.

    An das glaube ich. An "die Kraft, die wir Gott nennen", wie es meine liebe Frau Lehrerin so treffend nennt. Das, was alles zusammen und uns selbst beieinander hält. An die Logik des Ganzen, ganz rational, an einen Sinn, der allein schon damit genug ist, dass wir überhaupt existieren, mit unserer Zauberwelt, mit all dem Magischen in uns.



    Re: Gott - wer ist das?

    Mindsoldier - 08.08.2005, 17:14


    ui ui... ich find es sehr toll, wieviel ihr alle schreibt dazu :)

    Lesther hat folgendes geschrieben:
    Ich persönlich glaube an Gott bzw. an ein höheres Wesen, doch ich glaube nicht, dass dieser unser Handeln so sehr beeinflusst, oder uns bestraft oder belohnt. Ich halte es für unsere menschliche Aufgabe auf dieser Welt, so gut zu leben wie wir eskönnen, unser Bestes zu geben und "richtig" zu handeln. Und zwar einfach aus dem Grund, weil wir glücklich sein wollen und sollen und Erfüllung suchen. Kein Gott belohnt einen für märtyrerisches Verhalten, deshalb müssen wir zusehen, dass es uns gut geht, und nicht leiden, in dem Glauben, im Himmel einen besonderen Platz zu bekommen.


    ..hmm.. was aber meinst du "macht" Gott? Ich meine, wenn er unser Handeln nicht beeinflusst und niemanden belohnt was ist seine Aufgabe in unserer Welt?
    Und die Erfüllung, nach der wir suchen sollen, wie du schreibst, worin besteht die? Die suche nach Erfüllung kann doch auch die Suche nach Gott meinen, wie sie im kirchlichen Sinne ja auch oft ausgelegt wird. Gott sei die Erfüllung. Was meinst du?

    Lesther hat folgendes geschrieben:
    Die Grausamkeit Gottes, die Menschen seit jeher "erpressen" sollte (wenn du nicht so handelst wie wir es dir sagen, wird Gott dich bestrafen), dient nur der totalen Kontrolle. Denn der barmherzige Gott verzeiht doch angeblich, und liebt alle.


    ..dieser Wiederspruch ist mir auch sehr lange im Kopf herumgegeistert.. bis ich denn die Bibel gelesen hatte... du hast ja auch geschrieben, dass im Gott m AT ein ..hmm... naja... fürchterlich rachsüchtiger Gott ist, bzw. so dargestellt wird.. im NT sieht die sache allerdings schon ganz anders aus.. Die Kirchen hierzulande, vor allem die evangelischen, so weit ich weß, predigen auch nicht mehr von der Rache Gottes, sondern von der Barmherzigheit, wenn man so will von der Menschenliebe des Fleischgewordenen Jesus...
    Wenn ich wirklich und wahrhaftig fest glauben würde, dann wäre mein Gott oder besser meine Idee von Gott die einens immervergebenden und guten Gottes... der keinen Unterschied macht zwischen den Gläubigen und den "Ungläubigen" (auch ein Wort, dass man mittlerweile, seltsamerweise, in Anführungszeichen setzt... man sieht.. "the war against terror" hinterlässt spuren... dazu fällt mir ein "Stell´die vor es ist Krieg und niemand geht hin" )...
    Das Bild von Gott oder von Allah im Koran ist dem des AT übrigens sehr Ähnlich... auch mit dem Wiederspruch ... jede Sure im Koran beginnt mit den Worten "Im Namen Alláhs, dem Allerbarmers, des Barmherzigen".. auf der anderen Seite finden sich Sprüche wie "Der Koran ist eine Rechtleitung. Und denjenigen, welche die Zeichen ihres Herren leugnen, wird eine qualvolle Strafe zugemessen werden." (Sura 45 "Die Kniende") Nur ein paar Seiten weiter steht dagegen "Sucht vergebung bei eurem Herren, denn er ist Allvergebend." (Sura 71 "Noah")...
    Vielleicht ist dieses doch recht grausame Bild von Gott ein Grund dafür, dass so viele Menschen den Glauben verloren haben...

    Lesther hat folgendes geschrieben:
    Manchmal möchte man einfach nur beten oder hoffen, dass ein Wunder passiert, oder man möchte sich einreden, dass einem die Sünden verziehen werden, damit man es in Zukunft besser machen kann und sein Gewissen befreit.


    .... da kann ich nur zustimmen.....


    zu Schattenwinds post werde ich später noch was schreiben.. ;)

    Lieben Gruß vom Mindsoldier



    Re: Gott - wer ist das?

    John.Coffey - 15.08.2005, 15:14


    Ich habe vor kurzem in einer Diskussion über Geld und Kirche auf NW mal ein paar Sachen über Kirchen und Jägerlatein geschrieben.

    "Vielleicht habt ihr mitbekommen das ich mit Behinderten arbeite. Denen es scheißegal ist ob sie evangelisch oder katholisch sind. Die wollen eine einfache Religion und einen einfachen Gott, weil sie den schweren eben nicht verstehen. Und so geht es mir auch. Ich glaube auch das es den lieben Gott nicht interessiert ob ich katholisch oder evangelisch bin. Da bin ich mir sogar ziemlich sicher. Da verlangt bestimmt keiner meine Taufbescheinigung am Himmelstor. Gott ist kein Buchhalter. Christen nehmen sich zu wichtig. Setzt man sich mal in den Flieger und verlässt das nasse Deutschland in einen anderen Kontinent, in die arabische oder asiatische Welt, findet man so schnell keinen Menschen mehr, dem man das mit evangelisch-katholisch vermitteln kann. Ohne Kirche kein Himmel – am Arsch. Das ist Katholisch."

    "Ich könnte einen Christen gut und gerne mit einem Jäger vergleichen. Denn wenn ein Jäger erzählt, akzeptieren die meisten zwinkernd, wie beim Erzählen einen Karnickel plötzlich die Beine wachsen und plötzlich ein Reh wird. Hokus Pokus durch den Glauben, der lateinisch fidibus heißt. Und beim Christ? Wie viele Mäuse da wohl beim weitererzählen zu Elefanten herangewachsen sind? Das Deutsche Christenvolk hat doch schon längst von aufschneidenden Jäger Abschied genommen – genauso von der Wahrheit des Kirchenlateins und seinem „lebendigen Gott“. Was ist denn aus dem lebendig erzählten Gott geworden, während das Reh wieder zum Karnickel schrumpft? In letzter Konsequenz ist Glaube eine persönliche Sache."

    Ich misstraue meinen eigenen Erfahrungen nicht und ich kann von mir behaupten das ich die meiste Zeit sehr glücklich lebe. Den meisten reicht die erfahrbare Wirklichkeit nicht, um die Größe Gottes zu beschreiben. Die meisten sind eben nicht mehr über die maßen schlau in unserem Land. Woran das liegt sei hier dahingestellt. Da zähle ich mich ins gute Mittelmaß. Es geht auch nicht darum das jemand Intelligenter ist als andere, es geht darum das ich das Gefühl habe, dass die halbe christliche Welt Latein redet, als wenn sie beim Arzt wäre. Der redet jawohl deshalb klug daher, damit ich mich als entsprechend dumm, abhängig, hilfsbedürftig und endlich auch zahlungsbereit sehe. Appendix statt Blinddarm. Faeces statt Scheiße! Gebetsmühlen, gemurmelt von Kirchenbeamten auf Lebenszeit. Wenn das Gerede einfacher würde. Einfach im Sinne von jeder versteht es. Wenn nicht, dann ist es Kirchenlatein, und ich glaube kein Wort mehr sondern mache mir meine eigene Religion. Ich weiß nicht ob man versteht was ich eigentlich sagen möchte. Die Kirche ist ja nicht schwerer geworden, die Leute nur einfacher oder? Früher wurde zu allem ja und armen gesagt, vielleicht sogar auswendig gelernt und heute wird eben gar nichts mehr gesagt. Da wird einfach der Fernseher eingeschaltet und eine dumme Sendung nach der anderen konsumiert.

    So ist Gott nicht.

    John


    Vielleicht ein kleiner neuer Diskussions in-put



    Re: Gott - wer ist das?

    Lesther - 15.08.2005, 19:44


    Mindsoldier hat folgendes geschrieben: ..hmm.. was aber meinst du "macht" Gott? Ich meine, wenn er unser Handeln nicht beeinflusst und niemanden belohnt was ist seine Aufgabe in unserer Welt?
    Ich glaube nicht, dass er irgendeine Aufgabe hat in dieser Welt - die Aufgaben haben wir, Menschen. Ich weiß nicht, ob Gott bzw. ein höheres Wesen diese Welt geschaffen hat, oder ob die Mikroorganismen durch "Zufall" entstanden sind - doch ich könnte mir durchaus eine göttliche Kraft vorstellen, die all dem einen "Startschuss" gegeben hat. Direkt auf der Welt haben nun aber jene die Aufgaben, die hier leben und wandeln.


    Zitat: Und die Erfüllung, nach der wir suchen sollen, wie du schreibst, worin besteht die? Die suche nach Erfüllung kann doch auch die Suche nach Gott meinen, wie sie im kirchlichen Sinne ja auch oft ausgelegt wird. Gott sei die Erfüllung. Was meinst du?
    Wenn ich wüsste, woraus die Erfüllung besteht, müsste ich sie wohl nicht suchen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand weiß, worin sie besteht, deshalb "kosten" die Menschen ja von verschiedensten Dingen, um herauszufinden, was sie glücklich und zufrieden macht.
    Ja die Suche nach Gott könnte durchaus die SUCHE nach Erfüllung sein, aber ob sie die Erfüllung tatsächlich ist, kann man wohl erst sagen, wenn man Gott gefunden hat/hätte. Was bedeutet es, Gott zu finden? Seine Kraft zu verstehen? Sein Handeln? Zu begreifen, woher er kommt, oder dass er immer da ist, auch wenn man ihn niemals sehen oder hören wird? Zu begreifen, dass Gott in allem ist?

    "Spalte ein Stück Holz, und ich bin da.
    Hebe einen Stein auf, und du wirst mich finden."

    Ist es vielleicht das? Wenn man dies versteht und danach glücklich leben kann, ist das bestimmt auch eine Erfüllung, ja.


    Auf Johns Post möchte ich jetzt nicht in einem Atemzug eingehen, das muss ich mir noch ein bisschen durch mein Köpfchen gehen lassen.



    Re: Gott - wer ist das?

    John.Coffey - 01.09.2005, 22:17


    Zitat: Auf Johns Post möchte ich jetzt nicht in einem Atemzug eingehen, das muss ich mir noch ein bisschen durch mein Köpfchen gehen lassen.


    Hast Du einen grossen Kopf :aetsch:



    Re: Gott - wer ist das?

    Lesther - 04.09.2005, 02:57


    John.Coffey hat folgendes geschrieben: Zitat: Auf Johns Post möchte ich jetzt nicht in einem Atemzug eingehen, das muss ich mir noch ein bisschen durch mein Köpfchen gehen lassen.


    Hast Du einen grossen Kopf :aetsch:

    :shock: :oops: oh vergib. das habe ich wirklich vergessen. *schäm*

    Wird sofort nachgeholt. +will+



    Re: Gott - wer ist das?

    Lesther - 24.09.2005, 13:10


    Geld und Kirche - Kirche und Jägerlatein -

    Gott ein Tyrann?


    Zitat: Ich glaube auch das es den lieben Gott nicht interessiert ob ich katholisch oder evangelisch bin.
    Nein, der liebe Gott ist kein Buchhalter, und immer schon habe ich mich gefragt, weshalb die Menschen Glaubenskriege führen. Niemand verbietet ihnen, an ihren Gott zu glauben, in ihren Himmel zu schauen und zu beten, und ihren eigenen Worten Ausdruck zu geben.
    Letztendlich ist es doch nicht relevant, wie man sich einen Gott vorstellt. Es ist sinnlos, anderen sein eigenes Götzenbild aufdrängen zu wollen. Das wichtigste ist, dass jeder die Freiheit hat, an etwas zu glauben - und jeder, der diese Freiheit gebraucht, tut etwas für sich alleine.

    Christen nehmen sich zu wichtig, ja. Aber nicht nur Christen. Auch Muslime, deren häufigste Kriegsursache wohl der Glaube ist. Die nur diesen einen Gott akzeptieren - oder?
    Du sollst an einen Gott glauben.
    Ja, an einen. An irgendeinen. Such dir einen Gott aus. Bastel ihn dir selber. Der Glaube muss frei sein, oder irgendwann wird es niemanden mehr geben, der glauben möchte, weil es niemanden mehr glücklich machen wird.
    Ohne Kirche kein Himmel - ohne brüchige Ziegelsteine keine Erfüllung. Ohne verwitterndes Material keine Hand, die einem gereicht wird?
    Wie Ironie erscheint mir das - die Christen halten sich ihre eigene Vergänglichkeit vor, so erscheint mir das. Wenn ihr Glaube so zerbrechlich ist wie ein jahrealtes Haus, was ist dann ihre Hoffnung? Wie soll man auf so wackeligem Fundament ewig leben?

    Der US-Sänger Marilyn Manson wurde in einem Film oder Interview dazu befragt, dass man sagte, er schade der Jugend mit seiner Musik. Seine Antwort war:
    "Diese Eltern sollten sich darüber Gedanken machen, wie wackelig ihre Moralen sind. Wenn sie so standhaft wären und Hand und Fuss hätten, sollte ich allein doch nicht imstande sein, sie zu stürzen."

    Ich finde, gewissermaßen passt das hierher. Ein Fundament, ein Grundsatz, etwas zum Anhalten kann doch nicht von einem Windstoß weggerissen werden.

    Glaube als persönliche Sache - kein Grund, zu streiten, zu diskutieren. Niemand befiehlt dir, was du denken oder träumen sollst, also kann dir auch niemand befehlen, woran du glauben sollst. Deine Wertvorstellungen im Leben sind das, was dich leitet. Wenn dich jemand anders woanders hin leitet, verfälscht er dich.


    Warum, ja, warum wollen die religiösen Oberhäupter uns wie der Arzt in Angst und Hilflosigkeit halten? Warum erzählen sie uns vom Höllenfeuer und ewiger Qual?
    Doch nur, um uns zu knechten, an sie zu binden und ergiebig die Köpfe zu senken.
    Doch das kann nicht im Sinne eines liebenden Gottes sein, der uns alle Sünden vergibt und uns als sein Abbild geschaffen hat. Wie soll man jemals frei sein, wenn der Weg zur 'Freiheit' eine lebenslange Knechtschaft ist? Uns wurde DIESES Leben geschenkt, DIESE Welt in der wir atmen, und es ist nicht unsere Aufgabe, unsere Köpfe vor der vagen zukünftigen "Ewigkeit" zu beugen.

    Gott ein Tyrann?

    Nein, so ist Gott wirklich nicht.



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